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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 18.04.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190104189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010418
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-04
- Tag 1901-04-18
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Monat
1901-04
-
Jahr
1901
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Zeitung und spricht die Vermulhung au«, daß da» amerikanische Volk sich bald seiner Begeisterung sür Fünften» Feldherrngenie schämen werde. — China. Nach einem Telegramm de» ,B. L.-A.* au» Peking ist der Mörder de» Hauptmann» Bartsch »erhal let worden. Dieser ist ein Chinese namen» Howan, ein junger Bursche mit einer wahren Verbrecher-Physiognomie, mit unver schämtem Benehmen und rohem Charakter. Er gesteht die Thal nicht nur ein, sondern rühmt sich ihrer noch. Cr behauptet, Hauptmann Bartsch habe ihn aus dem Wege überholt. Howan habe gegrüßt, aber Bartsch habe ihn im Borbeireiten aus den Kops geschlagen, daraus zog Howan einen Revolver hervor und seuertc aus den Hauptmann. Letzterer versolgte den Chinesen einige Schritte weit, aber da» Pferd stürzte plötzlich, Bartsch wurde -u» dem Sattel geworfen und stürzte in einen Graben. Da» Pferd lies davon. Howan nahm die Hilfe eine« chinesischen Spießgesellen an, um den Hauptmann zu ermorden. Beide sind verhaftet. Sie setzten sich darauf beide aus« Pferd. Al» sie gestern von der Polizei entdeckt wurden, erschraken sie und ließen da« Pferd laufen, da» jedoch wieder eingefangen wurde. Soweit find beide Schuldige beständig. Die Polizei setzt die Nachforsch ungen in der Nachbarschaft fort. Die Polizei verhaftete zwei weitere Chinesen, welche zu der Mordlhat in Beziehung stehen sollen. Sie wurden ebenfalls der Präfektur übergeben. — Südafrika. Gerüchtweise wird von einem großen Burensiege gemeldet. Die Londoner »Preß Association* verbreitet eine bi» heute unbestätigt gebliebene Nachricht, wonach die Buren, von Nebel begünstigt, den General French mit 500 Mann gefangen genommen haben sollen. An amtlicher Stelle wird die Richtigkeit dieser Meldung bestritten. — In Port Elizabeth sind verendete Raiten ausge- sundcn, in denen durch die Untersuchung die Bubonenpest nachgewiesen wurde. Der Ausbruch der Pest ist also auch hier zu erwarten. Die Situation ist sehr ernst, da seit dem Aus bruch der Pest in Kapstadt die Truppen und Borräthe in Port Elizabeth gelandet wurden. Der Transportdienst würde also sehr erschwert werden. Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, 15. April. Zum Fall v. Beust er halten die »DreSdn. Rachr.* folgende Zuschrift: »Seit Einsühr- ung der Oessentlichkeit der Verhandlungen der Militärgerichte ist in Sachsen wohl noch kein die Gemüther so aufregender Pro zeß verhandelt worden, wie im Fall v. Beust. Die Angelegenheit hat mit dem Urtheil des Königl. Kriegsgerichts formell für die Oessentlichkeit einen Abschluß gefunden, man wird aber nicht be haupten dürfen, daß mit dem Verlause der Prozeßverhandlung und dem Urtheil de» Kriegsgericht» dem allgemeinen moralischen Empfinden voll Genüge geleistet worden wäre. Gewiß ist e» nur dankbar zu begrüßen, daß die Verhandlung ohne jeden Ausschluß der Oessentlichkeit geführt worden ist; die tiefgehende Bewegung, welche die begleitenden Vorgänge in den weitesten Kreisen in Dresden selbst und auswärts hervorgerufen hatten, ließ e» im höchsten Maße wünschenSwerth erscheinen, daß durch die größte Oessentlichkeit überall volle Klarheit über da« ganze Versahren gesichert würde. Al» ein Mangel in dieser Hinsicht muß e» zwar angesehen werden, daß die HauptbelastungSzeugin trotz aller Recherchen nicht auszufinden gewesen ist, doch kann auch nicht »erkannt werden, daß die Vernehmung gerade dieser Zeugin in öffentlicher Verhandlung wohl kaum hätte stattfinden können. Der Vorsitzende de» Kriegsgericht» hat ferner, sich streng an die ihm gestellte Ausgabe haltend, sorgfältig darüber gewacht, alle» au» der Verhandlung auSzuschcidcn, wa» nicht unmittelbar zum Thatbcstande der im Anklagebelchluß angezogenen Gesetzes-Para graphen gehörte, sodaß alle« im weiteren Sinne Skandalöse glück- lick» vermieden und die Behandlung rein mililärischer Vergehen erreicht worden ist. Diese Vorzüge de» Verlauf» der Verhand lung nach der einen Seite bilden aber auch eine Schwäche noch der anderen, indem da» unmoralische Verhalten de» Angeklagten in den mit den militärischen Vergehen in ursächlichem Zusammen hang stehenden Nebenumständen von seilen de» Gericht« so gut wie keine Verurtheilung erfahren hat ; weder in den UrtheiiS- gründen noch in der Strafabmessung ist da» zum Ausdruck ge langt. Da» öffentliche moralische Bewußtsein muß die» aber al» einen Mangel empfinden, denn in der großen Menge wird sich nur ein schwache» Versländniß sür die Genugthuung darüber er geben, daß Hauptmann °. Beust nach den Bestimmungen de« gedruckten Strafgesetzbuch« wegen Freiheitsberaubung, Nöthignng und einfachen Mißbrauch» der Dicnstgewalt verurtheilt worden ist; da» Rechtsempfinden im Volke erwartete von diesem Gerichts hof auch eine Sühne de» öffentlichen Aergerniffe«, welche» durch da« schlechte, ja verderbliche Beispiel de» Angeklagten gegenüber seinen Untergebenen seit Wochen erregt werden ist. Die Strafe, die der Angeklagte durch den Spruch de» Ehrengericht« zweifel los noch erhält, kann gewiß von Niemandem, der die Lebensver hältnisse eine» Osfizier» richtig mit in Betracht zieht, unterschätzt werden, aber ihr mehr oder weniger diskreter Charakter vermag den erwähnten Mangel der moralischen Verurtheilung durch da« ordentliche Gericht nicht aufzuhcben. E» liegt hier zweifellos eine Lücke in der militärischen Strafprozeßordnung vor.* — Der Verfasser der vorstehenden Zuschrift hat, so bemerken die »Nachr.* hierzu, nach den bekannt gewordenen übereinstimmenden Berichten Recht, wenn er darauf Hinweis!, daß der Gerichtshof weder in der Urtheilsbegründung noch in der Strafzumessung aus jene« erschwerende Moment direkt Bezug genommen hat. Man darf aber annehmen, daß diesem Moment in der Erkennung auf Ge- sängniß- und nicht auf Festung»strafe Rechnung getragen worden ist. — Leipzig, lb. April. In Sachen de« Leipziger Aerzte- streike« ist zu melden, daß die Königliche Sreishauptmannschaft sich dahin entschieden hat, daß e» unstatthaft ist, wenn die ärzt lichen BezirkSvereinc, wie beabsichtigt, die von au»wärtS an die Leipziger Ortskrankenkasse berusenen Acrzte vor «in Ehrengericht fordern. — Leipzig, 15. April. In dem Streit zwischen Acrz- ten und Ortskrankenkasse haben die Beamten und Arbeiter einer in der Ostvorstadt gelegenen Fabrik, die sämmtlich Mit glieder der Ortskrankenkasse sind, an den Ralh der Stadt folgen- de» Protestschreiben gerichtet: »In Angelegenheit de» zur Zeit obwaltenden Streite« Ortskrankenkasse contra «erste protrstiren wir hiermit dagegen, daß die fiele Arztwahl abgeschafft und sogenannte DiftriktSärzie angestellt werden sollen. Wir wollen in der Wahl de» Arzte« nicht von dem Gutdünken de« Kassen- vorftande» abhängen und protestiren daher energisch gegen diese Aenderung, durch die wir in gesundheltlicher Beziehung ganz entschieden unser Interesse und da« unserer Familie beeinträchtigt sehen.* — Ein endgültiger Beschluß, DistriklSärste anzustellen, ist von der Kasse noch nicht gefaßt worden, doch hat die Ge neralversammlung, wie man weiß, in einer Resolutin den Vor stand eriucht, .die Vorarbeiten für Anstellung von Distrikl«ärzten in die Hand zu nehmen.* Die Abneigung gegen disttiktSärztliche Behandlung — vollständig freie Aerztewahl ist eine Forderung der Kassenärzte — ist nur zu begreiflich, da den Distrikt«ärzlen die Patienten nach ganz äußerlichen Gesichtspunkten, nach der Wohnung oder der alphabetischen Reihenfolge überliefert werden. E« ist charakteristisch, daß au« der Mitt« der Arbeiterschaft selbst sich energische Opposition gegen da« .Gutdünken de« Kassen- Vorstandes* erhebt. So scheint sich ähnlich wie in der Volk«- zeitungS-Affafie ein Konflikt zwischen den sozialdemokratischen Sassenmitgliedern und der sozialdemokratischen Zweidrittel-Mehr heit de« Kassenvorftante» vorzubereiten, der sür die Partei um so peinlicher sein muß, al« die sozialdemokratischen Vorstands mitglieder sich nicht nur die verschrieene Praxi« de« .kaffen Unlernehmer-Terrori»mu«* den Arbeitern (in diesem Falle den Aerzten) gegenüber angeeignet haben, sondern Schulter an Schul ter mit den kapitalistischen Mitgliedern de« Kassenvorstande« gegen die Arbeitnehmer marschiren. — Chemnitz. Eine zur Landstreicherin gewordene Komteß hatte sich vor dem hiesigen Landgericht in der Person der 40jähr. Klavierlehrerin Anna Emma Ernestine Biktorina v. Burk, geb. Freiin Wolff-Todtenwarth, die unter dem Verdachte de« voll endeten und versuchten Betrug« au« der Untersuchung-Haft vor- gesühri worden war, zu verantworten. Die Angeklagte, die im verhärmten Gesicht Spuren einstiger Schönheit trägt, in der Kleidung aber von einer gewöhnlichen Bettlerin nicht zu unter scheiden war, besitzt sehr reiche Verwandte, die jedoch die Hand von der wegen Betrug« schon Vorbestraften abgezogen haben. Nach der Erzählung der Angeklagten ist sie mit dem sehr reichen Gutsbesitzer von Burk vcrheirathet gewesen, der jedoch wegen schweren Verbrechen« zu mehreren Jahren Zuchthaus verurtheilt wurde und ihr hierdurch die Freiheit wiedergab. Anfänglich zu stolz, um die Hilfe ihrer Verwandten in Anspruch zu nehmen, versuchte sie al» Klavierlehrerin für sich und ihren 10jährigen Sohn zu sorgen. E» gelang ihr jedoch nicht, festen Fuß zu fassen. Bald verlor sie den Halt derart, daß sie mit dem Knaben vaga- bondirend von Ort zu Ort zog, bi» sie in Chemnitz wegen Be trug« verhaftet und nun vom Landgericht zu sechs Wochen Ge- fängniß verurtheilt wurde. — Plauen. Aus eine Rundfrage der hiesigen Handels und Gewerbckammer an die hiesigen kaufmännischen und gewerb lichen Vereine über ihre Stellung zur Frage der WaarenhauS- besteuerung hatten sich wohl jämmtliche Vereine sür eine solche Steuer ausgesprochen. Gleichwohl hat die hiesige Handel«- und Gewerbekammer einen Beschluß gefaßt, der sich gegen eine solche Steuer richtet. Bei der Abstimmung hatte allerdings zunächst Stimmengleichheit geherrscht. Ueber diesen Beschluß ist man in den Kreisen der hiesigen Kaufleute und Gewerbetreibenden nicht erbaut, und man berief deshalb sür Freitag Abend eine Versammlung ein, um zu der Angelegenheit Stellung zu nehmen. Die Versammlung war stark besucht und nahm nach längerer Ansprache gegen drei Stimmen eine Entschließung an, in der eine scharfe stufenweise Besteuerung der Waarenhäuser gefor dert wird. — Meerane. Ein interessanter Streitfall ist zwischen den Stadträthen der Städte Meerane, Glauchau und Crimmit schau und der Aktiengesellschaft sür elektrische Anlagen und Bahnen in Dresden auSgebrochen. Genannte Gesellschaft hatte sich vor mehreren Jahren verpflichtet, sobald die Genehmigung vom Mini sterium eingetrcffcn sei, zwischen den Städten Glauchau, Meerane und Crimmitschau eine elektrische Verbindung«- und Straßenbahn zu bauen. Die definitive Genehmigung ist jetzt ertheilt, die Ge sellschaft weigert sich aber nunmehr, die Bahn zu bauen. Auf da« von den Stadträthen der drei Städte an die Gesellschaft gerichtete Ultimatum wegen Beginne« de« Baue« hat die Gesell schaft jetzt den Vorschlag gemacht, für die Verbindung der drei Städte eine gleislose Molorbahn (elektrische'Omnibuslinie) her- zuslcüen. Dieser Vermittelungrvorschlag ist indeß von den ge nannten Städten abgelchnt worden. Auf den weiteren Au«gang der Angelegenheit ist man sehr gespannt. — Auerbach, 15. April. Der Kampf auf dem kommu nalen Kriegsschauplätze tobt weiter. Der Stadtrath hat den von der Kreishauptmannjchaft al- Vizebürgermeifter nicht bestätigten S'adtrath Petzoldt erneut zum Vizebürgermeifter gewählt und beim Ministerium wegen Nichtbestätigung gegen die Kreishaupt- mannschast Beschwerde geführt. — Eine Zigeunerhetze, die im April 1722 in Sachsen veranstaltet wurde, läßt ersehen, daß diese Horden der öffentlichen Sicherheit damals so gefährlich geworden waren, daß man förm lich einen Vernichtungskrieg gegen sic beginnen mußte. Da bezügliche Mandat wurde an den Grenzen, Wegsäulcn und an deren Orten am 9. April angeschlagen und trat 8 Tage später in Kraft. Wenn dann Zigeuner angetroffen wurden, sollten sie, ob sic auch gleich Pässe und Atteste vorzeigen könnten, Hab und Gut, Leib und Leben verwirkt haben, die Männer auf der Stelle niedergechosien oder sonst gclödtet und die Weiber und Kinder untergebracht und zur Arbeit angehalten oder wo dies unthunlich, nach Waldheim in« Zuchthau« eingeliefert weiden. Wo sich Zi geunerhorden zeigten, sollte mit Glocken gestürmt, die Einwohner schaft sammt der Jägerei gegen dieselben au«ziehen, niemand aber, wa« er auch immer gegen ste an Leib und Leben verschuldete, deshalb verantwortlich sein. Diese Maßregel war eine Folge der Vertreibung von mehr al« 1500 Zigeunern au« Hessen, die sich in den Thüringer Wald zurückgezogen und an den sächsischen Grenzen gezeigt hatten. Schule und Kaus. Titze« geblieb««! )8( Man schreibt un«: Alljährlich sehen sich die Lehrerkollegien der verschiedenen Schulen, trotz der geübten Milde bei der Be- urthcilung, genölhigt, einige Schüler, in kleineren Schulen wenige, in größeren mehr Schüler sitzen zu lassen. Diese Thatsache mag auf den ersten Blick für die betreffenden Schüler und deren Eltern bedauerlich erscheinen. Dennoch ist e« nicht richtig, in der Nichtversetzung unter allen Umständen ein Unglück, oder gar ein Verschulden der Schule zu erblicken. Die Lehrer wissen wohl, daß jede Nichtversetzung für den Schüler, besonder« an höheren Schulen, den Verlust eine« Leben«jahre«, sür die Eltern da« Ausbringen neuer Opfer bedeutet. Wenn sie trotzdem die Wiederholung de« Jahre«kursu« für nothwendig halten, so geschieht da« immer au« wohlerwogenen Gründen und in wohlwollender Absicht. Da« sollten die betroffenen Eltern immer bedenken und auch die Familienehre mehr au« dem Spiele lassen: ste würden dann über eine Nichtversetzung viel ruhiger denken und sich manche unangenehme Stunde, ihren Kindern manche übereilte und darum vielleicht allzu harte Strafe ersparen. Solche Strafen sind gar nicht angebracht, wenn körperliche Schwäche, besonder« Blutarmuth, oder schnelle« Körpcrwach«thum dem kindlichen Geiste die Arbeitskraft nimmt; ebenso bet geringer geistiger Begabung. Ost sind auch gesellschaftliche Zerstreuungen, wle Kindergesellschasten, Theater >c., oder gar der Genuß alko holischer Getränke, wie Bier, Wein, leider ost sogar Schnaps, der Grund für da« Zurückbleiben der geistigen Kräfte. Diese Schuld wäre an jemand ganz Anderem, al« an den Kindern zu strafen! Auch Unglück und Krankheiten in der Familie lasten »st lange und schwer aus der kindlichen Seele und schwächen die Aufmerksamkeit im Unterrichte und den Hau«fl»iß. Nur bei wirklicher Trägheit und Faulheit de« Kinde« dürst, eine energische Zurechtweisung seilen« der Eltern ihren Lindern gegenüber am Platze und von Nutzen sein; nur dann sind Strenge und Strafe angebracht. Jedenfall« ist e« Pflicht der Eltern, über den Grund de« Zurückbleiben« sich genauen Ausschluß beim Lehrer und ev. auch beim Arzte zu bolen. Noch wollen wir kurz der Schädigungen gedenken, denen da« Kind infolge zu staikcr Heranziehung zu häuslichen und vor Allem zu gewerblichen Beschäftigungen au«gesetzt ist. Wohl gemerkt: Eine maßvolle Beschäftigung in beiden wird den gesunden, kräftigen Kindern meist von großem Bortheil sein! Aber diese Arbeit darf immer nur von kurzer Dauer sein; sie soll durch große Ruhepausen unterbrochen werden und darf dem Kinde nicht die Zeit zum Spielen rauben! Ganz besonder« ist dabei darauf zu achten, daß da« Kind auch reichlich Zeit zum Schlafen behält: auch große Kinder sollten im Winter spätesten« um 9 Uhr, im Sommer '/,lO in« Bett gewiesen werden. Auch ist nicht zu übersehen, daß ein Theil der Arbeitszeit de« Kin de» den häuslichen Schularbeiten gewidmet sein muß; denn diese letzteren dürfen nie die Zeit der Erholung verkürzen, müssen vielmehr immer zur Arbeitszeit de« Kinde« gerechnet werden. Um nun ein weiteres Zurückbleiben de« Kinde« zu verhüten, lasse man — wenn nöthig — im Umgänge de« Kinde« einen Wechsel eintretcn. Man beaufsichtige die Schularbeiten mit aller Strenge, ohne aber dabei zuviel Hilfe zu leisten; man halte auf saubere und pünktliche Ausführung derselben u. lasse gegebenenfalls die Kinder (mit Innehaltung kurzer Pausen!), Sie Arbeit wiederholt au«führcn, bi« sie zur Zufriedenheit au-geführt sind. Die dazu nölhigen wenigen Minuten hat jeder Vater, jede Mutter übrig. Man nehme ferner von Zeit zu Zeit (vielleicht allmonatlich) mit dem Lehrer Rücksprache und übe auch eine gewisse Kontrolle über die arbeitsfreie Zeit de« Kinde« au«. Vor Allem meide man die gesellschaftlichen Zerstreuungen der Kinder und versage ihnen jeden Genuß alkoholischer Getränke, die stet« u. unter allen Umständen Geist und Körper de« Kinde« schädigen. Körperliche Schwäche und zu schnelle« Körperwach-thum de« Kinde» erfordern äußerste Beschränkung in der Verwendung desselben zu häus licher und gewerblicher Arbeit. Hier helfe man zu allererst dem Körper aus. Ist endlich da« Kind so schwach begabt, daß ihm da« Lernen schwer fällt, dann heißt e«: Geduld haben. E« wäre Unrecht, wollten die Eltern ein solche» geängstigte», ost eisern fleißige» Kind durch Tadel noch mehr Niederdrücken. In diesem Falle gilt e« auch bei der Berufswahl, allen falschen Ehrgeiz fallen zu lassen! Vielleicht zeigt da« Kind Neigung zu irgend einem praktischen Berufe: man folge diesem Fingerzeige der Begabung und wolle nie einen Gelehrten oder Stubenhocker erzwingen! In solchen Fällen ist nun oft La« Sitzenbleiben sür da« Kind ein wahre« Glück; denn infolge der inzwischen erlang ten größeren geistigen Reife vermag e« nun den Anforderungen der Schule meist mit viel geringerer Anftregung weit bester zu entsprechen, al« im ersten Jahre; Körper und Geist haben Zeit, sich zu kräftigen, und während da» Kind bisher zu den schlechtesten Schülern gehörte, rückt e« nun vielleicht zu den besseren und guten auf. E« liefert bessere Klastenarbeiten und gewinnt da durch mehr Lust zur Schularbeit, während e«, wäre die Ver setzung erfolgt, meist gar nicht« leisten könnte, La ihm die sichere Grundlage fehlt, auf der nun weiter gebaut werden soll. Wie athmet ein solche» Kind auf, wenn ihm seine jetzt besseren Arbeiten nun Lob anstatt de« früheren Tadel« cintragcn. Man muß diesen Umschwung und seine Einwirkung auf de« Kinde» Gemüth und Charakter gesehen haben, um zu ermessen, welche Wohlihat da« Sitzenbleiben sür solch ein Kind oft ist, und welchen Freundschaftsdienst ihm der Lehrer erwie«, da er e« sitzen ließ. Unsichtbare Iiäden. <2. Fortsetzung.) Der Lauscher im Nebengemach preßte die geballte Linke gegen die Stirn. Wie ein leise« Stöhnen kam e» au« seiner Brust. Er hörte nicht, wa« Walter Eichrodt erwiderte, er ver nahm nur da« Rücken seine« Stuhle« und dann ein schwache», halb unterdrückte« Schluchzen. »Mein Lieb, mein theure» Lieb! Muß e« denn wirklich, wirklich sein?* »Ja, Walter, e« muß sein! Und wir wollen c« un« nicht noch schwerer machen. Lass' mich jetzt — ich bitte Dich! E« war da« letzte Mal, daß ich c« Dir gestatten durste.* »Da« letzte Mal — nun denn, in Gotte-namen, da Du e» so willst. Von heute an werde ich also nur noch ein arm seliger Tagelöhner sein, ein Sklave meiner Pflichten, ohne Aus sicht auf ein Ziel, da« zu erreichen der Mühe werth wäre, ohne Hoffnung auf Liebe und Glück. — Und Du, Paula — wa« wird au« Dir werden? Wenn ich Dir jetzt Dein Wort zurück gebe, wirst Du mir dann wenigsten« versprechen, von Deiner Freiheit einen vernünftigen Gebrauch zu machen?* »Ich weiß nicht, wa« Du darunter verstehst, aber * .Nein, weiche mir nicht au«. Da un« nun einmal der gefällige Zufall Gelegenheit zu dieser Aussprache gegeben hat, so mag c« auch gleich ganz klar werden zwischen un« — ohne Mißverständnisse und Hintergedanken. Ja, ich gebe Dich frei; aber ich thue e« in der Erwartung, daß die« Entsagen Dir zum Heil gereiche und daß Du eine« Tage« die Gattin eine« braven Manner werden wirst, der Dir an Wohlstand und Behagen zu gewähren vermag, wa« ich Dir allerdings vielleicht erst mit grauen Haaren hätte bieten können. Sei versichert, daß ich von ganzem Herzen die Stunde segnen werde, wo Dein jetzige« Sklavenleben ein Ende nimmt — wäre e« auch nur um solchen Prei«.* «Ich aber empfinde da-, wa« Du mein Sklavenleben nennst, gar nicht al« etwa« so Schreckliche«, Walter! Eine Weile kann ich c« schon noch ertragen. Und darüber, ob ich jemal« die Frau eine« Anderen werden kann, wollen wir sprechen, wenn dieser Andere da ist — nicht wahr?* Da« Knirschen eine« Schlüssel« draußen in der Entreelhür machte ihm die Entgegnung unmöglich. .Da« ist die Mutter!* sagte er. .Sie soll also nicht» von unserer Liebe und nicht« von unserem Entsagen erfahren?* .Nein, denn e« würde ihre Kümmernisse nur vermehren. Sei stark und heiter, Walter, wie ich mich bemühen will, e« zu sein. Und lass' un« hinau-gchen, sie schon draußen auf dem Gange zu begrüßen.' Er leistete ihrem Wunsche Folge und William Craston be ¬ nutzte die ku die Thür »a« Licht d aus lein G älter al» zr Helt in den .Sie > welle er, ,s sie dazu zu Durch Morgenstun auffallend e doch nicht ß sehr dichten Gesicht jun; Ausmei brachten Nm häufigem St tischen stieg Hause« hinc ung zu setze: Buchstaben 11—4 Uhr. In de> Förster war ein sehr ein: und die Za daß e« nicht sic hier ein sprechen sei, »Darf »Mein »Sie si »Nein, Da« ju sagte dann z »Frau nur noch Do ionder« emp Die in sich umfang Sammtbeutc .Ich h Bellmann, d »Da näher zu tr müssen, denn »Da« habe-Zeit ge Paula! ren geöffnet lichen, hübsch Warteraum Divan und einen mit j wwie einige zur Decke re blühenden T: Aus dev Damen in le ihr Gesicht h verbarg und dacht am F hinau«blickte. Auch d< diese Beiden beklommenen auf dem Sos mehr gchauch Dann s sort und die voll alhmete ließ sich bes: Ihr Platz wa den Thür u> festigte weiße Buchstaben zi Etwa z< man in dem vernehmlich gerückten Stul Plakat ein w: ries in deutsck »Ich bil: Hastig e verschwanden Viertelstunde Frau Lt< fügen, da sie »olle Stunde lösende Ruf a: nacheinander zwei erst na: Einlaß gesun gängcrinnen d lich preiSzugel Frau Matras Zweifel vollst! Wie eine sehen» in hoh, inmitten de« quemen Lehns meister mochtt wackelndem Ko: ein wenig üb höchsten« drei knapp anschlies üppiger Geftal Augen, die ger einmal von ih Auch ihr« Boudoir, in « vertrauteren Fenster und ! nur stark abg ein dicker, weit gut gewählten wuthenden Ges schmack. Frau Mo
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