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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 27.02.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190202276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19020227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19020227
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-02
- Tag 1902-02-27
-
Monat
1902-02
-
Jahr
1902
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Da» Krankenhaus wurde von 2! Personen mit 220 Berpflcglagrn frequentrrt. Im Armenhaus« wohnten 3 Familien mit 9 Köpfen. Die Pflichtfeuerwehr bestand aus 143 Absperr, IW Rettung« und ISO Spritzenmannschaften 402 Mann. Die Gaserzeugung der Gasanstalt steigerte sich von 183 782 ctnu im BettiebSjahre 1899/1900 auf 204 473 ekm im BetriebSjahr 1900/1901 20 691 elnu mehr. Die Sparkasse verzeichnete im Jahre 1891: im Jahre 1901: Ginlegerguthaben I 822 474 M. 8« Pf. 3 130 000 M. — Pf. Reingewinn IS 711 OS . 35 000 - - - Reservefonds 98 078 » 08 . 1S6SOO - — . Berlustreservefonds — — « 3I S00 - — - Bei der Stadtkasse verwen» deter Ueberschuß 12 200 - — . 25000 - — . Die seit 1. April 1893 eingeführte Biersteuer ergab im Jahre 1894 einen Ertrag von 3832 M. 79 Pf., im Jahre 1900 4304 M. 83 Pf. Nach diesen Ausführungen dankte der Bürgermeister den Stadträthen für ihre Milarbeit im vergangenen Jahre, besonders Herrn Stadtrath A. Meichßner für die Vertretung deS Bürgermeisters während seiner Beurlaub ung, dem Herrn Stadtverordneten-Vorsteher für sein freundliches Entgegen kommen und den städtischen Beamten für treue Pflichterfüllung. Sodann nahm der Vorsitzende die Verpflichtung der neu- bez. Wiede» gewählten Stadtverordneten vor. Mit Genugthuung wurde die Mittheilung des Bürgermeisters begrüßt, daß Herr Stadtrath Justizrath Landrock hier nach 2 jähriger Mitgliedschaft im Stadtverordneten-Collegium zu Kirchberg von 1883 bis mit 1887 dem Stadtverordneten Collegium zu Eibenstock und zwar von 188S ab als Vor steher angehört habe, von 1888 bis jetzt aber Mitglied des RathscollegiumS und nunmehr seit 1892 den Bürgermeister vertrete, also das lOjähr. Jubi läum als Bürgermeister-Stellvertreter feiere. Er sprach Herrn Justizrath die vollste Anerkennung für seine Thätig^ seit im Dienste der Stadt, sowie seinen und der Stadt Dank aus. Mil bewegten Worten schilderte er die versöhnliche, beruhigende, stützende und hilfsbereite Wirksamkeit deS Herrn Justizrathes im privaten und dienst lichen Leben, namentlich aber auch dessen werthvolle, uneigennützige, objektive und freundschaftliche Haltung gegenüber den 3 letzten Bürgermeistern, die wesentlich zur Aufrechterhaltung deS Friedens in den städtischen Körper schaften und zur Milderung aller Gegensätze beigetragen habe. Er könne der Stadt neben größter Einigkeit nur noch wünschen, daß ihr stets solche unantastbare, hochangcsehene Ehrenmänner mit demselben warmen Interesse für unser Gemeinwesen zur Seite stünden u. die Bürgermeister unserer Stadt mit Nath und That auf ihrem Pflichtwege so unterstützen, wie Herr Justiz rath Landrock. Herr Justizrath sei durch Allerhöchste Gnade bereits mit Orden und Titel ausgezeichnet. Der Stadt erübrige nur der Ausdruck herz lichsten, aufrichtigsten Danke- mit der Bitte, der Stadt Eibenstock und ihrem Bürgermeister rechr lange treu zu bleiben. Herr Justizrath dankte erfreut für die herzliche Anerkennung, welche ihm geworden sei und versicherte, auch künftig gern und eifrig zum Wohle der Stadt wirken zu wollen. 1) Die darnach erfolgende Ausloosung eines Stadtverordneten zur Ergänz ung des ersten Drittels ergiebt, daß Herr Stadtverordneter Auerswald an die Stelle des ausgeschiedenen Herrn Ziegler zu treten hat. 2) Die Wahl des Stadtverordneten - Vorstehers erfolgt durch Stimmzettel. Eingegangen sind 20 Stimmzettel. Die unter Beisitz der Herren Diersch und Hertel vorgenon.mene Stimmenauszählung ergiebt die Wahl des Herrn Diersch mit 19 Stimmen. I Stimme fiel auf Herrn Hirschberg. Herr Diersch ist sonach gewählt. Er erklärt auf Befragen des Herrn Vorsitzenden dankend die Annahme der Wahl. 3) Darnach übergiebt der Herr Bürgermeister Hesse den Vorsitz an Hrn. Stadt verordneten-Vorsteher, welcher ihn mit der Bitte an das Collegium über nimmt. ihn im neuen Jahre nach besten Kräften unterstützen zu wollen. 4) Die Wahl des Stadtverordneten-Vicevorstehers wird ebenfalls per Stimm zettel vorgenommen und Herr Fritzsche mit 16 Stimmen als Stadtver ordneten - Vicevorsteher wiedergewählt. 2 Stimmen fallen auf Herrn Meichßner, 1 Stimme auf Herrn Hirschbcrg, 1 Stimme ist ungiltig. Herr Fritzsche nimmt das Amt ebenfalls dankend an. 5) Wahl der Mitglieder des Smdtvervrdncten CvllegiumS in die gemischten ständigen Ausschüsse. Die Kommissionsvorschläge über die Wahl der ständigen Ausschüsse werden im Allgemeinen angenommen, nur wählt man in den Gesund heitsausschuß an Stelle des Herrn Hirschberg Herrn Hertel. 41) Herr Hertel regt noch an, daß sich der Gesundheitsausschuß in Zukunft besonders auch damit befassen möchte, die Arbeiter-Wohnungsverhältnisse zu revidiren. Herr Bürgermeister betont seine freundliche Stellung gegenüber solchen gemeinnützigen Bestrebungen und erwähnt, daß auch Nath und Gesundheits-Ausschuß sich mit dem Vorschläge befaßt hätten. Amtliche Mittheilungen über Sitzungen »es Hemeinderaths M Schönheide. Sitzung vom 15. Januar 1902. Der Gemeinderath erhebt 1) einige Vorschläge des Armenausschusses zur Bewilligung laufender Unter- stützungeu für Arme zum Beschluß, überweist L) einen auf Verlegung der Unterrichtsstunden auf die Tageszeit und auf Vermehrung der ZeichenunterrickckSstunden gerichteten Antrag des Herrn Schuldirektor an das Curatorium der gewerblichen Fortbildungsschule zur Vorberathung, hält 3) es für bedenklich bez. ungesetzlich, dem Gesuche des Bewohners eines im Muldenrhale gelegene,! Hauses um Befreiung von der Hundesteuer statt- zugeben, lehnt 4) das Gesuch um Anbringung einer Straßenlampe zwischen den Häusern Nr. 277 und 278 ab, mmmt 5) Kenntniß von der Bewilligung einer staatlichen Beihilfe zur Unterhalt ung der Volksbibliothek, bestimmt 6) Erhebung der Gemeinbeanlagen für 1902 nach dem 28fachen Satze wie im Vorjahre, genehmigt 7) das Ortsstatut über die Pensionirung der Gemeindebeamten und deren Hinterbliebenen nach dem zum Umlauf gelangten Entwürfe, beschließt 8) wegen des geplanten AnnenhauSbaues zunächst Herbeiziehung eine- spe zielleren Kostenvoranschlages und wählt 9) zu Mitgliedern deS Schulvorstands die Herren Carl Ludwig Baumann, Guido Baumann, Berger, Flemming, Hieke, Haupt, Kolbe, Lenk, Leistner, Oschatz, 1)r. Penzel und Schurig. Sitzung vom 19. Februar 1902. 4) Auf Vorschlag deS Curatoriums der gewerblichen Fortbildungsschule wird beschlossen :c. die Unterrichtsstunden für die in kaufmännischen Geschäften und sonstigen Bureaus beschäftigten Schüler auf die Tageszeit zu verlegen, I». beim Zeichenunterrichte TheUung von Classen vorzunehmen, die durch zu u und 0 nöthige Vermehrung von inSgesammt drei Unterrichtsstunden entstehenden Kosten an 165 M. zu verwilliaen, «i. das Schulgeld der gewerblichen Fortbildungsschüler auf 3 Mark jährlich für die wöchentliche Lehrstunde beim fremdsprachlichen Unterricht festzusetzen und für jede weitere wöchentliche Unter- richtSstunde von 50 Pf. auf I M. jährlich zu erhöhen. 2) Mit der im Jahre 1901 erfolgten Erweiterung deS Elektrizitätswerks ist bei einem Theile der Zähler die Constante, das ist die Zahl, mit welcher die Angabm deS Zähler- zu multipliciren sind, um die Zahl der verbrauchten Hectowattstunden zu berechnen, geändert worden. Diese Aenderung hat vielfach die Annahme hervorgerufen, daß eine Aender- ung des Strompreise- eingetreten sei. Eine solche Annahme ist jedoch irrtümlich, denn bei denjenigen Zählern, die eine höhere Constante er halten haben, laufen die Zeiger deS Zählwerkes bei sonst gleikbem Strom consum entsprechend langsamer. Der Vorsitzende constatirt dies und be- merkt, daß nach den von ihm angestellten Erhebungen im Monat Dezbr. 1901 164 Consumenten zu verzeichnen waren und die Stromrechnungen nur bei 29 Consumenten einen höheren Betrag aufaewiesen hätten, als rm gleichen Monat deS Jahre- 1900. Bei 2l dieser Consumenten sei der Grund deS Mehrverbrauchs erklärlich, nur bei 8 Consumenten be ruhten die Differenzen möglicherweise auf mangelhafter Funktion der Zähler. Eine fachmännische Prüfung der letzteren sei von der Pächterin zugrsichert worden. 5) Die vorübergehende Anlegung von Sparkaffengeldern soll nur bei einem der in der Verordnung vom 13. Mär- 1900 genannten Institute erfolgen. 4) Nachdem die Prüfung der Semeindranlagenrechnung deS Jahre- 1900 vom Rechnung-au-schuß beendet ist, wird gedachte Rechnung für richtig erklärt L) Die Bertheiluna der Zinsen des Leopold Gerischer'schen Legates und der Ursula Leistner-Stistung wird nach den Vorschlägen deS Armenaus- schufseS genehmigt. 6) Zur Annahme gelangen di« in D rucke;cmplarrn vorliegenden Entwürfe der 1902er HauShaltpläne. In Lievesketten. Novelle »on Adolf Katzl«. Der wundervolle Monat Mai, den die Dichter so ost be sungen haben, ist nicht immer der Wonnemonat, al» der er so gerne dargestcllt wird. Wenigsten« für die Bewohner de« Ostsee strande» ist er ost recht rauh und kalt ; scharfe Winde wehen von der See her und halten Blätter und Blüthen lange,in ihrem warmen Bersteck zurück, bi« endlich ein sonniger Tag oder ein milder Nachtrcgen sie au» der Verborgenheit hervorlockt. Dann ist plötzlich, wie mit einem Zaubcrschlage, Alles grün geworden, und verwundert schaut man de« Morgen« aus die zarten grünen Blätter und die schneeigen Blüthen, mit denen Bäume und Sträucher sich über Nacht geschmückt haben. Ein solcher Frühlingstag entschädigt dann aber auch sür die lange ermüdende Erwartung. Der Mai wird dann in Wirklich keit zum Wonnemonat, da« Herz wird weit und sehnsuchtsvoll, und selbst der kälteste, abgeschlossene Mensch empfindet dann da« Bedürfniß nach Glück, »ach Liebe und Wonne, da jeder Athcmzug neue Lebenskraft in ihm erweckt. Wer ein Herz hat, dem er sich ganz ergeben, heute schließt er sich doppelt innig an dasselbe an, der Einsame aber, dem das Glück nicht beschccrt ist, fühlt von -Neuem in seinem Herzen sich Wünsche rege», die er vielleicht längst begraben wähnte. So ging es auch dem Baron von Ebendorf, einem der reichsten Gutsbesitzer an dein fruchtbaren Ostscestrande. Der schöne Maienmorgen litt ihn nicht in seinem palastähnlichen Herrenhausc, nicht in dem großen Park, nicht in dem kultivirten, gutgchaltcncn Blumengarten; Alle«, was das Herz erfreuen konnte, war da, aber da« Beste fehlte ihm doch: ein liebendes Herz! Er bewohnte ganz allein mit seinem Dienstpersonal das herrliche WilmerShagen; seine Ellern waren tobt, seine einzige Schwester verheirathet, und er, ein ernster, zurückhaltender Mann, halte trotz vieler Gelegenheiten, die ihm geboten worden waren, sich noch immer nicht entschließen können, zur Wahl einer Gattin zu schrei ten. Sein großes Gut, Lektüre und Musik, die er mit Geschmack und selbst mit Virtuosität trieb, nahmen so sehr seine Zeit in Anspruch, daß er nur selten das schmerzhafte Gefühl des Allein sein« empfand. Heute aber regte sich unwiderstehlich der Wunsch nach Gemeinsamkeit im Genuß de« erwachenden Frühling«. Er hatte deshalb schon früh sein Pferd satteln lassen und war fort geritten durch die grünen Felder der See zu, die nur, von leichten Wellen gekräuselt, in leisem Geplätscher am niedrigen Ufer sich brach. Mit vollen Zügen athmcte er die frische würzige Seeluft ein, al« er den Strand sinnend langsam entlang ritt. Er war ein kräftiger Mann in der vollen Blüthc de« Leben«. Ein voller, blonder Barl umrahmte da« scharsgcschnittcnc, stolze Gesicht, dessen ernste» Ausdruck ein paar graue, vcrständnißvoll und nachdenklich blickende Augen milderten. Fest und sicher saß er auf dem feu rigen Rappen, der ungeduldig den langsamen Schritt, der seinem Herr» beliebte, cinhielt. Aber bei jeder unwilligen, raschen Be wegung de« edlen Thiere« wurde der Zügel, der so lange lose auf dem Nacken gelegen hatte, fest und straff angezogen, sodaß cs sich der energischen Hand seine« Reiters bewußt, wenn auch mit an- muthigem Schütteln de« hochgetragenen Kopfe«, in den mächtigeren Willen seine« Herrn fügte. Die niedrigen Dünen, die läng« des Strande« hinlicfen, wuchsen allmählich zu einer bedeutenden Höhe heran und schoben ihren Fuß so dicht an die See, daß der Reiter stellenweise einen gar engen Reitweg fand und die Hufe seine« Pferde« oftmals voni hellschinunernden Scewasscr bespült wurden. Da« dunkle Auge de« Baron« schweifte mit dem Ausdruck freudigen Genusses über da« ungemein schöne Bild, da« der wcchsclvolle Strand dar bot. Da« Helle Krün der Buchen, die den Kamm der hohen Dünen bedeckten, mischte sich mit dem dunkeln, fast schwarzen Vaub der Tannen, während zwischen ihnen alte knorrige Eichen ihre fast kahlen Aeste hoch in die Lust streckten, al« breiteten sich tausend Arme sehnsüchtig zum blauen, lachenden Frühlings himmel au«. Bald schloss und steil, der weiße Sand hell von der Morgen sonne beleuchtet, bald in allmählicher Abdachung und dann bi« zum Fuße mit grünendem Buschwerk bedeckt, senkten die Dünen sich zur See hiuab. Auf einem dieser Abhänge zeigte sich jetzt ein schmaler Weg, der nicht zu steil aus die Düne hinaufsührte. Der Baron schlug ihn ein und oben seinem freudig auswiehcrn den Pferde die Sporen gebend, ritt er im scharfen Trabe durch den duftenden Wald einem in der Ferne weiß durch die Bäume schimmernden Herrenhause zu, vor dem er sein Pferd anhielt. Dem hcrzucilcndcn Diener die Zügel zuwerfend, schritt er rasch wie ein alter Bekannter durch die hohen, alten Zimmer und öffnete eine Glasthüre, die zu einer grünumrankten Veranda führte, in der ei» Herr und eine Dame plaudernd und lachend am Frühstückstisch saßen. »Ah, lieber Ebendorf/ rief der Herr aufspringend und dem Kommenden herzlich die Hand schüttelnd, »da« schöne Wetter hat Dich wohl auch herausgelockt. Nun, c« ist hübsch, vaß Du an uns gedacht hast, sei mir herzlich willkommen!" Auch die Dame, eine hübsche Blondine in eleganter Morgentoilette, be grüßte den Gast mit freundlichem Neigen de« anmuthigen Köpf chen« und reichte ihm ihre zartgesormte Hand, die er artig an feine Lippen drückte. »Meine gnädige Frau," sagte er, »nehmen Sie heute den armen Einsamen in Ihrem häuslichen Paradiese auf; noch nie hat mich da« Alleinsein so bedrückt, al« an diesem ersten schönen Frühlingstage!" »Ist es denn aber nicht Ihre Schuld," erwiderte die Dame mit anmulhigem Lächeln, »daß Sie so einsam sind? Doch setzen sie sich zu un»! Denken Sie nur, wir sprachen eben von Ihnen, al« Sie kamen." »Sie sind sehr gütig, gnädige Krau, daß Sie meiner ge denken," sagte der Baron. »ES ist ein beglückende« Gefühl für mich, zu wissen, daß e« in der großen Welt doch noch eine Seele gicbt, die sich mit mir, dem Einsamen, in freundlicher Weise be schäftigt." »Man beschäftigt sich mehr mit Ihnen, al« «ne denken," erwiderte Frau von Bronikowski, ihrem Gemahl einen verständ nißvollen Blick zuwerfenr. »Wenn Sie nur die Augen öffnen und um sich schauen wollten; Sie wissen gar nicht, wie Sie be neidet werden." Dabei sah sie schalkhaft lächelnd ihren Gatten an. »I, wahrhaftig, Ebendorf," ries dieser. »Du hast ein be- neiden«werthe« Glück bei den Frauen. Nicht allein die schönsten Mädchen der ganzen Gegend eroberst Du, »ein, auch mein kleine» Weibchen hast Du so vollständig gewonnen, daß ich schon ganz eifersüchtig geworden bin. Den ganzen Morgen heute hat sie nur von Dir gesprochen, von Deiner interessanten Unterhaltung, von Deinem guten Aussehen auf dem letzten Fest bei Rütz, von Deiner Liebenswürdigkeit —" Krau von Bronikowski war aufgesprungen und schlug den Gatten mit der zierlichen Hand leicht auf den Mund. »So schweige doch. Du Berräther," ries sic, »ist »er Herr Baron nick« etwa eitel genug, daß Du ihn noch eitler machen willst? Achtet er doch nicht einmal der Eroberungen, die er macht, obwohl die ganze Welt schon davon spricht." Der Baron hatte lächelnd zugehört. »Da« ist ja eben mein Unglück, liebe Gnädige," rief er, in den scherzhaften Ton der Dame einstimmend, »ich bin zu unerfahren oder zu blöde, um ein Herz, da« sich mir zuneigt, ganz für mich zu gewinnen und festzuhallen. Sehen Sie, deshalb habe ich mich auch noch nicht verheirathet und werde auch wahrscheinlich unbeweibt bleiben." »So wäre c« vielleicht Christenpflicht, Sie aus die Herzen, die Sie so unbewußt erobern, aufmerksam zu machen," rief lachend Frau von Bronikowski. „O, Sie sind sehr klug, Herr Baron, aber so leicht entlocken Sie mir mein Geheimniß nicht, ich merke zu sehr die Absicht und weiß zu schweigen." Der Bediente, der soeben da« Frühstück brachte, unterbrach hier die Unterhaltung. Der Baron drang nicht weiter in Frau von Bronikowski, die trotz ihrer Weigerung vielleicht nicht ganz so unerbittlich in betreff ihre« Geheimnisse« gewesen wäre, und so lenkte sich die Unterhaltung auf andere Dinge. Man sprach von den Ernteaussichten, von Jagd und Fischerei, bi« endlich die Hausfrau ausstand und sich zum Mittagstisch vor bereitete. Auch der Baron erhob sich. „ Sie bleiben doch bei un« zu Mittag, Herr Baron?" fragte die Dame, al« sie mit freundlichem Gruß die Herren zu verlassen, sich anschickte. »Bedaurc für heute sehr, gnädige Frau," erwiderte er, »ich erwarte noch heute Vormittag die Dame, die ich al« Leiterin meine« Hauswesen» engagirt habe und die heute au« der Resi denz bei mir eintrifft. Nothwendigcrweise muß ich bei ihrem Empfang gegenwärtig sein, um sic in ihre neuen Funktionen cinzusühren." „Ach," sagte Frau von Bronikowski, „ich bedaurc sehr." Ein Zug verhaltenen Unmuthe« umwölkte einen Augenblick ihre reine Stirn. „Möchte Ihnen Ihre neue Acquisition mehr Glück bringen al« die früheren; Sic wissen, ich bin ein Feind dieser ver nehmen Wirthschaftcrinnen!" Sie verneigte sich bei diesen Wor ten leicht und verließ die Herren. „Warte noch einen Augenblick!" rief Herr von Bronikowski, als der Baron dem Bedienten bedeutete, sein Pferd verführen zu lassen. „Wenn c« Dir rechr ist, so will ich Dich noch ein Stück begleiten und wir machen einen Ritt durch die Felder, um zu sehen, wie da« Korn nach dem köstlichen Regen stehl." Der Baron willigte gern ein. Gleich darauf sprengten die beiden Herren durch da« Gittcrthor de« Hofe« und lenkten ihre Pferde aus den schmalen Waldweg, der au« dem Walde hinaus zu den großen Feldern de« Herrn von Bronikowski führte. Beim Anblick der üppig grünenden Saaten hob fick da« Herz der Land- wirthc vor freudiger Erregung; besonder« Herr von Bronikowski war sehr befriedigt, als beide den Rückweg cinschlugen und durch eine Waldschonung der See zuritlcn, er sprach mit großer Freudigkeit über seine große und einträgliche Besitzung. „Gott weiß wie c« kommt," sagte der Baron sinnend, „seit dem Du verheirathet bist, hast Du merkwürdige« Glück bei Allem, was Du unternimmst. Es gehl bei Dir Alles besser al« bei mir, obwohl sich keiner mehr um die Wirthschaft kümmern kann als ich." „Nun," entgegnete Bronikowski gutmüthig, „das ist eben da« Glück, das die junge Frau mit in« Hau« bringt. Der Segen kommt von oben, und ein liebende« Ehepaar, wie ich und mein Weibchen sind, muß doch unseres Herrgott« besondei« Wohl gefallen erregen." Der Baron erwiderte nicht sogleich etwa« und eine Zeitlang ritten Beide schweigend nebeneinander. Bronikowski wurde nach denklich und rang augenscheinlich mit einem Entschluß. (Fortsetzung folgt ( Vermischte Nachrichten. — Eine schwere Buße verhängte die Straskamiucr in Fulda gegen einen gewissenlosen Frevler gegen das Nahrung« mittel-Gesctz. Der Schlächtermeister Augnst Wahl von dort war angeklagt und überführt, auswärts eine hochgradig tuberkulöse Kuh gekauft, das bereit« verdorbene Fleisch eingeschmuggelt unv vertrieben zu haben. Der Gerichtshof ging wegen der bekundeten Gemcingesährlichkeit und Rohheit über den Strafantrag de« Staat-anwalt« noch hinaus und verurtheilte den Schlächter zu einem Jahr Gefängniß, verfügte auch dessen sofortige Ver haftung. — Ein edle« Kraut. Au« Bromberg wird der „Tagt. Rundschau" geschrieben: Vor mehreren Monaten entdeckte irgend Jemand, der um den Säckel de« Fiskus offenbar sehr besorgt gewesen sein muß, daß die Stadt in ihren Anlagen eine Zier pflanze verwendet hatte, die wie Tabak aussah; er schöpfte einen schwarzen Verdacht und «heilte ihn der Steuerbehörde mit. Diese stellte zunächst fest, daß der Brombcrgcr Magistrat keinen Tabak versteuert hatte, sah sich dann die Pflanzen an, ließ sic sorgfältig auszählcii und ersuchte Len Magistrat um Zahlung von M. Tabaksteuer. Der Magistrat wandte ein, daß jene Zierpflanze zwar ein Nikoiingcwächs sei, doch von einer Art, die sicherlich »och niemals in Gestalt von Cigarren oder Knaster da« Herz eine« Rauchers erfreut habe; allein cS hals nicht«, der FiSku» bestand aus seinem Schein, und die Stadt that ihm schicßlich den Gefallen und bezahlte den Betrag. Nachdem die Zierpflanze somit amtlich zum Tabak erklärt worden war, lag der Gedanke nahe, da« Kraut nun auch wirklich nützlich zu verwenden und ein Bromberger Cigarrenfabrikant erbat und erhielt die Erlaubnis, darau« Cigarren zu fertigen. Bevor er jedoch da« hoffnungs volle Erzcugniß au« heimischem Kraute dem Publikum unter breitete, wünschte der Fabrikant da« Uriheil der städtischen Be hörden über ihren Tabak zu hören und ließ bei einer kleinen Festlichkeit, die Magistrat und Stadtverordnete dieser Tage ver anstaltet halten, die neuen Cigarren herumreichen, selbstverständ lich unter Hinweis auf die Herkunft der Havana«. Einige besonders starke Männer und kühne Rancher setzten sie dann in Brand, zumal sie eine elegante Gestalt und eine „Leibbinde" mir der vielversprechenden Aufschrift „b'Ior tum" hatten - doch fühlten sie sich sehr bald in ihre Ouartancrzcit versetzt, al» sie zum ersten Mal heimlich zur „Rauchrolle" gegriffen, und wurden schließlich von einem schwer zu beschreibenden Entsetzen gepackt, da« alle Gefühle au» der Jugendzeit weit hinter sich ließ. Nach dem dieser Versuch so »übel" ausgefallen, gedenkt nun der betrübte Cigarrenfabrikant den Rest der Sorte dem Slcuerfisku« al» An gebinde zu überreichen. — Der Drei-Ohrfeigen-Wirth. In Obcrikel»heim wurde dieser Tage der allgemein beliebte Gaftwirth Metzger, genannt »Drei-Ohrfeigen Wirth", unter großer Bethciligung zur letzten Ruhe bestattet. Seinen Namen verdankte er nach den »Münch. Neuesten Nachr." folgendem Vorfall, Al« seinerzeit der Mordanschlag aus Kürst Bismarck in Kijsinzcn bekannt wurde, äußerte ein in seiner Wirthschalr zugereister Handwerksbnische, er hätte e« gerade so gemacht, wie Sullmann in Kissingcn. Metz ger war darüber sehr aufgebracht, ging auf den Menschen zu und gab ihm drei Ohrfeigen mit deu Worten: »Die ist im Namen
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