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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 18.08.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190008180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000818
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000818
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-18
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Monat
1900-08
-
Jahr
1900
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— China. Der Vormarsch auf Peking ist bisher durch leinen merklichen Widerstand chinesischer Truppen gehemmt worden und e» ist nicht ausgeschlossen, daß die Truppen Peking bereit» erreicht haben. Wie der »Daily Expreß" au» Schanghai vom 15. d. M. berichtet, soll die» in der Thal am 13. d. M. ge schehen sein. Laut einem Telegramm de» »Daily Telegraph" au» Washington glauben auch die dortigen Behörden, daß die verbündeten Truppen jetzt in Peking seien. Mit dem Gefühl größter Erleichterung und Befriedigung würde die gesammte gesittete Welt die Kunde von der Befreiung der Gesandten und deren Schutzbefohlenen ausnehmen. Freilich ist noch keine Sicherheit dafür vorhanden, daß den verbündeten Truppen nicht vor den Mauern Peking» noch ernstliche Schwierigkeiten bereitet werden. Sind die in Peking eingeschlossenen Fremden erst au« der ge fahrvollen Situation befreit, in der sie sich seit zwei Monaten befinden, so wird die Stunde der Abrechnung gekommen sein. Es wird schon dafür gesorgt werden, daß diese« Mal die Schul digen nicht ohne verdiente Bestrasung au-gehen. Die letzten heute vorliegenden Nachrichten besagen: Der 2. Admiral de» deutschen Kreuzergcschwa- der» meldet ab Taku, den 12. August: Kapitän Pohl (Komman dant S. M. S. »Hansa") ist am 9. d. Mt«. Abend» mit 4 Offizieren und 107 Mann von Tientsin nach Peking vorgegangen. Kapitänlcutnant Hecht (I. Offizier S. M. S. »Hertha") ist am 10. August Nachmittag» mit 2 Offizieren, 150 Mann und Proviant nachgerückt. Wasser und Troß folgen nach. IM Oester reicher sind am 10. d. Mt«. srüh von Tongku Kapitän Pohl gefolgt. Berlin, 16. August. „Wolffs Tel. Bureau" wird au» Tientsin vom 14. August gemeldet: Die vereinigten Kontingente haben Tuhangkiawan unter geringen Verlusten genommen. Die Chinesen ließen 500 Todte zurück und flohen theil« nach Ting- tschou, theil» nach Peking. Rom, 16. August. Die „Agenzia Stefan!" meldet unterm 15. d. Mt». au» Taku über Tschifu: Ein russisches Regiment wurde gelandet zum Schutze der rückwärtigen Verbindung der Verbündeten. Der japanische Admiral Iheilte mit, daß die Ver bündeten am 12. August Tungtschou besetzt haben. Für heute wird der Angriff aus Peking erwartet. New-Aork, 16. August. Da« „New-Hork Journal" veröffentlicht folgende vom 14. d. M. datirtc Depesche seine» Korrispondenten in Tschifu: „Ich erfahre au« guter chinesischer Quelle, daß die Verbündeten am Montag vor Peking ein getroffen find. Ich habe guten Grund zu der Annahme, daß da» Heer den Einmarsch in Peking erzwang, und daß die Ge sandten und ihre Freunde heute gerettet sind ; wahrichcinlich be finden sie sich gegenwärtig wohlbehalten bei dem christlichen Heere. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 17. August. Besitzer und Führer von Pferden seien darauf aufmerksam gemacht, bei Umgang mit letz teren resp. beim Beschlagen derselben stet« die nöthige Vorsicht nicht au» den Augen zu lassen. Gestern Vormittag wurde der Kutscher de» Herrn Rich. Drechsler in Wildenthal von seinem Pferde so heftig an da» Unterkinn geschlagen, daß derselbe eine empfindliche Verletzung davon trug. Da« Pferd sollte in einer hiesigen Schmiede beschlagen werden und ist der Kutscher beim Aufheben de» Hinterbeine» jedenfalls von hinten an da» Thier herangetreten, wodurch dasselbe erschreckte und nach hinten au«- schlug. Er ist noch al» besondere» Glück zu betrachten, daß da« Pferd kein Eisen mehr am Hufe hatte, sonst wäre die Verletzung ungleich schwerer ausgefallen. — Eibenstock, 16. August. Herr Oeconom Richard Pctzold hier feierte gestern sein 50jährige» Bürgerjubi läum. Herr Bürgermeister Hesse überbrachte dem Jubilar die Glückwünsche -Namen« der Stadtgemeinde. — Eibenstock. Die anhaltend ungünstigen Verhältnisse aus dem Geldmärkte haben auch dem hiesigen SparkassenauSschusse Veranlassung gegeben, vorbehältlich der Genehmigung durch die vorgesetzte Regierungsbehörde, den Zinsfuß für Einlagen vom 1. Oktober 1900 an auf 3'/, zu erhöhen. Mit dieser Erhöhung ist zugleich die Erhöhung de» HypothckenzinSsußeS um "/„ beschlossen worden. ES sei an dieser Stelle noch in Er innerung gebracht, daß die Sparkasse zu Eibenstock an den Orten Carlsfeld, Unterstützengrün und Sosa je eine Nebenstelle errichtet hat, bei welchen Einlagen jederzeit entgegen genommen werden. — Eibenstock. Von ter hiesigen Schutzmannschaft ist am Mittwoch abermals eine im Gendarmcrieblatt wegen Unterschlag ung verfolgte Mannesperson sestgenommen worden. — Eibenstock. Ein ganz besonderer Kunstgenuß steht uns bevor und wir wollen nicht versäumen, schon frühzeitig genug darauf hinzuweisen! — Am Sonntag, den 26. und Montag, den 27. August findet auf allgemeinen Wunsch ein zweimaliges Gast spiel de« allbekannten und beliebten Kaiser!. Russischen Hofschau- spieler» Herrn Han» Wolmerod statt. Herr Wolmerod hat sich ein eigene« Emsemble zu diesen beiden Abenden zusammen gestellt; erhöht wird das Interesse noch an dem Gastspiel, daß Herr Wolmerod noch einen ebenbürtigen Gast für diese beiden Abende gewonnen! „Fräulein Werra Ruhden, erste sentimen tale Liebhaberin und jugendliche Heldin vom Stadlthcalcr in Breslau." — Diese Dame ist auf 5 Jahre am Breslauer Stadt theater engagirt, war früher ebenfalls, wie Herr Wolmerod, Mit glied de» Hostheater» zu Petersburg. — Da» ergänzende Em- semblc besteht ebenfalls nur au« Kräften, die Herr Wolmerod persönlich kennt und von deren Leistungsfähigkeit er überzeugt ist. Ucber die beiden Novitäten, die zur Aufführung gelangen, be richten wir in der nächsten Nummer. — Schönheide, 15. August. Von Bubenhänden wurde vorgestern Nacht auf und vor der Haltestelle Bärcnwalde grober Bahnfrevel verübt. Bei zwei daselbst stehenden Sand wagen wurden die Thüren geöffnet, sodaß die Sandmassen zur Erde stossen. Außerdem wurde eine Neigungstafel herausgerissen und über da» Gelei« gelegt, sowie ein etwa 50 Kilogramm schwe rer Stein zwischen die Schienen gerollt. Die dem Bahnwärter gehörenden Hacken wurden «heil« in die Schienen geklemmt, theil« in die Schwellen eingehauen. Nur die Umsicht de« Maschinen führer« de» ersten von Schönheide kommenden Zuge« verhinderte ein Unglück. Hoffentlich gelingt e», die Burschen der wchlver- vcrdienten Strafe entgegenzusühren. — Schönheide, >5.August. Dem entschlossenen Eingreifen der Herren Schieferdecker Emil Schädlich, Klempner Wilhelm Unger und Musiker August Mothe« hier, welche trotz der Ge fahr de« Ersticken« an den Brandherd vorgedrungen sind, war e» zu danken, daß da» am 14. Juni d. I. im Hause de» Herrn Schuhmacher Unger N. 186 auSgebrochenc Feuer größere Dimen sionen nicht annahm. Jetzt ist nun jedem der Genannten für ihr lobenSwerthc« Verhalten von der Kgl. BrandversicherungS- kammer eine Geldbelohnung bewilligt worden. — Dresden, 15. August. Innerhalb de» Königl. Sächs. Militärverein»bundc» bestehl auch unter rem Namen König- Albert Stiftung ein Fond», von dessen Erträgnissen an junge Leut« Beihilfen zum Besuch von Lehranstalten und zur Erlernung eine» Beruf» gewährt werden. Im letzten Jahre wurden hier für an 26 junge Leute 1765 Mark auSgezahll und zwar an 5 zum Besuch de» Seminar», an 4 zur Erlernung de« Schlosser handwerk«, an je 2 zum Lernen al» Klempner, Schmied, Buch binder, Kaufmann und Musiku» und an je 1 zum Besuch der Anstalt in Struppen, der thierärztlichen Hochschule, der Post- und Bahnschule, de« Realghmnasium» und der Webschule und weiter an je 1 zum Lernen al« Geometer, Tischler, Stellmacher, Schriftsetzer, Schneider, Musterzeichner und Schreiber. Man sieht au» diesen Einzelheiten, daß die große vaterländische Kor poration nicht nur einen großen moralischen Werth besitzt, son dern auch in der Praxi» sehr segensreich wirkt. — Leipzig, 16. August. Da» »Hirschsche Bureau" ver breitet folgende Nachricht: Gestern gegen Abend wurde in einem Restaurant der Emilienstraße ein junger, etwa 20 Jahre alter Mensch verhaftet, der sich freiwillig bei dem Inhaber de« Restau rant» gemeldet hatte mit der Angabe, er sei Anarchist und habe den Auftrag, den König von Sachsen zu ermorden, doch sei er nicht im Stande, den Auftrag auszuführen. Ein so fort hcrbeigeholter Schutzmann nahm den Mann, der sich Seling nannte, nach Abnahme seiner Papiere fest. Waffen wurden nicht bei ihm gesunken. Er sagte noch au», er sei durch seinen Bru der in Amerika zum Anarchisten geworden. — Leipzig, 16. August. Der verhaftete angebliche Anar chist Seling ist 19 Jahre alt und geborener Württemberger. Er hat thatsächlich die bewußte Aeußerung gethan. Seling litt früher bereit» an Säuferwahnsinn und wird zunächst auf seinen Geisle»zustand untersucht werden. Ob Seling wirklich da« Atten tat geplant hat, konnte bisher nicht sestgcstellt werden. Einem Privattelegramm de» Korrespondenten de« „Chemn. Tgbl." zufolge soll der Verhaftete einer Heilanstalt überwiesen und von Seiten der Polizeibehörde gegen die Verbreiter der Sensationsnachricht strasgerichtlich vorgegangcn werden. — Plauen i. V. Bei einem GeschästSauSfluge nach einem besuchten Lokale in der Nähe unserer Stadt kam es am Montag Abend leider zu argen Ausschreitungen. Einer der auf dem Tanzsaale befindlichen Leute wollte sich den Weisungen de» die Aussicht führenden Obersticker» nicht fügen und stach diesen ohne Weitere» mit einem Messer in den Kopf. Al« der Bursche zum dritten Male zustach, hielt ihm ein anderer junger Mann die Hände. Der Messerheld blutete selbst au« einer Wunde am Halse, die er vermuthlich au» Versehen durch einen Stich von einem seiner Freunde erhalten hatte. Ein junger Mann, der seinem Bruder zu Hilfe kommen wollte, wurde zu Boden ge worfen, geschlagen und mit dem Fuße gegen die Magcngegend gestoßen. Einige der Teilnehmer am „Vergnügen" flohen, andere suchten auf Umwegen die Stadt zu erreichen; sie hörten, daß hinter ihnen drei Schüsse abgegeben wurden. Derjenige Mensch, der den Unfrieden angestiftet hat und wahrscheinlich versehentlich von einem seiner Freunde in den Hals gestochen worden ist, be durfte der ärztlichen Behandlung, ebenso der Oberstickcr. Das Geschäft-Vergnügen wurde infolge de« unliebsamen Vorkommnisse« '/< 10 Uhr abgebrochen. Der Messerheld war von dem Gestoche nen gebeten worden, auf kurze Zeit mit dem Tanzen einzuhalten, um mehr Platz für den Prinzipal zu schaffen, der mit seiner Frau auch eine Tour tanzen wollte. Diese Weisung hatte den Burschen derart in Zorn versetzt, daß er sofort zum Messer griff. — Wie nachträglich gemeldet wird, sind sämmtliche an den Aus schreitungen Betheiligte nicht bei der bctr. Firma beschäftigt, auch sollen die Verwundungen nicht durch Messerstiche herbcigesührt worden sein. — Lößnitz, 14. August. Ein SitilichkeitSattentat wurde gestern Nachmittag aus der Straße von Ober- nach Niederpfan nenstiel im Walde, der sogenannten Madschlucht, an einer Step- perSehefrau au« Oberpfannenstiel verübt. Der Unbekannte, der später in dem 34 Jahre alten Handarbeiter Emil Kluge au« Schwarzenberg erkannt und sestgenommen wurde, hatte die Frau sogar mit Erstechen bedroht. Uebrigen» steht der Unhold im Verdachte, noch mehrere Sittlichkeitsverbrechen, die vor einiger Zeit in der hiesigen Umgegend begangen worden sind, auf dem Kcrbholze zu haben. — Adorf, 15. August. Die Unzulänglichkeit der Grenz wachposten in Eömath, Getlengrün, Elster nsw. ist Veranlassung zu einer bereit« am 1. September in Kraft tretenden Personal vermehrung gewesen. Im Bezirke der Kgl. Grenzoberkontrolc Adorf werden dem Vernehmen nach demnächst zwölf neue Grenz aufseher angestellt. — Adorf. Der Verhaftung des hiesigen Fleischers Wunder lich unter dem Verdachte des fortgesetzten Viehschmuggel« sollte die Festnahme eine» großen Gutsbesitzer« und Viehhändler« folgen. Er ist jedoch spurlo» verschwunden; zwei von dem verschwundenen Viehhändler nach hier gebrachte Ochsen gelten einstweilen al» Contrebande. — Der im Jahre 1899 ausgeführte Versuch der Ein berufung der Rekruten zu ihren Truppentheilen ohne vor herige Sammlung bei Len Bezirkskommando« soll in dem gleichen Umfange in diesem Jahre wiederholt werden. De« Weiteren soll dieser Versuch aus alle Mehrjährig-Freiwilligen, also auch auf solche, die in fremde ArmeecorpSbezirke eintrcten, ausgedehnt werden. Vor hundert Jahren. 18. Augusi. Republikanischer Katechismus 1800 (II). In einem zweiten Abschnitt heißt es: Welches ist das Zeichen des Republikaners? Die drei- sarbige Kokarde. — Wie macht man dieses Zeichen? Man nimmt blau, weiß und rothe Wolle, strickt daraus ein rundes Format und steckt es auf den Hut oder auf die Mütze. — Wozu dient dieses Zeichen? Die bösen Geister, die Royalisten und die Aristokraten zu vertreiben. — Was muß man glauben ? Alles, was die gesunde Vernunft sagt und als glau benswürdig vorstellt. — Muß man auch glauben, was Journalisten und Zeitungsschreiber in ihren Blättern schreiben? Nein, weil oft ihre Nachrich ten der gesunden Vernunft zuwiderlaufen. — Giebt es hiervon ein Beispiel? Der Staatsboth in Köln und die Weseler Zeitung. - Welche sind die Hauptartikel, die der Republikaner glauben muß? Folgende fünf: I. daß die demokratische Regierungsform die beste sev; 2. daß die Domainen daS Eigenthum der Nation sind ; 3. daß das Pfafthum das schädlichste Gift für die Freiheit sey ; 4. daß die Privilegien der Adligen dem Knechten der Menschheit widerstreben; 5. daß die Juden, Heiden und Türken ebensogut Menschen, wie wir sind. — Also die „böse Presse" kam auch unter der Republik auf den Index. 1». August. Am 19. August 1800 ist der bekannte Dichter MichaelBeer geboren, ein Bruder des Componisten Meyerbeer. In sehr günstigen äußeren Ver- hältnissen lebend, trat er bereits mit 19 Jahren mit einer Tragödie „Kly- tämnestra" auf d-m Berliner Hoflheater vor die Oeffentlichkeit. Bleibenden Werth behalten hat nur sein einaktiges Trauerspiel „Der Paria", in wel chem die «deal gehaltene Tragik der Unterdrückten und Ausgestoßenen zum Ausdruck kommt. Seine Tragödie „Struensee" ist viel aufgesührt worden; sie enthält dramatische Anläufe, auch einzelne große Momente, vermag aber nicht dauernd zu fesseln und zu erwärmen. Der Dichter, der ein bescheidenes u. liebenswürdige- Wesen hatte, ist bereit- im Alter von 33 Jahren gestorben. 2V. August. Republikanischer Katechismus 1800 (III). Wennschon die in diesem Katechismus wiedergegebencn Curiosa natürlich nur historischen Werth haben und gleichsam als ausgegrabene Raritäten gelten mögen, so kann doch nicht Alle-, darunter manche- Interessante, mit Rücksicht auf unseren beffe- ren Geschmack hier wiedergegeben werden. Ein Abschnitt bandelt von den „Werken der Barmherzigkeit". AlS solche leibliche Werke werden 7 angeführt, nämlich: l.für seine Mitbüraer umsonst arbeiten (nb., wa- sich die Männer der heutigen französischen Republik merken könnten, die ihre Tasche auf Staatskosten füllten); 2. die Mönche mit dem Vettelsack arretiren; 3. die Rebellen nach Madagaskar führen; 4. die englischen Schiffe in Brand stecken; k. den Prokuratoren die Schreibstube schließen; 6. den Kapuzinern Hemden und Strümpfe geben; 7. die Exorzisten (wörtlich: Teufelsbeschwörer) in'- NarrenhauS sperren. Dagegen sind die geistlichen Werke der Barmherzig, keit: I. den adligen Müssiggänger bestrafen; 2. den Bauer über Aberglauben belehren; 3. den eidscheuen Priestern bei Zeit den Weg über den Rhein rathen; 4. Gott um Bekehrung der Aristokraten bitten; k. die brodlosen Hofleute trösten; «.daS Fluchen der Freiheitsfeinde mit Gedult übertragen; 7. den Despoten, die unS ehemals unterdrückten, gerne verzeihen. — Ist eS auch Unsinn, so ist doch Methode drinn. Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Historischer Roman von Gustav Lange. (12. Fonsetzung.) „Verzage nicht," war die Entgegnung Eugen Stauffer». „Dein Leid ist jetzt auch da» meinige und ich will Dir ein treuer Bundesgenosse sein. Freilich dürfen wir un» nicht verhehlen, daß wir einen schweren Stand diesen beiden Schurken gegenüber haben werden, und müssen daher sehr vorsichtig zu Werke gehen, um schließlich dem Vater auch zu ermöglichen, ohne Schaden für sich selbst sein Vergehen wieder gut zu machen. Befleißige Dich vorläufig eine« weniger zurückhaltenden Wesen« dem Grasen gegenüber und gieb Dir den Anschein, al» wolltest Du einwilligen, seine Gattin zu werden; natürlich wird dieser Zeitpunkt unter irgend welchem Vorwande hinauszuschiebcn sein, wa» indeß wohl nicht schwer fallen dürfte. Inzwischen werde ich hinter den Kulissen den Kampf beginnen und hoffe denselben siegreich zu bestehen. Erlittene» Unrecht wieder gut zu machen, den Fluch von de« Vater« Gelde hinweg zu bannen und Dich wieder glücklich zu machen, danach will ich streben!" „Habe Dank, tausendmal Dank!" mit diesen Worten schloß Luise den Bruder in ihre Arme und barg ihr Köpfchen an seine Brust. „Schon war ich der Verzweiflung nahe und nun die Gefahr am höchsten ist, da erscheinst Du mir al» Helfer, nimmst Dich meiner an, wie besser ein Bruder gar nicht lhun kann." „Gelt, dessen hättest Du mich nicht für fähig gehalten, Du hast mich sicher auch zu den verwöhnten Söhnen gezählet, die mit de» Vater» Goldfüchsen in Sau« und Brau« dahinleben — unbekümmert um da«, wa« um sie her vorgehl, hast mich für einen Bruder gehalten, der nur in konventionellen Formen mit der Schwester zu verkehren pflegt. Allerding» muß ich zu meiner Schande gestehen, wenn Du diese Meinung bisher von mir gehegt, dieselbe bi» zu diesem Augenblick auch auf mich voll kommen zutras." „Laß e» gut sein, Eugen!" bat da« junge Mädchen. „Die TrosteSworte allein schon, welche mit der Absicht, mir beizustchen Du ausgesprochen hast, wiegen eine gute Thal aus!" Lange noch hielten sich die beiden Geschwister umschlungen, ehe sich Eugen Stauffer gewaltsam au« der Umarmung seiner Schwester befreite und sich entfernte. 8. Kapitel. Herbst und Winter waren im ewigen Weltenlauf verflossen und der Frühling hatte seinen Einzug gehalten, die bis dahin in Schnee und Ei« erstarrte Natur zu neuem Leben erweckend. Aber diese FrühlingStricbe, welche gewissermaßen auch aus die Menschheit sich zu verpflanzen pflegen, die in dem Neucrwachen der Natur selbst ein bis dahin gehegte» Sehnen erfüllt sieht, die im Keimen neuen Leben« in der Natur sich wieder gehoben und wie neubelcbt fühlt, vermochten ihren wohlthuenden Einfluß nicht bi» in da« Hau« de« Bankier« Stauffer geltend zu machen. Wie während de« Winters dar Leben hier eintönig dahingeflossen war, nur höchst selten einmal unterbrochen durch eine Festlichkeit, welch letztere aber nicht vermocht hatten, Luise Stauffer au« ihrem Trübsinn aufzuhcitern, so gingen auch die schönen Frühlingstage hier unbemerkt vorüber. Einmal hatte es den Anschein gehabt, al« sollte Luisen» Leidcnszeit zu Ende sein, al» nach mehrwöchcnilichcr strenger Un'ersuchung infolge mangelnden SchuldbewciseS Henry de Mercy au« dem Gefängnisse entlassen worden war. Aber an dem Tage, wo er die Freiheit wieder erhalten, da machte er ihr die schrift liche Mitthcilung, daß er unverzüglich die Stadt verlasse, wo ihm so große« Unreckt geschehen war, um in einem andern Theile der Welt ein neue« Leben zu beginnen, ein Leben der Arbeit und dem Streben gewidmet. Von diesem Tage an hatte Luise nicht« wieder von dem Geliebten erfahren; sie zweifelte zwar keinen Augenblick an seiner Treue und war fest entschlossen, ihm gleich falls treue Liebe zu bewahren, aber e« schmerzte sie doch sehr, weil sie so gar keine Ahnung davon hatte, wohin er sich gewandt und wie sich sein Schicksal gestaltet, und e« bedurfte aller Ueber- redungSkunst ihre« Bruder« Eugen, um die Zuversicht in ihr rege zu hallen, daß ein junger Mann mit den Charakter eigenschaften wie Henry de Mercy, der von festen Grundsätzen geleitet wird, nicht so schnell im allgemeinen Strudel de» Leben« untcrgeht, sondern sich obenauf erhält. Graf St. Clair, der seit einigen Monaten, nachdem ihm die Geneigtheit Luisens, seine Gattin zu werden, bedeutet worden war, ein täglicher Gast im Stauffcrschen Hause war, gab sich alle erdenkliche Mühe, um die wie eine drückende Atmosphäre er scheinende allgemeine Gleichgiltigkeit zu zerstreuen und Erheiterung zu schaffen, besonder« seiner zukünftigen Gattin gegenüber. In Eugen Stauffer fand er hierbei einen eifrigen Bundes genossen, welcher fast nie von seiner Seite wich und berauscht von dem glückseligen Empfinden, da« schöne Mädchen nun bald al« Gattin zu besitzen, setzte ter Gras da« Benehmen de» Ban- kier«johne« schon auf da« Konto der nahen verwandtschaftlichen Beziehungen, welche ihm demnächst mit Eugen Stauffer verbinden würden, nicht der geringste Argwohn beherrschte St. Llair. Ja, aus Eugen Stauffer» Veranlassung hatte der intime Freund de« Grasen, Charles Doumont, der während de« Winter« seinen Straßburger Aufenthalt verlängert und auch schon die Absicht ausgesprochen hatte, von Pari« nach hier überzusiedeln, im Hause seine« Vater« Wohnung genommen. Charles Doumont war noch unbeweibt und seine Renten gewährten ihm, wie er behauptete, ein sichere« Auskommen. Noch ein zweiter Gast verweilte seit einiger Zeit bei Stauf fer«, — Viktor Dreyer nannte er sich und Eugen Stauffer hatte ihn al« einen alten Bekannten eingesührt, der, au« einer kleinen Stadt kommend, für einige Zeit sich in Straßburg amüsiren wollte; derselbe war ein angenehmer, liebenswürdiger Gesellschafter, sodaß zwischen ihm, dem Grasen St. Clair und Charles Dou mont sich gar bald ein freundschaftliche« Verhältniß bildete, wo durch Viktor Dreyer seinen Aufenthalt bei Bankier Stauffer von einem Tag zum andern verlängerte. — — — — — — Charle« Doumont war auf einige Tage in dringlichen Ge schäften, wie er angegeben hatte, verreist, und der Gras St. Clair hatte sich wegen Unpäßlichkeit entschuldigen lasten. So saßen denn Eugen Stauffer und Viktor Dreyer gegen Abend allein in d< bewohnte. .E« » hier einzugt kräftigen S dem Schau unstreitig d werde Euch Eugen „Nicht wah schlagen," r „Nun geriebene k Falle gehe: Nunmehr t vorsichtig z ihrem wohl „Au«g die beiden sagt mir wollen." „Nicht Fälle bei d E» ist nü vorausgeht kommen." „Gut, Stauffer. Bemühung: „O, v ergriff die da« Glück Diesel angebliche dem sich V ren Lichte : noch viel v einer der t ser engagii nung davc alle Vorbc und seiner Stauffer d seine« Van ihan, war Zufall, al Zimmerche: Stauffer r und sorgfä Weile frei «»> II. Ü8 2 »al l 8820 28 2 -( 4 » 8 !t 24 » 40 » 80 » 160 400 900 7000 r I-008S*. <! Sn Per s- lirtes von einen mit volle sucht. Gc an die Er Fortzux Obcrlehre anderweit Ki< empfiehlt jeder Art für die D Jl beseitigt, schnellen alle derart die berüh Nur allen u 50 Psg
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