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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 29.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190106291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010629
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-06
- Tag 1901-06-29
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Monat
1901-06
-
Jahr
1901
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Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 28. Juni. In den nächsten Tagen wird unsere Stadt eine große Anzahl willkommener Gäste in ihren Mauern bergen. Der Sächsische Forst verein häll bekannt- lich in der Zeit vom 60. Juni bi« 6. Juli seine vierjährige Versammlung hierjelvst ab. Schon erheben sich an den Ein gängen der Stadt Edrenpsorten a>« sichtbare Begrüßung«zeichen und bald werden auch wehende Flaggen den Ankommenden ihren Gruß entbieten. Umsäumt von waldigen Berge«höhen, ist unser Gebirg-städtchcn doch so recht geeignet, dem Forstmann ein freundliche« Willkommen entgegenzurusen. Im Schooße unserer immergrünen, prächtigen Wälder zu weilen, entzückt jeden Be sucher, wie viel mehr muß sich nicht da« Auge de» Fachmann« an ihnen weiden! Und von den dunklen Höhen hernieder grüßen den Besucher lohnende Au«sicht«punkte und laden ihn ein, hinaus zusteigen und den Blick weit hinweg über Berg und Thal und die hell au« dem Grün hervorlugcnden Orte gleiten zu lassen. Lächelt dann auch Frau Sonne freundlich hernieder aus die Gefilde, so dürfen wir wohl annehmen, daß all' die werlhen Gäste, welche die Versammlung in Eibenstock besuchen, gern bei un« weilen und sich später noch oft der Tage ihre« Hiersein« erinnern und unjern schattigen Wäldern ein dauernde« Gedenken bewahren werre«. Unsere Einwohnerschaft aber wird c« sich gleichfalls an gelegen fein lassen, allen Besuchern den Aufenthalt hicrsclbst so angenehm wie möglich zu machen und in dieser Ucbcrzeugung rufen auch wir den Ankommenden ein herzliche« Will kommen in Eibenstock zu! — Dresden, 26. Juni. Da« „Dresdner Journal" schreibt: »Die Zahlung« stockung en, in welche vor Kurzem ein hiesiges und seit gestern ein größere« Leipziger Bankinstitut gerathcn sind, haben e« mit sich gebracht, daß weite Bevölker- ungSschichten, welche Werthe bei anderen sächsischen Privatbanken angelegt haben, diesen mit starkem Mißtrauen begegnen und ge neigt sind, Kopf über Hals diese Verbindungen zu brechen und ihre Kapitalanlagen zurückzuziehen. Eine Verallgemeinerung einzelner Vorkommnisse auf die Gesammtheit de« vaterländischen Privatbankenwesen« erscheint un« im Interesse aller Bclhciligten weder förderlich noch räthlich. So bedauerlich der Zusammen bruch der beiden gedachten Institute an sich ist, so rechtfertigen diese Vorgänge doch noch nicht die panikartige Bestürzung, mit welcher man jetzt auch von anderen hiesigen und auswärtigen Privatbanken seine Kapitalien zurückzieht und ein Mißtrauen in die Kreditwürdigkeit aller dieser Institute, Man darf nicht ver gessen, daß die Gefahr für eine glatte Abwickelung ihrer lausen den Verbindlichkeiten bei derartigen Geldinstituten bei Weitem vergrößert wird, wenn ihnen da« Vertrauen in ihre Kreditwürdig keit plötzlich entzogen wird. Solche Kredilschädigung der Banken würde im Weiteren zu Kreditkündigungen auch gegenüber in dustriellen Unternehmungen führen können, welche ihrer Geschäfts lage nach nicht den geringsten Anlaß zur Entziehung der Bank kredite bieten. Die« zu verhindern, liegt im wohlverstandenen allgemeinen Interesse." — Dresden. Die „Dresdner Neuesten Nachrichten" schreiben in Bezug auf die Leipziger Katastrophe: „Wie eine schwere Wetterwolke, aus der grelle Blitze herniederzucken, bedroht die plötzlich au«gebrochene finanzielle Krise, deren Wirk ungen in unheimlich rascher Folge — im Zeitraum weniger Tage! — zwei hervorragende sächsische Banken erlegen sind, da ganze volkSwirthschastlichc und industrielle Leben unserer engeren Hcimalh. Eine säst panikartige Beunruhigung hat sich weiter Volkskreise bemächtigt, gleich einem drückenden Alp lasten die Er eignisse der letzten Wochen auf allen Gemächern, und überall hört man die bange Frage: Wa» will da» werden? Die Lage ist ernst, Hochernst! Darüber angesichts der neuen Katastrophe vom 25. Juni einer Täuschung sich hinzugeben, wäre ein durch aus unangebrachter Optimismus. In den leitenden finanziellen Kreisen Sachsens und unserer Residenz ist man sich der hohen Gefahr de» Augenblicke» denn auch voll bewußt, und diejenigen Persönlichkeiten, denen ein sachgemäße» Uriheil zugesprochen werden darf, da» zugleich auf kühler, objektiver Erwägung der Thatsachen beruht und frei ist von einer ungerechten Voreinge nommenheit, verschließen sich durchaus nicht der Erkenntniß, daß wir e« mit einer unter so folgenschweren Begleiterscheinungen austretenden Krise zu lhun haben, wie sic seither in gleicher Be denklichkeit kaum jemals unser Sachsenland heimgesucht hat . . ." Schließlich aber meint da» Blatt: Bei aller berechtigten Ver stimmung und Beunruhigung und trotz de« erklärlichen momen tanen Mißtrauen», welche« eine seither in der ganzen volk«wirth- schastlichen Entwickelung Sachsen» unbekannt gewesene Häufung solcher folgenschwerer Ereignisse ganz naturgemäß im Publikum Hervorrufen mußte, vergesse man nicht, daß e» sich um verein zelte Erscheinungen handelt! Nicht» wäre verkehrter und schädi gender, al» im ersten Ueberwallen pessimistischer Gefühle da» Kind mit dem Bade au»zuschütten und sich leidenschaftlichen Klagen hinzugeben, al« ob nun mit einem Schlage alle seitherigen festen und soliden Stützen eine» wohlbegründelen Vertrauen« um Handel und Wandel Sachsen» in» Wanken gekommen wären. So schlimm ist e« denn doch, Gott sei Dank, noch nicht, und einen derartigen ruinösen Umschwung aller einschlägigen Verhält nisse vermag auch da» an sich zweifello» sehr bedenkliche und in seinen Konsequenzen tief bedauerliche Zusammenbrechen zweier großen heimischen Finanzinstitute nicht herbeizusühren, deren schließlichem Schicksal eben ganz eigenartige — aber wiederum vereinzelt dastehende — Verhältnisse zu Grunde lagen, die keine«- weg» typisch für die allgemeine Lage unsere» heimischen Geld märkte» sind .... De»hatb hallen wir e» heute für unsere journalistische Pflicht, dem Publikum mahnend zuzurufen: „Ruhig Blut!" Unser fleißige« Sachsen wird auch diese schwere wirth- schaftliche Krise, die über Viele ganz unvermuthet hereingebrochen ist, gut und ohne dauernden Schaden überstehen, deß sind wir sicher! — Leipzig, 26 Juni. Da» Schicksal der Leipziger Bank ist besiegelt, heute Nachmittag hat sie (wie wir bereit» in einem Theil der Auflage der letzten Nummer telegraphisch berichteten) beim Amtsgericht Leipzig den Konkur« angemeldet. Noch am Vormittag sanden Berathungen der Hauptgläubiger der Bank statt, doch schon zu Mittag drang, während man noch tagte, die Nachricht in die Oeffentlichkeit, daß keine Hoffnung mehr auf eine Intervention irgend welcher Art bestehe. In Berlin hatte sich an der Börse da» Gerücht verbreitet, die säch sische Regierung beabsichtige au» Anlaß der jüngsten Bankkata strophe eine Hilfsaktion, doch schon gegen Abend verbreitete Wolff'» Bureau die Nachricht, daß hiervon in den Leipziger maßgebenden Kreisen nicht« bekannt sei. So ist denn die alte, einst hoch- angesehene Bank zusammengebrochen. Wie e« gekommen ist? In einem längeren Artikel führt die „Voss. Ztg." au», daß, wie bei den meisten Gesellschaften, die in Jahre«frist verkracht sind, stet» eine Person der böse Geist de» ganzen Unternehmen« ge wesen sei, so auch bei der Leipziger Bank, und dieser böse Geist sei der Direktor Heinrich Erner gewesen. Unter seiner Direktion habe da« Institut, da« unter der früheren Leitung de« Direktor Richter ein äußerst ruhige» und solide» Institut gewesen sei, seinen Eharakter geändert und sich in Unternehmungen einge lassen, welche nothwendigeriveije seinen Stur; herbeiführen mußten. — Leipzig, 27. Juni. Der Direktor der Leip ziger Bank, Exner, ist gestern Abend gegen lOUHr in Haft genommen und an die Staatsanwaltschaft abgeliesert worden. Die Festnahme erfolgte in seiner in Leipzig-Connewitz gelegenen Villa aus Anordnung der Kgl. Staat«anwaltschast. Bei der Leipziger Bank selbst war heute früh von dieser Thatsache noch nicht« bekannt, auch der Kollege de« Verhafteten, Ur. Gentzsch, hatte keine Kenntniß von der Maßregel. Die Leipziger Bank bleibt heute geschlossen, bi» de> Konkursverwalter seine Thätigkeit ausgenommen hat. — Leipzig, 27. Juni. Zu Konkursverwaltern im Kon kurse der Leipziger Bank sind die Rechtsanwälte Otto Emil Frey- lag und Justizrath Ur. Barth ernannt worden. — Chemnitz, 27. Juni. Der Bote einer hiesigen Firma, der heute Morgen aus der Reich»bank eine größere Summe um wechseln lassen sollte, wurde in der Hausflur de« Bankgebäude« von einem an ihm herangelretcnen Herrn ersucht, ihm gegen 5 Stück Hundertmarkscheine einen Fünshundertmarkschein zu über lassen. Versehentlich ist von dem Boten dem Herrn aber nicht ein Fünfhundert-, sondern ein Tausendmarkschein gegeben worden. Hoffentlich kommt der Verlustträger wieder zu seinem Geldc. — Chemnitz, 27. Juni. Der Verband der Textil-Indu striellen für Chemnitz und Umgegend hielt am Mittwoch in Chem nitz eine zahlreich besuchte Versammlung ab, die sich mit der Vertheuerung der Kohlen Seiten« sächsischer Kohlengewerkc beschäftigte. Die Versammlung nahm einstimmig eine Resolution an, die darin gipfelte, solange keine Kohlen au» sächsischen Kohlen gruben zu beziehen, bi« die willkürlich in die Höhe geschraubten Kohlenprcise einen annehmbaren Preis erlangt hätten, die Streik klausel beseitigt und die Einführung de« Verkauf« nach Gewicht zugesagt sei. Ferner soll da» sächsische Finanzministerium ersucht werden, sobald die Finanzlage e« zulasse, die Einführung de« Rohstofftarise» zu befürworten. — Zwickau, 26. Juni. Der Königspreis für da« l9. Mitteldeutsche Bundesschießen ist heute hier cingc- trofsen. Er besteht in einer prachtvollen Vase au» der König!. Porzellanmanufaktur Meißen mit Deckel und Postament. Al« bildlichen Schmuck weist dieselbe aus der Vorderseite da« wohlge lungene Portrait unsere« geliebten LandcSvater» und aus der Rückseite eine Ansicht der Stadt Zwickau auf. — Neustädtel, 25. Juni. Vor einigen Tagen erlegte ein hiesiger Jagdpächter auf dem GleeSberge einen weiblichen gefleckten oder Schreiadler, uquitu nucvia. ein sehr starke« und schönes Thier mit einer Flügelbreite von 124 cm. E» ist die« eine hier äußerst seltene Jagdbeute, da der Schreiadler, auch Rauchsuß-, Gänse- oder Entenadler genannt, in hiesiger Gegend nicht vorkommt. — Auerbach, 27. Juni. Da» in Hamburg erscheinende Gewerkschaftsorgan der Zimmerer bringt in seiner Nummer vom 22. Juni einen umfangreichen Artikel über die Bürgermeister» Affaire hier, welcher au» Berlin datirl ist und eine Zusammen stellung der bisher in Lieser Sache gebrachten Reseraten und Schilderungen darstellt. Der Verfasser ist sehr gut orientirt und scheint, wie die hiesigen „Nachrichten" vermuthen, den ReichStagS- kreisen nahe zu stehen. Derselbe muntert die Bürgerschaft Auer bach« auf, wenn auch die letzte Instanz der Obcrbehörden ver sagen sollte, den Landtag und den deutschen Reichstag (!!) in Anspruch zu nehmen. Die „Nachrichten" schreiben, diese Ansicht ist schon seit längerer Zeit vorhanden und wird die Jache aus jeden Fall in der nächsten Session des Reichstage« zur Sprache gebracht werden. Zur Orientirung werden den Mitgliedern de« Reichstages je ein Exemplar der demnächst erscheinenden Bro schüre „Der Kampf der städtischen Kollegien und der Bürgerschaft von Auerbach gegen die srühercn Mißstände im städtischen Ver- waltungSwesen und die Amtsführung de» Herrn Bürgermeisters Kretzschmar" von C. Gomolka zugestellt werden. 1'.». Mitteldeutsches Alundesschießen Zwickau i. L., 7.-14. )uti. Unter Bezugnahme auf die Anzeige in unserer heutigen Nummer bemerken wir, daß dieses Fest die größte derartige Veranstaltung im ganzen Deutschen Reiche für das laufende Jahr ist. Das Programm ist sehr sorg fältig ausgewählt und weist außer dem täglich stattfindenden Schießen auf alle Scheiben und NachmittagSfreiconcert auf dem Festplatz folgende Punkte auf: Sonntag, 7. Juli, Vormittags I I Uhr großer Festzug mit historischen Gruppen. Abends Festconcert in der Festhalle. Montag, 8. Juli, Abends 8 Uhr GesangSconcert des Zwickauer Sängerbundes. Dienstag, 9. Juli, Abends 8 Uhr Monstreconcert. Mittwoch, 10. Juli, Abends 8 Uhr Gesangs aufführungen des Zwickauer Lehrergesangvereins. Donnerstag, II. Juli, Abends 8 Uhr Concert und bei eintretender Dunkelheit großes Prachtfeuer werk. Freitag, 12. Juli, Abends 8 Uhr Aufführungen der Zwickauer Turn- gemeinde. Sonnabend, 13. Juli, Abends 8 Uhr Theater-Aufführungen des Zwickauer Goethevereins. Sonntag, 14. Juli, Vormittags I I Uhr Bekannt gabe der 10 ersten Sieger jeder Scheibe und Preisvertheilung am Gaben tempel. Nachmittags Concert in der Festhalle. Die Eintrittspreise zum Festplatz sind sehr niedrig bemessen, sie betragen am 7. Juli 50 Pf., am 6., II. und 14. Juli je 20, an den übrigen Tagen je 10 Pf. Wir können un fern Lesern den Besuch dieses großen Festes, das so bald nicht wieder in so unmittelbarer Nähe von uns abgehalten werden dürfte, bestens empfehlen. Gehorsame Kinder. In der gesammtcn Erziebung Ler Kinder ist die zum Gehor sam der schwierigste Punkt. Da« Streben der Eltern richtet sich dahin, ihre Kinder von frühester Jugend an zum Gehorsam zu gewöhnen. Meine« Erachten« nach ist e« da« höchste Lob, da« man dem Kinde und noch mehr den Eltern spenden kann, wenn «an sagt: .Da« ist ein gehorsame« Kind!" Ich halte e« doch sür vollständig verfehlt, den Gehorsam durch allzugrcße Strenge zu erzielen und zu erzwingen. Jede denkende Mutter, — der Vater „muß hinaus in« feindliche Leben", und die Erziehung der Kinder liegt hauptsächlich in den Händen der Mutter — müßte täglich beten: „Herr, sühre mich den rech ten Weg, lehre mich, daß ich bei der Erziehung meiner Kinder da« rechte Maß von Milde und Strenge walten lasse!" Allzu große Milde bringt ost Nachtheil, allzugroße unerbittliche Strenge kann aber noch bei Weitem schlimmere Folgen nach sich ziehen. Jede denkende Mutter weiß, daß ein jede« ihrer Kinder je nach seiner Veranlagung behandelt werden muß. Da« Kindergemüth ist zart besaitet, und jede raube Behand lung kann seine Entwicklung schädigen, gefährden, wie ein später Nachtfrost die ersten knospenden Frühling«blüthen. Ein kleine« Kind sür einen begangenen Ungehorsam körper lich zu züchtigen, halte ich entschieden für ein große» Unrecht, da da« Kind die Bedeutung de» Ungehorsam« noch nicht versteht; man gewöhne c« sanft und liebevoll zu gehorchen, sage ihm freundlich aber bestimmt, wa» e« nicht thun soll und darf. Größeren Kindern bemühe man sich mit mildem Ernste klar zu machen, daß die Eltern nur stet« ihr Beste« wollen, und daß e» daher ihre heiligste Pflicht ist, nicht nur den in Worten, son dern den schon nur in Blicken au-gedrückten Wünschen ihrer Ellern Folge zu leisten. » 0 Man strafe größere Kinder für ihren Ungehorsam, indem man sie von der gemeinsamen Mittagstafel verbannt, sie »on einem Spaziergange, einem Vergnügen au«schließt, ihnen eine Leckerei, welche die anderen Geschwister erhalten, versagt u. s. w., jedoch keineswegs durch körperliche Züchtigung, welche ihr Ehr gefühl verletzt. In unserem Zeitalter der Humanität, in welchem so lange und so viel gegen die Prügelstrafe in den Schulen ge eifert wurde, bi« man dieselbe endlich abschaffte, sollten überhaupt die Kinder auch von ihren Eltern nicht mehr körperlich gezüchtigt werden. Größere, verständige, gut geartete Kinder werden da« Ge bot : „Ehre Vater und Mutter", auch stet« im Gehorsam zu be- Ihätigen bemüht sein, und da „Ehre Vater und Mutter" diesel ben auch „ehrfürchten" heißt, so werden diese Kinder in ihrem Gehorsam ihren Eltern auch die Ehrfurcht bezeigen. Durch allzugroße Strenge setzen wir un« der Gefahr au«, die Liebe unserer Sinder in Furcht zu verwandeln und diese Furcht kann neben der Liebe un« auch da« Vertrauen unserer Kinder kosten. Lasset un« also, meine theuern Mitschwestern, da nach trachten, un« die Liebe und da« Vertrauen unserer Kinder zu erhalten, nicht nur solange wir leben, sondern über da« Grab hinaus, indem wir weisen Herzen« Milde mit Strenge gepaart bei der Erziehung unserer Lieblinge wallen lassen! Gr.-Olde Landwirt Lehrer«, zulegen darauf Knabe daß er leblos de Ein h Tch auf Sei! beit ges, der Exp war zu de« Leb finden l mal« ir Jv man sie Welt g können, öffnet h war ga Brust r Alle« ii gende 6 zu suche Sc chen hi Ordnen nur ger korbe» e« ihr, Hoffnuc wäre il wunder betten r I- Jhr D sic nicht schleppe, würde i! zögern s Ei, mußte. Wc in den s die Sck durch qc Wille n verfass« doch, ei von sein ohne chc verzweis ung in sie dazu De lang gli nur fü, rechten sie nicht Adresse man ihr Nu ung hat sondern liche» uc sie sich - kleine P und scho al« sie s ein freu Sic wo sie l einen B Photogrc Süchenti sei, den jetzt hall sah, inde Briesbo- einen M Ab beneidete vielleicht waren u und sagt daß e« e häu-lich- scheid, u> aufgehalt AuSgang Unsichtbare Aäden. Originat-Roma» von Reinhold Ortmann. (30. Fortsetzung.» „Wann'« Ihnen bei mir nit mehr g'faüt, mein gnädige» Fräulein, und wann S' sich für zu gut hallen, um unseren Be suchern ein freundlich « Gesicht zu zeig'n — na, so können S' ja Ihr Bündel schnür'n und können um a Hau« weiter geh'n! 'S i« mir so schon arg z'wider g'wescn, da« hochmüthige Gethu. Und nix in der Welt i« mir verhaßter al» a Bettelstolz. Haben S' mi' verstanden, Fräulein Paula?" Todtcnbleich halte da- junge Mädchen den keifenden ZorneS- auSbruch de« ungebildeten Weibe« über sich ergehen lassen. Sie dachte natürlich nicht daran, ihr in gleichem Tone zu erwidern, sondern sagte scheinbar ruhig: „Ja, Frau Matrasch, ich habe Sie verstanden. Und der Vorschlag, Ihr Hau» ohne Beobachtung der vereinbarten Kün- digung«srist zu verlassen, stimmt mit meinen eigenen Wünschen vollkommen überein. Ich bitte nur, bi» zum heutigen Abend bleiben zu dürfen, damit ich im Stande bin, meine Vorbereitungen zu treffen." „Meinethalben!" warf ihr Frau Ilona über die Schulter hinweg zu, wie wenn sie ihr damit eine besondere Gnadenbezeug ung erwiese. „Bis heut' Abend also! Und wa« den Lohn an langt, so will i mi' net lumpen lassen und Ihnen Ihr G'halt noch bi« zum ersten vom nächsten Monat auSzahl'n." „Ich lehne dieses Anerbieten dankend ab, Frau Matrasch, denn ich habe die Gewohnheit, mir nur wirklich geleistete Arbeit bezahlen zu lassen." Damit verließ sic da» Zimmer, und die häßliche Bemerkung, die ihr Frau Ilona al« Antwort auf die stolze Zurückweisung zu gedacht hatte, erreichte ihr Ohr nicht mehr. Eine Viertelstunde später öffnete die Kartenlegerin die Thür der Küche, in welcher Paula, die bi« zum letzten Augenblick ihre Pflicht thun wollte, mit den Vorkehrungen zum Mittagessen be schäftigt war und sagte: „Meine Sprechstunden fallen heute wieder au«. Sagen I' da« den Damen, die nach mir fragen. Und kochen S' La« Mittagmahl nur für sich und da« Mädchen. Mein Mann und ich — wir werden auswärt« speisen." Sic war schon zum AuSgehen gekleidet, und zwar in ihrem elegantesten Straßenkostüm. Für einen Augenblick wurde auch Poldl's häßlicher Kopf mit dem glänzend pomadifirten schwarzen Haar hinter ihr im Korridor sichtbar. Dann verschwanden sie Beide, und Paula hörte, wie Frau Malrasch nach ihrer Gewohnheit die Etagenthür geräuschvoll hinter sich zuwarf. Natürlich war ihr die Entsernung de« Ehepaare» in hohem Maße willkommen, denn sie fand dadurch Gelegenheit, völlig un gestört mit Walter zu sprechen, den sie nun ja in jedem Augen blick erwarten durste. Sie überließ dem Mädchen die weitere, nun viel einfacher gewordene Küchenarbeil und setzte sich an da» Fenster de« nach der Straße gelegenen Empfangszimmer», weil e« ihrer sehnsüchtigen Ungeduld al« ein köstlicher Gewinn erschien, den Geliebten, den sie heule vielleicht zum letzten Male im Leben sehen sollte, von jenem Beobachtungsposten schon um einige Mi nuten früher zu erblicken. ES war nun mehr al- eine Stunde vergangen, seitdem er ihren Bries erhalten hatte, und e» dünkte sic unmöglich, daß er sich noch lange sollte erwarten lassen. Mehr noch zwischen den Zeilen al» in den Worten selbst mußte er ja gelesen haben, wie heiß und inbrünstig c» sie nach dieser Unter redung verlangte; er mußte fühlen, daß jede weitere Minute ver geblichen Harren» eine Verschärfung der grausamen Seelenqual bedeute, in der sich Paula seit dem gestrigen Abend befand. Und selbst wenn er entschlossen war, ihr nicht zu verzeihen, konnte e» doch nicht seine Absicht sein, sie zwecklos zu peinigen. Aber Minute aus Minute, und Viertelstunde auf Viertel stunde verrann, ohne daß die Wohnung-glocke angeschlagen hätte und ohne daß sic der wohlbekannten theuren Gestalt unter de« Vorübergehenden ansichtig geworden wäre. Eine furchtbare herz beklemmende Angst legte sich schwer und immer schwerer auf Paula'» Brust — die Angst, daß er dennoch au»bleiben und daß er Dresden verlassen könnte, ohne ihrem verzwciscltcn Ruse Folge zu leisten. Noch glaubte sic e« ja nicht; noch hielt sie eine so beispiel lose Härte für ganz unmöglich, und die Hoffnung machte sie er finderisch im AuSsinnen von Möglichkeiten, durch die Walter so lange verhindert worden sein konnte, ihren Wunsch zu erfüllen. Aber die Zuversicht, die sie während der ersten und zweiten Stunde de» Warten» immer wieder hatte Herrin werden lassen über jene herzschnürende Angst, sie wurde um Biele» schwächer, al» der große Zeiger de« Regulator» nun auch zum dritten Mal seinen Rundlauf vollendet hatte, und sie brach ganz zusammen, al» die vierte und die fünfte Stunde verstrich, ohne daß der Er wartete selbst oder eine Nachricht von ihm gekommen wäre. Nun glaubte sie nicht mehr an sein Erscheinen. Nun er kannte sie, daß sein Ausbleiben und sein schweigen auch eine Antwort waren: die Sprache der Verachtung, die sich schon be fleckt glaubt durch eine bloße Berührung mit dem verschmähten Gegenstände. Sie weinte nicht, al» ihr diese Erkenntniß zur »ollen Gewißheit geworden war. Und nicht» von Bitterkeit oder Groll gegen Walter regte sich in ihrer Seele. Er hatte wohl nicht gewußt, wie unmenschlich grausam er heute an ihr gehandelt, und darum war sie nicht berechtigt, einen Borwurs gegen ihn zu erheben. Aber sie konnte e» auch nicht ruhig hinnehmen wie etwa» Unabänderliche», mit dem man sich abzufinden suchen müsse, wie man sich eben mit all' den tausend kleinen Unannehmlichkeiten und Widerwärtigkeiten de» Dasein« absand. Die Enttäuschyng
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