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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 18.04.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190104189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010418
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-04
- Tag 1901-04-18
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Monat
1901-04
-
Jahr
1901
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nutzt« die kurze Zeil, während deren da» Wohnzimmer leer war, um die Thür seine» Stübchen» in'« Schloß zu drücken. Al» dann da» Licht der Lampe, die er mit einiger Mühe angezündet hatte, aus sein Gesicht fiel, erschien die« Antlitz wohl noch hagerer und Ater al» zuvor, aber e« war auch ein Ausdruck fester Entschlossen heit in den verfallenen Zügen. »Sie muß mir helfen, diese alte Schuld zu sühnen,' mur melte er, »sie muß! Und gäbe e«, da» Acußeiste zu thun, um sie dazu zu zwingen.' Die Wahrsagerin. Durch die IohanneSstraße in Dresden schritt um die elfte Morgenstunde eine Frau von großer starkknochiger Gestalt und auffallend eckigen unschönen Bewegungen. Sie war sehr elegant, doch nicht sehr geschmackvoll gekleidet. Lin brauner Schleier von sehr dichtem Gewebe machte e» unmöglich zu erkennen, ob ihr Gesicht jung oder alt, schön oder häßlich sei. Aufmerksam la« die Frau die über den Hau»thüren ange brachten Nummern, bi» sic gefunden hatte, wa« sie suchte. Unter häufigem Stchenbleiben und mit dem keuchenden Äthern einer asthma tischen stieg sie in da» zweite Stockwerk de« von ihr betretenen Hause« hinauf, um dort den Griff eine« Klingelzuge« in Beweg ung zu setzen, über dem aus blankem Messingschildc in schwarzen Buchstaben zu lesen war: »Frau Ilona Malrasch. Sprechstunden ll-4 Uhr.' In derselben Minute noch wurde ihr aufgethan. Paula Förster war e«, die vor der Einlaßheischendca stand. Sie trug ein sehr einfache«, dunkle» Wollkleid; aber ihr feine« Gesichtchen und die Zartheit ihrer schlanken Hände ließen sofort erkennen, daß e» nicht die Stellung einer gewöhnlichen Dienerin war, die sie hier cinnahm. Auf die Erkundigung, ob Frau Malrasch zu sprechen sei, erwiderte sie in höflichem Ton: »Dars ich fragen, mit wem ich die Ehre habe?' »Mein Name ist Liesing — Frau Baumeister Liesing.' »Sie sind der Frau Matrasch bereit» bekannt?' »Nein, ich komme heute zum ersten Male.' Da« junge Mädchen sah die Besucherin aufmerksam an und sagte dann zögernd: »Frau Matrasch ist sehr beschäftigt und sie kann deshalb nur noch Damen empfangen, die sie schon kennt, oder die ihr be sonder» empfohlen sind.' Die in einem neuen, hellfarbigen Handschuh steckende, ziem lich umfangreiche Rechte der Frau Baumeister suchte in dem Sammtbeutel, der an ihrem linken Arm hing. »Ich habe eine Empfehlung von der Frau Kanzleiräthin Bellmann, da ist ihre Karte und die meinige.' »Da« ist etwa» Andere«. Wollen Sie die Güte haben, näher zu treten? Aber Sie werden sieb ein wenig gedulden müssen, denn e» sind noch vier drin im Wartezimmer." »Dar macht mir nicht« au«, mein liebe« Fräulein! Ich habe-Zeit genug.' Paula hatte die erste der auf den Korridor mündenden Thü len geöffnet und Frau Liesing trat über die Schwelle eine» freund lichen, hübsch eingerichteten Gemach«, da« in allen Stücken dem Warlcraum eine« vielbeschäftigten Arzte« glich. E« gab da einen Divan und mehrere Sessel, eine Anzahl geschnitzter Rohrstühle, einen mit Zeitschriften und illustrirten Werken belegten Tisch, wwie einige leidlich gute Kupferstiche an den Wänden. Ein bi« zur Decke reichender Spiegel und ein Blumenständer mit allerlei blühenden Topfgewächsen vervollständigten da« Ameublement. Auf kem Sofa saßen zwei schwarzgekleidete, dicht verschleierte Damen in leisem, angelegentlichem Gespräch, während eine Dritte ihr Gesicht hinter dem ausgeschlagenen Hefte eine« Familienblatte« verbarg und die vierte, die ihren Platz sicherlich nicht ohne Be dacht am Fenster gewählt hatte, fortwährend auf die Straße hinau»bltckte. , Auch da« Erscheinen de« neuen Ankömmling« veranlaßte diese Beiden nicht, ihre Gesichter zu zeigen. Sie ließen den etwa» beklommenen Gruß der Frau Liesing unerwidert, und nur die auf dem Sofa sitzenden beantworteten ihn mit einem, allerdings mehr gehauchten al« gesprochenen: „Guten Morgen!' Dann setzten sie ebenso leise wie bisher ihre Unterhaltung fort und die Frau Baumeister, die noch immer laut und geräusch voll athmete wie nach einer schweren körperlichen Anstrengung, ließ sich bescheiden auf einen der ungepolftertcn Stühle nieder. Ihr Platz war gerade gegenüber der in da» Nebenzimmer führen den Thür und so konnte ihr unmöglich die an dieser Thür be festigte weiße Tafel entgehen, aus der in aufgeklebten schwarzen Buchstaben zu lesen war: »Jede Unterhaltung fünf Mark.' Etwa zehn Minuten lang mochte sie gewartet haben, al» man in dem anstoßenden Raum, au« dem bi« dahin kein Laut vernehmlich geworden war, da« Geräusch eine- von der Stelle gerückten Stuhle» Hörle. Gleich daraus wurde die Thür mit dem Plakat ein wenig geöffnet, und eine wohlklingende Frauenstimme rief in deutscher Sprache, doch mit ausgeprägt ungarischem Akzent: »Ich bitt' schön, die nächste Dame!' Hastig erhoben sich die beiden Verschleierten vom Sofa und verschwanden im Nebenzimmer, wo e« dann für die folgende Viertelstunde ebenso still blieb wie bisher. Frau Liesing mußte in der Thal über viele freie Zeit ver fügen, da sie ohne jede« wahrnehmbare Zeichen der Ungeduld eine volle Stunde lang au«harrte, bi« endlich auch für sic der er lösende Ruf au« dem Nebenzimmer ertönte. E« waren inzwischen nacheinander noch drei weitere Besucherinnen gekommen, von denen zwei erst nach längeren Verhandlungen an der WohnungSthür Einlaß gesunden halten, und die ebenso ängstlich wie ihre Vor gängerinnen darauf bedacht waren, ihr Gesicht so wenig al» mög lich preiSzugeben. Die Versicherung de« jungen Mädchen«, daß Frau Matrasch eine vielbeschäftigte Dame sei, hatte also ohne Zweifel vollständig der Wahrheit entsprochen. Wie eine von dem Gefühl ihrer Bedeutung und ihre» An sehen« in hohem Maße durchdrungene Person saß sic denn auch inmitten de« einfenstrigen, dämmerigen Gemache« in ihrem be quemen Lehnsessel, al« Frau Liesing eintrat. Die Frau Bau meister mochte gewußt haben, daß e« keine triefäugige Alte mit wackelndem Kopf sei, die sie da finden würde; aber sic schien doch ein wenig überrascht, sich einer sehr hübschen jungen Frau von höchsten« dreißig Jahren gegenüber zu sehen — einer in ein knapp anschließende« dunkle« Seidenkostüm gekleideten Dame von üppiger Gestalt, angenehmen Zügen und lebhaften, aufmerksamen Augen, die gewöhnt schienen, sich fest und durchdringend auf jeden einmal von ihnen erfaßten Gegenstand zu richten. Auch Ihre Umgebung glich ganz dem eleganten anheimelnden Boudoir, in welchem die Beherrscherin eine« -guten Hause« ihre vertrauteren Besuche empfängt. Schwere Plüschportioren an Fenster und Thürea, ein goldgelber Store, der da« Tageilicht nur stark abgedämpft einfallen ließ, schwellende Plüschseffel und «in dicker, weicher Teppich vereinigten sich mit zahlreichen anderen gut gewählten «u«stattung»stücken zu einem sehr behaglich an- »illhenden Gesammteindruck von Wohlhabenheit und gutem Ge schmack. Frau Matrasch hatte sich nicht von ihrem Sitz an dem spiegelblank polierten Salontisch erhoben. Sie beantwortete den Gruß der Eintretenden nur durch ein leise« Reigen ihre» mit reichem, blauschwarzew Haar geschmückten Haupte« und wie» zu gleich aus einen Fauteuil zu ihrer Rechten. »Bitte, nehmen Sie Platz! Frau Baumeister Liesing — nicht wahr?' Di« Angeredete leistete der Aufforderung Folge und schlug ihren Schleier zurück. Sin recht gewöhnliche« und nichtisagende« Gesicht kam darunter zum Vorschein, da« Gesicht einer Frau von etwa sünfundvierzig Jahren, der ein behagliche» und sorgenlose« Leben gestaltet hat, sich leidlich frisch zu erhalten. Ihre Züge moch ten zwei Jahrzehnte früher sogar mit einigem Recht für hübsch gegolten haben, denn damal« waren die verkniffenen Linien um Mund und Nase wahrscheinlich noch nicht vorhanden gewesen und auch die graublauen Augen hatten sich zu jener Zeit wohl noch nicht da» mißtrauische Zwinkern angewöhnt, da» in seiner Häufigkeit jetzt einen ebenso fatalm Eindruck machte wie die an scheinend unbezwingliche Neigung der Frau, die Unterlippe zwi schen die Zähne zu klemmen. »Ja, da« ist mein Name. Ich habe soviel Gute« von Ihnen gehört — und ich ' Sie war sehr verlegen, vielleicht weil die klugen, dunklen Augen der Anderen so fest aus ihr Gesicht gerichtet blieben; Frau Ilona Matrasch aber brauchte da» steckengebliebenc Ende de» Satze« auch gar nicht sii erfahren. »Sie sind eine Freundin der Frau Kanzleiräthin Bellmann?' fuhr sie fort, einen Blick auf die Bisitkarte werfend, die Paula ihr inzwischen überbracht haben mußte. »Vielleicht haben Sie mir etwa» von ihr zu bestellen.' »Nein — da« nicht. Und ich kann mich auch nicht eigent lich ihre Freundin nennen. Vor Kurzem erst lernte ich sie in einer Gesellschaft kennen. Und weil sie mit solcher Begeisterung von Ihnen sprach — e« war nämlich buchstäblich Alle« eingc- troffen, wa« Sie ihr gesagt hatten — so bat ich sie, mir Ihre Adresse und eine Empfehlung an Sic zu geben.' Ilona Matrasch machte eine unmuthigc Kopsbewegung. »Frau Bcllmann mag e« gut gemeint haben; aber ich liebe e« nicht, daß man ander« al« zu seinen sichersten Freunden von mir spricht. E« giebt genug Ungläubige und Mißgünstige, die nur auf eine Gelegenheit warten, mir die Polizei aus den Hal» zu Hetzen.' Betheucrnd erhob die Besucherin ihre beiden Hände. »Oh, Frau Matrasch, wa» mich betrifft — von mir haben Sie nicht« zu fürchten. Und ich kann schweigen wie da« Grab.' »Ich rechne bei meinen Kundinnen allerdings auf strengste Diskretion. Und noch ein«: Sie glauben doch an die Karten?' »Und ob ich daran glaube: Dem, der sie richtig zu befragen versteht, sagen Sie Alle«!' »So ist e«, meine liebe Frau Baumeister! Aber man darf sich freilich nicht darüber wundern, daß so Viele zweifeln und spotten. Die Zahl der Schwindlerinnen, die sich mit der Kunst befassen, ist eben eine zu große. Sie mögen c« mir glauben oder nicht: Hier in Dresden und vielleicht in ganz Deutschland bin ich die Einzige, welche die echte eghptische Wissenschaft beherrscht. Ich habe sie in meinem Vaterland Ungarn von einer Zigeuner königin erlernt.' Mit einem Blick voll geradezu ehrfürchtiger Bewunderung sah Frau Liesing zu der Sprechenden auf. »Ist e« möglich? Ja dann verstehe ich e« allerding«, daß Sie so streng sind und sich nicht von jeder ersten Besten befragen lassen wollen.' Die Beherrscherin der echten cghptischen Wissenschaft ergriff ein Spiel Piquetkarten, da« neben ihr auf dem Tisch lag, und reichte c» der Anderen. „Mischen Sie gefälligst! Und mischen Sic Ihre Gedanken mit hinein!' Mit einem tiefen Athemzuge, vcr auf« Höchste gespannten Erwartung »hat Frau Liesing, wa« Jene von ihr gefordert. »Nun heben Sie zweimal ab — immer auf sich zu — so daß zwei Häufchen entstehen. Aber, bitte, mit der linken Hand!' Die Ungarin nahm die drei Kartenpackete auf und sah nach den oben liegenden Blättern. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Machrichten. — Der Storch vor der Front. Der Klapperstorch hat einmal, wie dem „Schwäb. Merk." geschrieben wird, einem württembergischen General vor 20 Jahren, al« er noch Haupt mann im 6. württembergischen Infanterie-Regiment Nr. 124 war, einen artigen Streich gespielt, und zwar auf dem Exerzier platz. E« war überhaupt nicht der sagenhafte Klapperslorch, sondern ein ganz persönlicher geschichtlicher Storch, der seinerzeit berühmte Ulmer Soldatenstorch. Dieser kam — wann und wie, weiß der Schreiber nicht — in die Gefangenschaft der Ulmer Pioniere, die ihn in ihrer Kasernenküche so gut verpflegten, daß er die seiner Art eigenen herbstlichen Afrikareisen al» völlig zwccklo« sich abgcwöhnte. Bei dieser militärischen Erziehung richteten sich seine Neigungen naturgemäß ganz auf da» militäri sche; Civil gab e» für ihn überhaupt nickt. Nach dem Frühstück in der Pionierküchc flog er gewöhnlich aus den Kaserncnhof der Wilhelmsburg. Dort übte er sich, je nach Laune, entweder selbst im Parademarsch oder beschränkte sich darauf, die Uebungen der Grenadiere zu besichtigen. Den zu diesem Zweck einmal ge wählten Platz hielt er mit der Standhaftigkeit eine« Pfahl« oder besser eine« General«; eine anmarschirendc Compagniefront be irrte ihn nicht Im geringsten. Er erwartete, daß man eine rottenbreite Lücke öffnete, um ihn durchzulassen, wa« auch allge mein üblich war. Von der Burg pflegte er sich aus den Hof der Sechserkascrnc hcrabzulassen und dann noch die Uebungen auf dem großen Exerzierplatz in der Au zu begutachten, um schließlich zum Mittag«tisch zu seinen Pionieren zurückzukehren. Nun zu unserer Geschichte! Die erste Compagnie de« 6. Regiment« hatte soeben in der Au ihre Besichtigung durch den Brigade kommandeur glücklich überstanden, und ihr gestrenger Führer hatte ein rückhaltlose« Lob für die tüchtige Ausbildung der Leute davon getragen. Auf dem Rückmarsch zur Kaserne, nahe der „Hund«- komödie", ertönte da« Kommando: „Halt! Front!" Die Nach kritik de« Hauptmann« an die Compagnie stand noch au«. Eben begann da« Ungewitter: ,,E« wäre ja im ganzen nicht übel ge wesen, aber natürlich der Dealer hat, wie immer, die Griffe ver dorben, und der Müller" — — da kommt der Soldatenstorch und läßt sich steifbeinig au« den Lüften hernieder, gerade zwischen Compagnie und Hauptmann. Dichsqx wendet sich, ärgerlich über die Störung, zuwsgeldwekel: „.Schaffen Sie da» Vieh fort!" Der Feldwebel stochert mit der Säbelscheide nach dem Storch — ohne Erfolg; er tritt mit dem Stiefel nach ihm — der Storch sucht nur durch balancirende Alüzelschläge seinen bedrohten Standpunkt zu wahren. Da« Gewitter nimmt seinen Fortgang. Da geht der Storch noch einige Sckritte auf den Hauptmann zu, schaut steil an ihm hinauf und — klappert. Er hatte ohne Zweifel unbemerkt der Besichtigung der Compagnie beigewohnt und sich ein günstigere» Uriheil über deren Leistungen gebildet al« der Hauptmann. Der Ernst der Lage, der schon durch da» Eintreffen de« Vermittler« stark gefährdet worden war, war jetzt nicht mehr zu halten. Die Compagnie platzte in ein unbändige» Lachen au«, und selbst unter dem lief hereingezogenen Mützen schilde de» Gestrengen blitzte wieder der Sonnenschein der guten Laune hervor. „Nun ja, ich bin ja ganz zufrieden!" sprach er noch halb ärgerlich, halb lachend , „link« um, marsch! Heute Nachmittag habt Ihr frei!" — Wa« die Versuche, den Nordpol zu erreichen, bisher gekostet haben. Im Verlauf de« 19. Jahrhundert« sind nach einer kürzlich aufgestellten Statistik bei den fruchtlosen Versuchen, den Nordpol zu erreichen, nicht weniger al« 200 der bestau«gerüsteten Fahrzeuge, die einen Werth von bOO Milli onen Mark repräsentiiten, und 400 Menschenleben verloren ge gangen. — Zerstreutheit. Professorsgattin: „Aber Männchen, Du bist ja doch mit dem Rade ausgefahren und jetzt kommst Du ohne Rad zurück!?" — Professor: „Hm, da habe ich c« wahrscheinlich beim Blumenpflückcn stehen lassen. E« war mir auch auf dem ganzen Heimweg so, al« fehle mir etwa«!' Landwirthscha ft liche s. — Aufzucht junger Gänse. Man nehme die Jungen innerhalb der ersten 24 Stunden nicht au« dem Neste, da sie in dieser Zeit nach dem Ausbrüten kein Futter nölhig haben. Die ersten zwei oder drei Tage sind die schlimmste Zeit für die kleinen Thierchen, und man muß sie während diese» Zeiträume« behutsam pflegen und bewachen. Es fällt ost schwer, sie an da» Fressen zu gewöhnen, aber durch etwa« Geduld uno Ausdauer lernen sie bald, ihr Futter zu genießen. Da« Futter für die jungen Gänse sollte verschiedenartig sein, wie bei Kücken ober Puten. Feingchackle gekochte Eier mit recht feingehackten Brenn nesseln oder Löwenzahnblättern giebt man die ersten drei Tage. Später erhalten die Gänschen gekochte Kartoffeln mit Kleie ge mengt oder Gerstengrütze und zerkleinertes Brot. Nachdem sie zwei bis drei Tage alt sind, sangen sie an Gra« zu fressen und müssen dann diese« r'eichlich haben. Nachdem sie da« Alter von einer Woche erreicht haben, bedürfen sie nur wenig Aufsicht, und wenn sie einen Monat bi« sech« Wochen alt sind, kann man die Gänschen ohne Gefahr in die hierzu bestimmte Weide bringen, wo sie sich dann fast ganz allein ernähren; man hat nur nölhig, ihnen Abend« etwa« Körnerfutter (Hafer, gekochte Kartoffeln, Gerste) zu reichen, um sie an ihr Nachtquartier zu gewöh nen. Eine Weide von Wiesenrispengra«, in welcher fließen de« Wasser ist. ist die beste. Ist Letztere« nicht vorhanden, so hat man Sorge für da« Trinkwasser zu tragen, sowie auch für Schatten. — Da« Melken der trächtigen Kühe. Bezüglich der Beantwortung der Frage, ob man eine Kuh bis zum kalben ununterbrochen melken darf, sind die Meinungen sehr verschieden. Man findet wohl öfter, daß milchreiche Kühe bei gutem Futter vor dem Kalben gar nicht mit der Milchabsonderung aushören. Meiner Ansicht nach müßte man diese« zu erreichen suchen, indem man die Zeiten zwischen dem Melken allmählich verlängert und etwa 8 Tage hindurch nur täglich zweimal, die nächsten 8 Tage hindurch nur noch täglich einmal melkt. Fernerhin könnte man die Zwischenzeit noch verlängern, indem man nur noch alle 36, dann alle 48 Stunden melkt, bi« sich die Milch von selbst verliert. E» ist doch sicher einleuchtend, daß e« von großem Bortheil ist, wenn man etwa füns bi« sieben Wochen vor dem Kalben da« MilchabsondcrungSgeschäst ruhen läßt. Thut man Letzere« nicht, so geschieht e« auf Kosten de« zu erwartenden Kalbe« ; diese« wirb klein und mager zur Well kommen. Gönnt man dem Euler aber eine Zeit der Ruhe, so wird sicher auch eine Kräftigung der Kuh vor sich gehen und der Milchenrag der neuen Laktations periode wird ein bedeutend höherer sein. — Wa« für Boden verlangen die Radieschen? E» wird sehr ost über schlechtes Gedeihen der Radieschen geklagt. Die Ursachen, die zum Mißlingen führen können, sind sehr vielerlei, in gar vielen Fällen liegt e« aber am zu nahrungs armen Boden, denn da« Radieschen verlangt zum Gedeihen einen lockeren und dabei aber guten Boden. Die schönsten und zartesten Knöllchen macht e«, wenn Mistbeelcrde oder Kompost erde auf den Beeten eingegraoen wird. Dergleichen Erben ent halten Dünger in schon gut verwestem Zustande, und solcher ist dem Radieschen zusagender al« noch frischer Dünger. Auf magerem Boden aber machen die Radieschen nur kleine Knollen und dazu sind diese nicht zart und schießen auch noch sehr bald in die Blülhc. Mitthcikungen des Aöuigk. Standesamts Kiüensiock vom 10. bis mtt 16. April 1901. Aufgebote: u. hiesige: 14) Der Maschinensticker Richard Max Jugelt hier mit der Olga Anna Krauß in Niederhaßlau. 16) Der Waldarbeiter Friedrich Hermann Leistner hier mit der Clara Elise Dörsfel hier. 16) Der Geschirrführer Heinrich Bruno Unger hier mit der Maschinengehilfin Auguste Albertine Heidel hier. 17) Der Fabrikarbeiter Alban Tuchscheerer hier mit der Maschinengehilfin Marie Hulda Hohmann hier. 18) Der Feuermann Ernst Wilhelm Hänel hier mit der Stickerin Hulda Friederike Werner hier. I>. auswärtige: Vacat. Eheschließungen: Vacat. Geburtsfälle: 8^) Hans Willy, S. des Maurers Ernst Hermann Anger hier. 91) Johanne Marie, T. des Bäckermeisters Carl Ferdinand Bleyer hier. 94) Emil Otto, S. des Maschinenstickers Emil Heinrich Gläß hier. 95) Max Henriks, S. des Schuldirektors Or. plül. Max Georg Kändler hier. 96) Lina Bertha, T. des Handarbeiters Christian Gustav Schubert hier. 97) Erna Hannchen, T. des Polizei-Wachtmeisters Albin Emil Vogel hier. 98) Marianne, T. deS Stickmaschinen^esitzers Karl Bernhard Reubert vier. 99> Charlotte Frieda, T. des Buchdruckern - Geschäftsführers Emil Paul Max Hannebohn hier. Hierüber: Nr 90, 92, 93 und >00 unchel. Geburten. Stnbefalle: §7) Paul Erich, S. des Maschinenstickers Paul Schön selber hier. 3 M. 9 T. Airchemwchrichte» aus Schönheide. Freitag, den 19. April 1901, Abend« '/,9 Uhr: Bibel stunde. Herr Pfarrer Hartenstein. Wvnir»oi.itt Meuelle Machrichten. (Wolff'« telegraphische« Bureuu.) — Berlin, 17. April. Gestern Abend fand im neuen Königlichen Opcrntheater auf Befehl Sr. Majestät de« Kaiser«
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