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Amts- M Aiizcheblatt für den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschlietzl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl.* u. der Humor. Beilage »Seifen blasen* in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. GeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. LSI LS«« Donnerstag, den 8. November Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ----- 47. Jahrgang. HarrS- und Grrrndftücksverkattf. Ich bin ermächtigt, die zur Konkursmasse Wirtschaftsgebäude und Garten, sowie mehrere ung zu setzen. Eibenstock, am 5. November 1900. der Firma Vr»II L DKImauu gehörigen Grundstücke, nämlich das an der Bergstrasse gelegene Hausgrunvftück mit Feld- und Wiesengrundstücke, aus freier Hand zu verkaufen, und bitte Kaufliebhaber, sich alsbald mit mir in Verbind- Justizrath Landrock, Verwalter des Konkurses. Priester Minz War. Unter dieser Ueberschrist veröffentlicht da« »Leip;. Tagebl.- in Nr. 550 vom 28. Oktbr. cr. folgenden Artikel: äl. Jede» Jahr wird den Abiturienten der Gymnasien und der Realgymnasien nach einer Verordnung de« Kultusministeri um« bekannt gegeben, daß »den in Freiburg i. d. Schweiz betriebenen Universitätsstudien im deutschen Reiche im Allgemei nen die Anerkennung versagt und daß auch, soweit ein Dispen- ialionrrechr in Frage kommt, von demselben zu Gunsten der Universität Freiburg i. d. Schweiz kein Gebrauch gemacht werden wird." Die „katholische- Universität in Freiburg wird von Dominikanern ganz im mittelalterlichen Geiste geleitet; sie ver tritt nach der Anweisung de« Papste« die Philosophie de« Tho ma« von Aquino und weiß nicht« von echter, freier Wissenschaft. Sie pflegt antideutsche Gesinnung und bringt dadurch den Be weis für ihr völlig ultramontane« Gepräge. Darum ging eine große Anzahl deutscher Professoren nach kurzer Wirksamkeit von ihr wieder fort und kehrte nach Deutschland zurück; da« ehrt sie. Selbst ein katholisch gesinnter Gelehrter, wenn er nur einen Ton de» Forschersinnes in sich hat, kann sich nicht mit der Arbeit für eine überwundene Theologie und Philosophie bcsreunden, die vom Papste commandirt wird und mit Unrecht in den wissenschaft lichen Mantel sich kleidet; er kann ebensowenig, wenn nur ein Tropfen warmen germanischen Blute« in ihm rinnt, Lehrer an einer Anstalt bleiben, die den Haß gegen da« deutsche Volk und den deutschen Geist nährt. An dieser Universität, deren Besuch in Deutschland nicht al« wissenschaftliches Studium anerkannt wird, besteigt der Prie ster Prinz Max einen Lehrstuhl. Diese Thatsache erschüttert den letzten Rest von Vertrauen zu seinem wissenschaftlichen Streben und seinem Patriotismus. Einen Mangel an taclvollem, natio nalem Verhalten fand man schon damals, al» er in einer für die Revanche erbauten Pariser Kirche Messe gelesen hatte. Die Borwürfe, die darüber gegen ihn mit vollem Recht erhoben wur den, werden auf« 'Reue durch seinen Gang nach Freiburg gerecht fertigt. Unser König ist eine der festesten Stützen unsere« Rei che« und seine Treue gegen da« große gemeinsame Vaterland ein leuchtender Vorbild für seine Sachsen. Priester Max, ein Glied seine« Hauses, bringt e« über sich, an eine Anstalt sich schicken zu lassen, welche um ihre« antideutschen Charakter« willen von deutschen Prosessoren aufgegeben wird. E« ist ein schlagender Beweis dafür, wie sehr der Ultramontani«mu« seine Leute fana- lisirt, daß sie jede, auch jede Rücksicht auf Familie, Volk und Staat au« dem Auge verlieren, wenn sic meinen, römischen Ansprüchen dienen zu können. Diese verzehren in ihren Anhän gern jede feinere Empfindung für da«, was sich gegen Anders gläubige schickt. Priester Prinz Max begann seine Lausbahn aus der Kanzel der katholischen Hofkirchc in Dresden mit einer Pre digt, in der er die evangelischen Sachsen aufsorderte, römisch- katholisch zu werden. Der junge Prinz beachtete dabei nicht, wie leicht sein Vorgehen dunkle Schallen auf da« Verhältniß zwischen Volk und Herrscherhaus werfen, wie e« leicht die Zuversicht lockern konnte, daß der katholische Hof peinlich Alle« vermeide, wa« da« protestantische Gefühl de« Sachsenvolkc« zu verletzen ver möchte. Aber viel härter al« jene, ohnehin schwache Erstlings predigt muß die Rete beurthcilt werden, die er vor seinem Au« zug nach Freiburg jüngst in Plauen gehalten hat. Dort hat er zu italienischen Arbeitern Folgende« gesprochen. Nachdem er sic ermahnt hat, ihrem fernen Vatcrlande Ehre zu machen, fährt er fort: „Ihr seid freilich in einem Lande voller Seelen; Ihr könnt aber leicht erkennen, daß diese die christliche Wahrheit nicht haben, da die katholische Kirche schon längst bestand, al« diese Serien auftauchten.- Danach fordert er seine Zuhörer auf, den Ver kehr mit den inkiünli — den Ungläubigen — zu meiden, da darau« Gefahren für ihren sitt lichen Lebenswandel erwachsen könnten. Man traut seinen Augen kaum, wenn man solche Aeußer- ungen liest. Man bedauert den jungen Priester, der sich so eng >n da« ultramontane Gedankennetz einspinnen ließ, daß er sich nicht scheute, Fremde vor seinem eigenen Volke zu warnen. Er ermuntert die Italiener, sich so zu verhalten, wie c« ihrem Vater lande zur Ehre gereiche, und in demselben Alhemzug wirst cr Schmutz auf scin Volk. Sachsen, ein Land voller Seelen, die die christliche Wahrheit nicht besitzen I Ach, wenn doch der junge Kaplan, anstatt in italienischen Ansprachen sich zu üben, lieber die sächsische Geschichte etwa« genauer studirte! Dann würde ihm — vielleicht — eine Ahnung davon aufgchcn, daß da« Volk, da« so fest an seinem Glauben gehalten, da« au« seiner Mitte eine Menge hervorragender protestantischer Männer und Christen erzeugte, nicht so ganz von der Erkenntniß der christlichen Wahr heit entfernt scin kann, wie cr sich einbildet. Dann müßte er sich fragen, ob die» Volk fo beharrliche Treue gegen fein Herrscher- hau« in allen Stürmen, in aller Noth hätte bewahren können, wenn e« nicht einen tiefen religiösen und sittlichen Fond« be säße. Dann dürste ihm auch die Erwägung nahe treten, warum die« „Sectenland- unter der Herrschaft de« Protestantismus auf allen Gebieten gewaltigen Aufschwung nahm, während die völlig unter dem Einflüsse des PapiSmu« stehenden Staaten rettungs los niedergehen. — Die Italiener, zu denen er redete, suchen ihr Brod in Sachscn, wcil ihnen ihr eigene«, zum großen Theile in Unglauben und Aberglauben versunkene« und dadurch mit ver armtes Land das tägliche Brod nicht bietet. Anüalt diese Ar beiter zum Danke gegen die Protestanten zu ermuntern, deren reger Fleiß ihnen Unterhalt verschafft, warnt er sie vor der Be rührung mit den ungläubigen Seclirern, ohne sich zu überlegen, daß diese Warnung die Italiener nicht blo« zu Mißtrauen, son dern auch zu Ungezogenheiten gegen ihre Arbeitgeber veranlassen könnte. Seit Langem hat unsere sächsische Bevölkerung nicht« so erregt, al« die« Auftreten de« Priester« Prinz Max. Kaum hat die hochherzige Verordnung de« König» über die Nichibe- tbeiligung evangelischer Pagen und Soldaten bei taiholischen Proccssionen die Aufregung gestillt, die durch die »Knicbcugung«- frage" unser Volk ergriffen hatte, so bringt dieser junge Kaplan eine neue, weit tiefere Erbitterung wider ultramontane Unge hörigkeiten und römischen Uebermulh hervor. Er fördert, wie kein Anderer, da« Vcrständniß für die Nothwcndigkeit de« evan gelischen Bunde« gerade in Sachsen. Freilich, man wird wohl auf seine fernere Thätizkeit für den Bund verzichten müssen; wir nehmen an, daß ihm von nun an die Grenzen Sachsen« sich verschließen. Der katholische Pfarrer Müller in Chemnitz behauptet, Priester Max habe seine Vorträge mit Erlaubniß de« CultuSminislcr« gehalten. Dieser konnte nicht vorauSiehen, daß solche Erlaub- niß zur Beschimpfung de« sächsischen Volke« mißbraucht werden würde. Aber die jüngsten Vorgänge haben dem CultuSministcrium gezeigt, wessen c« sich von dem Priester Prinz Max zu versehen hat. Durch eine weise Regierung hat König Albert da« volle Vertrauen und die begeisterte Liebe seine« Volke« gesunden. Durch nicht« können diese erschüttert werden; aber die Anhäng lichkeit an das Herrscherhaus wird nicht gefördert, wenn der Priester Prinz Max auch ferner in Sachscn amtnen darf. Zum Schutze der Sachsentrcuc muß man vom CuluSministerium ver langen, daß e« dem rücksichtslosen Vertreter de« RomaniSmu« die weitere Wirksamkeit aus sächsischem Boden versage. Tanesgeschichte. — Deutschland, lieber die Frage einer Wohn ung «- gesctze S sind in den letzten Tagen mehrfache Meldungen aufge- tauchl. Diese erklärt die „Nat.-Ztg.- für unzutreffend; die preußische Staatsregierung beschäftige sich angelegentlich mit der Wohnungsfrage, doch seien die Arbeiten noch nicht soweit ge diehen, daß der zu beschreitende Weg mit Sicherheit festgestcllt werden könnte. E« sei daher auch noch fraglich, ob der Reichs tag oder preuß. Landtag sich bereit« in diesem Winter mit einer entsprechenden Vorlage zu beschäftigen haben werden. — Die Ucberführung de» deutsch-asiatischen Expeditionskorps hat mit der jetzt erfolgten Ankunft der „Arcadia- und de« »Roland- ihr Ende erreicht. 22 Lloyddampfer der Hamburg Amerikanischen Packetfahrt-Aktiengcsellschajt und de« Norddeutschen Lloyd haben sich ihrer Aufgabe glänzend entledigt. Ohne jeden Unfall und mit der größten Regelmäßigkeit sind die einzelnen Truppentransporte von statten gegangen. Wenn man in Erwägung zieht, wie unregelmäßig die Truppentransporte englischer Soldaten bei Ausbruch des südafrikanischen Kriege« erfolgten, unter welchen Zufällen sie zu leiden halten und mit wa« für Verzögerungen sle zum Theil ankamcn, so können wir mit Stolz feststellen, daß wir der ersten seefahrenden Nation, wa» überseeische Personenbeförderung anlangt, nicht nachstehen. — Wie nahe Deutschland die neue Gestaltung der Dinge in Südafrika angeht, haben jetzt zwei Sir Gordon Sprigg, dem Premierminister der Kapkolonic, und C. Rhode« zugeschriebcne Aeußerungen gezeigt; beide Aussprüche beziehen sich auf Deutsch-Südwestaftika und betreffen die Suprematie England« über ganz Südafrika. An sich können diese anmaßen den Au»sprüchc von englischer Seite nicht überraschen, denn sie bilden nur die Fortsetzung der britischen Politik von der Milte der achtziger Jahre. Auf den höchst lehrreichen Schriftwechsel zwischen dem Fürsten Bi«marck und dem Londoner Kabine! im Jahre 1884 über die Erwerbung von Deutsch-Südwestafrika soll hier nicht zurückgegrissen werden. Zunächst hat Großbritannien, al« sein Einspruch gegen die Festsetzung Deutschland« in Süd» Westafrika endgültig zurückgcwiesen war, ohne Weitere» und ohne jede» Recht Betschuanalanv in Besitz genommen und uu« so da» Hinterland völlig abgeschnitten. E« ist nur eine Fortsetzung dieser Politik, wenn Sir Gordon Sprigg dieser Tage erklärt hat, die Briten müßten Walfischbai halten, denn die Zeit sei wahr scheinlich nahe, in welcher da» Hinterland wieder in ihre Hände käme. Derselbe Minister behandelte die gleiche Frage schon 1888 bei den Wahlen im Kaplande. In East London sagte er Anfang Juli: er befände sich dabei in völligem Einklänge mit einer in Südasrika durchzusührenden ReichSpolitik, dabei käme die Suprematie England« über Südafrika in Frage. In England hat man immer die Festsetzung Deutschland« in Südafrika nur al« eine „vorübergehende- angesehen und man versuchte stet«, eine gewisse Bevormundung auSzuüben. Dafür nur einen Be weis: Bei der Behandlung der Eisenbahnsragen im Kap-Parla ment sagte am 18. Juni 1895 C. Rhode«: Auf Grund seiner Machtbefugnisse (al« Premierminister), habe er im vorigen Jahre dem Commissioner os Public Work« (Minister Laing) ein Schrift stück eingehändigt, demzufolge keine fremde Bahn (von Deutsch- Südwestasrika au«) in« Gebier von Betschuanalanv oder der Chartergesellschaft ohne Zustimmung der Kapkolonic gebaut wer den dürfe. Auf demselben Boden steht seine angebliche neuere Erklärung, daß cr die Einwanderung von Buren nach Jüdwcst- afrika verhindern werde. England hält mit einer Zähigkeit, die unsere Nachahmung verdient, an seinen politischen Plänen seit, hauptsächlich aber in Südasrika, daß den Brennpunkt seiner Ko- lonialpoliti! bildet. Darau« lassen sich ganz sichere Schlüsse auf da« Weitere ziehen und für Deutschland heißt e«: die Augen offen und den Fuß beim Mal halten. — Bremen, 6. 'November. Von den unter Beobachtung gestellten Personen, welche mit dem an der Pest verstorbenen Seemann Kunze in Berührung gekommen waren, ist bislang keine einzige erkrankt. Professor I>r. Kosses, welcher vom ReichS- gesundheilSamt hierher entsandt ist, hat die vom Medizinalamt getroffenen Vorsichtsmaßregeln al« in jeder Beziehung vollkommen erachtet. Der Dampser „Marienburg", welcher auf seiner Aus reise nach dem La Plata am 4. November in Antwerpen ange- kommcn war, ist dort einstweilen unter Quarantäne gelegt. Die MannschastSräume wurden inzwischen einer nochmaligen gründ lichen Desinfektion unterzogen. — Belgien. Fischer, da« Haupt der außerordentlichen Burengesandtschaft (gegenwärtig in Brüssel), bestätigt die Meld ung über eine ernste Erkrankung Krüger«, der an zu nehmender Erschöpfung leide. Der Zustand de» Präsidenten flöße große Besorgnisse ein und werbe ihn wahrscheinlich nöthigcn, auf alle diplomatischen Schritte zu verzichten und vor Allem lange Ruhe zu suchen. Doch werde nach seiner Ankunft in Marseille eine große Berathung von hervorragenden Buren ab gehalten werden. — Spanien. Gegen die Car list en geht die spanische Regierung mit großer Entschiedenheit vor. Bereit« sind mehrere hervorragende Carlisten de« Lande« verwiesen worden, unter ihnen der Pfarrer von Saint-Laurent, der mit dem Einsammeln von Geldsummen für die Carlisten beauftragt war. Alle carlist- ischen Blätter müssen ihr Erscheinen einstellen. Alle carlistischen Vereine und auch mehrere katholische Vereine sind geschlossen worden. — China. Londoner Blätter melden au« Peking ohne Dutum über Taku vom 4. November, Li-Hung Tschang habe sich privatim an einige Gesandtschaften gewandt und sic zu bewegen gesucht, ihren Einfluß beim Grasen Waldcrsee geltend zu machen, damit dieser die Vollstreckung der über die Beamten von Paotingsu gefällten TodeSurtheilc verschiebe. Nach einer weiteren Meldung seien von mehreren Gesandten auf eine Ver hinderung der UrtheilSvollstreckunz abzielende Schritte bereit« unternommen worden. Wir hoffen, daß Gras Waldersee, der die TodeSurtheilc bestätigt hat, dem Drängen gegenüber unnach giebig bleiben wird. Nachgerade sollte doch die Erkenntniß all gemein sein, daß mit Milde und Nachsicht diesen Barbaren gegen über, die die entsetzlichsten Grausamkeiten an weißen Männern, Frauen und Kindern verübt haben, nicht« anzurichten ist. Hier ist die größte Härte und Rücksichtslosigkeit am Platze; jede« Ent gegenkommen würde lediglich al« Zeichen der Schwäche auSgelegt und zu erneuten Auswiegelungen der unwissenden Masse benutzt werden. — Da« Armee-Oberkommando telegraphirt au« Peking vom 2. November: Da« II. Bataillon de« 3. Regiment« geht von Paotingsu über Wan, da« Hauptstützpunkt der Boxer ist, nach Thang. Die russische Thorwachc bei Tientsin wurde von 70 Boxern angegriffen. Zwei kleine russische Kolonnen sind von Tientsin und Hrngtsun auf Pautihsien zu einem Itrafzuge vor gegangen.