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Mts- M Anzmckktt für den Ubonnernent oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschlirtzl. de» »Jllustr. Unterhaltung-bl.' n. der Humor. Beilage »Seifen blasen' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. SS. GeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - > 47. Jahrgang. ' - > — Donnerstag, den 9. August Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: die kleinspaltige Zeile 10 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Ps. Die Bieheinbruchstation Wittigsthal ist wieder geöffnet. Schwarzenberg, den 6. August 1900. KöNIglicht A M t s h K U p tM ll Nils H ll st. I. V.: »r. Perthen, Reg.-Assessor. S. Eine neue Kaiserrede. Da« Kaiserpaar stattete am Montag der Stadt Bielefeld einen Besuch ab, woselbst auf dem Sparenberge der Kaiser dem Großen Kurfürsten ein Denkmal halte errichten lassen. Diese« wurde am Montag mit einer Ansprache de« Kaiser« enthüllt, worin der Monarch seinem großen Vorfahren nachrühmtc, den Grundstein zu Preußens Größe und zur deutschen Einheit gelegt und den Weg über die See gewiesen zu haben. Die Ansprache lautet: »Meiner treuen Stadt Bielefeld und Meinen Ravenrbcrgern habe Ich beschlossen, zum Dank für ihre Aufnahme und zur Er innerung an die jahrhundcrtlangen Bande, die sie mit Meinem Hause verbinden, und an die Treue, die sie demselben stet« er wiesen, da« Denkmal de» Großen Kurfürsten zu weihen, welche« hier aufgestellt worden ist, de« Fürsten, dem diese Lande, unser ganze« Vaterland und Unser Hau« so unendlich viel zu verdanken haben, dem seine Feinde den Namen de« Großen gaben, noch zu seinen Lebzeiten. Versetzen wir un« in die Zeit zurück, al« der Kurfürst in ganz jungen Jahren zur Regierung kam. Was fand er vor? Zerstampfte Saaten, niedergebrannte Dörfer, ein ausgehungerte«, heruntergekommenes Volk, verfolgt von allen Seilen, sein Land der Tummelplatz für die wilden Schaaren, die seit 30 Jahren Deutschland mit Krieg überzogen hatten, fürwahr eine Aufgabe, so ungeheuerlich und jo gewaltig, daß man ihm e« hätte verzeihen können, wenn er bei seiner Jugend davor zurückgeschreckt wäre. Nun kam er mit seinem felsenfesten Vertrauen auf Gott und seinem eisernen festen Willen; er schweißte die Stücke seines Lande« zusammen, hob Handel und Wandel, Ackerbau und Landwirthschafl in für damals unglaublich kurzer Zeit. Er schuf ein neue« Heer, was ihm allein ergeben war, mit anderen Worten, er legte die Grundlage für unfern Staat und für unsere Armee und war in der Lage, bald aus große Erfolge zurückzublickcn. Er vermochte in Europa aus schlaggebend aufzutrelcn, so daß von ihin der Dichter singen konnte, wenn er von einer Seite seines Reiches zur andern eilte, um eS zu schützen und zu bewahren: »Das war ein schnelles Reiten vom Rhein bis an den Rhin, das war ein heißes Streben am Tag von Fehrbellin.' Und alle diese Thatcn schließen sich in einer Folge aneinander, hervorspringend aus seiner Hoffnung, ein großes gewaltige« nordisches Reich zu gründen, welches der einst dazu dienen sollte, da« deutsche Vaterland wieder zusammen zuführen. So schnell bauen sich Weltreiche nicht auf. Aber den Grund- und Eckstein hat er dazu gelegt und die gewichtigen Hammerschläge, die er dazu gcthan, haben für Mich eine feste Bast« geschaffen. Welche hohe Freude war c« für ihn, wenn er inmitten seiner RavenSbcrgcr auf dieser von ihm so geliebten Burg den Blick aus da« schöne Land hinauSschwcifen lassen konnte, für dessen Wohl und Wehe er angestrengt arbeitete und dessen fortschreitende Blüthe ihn beglückte. Welche Freude war c« für ihn, hier seine Dragoner zu sehen, auf seinen Reisen nach dem damals noch so fern liegenden westlichen Lande, welche» er erworben und zu halten und zu schützen geschworen hatte. Wie anders ist es jetzt! Aus dem von ihm begründeten Staat hat sich da« Königreich Preußen entwickelt und durch Preußen ist da« Deutsche Reich zusammcngeführt und geschweißt. Der große Kaiser, des großen Ahnen großer Nachfolger, hat da« auSgeführt, was der Andere sich gedacht. Woher ist e» wohl möglich gewesen, daß bei dem kurzen Rückblick auf die Geschichte unsere« Lande« und Hauses diese wunderbaren Erfolge Unsere« Hause« zu verzeichnen sind? Nur daher, weil ein jeglicher Hohenzollernfürst sich von Anfang an bewußt ist, daß er nur Statthalter auf Erden, daß er Rechenschaft abzulegen hat von seiner Arblit vor einem höheren König und Meister, daß er ein getreuer Arbeitsführer sein muß im allerhöchsten Auftrage. Da her auch die felsenfeste Ueberzeugung von der Mission, die jeden Einzelnen meiner Vorfahren erfüllte. Daher die unbeugsame Willenskraft, da» durchzuführcn, wa» man sich einmal zum Ziel gesetzt. (Bravo!) So möge e« denn auch mir vergönnt sein, zum Wohle nicht nur de« gesammten Reiches, sondern auch gerade dieses schönen Ländchens denselben Fußtapsen zu folgen, die dieser große Ahn uns vorgezeichnet hat. (Bravo!) Mir ist e» vielleicht vergönnt, den Theil eine» Traume» auSzusühren, der durch die späteren Kämpfe in unserer Entwickelung zurücktreten mußte, der Weg über die See! Wa« damals der große Kürfürst nur angc- deutet und begonnen, da» vermögen wir jetzt im Großen auszu nehmen, weil wir ein geeinte« große- deutsche« Vaterland haben. (Laute« Bravo!) Wir haben e» jüngst erlebt: deutsche Heere unter dem Schutz deutscher Fahnen ziehen hinau«, bestehend au« Gliedern und Söhnen unsere« Baterlande« au« allen Gauen, von den Schären de« Belt« bi« zum Wa-gau, gemeinsam für die schwarz-weiß rothe Fahne zu kämpfen, die Größe und den Ruhm unsere« Vaterlande« im Au«landc zu besiegeln, zu zeigen, daß der Arm de« Deutschen Kaiser« auch bi« in die entferntesten Theile der Welt reicht. (Bravo!) Alle« diese« wäre unmöglich gewesen ohne den großen Kurfürsten und sein Werk, und des wegen hoffe Ich, daß auch ein jeder Meiner Unterthanen von demselben Geiste beseelt, in demselben Sinne an seiner Aufgabe sortarbeiten wird, Mir zu helfen. Einem Jeden ist seine Auf gabe und sein Ziel gesetzt, und wenn Jeder e« so auffaßt, wie der große Kurfürst und wie Alle au« Meinem Hause, in der Ueberzeugung, daß er verantwortlich ist und dereinst oben Rech nung ablegen muß von dem, wa« er gcthan, dann bin ich fest davon überzeugt, daß unserem deutschen Vaterland noch große Zeiten bevorstehen! (Anhaltende« Bravo!) Dann werde ich, unbekümmert um die dunklen Wolken, die über un« dahin ziehen, wie einst Eberhard der Greiner, von Meinen RavenSbergern sagen, daß Ich unbekümmert einem Jeden von ihnen Mein Haupt in seinen Schoß legen kann." (Lang anhaltende stürmische Bravo- und Hochrufe!) Tagesgeschichte. — Deutschland. Wie die Absendung einer größeren deutschen Truppe nach Ostasien etwa« ganz Neue« in der Ge schichte unserer überseeischen Politik ist, so hat die Bildung diese« Korps allerhand neue Erscheinungen mit sich gebracht und zei tigt immer mehr solche. So hatte man ursprünglich die Absicht, diesen Truppenkörpern Fahnen mitzugeben, man sah schon der feierlichen Weihe der Feldzeichen entgegen. Die Weihe ist aber unterblieben und die Truppen haben die Reise nach Ostasien ohne Fahnen angetretcn, weil man sich sagte, durch die Verleihung von Fahnen bekommt da« Korps den Charakter einer ständigen Truppe. Da« ist sie aber nicht, denn sie ist nur :>el Iioc gebildet und Niemand weiß, wie lange sie bestehen wird. Dieie Betrach tung führt von selbst zu der Errichtung der vielerörterten Kolonial armee; wenn man die Bildung einer solchen in Angriff nimmt, so wird man sich zuerst klar werden müssen, auf welcher Grund lage sic stehen soll. Ehe die kaiserlichen Schutztruppcn in den Schutzgebieten errichtet wurden, hatte man auch eine andere Form dafür gesunden. Zuerst wurvc bekanntlich 1889 für Ost afrika jene Schutztruppe gebildet, die den Namen de« Major« v. Wißmann trug. Schon ein Jahr später wurde sic in ihre heutige Form umgewandelt. Allem Anscheine nach werden wir neben dem Rcichkheere, der Marine und den Schutztruppcn in einer kaiserlichen Kolonialarmee ein neue« Element der bewaffneten Macht de« Reiches erhalten; dann erst bekommt die Kolonialarmce die richtige Stellung und den festen Halt. In der Zeit, in welcher die letzten Abheilungen der ostasiatischcn Truppen die Heimath verlassen haben, ist vcrständlicherweise schon an die Schaffung eines Nachersatzes gegangen worden. Die BezirkSkommando« haben einen Ausruf an die Reservisten der Jahrgänge von 1893—1898 erlassen, worin diese zur Meldung beim Bezirks-Feldwebel aufgefordcrt werden. Wie man sich in militärischen Kreisen erzählt, haben sich schon in den ersten Tagen mehr al« 120,000 Mann gemeldet. Bemerkenswert^ in dem Ausrufe ist der Satz, daß die Freiwilligen sich auf zwei Jahre verpflichten sollen. Daraus ist wohl der Schluß zu ziehen, daß man amtlicherscit« den Feldzug gegen China auf zwei Jahre ver anschlagt. Da« ist wohl die geringste Zeit, in anderen Kreisen, namentlich militärischen, glaubt man, daß der volle Abschluß sich viel länger hinziehen wird. — Von den 10 Dampfern, welche da« au« etwa 13,000 Mann bestehende deutsch-ostasialische Expeditionskorps befördern und in den Tagen vom 27. Juli bis 4. August von Bremerhaven abgegangen sind, haben die ersten Schisse bereit« Gibraltar hinter sich. Sech» Dampfer können 12 und mehr Seemeilen in der Stunde laufen, während die übrigen 4 eine Fahrt von 11 und 11'/^ Seemeilen machen. Mithin werden die schnelleren Schiffe die langsamer fahrenden überholen. Während die aus den Dampfern „Frankfurt" und .Wittekind" cingeschifften beiden Seebataillone Taku etwa am 17. August erreichen werden, dürfte von den in den letzten Tagen abge lassenen Schiffen der erste Dampfer etwa am 7. September in Taku anlangen, vorausgesetzt, daß nicht vorher an einem anderen Punkte — etwa in Schanghai oder in Tsingtau — eine Aus schiffung von Mannschaften stattflnden muß. Die letzten Dampfer dürsten am 19. September vor Taku eintreffen, sodaß an diesem Tage alle deutschen Truppen auf chinesischem Boden versammelt sein werden. — Nachdem am 4. d. M. mit der „Phönicia" da« 4. ostasia tische Infanterieregiment, eine Proviantkolonnc, da« Material zur GebirzSbatterie und der Truppentrain, auf dem Dampfer »H. H. Meier" da» I. Bataillon de« 2. ostasiatischen Infanterie-Re giment«, die 3. Eskadron de« ostasiatischen Reiter-Regiments, die Eisenbahnkompagnie, Pioniere, sowie da« Personal der Lazarcth- schiffe« in See gegangen sind, ist die Verschiffung de« Ex peditionskorps, abgesehen von Proviant- und Munitions ladungen, beendet. — Ein tief bedauerlicher Unfall ist auf einem unserer nach China unterweg« befindlichen Schiffe vorgekommen. Au- Aden wird telegraphisch gemeldet: Durch HerauSfliegen einer Mannlochpackung an Bord S. M. S. »Bussard" wurden schwer verletzt und verstarben die Heizer Beer und Timpf. Schwerere Verletzungen haben erlitten Feuermeistermaat Schäfer, Heizer Müller und Arthur Fischer. Maschinist Heppner und Heizer Tesch leichte Verletzungen. Die Verwundeten sind in Aden auSgeschifst. „Bussard" hat seinen Aufenthalt in Aden um 2 Tage verlängert. (Der Mannlochdcckel verschließt während de» Betriebes da« Mannloch, eine gewöhnlich ovale Oeffnung, durch die man in den Kessel einsteigen kann.) — Das Wolfs'sche Telcgraphen-Bureau meldet: Wie zahl reiche Anfragen und Gesuche um Einstellung bei den in Frage kommenden Stellen beweisen, ist auf Grund einer Zeitungsnotiz ein Gerücht weit verbreitet, baß eine Polizeitruppe für China oder Kiautschou gebildet werden soll. Nach Erkundig ungen an maßgebender Stelle sind wir in der Lage festzustellen, daß alle Gerüchte dieser Art auf leerer Erfindung beruhen. — Die deutschen Behörden schreiten dem Anschein nach jetzt mit anerkennenSwcrther Energie gegen das gemeingefährliche Treiben der Anarchisten ein. So wird jetzt au» Hamburg gemeldet, die gesammte politische Polizei sei am 5. August in Thätigkeit gewesen, um zwei Anarchisten, die über Hamburg nach Deutschland mit geheimen Aufträgen hätten reisen sollen, abzu fangen, sie hätten aber, wie später festgestellt wurde, den Weg über Antwerpen genommen. Ferner wird au» Leipzig, 6. August, berichtet: Hiesige Kriminalbeamte hoben im Vororte Leutzsch eine geheime Versammlung von Anarchisten aus verschiedenen größeren Städten Deutschland« auf. Nach Feststellung der Personalien wurde der Einberufer, ein bekannter Berliner Anarchist, der sich seiner Durchsuchung thätlich widersetzte, verhaftet. — Italien. Rom, 7. August. E« bestätigt sich, daß BrcSci dem Schwurgericht überwiesen wird. Die Strafe, welche den Verbrecher erwartet, ist eine der furchtbarsten und kommt dem Lebendigbcgrabenwcrden gleich. Das Unheil wird sicher aus lebenslängliches Zuchthaus, reisckärst dmch zehnjährige Einzelhaft, lauten. Ein so bestrafter Verbrecher wird zunächst in eine halb erhellte, kleine Zelle gesperrt, welche kaum 1 Meter breit und 2 Meter lang ist. Wenige Centimeter über der Erde erhebt sich eine 50 Centimeter breite Pritsche. Als Nahrung dient Wasser und Brod. Für den Verbrecher wird da« schauer liche Gefängniß stet« geschlossen gehalten. Eine kleine Oeffnung gestattet seine ständige Beobachtung. Verhält er sich nicht ruhig, io erhält er die Zwangsjacke, die Eisen oder das Zwangsbett. Diese« Zwang«bett ist ein sargförmiger Behälter, in den er gefesselt hineingclegr wird. Hat der Verbrecher einen Selbst mord versucht, so wird er in eine Jacke gesteckt, welche ihm die Hände über der Brust kreuzt, während die Aermel sackartig ver schlossen sind. Diese Strafen variiren in den verschiedenen Zuchthäusern. Die gesürchtctsten sind die von Santo Stefano, Nisida, Civitavecchia und Pvrtolongone. Hat sich der Verbrecher gut geführt, so kommt er nack> 5 Monaten in die Zelle der Einzelhaft auf zehn Jahre. Diese ist etwa« mehr erleuchtet und geräumiger. Brod und Wasser bleibt auch hier die einzige Nahrung. Auch hier ist absolute« Schweigen auscrlcgt. Sehr selten überstehen die Verbrecher diese Strafe. Sic werden wahn sinnig oder sterben. — Mailand, 7. August. BreSci's Geständniß ist beinahe vollständig. Er nannte eine Reihe seiner Komplizen und gab auch eine Beschreibung, wie das Komplott beschlossen wurde. Die Details werden von der Behörde aber au« taktischen Gründen geheim gehalten. BrcSci gab sein Geheimniß unter der Be dingung prei», Laß er die Zwangsjacke, die er seit Freitag durch zehn Stunden täglich tragen mußte, ablegen dürfe. — China. Die Sonntagsmeldungen von dem Selbst mord Li-Hung-Tschangs und der Wiedereroberung eine« Theil« de« Chincscnviertel» von Tientsin durch die Chinesen haben sich al« unbegründet herausgestellt. Ueberhaupt ist darüber zu klagen, daß besonder« englische Berichterstatter im Erfinden mehr leisten, als die englischen Truppen im Felde. Der 'Nach richtendienst zwischen Peking und den Küstenstädten ist wieder völlig unterbrochen. Von den Gesandten und Fremden in Peking verlautet nicht» mehr. Die chinesische Regierung will Glauben machen, daß sie unter dem Zwange der Boxer steht, Laß aber der Vormarsch fremder Truppen auf Peking die Krise beschleun igen werde. Ein Kinderspiel wird der Marsch aus Peking überhaupt nicht sein. Der Marsch der verbündeten Engländer und Fran zosen von Tientsin bi« Palikao, 12 Kilometer von Peking, im Jahre 1860 nahm 12 Tage (9. bi« 21. September) in Anspruch. Die Armee marschirte damals aus der Hauptstraße am Peiho entlang. Die Engländer legten die Strecke von Tientsin bi» Hohsiwu (52 Kilometer) in 4 Tagen zurück und warteten dort auf die Franzosen bi« zum 16. September. Am 17. und 18. September solgtcn Märsche de« vereinten Korp» von 1b und 10 Kilometer, am 19. und 20. waren Ruhetage und am 21. belief sich der Anmarsch zu dem Gefecht bei Palikao aus 10 Kilometer.