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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 04.09.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190009041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000904
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
-
Monat
1900-09
- Tag 1900-09-04
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Monat
1900-09
-
Jahr
1900
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Vorgehen der Truppen und den Schutz de» Kaiscrpalaste» an- gesetzl. — Zur Ermordung de» Herrn d. Ketteler erhält der »Oslos. Llohd" ein vom 2. Juli datirte» Schreiben folgenden Inhalt»: Der britische Konsul in Tientsin hat am 30. Juni einen Bries vom englischen Gesandten in Peking, Sir Claude Macdonald erhallen, in dem der Tod. de» deutschen Gesandten Freiherrn v. Ketteler bestätigt wird und einige Einzelheiten über die Umstände gegeben werden, unter denen der Meuchelmord verübt wurde. Danach hatten die Gesandten am 19. Juni vom Tsunglt-Zamcn die Mitthcilung erhalten, der General-Gouver- neuer von Chili habe telegraphirt, der Dopen de» Konsularkorp» in Tientsin habe erklärt, daß, wenn die Takufort» nicht bi» 2 Uhr Nachmittag» jene» Tage» übergeben seien, sie fortgenommen werden würden. (Ostenbar ist die Mittheilung diese» am 16. überreichten Ultimatum« mit drei Tagen Verspätung in Peking cingetrofsen.) Da» Tsungli Aamen müsse darau» entnehmen, daß die fremden Mächte an die Austheilung China» gingen. Unter diesen Umständen hätten die Gesandten in 24 Stunden Peking zu verlassen ; nach dieser Zeit könnte ihnen kein Schutz mehr gewährt werden. Die Gesandten antworteten dem Tsungli Namen, daß sic die Sache nicht verständen, da» Konsularkorp« in Tientsin könne eine derartige Forderung nicht stellen; gleichzeitig baten sie um eine Unterredung mit dem Prinzen Tschinz und Tuan. Al« auf diesen Brief keine Antwort kam, bestand Freiherr v. Ketteler daraus, in» Tsungli-Aamcn zu gehen. Er nahm seinen Dolmetscher Corde» mit und wurde dann auf der Straße von den Soldaten niedergeschossen. Wahrscheinlich ist er aus der Stelle todt gewesen. Al» auf die Kunde von dem Vorfall 50 Icesol- daten an den Ort der That kamen, fanden sie die Leiche nicht mehr. Corde» wurde sehr schwer verwundet, konnte aber noch die deutsche Gesandtschaft erreichen. Man erwartete damals einen Angriff auf die Gesandtschaften, von dem Entsatzkorps war da gegen nicht« in Peking bekannt. ES wurden nun alle Frauen und Kinder von Ausländern, einige hundert an Zahl, in die britische Legation gebracht. Die anderen Gesandtschaften sollten sich selbst vertheidigen und sich erst im letzten Nolhfall auf die britische znrückziehen. — Amop, 31. August. Von hier und von Kulangsu wurde da« japanische LandungSkorpS zurückgezogen. E« verbleibt nur eine Schutzwachc von 80 Mann an Land, die aber, wie auch die gestern gelandeten englischen Marineioldaten, vermuthlich ebenfalls bald zurückgezogen werden kann. Japanische Truppen, die von Formosa hierher unterwegs waren, erhielten Beseht, umzukchren. Der japanische Konsul wurde nach Tokio berufen. Die hiesige Lage gilt wieder al» normal. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 3. Septbr. In richtiger Erkenntniß der gegenwärtigen politischen Lage hat man in diesem Jahre von einer öffentlichen Feier de» SedantageS hierorts abgesehen. Nur in den Schulen ist der Nationaltag durch AktuS festlich be gangen worden. — Eibenstock. (Eingesandt.) Wie au» dem Jnseralen- Iheil der vorliegenden Nummer zu ersehen ist, wird unser Ort nächsten Sonntag der Schauplatz eines eigenartigen Festes sein. Wer irgend Gelegenheit hatte, den früheren ähnlichen Veranstalt ungen de» Radfahrerclub» beizuwohnen, wird sich noch mit Ver gnügen der gebotenen Genüsse und der erlebten festlichen Stun den erinnern und in dem Maße, in welchem sich die Zahl der Fahrer in letzter Zeit gehoben hat, ist auch wie überall in unse rer Stadt da« Interesse für den schönen Radfahrersport in fort währender Steigung begriffen. Auch mit Recht, ist doch da» Fahrrad heute in unserer hastenden, schnelllebigen Zeit nicht mehr so wie früher Sportartikel, sondern immer mehr und mehr Ver kehrsmittel geworden. In gleich immer höher strebender Rich!» ung bewegen sich- auch die Leistungen auf dem Gebiete de« Kunst radfahren« und mit umso größerer Freude ist c« zu begrüßen, daß c« dem rührigen hiesigen Radfahrerclub gelungen ist, zu seinem Feste zwei der beliebtesten und gefeiertsten, aus dem Gebiete de« Kunstradfahrens äußerst Hervorragendes leistende Künstler, die Herren Döring und Müller zu cngagiren. Herr Döring, dessen Darbietungen wir schon früher Gelegenheit halten zu bewundern, ist in der Zwischenzeit Stufe um Stufe auf der Leiter de« Ruh me« cmporgeklommcn und ist jetzt Inhaber der Weltmeisterschaft für alle Radgattungen, Inhaber der Niederradkunstineistcrschaft von Europa für 1899 sowie Inhaber der Niederradkunstmeister schaft de» S. R.-B. für 1899 und außerdem Inhaber vieler Preise und Medaillen. Alle sportlichen und nichtsportlichcn Preß stimmen sind sich darüber einig, daß Herr Döring, wa« elegan te« und sichere« Arbeiten, die Erfindung immer neuer Tric» an belangt, Unübertroffene« leistet, und sein Partner, Herr Müller, giebt ihm, wa» Gewandtheit und Sicherheit anbelangt, nicht« nach, so daß dieser Abend wohl einer der genußreichsten seit lan ger Zeit werden dürfte, dessen Besuch hierdurch nur nochmal« aufs Wärmste empfohlen werden kann. — Schönheide. Sonnabend Abend nach 9 Uhr zeigten gerötheter Himmel und Feuersignale den Ausbruch eine» Brande« an. Im oberen OrtStheilc liegt der Bllrstcnfabrik Flemming u. Co. gegenüber ein einstöckige« Hau», welche» Eigcnthum genann ter Firma. Darin ist der Consum der Fabrik und die Wohnung de» Verwalter». Da« Gebäude wurde vollständig durch die Flammen zerstört, nur die Mauern stehen noch. Ein Theil der Maaren wurde gerettet. Die beiden Calamitosen haben ver sichert. Der plötzliche Schrecken wirkte lähmend auf die Frau de« Verwalter«. Weil ohnmächtig, mußte ihr Unterstützung durch hilfsbereite Hände zu Theil werden. Wie da« Feuer entstanden, läßt sich bis jetzt nicht nachweisen. Am Brandplatzc erschien al« erste Spritze die von Neuheidc, welche den I. Prei» erhält, die von Schönheiderhammcr erhält den 2. Preis. — Grimma, 31. August. Einen echten Schwabenstreich führte ein hiesiger Hausbesitzer au«. Da er für den Inhalt der gefüllten Düngergrube nicht den erhofften Betrag herauSzuschlagcn vermochte, schüttete er Petroleum in die Grube, warf Stroh da raus und zündete da« Ganze an; bald lohte die Flamme so mächtig auf, daß herbeieilende Nachbarn und der betreffende HauSwirtb erst Herr de« Feuer« wurden, nachdem c« einige Obstbäume und die Umfassung-Planke zerstört hatte. Da« Feuer konnte, da e« in einem der feuergefährlichen Theile der Stadt war, leicht unabsehbare Folgen haben. — Stollberg, 31. August. Gestern Abend in der sieben ten Stunde versuchte ter Gartenbesitzer Wappler von hier mit einem Erntewagen den Bahnübergang bei Station 151 auf Mitteldorfer Flur noch zu passiren, al« der von Scheibenberg nach Stollberg fahrende Zug sich bereit« dem Uebcrgange näherte. Wappler, welcher da« Geschirr leitete, saß vorn und sein ^jähr iger Sohn, der ihn begleitete, hinten auf dem Wagen. Kurz vor dem Herannahen de« Zuge« ist Wappler 8vn. vom Wagen ge sprungen, um da« Schlcifzeug zu bedienen. Jt^ diesem Augen blicke ist der Zug hcrangckommcn und hat den Hinteren Theil de« Wagen«, auf welchem der 12jährige W. saß, erfaßt, von dem Vorderwagen lo-gcrissen und mit fortgeschleifk. Hierbei wurden dem Knaben die beiden Oberarme gebrochen, der Fuß de« rechten Beine« abgefahren und die linke Kopfseite eingedrückt, sodaß der Tod sofort eingetrcten ist. Den Lokomotivführer trifft keine Schuld, da derselbe die vorschrift-mäßigen Signale rechtzeitig ge geben hat. — Buchholz, I. September. Eine That bodenloser Ge meinheit ist in vergangener Nacht in dem noch im Bau begrif fenen neuen Reich«postgebäude verübt worden. Ein oder mehrere, zur Zeit noch unbekannte nichtswürdige Buben sind in da» Ge bäude eingedrungen und haben in dem eine Treppe hoch gelegenen sogenannten Briesträgerzimmcr da« herumlagernde Holzgeröll in Brand gesteckt. Durch Sturmgeläute wurde die Einwohnerschaft in der zweiten Nachtstunde aus die Brandlegung aufmerksam gemacht und da- Feuer hierauf von Nachbarn und einigen Feuerwehrleuten wieder gelöscht. Ein größerer Schaden ist in dem Gebäude glücklicherweise nicht entstanden. Ob man e« mit einem Racheakt gegen eine bestimmte Person oder aber mit einem Streich übermüthigcr Straßenbengel zu lhun hat, wird hoffent lich die polizeiliche Untersuchung ergeben. — Kirchberg. Da« zum größten Theile au« einem reichen Bermächtniß de« verstorbenen Hrn. Kommerzienrath» Kramer von hier neuerbaute städtische Krankenhaus, .Kramer« Heilstätte" genannt, ist am Donnerstag unter entsprechenden Feierlichkeiten eingeweiht worden. Nach der Weihe stand da« stattliche Gebäude, da» mit allen den Forderungen der Neuzeit entsprechenden Ein richtungen versehen ist, zur Besichtigung offen. Am Sonnabend wurde e« seiner Bestimmung übergeben. — Ncustädtel, 30. August. Als gestern Abend der hiesige Fleischermcister Neidhardt mit seinem leichten Wagen auf der Eibenstocker Straße in der Nähe von Zschorlau ein Last geschirr ausstechen wollte, fuhr er in der Dunkelheit in die Räder desselben. Durch tie Gewalt de» Anpralles wurde er heftig aus dem Wagen auf die Straße geschleudert, und hierbei zog er sich lebensgefährliche Verletzungen am Kopfe zu. Ein junger mit fahrender Mann stürzte ebenfalls, kam aber ohne ernstlichen Schaden davon. — Roßwein, 29. August. Zur Warnung sei mitgethcilt, daß hier kurz hintereinander zwei rüstige Männer an Brechruhr verstorben sind, welche sie sich durch eigenes Verschulden zugezogcn hatten. Der Eine hatte viele Kirschen gegessen, dabei die Kerne mit verschluckt, hieraus Gurkensalat verzehrt und schließlich Wasser getrunken. Der Andere hatte, nachdem er vorher eine reichliche Menge Obst zu sich genommen, in einem Verein-Vergnügen viel Bier getrunken. Beide mußten ihre Unvorsichtigkeit zunächst mit schweren Leiden und schließlich mit dem Leben bezahlen. — Der allgemeinen Volkszählung am 1. Dez. 1900 liegt wiederum die Ausfüllung von Zählkarten zu Grunde. Die Angaben sind diesmal umfangreicher als bei früheren Erhebungen. Während der da« vorige Mal auSzusüllcnde Vermerk bezüglich der Arbeitslosigkeit fortgefallen ist, ist diesmal die Frage neu, die sich aus da« Verhältniß de» BeschäftigungSortcs zum Wohnort bezieht. Hier soll der Zusammenhang der Arbeiterbevölkerung der Städte mit ihrer näheren Umgebung festgestellt werden. Ferner werden die GcburtSgemeinde und die Muttersprache festgestellt, die auf der vorigen Zählkarte nicht verzeichnet waren. — Gera. Die Frau de« KoinmissionSrath« Schlutter Hier selbst warf sich Donnerstag Vormittag vor den von Weimar kommenden Eiscnbahnzug, der sie völlig zermalmte. Ihr Gatte und sie halten ihr große« Vermögen sür Stiftungen (Realschule, KreiSkrankenhauS :c.) aufgewenect; für den Lebensunterhalt blie ben nur noch die Zinsen eines Kapitals, da» auch schon dem Krankcnstift gehörte. Die Frau scheint die« schwer empfunden zu haben; auch soll der Vorwurf, ihren armen Verwandten nicht« hinterlassen zu können, sie gepeinigt haben. In letzter Zeit war sie gemüchsleidend geworden. In diesem Zustand Hal die un glückliche Wohlthaterin der Stadt sich den Tod gegeben. Vor hundert Jahren. 4. September. Brunnen-Anstalten 1800. Wasserleitungen in unserem Sinne gab es nicht, obschon Rohrleitungen nichts Seltenes waren. Die Brunnen zvarcn^entwedtr -punip- oder Schöps- und^Ziehbrunnen, wie man solche noch das Einwersen todtcr Thiere und faulender Sachen in den Brunnen ist ver boten, welches Verbot aus recht angenehme Zustände schließen läßt. Die Einfassungen offener Brunnen sollen dauerhaft, die Brüstungen nicht so Commission^varen vielfach nur ein frommer Wunsch. .'>. September. Malta wird englisch. Die Insel Malta im mittelländischen Meer, berühmt durch ihren Gewerbsfleiß, ihre zahlreichen und werthvollen Handels artikel, von jeher durch ihren Honig und ihre Rosen, zugleich aber ein lehr werthvoller militärischer Stützpunkt, kam am t>. September 1800 in die Ge walt der Engländer, die den wichtigen Besitz weniger durch Waffengewalt als durch ihre stlughcit zu erhalten wußten. Bonaparte, der alles Umstür- zende, hatte die Insel Malta, die dem Johanniter-, durch seinen Besitz Mal- teserorden genannt, gehörte, ohne Weiteres erobert und französisch gemacht. Nachdem einmal die Hand an diese Freistätte des Ordens gelegt war, zögerte auch England nicht, dem Corsen dre Beute abzujagen. Die Engländer be lagerten Malta und am genannten Tage mußten sich die Franzosen zur Uebergabe verstehen. Zwar versprachen später in den Friedensverhandlungen die Engländer wiederholt, Malta zu räumen, allein sie wußten diese Räu mung solange hinauszuschieben, bis ihnen 1814 im Pariser Frieden die In- sel endgiltig zugesprochcn wurde. Mit der Zeit hat England Malta zu einer uneinnehmbaren Festung umgestaltet, die einen Hauptstützpunkt der englischen Macht im Mittelmeer bildet. Dom „Land des Lichtes". Von K. von Osten. Da» Kaiserreich Japan mit seinen 42 Millionen Einwohnern bestehl au» einer langen Reihe von 3850 großen und kleinen Inseln. Die größte Insel heißt Nipon und nach dieser nennt der Japaner sein Land. Dai-Ni-pon heißt: Groß-Sonne-Ursprung. Da» »Land de» Lichte«", da» .Land de« Sonnenaufgang»" sind beliebte Namen bei den Japanern sür ihr Vaterland. Man kann sich keinen größeren Kontrast denken, al« den, der zwischen den Bewohnern de» .Lande« der Milte" und de» .Lande» de» Lichte»" herrscht. Bei den Chinesen eine todten- Lhnliche Erstarrung im Althergebrachten, bei den Japanern seit etwa 50 Jahren ein so rege» Rcformbcstrcben, wie e» einzig da steht in der Geschichte. Japan hat sich aus einer ähnlichen Erstarrung wie China sie bi« heute noch besitzt, zu einem höchst modernen Reich em porgerungen. Mit Japan unterhandeln die kultivirtesten Länder wie mit ihre« Gleichen. Im .Land de« Lichte«" pulsirt frische» Leben, nicht nur in den höheren Ständen, nein, in allen Schich ten de» Volke«, Alle» wird modernifirt, die Ehe, die Religion und da» Militäiwesen. Da« japanische Volk ist energisch, fleißig und geschickt. Während in anderen asiatischen Staaten höchsten» die Herrscher auf moderne Ideen eingehen und da» Volk diesen Gedanken und Bestrebungen fremd oder feindlich bleibt, sehen wir in Japan nicht nur eine intelligente, aufgeklärte Regierung, sondern auch ein tüchtige«, willige» und reformfreundliche« Volk. Um den gewaltigen Unterschied zwischen Einst und Jetzt voll würdigen zu können, empfiehlt sich ein kurzer historischer Rückblick. Erst zu Ende de» 13. Jahrhundert» kamen durch den Portugiesen hlürcu kolo die ersten Nachrichten von Japan, da» der berühmte Seefahrer .Zipangu" nannte, nach Europa. Trotzdem seine Be richte günstig lauteten, sandte die portugiesische Regierung doch erst im Jahre 1541 drei Schiffe nach Japan, um dort an der Küste eine Niederlassung zu gründen. Die Portugiesen erlangten in kurzer Zeit da« Recht, überall im ganzen Lande Handel zu treiben. Die christliche Religion wurde durch den großen Jesuiten Franz Xaver ausgebreitet. Bereit« im Jahre 1616 war saft halb Japan christlich. Da kam im Jahre 1617 eine andere Herrscherfamilie an da« Staatsruder, welche den Portugiesen und der christlichen Religion feindlich war. ES begann eine Verfolgung gegen alle Portugiesen und gegen die Christen. Die heidnische Strömung, ganz energisch betrieben durch die.Götzen- Priester" oder .Bonzen", siegte über die christliche. Im Jahre 1637 wurden alle Portugiesen sür ewige Zeiten au» dem «Land de« Lichte»" verbannt und gegen die Christen die ärgsten Strafen in Anwendung gebracht. Im Jahre 1665 wurden in allen Städ ten de« Reich« JnquisitionSgerichlc niedergesetzt, welche über den Glauben jeder Familie wachen mußten. Alle christlichen Gebräuche wurden wieder durch altheidnische ersetzt. Unter diesen spielte da« nur Japan cigenthümliche und un« Europäern unverständ liche .Bauchaufschneidcn", da« .Harakiri" oder .Seppuku" eine große Rolle. In alten Zeiten war e« in Japan Sitte, daß beim Tode eine« Fürsten die ihm nahestehenden Diener mit begraben wur den, aber lebendig. Diese fürchterliche Sitte wurde vor etwa tausend Jahren dahin abgeändert, daß man Thonfiguren an Stelle der Lebenden mit dem Fürsten begrub. Aber trctzdem hielten e« viele Diener für ihre Pflicht, ihrem Herrn in den Tod zu folgen. Sie entleibten sich daher in der Weise, daß sie sich den Bauch ausschnitten. Dadurch erhielt da« .Harakiri" etwa« Erha bene« und Feierliches, dadurch galt da« .Harakiri" für eine höchst ehrenvolle Art de« freiwilligen Tode«, auch wenn kein Fürst ge storben war. Da« .Harakiri" war da« beste Mittel, die verletzte Ehre wieder herzustellen oder schweren Strafen zu entgehen, Strafen, die auch die ganze Familie in« Unglück gestürzt hätten. Gab sich ein Angeklagter selbst den Tod durch „Bauchaufschnei dcn", so wurde sofort die Anklage zurückgezogen, kein Makel fiel auf die Familie, sie erlitt keinen Schaden an Ansehen oder Ver mögen. So erklärt sich einigermaßen die weite Verbreitung die se« Selbstmorde«. An Stelle de« christlichen Gotte« trat nach Einrichtung der Inquisition wieder die alte heidnische Hauptgöttin, die Sonne. Mit dieser Göttin trat der heidnische Japaner mit Hilfe der .Kami", der verstorbenen Ahnen, in Verbindung. Die heidnischen Tempel enthielten nicht« al« einen Spiegel, al« Sinnbild der Reinheit und de» Glanze« der Sonne. Dieser Spiegel steht auf einem einfachen Tisch, so daß ihn jeder Gläubige sehen kann. Jeder Beter nimmt eine solche Stellung ein, daß er den Spie gel sicht. Die Anhänger diese« ursprünglichen Volksglauben«, Sinseinu genannt, bildeten die große Mehrheit de« Volke«. Außer diesem Glauben huldigte man noch dem Budbhaimu« und der Siutu; letztere ist die Religion der Philosophen. In dieser heidnischen Zeit herrschte in Japan der Aberglaube ebenso stark wie in China. Hier wie dort herrschte z. B. der Glaube, baß von der richtigen Wahl de« Begräbnißplatze« nicht nur die Ruhe de« Verstorbenen, sondern auch das Heil der Ueberbliebe- nen abhing. Hier wie dort beschäftigten sich besondere Gelehrte und Erdkundige damit, den richtigen Ort zu finden. An der Spitze de« alten Japan standen zwei Herrscher, der weltliche und der geistliche, der Taikun und der Mikado. Dieser halte die höchste Gewalt, besonder» in geistlichen Angelegenheiten. Anordnungen de» Taikun konnte er sür ungill ig erklären. Da» Ansehen de« Mikado« war so groß, daß man glaubte, die Kami» brächten ihm al« dem Vornehmeren alljährlich ihre Huldigungen dar. Allen diesen Zuständen machte da« Jahr 1869 ein Ende. Nach einem gewaltigen Kriege wurde der „Taikun" gestürzt und der „Mikado" wurde der einzige Herrscher de« Reiche«. Dieser, damals noch ein jugendlicher Fürst, erließ im Jahre 1871 folgen den wörtlichen Erlaß: „Mein Land ist in einem Ucbergange be griffen, e« erleidet eine völlige Umwandlung von allen zu neuen Anschauungen. Da« entspricht meinem aufrichtigen Wunsche. Ich fordere nun alle verständigen und aufgeklärten Männer auf, hervorzutreten und der Regierung mit gutem Rathe beizustehen. E» ist unbedingt nothwendig, daß man in jungen Jahren Länder besuche, um sich zu unterrichten. Sowohl Jünglinge wie Jung stauen, welche Männer und Frauen werden sollen, müssen in'« Ausland gehen dürfen, und die Kenntnisse, welche sie dort erwer ben, werden meinem Lande zugute kommen. Personen weiblichen Geschlecht» haben bisher keine gesellschaftliche Stellung gehabt, weil man annahm, e» fehle ihnen an Veritändniß. Wenn sie aber unterrichtet und intelligent find, muß ihnen die gebührende Achtung zutheil werden." So schrieb vor dreißig Jahren der Kaiser von Japan und sandte Jünglinge und Fiäulein» von hohem Range in« Ausland. Heule wetteifern die vornehmen Japanerinnen in Bildung und Gewandtheit mit den europäischen Damen. Heute wird die Frau dort ebenso hochgeachtet und gesellschaftlich genau so behan delt, wie bei un». Vor dem Jahre 1860 sah e« mit dem weib lichen Geschlecht noch schlimmer au«, al» heute noch in China. Seit dem 11. Februar 1889 hat Japan nach preußischem Muster eine konstitutionelle Monarchie. Da« Heer ist auch nach deutschem Muster au«gebildet und hat sich in den letzten Kriegen glänzend bewährt. , Darüber in einem andern Artikel. Zlmitta. Von Arthur Röhl. Unter dem Kamme der niedrigen zwischen dem Arno- und Pisalhal sich hinzichenden Hügelkette liegt ein Dors, MoSciano ge heißen, da« wegen der herrlichen Madonna, die e« in seiner Kirche besitzt, sowie wegen seiner gesunken Lust bekannt ist. Von den Reisenden, die die große Heerstraße entlang ziehen, verläuft sich da« ganze Jahr über kein einziger hierher, und einen Maler hat die kleine Ortschaft wohl noch niemai« gesehen. Ueber die breite, sandige Straße, die sich zwischen Kastanien und Tannen Hochwinde«, ziehen allein die Maultiere der Holzfäller und die Rinder der Stcinhauer. In der glühendsten Sommerhitze sind dies« Hügel immer grün und kühl. Unterirdische» Wasser speist die Bäume und bringt eine reiche Gebirg-flora zur Bluthe, die die Thäler mit balsamischen Düften füllen. Und wenn die Sonne hinter dem Purpur-Schatten de» Monte-Albano zur Ruhe geht, wird allüi wie hoch : Die und kümr Krieg und Ernten. Die Men Räubern, Ahnung v seine Pur; plätschern. Aus groß und in ihrem mit ihrer len Zweig» gehenden Gemälde. Hal», zwe den, üppig sich über j ligcr Johc ihren Füß .CH, stand. „7 ein Findli „Kan ein Man: nie die L mir gcwcn ist. 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