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Mts- Wil AMWblktt für den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. del »Jllnstr. Unterhaltungsbl.' a. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichrpostanstalten. MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspalrige Zeile 10 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeil- 2b Pf. SS. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 47. Jahrgang. > Sonnabend, den 23. Juni Bekanntmachung, das diesjährige Aushevungsgeschäft in den Aushevungsvezirken Schneeberg und Schwarzenberg belr. Nach dem von der Königlichen Oberersatzkommission ll im Bezirke der 7. Infanterie brigade Nr. 88 aufgestellten Geschäfts- und Rciseplane findet die diesjährige Aushebung der Militärpflichtigen 1) im Aushevungsbezirke Schneeberg am 19., 1t., 12., 13. und 14. Juli, von Vormittags 8 Uhr an im Gasthofe zum Blauen Engel in Aue, 2) im Aushevungsvezirke Schwarzenberg am 18., 17., 18. und IS. Juli, von Vormittags 8 /, Uhr an im Bade Ottenstein in Schwarzenberg statt. Diejenigen Militärpflichtigen, welche sich zur Aushebung zu gestellen haben, werden durch ihre Ortsbehörden noch besondere Ordres erhalten und haben sich zur Vermeidung der in 8 33 des Reichsmilitärgesetzes vom 2. Mai 1874 angedrohten Strafen und Verluste an den aus diesen Ordres angegebenen Tagen und Stunden vor der Königlichen Oberersatzkommission in reinlichem und nüchternem Zustande einzufindcn. Die beorderten Mannschaften haben zur Vermeidung einer Geldstrafe von 3 M. ihre Ordres und Loosungsscheine mitzubringen und auf Erfordern abzugeben. Bei der Aushebung sind nur solche Anträge aus Zurückstellung zulässig, deren Veranlassung erst nach Beendigung des diesjährigen Mufterungsgeschäfts entstanden sind und welche spätestens im Aushebungstermine angebracht und bescheinigt werden. Wenn Zurückstellungsanträge auf Grund von § 32,- « und b der Wehrordnung angebracht werden, haben sich diejenigen Personen, deren Erwerbs- bez. Arbeits unfähigkeit behauptet Wird, gemäß Z 63 Nr. 7 Absatz 4 und 8 33 Nr. 5 der Wehr ordnung im Aushebnngstermine persönlich mit einzufinden, während etwa vor gelegte Zeugnisse obrigkeitlich beglaubigt sein müssen. (§ 65,s der Wehrordnung.) Die Herren Stammrollenführer haben am letzten Aushebungstage sämmtlich an wesend zu sein und die Stammrollen mitzubringcn. An- und Abmeldungen Militärpflichtiger sind mittels Stammrollenauszugs und bez. unter Beifügung des Loosungsscheins umgehend anher einzurcichen. Schwarzenberg, am 1b. Juni 1900. Der Civilvorsitzcndc der Ersliykommission der Aushcdungsbczirkc Schneeberg und Schwarzenberg. Krug von Nidda, Amtshauptmann. P. Bekanntmachung, den Johannismarkt bctr. Anläßlich des am 25. und 26. Juni dieses Jahres Hierselbst stattfindcndcn Johannis marktes werden hiermit folgende Anordnungen in Erinnerung gebracht. 1) Der Jahrmarkt beginnt Montag früh und dauert bis Dienstag Abend 9 Uhr. 2) An dem vorhergehenden Sonntage kann bereits Nachmittags von 2 Uhr ab mit Eßwaaren feilgehalten und können Caroussels und Schaubuden geöffnet werden. 3) Nach Beendigung des Jahrmarktes sind die Buden zu schließen und die Waaren von den offenen Ständen zu entfernen. Das Einpacken der Waaren in die Kisten re. muß spätestens um 11 Uhr Abends beendet sein. Das Abfahren ein gepackter Kisten und gepackter Waaren hingegen ist noch an der darauffolgenden Mittwoch gestattet. 4) Das Jeilhalten mit Bier, Branntwein und anderen geistigen Ge tränke« autzerhalb der concesstonirten Schankstätten ist verboten. 5) Buden, in denen Etzwaaren feilgeboten werden, sowie Earoussels, Schaukeln, Schietz- und Schaubuden sind Abends spätestens um 1» Uhr zu schließen. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnungen werden, soweit nicht bereits in den bestehenden Gesetzen Strafen angcdroht sind, mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder mit Haft bis zu 8 Tagen bestraft. Eibenstock, den 16. Juni 1900. Dcr Rath der Stadt. Hess«. Müller. Bekanntmachung, die Sonntagsruhe im Handclsgcwcrbc betreffend. Da nächsten Sonntag, als dem Tage vor dem Jahrmärkte, voraussichtlich ein größerer Geschäftsverkehr stattfindet, so hat der unterzeichnete Stadtrath beschlossen, daß an diesem Tage der Geschäftsbetrieb in allen Verkaufsstellen, sowie die Beschäftigung von Ge holfen, Lehrlingen und Arbeitern im Handelsgewerbe, während 9 Stunden und zwar in der Zeit von 11 Uhr Vormittags bi» 8 Uhr Nachmittags mit Ausschluß der Zeit des Nachmittagsgottesdienstes gestattet sein soll. Der Berkaus der bereits vor dem Lormittagsgottesdienste gestatteten Waaren bleibt außerdem zulässig. Eibenstock, den 19. Juni 1900. Der Rath dcr Stadt. Hesse. Müller. 2. Anlagen-, Landrenten-, Wasserzinstcrmin, Ortsschank- gemerbesteuer und Hundesteuer betr. Der am 15. Mai dss. Js. fällig gewesene 2. Anlagentcrmin ist bei Vermeidung der Zwangsvollstreckung unverzüglich anher zu bezahlen. Gleichzeitig wird daraus hingewiesen, datz Ende d. M. bez. am 1. Juni dcr 2. Land renten- und Wasserzinstermin, die Ortsschankgcwerbesteuer und die Hundesteuer für das 2. Halbjahr zu entrichten sind. Eibenstock, den 21. Juni 1900. Der Rath dcr Stadt. Hess«. Bg. Nr. 4 des Verzeichnisses dcr unter das Schankstättenverbot gestellten Personen ist zu streichen. Stadtrath Eibenstock, den 18. Juni 1900. Hesse. Gnüchtel. Tagesgeschiehte. — Deutschland. Kiel, 19. Juni. Die gcsammte Marine-Infanterie hat in Folge telegraphischen Befehls de« Kaiser« heute Mittag mit der Mobilmachung begonnen. Die beiden, in Kiel und Wilhelmshaven garnisonirenden Ba taillone sollen binnen kürzester Frist zur Verstärkung der deutschen Streilkräfte nach China gesandt werden. Die telegraphische Ordre ging um Mittag hier ein und wurde sofort dem hiesigen 1. Secbalaillone auf dem Kasernenhofe mitgetheilt. Al« die Aufforderung erging, daß sich Freiwillige für China melden sollten, trat da« gejammte Bataillon vor, kein Einziger blieb zurück. Die Auslieferung der Kriegsgarnitur hat sofort begonnen. Alle Urlauber und Disposition-Urlauber sind bereit« telegraphisch zu ihrer Truppe berufen worden. Beide Seebataillone bestehen zusammen au« 44 Offizieren, 161 Unteroffizieren und 1038 Mann, sind also 1243 Köpfe stark. Die Bataillone werden durch Reserven und Mannschaften au« dcr Armee auf eine Stärke von 2400 Köpfen gebracht. Zum Transport derselben werden zwei Ozeandampfer nothwendig sein, da gutem Vernehmen nach auch Artilleriemannschaflen sich mit einer Anzahl Feld geschützen entschließen werden. Innerhalb acht Tagen soll die Mannschaft eingeschifft werden und mit möglichster Eile die Reise nack China anireien. In Kiel und Wilhelmshaven bleiben nur kleine WachtkommandoS zurück, die später aufgefüllt werden sollen. — Auch die See streilkräfte werden verstärkt. Der Panzer kreuzer .Fürst Bismarck", dessen Entsendung bereit» angekündigl worden, nimmt außer seiner Besatzung von 560 Mann 300 Soldaten an Bord und soll bereit« in acht Tagen in See gehen. Heute Nachmittag ging dann der Befehl zur sofortigen Entsend ung de« eigentlich nach Westindien bestimmten neuen Kanonen boote« .Luch«', eine« Schwesterschiffe» de« bereit« vor acht Tagen nach China abgegangenen Kanonenboote« .Tiger', ein. »Luch«' unterbricht seine Probefahrten und wird sofort aus gerüstet, so daß e« bi« Ende der Woche seefcrtig ist. — Weiter ist die Indienststellung de« kleinen Kreuzer« .Gazelle' in Aus sicht genommen, aber noch nicht besohlen. In Marinekreisen glaubt man außerdem, daß der heute in La Guyana (Venezuela) eingetroffene große Kreuzer .Vineta' Befehl erhält, von dort auf dem schnellsten Wege nach China zu dampfen. Allgemein ist man überzeugt, daß außer den genannten noch weitere Ver stärkungen in den allernächsten Tagen verfügt werden. - Kiel, 21. Juni. Der Kaiser besichtigte heute da« nach China abgehende Kanonenboot „Luchs" und hielt eine An sprache an die scheidende Mannschaft. Die Ausreise der beiden Lloyddampfer mit den Seebataillonen nach China wird von Bremerhaven au« erfolgen. Der Panzerkreuzer .Fürst Bismarck' übernimmt morgen den Seeproviant. — Kiel, 21. Juni. Bi« heute sind sämmtliche einbcrusenen Disposition-Urlauber de« ScebataillonS cingetroffen. Bis mor gen Abend treffen fünfhundert Freiwillige der Landarmee ein. ES sind keine Reserven eingezogen. Tausend Tropenhelme wer den angesertigt, da sämmtliche Bestände von dem letzten Ablös- ung-tranSport nach Kiautschou mitgenommen sind. Tausend Mann gehen von Wilhelmshaven ab und schissen sich aus einem Lloyddampfer ein, annähernd zweihundert Mann werden mit dem Panzerkreuzer „Fürst Bismarck" befördert. — Oldenburg, 2l. Juni. Von hier ist eine Batterie in Stärke von 140 Mann nach Wilhelmshaven beordert. — Al» Tag der Ausreise für die beiden zum Transport der Truppen nach China gecharterten Dampfer „Wittekind" und „Frankfurt" ist der 3. Juli in Aussicht genommen. Der Kaiser hat befohlen, daß auch ein Detachement Pionier- nach Maßgabe Le« verfügbaren Raume« in Stärke von etwa einer Kompagnie eingeschifft wird. — Rußland. Au« Petersburg kommt die überraschende Meldung, daß der russische Minister de« Auswärtigen, Graf Murawjcw, Donnerstag früh plötzlich verschieden ist. Gras Murawjew hat demnach knapp dreiundeinhalb Jahre seine schweren und verantwortung-reichen Amte« gewaltet. Bei seiner Ernennung zum Minister de« Auswärtigen wurde von dcutsch- feindlicher Seite die Ansicht verbreitet, raß mit ihm ein dem Deutschen Reiche feindselig gesinnter Staatsmann an die Spitze de» russischen Auswärtigen Amte« getreten sei. Die AmtSthätig keit Murawjew« hat diese schon damal« von allen Kundigen an gezweifelte Ausstreuung durchaus widerlegt. — China. Begünstigt durch die Abschneidung de« direk ten Verkehr« mit Peking überstürzen die sensationellsten und aben teuerlichsten Gerüchte über die Lage in China einander förmlich. Besonder« von englischer Seile ist man bemüht, die Situation in China noch schwärzer zu malen, al« sie e« schon ist. Al« einigermaßen beruhigend kann e« empfunden werden, daß bi« jetzt noch keine Bestätigung dcr Meldung von dcr angeblichen Gefangennahme der Gesandten in Peking und von der Ermord ung de« Frciherrn v. Ketteler eingetroffen ist. Ebenso hat sich die Meldung von dcr Aufgabe de« Vormarsche» der internatio nalen Truppen nach Peking erfreulicherweise nicht bestätigt, denn nach den jüngsten Meldungen scheint c«, al« ob wenigsten« ein Thcil dieser Truppen Peking erreicht habe. Freilich sind alle diese Meldungen nur mit Vorsicht auszunehmen und so wenig Werth man auf die von englischer Seite verbreiteten sensationellen Gerüchte legen darf, so muß man andererseits immerhin darauf gefaßt sein, daß die Lage sich weiter komplizirt. Besonder« er freulich ist e«, daß nach wie vor zwischen den Mächten vollkom mene Einigkeit darüber besteht, daß e« zunächst sich allein darum handelt, der dringenden Gefahr mit allen Kräften zu begegnen. Die Annahme, daß nach der Beschwörung der augenblicklichen Gefahr die chinesische Frage in größerem Maaßstabe angeschnitten wird, ist jedenfalls nicht ohne Weitere« von der Hand zu weisen, und c« ist nur natürlich, daß alle Mächte, welche an den Vor gängen in China betheiligt sind, darauf Bedacht nehmen werden, auch später bei der Regelung der chinesischen Angelegenheiten ein entscheidende« Wort mitzurcden. Jedenfalls darf kein Zwei fel darüber bestehen, daß dem jetzigen Regime in China ein Ende gemacht werden muß. E« hat sich gezeigt, daß die Herrschaft der ränkesüchtigen Kaiscrin-Wittwe eine Gefahr für die Europäer und für den Frieden Europa« bedeutet. Deshalb muß diesem Regiment ein Ende gemacht werden, gleichviel, welche« an seine Stelle treten soll, und gleichzeitig muß dafür Sorge getragen werden, daß sich Vorgänge wie die jetzigen in China nicht mehr wiederholen. Der chinesische Staat hat gezeigt, daß er weder die Kraft noch den Willen hat, für die Sicherheit der dort lebenden Fremden, für die Sicherheit dcr Vertreter der Mächte zu sorgen. E» wird deshalb unumgänglich sein, daß der chinesi sche Staat in der einen oder anderen Weise unter die militär ische Vormundschaft dcr Mächte gestellt wird. — Die neuesten Meldungen machen ersichtlich, daß die