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Amts- M AiWckatt für den viertclj. 1 M. 20 Pf. cinschließl. wöchentlich drei Mal und zwar de« .Jllustr. Untcrhaltungsbl." I Tienstag, Donnerstag u. Sonn- u. der Humor. Beilage »Seifen- < > abend. Jnsertionspreis: die blasen' in der Expedition, bei L. - S^O ... l! - ,- . - ^einspaltige Zeile 12 Pf. Im unfern Boten sowie bei allen HZ^O ^<1Z III LZ IF IU O amtlichen DHeile die gespaltene Reichspostanstalten. O O Zeile 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hanncbohn in Eibenstock. - —rrTrns 48. Ha-rgang. „ .... .. SS. Dienstag, den 2. Juli AOOL Bürgersteig- und Straßcnrcinignng bctr. Die Haus- und Grundstücksbesitzer bez. deren Stellvertreter werden hiermit erneut auf die ihnen obliegende Pflicht, die Bürgersteige und die Straße bis zur Mitte bis Vor mittag 9 Nhr zu reinigen, hingewicscn. Säumige werden bestraft. Siadtrath Eibenstock, am 28. Juni 1901. Hesse. Lpm. Dcn Verkehr mit Wein, weinhaltigen und weinühnlichcn Getränken betreffend. Rach Z 3 des Gesetzes, belr. den Verkehr mit Wein, weinhaltigen und wcinähnlichen Getränken, vom 24. Mai 1901, ist die Herstellung oder Nachmachung von Wein, unter Verwendung von getrockneten Früchten, von Säuren, von Obstmost, von Obstwein u. s. w. vom 1. Oktober 1901 ab verboten und dürfen mit solchen Zusätzen hergestellle Getränke vom gleichen Tage ab weder fcilgehalten noch verlaust werden. Auf Getränke, welche dcn Vorschriften des 8 3 zuwider bereit» bei Verkündung dieses Gesetzes hcrgcstellt waren und innerhalb eines Monats nach diesem Zeitpunkte der zuständigen Behörde angemeldet worden sind» findet die Vorschrift im 8 3 über dcn Verkauf gemäß 8 22 des Gesetzes bi» znm I. Oktober 1i»tt2 kein.'Anwend ung, sofern die Vertriebsgefäße mit entsprechenden Kennzeichen amtlich versehen worden sind und die Getränke unter einer ihre Beschaffenheit erkennbar machenden oder einer ander- weiten, sic von Wein unterscheidenden Bezeichnung fcilgehalten oder verkauft werden. Die Inhaber von Weinhandlungen und Schankivirthsckiaften machen wir auf diese Bestimmungen aufmerksam mit dem Hinzufügen, daß bei der Anmeldung, die sofort zu bewirken ist, die Menge, die Beschaffenheit, sowie der Ort und die Art der Aufbewahrung der Getränke genau anzugeben sind. Ltadtrath Eibenstock, den 29. Juni l:uO. Hesse. Bekanntmachung. Dienstag, den 2. Juli 11101 Nachmittag» sind die Rathserpeditionen ge schlossen. Ltadtrath Eibenstock, am 28. Juni 1901. Hesse. M. I)er Mankenkrach. Es wäre müßig, sich gegen die Erkeunmiß verschließen zu wollen, daß wir im Wechsel der Zeiten in eine Periode des wirthschastlichen Niederganges cingctreken find und daß auch deren gewöhnliche Begleiterscheinungen, die Bankbrüche, unfer gelammtes volkSwirthschaftlicheS Leben erschüttern. Es sind das keine Einzel erscheinungen, sondern sic stehen alle in einem mehr oder minder erkennbaren innerlichen Zusammenhang. Mit den Hypotheken banken begann es — Berlin, Stettin, 'Neustrelitz — dann folg ten Dresden und Leipzig! von Kassel kann jeden Tag die Meld ung über eine eingetretcne Katastrophe cintrcffen. Das Publikum ist natürlich arg beunruhigt und die Presse har keine leichte Aufgabe; sie muß vor Allem zur Besonnenheit mahnen, aber sie darf nicht beschwichtigen wollen, wo Schön färberei Verluste bringt. Nicht nur der große und kleine „Sparer" als solcher ist an der Krisis interesstrt, sondern das ganze Volk, bewnderS die gefammte Arbeiterschaft, deren Kapital, die Arbeit, brachzelezt zu werden droht. Die Angst vor möglichen Verlusten und die Betrübniß wegen bereit« eingetretcner Verluste wirkt auch auf die nicht direkt Betheiligten ansteckend. Wie gewöhnlich, ist auch jetzt wieder die Erörterung über die Mittel beliebt, den Bankbrüchen möglichst rorzubeugen. Daß cs dabei nicht an Verrücken fehlt, die beklagenSwerthcn Vorkommnisse parteipolitisch auSzubeuten und durch sie Stimmung für oder gegen in bezug aus Fragen zu machen, die wie Börsenreform und Zolltarif dem nächst zur Lösung kommen sollen, ist eigentlich selbstverständlich. Daß die großen Bankbrüchc fast immer zur Zeit wirthschaft- lickcn Niederganges eintreten, ist nur natürlich. Aber nicht die „schlechte Zeit" an sich ist für den „Krach" verantwortlich zu machen, sondern die in den besseren Zeilen nur besser zu verbergen den inneren Krankheiten der Institute bedingen ihren Sturz. So lange Alle« vorwärts und aufwärts geht, halten sich auch minder gesunde, ja ungesunde Unternehmungen. Herbstest eS aber und brausen Stürme daher, dann tritt der Umstand zu Tage; das Dürre und Morsche bricht zusammen und nimmt mir sich, was krank und innerlich haltlos ist. Zugleich steigert sich da« allgemeine Mißtrauen, üble Erfahrungen mahnen auch solchen Instituten gegenüber Vorsicht, die — wie die Leipziger Bank — auf ein ehrwürdiges Alter und ein bedeutender Re nommee pochen können. Bei der Leipziger Bank handelt cs sich um den größten Konkurs, dcn Deutschland bisher erlebt hat. Allerdings sind bei den Hypothekenbanken, die ihr vorauSgingen, noch größere Summen genannt worden, allein bei ihnen muß man billigerweise die Obligationen ausscheiden, die wenigsten« zu einem erheblichen Thcile in den vorhandenen Hypotheken ihre Deckung finden. Da» Aktien-Kapital der Leipziger Bank beträgt allein 48 Mill. Mark. Man nimmt hochgegriffen an, daß jeder Aktionär 10,(XX) Mark davon besitzt, so sind rund 5000 Familien in Mitleiden schaft gezogen. Hierzu kommen dann noch die übrigen Gläubiger der Bank und e« kommt die Rückwirkung aus die allgemeinen wirthschastlichen Verhältnisse hinzu, sowie die Rückwirkung auf die Trebergesellschask. Natürlich fragt man erschrocken, wie e« möglich war, ein so aitangesehene«, gut fundirte«, von einem weitgehenden Ver trauen getragene» Institut in so kurzer Zeit völlig in Grund und Boden zu wirthschasten. Die „Franks. Zig." bemerkt hierzu: Wir sehen hier bestätigt, wie viel von einzelnen Persönlichkeiten für eine Bank abhängen kann. Die Leipziger war gut und solide, bi« sie in die Hände de» jetzt verhafteten Direktor« Epner gelangte Mit ihm zog da« Unheil ein. Sein Ehrgeiz stand im Mißverhältniß zu seiner Gewissenhaftigkeit. Persönliche Be ziehungen von Kassel her brachten ihn an die Treber-Gesellschaft, mit ihr verbunden hat er da» ihm anvcrlraute Unternehmen ruinirl und zahlreiche Familien »»glücklich gemacht. Der erste Schritt mag dabei freiwillig gewesen sein, bald aber haben ihn die Verhältnisse überwältigt und er wird, wie e» so oftmal» geht, gezwungen gewesen sein, sich weiter und weiter einzulassen; da« gute Geld ging dem schlechten nach. Vielleicht war er selbst eine phantastische Natur, den die phantasievollen Pläne der Tre ber-Gesellschaft packten, der von einer Größe träumte, über deren Falschheit er nun hinter Gefänznißmauern Nachdenken kann. Wieso aber der eine Mann die Bank ganz in die Hänvc bekam, wo der Aufsichtsrath blieb, wieso dieser dem in der Presse laut gewordenen Mißtrauen nicht pflichtgemäß nachging und wieso das ungeheure Engagement bei der einen Treber-Gesellschaft nicht auf Widerstand stieß, da« wird noch eine genaue Untersuchung und schwere Verantwortung nach sich ziehen. Au« Anlaß der jüngsten Bankbrüche ist auch die Stellung des AussichtSrathS wieder vielfach erörtert werden; da seine Pflichten und Befugnisse gesetzlich sestgclcgt sind, so liegen ent weder die Mängel in diesen Bestimmungen oder aber — in den Personen. Die beste Gesetzgebung üt gegenüber gewissen Kata strophen mochtlc»; sie kann ja auch im Allgemeinen die Ver brechen nur selten hindern, sie muß sich daraus beschränken, die Verbrecher zu bestrafen. Tageskeschichte. — Deutschland. Zu der angeblichen Besetzung der im Rothen Meere gelegenen Farsan-Jnseln durch Deutschland ver öffentlichte am Mittwoch vie „Patria" in Rom einen Bericht aus Massauah, wonach thatsächlich die deutsche Flagge auf einer der Farsan-Jnseln wehen soll. — Berlin, 29. Juni. Der „RcichSanzeiger" meldet: Ab 4. Juli werden auf den preußisch-hessischen Staats bahnen alle Rückfahrkarten zu den jetzigen regelmäßigen Preisen 45 Tage Gültigkeit haben. Die Rückfahrkarten von kürzerer Gültigkeit zu ermäßigten Preisen sollen baldthunlichst auf gehoben werden. Sommerkarten und besondere Preisermäßigungen sür Ausstellungen, Kongresse und Festlichkeiten fallen künftig fort. Gewöhnliche Rückfahrkarten besitzen ohne Acnderung des Aufdrucks ab 4. Juli die verlängerte Gültigkeit. — Die „N. A. Z." be merkt hierzu: Die von der preußischen Staatsbahnverwaltung bezüglich der Rückfahrkarten gewährte Erleichterung geht über die Zugeständnisse der süddeutschen und sächsischen Bahnen hinaus. Auch gestattet Preußen die Benutzung der Schnellzüge und 25 Kilogramm Freigepäck. Aus den preußisch-hessischen StaatSbahnen wird man ab 4. Juli am billigsten von allen deutschen Bahnen fahren. Wir glauben, daß alle Bevölkerung»kreiic diese Ueber- raschung gerate zum Beginne der Ferien dankbar empfinden werden. — Durch einen Gestellungsbefehl für die ostasiati- sche Besatzungsbrigade ist dieser Tage eine große Anzahl Reservisten überrascht worden. Die Leute hatten sich im vorigen Jahre zum freiwilligen Eintritt in die ostasiatischen Truppen- tbeile gemeldet, wurden aber zurückgestellt, weil eine große Ueber- zahl vorhanden war. Jetzt, nachdem sich viele von ihnen ver- heirathet haben und Niemand mehr an die vorjährige Meldung dachte, ist ihnen der Gestellungsbefehl zugegangen, weil auf Grund der neueren Bnsragen sich zu wenig Leute gemeldet hatten. Der eingelegte Einspruch dagegen wird zwar nach der „T. R." auf Anordnung des Kaiser« nach Möglichkeit berücksichtigt werden, doch hat kein Mann Anspruch daraus, da sich die Leute seiner Zeit verpflichten mußten, auch sür spätere Zeit „krieg-bereit" zu sein. — Rußland bleibt dabei, sich den Besitz der Mandschurei zu sichern. Die „Nowoje Wremja" schreibt, so lange in China nicht eine normale Ordnung der Dinge herrsche, und so lange in Peking nicht eine starke Regierung bestehe, die eine Wieder holung der vorjährigen Wirren zu verhüten im stände sei, könne von einer Rückgabe der Mandschurei an China nicht die Rede sein. Wenn e« aber auch verfrüht sei, von einer solchen Rück gabe zu sprechen, so folge daraus nicht, daß die Frage de« Ab schlüsse» eine» Sonderabkommen« zwischen Rußland und China über die Mandschurei nicht wiederum angeregt werden könne. — Holland. Eine Aeußerung de» Präsidenten Krüger bei der Begrüßung im Rathhause zu Rotterdam wirb von dort wie folgt berichtet: In der Begrüßungsrede im Rath hau« erwähnte der Bürgermeister, daß e» auch den Niederlanden langen harten Streit zur Erlangung der Freiheit gekostet habe. Krüger erwiderte, sein Vertrauen, daß Gott den Republiken die Unabhängigkeit geben werde, sei unerschütterlich, wohl sei der Streit Hollands gegen seine Unterdrücker langwierig und schwer gewesen, aber Holland habe jederzeit im eigenen Lande sich Pulver und LebenSmitttcl verschaffen können, e« habe „inmitten der Fische" gesessen, die Buren müßten dagegen die Mittel, den Krieg zu führen, erst dem Feinde abnchmen, die Thore der Re publik seien geschlossen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, I. Juli. Gestern Abend nach ff.Z2 Uhr wurde in Unkersosa da« Hau» des Steinmetzen Ernst Fug mann ein Raub der Flammen. — Stützengrün, 27. Juni. Vorgestern Abend gegen 11 Uhr entstand im Hause des Herrn Albin Leistner hier Feuer, welches binnen kurzer Zeit das Gebäude nebst anstoßender Scheune in Asche legte. Das Haus war zur Zeit unbewohnt, lieber die Entstehung-ursache ist noch nicht« bekannt geworden. — Dresden, 28. Juni. Der älteste Feldwebel der sächsischen Armee a. D., der greise Fr. G. Schurig, ist ver gangene Nacht im Alter von nahezu 87 Jahren gestorben. Seine gesiebte Uniform war sein Höchste», er hatte die Berechtigung, sie auch im Ruhestand weiter zu tragen, und von dieser Ver günstigung hat denn auch der Verblichene stet» im vollsten Maße Gebrauch gemacht. Schurig ist in vielen Feldzügen mit dabei gewesen, zahlreiche Orden schmückten seine Brust und vielfach sind ihm Ehrungen von hohen und höchsten Personen im Laufe der Zeit zu theil geworden. — Leipzig, 29. Juni. Der Bankier Eduard Kroh- mann hat sich heute Vormittag in seinem in Leipzig Lindcnau gelegenen Gartengrundstück erschossen. — Leipzig, 29. Juni. Der Stadtrath verwilligte eine Million Mark, um kleinen Geschäftsleuten beim Quartalschluß durch Beleihung der Anlagebücher der Leipziger Bank beizustehen. — Adorf, 29. Juni. Durch die erlogenen Angaben eines Eichigter Einwohner» Namen« Kellerer, er sei auf Elfterer Staatsforstrevier von zwei Zigeunern angesallen, geschlagen und einer Baariumme von 146,»o Mar! beraubt worden, ist die Gen darmerie de« oberen Vogtland?» einige Tage in Athem gehalten worden. Es stellte sich aber bald heraus, daß Kellerer da« Geld in seinem Nutzen verwandt hatte, weil er eine Summe von 300 Mark schaffen mußte, die er in Adorf vergeblich zu erborgen ge sucht hatte. Der Schwindel wirt Kellerer theuer zu stehen kommen. — Hammerbrücke. Die Idee, in unserer torshaltigen Gegend eine große Anlage mit Maschinenbetrieb zur Ausbeutung der Torflager zu errichten, verwirklicht sich : gegenüber dem Bahn hos, da, wo die Torffabrik errichtet wird, wird mit dem AuS- schachten begonnen. Ein Konsortium betreibt da» Unternehmen. — Greiz, 29. Juni. Die Mitteldeutsche Boden kreditanstalt verbreitet folgende» Communiguü: Im Interesse der Besitzer unserer Hypothekenpsandbricfe und Grundrenlcnbriefe haben wir bisher alle au» dem Kreise derselben an den Markt kommenden Stücke zum unveränderten Course zurückgekauft, ob wohl der VerkaufSandrang infolge der durch die bekannten be dauerlichen Vorgänge auf dem Bankengebiete hervorgerufencn allgemeinen Beunruhigung in der letzten Zeit nicht nachgelassen hat. Wir sind nunmehr an der Grenze der Mittel, welche wir ohne Schädigung der Anstalt sür diesen Zweck verfügbar zu machen vermochten, angelangt und haben un» daher entschließen müssen, von dem Rückkauf unserer Obligationen bi» auf weilen» ab zu sehen. Wir versichern auch bei dieser Gelegen heit, daß die Lage unserer Anstalt im übrigen eine vollkommen normale ist, daß die Sicherheit der von derselben erworbenen Hypotheken-, Grundrenten- und Kommunal-Darlehen ebenso den gesetzlichen wie den statutarischen Borschristen entspricht und auch in anderer Hinsicht zu keinerlei Bedenken Veranlassung giebt, daß wir insbesondere auch bei der Kreditanstalt sür Industrie und Handel in Dresden nicht» verloren und mit der Leipziger Bank niemals Verkehr unterhalten haben und daß un« auch sonst Verluste irgend welcher Art nicht drohen, sodaß für unsere