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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 06.11.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190011069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19001106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19001106
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
-
Monat
1900-11
- Tag 1900-11-06
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Monat
1900-11
-
Jahr
1900
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— Der Gouverneur von Kiautschou meldet: Am l. November mußte ein 10 Kilometer nordöstlich von Saumi gelege ne» Dorf, welche» von Räubern und Boxern in Uniform hart näckig vertheibigt wurde, gestürmt werden. Hierbei wurden ver wundet der Seesoldat Emil Walter und der Hornist Josef Stae- dele, beide von der 3. Kompanie de» III. Seebataillon». Der Gegner hatte nicht unbeträchtliche Verluste. — In Peking ist ein deutsche» Postamt eingerichtet worden. Seine Thätigkeit erstreckt sich außer aus den Briespost- und Zeitungsdienst auch auf den Postanweisungsdienst, den Aus tausch von Briefen und Päckchen mit Werthangabe sowie den Austausch von Postpackelen mit oder ohne Werlhangabe und mit oder ohne Nachnahme. — Südafrika. Die Abreise de« Feldmarschall« Robert« au« Südafrika soll etwa am 20. November erfolgen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Da« Königliche Ministerium giebt be kannt, daß den Familien der in da« Ostasialische Expedi- tion«-Korp« freiwillig eingetretene» Mannschaften des Be urlaubtenstande» bei vorhandener Bedürftigkeit ein Anspruch aus Gewährung der in dem Reichrgesctze vom 28. Februar 1888 vorgesehenen Unterstützungen zusteht. — Schönheide. Am Sonntag wurde in der Turnhalle in hiesiger Schule Bczirksvorturnstunde des erzgebirgischen Turn- gaue« abgehallen. Dieselbe wurde geleitet von dem BezirkSturn- wart Herrn Rudorf aus Aue, dergleichen war anwesend der Gauturnwart Herr Emmrich-Aue. Borgeführt wurden Frei übungen mit Stäben, Uebungen am Hochreck, Tiefrcck, Barren und Pferd. Vom Gauturnwart selbst wurden Gemeinübungcn vorgesllhrt und Anleitung über Ballspiel, den Wander- und Kreisball gegeben. Im Anschluß daran tagte eine Besprechung im Hotel Rathhau«. Erschienen waren 27 Personen, das un günstige Wetter hatte wahrscheinlich Verschiedene abgehalten. Von den Herren KreiSvertretcr Bier au» Dresden und Gau vertreter Herklotz Eibenstock waren zum Gelingen der Kunst Kar tengrüße cingetrofsen. Den Haupigegcnstand der Tagesordnung bildete die Kritik über die einzelnen Uebungen. Insbesondere empfahl der Gauturnwart die Pflege de« Gemeinturnenr und hob die erzieherische Bedeutung derselben hervor. Für das nächste Mal ist Aue al« Ort der Bezirksvorturnstunde bestimmt. — Schönheide. Durch unsere Schutzmannschast wurden am Reformationsfest 3 Vogelbauer mit Hänflingen wcggencmmen, die als Lockvögel dienen sollten. Die Vogelsteller flohen, sind aber erkannt worden. Bis jetzt sind in diesem Jahre bereit« 21 Vögel in die Hände der Polizei gelangt. — Morqcnröthe-Rautenkranz, 2. Nov. Der Bahn wärter Herr Julius Pausch hier feierte gestern sei 25jähriges Dienstjubiläum. Au» diesem Anlasse wurden ihm von Nah und Fern Glückwünsche dargebracht, auch von Seiten de« Gemeinde- ratheS, vertreten durch die Herren Gemeindevorstand Gnüchtel und Gemeindeältesten Fabrikbesitzer Neubert, wurde Herr Pausch, der nun auch 2b Jahre in hiesiger Gemeinde wohnt, beglück wünscht und der Gesangverein Liedertafel, dem er über 20 Jahre angehört, brachte ihm Abend« ein Ständchen. Möge er Herrn Pausch vergönnt sein, sich noch recht lange feiner Rüstigkeit und Gesundheit erfreuen zu können! — Dresden, 2. November. Der Konsum von Pferde fleisch hat nach dem soeben erschienenen Verwaltungsberichte de» RatheS auch im vergangenen Jahre wieder eine ziemliche Zunahme erfahren, da in der aus der HeLtstraße 40 gelegenen Pserdeschlächterei de» Stadtgebiete« im letzten Jahre 1478 Pferde gegen 1333 im vorhergegangenen Jahre geschlachtet worden sind. Die Zahl der geschlachteten Pferde hat somit gegen das Vorjahr um 14b Stück, da« sind 10,«» Proz., zugenommen. Interessant ist jedenfalls auch die Schlachtung von 7 Hunden, deren Fleisch nach der Entfernung und Vernichtung der erkrankten Organe ebenfalls zur menschlichen Nahrung zugelassen worden ist. Aus fällig ist jedenfalls auch die Zunahme de« nach israelitischem Ritus geschlachteten Fleische«. In den Schauämtern wurde al« solches gebucht: 64 Rindcrvicrtel (57 im Vorjahre) im Gewicht von 5304 lcg (4752 im Vorjahre), b ganze Kälber (im Vorjahre keine) und 197 Kalbskeulen mit Rücken (92 im Vorjahre) im Gewicht von 2431,» kg (1026 im Vorjahre). Das sind zu sammen 773b,» kg gegen 5778 kg de« Vorjahre«. Damit hat die schon im Vorjahre auffällige Zunahme der Einfuhr nach israelitischem Ritus geschlachteten Fleische« angehallen und die Zufuhr zeigt sich im Berichtsjahre um 33,s Proz. höher. — Kirchberg, 3l. Oktober. In Gegenwart zahlreicher Ehrengäste und unter allgemeiner Bcthciligung der hiesigen Ein wohnerschaft wurde heute da» auf dem Altmarkt errichtete, von dem Anfang diese» Jahre« verstorbenen nationalliberalen Land- tagSabgcordneten Kommerzienrath Kramer seiner Vaterstadt letzt willig gestiftete Bismarckdenkmal feierlich enthüllt. Ober pfarrer Ziegler hielt die Fest- und Weihercde, an deren Schluffe die Hülle unter Böllerschüssen und Präsentiren der Gewehre seilen» der Schützen und de« Militärvcrein» I fiel. Am Abend fand ein öffentlicher patriotischer Kommers im festlich geschmückten RathhauSsaale statt. — Zittau, 3. November. Ein Konkurs, bei dem hundert Prozent an die Gläubiger auSbezahlt, alle Betheiligtcn also voll befriedigt werden können ist gewiß eine Seltenheit. Bei dem jetzt beendeten Konkurs der hiesigen Firma M. Beckert u. Co. ist dieser Fall vorgekommen. Die Gläubiger haben die bisher noch reslirenden 20 Proz. ihrer Forderungen ausbezahlt erhallen. — Schwarzenberg. Die Gemeindebehörden im amt«- hauptmannschaftlichen Verwaltungsbezirke, welche die Anstellung eine« Fleischbeschauer« in« Auge gefaßt haben, werden hierauf hingcwiesen, daß aus Wunsch der Königlichen Commission für das Leterinärwesen vom Ib. November bi« lb. Dezem ber dieses Jahre« im städtischen Vieh- und Schlachthof zu Zwickau ein Kursus für Laienfleisch- beschauer abgehalten wirb und günstige Gelegenheit zur Ausbildung geboten ist. — Au« dem Vogtlande. Ein »amerikanisches" Kunst stück ist am Mittwoch auf dem baherischen Grenzbahnhofe Grosch- lattengiün versucht worden und glänzend gelungen: die Verschie bung Le« Stationsgebäude« um 10 Meter nach rückwärts! Nachrein die Grundmauern freigelegt und Schienen mit eisernen Walzen und Kugeln unterlegt waren, wurden an da« mit eisernen Schienen umspannte zweistöckige Gebäude 8 Winden angelegt und nach Commando eine Drehung um die andere vollzogen. Nach Verlauf von kaum sechs Stunden stand da» Gebäude wohl behalten auf seinem neuen Platze; im SationSgebäude war wäh rend de« Experiment« der Betrieb in ungestörter Weise vor sich gegangen und die Bewohner der oberen Stockwerke rückten mit, ohne ihre Behausung zu verlassen. — Ein Einwohner au« Zschocken, dessen Frau schwer krank darniedcrlag, Halle fick», da die Aerzte die Hoffnung aus gaben, an eine im nahen Reinsdorf wohnende »gelehrte Frau" um Hilfe gewandt. Diese hatte ihm auch solche versprochen. Sie gab ihm einen versiegelten Zettel mit der Anweisung, den selben der Kranken auf den Körper zu binden, nach acht Tagen abzunehmen und, ohne ihn zu erbrechen, in ein fließende« Waffer zu werfen. Wenn die Krankheit gehoben, sollte er wiederkommen. Al« nun die Frist verstrichen war, nahm er den Zettel, um ihn in» Waffer zu werfen. Unterweg« erwachte eine unwiderstehliche Wißbegierde in ihm. Er öffnet» den Zettel, und nicht gering war sein Erstaunen, al« er die Worte, die aus da« Papier ge kritzelt waren, la». Diese lauteten: »In der Hölle werden wir uns Beide Wiedersehen." Der Mann Ist von seinem Aberglauben kurirt. -tätliche Mitt-eilunge» aus »er Hitzung »es Htadtrathes z« chiöeuftock vom 8. Oktober 1900. Anwestnd: S RathSmitglieder. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Hesse. 1) In die Einschützungskommission zur Staatssteuer wählt man die Herren Ctadtrath Commerzienrath Dörffel, ,» Justizrath Landrock, Kaufmann Bernhard Förster als ordentliche Mitglieder und die Herren Stadtverordneten« Vorsteher Diersch, Apotheker Fischer und Kaufmann Max Ludwig als Stellvertreter. 2) Bei der Entscheidung der Königlichen Kreishauptmannschaft auf einen Steuer-Rekurs vermag man sich nicht zu beruhigen. 3) Der Firma G. Raven Nachfl. will man deren Restguthaben auszahlen, wenn die Heizungsanlage im Jndustrieschulgebäude bei strenger Kälte funktionirt. 4) Den Einschätzungsvorschlägen des Wasser»Ausschusies tritt man bei. Ebenso billigt man die Vorschläge betreffend deS Anschlusses des Hutschenreuther'schen Grundstückes am Triftweg uud deS Flach'schen Grundstückes im Winkel an die Wasserleitung. 5) Weiler fügt man den Anträgen des Feuerlösch- und BeleuchtungsauS- schusses auf a. Anschaffung eines Schlauchreinigungsapparates, I). Außerbetriebsetzung der kleinen Spritze der freiwilligen Feuerwehr, e. Bestellung des Schmiedemeisters Otto Krauß als Spritzenmeister der Pflichtfeuerwehr. 6) Die Armenholzanfuhr vom Auersberger Forstrevier wird vergeben. 7) Kenntniß mmmt man а. von 19 Anmeldungen zum Zeichenkursus für Handwerker, 1>. von der genehmigenden Verordnung über Erhöhung des Spar- kaffenzinSfußes, von einigen Beschlüssen der Bürgermeisterversammlung, б. von den Uebersichten der Stadt- und Sparkasse auf den Monat September 1900 und <-. von den Bestimmungen über 9-Uhr-Ladenschluß u. Sonntagsruhe. Es wird beschlossen, dem Gesuche der Ladenbesitzer um Ge» nehmigung der von ihnen, als zum späteren Ladenschluß geeignet bezeichneten Sonnabende bez. Festlagsvorabende zunächst soweit thunlichst zu entsprechen, jedoch außer den 3 freigelassenen auch die 23 abwechselnden Vorabende sich zur freien Verfügung vor 8) Die Kosten für nothwendige Aktenregalerweiterungen werden verwilligt. 9) Ein Straferlaßgesuch wird theilweise berücksichtigt bezw. befürwortet. 10) Die über den Verkehr mit Motor-Fahrzeugen ausgefertigte Bekanntmach- 11) Hierauf stimmt der^Rath dem Ankäufe von 20 St. Gasanstaltsaktien zu. 12) Ein erbetener Wasserleitungs-Anschluß soll auf Kosten des Gesuchstellers ausgeführt werden. 13) Sodann genehmigt man drei Gesuche um Erlaß der Hundesteuer. Außerdem kommen noch mehrere Angelegenheiten zur Erledigung, die des allgemeinen Interesses entbehren, beziehentlich zur Veröffentlichung nicht geeignet sind. Vor hundert Jahre». 6. November. Vor 100 Jahren, am 6. November 1800, ist der Componist A. E. Grell in Berlin geboren, dessen Name mit der Berliner Singakademie und dem Berliner Domchor eng verknüpft ist. Grell war ein Schüler Zelters und wurde schon im Alter von 16 Jahren Organist an der Nikolaikirche, 1832 Vicedirigent und 1853 erster Dirigent der Singakademie. Er war ferner Hofdomorganist, Lehrer am Domchor und Mitglied der Kgl. Akademie der Künste; als Lompositionslehrer entwickelte er eine sehr erfolgreiche Thä- tigkeu. Als Componist nimmt Grell eine ganz eigenartige Stellung ein durch seine im Geiste der älteren italienischen Meister gehaltenen Vokalwerke. Seine zahlreichen Motetten, Kantaten, Psalmen, Lieder überragen seine 16- stimmige Messe a cappella, ein Meisterwerk kontrapunktischer Arbeit u. ein Repertoirstück der Berliner Singakademie. Grell ist 1886 gestorben. 7. ?kove«öcr. Politische Sprüche 1800 (11). Landtage in Monarchien sind ein englisches Frühstück, das die Staatshalter den Landesbewohnern vorsetzen, um desto ungestörter ihr Mittagsmahl vom Landesbesten halten zu können. Polizey ist Gerechtigkeit, auf die Lokalität am treffendsten angewandt. — Den Schlüssel dcS Himmelreiches besitzt Jeder selbst, die Theologen führen nur Dietriche, die aber das Himmelsschtoß nicht öffnen, weil es doppelt schließt. — Der DemokratismuS macht die Luft unter der Regierungsglocke so dünn, daß der unter sie gestellte Freiheilsvogel sterben, oder ihm kräftigere Luft unter die Glocke gelassen werden muß. Ergebung und Partheylosig- keit sind Privattugenden, die in der Politik sich nicht gut anwenden lassen. Alter Lecken. Zum 2. November. Von R. I Werle. (Schluß). Am nächsten Morgen wieverhoile sich ein ähnlicher Vorgang. Ein Kamerad Gtzlsfingcn« hatte, ohne Absicht, in Erfahrung ge bracht, daß Ruthard sehr viele seiner dienstfreien Stunden in Ghlffingen« Hause zubringc und zwar komme er immer, sobald der Hauptmann Nachmittags zum Dienste gegangen und gehe, wenn dieser zurückzuerwarten sei. Da« machte ihn nachdenklich, aber nicht besorgt — denn wer weiß ob e« wahr war — und wenn schon — sicherlich war e« dann schon etwa« ganz Unschuldig,«. Aber seltsam blieb e« doch und c« war wohl der Mühe werth, dahinter zu kommen. Er beschloß, seiner Frau ans den Zahn zu fühlen. »Du Schatz", sagte er daher beim Mittagessen, »Ruthard war ja so lange nicht hier, wa>um läßt sich der denn gar nicht mehr sehen?" Er sprach scheinbar dem Braten sehr kräftig zu, beobachtete sie aber scharf unter halbgeschloffenen Lidern hervor. Sie sah einen Augenblick zu ihm herüber, schlug dann die Augen nieder, wurde über und über rolh und stotterte verlegen: ,O — ich weiß — auch nicht — nun — jetzt — die Weihnachtszeit — vielleicht arbeitet er an einem Bilde — zum Geschenk." Ghlffingen sah betroffen auf. Wa» war da«? Sie konnte ihn nicht a.ffehen, sie war verlegen — rolh? Die Bissen quollen ihm im Halse, er legte Messer und Gabel hin, sprang auf und verließ mit einer flüchtigen Entschuldigung das Speisezimmer. Er streckte sich aus da» Ledersosa in seinem einfachen Herrenstübchcn und hing seinen Gedanken nach. War e» nun wahr oder nicht? Waren die Leute falsch berichtet oder sagte sie ihm die Wahrheit. Zum Mindesten ver schwieg sie ihm etwa«, da» hatte er deutlich an ihrer Verlegen heit gesehen. Also nun wirklich: Augen auf — nun, er würde schon dahintcrkommcn. Am folgenden Tage wieder ein Unglücksrabe. Diesmal ein älterer Premier, an Jahren Ghlffingen fast gleich, daher die freundschaftliche Vertraulichkeit unter ihnen. Er halte die Unter haltung seine« Burschen mit einem anderen OsfizierSburschen angehört de« Inhalt«: grau Hauptmann von Ghlffingen empfängt die Besuche de« Herrn Leutnant Ruthard und die Kammerzofe ist im Bunde, sic weiß e« und giebt dem Herrn Leutnant Zeichen, wenn der Herr Hauptmann mal zu Hause sein sollte. Der Bursche war der Schatz der Zofe und sie hatte e» ihm unterm Siegel der Verschwiegenheit erzählt. Nun, da« wollte er bald kriegen. Da« Mädchen einzu schüchtern war nicht schwer — man brauchte ihr ja nur zu drohen, fie au» dem Dienste zu jagen. Und dann seine Frau zur Rede stellen. — Nein — da» nicht — dann war e« irgend eine Dummheit, aber eine unschuldige Dummheit — und da war e» sicher — wie schwer hatte er ihr denn Unrecht gethan, ihr, die er anbetete — der er jede« Leid sorgfältig fern hielt! E« ging auch ander». »Lisette", sagte er, nach Hause gekommen, in strengem Ton« zu der Zofe, die ihm gerade die Thür öffnete, »wa« ist da» hier im Hause — wie ist die Sache mit dem Herrn Leutnant Rut hard ?" Da» Mädchen fuhr zusammen, sie wurde roth, dann sah sie auf und begann: »Herr Hauptmann, ich weiß nicht —" »Sie wissen, Sie sind ja die Vertraute in dieser Sache —" »Aber Herr Hauptmann, ich —" »Hüten Sie sich, etwa» Andere« zu sagen al« die reine Wahr heit — oder Sie sind auf der Stelle entlassen." Zitternd beichtete sie, wa« sie wußte — e« war nicht viel mehr, al« er bereit« wußte. »Und e« sollte eine Ueberraschung für den Herrn Haupt mann sein -" hat die Gnädige gesagt. »So, eine Ueberraschung — und wann kommt Herr Ruthard wieder?" »Morgen früh, 10 Uhr, wenn der Herr Hauptmann —" »Die alten Leute exerziren — schon gut!" Er ließ da» Mädchen stehen, zog sich auf sein Zimmer zurück und ließ sich bi« zum Abend nicht sehen, dann ging er in« Casino, um sich der Gedanken zu erwehren, die ihm durch» Gehirn stürmten. Morgen« um halb 10 Uhr ging er zum Dienst, befahl aber seinem Premier, das Exerziren abzuhalten und ging wieder nach Hause. Er würde sie in tiugranti ertappen. Lisette würde nicht« verrathen haben, daß er hinter da» Gehcimniß gekommen — sie wußte ganz genau, wenn er den Leutnant nicht fand, so war sie ihre» Dienste» ledig. Er klingelte nicht, er pochte nur. Mit dem Finger am Munde bedeutete er Lisctten, die ihm die Thür öffnete, zu schweigen, schritt lautlos über den teppichbedecklen Korridor zum Zimmer seiner Frau. Er wollte eintreten mit einem Scherzworte und dann die Wirkung beobachten. Aber eine unerklärliche zwingende Gewalt hielt ihn zurück, beugte ihn nieder, töoaß er durch» Schlüsselloch sehen mußte. Er wurde sich de» Unwürdigen der Situation garnichk bewußt. Er sah nun seine Frau in ihrem rosascidenen Kleide auf einem Sessel hingegossen. Eme Hand, auf die ein rvther Aermclaufschlag herabfiel, faßte sie unter« Kinn und richtete ihr den Kops auf: »So, bitte," hörte er Ruthard» Stimme, »und nun bitte, ein wenig lächeln, jener Ausdruck, der alle Welt so sehr bezaubert." Der Sprechende entfernte sich von seiner Frau. »Aber nun wäre c» auch gut, wir beendigten die Sache," hörte er diese sagen, »mein Mann scheint Verdacht geschöpft zu haben, und wenn er eine Ahnung hätte." Der Mann an der Thür schnellte empor wie von der Tarantel gestochen. Sollte er hineinstürzen und dem Elenden den Degen in den Leib rennen? Nein, so nicht, so nicht! Es wäre ein Skandal geworden, er war kompromittirt für immer. Einen Ehrenhandel vom Zaune brechen und dann eine Kugel! Einer von Beiden war ohnehin zu viel aus der Welt und einerlei wer fiel. Er eilte zur Kaserne zurück und nahm seinem Premier da« Kommando wieder ab. Noch nie hatten seine Musketiere ihren sonst so guten Hauptmann so gesehen, er .schliff" sie, daß sie Blut und Wasser schwitzten. Er aß im Casino, trank mehr al» ihm gut war, fing mit Ruthard Händel an und al« dieser endlich ein heftige« Wort hastig erwiderte, hob er die Hand zum Schlage, aber ein Kame rad fing sie aus. Am nächsten Morgen schossen sie sich. Rui- Hard sank beim ersten Kugelwechscl, in'» Herz getroffen, lautlos nieder. Al« die Nachricht zu Frau Elsbeth drang, stürzte sie mit fliegendem Athem in da» Zimmer ihre« Gatten, wohin dieser sich gleich nach dem Zweikampf zurückgezogen hatte. Sie war furchtbar verändert. Mit funkelnden Augen faßte sie ihn am Arm. »Unmensch, wa« hast Du gethan. Komm — komm und sieh selber, wa« er bei mir gewollt hat, er, den Du Unmensch gemordet hast in der Blüthe seiner Jahre." Und sie zog ihn in ihr Zimmer. Eine Staffelei stand an der Seite de» Zimmer«, sie schlug ein Tuch zurück und ihn blickte von einer Leinwandfläche da« meisterhafte fast vollendete Portrait seiner Frau entgegen. »Da« hat er gewollt — da« sollte Dich zu Weihnachten überraschen! — Und daß Du an mir gezweifelt hast, daß Du mir da» niedrigste Verbrechen zutrautest, da« eine Frau begehen kann, da« verzeihe Dir Gott — ich kann e« nicht — ich kann nicht mehr mit Dir leben — ich kehre zu meinen Eltern zurück." Er fiel mit einem dumpfen Schrei in einen Sessel und sie verließ da« Zimmer ohne ihn noch einmal anzusehen. Bald darauf quittirle er den Dienst und widmete sich ern sten wissenschaftlichen Studien, um seinen Schmerz zu betäuben. Und al» im nächsten Jahr der Tag Allerseelen kam, da ging er nach dem Friedhose und legte einen Kranz auf Ruthard« Grade nieder. Und vierundzwanzig Jahre sind seitdem vergangen. »Wie ost noch?" murmelt er. Der scuchte Abonowind streift sein Gesicht, fröstelnd schauert er zusammen, langsamen, schleppenden Schritte« tritt er den Heimweg an. Gi« Gyrenwort. Roman von L. Haidheim. (10. Fortsetzung.) Am Ende de« Gange» sanden sie die Prinzeß und ihren Begleiter in lebhafter Unterhaltung, wie e» schien. »E« ist un verzeihlich von mir, Herr Assessor," rief ihnen die Erstere schon entgegen, »daß ich Ihnen Ihren Freund so lange entzog, aber wir kamen aus interessante Kapitel und fanden viel gemeinsame Idem. Nun aber zurück zur Gesellschaft, lieber Baron, Sie sind gewiß rechtschaffen hungrig und wir auch." Eine strahlendere Wirthin konnte man nicht sehen; c« war Allen überraschend, wie schön die Prinzeß erschien. In der Orangerie war an langen Tafeln gedeckt. Selbst verständlich hatte man die Plätze nach den Regeln der Etikette belegt, und erst al« bemerkt wurde, daß der Geheime Rath von Truhn nicht erschienen war, konnte zu Gunsten de« Rittmeister» über den Platz verfügt werden. Die junge Welt nahm ihre Plätze ein; Traulmann sah sich neben Ulla, und, war er noch vor wenigen Tagen für unmöglich gehalten hatte, er blickte mit Glcichmuth auf Fide« und Oskar von Truhn. Zum ersten Male iah er heute seinen jungen Freund, den Magistrat Reise gei zu Tisch von Trist »We »Di- lein Mar gehört?" »Wi bi» an di an dem 7 »Get Dame, di »Uni »De: die alte s „Kla »O, der Haup »Uni »Ob länger ni daß man Abenteure »Ge> wie«? U zu sein?" »Nei unwahr, s deckung zr Ein in Gang, „Wi: »cs ist dc mich so gl kennen lei nur recht befremdet. Die Im s hergestellt Mit Gräfin G die Prinz au«. »J< er soll u paarmal! zu nehme. Trau von ihm, Und die b den her: Und Szene setz Ihm LiebeShant er eben , möglichen, Betrunken wie furcht »Wa den Offizi »Tra flüsterte h- sich hinau »Er würde sie Dam dann in d
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