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Amts- M Aizeikettlitt für de« Ubo««rmt»1 vtrrtelj. 1 M. 20 Pf. einschliehl. de« »Jllustr. Unterhaltungsbl." a. der Humor. Beilage »Seifen» blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichipostanstalten. SeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Ersche««t wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: tue kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. Sonnabend, den 22. September 1LL verantwortlicher Redastmr, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. —----- 47. Jahrgang. - Invalidenversicherung betreffend. Die Rentenansprecher, Vertrauensärzte, Bürgermeister, Gemeindevorstände und Guts vorsteher des Bezirks werden hiermit daraus hingewiesen, daß in Zukunft die Bestimm ung deS Vertrauensarztes zur Ausstellung des erforderlichen ärztlichen Zeugnisses nicht mehr wie bisher den Rentenansprechern überlassen bleibt, sondern von der König lichen AmtShauptmannschaft erfolgen Wird. Zur Ausführung dessen wird hier mit angeordnet, daß die Rentenansprecher bei Anmeldung ihrer Ansprüche nur über ihre Bereitwilligkeit zur Untersuchung zu befragen und mit ihren etwaigen Wünschen bezüglich des damit zu betrauenden Arztes zu hören sind und dieser von der Gemeindebehörde bezw. dem Gutsvorsteher der Königlichen Amtshauptmannschast vorzuschlagen ist. Selbstverständlich betbt «S nach wie vor den Rentenansprechern unbenommen, sich auf ihr« Kosten die zur Begründung des Rentenanspruchs nöthigen Zeugnisse von einem anderen Arzte ausstellen zu lassen. Schwarzenberg, am 18. September 1900. Königliche Amtshauptmannschast. Krug von Nidda. Bekanntmachung. Der zcitherige Polizei-Expedient in Löbau Herr Lraur Oskar Liniert aus Kakkenllein ist heute als Kasten - Expedient und Protokollant hier verpflichtet worden. Eibenstock, den 20. September 1900. Der Rath dcr Stadt. I. V.: Justizrath Landrock. M. Am 20. September ist der dritte Termin Landrenten fällig gewesen. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen achttägigen Frist gegen etwaige Restanten executioisch vorzugehen ist. Die Ortssteucrcinnahme zu Schönheide. Jahrmarkt in Johanngcorgenstadt am 8. und 9. Gktoöer 1900. Reitpferde für die Feldpost des Expeditionskorps ankaufen lasten Die Feldpostexpebition ist bereit« mit dem Dampfer »Preußen'in Taku eingetroffen und entfaltet zwischen Taku und Tientsin eine rege Thätigkeit. Bei dem Vormarsch der Division v. Lessel wer den an den bedeutenderen Orten Feldpoststationen crrianet, die unter der Leitung eine« Feldpostsekretär« stehen, von denen sechs an der Expedition thcilnehmen. Der Dampfer »Rhein', besten Ankunft in der Peihomündung unmittelbar bevorsteht, bringt AuSrüstungSgegenstände für fünf Feldpoststationen. — ES wäre verfehlt, dem sozialdemokratischen Par teitage, der auch in diesem Jahre wieder mit großem Aufwand inS Werk gesetzt worden ist, eine allzu große Beachtung zu schen ken. Der AuSzang der Mainzer Beratungen war schon längst weder der sozialdemokratischen Parteileitung noch den Delegirten zweifelhaft. In der Hauptsache sind diese Kongresse von den »Genossen" immer nur von dem Gesichtspunkte au« aufgefaßt worden, von der Macht und Einmütigkeit der Sozialdemokratie nach außen ein möglichst starkes Bild zu geben. Die »bürger liche' Presse hat also keinen Anlaß, diese- geschäftliche Bestreben durch langathmige Berichte und Besprechungen zu unterstützen. Zudem scheinen die diesjährigen Verhandlungen noch weniger Interesse zu bieten, al» die früheren; denn wa« in Mainz "be raten" und wa» .beschlossen" werden soll, steht schon lange fest, und jeder „Genosse" fast weiß bereit» heute, mit weichen »Errungen schaften" die Delegirten au« dem goldenen Main; in die Hei mat zurückkehren werden. Selbstverständlich ist der Mainzer Parteitag gut besucht. Diejenigen Organisationen, die die Mittel haben, die ihnen zustehende Zahl von Delegirten zu entsenden, machen von ihrem Rechte Gebrauch, und daß die Hunderte von »Genossen" nicht ungern an den schönen Rhein ziehen, kann man sich denken. So macht denn die Vertretung der deutschen „Pro letarier" einen recht behäbigen Eindruck und erinnert nicht im Entferntesten daran, daß sie im Namen der .Entrechteten," »Ausgebeuteten," in »menschenunwürdiger Lage Befindlichen" da« Wort führt. — Frankreich. Die anarchistische Gefahr, von der täglich neue Spuren aufiauchen, hat die französische Re gierung, wie au« Pari« gemeldet wird, bestimmt, auf Grund de» seiner Zeit erlassenen AnarchislengesctzeS die Abhaltung de« internationalen revolutionären ArbcNerkongrcsse« zu untersagen. Auch ein anderer republikanischer Staat, Argentinien, schickt sich an, seine Maßnahmen zu treffen. Wie großen Abscheu die Er mordung de» König» Umberto tort erweckt hat, erhellt au» dem Umstande, daß in Buenos Aires ein feierliche« Todtenamt für den König abgehallen und am Sonntag, 12. August ein von 150,000 Personen besuchtes Prolestmceiing veranstaltet wurde. — China. In dem Damen de« Vizekönig» von Petschili in Tientsin sind kürzlich zaylreiche Dokumente und Bücher ge sunden worden, die keinen Zweifel übrig lassen, daß der al« sremdcnfreundlich gerühmte Vizekönig Iü-Lu nicht allein ein doppelte» Spiel gespielt, sondern direkt mit den Boxern sympalhisirl hat. Unter ihnen befinden sich viele Listen über die Stärke der Boxer in jeder Ortschaft de» Distrikt», über die ihnen gezahlten Geld summen und in Aussicht gestellten Belohnungen. E« ist die» wieder ein neuer Beweis zu der schon ost ausgestellten Behaupt ung, daß man auch denjenigen hohen chinesischen Beamten, die eine sremdenfreundliche Haltung zur Schau tragen, nicht allzu sehr trauen darf. — Uebcr die Expedition der deutschen Secbrigade wird dem Reuterschen Bureau au» Peking unter dem 12. d. M. noch telegraphirt: Die Kolonne de« General» von Höpfner griff am 11. Septbr. früh die Stadt Liang-Hsiang an. Der Ort war voll von Boxern und kaiserlich chinestichen Truppen und wurde zunächst von der Artillerie Höpfner» beschossen. Die Thore wurden mit Dynamit gesprengt, uud nun entspann sich ein Straßenkamps. 500 Chinesen wurden gclödtet. — Taku, 20. September. Die Verbündeten griffen h,ute früh die Fort» bei Peilsang an. Eine heftige Kanonade dauert an. — Schanghai, 20. September. Die Verbündeten nahmen die Peillang- und Lulai-Aort» mil großen Verlusten ein. Nach zuvtrlässtgen Nachrichten dringt Deutschland darauf, die Mach e Graf Wütows neues Wundfchreiven, da» am Dienstag von dcr „Nordd. Allg. Ztg." bekannt gegeben wurde, ist al» eine praktische Erweiterung de« Programm« aus zufassen, da» Deutschland im Einvernehmen mit den Mächten seststellte und dessen einer wesentliche Punkt in der Forderung bestand, daß die Schuldigen für ihre Verbrechen zur Verantwort ung gezogen werden müssen. Die allgemeine Lage Hai in den letzten Tagen insofern eine gewisse Trübung erfahren, al» man nicht mehr genau sah, worauf die Mächte hinauswolltcn und wie da» Programm in seinen Einzelheiten aussehen würde, da» den Friedensverhandlungen zu Grunde zu legen sei. Nicht ohne Geschick hat die chinesische Diplomatie e« verstanden, diese Un klarheit der Lage zu benutzen, und ihre Bevollmächtigten haben eine Haltung angenommen, al« ob China wie ein in jeder Be ziehung gleichberechtigter Faktor mit den Mächten über ein sozu sagen alltägliche» Abkommen zu verhandeln habe, während c« sich in Wirklichkeit um eine Zwang»exekution handelt, welche voll streckt wird, um begangene schwere Verbrechen zu bestrafen und ihre Begehung für die Zukunft unmöglich zu machen. Dieser Standpunkt wird mit voller Klarheit und Bestimmt heit, aber auch mit großer Mäßigung vom Deutschen Reiche vertreten, da» sich in diesem Falle zum Dolmetscher macht aller menschlichen Gefühle, die durch die chinesischen Greuel auf da» schwerste verletzt worden sind. Man sieht schon jetzt, wie die Chinesen die Sachlage zu verdunkeln suchen, und wie sie bestrebt sind, die FricdenSverhandlungen auf einer Grundlage zu eröffnen, die dcr wirklichen Sachlage nicht entspricht. Demgemäß handelt c» sich jetzt darum, da» Terrain frei zu machen für wirtliche ernste Verhandlungen, und von den Chinesen die Erfüllung einer Vorbedingung zu fordern, die einmal der Gerechtigkeit entspricht, sodann aber auch die sichere Aussicht eröffnet, daß die spätern endgültigen Verhandlungen glatt verlaufen werden. Die in der deutschen Note auSge-prochcne Forderung, daß vor Einleitung von Friedcn«verhantlungcn die wahren Schul digen scstgestellt und den Mächten zur Bestrafung überliefert werden sollen, ist durchaus geeignet, eine nützliche Grundlage für da» FrietenSwerk zu bieten. Und insbesondere muß der deutsche Vorschlag, die wahren d. h. die großcn Schuldigen rücksichtslos zu treffen, sich dcr Billigung aller derer erfreuen, die sich ein gerechte» und unparteiische» Urtheil bewahrt haben. E» geht nicht an, die Bestrafung der Schuldigen den Chinesen zu überlassen; denn damit würde der große Akt der Gerechtigkeit, den die verbündeten Mächte vollziehen wollen, mit Sicherheit zu einer unwürdigen Komödie werden. Es würde den Chinesen nicht im mindesten darauf ankommen, irgend welche untergeord nete Persönlichkeiten al» die Urheber der Greuel zu bezeichnen und solchen in beliebiger Anzahl die Köpfe herunterzuschlagen. Menschenleben haben in China nur ganz geringen Werth, vor allem aber wird da» Leben untergeordneter Leute, oder gar von Kuli«, von den Mandarinen al« durchaus gleichgültig eingcjchätzt. Solche untergeordnete Schuldige sind zweifelsohne in großen Mengen vorhanden, und die chinesische Regierung würde unter ihnen eine leichte Wahl haben, ja, auch ihr Gewissen nicht im geringsten beschwert sühlcn, wenn sie selbst völlig unschuldige Leute Yinrichten ließe. E» scheint, daß man in Peking den Mann gefangen hält, dcr den tödlichen Schuß auf Herrn v. Kettcler abfeucrte. Wenn seine Schuld bewiesen wird, wird ihn die Strafe der Mörder treffen, aber niemand wird behaupten können, daß da« eine an gemessene Sühne sei für die lange Reihe von Verbrechen, die jetzt in China verübt worden find. Und wenn auch schockweise Schuldige diese» Kaliber« eingefangen und dem Henker überliefert werden würden, so wäre da« nicht« andere» al« eine Bestrafung der »»«führenden Werkzeuge und nicht der Häupter, die die Verbrechen geplant und anbesohlen haben. Der deutsche Stand punkt, daß man die großen Schuldigen treffen soll, entspricht nicht nur der Gerechtigkeit, sondern er ist auch der, welcher der Zivilisation und Humanität Europa« am würdigsten ist. Sehr richtig hat Graf Bülow hcrvorgehoben, daß Massenhinrichtungen dem Gefühl der zivilisirten Welt nicht entsprechen würden, und in der Thal würde e» nicht al» eine Strafe, sondern al« ein neue» Verbrechen erscheinen, wenn man etwa diejenigen Re gimenter niedermetzeltc, die den Befehlen ihrer Vorgesetzten ge horchend, die Gesandtschaften angriffen, diejenigen aber verschonte, die den Befehl zum Angriff ertheilt haben. Es gewinnt nach den Stimmen der auswärtigen Presse den Anschein, al» ob die übrigen Mächte dem deutschen Pro gramm zustimmen würden. Wenn aber dasselbe in die T h a t um gesetzt werden sollte, dann würde diese Zustimmung fehlen. Die Kaiserin-Wittwe und Prinz Tuan, die man doch für die haupt sächlichsten Schuldigen halten muß, erscheinen al» Mitglieder der Dynastie den meisten Mächten al« unverletzlich. Allerdings: einige Mandarinen würden schon „d'ran glauben" müssen. Tagesaeschichte. — Deutschland. Fast mit alleiniger Ausnahme de» so zialdemokratischen „Vorwärts" äußern sämmtlichc deutsche Blätter, soweit sie überhaupt schon Stellung genommen haben, üder da» Ztrkulartelegramm de» Grafen v. Bülow rückhaltlose Zu stimmung. Die Note wirkt al« erlösende» Wort, welche» ca« öffentliche Empfinden von dem bedrückendem Gefühl befreit, daß die chinesische Krisi» einem bedenklichen Zustande der Vcrsumps- ung sich näherte. Den zweideutigen Machenschaften Li-Hung- Tschang«, die leider nicht ohne Förderung Seiten» einzelner Mächte geblieben sind, ist mit einem Schlage der Boden entzogen. Durch die Forderung, vor Beginn der Verhandlungen mit der chinesischen Regierung eine ausreichende Sühnung der begangenen Verbrechen durch Au»lieserung und Bestrafung ter Anstifter und Leiter her- bcizusühren, ist der Ausgangspunkt für die internationalen Un terhandlungen klar und bestimmt bezeichnet. Die Entschließung dcr Kabincte gegenüber der deutschen Anregung werden der gan zen Welt erkennbar machen, in welchem Grade die einzelnen Mächte aufrichtig bestrebt sind, eine wirkliche Gesundung der chinesischen Verhältnisse zu erreichen. — Von den Mächten ist bisher noch keine formelle Ant wort auf die Note der deutschen Regierung eingelaufen. Die wohlwollende Beurthcilung dieser Note in der Presse aller Länder läßt jedoch den Schluß zu, daß sich auch die einzelnen Regierungen dem sachlichen Gewichte der deutschen Ausführungen nicht entziehen werden. — Ucber die Höhe der deutschen Kriegskosten schreiben die „Bert. N. N.": Welche Summen hierbei in Frage kommen, läßt sich nur annähernd abschätzen. Wir haben Ursache zu der Bermuihung, daß die Summe de» bereit« auSgegcbenen Geldes unter 30 Mill. Mark ist, daß die Summe der sozusagen buch mäßigen Aufwendungen an 40 Mill. Mark heranrückt. Die 80 Mill. Mark, die der Reichskanzler durch Ausgabe von ReichS- schatzscheinen bckoinmt, begrenzen die Summe der Aufwendungen, die der Voraussicht nach zur Verausgabung gelangen können oder gelangen werden, bi» dcr Reichstag in der Lage ist, etwa weiter erforderliche Kredite zu bewilligen, da« heißt — da dcr Reichstag wahrscheinlich Mitte November berufen werden wird — bi« in den Dezember hinein." — Au« Kiel, 17. September, wird der „Köln. Ztg.'über die Pferdetransporte gemeldet: Der Dampfer „BoSnia",der von der Hamburg Amerika-Linie für den Transport der in Nord amerika gekauften, nach China bestimmten Pferde der Division v. Lessel eingerichtet wurde, ist am 13. September in Jan Fran zisko eingctrcffen, wo er 1200 Thiere an Bord nehmen wird. Die „Frankfurt" ist seit dem 5. September von Moyi nach Kali fornien unterwegs und dürste eine gleiche Anzahl Pferde nach Taku besördern. Dcr Rest der erforderlichen 4000 Pferde kommt von Australien, von wo bereit« im August zwei kleinere Tran» Porte »ach der Peihomündung abgingen. Anfang« September wurden annähernd 1000 Stück nach China übergeführt. Die Meldung de« Melbourne Argu», daß für die deutsche Regierung 4000 australische Pferde -ngekaust und die erste Ladung mit dem Dampfer „Kirklee" nach Wei-hai-wei unterweg« ist, trifft nicht zu. In Oslasten hat die Heeresverwaltung lediglich die Wagen- und