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Amts- Wi> Aizcheblatt für de« Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung LS15L Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u, Sonn abend, Jnsertionspreis: die Ileinspalrigc Zeile 12 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 3V Pi, Lbonrrcment vicrtelj. I M, 20 Ps, riistchließl. des „Jllustr. Unterhaltnngrbl," u. der Humor, Beilage „Teisen- blasen" in der Expedition, bei unsern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten, Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hanne bohn in Eibenstock, rn 48. Jahrgang. —— —.1 „,i Sonnabend, den 10. August Uebrrng -er Pflichtfeuerwehr, Abtheilung IT, Sonntag, den 11. August istvl früh t> Uhr: Rettung«- und Wach-Mannschaft, ,, 7 „ Absperr-Mannschaft, Vormittags Uhr: Spritzen-Mannschast. Zur Abtheilung 8 gehören alle diejenigen dienstpflichtigen Personen, deren Familiennamen mit den Buchstaben * bi« anfangen. Die Rettung«- und Wach-, sowie die Absperr - Mannschaften stellen im Schulgarten, die Spritzenmannschaften im Magazingarten. Die Zeuerwehrabzeichen sind mitzubringen und gegen Aushändigung neuer Abzeichen vor der Nebung abzugeben, Unentschuldiglcs oder nicht genügend entschuldigtes Ausbleiben, verspätetes Erscheinen, sowie jeder Ungehorsam gegen die Vorgesetzten, insbesondere das Rauchen im Dienste wird unnachsichtlich mit Geldstrafe bis zu 60 Mark bez. Hast bis zu 14 Tagen bestraft. Mit Rücksicht aus die früheren mangelhaften Entschuldigungen weisen wir noch be sonders daraus hin, daß Entschuldigungen Vor der Uebung rechtzeitig bei dem betreffenden Zugführer unter Angabe der Gründe schriftlich oder mündlich anzubringcn sind, Eibenstock, den 6, August 1901, Dcr Rath der Stadl. I. V.: Justizrath Landrock. Müller, Ilie Keimkeyr des Grafen Waldersee. Graf Waldersee har wieder den heimathlichen Boden betreten. Nicht die hohen Ehrungen empfingen ihn, die ihm sein Kaiser zugcdacht hatte, sondern dar Trauergeläut, da« der dahingeschiede nen Mutter des Kaiser« galt. Die Fahnen hängen schlaff halb mast; statt mit persönlichem freudigen Willkommen kann der Keiler nur durch Draht seinen Marschall begrüßen. Ist die Empfangsfeierlichkeit auch, wie c« die Umstände ge bieten, eine stille, so ist sie darum nicht minder herzlich, und der verständige Thcil de« deutschen Volke«, der glücklicherweise noch immer die Mehrzahl umfaßt, dankt dem greisen Soldaten und Diplomaten herzlich für da«, was er seinem kaiserlichen Herrn und keinem Vaterland während de« letzten Jahre» in der Ferne geleistet hat. Gras Waldersee hat viel mehr gethan, al« der äußere Anschein zeigt: Er hat einen heiklen Posten, die schwierigste Stellung, die seit Jahrzehnten einem Mann gegeben war, mit Ehren au«gefüllt. E« ist eine schöne Sache um die militärische Unterordnung und den klaren Gang der Instanzen. Da« Oberkommando be fiehlt, die Korps, Divisionen, Brigaden :c. befehlen weiter und nach kurzer Zeit giebt der letzte Unteroffizier feine Anordnungen an die Korporalschast au«. Davon konnte in China nicht die Rede sein. Die fremden Truppentheile waren den Oberkomman- direnben nur formell untergeordnet, in Wirklichkeit aber unab hängig. Statt zu befehlen, mußte der Marschall verhandeln, statt klarer Dispositionen gab c« Kompromisse. Und auch dieie« wäre nech zu ertragen gewesen, hätte der Graf nur mit den fremden Generalen zu thun gehabt. Aber auch die Diplomaten griffen in seinen Befehlsbereich, und war e« ihm gelungen, die Ge sandten zufriedcnzustcllen, dann erfolgten von Seiten der fremden Kabinette Spezialordres und Anweisungen, die das erreichte Ein- verständniß über den Haufen warfen. Daß in dieser babylonischen Verwirrung überhaupt etwa« erreicht worden ist, muß Wunder nehmen und verdient höchste» Lob. Einen Ausweg zu finden, konnte nur einer Persönlichkeit gelingen, die ebenso befähigt al« Militär, wie al« Diplomat, vom Morgengrauen bis zur Nacht sich ganz in den Dienst der Sache stellte. Ein Oberkomman- direnver hat sonst, unter anderen Umständen, nicht» mit dem Kleinbetrieb de» Heere« zu thun, er darf unter keinen Umständen sich in Einzelheiten verlieren. Er muß den Kopf frei behalten für die ungeheure Verantwortung und überläßt Alle« seinem Keneralstab, durch dessen Chef er mit dem RicsenorganiSmu« der Armee in Fühlung stehl. Für da» ostasiatische Oberkommando traf diese GeschäftSvertheilung nicht zu. Graf Waldersee mußte sich infolge jener „Friktionen", die oben berührt wurden, stet« persönlich in jede Angelegenheit mischen, da nur seine Autorität den Frem den gegenüber in die Wagschale fiel; damit erwuchs aber eine Arbeitslast für den Siebziger, die an da» Fabelhafte grenzt. Daß er fein Ziel erreicht, seine Aufgabe glänzend erfüllt hat, können nur armselige Spötter leugnen oder solche Köpfe, die in China eine Folge großer schlachten und Belagerungen erwarteten. Bon allen Seiten, au« dem Munde berufener Autoritäten de« Auslände« ist die Arbeit»leistung de« Marschall« bewundernd anerkannt worden, ebenso wie sein feiner Takt. Hat doch selbst der französische Gesandte Pichon mit den Ausdrücken der höchsten Anerkennung für den Grafen nicht zurückgehalten, haben ihm doch selbst der Zar und Kaiser Franz Joseph in den schmeichelhaftesten Autdrücken für seine Leistungen gedankt. So haben wir guten Grund, den Heimgekehrten gleichfalls mit Dank zu empfangen, der nicht in großen Worten und Jubelhymnen liegen soll, aber wohl in der Wcrlhschätzung, die man der Person de« Marschall« fürder entgegenbringt. Möchte er an der Seite der Gattin nun von den Strapazen au«ruhen können und da frohe Bewußtsein genießen, kräftig milgewirkt zu haben zum Ruhme und zur Ehre de« deutschen Namen« im fernen Osten. Tagesgefchichte. — Deutschland. Für die BeisetzungSfeierlich- keilen der Kaiserin Friedrich sind folgende Bestimmungen getroffen: Am Donnerstag fand im Schloß eine Familienandacht statt, an der nur die Angehörigen, der Hofstaat und die Schloß dienerschaft theilnahmen. Sonnabend Abend '/,10 Uhr wird der Sarg mit Fackelbegleitung nach der Eronberger Stadtkirche über führt. Am Sonntag Nachmittag 4 Uhr soll in der Stadlkirche eine Feier abgehalten werden. Da« Kaiserpaar reist noch am selben Abend nach Potsdam ab. Montag Abend wird der Sarg nach Potsdam befördert, wo am Dienstag, den 13. d«., Vor mittag« die Beisetzung im Mausoleum der FricdenSkirchc statt findet. Sämmtliche Feierlichkeiten sollen sich, dem ausdrücklichen Wunsch der Verstorbenen entsprechend, in möglichst einfacher Form vollziehen, unter Hinzuziehung nur der Nächststehenden. — Die Trauerfeicr in der Eronberger Stadtkirchc erfolgt auf persönliche Anordnung der Verstorbenen. Die Kaiserin hatte auf dem Schmerzenslager ihrer Familie gesagt: „Ich wünsche aufgebahrt zu sein nicht an der Stelle, wo ich so große Qualen gelitten, sondern in der JohanneSkirchc in Cronberg, wo ich so ost Tröstung gefunden habe!" E« war der Wille der Kaiserin Friedrich, daß nicht« über ihre Krankheit in die Oeffentlichkeit gelangen solle. Der Kaiser hat daher Veranlassung genommen, den Aerzten seine Genugthuung auSzusprechcn über die Diskretion, mit ter da« Leiden nach Außen hin behandelt worden ist, so daß in der Oeffentlichkeit keinerlei Diskussion über die Krankheits geschichte stattgefundcn hatte. — Hamburg, 8. August. Ueber die Ankunft de» Grafen Waldersee wird berichtet: Um N Uhr traf die „Gera" im Hafen ein. Sie war festlich geschmückt und hatte über die Toppen geflaggt. In ihrer Begleitung befanden sich zahlreiche Passagierdampfer, die den Heimkehrendcn entgegen gefahren waren. Die Chinakriezer in Khakiunisorm, sowie die Unteroffiziere und Mannschaften de« Oberkommando« hatten nebst der Stabswache auf dem Oberdeck Aufstellung genommen und ließen beim Passiren der reichgeschmückten St. Pauli-Land- ungSbrücke ein dreifaches kräftiges Hurrah erschallen, da« von der am Ufer stehenden dicht gedrängten Menge erwidert wurde. Kurz vor 1 Uhr verließ Gencralfeldmarschall Graf Waldersee mit Gefolge die „Gera" und begab sich auf den festlich geschmück ten Dampfer „Willkommen". Ohne Musik, aber unter brausen den Hochrufen der nach Tausenden zählenden Menge fuhr der „Willkommen" die kurze Strecke vom IonaS-Hafen nach der mit Teppichen belegten, festlich geschmückten St. Pauli-Landungsbrücke, wo Bürgermeister Hachmann sowie zahlreiche Generale sich in dem dort errichteten EmpfangSzelte eingefunden hallen. Hier fand militärischer Empfang statt; General von Wittich richtete an den Feldmarschall eine Ansprache. Gefolgt von den Gene ralen und zahlreichen anderen Offizieren trat nunmehr Graf Waldersee in der Uniform der KönigS-Ulanen, den Marschallstab in der Rechten, bei strömendem Regen au» dem Zelte. Die Ehrenkompagnie präientirte und abermals erschollen brausende Hochrufe. Der Marschall schritt die Front der Kompagnie ab und nahm sodann vor dem Zelte Aufstellung,- woraus die Kom pagnie in Scktionrfront einen Parademarsch ausfuhrtc. Mit dem General Wittich bestieg der Gencralfeldmarschall den offenen Wagen und fuhr durch die rcichgeschmückten, mit einer dichten Menschenmenge gefüllten Straßen nach dem Rathhause, wo um 1'/, Uhr der Empfang durch den Senat stattfand. Während der Fahrt grüßte Graf Waldersee fortwährend und dankte für die Ovationen de» Publikum«. An den Empfang schloß sich ein Frühstück an. Da« Aussehen de« Grafen Waldersee ist vor züglich. — Der Kaiser sandte dem Grafen Waldersee ein lange« BegrüßungStelegramm und verlieh ihm den Orden z>our le uu-ritv mit Eichenlaub unter Belassung in der Stellung de« Inspekteur« der dritten Armeeinspektion. Graf Orsenburg, der Sondergesandte de« Prinzregenten von Bayern, überreichte dem Grasen die Insignien de» HauSorden» vom heiligen Hubcrtu». — Frankreich. Prinz Heinrich von Preußen traf am Donnerstag früh 8 Uhr an Bord de« deutschen Kreuzer» „Hcla" auf der Rhede von Brest ein. Die „Hela" tauschte beim Einlaufen mit den dort liegenden Schiffen Salutschüsse au«; alle Schiffe hatten halbmast geflaggt. Sogleich nach der Ankunft wurden von einem Kanonenboot die für den Prinzen Heinrich bestimmten Postsachen an Bord der „Hcla" gebracht. Nachdem der Kommandant der „Hcla" mit den Vertretern der Behörden Besuche auSgctauscht hatte, ging der Kreuzer um ',,3 Uhr wie der in See und begab sich zu dem deutschen Geschwader, da» auf der Höhe von Quessant kreuzte. — Pari«, 8. August. Der Lustschiffer Santo« Dumont stieg mit seine« Luftschiff heute früh 6 Uhr >0 Minuten im Park von Saint Cloud aus. Er umkreiste den Liffelthurm in 9 Minuten 34 Sek. und lenlte sodan» leinen Ballon in die Richtung aus Saint Cloud, al» ein Windstoß den Ballon au« der Richtung brachte. Da» Vorderlheil de» Ballon« trieb un gefähr k>0 Meter zurück, da» Wasserstosfga« entwich au» dem Vorderlheil in da» Hinterthcil und letzterer senkte sich stark. Sanio« brachte sofort den Motor zum Stillstand, worauf der Ballon von selbst fiel. Unglücklicher Weise streifte die Um hüllung de« Ballon» da« Dach eine« Ostöckigcn Hause« de» Quai Passy; eine Detonation erfolgte, der Ballon cxplodirte und fiel. Der Rand der Gondel blieb am Giebel hängen und Santo» mußte hinzekauert in der Gondel über eine halbe Stunde in dieser gefährlichen Lage ausharren. Ein Zimmermann nahm den Weg über die Dächer und e« gelang ihm, Santos ein Seil zuzuwerfen, da» dieser sich um den Leib schlang; mit vieler Mühe konnte der Zimmermann daraus Santo» zu sich Heraufziehen. Santo» ist unverletzt und erklärt, er sei bereit, seinen Versuch zu wiederholen, sobald der Ballon auSgebcssert sei. — England. Den Urtheilen gegen die englische Kriegsführung gesellt sich eine beachtcnSwerthc Stimme zu. In einem Schreiben an den „Manchester Guardian" tritt der greise Feldmarschaü Sir Neville Chamberlain der jüngst auSge- drückten Ansicht entgegen, daß der Feldzug in Südafrika durchweg im Einklänge mit den anerkannten Regeln der zivilisirten Krieg führung geführt worden sei. Durch Niederbrennen von Buren farmen, Wegführung von Viehherden, Vernichtung von Lebens mitteln, zwangsweise Unterbringung von Frauen und Kindern in Gefangenenlagern habe die britische Regierung den anerkann ten Regeln der Kriegführung zuwidergchandelt. Neville Cham berlain fügt hinzu, e« scheine vergessen worden zu sein, daß die unter Waffen stehenden Buren niemals aufgehört haben, die Rechte einer kriegführenden Partei zu besitzen. — Südafrika. Lord Kitchener Hal bereit» mehr wie einmal in Gefahr geschwebt, von den Buren gefangen zu werden. Einer Depesche des Oberbefehlshabers nach haben die Buren es wiederum gewagt, seine Person anzugreiscn. Aller dings berichtete Kitchener selbst nichts über fei» Abenteuer, sondern speist da» englische Volk wieder mit der lakonischen Meldung ab: Kapitän H. H. O'Flaherty und Sergeant Mogg wurden gctöbll:, ein Leutnant und sechs Mann wurden beim Rietvlci verwundet. Alle Leute gehören der Leibwache Kitchener« an. Die Lage in Südafrika, mit welcher Ehren-Chamderlain so zufrieden ist, dürfte demnach nicht so rosig sein, denn abgesehen von allen anderen „Unglücksfallen", die den Engländern täglich zustoßen, zeugt e« gerade nicht für große Sicherheit in den neuen „Kolonien", wenn der Oberbefehlshaber selbst den Kommandanten feiner Leib garde im Gefecht verliert und sein Leben ständig in Gefahr schwebt. — Lord Kitchener meldet au« Pretoria vom 8. August: Ein zu Steinacker« Reitern gehöriger Posten von 25 Mann wurde am Sabyfluß von Buren überrumpelt und gefangen ge nommen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 9. August. Gestern Nachmittag gegen 5 Uhr brach im Hüttner'schen Haufe in unmittelbarster Nähe de« ehemaligen Gasthof« zum Stern hiersclbst Feuer au«, da» sich wegen der alten Bauart der Häuser sehr schnell verbreitete und deren vier total einäscherte. E» brannten nieder die G-- bäude von Bäckermeister Otto Dörfsel, Restaurateur u. Fleischer meister Gustav Hüttner, Klempnermeister und Oekonom David Schindler und fiskalischen Straßenarbeiter Juliu» Hahn. 9 Familien wurden dadurch wohnungSlo«, 2 Familien darunter sind ganz mittellos. Von auswärtigen Spritzen erschienen Schön heide und Blauenthal, wovon Schönheide den ersten Prei« er hält. Die Entstehungrurjache ist nicht bekannt, jedoch dürfte die selbe auf einen Essendcsekt zurückznführen sein. — Eibenstock, 8. August. Eine interessante UebersichtS- kartc de« Fährverkehr« auf den sächsischen Staatsstraßen ist im Auftrage de« Königlichen Finanzministerium« vvn der „Graphischen Kunstanstalt Globu«, Robert Mittclbach und Georg E. Walther" in Dre«den hergestellt worden. Aus der Karte sind die ge- sammten Straßenzügc der sächsischen Staat»straßcn eingetragen und zwar je nach dem Umfang de« sich daraus abspielenden Fährverkehr» in dünneren oder stärkeren Linien. Bei der betr. Verkehrrzählung sind nur die mit Zugthieren bespannten Fahr zeuge berücksichtigt worden. In die Straßenzügc eingeschriebene Ziffern weisen die Zahl der täglich verkehrenden Fahrzeuge nach. Nach der Karte verkehren täglich von Eibenstock nach Mulden hammer bez. Hund»hübel 135, Ichönheiderhammer 118, Wolfr- grün 109 und Wildenthal 89 mit Zugthieren bespannte Fahrzeuge. — Eibenstock. In dem freundlichen, gegenwärtig von drei Chemnitzer Ferienkolonien belebten Stützengrün, welche« nach der letzten Volkszählung 2213 ev.-luth. Einwohner zählt,