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5 VERGLEICHENDE BETRACHTUNGEN DER GENESIS EINIGER SELENIDVORKOMMEN Wie vorstehende Darlegungen gezeigt haben, werden Selenide gebildet, wenn primär schwefel- und selenfreie Hydrothermen mit hohem Oxydationspotential in Reaktion mit spurenelementreichen Gesteinen treten können und Stoffe auslaugen, an denen sie untersättigt sind, sodann aber durch Abnahme des Oxydationspotentials der Lösung eine Trennung von Selen und Schwefel durch frühe Selenid- und spätere Sulfidbildung möglich wird. Hydrothermen mit hohem Oxydationspotential werden primär Oxyde oder andere sauerstoffreiche Paragenesen abscheiden. Da Eisenglanz eines der ver breitetsten oxydischen Erzmineralien ist, wird zu erwarten sein, daß es hier häufig auftritt. Die in den beschriebenen Selenidvorkommen stets vorhandene Paragenesis Eisenglanz-Selenide zeigt an, daß bei diesen Selenidbildungen wirklich derartige Verhältnisse vorgelegen haben. Eine Stoffherleitung für Selenidbildungen aus dem Nebengestein ist nachgewiesen worden für die Tilkeröder Paragenesis; auf Grund der Ähnlichkeit in der geochemisch- lagerstättenkundlichen Position ist sie für die Selenidmineralisation von Zorge, Lerbach, Clausthal, Andreasberg, Trogtal und Corbach gleichfalls anzunehmen. Nicht zufällig tritt dieser eine Typ von Selenidvorkommen vorwiegend im Harz, aber z. B. nicht im Erzgebirge auf. Diese Gegebenheit hat ihre Ursache wohl darin, daß im Harz der varistische Magmatismus bei Intrusion und Abgabe von Rest lösungen auf geologisch junge, nichtmetamorphe Sedimente (Silur bis Kulm), die spurenelementreich und deren Spurenelemente mobilisationsfähig waren, ein wirkte. Im Erzgebirge intrudierten die varistischen Granite in Gneise, Glimmerschiefer, Phyllite oder in magmatische Intrusiva bzw. Extrusiva, also in im Mittel spuren elementarme Gesteine bzw. in solche, deren Spurenelemente nicht oder nur in geringem Maße mobilisierbar waren. Es ist offensichtlich, daß dieser Umstand wesentlich dazu beitrug, im erzgebirgischen Raum keine Selenidvorkommen vom Typ „Tilkerode“ entstehen zu lassen. Dazu kommt noch, daß hydrothermale Rest lösungen initial-simatisch-hybrider Magmen im Erzgebirge gar nicht, Restlösungen sialischer Magmen mit hohem Oxydationspotential aber nicht häufig und meist nur nach bereits älteren sulfidischen Absätzen auftreten, also bereits hydrothermal überprägtes (meist verkieseltes) Nebengestein vorfanden. Es ist allerdings bemerkenswert, daß die wenigen bis jetzt bekannten Selenid vorkommen des Erzgebirges gerade mit dieser oxydischen Abfolge (Roteisen-Baryt- Formation), die neben Quarz, Baryt, Flußspat an Erzminerahen Eisenglanz, Mangan oxyde und vor allem Pechblende führt, verknüpft sind. Offensichtlich fand auch io*