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Amts- M Aiizchckatt für den «bonnemcut oiertelj. 1 M. 20 Pf. nnfchliehl. dc» „Jllustr. Unterhaltungsbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. SS. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. > .iiSiiSi 47. Jahrgang. Donnerstag, den 5. Juli IS«« In Folge Wegzugs des Amtsthierarztes Herrn Paul Dehne von Eibenstock hat die Königliche Amtshauptmannschaft gemäß 8 8 der Verordnung, die Abwehr und Unterdrück ung von Viehseuchen betr., vom 25. Februar 1897 dem Herrn Amts- und städtischen Thier arzte Kuetalpl» «»iiutker in Eibenstock die Befugniß ertheilt, die dem Herrn Bezirks thierarzte nach der Verordnung zur Ausführung des Reichsgesetzes vom , die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen betr. vom 30. Juli 1895 und der obenerwähn ten Verordnung vom 25. Februar 1897 obliegenden Untersuchung des Händlerviehes bei Behinderung des Herrn Bezirksthierarztes vorzunehmen und die vorgeschriebenen Be scheinigungen auszustellen. Der Genannte ist am 20. Juni l. I. verpflichtet worden. Die Beauftragung desselben im Einzelfall erfolgt durch den Herrn Bezirksthierarzt, es haben sich daher auch die Händler und sonst Betheiligten wegen der vorzunehmenden Viehuntersuchungen an den Letzteren zu wenden. (Vergl. Bekanntmachung vom 5. April 1897 im .Erzgeb. Volkssreund" Nr. 81, im Eibenstocker .Amts- und Anzeigeblatt' Nr. 42 vom Jahre 1897.) Schwa-zenberg, am 28. Juni 1900. Königliche AmtshauPtmannschast. Krug von Nidda. W Konkursverfahren In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Kürschners I.oui» in Eibenstock ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzcichniß der bei der Vertheiluug zu be rücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht ver- wcrthbaren Vermögensstückc der Schlußtermin auf den 26. Juki 19VV, Mrmittags 1t Ahr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Eibenstock, den 30. Juni 1900. Exped. Jost, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Nr. 108 des Verzeichnisses der unter das Schankstättenverbot gestellten Personen ist zu streichen. Stadtrath Eibenstock, den 3. Juli 1900. Hesse. Gnüchtel. Die Ermordung des deutschen Gesandten in Peking. Wer auch gegenwärtig in Peking da« Ruder führt, ob der Scheinkaiser, die Kaiserin-Regentin oder ein Prinz-Usurpator, er ist verantwortlich dem deutschen Volke und der gesitteten Welt für die Grcuelthatcn, die unter dieser Herrschaft seit Wochen geschehen sind, für die Verbrechen gegen da« Völkerrecht, die unter den Augen der Machthaber sich vollzogen haben, für die heuchlerische, lügnerische Verschleierung der Wahrheit vierzehn Tage hindurch. Wer immer in Cbina künftig regieren wird, er wird angehalten werden, die über Nacht ungeheuerlich angewachsenc Rechnung, die Deutschland präjentiren wird, zu bezahlen, ohne freilich dadurch wieder gut machen zu können, wa« leider nicht mehr gut zu machen ist! Der deutsche Gesandte in Peking ist auf sreier Straße ermordet worden. Seitdem sind alle europäischen Gesandtschaften in Peking angegriffen worden, und nur drei sollen bisher un zerstört geblieben sein. Befürchtet muß werden, daß da« Leben de« deutschen Gesandten nicht da» einzige war, da« dem rasenden Frcmdenhaß de« gelben Pöbel» zum Opfer fiel. Ein Gcsandtenmord ist ein ungeheuerlicher Frevel, der nicht ohne schwerwiegende Folgen bleiben kann. Die von Szeklcr Husaren auf Grund eine« vermuthlich mißverstandenen Beseh!« verübte Ermordung de« Gesandten der französischen Republik bei Rastatt im Jahre 1799 hat dem damaligen Oesterreich nicht bloß die Sympathien der Kulturwelt entzogen, sondern auch da schwerste Unheil über den alten Kaiserstaat gebracht. Mit eiserner Faust strafte Rußland Persien für den von fanatischen Pöbelrotien Teheran« im Jahre 1829 begangenen Mord an seinem damaligen persischen Gesandten, dem Dichter und Staats mann Gribojedow, sowie an 36 zur russischen Gesandtschaft ge hörenden Beamten und Kosaken. Jetzt wird auch Deutschland in China dreinfahren müssen, um dem höllischen Treiben der Boxerbanden ein Ende mit Schrecken zu bereiten — sei e« mit, sei e« ohne Unterstützung seilen« der übrigen Mächte. Mit einem wahren Seherblick hat unser Kaiser diese Entwickelung ter gelben Gefahr vorauSgeahni, als er nach dem chinesisch-japanischen Krieg da« nach seinen Ideen entworfene bekannte Knacksuß'sche Bild mit der Inschrift versah i .Völker Europa«, wahret eure heiligsten Güter!' und al« er in Kiel seine Rede an den Prinzen Heinrich hielt. Wie schlimm wäre heute unsere ganze Lage in China, wenn seine Politik un» nicht rechtzeitig einen Stützpunkt und Wafsenplatz an ter Küste de« Gelben Meeres errungen hätte. Da« Ein greifen Deutschland« in Kiautschou hat ja unstreitig die .An bohrung" de« Reicher der Mitte und damit da» Abrollen der Lawine de« chinesischen Fremdenhasse« beschleunigt, aber nieder gegangen wäre sie doch einmal, und ohne glottenstation in China dätten wir dann jede sichere Grundlage für die Schutzmaßrcgeln zu Gunsten unsere« Handel«, unserer Missionen entbehren müssen. Leider ist nach den letzten Nachrichten auch da» Hinterland ron Kiautschou in vollem Aufruhr. Wir werden also unsere Streitkräfte sowohl dort wie gegen Peking verwenden müssen, und sicher werden schon die nächsten Tage neue militärische An ordnungen bringen, durch die sie vermehrt und möglichst rasch nach den entscheidenden Punkten beordert werden. Der erste Schritt zum energischen Vorgehen gegen China ist inzwischen geschehen: der Kaiser hat befohlen, daß die erste Division de« ersten Geschwader» sich zur sofortigen Abfahrt nach China bereit halte. Diese Division setzt sich au« den vier Linienschiffen »Kurfürst Friedrich Wilhelm", .Brandenburg", .Weißenburg", .Wörth" und dem kleinen Kreuzer .Heia" zusammen. Die Panzer sind Schwesterschifse, Kellen einen der vollkommensten Typen dar und sind, wenn auch hinsichtlich der artilleristischen Leistung durch unsere neuesten Linienschiffe etwa« überholt, doch jedem der in chinesischen Ge wässern frationirten fremden Panzer ebenbürtig. Jede« der Linienschiffe hat eiu Deplacement von 10,062 Tonnen, die Ma schinen involviren 9000 Pserdekräfte, der BesatzungSctat beträgt 567 Mann. Kommandeur de« ersten Geschwader« ist Vizeadmiral Hoffmann (Flaggschiff .Kurfürst Friedrich Wilhelm"). Mil dieser Verstärkung würde Deutschland in Ostasien 15 Kriegs schiffe haben, und zwar 4 Linienschiffe, den Panzerkreuzer »Fürst Bismarck", die 3 großen Kreuzer »Hertha", .Hansa", »Kaiserin Augusta", die 3 kleinen Kreuzer .Irene", „Gefion", „Heia" und die 4 Kanonenboote „Jaguar", „Iltis", „Tiger" und „Lux". Der ermordete Freiherd Klemen« August v. Ketteler ist am 22. November 1853 zu Potsdam geboren, stand also im 47. Lebensjahr. Er widmete sich der diplomatischen Laufbahn und war Lcgationssekretär in Washington, später gehörte er der Le gation in Peking al« Sekretär an, war dann Gesandter in Mexiko und wurde am 15. Juli 1899 al« Nachfolger de» Baron» v. Heyking zum Gesandten in Peking ernannt. Sein vergleichs weise kurzer Aufenthalt in der chinesischen Hauptstadt hatte ihm noch nicht Gelegenheit gegeben, besonder« hervorzutreten. Frhr. v. Ketteler war ein Sprosse de« bekannten westfälischen Adels geschlecht« und ein Neffe de« Bischof« v. Ketteler, der zur Zeit de« Kulturkampfes eine hervorragende Rolle spielte. Frhr. v. Ketteler war mit einer Amerikanerin verheiratet, über deren Geschick noch nichts Näheres verlautet. TagesMchichte. — Deutschland. Bei Besichtigung de« nach China zu entsendenden Expeditionskorps hielt der Kaiser folgende Ansprache: „Mitten in den tiefsten Frieden hinein, sür Mich leider nicht unerwartet, ist die Brandfackel de« Kriege« geschleu dert worden. Ein Verbrechen, unerhört in seiner Frechheit, schaudererregend durch seine Grausamkeit, har Meinen bewährten Vertreter getroffen und ihn dahingerafft. Die Gefandten andrer Mächte schweben in Lebensgefahr, mit ihnen die Kameraden, die zu ihrem Schutze entsandt waren. Vielleicht haben sic schon heute ihren letzten Kampf gekämpft. Die deutsche Fahne ist be leidigt und dem Deutschen Reiche Hohn gesprochen worden. Da» verlangt exemplarische Bestrafung und Rache. Die Ver hältnisse haben sich mit einer furchtbaren Geschwindigkeit zu tie fem Ernst gestaltet und, seitdem Ich Euch unter die Waffen zur Mobilmachung berufen, noch ernster. Wa« Ich hoffen konnte, mit Hilfe der Marine-Infanterie wieder herzuftellen, wird jetzt eine schwere Ausgabe, die nur durch geschlossene Truppenkörper aller zivilisirten Staaten gelöst werden kann. Schon heule hat der Chef de« Kreuzergeschwadcr« Mich gebeten, die Entsendung einer Division in Erwägung zu nehmen. Ihr werdet einem Feinde gegenübertreten, der nicht minder lodc«muthig ist wie Ihr. Von europäischen Offizieren aurgebildct, haben die Chinesen die europäischen Waffen brauchen gelernt. Gott sei Dank haben Euere Kameraden von der Marine Infanterie und Meiner Ma rine, wo sie mit ihnen zusammengekommen sind, den alten deut schen Waffenruf bekräftigt und bewährt und mit Ruhm und Sieg sich vertheidigt und ihre Aufgaben gelöst. So sende Ich Euch nun hinaus, um da« Unrecht zu rächen, und Ich werde nicht eher ruhen, al- bi- die deutschen Fahnen vereint mit denen der anderen Mächte siegreich über den chinesischen wehen, und aus den Mauern Peking« aufgepflanzt, den Chinesen den Frieden diktiren. Ihr habt gute Kameradschaft zu halten mit allen Truppen, mit denen Ihr dort zusammenkommt. Russen, Englän der, Franzosen, wer e« auch sei, sie scchlen alle für die eine Sache, sür die Zivilisation. Wir denken auch noch an etwa» Höhere«, an unsere Religion und die Berthcidigung und den Schutz unserer Brüder da draußen, welche zum Theil mit ihrem Leben für ihren Heiland eingetrcten sind. Denkt auch an unsere Waffenehre, denkt an Diejenigen, die vor Euch gefochten haben, und zieht hinaus mit dem alten Brandenburgischen Fahnenspruch: .Vertrau auf Gott, Dich tapfer wehr', daraus besteht Dein' ganze Ehr'! Denn wer « aus Gott hcrzhaftig ivagt, wird nim mer au« der Welt gejagt." Die Fahnen, die hier über Euch wehen, gehen zum ersten Mal in« Feuer. Daß Ihr Mir die selben rein und fleckenlos und ohne Makel zurückbringt! Mein Dank und Mein Interesse, Meine Gebete und Meine Fürsorge werden Euck nicht fehlen und Euch nicht verlassen, mit ihnen werde Ich Euch begleiten." — Mit Rücksicht auf die Zuspitzung der Lage in China ist die Abreise de» Kaiser« nach Norwegen verschoben worden. — Ein Telegramm de« Ches« de« Kreuzergeschwa ders aus Taku vom 30. v. M. meldet: „Brief von Gesandt schaft au« Peking erhalten, daß dieselbe belagert ist, daß Vorräthe ausgehen und die Lage verzweiselt ist. Vom Ucberbringer de« Briefes habe ich erfahren, baß der deutsche Gesandte am 16. Juni ohne militärische Bedeckung auf dem Wege von der Gesandtschaft zum chinesischen Regicrungsgebäude durch chinesische Truppen an gegriffen, viermal verwundet und im Regicrungsgebäude gestorben sei. Sein ebenfalls verwundeter Dolmetscher sei in Gesandtschaft entkommen. Am 25. seien nur noch deutsches, französische», eng lische« Gesandlschast«gebäude unzerstört und von Truppen besetzt. Der Kommandeur der Schutz'.ruppe und die Ausländer seien in englischer Gesandtschaft. Die chinesische Stadt in Peking sei niedergebrannt, außerhalb Peking ständen etwa 30,000 chinesische Soldaten. Die Kaiserin Wiltwc sei au« Peking entflohen. Hier Lage dauernd sehr ernst, da anscheinend große chinesische Truppen mafien aus Tientsin rücken." — Einen beklemmenden Eindruck macht es, zu lesen, daß deutsche Krieger in China durch die Geschosse Kruppscher Geschütze niedcrgemäht wurden, und daß die chinesischen Küsten durch Panzerschiffe von der Stettiner Vulkanwerft und durch Schichausche Torpedoboote vertheidigt werden. Mil Recht ist da her der Vorschlag gemacht worden, daß angesichts der au« dem Osten drohenden gemeinsamen Gefahren die Kulturmächte sich ver pflichten möchten, in Zukunft weder die Lieferung von Waffen noch von Kriegsschiffen an China zu gestatten, auch allen dem engeren oder weiteren HeereSverbaud angehörenden Offizieren auf dar strengste die Annahme von Jnstruktorposten im chinesischeu Heer zu verbieten. Wenn die Cinesen sich jetzt verhältnißmäßig er folgreich gegen die Truppen der Mächte zu schlagen vermochten, so danken sie da» ihrer europäischen Bewaffnung und der ihnen von ehemaligen deutschen oder russischen Offizieren beigebrachtcn Disziplin. — Berlin, 3. Juli. Die „Nat.-Ztg." hört au« zuver lässiger Quelle, daß auch die Entsendung einer Division der Armee beabsichtigt wird, darüber finden heute in Wilhelms haven militärische Berathungen statt. Die politische Auffassung der Lage, wie sie in den amtlichen Kreisen herrscht, ergiebt sich au« der kaiserliche Rede: Deutschland hat für die Ermordung seine» Gesandten besondere Sühne zu verlangen — eine Lage, in der sich die anderen Staaten vielleicht bereit- ebenfalls befinden, ohne daß man e« weiß —, die sonstige Aufgabe in China aber ist eine gemeinsame aller civilisirtcr Staaten. — Berlin, 3. Juli. Da» „Hirschsche Telezraphenbureau" erfährt, daß sämmtliche transatlantischen Dampfergesellschaftcn aufgefordcrt worden sind, sofort Nachricht zu geben, welche Dampfer eventuell disponibel zu einem größeren Truppentransport nach China seien. In gut unterrichteten Kreisen nimmt man an, daß schon in kürzester Zeit größere Truppenmafien nach China be- sörderr werden sollen. — Wilhelmshaven, 2. Juli. Heute Nacht um 2 Uhr ist im Bahnhof der Extrazug eingelaufen, der da» Kieler Zee- bataillon hierher brachte. Unmittelbar darauf fand die Ein schiffung beider Bataillone an Bord der „Wittekind" und „Frankfurt" statt. Der Extrazug. der da« Kieler Seebataillon in einer beinahe zwölfstünbigen Fahrt beförderte, bestand au« Gütertransportwagen, in denen Bänke sür die Mannschaften aus gestellt waren, sowie einigen Personenwagen sür Offiziere, Unter offiziere u. Beamte. Die Einschiffung der Mannschaften war insofern von besonderem Interesse, al« sic nach dem bei englischen Truppen transporten üblichen und bei Gelegenheit der TranSvaalcinschiff- ungcn von deutschen Offizieren studirten Verfahren vor sich ging. Die Einschiffung war also, abgesehen vom speziellen Zweck, ein Experiment, dessen Resultate in Zukunft verwendet werden sollen und dessen Einzelheiten sorgfältig überwacht wurden. Die Mann schaften nahmen kompagnieweise mit Mütze, Marinclitewka, Waffen und Gepäck, Tropenhelm äm Arm, Tornister äm Rücken und die sogenannte „Hurrahmützc" auf orm Kopfe, vor dem Lloyddampser Ausstellung. AlSdann wurden korporalschastSweise die Waffen, der Tropenhelm und der Tornister an Bord ge tragen, hierauf zurückgekehel und ein schwarzer Sack, der in hell.