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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 07.01.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190201073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19020107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19020107
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-01
- Tag 1902-01-07
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Monat
1902-01
-
Jahr
1902
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zugcbcn und daher würden die Truppen au« Transvaal zurück- gezogen werden. — Pretoria. 3. Januar. (Meldung de« „Reucerschen Bureau«*.) Am 3l. Dezember gelang c« Bruce Hamilton nach einem Nachtmarfch ein Burenlager zu erobeni. Die Buren hatte» da« Herannaheu der englische» Streitmacht be merkt und waren zum großen Theil nach der Grenze de« Swazi lande« geflohen. ES wurden jedoch 22 Buren gefangen genom men und >4 Wagen sowie 1500 Stück Bieh erbeutet. — Ter Präsident Krüger veranlaßte Ende Oktober seinen Vertreter in Transvaal, den General Schalk Burger, die Buren generale und Kommandanten um eine Aeußening ihrer Ansichten über etwaige Frieden-bedingungen zu ersuchen. Krüger erhielt jetzt Schalk Burger« Bericht, wonach die Burenführer einstimmig ab lehn en, die Waffen niederzulegen, wenn Eng land nickt die völlige Unabhängigkeit beider Republiken an erkennt. — Ehina. Peking, 3. Januar. (Meldung de« „ Reuter- schen Bureau«.") Ter Hof ist heute in Paotingfu eingetrofsen und von aus Peking hierhergckommenen chinesischen Würden trägern in feierlichem Zuge empfangen worden. Ten fremden Gesandten ist heule mitgetheilt worden, daß die Ankunft de« Hofe« in Peking am Dienstag erfolgt. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die Ausfuhr von dem hiesigen Eonsular- bezirk nach den Bereinigten Staaten von Amerika betrug im Kalenderjahr 1901 5 572 487,-« M., wa« im Vergleich zum Ka lenderjahr >900 einen Rückgang der Ausfuhr von 69 l I76,»M. bedeutet. — Schbnheidcrhammer. Tas Leichenbegängniß der Frau Emma Edlen von Oucrfurth gestaltete sich, wie vorauS- zusehcn ivar, zu einem höchst imposanten. 'Rahm doch die ganze Bewohnerschaft innigen Antheil an dem herben Geschick, welche« die Familie betroffen. Tankbare Anhänglichkeit war e«, wa« viele dazu trieb, noch einmal am Freitag Abend, wo e« dem Publikum gestattet war, der au« dem ('eben Geschiedenen die letzten AbschiedSgrüßc zu senden. Zur Arrangirung der Trauer feier war eigens die Becrdigungsgesellschaft „Pietät" aus Dresden beordert worden. Sonnabend '„2 Uhr wurde im Hause durch den Schwager Herrn Pastor Zschocke aus Zehren die Einsegnung vollzogen. Um 2 Uhr setzte sich der Leichcnzug in Bewegung. Dem Leichenwagen voran gingen die Feuerwehr, der Frauen-, Militär-, Gesang-, Turnverein, Gcmcinderath, Schulvorstand, die Beamten und Arbeiter dcS Hüttenwerk«, welche den außer ordentlich reichen Blumenschmuck trugen. Außer verschiedenen Palmen und kostbaren Kranzspenden mit Widmungen zählte man 15 große Fächerpalmen. Dem Sarkophag folgten 32 Landauer mit Leidtragenden, darunter viele hohe Persönlichkeiten. Großer Andrang herrschte auf den Straßen. Auf dem Friedhöfe wurde der Zug empfangen, von einem Traucrmarsch Beethovens, aus- gesühri durch die Eibenstocker Stadtkapcllc. Die Grabrede hielt Herr Pfarrer Hartenstein. Ter Gesangverein sang: „Es ist bestimmt in Gottes Rath", der Schülerchor die Arie: „Begrabt den Leib in seine Gruft." Zum Schluß spielte die Kapelle: „Jesu« meine Zuversicht." Zum Gedächtniß der Entschlafenen ließ der Frauenvcrein am Sonntag eine Arie in der Kirche singen. — Bemerkt sei noch, daß die edle Frau am I. Feiertag noch nach Earolagrün gefahren war, um einem dort zur Ku» befindlichen Dienstmädchen zu bcscheereu, nachdem sie noch zuvor dem Armenhause in Schönheide einen Besuch abgestattek hatte. -Richt vergönnt ist es ihr gewesen, die Renovation des Gottes hauses unserer Parochie, welchem Vorhaben sie thatkräftigc Unter stützung zu Theil werden ließ, zu erleben. - Schönheide. In große Bctrübniß wurde die Familie eines hiesigen Former« versetzt, indem der- Vater am Freitag Abend in der 9. Stunde in seiner Schlafkammcr entseelt aus gesunden wurde. Derselbe hinterläßt seine Ehefrau und 6 zum Theil erwachsene Kinder. Am Tage hatte derselbe noch ans dem Eisenhüttenwerk gearbeitet. — Schön Heide. Die kirchlichen Nachrichten de« Jahre« 1901 sind folgende: 42." Geburten, l94 Konfirmanden, 95 Auf gebote, 75 Trauungen, 226 Sterbefäüe, 4389 Kommunikanten (64 Hau«kommunionen i, 534g,- M. Kollekten, 432,-- M. Eym- bclgeldcr, 262 M. ergab die Sammlung der christl. Liebeswerke. — Dre«den, 3. Januar. Neber einen schweren Un glück «fall, der sich gestern Rachmitlag N„4 Uhr auf dem Reubau der BezirkSschule am Freiberger Platze ereignete, wird gemeldet: Auf dem 'Reubau brach beim Ausziehen eine« großen Steine« auf den bis zum Dachstuhl vorgeschrittenen Bau ei» Balken, wodurch die schwere Bauwinde zum Absturz kam und die beiden, den Flaschenzug bedienenden 26 bez. 42 Jahre alten, verhcirathcten Arbeiter Hecker und Seliger mitriß. Diese stürzten aus vier Stock Höhe auf da« Pflaster herab, wobei sic von Trümmcrtheilen getroffen wurden. Beide erlitten schwere Verletzungen und wurden mittels Unfallwagen« nach dem Stabtkrankenhausc ge bracht. Die Balken und Eisentrümmer waren zum Theil auch aus da« Dach des RachbargrundstückS Nr. 23 gefallen und hatten dort ziemliche Beschädigungen angcrichtct. Die zu Hilfe gerufene Feuerwehr beseitigte, soweit al« nothwendig, die Trümmer. Der eine der Verunglückten verstarb auf dem Wege nach dem Kranken haufe, während au dem Wiederauskommen de« anderen sehr zu zweifeln ist. Von anderer Seite wird berichtet, der eine der Verunglückten sei sofort todt gewesen, der andere während der Ucbcrsührung gestorben. — Tharandt, 3. Januar. Ein entsetzliche« Verbrechen ist in Grumbach begangen worden. Die Ehefrau de» Berg- arbeiter Günther hat ihr unchcl. 6jährigcS Mädchen in schauder hafter Weise gemißhandelt und dadurch den Tod de« Kinde« herbeigeführt. DaS unmenschliche Weib hat dem Kinde die Haare hcrausgerauft, ihm nicht« zu essen gegeben, hat e« nackt in aller Kälte in die Kammer gesperrt und stet« geschlagen, auch hat sic die arme Kleine mit der Plättglockc verbrannt. Da« Kind ist am 28. Dezember beerdigt worden. Inzwischen hat die Staats anwaltschaft sich der Sache angenommen und die Frau wurde bereit« verhaftet. Auch der Ehemann ist im Verdacht, da« Kind gemißhandelt zu haben: er wurde am 27. Dezember ebenfall« dcm NnlcrsuchungSgerichi zugeführt. Die Eheleute sind erst ein Jahr verheirathet. — Leipzig, 3. Januar. Gegen den vormaligen Direktor der Leipziger Bank, Einer und Genossen, ist nach eingehen der, Ende vorigen Jahre» abgeschlossener Voruntersuchung vom Staatsanwalt Anklage erhoben worden und die Strafkammer I de« hiesigen Landgericht« wird nunmehr die Entscheidung über die Erösfnung de« Hauptverfahrens, treffen. Da die Hauptanklage aus betrügerischen Bankerott lautet, würde die Strafsache vor da« Schwurgericht zur Aburthcilung kommen. — Zwickau, 3. Januar. DaS „Zwickauer Wochenblatt" >Amt«blatt) schreibt: Ein immer fertiger Berichterstatter meldet heute von hier auswärtigen Blättern telegraphisch, daß die Vor arbeiten der sächsischen Regierung zur Errichtung von Thal sperren im Gebiete der Mulde und ihrer Rebenflüsse zum Ab schlüsse gelangt seien. ES sollen inSgesammt 26 Thalsperren er richtet werden, deren Kosten auf 20 Millionen Mark veranschlagt sind. — Wir möchten gegenüber dieser und ähnlicher Notizen, die schon in letzter Zeit in die auswärtige Presse lancirt worden sind, doch zur Vorsicht ralhen. Da die zunächst an den Thal sperren interessirten Fabrikanten doch kaum im Stande sein wer den, 20 Millionen Mark für solche Projekte flüssig zu machen, ein Eingreifen de« sächsischen Staate« aber unter den gegen wärtigen Finanzverhältnissen wohl ausgeschlossen ist, so dürfte die Herstellung auch nur einiger der Sperren noch in weiter Ferne stehen. — Neustädtel, 3. Januar. In der Leichenhalle de« hiesigen Friedhof« wurde am Vormittage de« 'RcujahrStageS der Leichnam eine« neugeborenen Kinde« weiblichen Geschlecht« in ein Stück weißgewirkter Jacke oder eine« Stücke« Hemde« ge wickelt und in einer Pappschachtel liegend, ausgefunden. Offen bar liegt ein Verbrechen vor, doch Hal sich hierüber bi« jetzt noch nicht« nähere« feststellen lassen, auch ist die Mutter de« Kinde« unbekannt. Den Umständen nach kann da» kleine Wesen nur einige Stunden vor seiner Auffindung am angegebenen Ort niedergelegt worden sein. — Olbernhau, 4. Januar. Bei einem Schadenfeuer, welches den Dachstuhl de« Größelschcn Wohnhauses einäschertc, verunglückten, dem „Leipziger Tageblatt" zufolge, 4 Feuerwehrleute indem sie von einer einstürzenden Esse getroffen und nicht uner heblich verletzt wurden. — Aus dem Vogtlandc. Der Königl. Förster Mehlhose au« Steinbach bei Johanngeorgenstadt, welcher vor einigen Tagen mit seiner Gattin deren in Schilbach b. Schöneck wohnende Eltern besuchen wollte, hat sich unweit der Wohnung seine« Schwiegervater« erschossen. Mehlhosc war vor längerer Zeit durch den Schuß eine« Wilderer« am Kopfe verletzt worden und zeigte seitdem Spuren von Geistesgestörtheit und Verfolgungs wahn. — In der Gegend von Wildenau treiben neuerdings freche Wilddiebe ihr lichtscheue« Gewerbe. E« sind in den letzten Tagen im Walde bei Slangengrün und Wildenau weibliche Rehe in Schlingen gefangen und geschossen, an Ort und Stelle auSgc- weidct und, wie Spuren im Schnee zeigen, mittels Schlitten fortgcschafft worden. Trotz geschärfter Wachsamkeit de« Forst personal« hat man die Frevler noch nicht entdeckt. — -Rach dem jetzt veröffentlichten cndgiltigcn Ergebniß der letzten Volkszählung im Königreich Sachsen am I. Dezember 1900, zusammengcstellt vom Statistischen Bureau des sächs. Ministerium« de« Innern, hatte das Königreich Sachsen inSgesammt >4 992,»i i><m Flächeninhalt. Davon entfielen auf die Bezirke der KrciShauptmanuschaft Bautzen 2469,», Ehemnitz 2070,..», Dresden 4336,»», Leipzig 3567,»» und Zwickau 2548,.» UÜm. Die Summe aller bewohnten Häuser und sonstigen Wohn zwecken dienenden Gebäude u. s. w. betrug inSgesammt 364828 und zwar in der KrciShauptmanuschaft Bautzen 56 498, Ehemnitz 60586, Dresden 98 622, Leipzig 80 067, Zwickau 63045. An unbewohnten Häusern waren 5245 (978, 426, 1922, 1231, 688) vorhanden. Die ortsanwesende Bevölkerung setzte sich am >. De zember aus inSgesammt 2 043 148 männlichen und 2 159 068 weiblichen, zusammen 4 202 216 Personen zusammen und zwar entfielen auf die KreiShauptmannschaft Bautzen 405 173, Chemnitz 7 29 393, Dresden 1216 489, Leipzig I 060 632, Zwickau 727 529 Einwohner. Die absolute BevölkerungSzunahmc betrug seit dem Jahre 1895 im Durchschnitt I0,o. Procent, nämlich im Bezirke bcr KreiShauptmannschaft Bautzen 5,--, Ehemnitz 7,».,, Dresden 13,Leipzig 12,», und Zwickau 10,n Procent. Hautpflege im Winter. Im Sommer baden wir in unserem Vaterlanbe im All gemeinen genügend. Naht aber der Winter, dann veruach lässigen leider niete Personen diese so norhwendige Ham pflege. Eine normale Hautamrdnnstnng ist zum Stoffwechsel, zur Reinigung de« Blutes, zur Erhaltung der Gesundheit unumgänglich nothwendig. Kaiser Wilhelm II. sagte vor kurzer Zeit: „Seife schützt gegen die Tuberkulose." Ein wahres Wort! Schon Kaisc"' Vcspasinnus sagte vor beinahe 2000 Jahren ähnliches: „Das Beste von allem aber ist das Wasser! Es heilt innere und äußere Leiden." Unter Vespasianus nahmen auch die öffentlichen und privaten Badeanstalten einen großartigen Aufschwung. Schon unter seiner Rcgicnmg wurden die Dampfbäder sehr beliebt und gebräuchlich. Wir kennen diese Art zu baden fast gar nicht mehr und müssen uns in dieser Hinsicht vom Russen beschämen lassen. Zn Rußland ist da« Dampfbad geradezu volksthümlich, früher so gut wie jetzt. Der Russe weiß sehr genau, daß er in seinem kalten Lande, zumal im Winter seine Haut pflegen und stärken muß, wenn er gesund bleiben und alt werden will. So eine russische Dampfbad Einnchtung ist sehr einfach. Zn einem großen Raume steht in der Mitte ein mächtiger Ofen, der ganz mit Steinen umgeben ist. Diese Steine werden durch den Ofen glühend gemacht. Dann gießt man auf die glühenden Steine Wasser, wodurch Dampf von !ü> bis 40 Grad Rüanmur erzielt wird. In diesem Dampf bade schwitzt der Russe alle seine Blutunreinheiten aus. Nach einem solchen Schwitzbade läßt er sich mit kaltem Wasser oder gar mit Schnee abreibcn. So reinigt und stärkt er seine Haut. So etwas ist nun freilich nicht Jedermanns Sache. Alan soll nie dem Körper das zumuthcu, wa« er nicht vertragen kann. Wer nicht kalt baden oder sich kalt abreiben kann, der lasse cs bleiben und gebrauche warme Bäder, die seiner Konstitution Zusagen. ES gehl nicht alles durch kaltes Wasser trotz Gutsbesitzer Prießnitz und Pfarrer Kneipp. Sagt doch der Pfarrer selbst in seinem Buche: „Dreimal sah ich mich veranlaßt, mein Wasserverfahrcn zu ändern, die Saiten ab zuspannen, von der Strenge zur Milde, von großer Milde noch zu größerer hcrabzustcigen. Rach meiner heutigen, bereits über 20 Jahre feststehenden und durch zahllose Heilungen erprobten lkebcrzeugung, wendet derjenige das Wasser mit den vorthcilhafteften Wirkungen und sichersten Resultaten an, welcher cs in dcr einfachstcn, leichtestcn schuldloscstcn Form zn gebrauchcn vcrsteht." Also selbst der berühmte Kneipp schlägt nicht alles über einen Leisten: auch er läßt die Konstitution mitreven. Jeder muß wissen, was ihm am besten bekommt. Das ist die goldene Regel, die auch Kneipp mit seinen Worten betont: „Wir müssen uns daran gewöhnen, eine strenge Sclbstbe obachtting zu üben, das heißt, uns in unseren körperlichen Schwächen kennen lernen und dann darnach unsere Lebens weise und Körperpflege entrichten." Sehr hohe Temperaturen sind ebenso schädlich wie sehr niedrige. Größe Wärme be wirkt Störungen der Rervenlhätigkeit und letzt die Ans strahlungen der Haut ungünstig herab. Kälte ist dem Menschen weniger gefährlich; so lange sie nicht einen außerordentlichen Grab erreicht und nicht zu lange andauert ruft sic im Allgemeinen keine erhebliche Gesund heitsstörungen hervor. Nur vor plötzlichen Temperatur-Er niedrigungen soll man sich hüten, weil dann der Organismus nicht fähig ist, solchen schnellen Einflüssen sich rasch genug anzupassen. Ehe die Blutgefäße der Haut sich genügend oer engen und die übrigen Ausgleiche zustande kommen, über füllen sich die inneren Organe mit Blut, so entstehen die mancherlei Erkältungskrankheiten. Daraus ergicbt sich aber auch der Nutzen der Haut-Abhärtung. Unter Abhärtung versteht die Wissenschaft das natur gemäße Verfahren, die menschliche Haut für Tcmperaturwechscl möglichst wenig empfindlich zu machen. Die Widerstandsfähigkeit unseres Körpers aber heben wir durch gute Ernährung, fleißiges Bewegen in frischer Luft, durch angemessene Kleidung und richtiges Baben. Das Wasser und besonders da« kalte Wasser ist unbe dingt ein vorzügliches Nüttel, unseren Körper zu stählen. Bäder oder auch selbst nur Ahreibungen von 17-18 Grad N. sind von heilsamer Bedeutung. Auch vergesse man nie, daß alle Kleider nur eine Er sindung dcr Kultur sind, daß also auch dem menschlichen Körper ein Luftbad stets von 'Nutzen ist. Man vergesse nie, daß der Körper stets ausbimstct, ausathmcn muß, und daß stets eine leichte Verbindung der Haut mit der atmosphär ischen Luft vorhanden sein muß. Dieses Muß verbietet also naturgemäß jede zu enge und zu warme Kleidung. Ein Wechsel zwischen leichten und warmen Kleidern je nach der Jahreszeit muß stattfinden. Die Wolle hat mit Recht in unserer Zett viele Anhänger gefunden. Sie Hal als Unterkleid für Alle, die leicht in Schweiß gerochen, den großen Vorzug, leicht die Feuchtigkeit aufzusaugen und nur langsam ver dunsten zu lassen. Das sind Vorzüge vor der Leinen Bekleidung. Da, wo der Mensch schroffem Temperaturwechsel oder stets feuchter Luft ausgesetzt ist, empfiehlt cs sich ohne Frage, Wolle auf der Haut zu tragen. Man strebe immer dahin, sich ab zuhärten, man verlasse sich nicht allzusehr auf seine wollene Bekleidung. Man vergesse nie, daß der abgehärtete Mensch, wenn er normal lebt, auch selbst nach großen Anstrengungen nicht nennenswerth schwitzt, denn je besser die Gesundheit und je abgehärteter die Haut ist, desto geringer ist die Schwcißbildung. Wer nach jeder kleinen Anstrengung schwitzt, der ist nicht normal gesund. Es kommt nicht darauf an, Vie Menschen durch Wolle zu schützen, sondern sie durch eine angemessene Lebensweise abzuhärten. Je gesünder dcr Mensch ist und je normaler seine Lebens weise, desto mehr ist er für Leinenwäsche geeignet, die er sahrungSgemäß häufiger gewechselt und gewaschen wird. Der häufige Wechsel der Leibwäsche gehört aber mir zur Haut pflege, auch im strengsten Winter. Jede frische, kühle, leinene Leibwäsche wirkt wie ein belebendes, sanft reizendes Bad auf die Haut. Deshalb soll auch jeden 'Abend und Morgen die Wüsche gewechselt werden. Wer das nicht thut, versäumt eine wichtige Pflicht gegen die Hautpflege. Schon das zwei malige Lüften der bekleideten Haut beim Wechseln, dieses flüchtige Luftbad, ist abhärtend. Alan verlängere cs nach Kräften und wirke einem frösteln durch Abreibungen entgegen. Die verlorene Tochter. Roman von C. Wild. I. An einem schönen Seinmerabcnd schritt ein junge« Paar Lurch Len Buchcnwalv, ver von Lein Dorse Grünheide sich fast bis zur Bahnstelle gleichen Namen« zog. DaS junge Mädchen trug ein einfache«, Helle« Sommerkleid und einen sehr bescheide nen Strohhut. Der junge Mann hatte einen neuen, grauen Sommeranzug an und an der Seite eine kleine Reisetasche hängen. Er mochte etwa um fünf Jahre älter sein als das Mädchen. Gut gewachsen und sehr hübsch, war er durch seine Erscheinung auffallend, während das Mädchen neben ihm für den ersten Blick nicht« Fesselnde« bot. Freilich, wenn man Frieda Wöhring näher ansah, dann fand man, daß sic kluge, energische Züge und sehr schöne Augen besaß, und wenn sie sprach, erkannte man sofort, daß sie durchaus nicht so unbedeutend war, wie c« für den ersten Augenblick scheinen mochte. Betrachtete man ihren Begleiter dagegen eingehender, so fand man in seinem hübschen Gesichte einen weichlichen Zug, der keineswegs auf festen Willen und Thatkraf» schließen ließ — Eigenschaften, die man sonst gerne beim Manne sucht und findet. Frieda war stehen geblieben. Sic nahm den kleinen Stroh hut ab und trocknete sich die Stirn, aus der hellbraune natürliche Löckchen lagen. „Es ist heiß," sagte sic mit tiefer, etwas umflorter Stimme, „Du wirst keine angenehme Fahrt haben, Walter." „Ach ja, ich fürchte mich auch davor. In dem dumpfen, heißen Wagen die ganze 'Nacht zu verbringen wird wahrlich eine Qual sein." Das klang etwa« kläglich und verzweifelt; der junge Mann mochte da« selbst fühlen, denn er setzte schnell hinzu: „Könnte ich doch wieder mit Dir in unser kleine« Heim zurück, Frieda; wir waren so glücklich und zufrieden dort." „Glücklich — ja, da« waren wir," bestätigte sie mit einem tiefen Seufzer, „aber Walter, sei ehrlich: zufrieden waren nur der Vater und ich; Du bist c« nie gewesen. Dir waren unsere be scheidenen Verhältnisse stet« zu eng, Du sehntest Dich immer nach Reickthum und Vergnügen." Eine dunkle Röthe stieg in da« Gesicht de« jungen Manne«. Er wollte abwehrend antworten, aber Frieda kam ihm zuvor. „Ich mache Dir keinen Vorwurf daraus, Walter," sagte sic sanft; „Du bist eben ander« geartet al« ich und glaubst, nur Reichthum könne Bcsriedigung aller Wünsche bieten. Nun, viel leicht bist Du jetzt auf dem Wege dazu. Frau v. Carsten hat Dich sicher nicht umsonst zu sich berufen; jedenfalls hegt sie weit gehende Pläne für Deine Zukunft, die sie, wie sic schrieb, sicher stellen will." „Ja, da« hoffe ich auch," entgegnete Walter zuversichtlich: „ich hätte nur gewünscht, daß sie sich früher daran erinnert hätte, daß ich dcr Sohn ihre« Bruder« bin." „Da sic e« jetzt gethan hat, darfst Du ihr nichts mehr nach tragen," sagte Frieda begütigend, und nach der kleinen Uhr sehend, die sic im Gürtel ihre« Kleide« stecken hatte, setzte sie er schrockcn hinzu: „ES ist die höchste Zeit! Wir müssen rascher gehen. Du mußt ja noch Dein Gepäck aufgebcn." Sie beeilten ihre Schritte; wenige Minuten später hatten sic den Wald verlassen und den kleinen Bahnhof betreten. Der alte Knecht, der Walter« Gepäck aus einem Karren hergebracht hatte, stand schon da. Der junge Mann besorgte schnell da« Nöthige und wandte sich dann an Frieda.
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