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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 11.08.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190008119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000811
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000811
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-11
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Monat
1900-08
-
Jahr
1900
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Hotel zwei Militär-Concertc statt. Im Hinblick auf den angenehmen Aufenthalt im Hendel'fchen Etablissement dürften sich dieselben eine« zahlreichen Besuche« erfreuen. — Dr»«den. Zur Frage de« Pilsener Biere« nahm der .Dre«dner Gastwirt HSverein" in seiner in den »Drei Raben" abgehaltenen Versammlung Stellung. Einige interessante Einzel heiten sind zu diesem Punlte der Tagesordnung zu erwähnen. Durch den Herrn Vorsitzenden kamen die Antworten der bc- dculendsten Böhmischen Brauereien, die zu einer Aeußcrung über die beabsichtigten Preise ihrer Producte ouspefordcrt waren, zur Verlesung. Die Brauereien setzen sich alle mehr oder weniger »auf « hohe Pferd" und meinen für »ihr köstlichste« Product der Wel'" keinerlei ausländische Concurrenz fürchten zu müssen. Bezüglich der Preisermäßigung erklären Alle, an der äußersten Grenze ihrer Zugeständnisse angelangt und nicht in der Lage zu sein, mit ihren Mitteln zu der beabsichtigten Zollerhöhung bei- zutragen. In einer Zuschrift wird z. B. darauf hingcwicsen, daß bei einer Steigerung der Fleischpreise die Consumenten die Erhöhung zu tragen haben. E« wird keinem Fleischer einsallen, dem Landwirth oder Viehhändler gegenüber den Einkaufspreis herabzudrücken, um nur seinen Kunden die alten Preise gewähren zu können. Wenn Berliner Häuser da« Böhmische Bier an scheinend billiger beziehen, so ist der Vortheil nur ein scheinbarer, denn die PreiSdisserenz wird von dortigen Vertretern getragen, die bisher einen höheren Preis forderten, al» die Dresdner Vertreter. Die Dresdner Gastwirlhe sind nicht gewillt, sich den Forderungen der ausländischen Brauereien zu fügen, sondern entschlossen, in inländischen Producten einen gleichwerthigen Ersatz zu schaffen. — Chemnitz, 8. August. In der Fürther Baumwollen spinnerei und Warperei wurde heute Vormittag durch ein Kom mando Pioniere au« Riesa ein 36 Meter hoher Schornstein nicdergelegt. Da« interessante Experiment verlief glatt und ohne jeden Unfall. Nachdem in den Schornstein die Sprengpatronen eingelegt waren, wurden dieselben durch elektrische Zündung zur Explosion gebracht. E« erfolgte ein kurzer dumpfer Knall, die Esse bob sich ca. einen Meter hoch in die Luft, sank dann in sich zusammen und legte sich, wie berechnet, zur rechten Seite. Die Esse hallte inmitten von Gebäuden auf einen Hof gestanden und es war nur ein verhältnißmäßig kleiner Platz vorhanden, aus den sie, wie vorgesehen, beim Zusammenbruch sich legen konnte. - Zwickau, 8. August. Ferienstraskammer II. Heute wurde der 22 Jahre alte, bisher noch unbestraste Schlosser Her mann Friedemann U. aus Sosa wegen gefährlicher Körperver letzung zur Verantwortung gezogen. Au« der Beweisaufnahme war Folgende» zu entnehmen. Am Nachmittage de« 12. Oktober vorigen Jahre» war der Angeklagte im Fabrikhose der Werkzeug maschinenfabrik und Eisengießerei Druidenau in Aue damit beschäftigt, glühend gemachte Maschinentheile in einem in den Erdboden eingelassenen Oelkasten abzukühlen. Er stand dabei in gebückter Stellung. Au» Uebermuth schlug ihn der vorüberlaufcnde Formellehrling Bretschneidcr mit der Hand aus da« Gesäß und lies fort. Der Angeklagte richtete sich auf, warf im Aerger über den erhaltenen Schlag eine 40 cm lange Schmiedezange, die er in der Hand hatte, nach Brelschneider und traf ihn mit der Zange an das linke Knie. Die Folge davon war, daß Bret- schneider eine erhebliche Brandwunde erlitt und er sich in ärzt liche Behandlung begeben mußte. Der Fall wurde heute mit der Verurtheilung de» Angeklagten zu 60 M. Geldstrafe event. 20 Tagen Gcsängniß gesühnt. — Plauen. Spanische Schwindler suchen wieder unsere Gegend mit ihren bekannten Briesen heim, in der Hoffnung, Leichtgläubige zu finden, bei denen sich durch Verheißungen Geld locker machen läßt. An den Besitzer eine« hiesigen Cafc» ist in diesen Tagen eine solche Zeitschrift gelangt. Der ungenannte Briefschrciber bittet häufig nur um eine Depesche an eine an gegebene Adresse, woraus dann alle« Uebrige folgen soll. E» ist schon so ost vor diesen spanischen Schwindlern gewarnt worden, daß man glauben sollte, sie könnten in Deutschland keine Geschäfte mehr machen, aber die fortwährenden Wiederholungen ihrer Ver suche lassen doch vermutden, daß sie hier und da Erfolge erzielen. — Plauen, 7. August. In da» UntcrsuchungSgefLngniß de» hiesigen Landgerichts ist der Flcischermeister Albin Wunder lich au« Adorf eingeliefcrt worden, und zwar unter dem Ver dachte des Viehschmuggel«. — Da« Ministerium de» Innern erläßt folgende, die Ein fuhr von Thieren de» Pserdegeschlecht» au» Oesterreich- Ungarn nach Sachsen betreffende Verordnung: In der Verord nung vom 18. Juni d. I. war bestimmt worden, daß die Be wohner von nicht mehr al» 5 Kilometer von der Grenze entfernt liegenden Ortschaften mit ihren eigenen an den Pflug oder an ein Fuhrwerk gespannten Thieren zum Zwecke landwirlhschaft- licher Arbeiten oder in Ausübung ihre« Gewerbe» die Grenze unter Beobachtung der bestehenden Zollvorschriften zu jeder Stunde zu überschreiten berechtigt seien, ohne an die sonst in jener Verordnung für die Einfuhr von Thieren de« Pferdege schlecht« gegebenen Vorschriften gebunden zu sein. Nachdem nun au« verschiedenen sächsischen Orten Klagen darüber laut gewor den sind, daß bei dem regen wirthschastlichcn Verkehr zwischen dem Königreich Sachsen und Böhmen eine Zone von 5 Kilo metern zu eng sei und für die sächsische Bevölkerung fühlbare wirthschastliche Schävigungcn herbeiführc, hat da« Ministerium de» Innern nach gutachtlichem Gehör der Kommission für da» Veterinärwesen beschlossen, die in der Verordnung vom 18. Juni d. I. den Grenzbewohnern eingeräumte Berechtigung auf alle Orte auszudehnen, welche in einer Entfernung bis zu 25 Kilo metern von der sächsisch böhmischen Grenze gelegen sind. 2. Ziehung 2. Klasse 138. Aimigk. Sachs. Landes-Lotterie gezogen am 7. August 1900. Lvo» Mark aus Nr. 31888. 3888 Mar« aus Nr. 2418 39819 «2889 78311. 1888 Mart aus Nr. 28997 29887 8878» 89084 40728 44478 48838 88829 92889 93884 98488. 588 Mar« aus Nr. 2188 2218 8187 8848 9481 12878 13973 18888 18782 27474 37247 37388 49888 73478 78718 79881 84479 92888. 388 Mar« auf Nr. 383 3838 8828 7129 9882 14783 18877 18823 19374 22938 28833 2SV94 32988 38983 48881 42137 49124 49842 81798 82818 88887 88888 83878 84181 84888 88433 88818 88888 87178 88714 89414 78818 78988 72281 78213 78272 79892 81823 83387 84814 88189 87888 89184 »8871 97923 98184 98848. Amtliche Wittheilungen aus der 5. öffentlichen Sitzung des Stadtverordneteu-Hoffeginms am L6. Juli 1000, Abend» 8 Uhr im Rathhautsaale. Vorsitzender . Herr Stadtverordneten - Vorsteher Diersch. Anwesend: 16 Stadtverordnete, entschuldigt 4, unentschuldigt 1. Der Rath ist vertreten durch Herrn Bürgermeister Hesse. Es wird sofort zur Tagesordnung übergegangen. 1) DaS Collegium beschließt die Anbringung von Doppelfenstern am Jndustriescbulgebäude und verwilligt die Kosten von 596 Mark. Die Ausführung der Arbeit soll dem Glasermeister Siegel hier übertragen werden. 2) Sodann gelangt das Gesuch deS König!. Sächs. Militärvereins um eine Beihilfe zu den Kosten seines 50jährigen Jubiläum- zum Vortrag. Auf Antrag der Herren Fritzsche und MeichSner verwilligt man einen Beitrag von 200 Mark zu den JubiläumSkosten. 3) Regulativ über Entrichtung der Straßen- und Schleußenbaubeiträge in der Schulstraße betreffend. DaS Collegium beschließt, da- Regulativ nur für den Hinteren Theil der Schulstraße von der Kreuzung der Oststraße ab zu errichten, für den vorderen Theil der Schulstraße aber ebenfalls noch eine die Bebauung reßelnde Vorschrift zu schaffen. Im Uebrigen werden gegen da- Regulativ Bedenken nicht erhoben. Herr Vorsitzender wird mit Vollziehung desselben beauftragt. 4) Das Regulativ über -») die Schlachtviehversicherung und Fleischbeschau in der Stadt Eibenstock und b) der Entwurf zu einem Erlaß über den Milchhandel werden genehmigt. 8) Herstellung des RathhauSsaaleS betreffend. ES gelangen die Beschlüsse deS RatheS und BauauSschusseS in dieser Angelegenheit zum Vortrag. DaS Collegium giebt die Sache an den Stadtrath mit dem Vorschläge zurück, den Saal zwar Herstellen zu lassen, die Herstellungsarbeiten aber auf daS Allernothwendigste be schränken zu wollen. 6) Dem Handelsmann Klaus soll für das Verlassen der alten Grund mauern eine Entschädigung gewährt werden. 7) Von den Dankschreiben a) deS Er»gebirgS - Verein-, d) deö Lehrer kollegium- und c) des Lehrers Findeisen nimmt das Collegium Kenntniß. 8) Eine Offerte, den Verkauf von Grundstücken in der Nähe der städtischen Wasserwerkswiesen betr., wird dem Wasserausschusse zur Begutachtung überwiesen. 9) Herr Ziegler regt an, den Stadtrath zu ersuchen, daß er bei der fis kalischen Straßenbauverwaltung auf Beseitigung des Düngerhaufens in der Nähe der ClauS'schen Mühle hinwirken möchte. 10) DaS Stadtverordnelen-Collegium spricht auf Anregung des Herrn Hirschberg dem abgegangenen Herrn Registrator Gnüchtel seine An erkennung für seine Thätigkeit als Protokollant der Stadtverordneten auS. Bor hundert Jahren. (Nachdruck verboten). 11. August. Das edle Skatspiel. Dieses zweifellos Weitverbreiteste, fesselnde, vielfach allerdings übermäßig gespielte Spiel soll nach den gewöhnlichen Angaben im Jahre 1817 erfunden sein. Das scheint unrichtig; denn in einem 1829 erschienenen, Altenburger Sitten und Gebräuche behandelnden Buche heißt cs, daß seit 30 Jahren im Altenburgischen ein besonderes Spiel, das Skatspiel, fast allgemein beliebt sei, das auch im Kreise ausgedacht sei. Darnach muß die Erfindung des Skat in oder um das Jahr 1800 fallen, was sehr wohl möglich ist; denn damals verbreiteten sich selbst wichtige Erfindungen nur sehr langsam, um wieviel mehr erst ein neues Kartenspiel. Auch die Angabe, daß in den zwanziger Jahren der Altenburgische Land mann Meister im Skatspiel gewesen sei, läßt auf ein längeres Alter des Spiels schließen. Wie es scheint, wird der Skat auch im neuen Jahrhundert so ausgiebig „geklopft" werden, wie im 19. Jahrhundert. 12- August. Ein sonderbares Auskunftsmittel erwählte man vor hundert Jahren in Oesterreich, um „zwischen den cursirendem baarem Gelde und den in Umlauf gesetzten Bank-Noten ein völliges Gleichgewicht herzustellen." Seitens des K. K. Hofes wurde der Entschluß gefaßt, neue, sowohl einfache als doppelte Dukaten prägen zu lassen, die dem inneren Werthe nach 3 fl. 30 Kreuzer und 7 fl. haben sollten, aber für 5 fl. und 10 fl. cursiren sollen ; „sie sollen jedoch lediglich zum Umlauf in den K. K. Erbstaaten bestimmt sein und damit sie nicht so leicht beschnitten werden könnten, so soll die Vorsicht getroffen werden, dieselben mit einem silbernen Rande zu versehen." Später ist dieser angebliche Entschluß widerrufen worden und es ist aus den alten Nachrichten nicht ersichtlich, ob aus der Sache wirklich etwas geworden oder nicht. 13. August. Eine kostbare Beleuchtungsgeschichte, die den beschränkten Horizont gewisser Kreise damaliger Zeit trefflich charakterisirt, erzählt De- stoucheS in seinem sehr interessanten und voll Sachkenntniß geschriebenen Buche über die Städte jener Zeit. Die Geschichte spielt im Jahre 1800. In einer deutschen Provinzialstadt von 5000 Einwohnern u. 700 Häusern (damals durchaus keine kleinste Stadt nach unseren Begriffen) wird 1786 der Versuch einer Stadtbeleuchtung gemacht; ein Geschäftsmann bringt freiwillige Bei träge auf, indeß zerschlägt sich die Sache und das Geld wird zurückgegeben. Ein zweiter Versuch 1792 mißlingt ebenfalls. Endlich nimmt 1799 ein Ge schäftsmann die Sache energisch in die Hand. Es wird ein Plan entworfen und bestimmt, daß die Kosten der Anlage durch eine Biersteuer, den Bier pfennig, aufgebracht werden sollen. Sehr schön; die „dräuenden Bürger" nehmen den Bierpfennig vom Publikum vorweg und nun könnte die Beleuch tung endlich beginnen. Mit dem Hin- und Herschreiben des Magistrats ist aber einige Zeit vergangen und nun weigern sich die „dräuenden Bürger" den vereinnahmten Bierpfennig wieder herauszugeben. Magistrat aber ist machtlos (!) sie zu zwingen und so unterbleibt denn die Beleuchtung wieder. Jetzt erscheint (1800) in Folge der „umstürzenden Zeitumstände" der Landes fürst mit s?m-m Hofe in der Stadt. Das Landeskollegium und der Fürst sind Lichtfreunde; im Nu ist die Beleuchtungsanlage (armselige Oellaternen) gemacht; der Bierpfennig zurückerstattet und die Stadt „schwimmt in Licht." Zwei Jahre dauert die Herrlichkeit, dann ist der Fonds (!) erschöpft. Um die Mittel zu beschaffen, soll eine Steuer (sehr, sehr mäßig» der Bürgerschaft auferlegt werden. Alle Mühe des Magistrats und des Landeskollegiums, diese Steuer dmchzusetzen, ist vergeblich und — die Laternen bleiben unbe leuchtet hängen, die Stadt tappt wieder in der Ainsterniß. - - Und bas ist nicht etwa ein Awmahmefall; so ging es mit Allem, weil damals das fehlte, was wir heute besitzen: Der Gemeinsinn, der gesunde Local-Patriotismus. Nutzen des Radfahrens für das männliche und weibliche Geschlecht. Von vr. mvck. Ebing. Jeder, mit Ausdauer und Vorsicht betriebene Sport hat seine großen Vorzüge, denn jeder bringt eine Anzahl von MuS- kelgruppen in Bewegung und Thätigkeit und steigert dadurch den Blutumlauf und den Stoffwechsel. Wer aber seine Muskeln stärkt, der stärkt auch seine Nerven. Sport und Nervenschwäche sind zwei Feinde, die nicht nebeneinander bestehen können. Der Verbreiteste und beliebteste Sport ist heute ohne Frage da» Radeln. In kaum einem Jahrzehnt hat dieser Sport alle andern Sportvergnügen geschlagen. In alle Schichten der Be völkerung ist die Ausübung de» Radsport« eingcdrungen und wird sich auch in allen behaupten, weil sein Nutzen für Jung und Alt, für Arm und Reich, für Gesunde und Schwache ein sehr großer ist. Nur Lars man nicht glauben, daß jeder Mensch radeln darf. Alle Personen, welche Herz- oder lungenleidend sind, müssen vor her einen Arzt um Rath fragen, ob und wie lange sie radeln dürfen. ES ist durchau« nicht gesagt, daß Herz- oder Lungen kranke überhaupt nicht radeln sollen, aber sie müssen c« mit der nölhigen Vorsicht thun, und diese Vorsicht muß der Arzt vor schreiben und überwachen. Aber auch normal gesunde Radler sollten den Sport niemals bi« zur Uebermüdung, bis zur Kurz- athmigkeit oder gar bi« zum Herzklopfen sortsetzen. Auch hier gilt La« alte Wort: Nicht» übertreiben. Da» Radfahren darf nur in bequemer, nicht beengender Kleidung geschehen. Da» gilt namentlich von den Damen. Nicht» wäre ungesunder, al» vom Korsett eingcschnürt radeln zu wollen. Ferner soll man nicmal» mit überladenem Magen radeln, auch muß da» Rad für den Fahrer zweckmäßig eingerich tet sein, damit ein grade« Sitzen möglich ist. Wenn der Rad sport in jeder Beziehung vorsichtig und zweckmäßig auSgeübt wird, dann gilt von ihm da« Wort de« berühmten englischen Arzte» Dr. Blackland: »Die ganze Pharmakopöe enthält kein Stärkung»mittcl, da» an angenehmer und sicherer Wirkung einem guten Zweirad gleich kommt. Da» Zweirad ist der Triumph de» menschlichen Gedanken« über die träge Materie". Der Radsport eignet sich in ganz hervorragender Weise zur Stärkung für Personen, die gesund geboren sind, aber e« ver säumt haben, ihren Körper au«zubilven, abzuhärten und zu kräftigen. Die Ansicht, daß man am besten in der Kindheit mit dem Sport beginnen müsse, ist eine ganz verkehrte, denn gerade Kinder und Greise müssen recht vorsichtig dem Radsport huldigen. Bei kleinen oder schwächlichen Kindern reichen die Körperkräste zur Ausübung diese« Sport« noch nicht hin. Bei alten Perso" nen bringt die in der Regel vorliegende Verkalkung der Blut gefäße, eine natürliche Erscheinung de« Alter«, leicht große Ge fahr. Ein Schlaganfall oder sonst ein Unfall kann sogar deren Leben bedrohen. Der Radfahrsport ist entschieden ein Segen für unsere Ge neration, für die männliche wie die weibliche, denn unsere ganze Lebensweise ist eine verweichlichende und naturwidrige, wodurch unser Körper im erhöhten Grad allen Einflüssen der Erkrankung und Schwächung au«gesctzt ist. Da» haben unsere Aerzte auch cingesehen, und sie empfehlen einen methodisch «»»geübten Rad sport nach Kräften. Methodisch! dieser Grundsatz muß unbedingt bei jedem Sport strenge befolgt werden. So wohlthätig der methodisch und naturgemäß au»geführte Sport ist, so nachtheilig ist der übertriebene, plan- und maßlose. Und leider wird der Letztere so oft geübt, daß man schon von Radfahrerkrankheiten spricht, daß man in Amerika schon Spezialärzte für lolchc Krank heiten hat, daß man in England und Amerika diesen Krankheiten große Aufmerksamkeit widmet, besonder» von Seiten der Leben«- versicherung»-Gesellschaften. Der Radsport hat sich besonder« al» Heilmittel bei Fett süchtigen bewährt, weil seine Ausübung da« Wasser im Blute und im Körper vermindert. Fetlsüchtige Personen haben nämlich weniger gute» Blut al« die normalen oder mageren Menschen. Wasserhaltige« Blut aber besitzt weniger Widerstandsfähigkeit gegen Anstrengungen und Krankheiten. Wer bei den leichtesten Arbeiten in Schweiß geräth, dessen Blut hat zu viel Wasser. Diesem Uebel Hilst der methodische Radsport leicht und gründlich ab, selbstverständlich muß der Betreffende die gut- Wirkung de» Radeln» nicht wieder durch eine unvernünftige Lebensweise aus heben. Auch gegen die hartnäckige und böse Gicht hat sich da» Radeln in vielen Fällen al« Heilmittel bewährt. Auch bG beginnender Augcnkrankheit hat mancher Arzt eine vorsichtige Ausübung de» Radsport» mit Erfolg verordnet. Bei Lungen- und Herzleiden darf aber der Sport niemals ohne ärzt liche Ueberwachung au-geübt werden, c» könnte sonst der Segen de» Sport» in Unsegen verkehrt werden. Nicht nur aus die körperliche Gesundheit ist der Radsport von günstigem Einfluß, sondern auch auf den Charakter und die geistigen Eigenschaften de« Menschen. Der Radsport erhöht unbedingt den Muth und die Geistesgegenwart de» Ausübenden, namentlich in Großstädten, wo der Radler vielen Gefahren au»- zuweichen hat. Die Hand und da« Auge eines guten Radler« erlangen mit der Zeit eine bewundernSwerlhe Stärke, Ruhe und Sicherheit. Und diese Gabe, die Gefahr bei Zeiten zu erkennen und ihr geschickt zu begegnen, macht sich auch sonst im Leben vortheilhast geltend. Der Radsport verdrängt auch keineswegs die Anmuth beim radelnden weiblichen Geschlecht, muß es wenig sten« nicht thun. Geschieht e« dennoch, so ist e« die Schuld der Betreffenden, weil sie zu wenig Selbstbeherrschung hat, weil sie den Sport plan- oder maßlos übt. Maa darf sagen, daß der methodische Radsport nur von großem Nutzen für beide Ge schlechter ist. Der Radsport, im Freien auSgeübt, hat die wohl- thätigsten Folgen. Er hebt immer durch Stubenhocker« oder Krummsitzen verursachte gefährliche Stockungen de» Blute«, er krästigt schwächer gebliebene Organe, ganz besonder» die der Er nährung und Verdauung. Nicht nur da« körperliche Allgemein befinden wird gehoben, auch da« Gemüth wird heiterer, muthiger, der Geist wird freier und beweglicher. Die ganze Haltung eine« Radlers wirb sicherer, selbstbewußter. Indem durch richtige» Radeln der Brustkorb erweitert wird, werden Lungenkrankheiten vermieden, durch den vermehrten Stoffwechsel kommen seiner Bleichsucht, Blutarmuth, Skrofeln und Hämorrhoiden mit der Zeit ganz in Wegfall. Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Historischer Nomon von Gustav Lange. (9. Fortsetzung.) Aber auch sonst wollte e» ihm scheinen, al« schwebe seit einiger Zeit ein böser Stern über ihm; da war zunächst der Ein bruch in die Bankräume, wodurch er um eine bedeutende Summe geschädigt worden war, und wenn er schließlich auch diesen Ver lust leicht ertragen, denn bei seinem Reichthum fiel derselbe nicht allzusehr in» Gewicht, so schmerzte e« ihn sehr, daß man Henry de Mercy al» muthmaßlichen Thäter verhaftet hatte. Er konnte sich von der Schuld nicht freisprechen, sich schwer an dem jungen Edelmann vergangen und ihm große» Unrecht zugefügt zu haben besonder« nun, wo böse Mächte den jungen Mann vollend« in» Elend und Verderben gestürzt hatten; er selbst zweifelte keinen Augenblick an der Unschuld desselben, aber er konnte ihm nicht Helsen, denn er befand sich in einem Banne, au» dem er sich durch eigene Krasl nicht befreien konnte. In seiner Sucht nach Reichthum waren Her;en»regungen und weiche Empfindungen de» Herzen» zum größten Theil in ihm erstickt und abgestumpft worden und war er zum kalten berechnenden Egoisten herabge sunken, een da« Wohl und Wehe seiner Mitmenschen unberührt ließ, dem jungen Manne gegenüber empfand er aber doch ein leise» Mitgefühl, da» Gewissen erwachte lebhaft in ihm, er fühlte fast Gewissensbisse und eine Ahnung begann ihn zu beschleichen, daß auch an ihm selbst da» begangene Unrecht sich noch bitter rächen werde. Fast eine geschlagene Stunde saß Stauffer nun schon un- thätig da, und sann darüber nach, wie er einen Ausweg au« dem Labyrinth finden konnte, in welche» er durch sein Verschulden hineingerathen war, doch vergebene Mühe. — Ein doppelte» Hinderniß stellte sich allen seinen Vorsätzen entgegen — Gras St. Clair und Charle» Doumont — diese beiden Namen, die ihn mit heimlichem Grauen erfüllten. Aber wie ein alte» Sprichwort sagt, man soll den Satans» nicht an die Wand malen, weil er sonst leicht durch sein Erschei nen erschrecken kann, so war e« bei Stauffer mit dem Gedanken an den Grasen St. Clair. Wie gerufen trat derselbe jetzt durch die Thür ein, welche zu den dem öffentlichen Verkehr dienenden Geschäftsräumen führte. „Guten Morgen, ah, schon so emsig, ich störe doch nicht, wie?" mit diesen Worten trat der Graf näher und ohne erst eine Antwort abzuwarten, rückte er einen Sessel herbei und ließ sich darauf nieder, so unbefangen, al» lei er hier zu Hause. „Für liebe Freunde bin ich allzeit zu sprechen und opfere für dieselben gern ein Stündchen meiner sonst kostbaren Zeit," entgegnete Bankier Stauffer mit erzwungener Freundlichkeit, in dem er dem Grasen seine Hand entgegcnslreckte, man merkte e» ihm aber deutlich an, daß er von dem Besuch nicht» weniger al» erbaut war; nur derjenige, ter den Anlaß dazu gab, der Gras, entwickelte den Anschein, al» sei er nach dieser Richtung hin voll ständig mit Blindheit geschlagen. „Famo» gelungen, sage ich Ihnen," plauderte er harmlo« weiter. „Der Lasse sitzt fest hinter Schloß und Riegel und dürste e» sich nicht leicht wieder bcikommen lassen, meine Bahn zu kreuzen, dafür werde ich sorgen."
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