Volltext Seite (XML)
»durch mack. »r gefl. >lIW Mts- M Aiizeizetlutt ftlr deu Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des»Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erschein« wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspallige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. 1»» LSOO Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 47. Jahrgang. -s-i- Dienstag, den 27. November sichere ichne NN. äse, arge», rbsen, »inen, »inen, Dcli- Aelee, Gur- laner- «n. espickt ocht ien raed. L n neu- durch m- gen isfUhr- o rei rc. n und 'träge ig ein- sc. i sorg- » usw. irantie stößige tt. rein . 1900 S Uhr e statt, md. Grad. Die Volkszählung betr. Am 1. Dezember dieses Jahres findet eine allgemeine Volkszählung statt, auf deren Wichtigkeit die hiesige Einwohnerschaft verordnungsgemäß hiermit besonders hingewiesen wird. Die Zähllisten werden während der letzten Tage des Novembers von den Herren Zählern in dem einem jeden zugetheilten Zählbezirke den einzelnen Haushaltungsvorstän den zugestellt werden Diese Listen find nach dem Stande des 1. Dezember in Gemäßheit der darauf ersichtlichen Anleitungen Vormittags auszufüllen und werden vom 1. Dezember Mittags ab wieder eingesammelt. Im Interesse der Sache wird gebeten, die erforderlichen Auskünfte den Herren Zäh lern bereitwilligst und genau zu ertheilen; Letztere sind auf Wunsch auch gern bereit, bei Ausfüllung der Listen Rath und Unterstützung zu gewähren. Eibenstock, den 16. November 1900. Der Rath der Stadt. Hesse. Müller. Generalversammlung der Ortskrankenkaffe für das Handwerk und sonstige Betriebe zu Eibenstock Dienstag, den 27. Mvemver 1900, Aöends '-9 Ahr in Brrtschneider's Conditorei. 1) Neuwahl dreier Vorstandsmitglieder. 2) Wahl des Rechnungsprüfungs-Ausschusses. 3) Eventuell Weiteres. Eibenstock, am 19. November 1900. Der Vorstand. «. Ott. Asw. Kstina und die Wachte. Ausländische Stimmen lieben es, Deutschland als den Störenfried in Ostasien hinzustellen, und auch innerhalb Deutsch lands hört man hier und dort, daß Deutschland durch seine Er werbung von Kiautschou da» Signal für die Wirren im fernen Osten gegeben habe. Diese Behauptungen nachsprechen, beweist geringe Kenntniß der Geschichte unsere» Jahrhundert«. Die Erwerbung von Kiautschou durch einen, allerdings von Seiten China« mit geringem Vergnügen geschlossenen Pachtvertrag ist nur ein kleine» Glied in einer langen Kette. In dem II. Heft der »Zeitschrift für Sozialwissenschaft" zählt M. v. Brandt in seinem Aufsatz »Die chinesische Frage vom deutschen wirthschaft- lichen Standpunkt aus" die Zugeständnisse auf, die China seit 1842 an fremde Staaten zu machen gezwungen war. 1842. England erwirbt durch deu Vertrag von Nanking Hongkong. 184b. Rußland erwirbt durch den Vertrag von Aigun da» ganze rechte Ufer des Amur. 1860. England erwirbt durch den Vertrag von Peking einen Theil de« Hongkong gegenüberliegenden Distrikt» von Kaulung. 1860. Rußland erwirbt durch den Vertrag von Peking das zwischen dem Ussuri, dem Songatscha, dem Hinkai-See und dem Tumenkiang einerseits und dem Meer anderseits gelegene, bisher ihm und China gemeinsame Gebiet. 1864. Rußland erwirbt durch das Protokoll von Chuguchak chinesische« Gebiet im Westen. 1878. Japan annektirt gewaltsam Liukiu. 1880. Rußland versucht durch den Vertrag von Livadia ganz Jli zu gewinnen. 1881. Rußlanv erwirbt durch den Vertrag von Petersburg den westlichen Theil von Jli. 188b. Frankreich erwirbt durch den Vertrag von Tientsin da» tributäre Anam von China. 1886. England erwirbt durch die Konvention von Peking da» tributpflichtige Burma von China. 1887. Frankreich sichert sich durch den Vertrag von Peking da» Recht auf dir zwischen Tongking und dem Mekong gelegenen, zum Theil China tributpflichtigen Gebiete. 1888. Portugal erlangt die Ccssion Macao«. 1893. Rußland besetzt größere Theile de« chinesischen Ge biet» auf dem Pamir. 1894. England erwirbt einen Theil der China tributpflich tigen Schanftaaien. 189b. Japan gewinnt durch den Vertrag von Schimonoseki Formosa, die PeScadore», Liaotung und einen Theil der südlichen Mandschurei, welche beiden letzteren c» China gegen eine Ent schädigung von 30 Millionen Tael» zurückgeben muß. Gleich zeitig hört Korea auf, China tributpflichtig zu sein. 1895. Rußland erlangt den Abschluß einer russisch-franzö sisch-chinesischen Anleihe. I89b. Frankreich erlangt kommerzielle und industrielle Vor teile in Südchina und die Abtretung eine» Theile» de» Schan- iiaate« Kiang-Hung. 1896. England erlangt eine neue Grenzlinie in Hinter indien, kommerzielle Zugeständnisse in Westchina und die teil weise Eröffnung de» Westflusse«. 1896. Frankreich erlangt neue Eisenbahn- und andere Konzessionen in Südchina. 1896. Frankreich erlangt die Wiederiibcrgabe.de» Arsenal» in Futschou an französische Offiziere und Ingenieure. 1896. Rußland erlangt den Abschluß de» Vertrage-, der den Bau der östlichen Strecke der lran»sibirischen Bahn durch die Mandschurei gestattet. 1896. Die russische Flotte überwintert in der Kiautschoubai. 1897. Frankreich und England erlangen weitere Konzessio nen in Süd- und Weftchina. 1897. England verhandelt über die Abtretung de» Distrikt» von Kaulung. 1898. Deutschland erwirbt durch die Konvention von Pe- i ng Tsingtau u. eine Interessensphäre in Schantung. (Kiautschou.) In dieser langen Reihe erscheint Deutschland nur einmal, und wie man auch über die Vorzüge oder Rachtheile der Pacht ¬ ung von Kiautschou denken mag, man wird den Ausspruch nicht begründen können, daß durch Deutschland» Politik eine neue Sachlage geschaffen wurde, die allein die Chinesen zum Fremden mord und die chinesische Regierung zum Bruch der Verträge zwingen mußte. Nachdem alle Welt schon wacker zugegriffen hatte, nahm auch Deutschland seinen „Platz an der Sonne". Tag esze schichte. — Deutschland. Mit Spannung hatte man der Er öffnung des Reichstage» entgegen gesehen und geglaubt, die Reich»regierung, d. h. der neue Reich-kanzler werde einen schwe ren Stand wegen der nicht früher erfolgten Einberufung de« Reichstages haben. Indessen — Gras Bülow ist ein Sonntags kind; er hat eine so zuvorkommende Art und Weise, spricht so gut, ist so entgegenkommend, daß er alle seine Gegner — mit Ausnahme der Sozialdemokraten natürlich — leicht entwaffnet. Er Hal zwar nicht an scharsen Worten und Vorwürfen gefehlt, aber das »Interesse" flaute schon am zweiten Tage stark ab und am dritten — der Bußtag lag dazwischen — war au« dem Sturm nur ein sanfte« Wehen geworden: Die Chinavorlage geht in die Kommission, sie wird dort wie im Plenum angenom men werden und nachher wird sich alle Welt mit Einschluß der kampfe-lustigen Opposition wundern, daß Alle« so schnell und glatt verlausen ist. — Berlin, lieber den Kriminalkommissar Thiel, der in der Affäre Sternberg den Kriminalschutzmann Stierstädler nach dessen Aussage hat bestechen wollen, meldet die »Nordd, Allg. Ztg": Die Vernehmungen aus dem Polizeipräsidium ergaben, daß Thiel im Laufe de« August öster mit Sternberg» Mitange klagten Luppa zusammcntraf. Der Verdacht der Begünstigung liegt vor. Der Minister de» Innern besprach persönlich mit den zuständigen Beamten die weiteren Maßnahmen, und Thiel wurde, nachdem die Akten zur Entschließung der Staatianwaltschast vor gelegt worden sind, in der Nacht zum Freitag verhaftet. — Oesterreich-Ungarn. Die Ankunft Paul Krüger» in Marseille wird von der Wiener »Neuen Freien Presse" zum Anlaß genommen, um die menschliche Theilnahme, die sich überall für den alten Mann und Patrioten kund gieb', zum Ausdruck zu bringen. Krüger habe in gutem Glauben gehandelt, aber wenn er auch geirrt und bei nüchternem Denken den Ausgang de« Kriege» hätte voraussehen müssen, würde er an Sympathie nicht« einbüßen. Da» Schicksal der Tran»vaalstaaten jedoch sei ent schieden, e« wäre auch ohne den Krieg in absehbarer Frist ihre Anglisirung eingetreten. Da« „Neue Wiener Tageblatt" hält jeden Zweifel für ausgeschlossen, daß die Erwartungen, die der ehemalige Präsident an seine Europafahri geknüpft hat, unmöglich in Erfüllung gehen können. E» habe während de» Kriege« Nie mand daran gedacht, England in den Arm zu fallen, Holland und Deutschland haben in ernster und eindringlichster Weise den TranSvaalrepudlikcn vom Kriege abgeraihen, und jetzt wäre die Weltlage durchaus nicht darnach angethan, eine Intervention zu begünstigen. Trotz de« Empfanges, der Krüger zu Theil wird, werde der ehemalige Präsident erfahren, daß da» Schicksal der südafrikanischen Republiken endgiltig besiegelt ist. — Frankreich. Paris, 24. November. Präsident Krüger traf um '/,l l Uhr hier ein. Beim Herannahen de» Zuge» brach da« auf dem Perron versammelte Publikum, da« zu meist au« Mitgliedern de« Gemeinderathc» und Gencralrathe«, sowie au» Parlamentariern und Journalisten bestand, in laute Hochrufe auf Krüger und die Buren au«. Noch stürmischer wurden die Ovationen, al» Krüger sichtbar wurde und, auf einen Diener gestützt, den Salonwagen verließ. Crozier, der Einführcr de» diplomatischen Korp», begrüßte im Namen de« Präsidenten der Republik mit einer Ansprache Krüger, worauf dieser sichtlich bewegt dankte und erklärte, er sei nach Europa gekommen, um die Rechte seine» Volke» zu verthetdigen und Gerechtigkeit zu suchen. Der Präsident de» Gemeinderathc« hieß Krüger Namen» der Stadt Pari« willkommen und versicherte ihm. daß er in Pari« ebenso begeisterte Kundgebungen finden werde, wie in Marseille. Der ungerechte, brutale Krieg, der gegen die Buren unternommen wurde, habe bei dem französischen Volke die größte Entrüstung erregt. Krüger erwiderte, er gebe die Hoffnung nicht auf, daß die Südafrikanischen Republiken ihre Unabhängigkeit be wahren würden und daß da« Volk der Buren nicht untergehen werde. Nur mit Mühe konnte für Krüger ein Weg zu dem Landauer gebahnt werden, in dem er mit rem Präsidenten de« Pariser Gemeinrerathe» Platz nahm. Der Wagen wurde von Kürassiren eskortirt. Die tausendköpfige Menschenmenge brachte Krüger begeisterte Ovationen dar, die sich auf dem ganzen Wege über die großen BoulevartS sortsetzten. Nachmittag» 4 Uhr wurde Präsident Krüger vom Präsidenten der Republik empfangen. Im Hofe de« Elyseepalaste« erwie« ein Bataillon Infanterie Krüger die militärischen Ehren, und die Musik spielte die Transvaal hymne. Krüger wurde von dem Einsührer de» diplomatischen Korps, Crozier, in den BotschastSsaal geführt, wo Präsident Lou- bet mit dem Minister des Äußeren, Dclcassö, ihn erwartete. Die Unterhaltung dauerte etwa 10 Minuten. Um 4'/, Uhr be gab Präsident Loubet sich zur Erwiderung re« Besuch« in da» Hotel Scribe, welche» er nach ungefähr 10 Minuten wieder verließ. Unter den zahlreichen Persönlichkeiten, die aus ihren Wunsch dem Präsidenten Klüger vorgesteUl wurden, befanden sich auch die Prinzessin Mathilde Bonaparte, sowie mehrere Ange hörige de« in Transvaal gefallenen Obersten Villcbois-Mareuil. — China. Wie schon mitgetheilt wurde, hat Gras W alversceam Dienstag Li-Hung-Tschangs undTsching» Besuch erwidert. Beide chinesischen Staatsmänner drückten ihre Hoffnung auf baldigen Friedensschluß au». An der Hand einer Landkarte soll ihnen, wie ein Pekinger Telegramm re» »L. A." berichtet, gezeigt worden sein, daß in Anbetracht der Größe deS Distrikt», den die Verbündeten besetzt haben, die chinesischen Trup pen aus keinen Erfolg mehr rechnen können. Bei ihrem Besuch im Kaiserpalaft hatten die beiden Unterhändler gebeten, daß ihre Depeschen an den Kaiser von China frei durchzelassen würden. Der Feldmarschall sagte die» zu unter der Bedingung, daß die Depeschen ihm vorher unterbreitet würden, was den Chinesen wenig zu gefallen schien. Am Dienstag berührte Li dasselbe Thema, ohne aber eine andere Antwort zu erhalten. — »Wolff« Tclegr. Bureau" erfährt: Gcneralseldmarschall Graf Waldersee meldet au» Peking: Das Detachement Mühlenfeld vertrieb am 20. 'November starke Äoxerbanden nach kurzem Gefecht bei Ankiatschwang. Die Boxer verloren 50 Tobte und 8 Geschütze. Eine Eskadron der Kolonne Jork unter Rittmeister Rusche griff die Nachhut der von Hsüenhwa auf Pwaian zurückkehrcnden Truppen an und erbeutete 8 Gepäckwagen niit Geld und Munition, sowie AuSrüstungSgegenstLnden. Die Chinesen hatten 30 Todte und scheinen unter dem General Ma- jikun von Hochenlai in der Auflösung begriffen zu sein und in der Richtung nach der Provinz Schansi zu fliehen. — Die von einigen Stellen gehegte Besorgniß, daß die Kolonne Jork im Vormarsch auf Kalgan ichon am Iangho- passe aufgehalten werden würde durch da« Entgegentreten von stärkeren chinesischen Streitkräften, die Kalgan oder gar den Paß selbst bei der Stadt Hsüenhwa besetzt hätten, hat sich nicht be stätigt. Vielmehr ist die am 15. November in Kiming angc- kommene Kolonne Jork ohne auf Widerstand zu stoßen nach Hsüenhwa marschiri und dort am 17. d. M. anzelangt. Von dort bi» nach Kalgan blieben nur noch 2b Kilometer in nord westlicher Richtung zurückzulegen. Eine weitere Meldung au« Peking, 22. November besagt: Die Expedition de» Obersten Jork von Wartenburg traf bisher aus keinen Widerstand. Chinesische Truppen in Stärke von 180 Mann hatten Swanhuv früh ver lassen. Die deutschen Trappen fanden dort die beste Aufnahme. Auch General Ho Altho, der geschworen hatte, er werde bi« zum letzten Mann fechten, verließ Kalgan, da« Oberst Jork bereit heute besetzt haben wird. — Von autoritativer russischer Seite wird mitgetheilt, General Lenewitsch, Höchstkommandircnder der russischen Landmacht in Pellchili, habe Befehl erhalten, sämmtlichc Truppen bi» auf ein Detachement in ungefährer 'Stärke eine» Regiment» da» zum Schutze der russischen Geiändtschast verbleiben soll, au» Pclichtlt zurückzuziehen. Noch bestimmter, wie bisher, tritt ferner da« Gerücht aus, Rußland habe bereit« sein Scparatab- kommen mit China in der Tasche. Bi«hcr hieß e« nur, e» hätten während der Anwesenheit der chinesischen Gesandtschaft in Jalta-Livadia Vorverhandlungen stattgefunden.