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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 16.04.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190104164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010416
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-04
- Tag 1901-04-16
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Monat
1901-04
-
Jahr
1901
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ber Völker ihr Spiel treiben. Er ist erwachsen au« dem Be- dürftuß, da« europäische Staatengefüge, wie e« die weltgeschicht lichen Ereignisse de» letzten Menschenalter» geschaffen haben, gegen seinl selige Anschläge zu sichern. Da« Bünduiß hat sich seit zwei Jahrzehnten al« Bollwerk de« Frieden«, al» erhaltende« Prinzip in Europa bewährt. Wenn e« zu Zeiten in den öffentlichen Er örterungen zurückgetreien ist, so liegt die« daran, datz die Fälle, sür die r» vorgesehen ist, weniger wahrscheinlich geworden sind. Wollte man hieran» den Schluß ziehen, daß da» Biindniß somit seine Dasein«bercchtigung eingebüßt habe, so wäre da« gerade so weise, al« wenn man Feuerlöschgeräthe abzuschaffen sich anschickte, weil e« eine Reihe von Jahren keine Brände ge geben Hal. Die Fortdauer de« Bündnisse« zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn wird selbst von den Gegnern sür abseh bare Zeit nur selten in Zweifel gezogen. Um so eifriger wird die Zugehörigkeit Italien« dazu über die in zwei Jahren ab- lausende Frist hinau« erörtert und von den Drcibundseinden fast immer in Frage gestellt. Da» Prophezeien ist stet« und nament lich in politischen Dingen ein undankbare« Geschäft. Niemand vermag heute mit Gewißheit vorherzusehen, unter welchen sach lichen und persönlichen Bedingungen die Verlängerung de« Drei bunde« da« nächste Mat ihre Regelung finden wird. Bon guter Vorbedeutung ist jedoch die Thatsache, daß bisher alle italienischen Staat«männcr, die seit 1882 die Leitung der auswärtigen Politik de« Königreich« in Händen hatten, sich von der Ersprießlichkeit de» Bündnisse« sür ihr Land überzeug« haben. Nicht minder verdient gerade jetzt, da in Frankreich vielfach di Rudini und seine franzosensrcundliche Gesinnung gegen Crispi auSgejpielt wird, darauf hingewiesen zu werden, daß di Rudini sowohl im Jahre 1891 wie 1897, da« letzte Mal sogar vor Ablauf der Frist, al» Ministerpräsident den Dreibund je auf weitere sechs Jahre verlängert hat. Die Momente, die Italien zum Anschluß an den msttcleuropäischen Bund bewogen und bei diesem fest gehalten haben, bestehen fort, wenn sie auch vorübergehend in den Hintergrund getreten sind. Die letzten Tage erst brachten den Italienern den französischen Gegensatz deutlich in Erinnerung, al« bekannt wurde, daß Frankreich im Hinterlande von Tripoli«, im Sultanat Wadai, größere militärische Unternehmungen plane. Blickt man heute auf den Verlauf der Touloner Festtage zurück, so bleibt der allgemeine Eindruck haften, daß sie sich durchaus in dem Rahmen de« Höflichkeitsakte- gehalten haben, al« den wir den Besuch der italienischen Flotte in dem franzö sischen Hafen von Beginn an aufgesaßt haben. Die Pariser Blätter, die sich bemühten, ihm eine größere Tragweite beizulegcn, »erriethen offensichtlich einige Verlegenheit, die sich schon darin offenbarte, daß die leitenden Organe in ihren Auffassungen nicht recht in Uebereinstimmung kommen konnten. Während der ,TempS" den Dreibund beinahe schon zu den Tobten warf und dagegen den Zweibund al« zukunftsreiche internationale Kombination feierte, tröstete sich »Ein Diplomat' im »Figaro' damit, daß der Dreibund, selbst wenn er unverändert erneuert «erden sollte, einen anderen Geist bezüglich Frankreich« zeigen werde. In Italien wird vielleicht die Erkenntniß obsiegen, daß e« wesentlich seiner Zugehörigkeit zu dem Bündniß mit Deutsch land und Oesterreich-Ungarn zu danken ist, wenn e« in den letzten Tagen in der Lage war, sich in Frankreich al« gleichberechtigte Großmacht durch seine Flotte vertreten und seine Freundschaft von der benachbarten Republik suchen zu lassen. Tagesaeschichte. — Deutschland. Der deutsche Kronprinz hat am 13. d., der Einladung Kaiser Fran; Joseph« folgend, seine Reise nach Wien angetrcten. — Die „Berl. N. N.' schreiben: Gegenüber den wahrheils widrigen Behauptungen auswärtiger Blätter bezüglich der von Deutschland gegenüber China erhobenen Entschädigungs forderungen wurde schon sestgestclll, daß die deutschen An sprüche keineswegs die höchsten seien. E» wird un» nun bestätigt, daß die vorläufig angemeldeten Ansprüche an Kriegsentschädigung, in die die Forderungen von Privatpersonen, Missionen u. s. w. nicht inbegriffen sind, in runden Summen betragen für England 90 Millionen, Deutschland 240 Millionen, Frankreich 200 Mil lionen und Rußland 340 Millionen Mark. Die höchste Forder ung hat sonach nicht Deutschland, sondern Rußland angemeldet. — Einige Maschinenkanonen und -gewehre de« »Illi«," welche vor einem halben Jahre die Taku-ForlS am Pciho mit beschießen halsen, sind vor kurzer Zeit in Berlin eingetroffen. An ihren zerschossenen Laffcten und Rohren ist die Wirkung der chinesischen Geschosse deutlich sichtbar. Zur Ausbesserung wurden die genannten Waffen in die »Deutsche Waffen- und Munitions fabrik' nach Martinickcnfeldc geschafft. — München, 11. April. Auch hier ist wie in Leipzig ein Konflikt der Kassenärzte mit der Ortskran kenkasse IV. auSgebrochcn, weil die Krankenkasse die schon ohnehin niedrigen Honorare der Kassenärzte noch heruntcrgcsctzt hat, sodaß ein Kassenarzt z. B. sür eine schwere Operation nicht mehr als ungefähr 1 Mark berechnen dürfte. Die infolge dessen erfolgte Kündigung der Kassenärzte an die Ortskrankenkasse ist am 1. April in Kraft getreten, so daß die Ortskrankenkasse IV seit dieser Zeit keine Kassenärzte mehr hat. Sie hat auch keine neuen anstelle« können, da sämmtliche hiesigen 542 Aerzte sich mit den 60 Kassenärzten sür solidarisch erklärten. Jetzt werden auch hier die Kassenmitglieder al« Privatpatienten nach der Mini maltaxe von den Aerzten behandelt. — Oesterreich-Ungarn. Wien, 13. April. Die morgige Ankunft le« deutschen Kronprinzen besprechend, hebt die ,N. Fr. Pr.' hervor, ebenso wie jüngst Kaiser Franz Joseph in Berlin, werde auch der deutsche Kronprinz in Wien wie in seiner Heimath sich fühlen können. Die bevorstehenden Festtage seien in erster Linie ein Familienfest, und gerade die Ausschaltung aller Politik mache sic politisch denkwürdig. Die Politik könne nur die Interessen der Gemeinschaft vertreten, aber kein HerzenSbündniß stiften. Ein weiterer Bewei« von der Freundschaft zwischen der Bevölkerung beider Reiche liege in der gleichzeitigen Anwesenheit der Kölner Sänger und deren überaus warmen Aufnahme in Wien. — Da« »Wiener Tagebl.' schreibt, da« gegenseitige FrcundschastSverhältniß zwischen den Häusern Habsburg und Hohenzollern habe einen selbst bei Bluts verwandten bemerken«werthcn Grad von Wärme und Herzlichkeit erlangt. Der Kronprinz sei in Wien eine« herzlichen Will kommen« sicher, denn sür die Wiener seien die Mitglieder de« Hause» Hohenzollern längst liebe Gäste, deren Kommen mit Freudigkeit entgegengesehen werde. — China. Der deutsche Hauptmann Bartsch, Kom- pagniechef im zweiten ostasiatischen Infanterie-Regiment, ist, wie gemeldet, am Mittwoch Morgen in der Umgegend von Peking mit einer Schußwunde im Rücken todt aufgefunden worden. Während c« zuerst hieß, e« handle sich hier um einen Mord, sollen die sofort angestellten Untersuchungen ergeben haben, daß ein Unfall »erliegt. Dem Leichenbegängniß am Freitag wohnten Graf Waldersee und da» gesammte deutsche Osfiziercorp» bei. Man muß hoffen, daß die fortgesetzte Untersuchung Licht in die traurige Angelegenheit bringt; stellt sic fest, daß kein UnglückSsall »erliegt, so wird damit dargcthan, daß die Sicherheit-Verhältnisse in Peking noch keineswegs ausreichend gefestigt sind. — Südafrika. Die Pest in der Kapkolonie greift täglich Weiler um sich, und in der vergangenen Woche sind I I Soldaten an der Seuche erkrankt, von denen 6 starben. Die tägliche Durchschnittszahl der Fälle beträgt 12 bl« 15. — Wie au» London gemeldet wird, bezeichnen die englischen RegierungSkreisc die Meldungen von einer Wiedereröffnung der FriedenSvcrhandlungen durch Botha al« jeder Begründung entbehrend. Wie au» einer weiteren Zu schrift au» London hcrvorgeht, hat man die prahlerischen Reuter meldungen dort gleichfalls von vornherein mit größtem Mißtrauen ausgenommen. Man weiß in London viel zu genau, daß in Wirklichkeit nicht De Wet einen günstigen Abschluß der zwischen Botha und Kitchener gepflogenen Berathungen und Verhandlungen verhinderte, sondern daß c« einzig und allein der englische Ko lonialsekretär Mr. Joseph Chamberlain war, der in bekannter Ueberhebung und Hartnäckigkeit nicht an ein Nachgeben dachte und dadurch sogar die durch kilchener und Milner bereit« hcr- bcigeführte günstigere Lage wieder umgestaltete und ein Eingehen der Buren auf die englischen Vorschläge unmöglich machte. — Da« schon längst krankhast gewordene Bestreben eine» Theile» der englischen Presse, die Thalsachen aus den Kopf zu stellen und jede Spur von Schuld auf britischer Seite in tausendfacher Ver größerung auf die Buren abzuwälzen, ist natürlich nicht» Andere« als die Folge der Uebcrmüdung, der Nervosität und der Unsicher- heil. Man hat e» in London in gewissen Kreisen längst verlernt, der Wahrheit offen in« Buge zu schauen und mit Thatsachen zu rechnen; statt dessen zieht man c« vor, sich mit kindischen Lügen und den wunderbarsten und unwahrscheinlichsten Vermuthungen abspcisen zu lassen, ohne überhaupt zu wissen, wann der Schrecken ein Ende nehmen soll und wird. — Im Uebrigen besagen andere Meldungen, daß Botha, Steijn und Dewet in ihrer Berathung bei Heilbronn neuerdings zu dem Entschluß gekommen sind, „den Krieg bi» zum bittersten Ende auSzusechlen,' und selbst diese« glücklich durchgcführte Zusammentreffen der Burensührer erbrachte einen neuen Beweis dafür, daß die geistigen Fähigheitcn Christian Dewel'S ebenso wie seine Feldherrnbegabung sich noch durchaus auf der Höhe befinden. Der s. Z. gemeldete Uebergang Dewet'S über den Vaalfluß war nicht» Anderes, al« eine schlau angelegte Finte, welche e« dem Generalkommandanten ermöglichen sollte, seinen Vorstoß in den Oranjesreistaat zwecks Vereinigung mit Steijn und Dewet auSzuführcn und gleichzeitig die Aufmerksamkeit der Engländer von dieser Bewegung abzulenken. Da» Ergcbniß beweist, daß dieser gewandte Schachzug Dewet » in jeder Hin sicht gelang, und daß die Engländer wieder einmal da« Nachsehen hatten. iiocalr und sächsische Nachrichten. — Johanngeorgenstadt, 12. April. Der Streik der Handschuhmacher bei der Firma Wertheimer hier ist noch immer nicht beendet. Eine Einigung zwischen Arbeitgeber und Arbeiter konnte bisher noch nicht erzielt werden, vielmehr hat eine Ver sammlung der Streikenden eine Resolution angenommen, im Streike auszuharren. — Dresden, 13. April. Vor dem hiesigen Kriegs gericht der 3. Division Nr. 32 fand am heutigen Sonnabend die Hauptverhandlung wider den Hauptmann Freiherrn Horst v. Beust vom 2. König!. Jägerbataillon Nr. 13 hicrsetbst statt. Die zur Verlesung kommende Anklageschrift legte dem Ange klagten den Mißbrauch der Dienstgewalt, versuchte Nöthigung und Freihcit«beraubung im Amte zur Last und führte au»: In der Nacht zum 23. März d. I. soll der Angeklagte al» Militärs- scher Vorsteher der Kaserne des JägerbataillonS Nr. 13, mithin al« Vorgesetzter der Kasernenwache und sämmtlicher in der Kaserne befindlichen Militärpersoncn, seine Dienstgewalt mißbraucht haben, indem er dem Wachthabenden wiederholt Befehl gab, mehrere Privatdetektive r-nd Herrn Dr. Schaumann, welche die Kaserne beobachteten, um die bei dem Angeklagten zu Besuch weilende Ehefrau de« Dr. Schaumann beim Verlassen der Kaserne zu er tappen, wegzuweise.i und gegebenenfalls zu arretiren, und wider rechtlich drei Posten auSstelltc, damit er die Frau unbeobachtet au« der Kaserne herauSbringen konnte. Weiter soll der Ange klagte widerrechtlich durch Gewalt und Bedrohung al« Beamter im Sinne de« ReichSstrasgesetzbuche« eine Festnahme veranlaßt haben, indem er Herrn Dr. Schaumann, al» dieser versuchte, in eine vom Angeklagten und der Frau Dr. Schaumann benutzte Droschke hineinzusehen, zwangsweise nach der Kasernenwache de« JägerbataillonS Nr. 13 bringen und etwa eine Viertelstunde da selbst in einer Arrestzelle sesthalten ließ. Der Angeklagte wurde nach stattgchabter eingehender Verhandlung, wegen Mißbrauch« der Dienstgewalt, wegen versuchter Nöthigung unter Mißbrauch der Dienstgewalt und wegen Freiheitsberaubung zu drei Monaten die! Wochen Gesängniß verurtheilt. — Leipzig, 12. April. Der am 14. November 1875 in Eibenstock geborene Gottlieb Louis Franz Keil, der seit einiger Zeit in Berlin bei dem Kellner Gustav Linke wohn haft war, hatte vorgestern mit der 17 jährigen Tochter seiner Logiswirthin, Elsa Linke, heimlich Berlin verlassen und sich hier her begeben, wo im Hause Antonstraße 9 seine Mutter wohn haft ist. Heute morgen nun kam der Vater der Linke hierher, um seine Tochter zu suchen und nach Hause zurückzuführen. Hier wurde ihm der Eintritt in die fragliche Wohnung verwehrt, so daß er zur Polizei eilte, die die Wohnung gewaltsam öffnen ließ. Hier bot sich den Eintretcnden ein schreckliche« Bild: Keil hing leblos an einem Thürpfosten und die Linke lag vergiftet auf dem Bette. Die Thal scheint erst heute Morgen ausgeführt worden zu sei«, denn noch in früher Stunde wollen Hausbewohner in der Wohnung der Keil streitende Stimmen gehört haben. Die Mutter de» Keil, die sich in der Wohnung befand, ist polizeilich vernommen worden. — Reichenbach. Eine böse Strafe haben verleumderische Reden zwei hiesigen Personen eingetragen. Vor einiger Zeit ward eine in unserer Stadt hochangesehene Persönlichkeit in bös williger Weise und ohne jeden Grund mit solchen Nachreden ver folgt, die die Oeffentlichkeit lies erregten und dem betreffenden Herrn und seiner Familie manch trübe Stunde bereitet haben. Glücklicherweise ist e« nun gelungen, einmal die Kolporteure solcher schändlichen Verleumdungen, die man sonst so selten fassen kann, zur Rechenschaft zu ziehen. Sie halten sich am Donners tag vor dem Schöffengericht hier zu verantworten und wurden verurtheilt, der Schneidermeister Pf. zu drei Monaten Gesäng niß und der Maurer M. zu einem Monat Gesängniß. — Reichenbach. Einen interessanten Distanzritt, der über unsere Stadt führte, machte ein Ulanen Offizier in diesen Tagen von Saarbrücken nach Görlitz. Der schneidige SportS- mann legte täglich ca. 100 Kilometer zurück und traf beispiels weise am Dienstag von Koburg >n Lobenfteia ei«, am Mittwoch ging die Tour über Schleiz, Greiz, Reichbach bi« Zwickau, am Donnerstag von Zwickau nach Dresden, und Freitag Abend wollt« er in Görlitz eintreffen. — Lichtenstein, 12. April. In lebhafter Erregung über den Ausfall der heurlgen Einschätzung zur Einkommen steuer befindet sich unsere Bürgerschaft. In den hiesigen Blät tern wird ein öffentlicher Protest veröffentlicht, in dem e» u. A. heißt: Die Einschätzung der diesjährigen SteuerabschätzungS- kommission — in der Hauptsache au« gewählten Vertretern der Bürgerschaft bestehend — hat eine tiefgehende Verbitterung in der Bürgerschaft hervorgerusen. JnSbeiondere sür den gewerbc- treibenden und kaufmännischen Bürgerstand sind Einkommen ein gestellt worden, die, soweit man e» übersehen kann, mit den gegen wärtigen schwierigen Erwerbsverhiiltnissen und den damit ver bundenen minimalen Gewinnziffern nicht im Einklang stehen. Die Bürgerschaft Lichtenstein« weiß recht gut, daß die Anforderungen an den Steuersäckel jetzt größer sind, al» in den verflossenen Jahren, sie weiß aber auch, daß, wenn die zur Verfügung stehen den Mittel zur Deckung städtischer Bedürfnisse nicht auSrctchen, der einfachste und ausführlichste Weg in einer prozentualen Er Höhung de« Steuersätze» zu suchen ist, nicht aber im Herauf schrauben der Einkommenzisfern. Am Schluffe de» Proteste« werden alle Bürger, die, wie vorstehend auSgefllhrt, Ursache zur Unzufriedenheit haben, ausgesordert, sich in die ausgelegten Listen cinzuzcichnen. — Auerbach, 12. April. Gestern wurde die Ehefrau de« jetzt im Irrenhaus« in Rodewisch befindlichen Maurer» Bern hard Seidel unter dem Verdachte verhaftet, ihr heimlich geborene» Kind beiseite geschafft zu habe». Dasselbe wurde in der Scheune in zum Theil verwestem Zustande ausgefunden. Zu diesem" Fall wird noch bekannt: Die Frau de« Maurer« Seidel, welcher vor zwei Jahren der Irrenanstalt zu Rodewisch zugesührt wurde und jetzt noch daselbst ist, schenkte am 4. April d. I. einem Mädchen da» Leben. Sofort nach der Geburt lödletc die Mutter ihr Kind, hielt er drei Tage im Belt verborgen und vergrub e» dann in der Scheune. Heute wurde die Frau durch die Polizei dem Amtsgerichte Auerbach zugeführi, da sie ein volle» Geständniß abgelegt hatte. Die Seidel ist keine Stunde bettlägerig gewesen und hat ihre Arbeit ununterbrochen versorgt. — Ein Zuschlag zur sächsischen StaatSeinkommcn- steuer in Höhe von 40 Prozent steht in nächsten Jahre sicher zu erwarten. Ein diesbezüglicher Sleuerentwurs ist bereits ab geschlossen und soll den Ständen zugehen. ES ist nicht ausge schlossen, daß sich die Kgl. StaatSregierung mit dem Landtage über einen anderen Modus zur Ausbringung der Mehrbedürfnissc des Staates in der Weise einigt, daß eine Vermögenssteuer (Höherbesteuerung de» sundirten Einkommen» im Gegensatz zum nicht sundirten, ivic sie in Preußen in Form der Ergänzungs steuer bereit» besteht) und eine Erhöhung der Erbschaftssteuer eingeführt werden. Geh. Finanzrath a. D. Oberbürgermeister Beutler, der doch gewiß mit maßgebenden Persönlichkeiten im Finanzministerium Fühlung haben wird, theilte in öffentlicher Sitzung der Stadtverordneten in Dresden mit, daß ein Zuschlag von 40 Prozent zur Einkommensteuer im nächsten Jahre zu er warten stehe. — Unser Königreich Sachsen hat seit Jahren im deutschen Reiche die zweifelhafte Ehre, bezüglich der eröffneten Konkurs verfahren an der Spitze zu marschiren. Auch für da» Jahr 1900 bestätigt sich die« nach den neuesten Angaben de« Kaiser lichen Statistischen Amte«. In Sachsen wurden 1900 1208 Konkurse eröffnet, gegen 1102 im Vorjahre; dann folgen Bahcrn mit 68l, Rheinland mit 617, Württemberg mit 527 >c. Im Allgemeinen hat im Jahre 1900 überhaupt eine Zunahme der Konkurse stattgefunden, ein Bewei« dafür, wie sich im ver gangenen Jahre unsere GeschäftSkonjunktur verschlechtert hat. Die Zunahme der Konkurse entfällt weniger auf die Großstädte al« auf die kleineren Plätze. — Eine sür die Presse wi chtigc Entscheidung Hal jüngst der erste Strafsenat de« Reichsgericht» gesällt. Er Hal erkannt, daß ein Eingesandt, worin unter voller NamenSunter schrist im Interesse de« Publikum» ein Mißstand öffentlich ge rügt wird, die Absicht der Beleidigung ausschließt und daher Straflosigkeit au« 8 193 de» Strafgesetzbuches genießt. Der Thatbestand ist folgender: Im „Generalanzeiger' für Franksurr a M. hatte am 19. Juli v. I. der RechlSanwalt l)>. Gustav OHIenschlager ein Eingesandt veröffentlicht, durch welche» sich die Etsenbahndirektion Frankfurt beleidigt fühlte. Der Prä sidcnt derselben stellte Strasantrag nicht gegen den verantwort lichen Redakteur, sondern gegen den Einsender, der das Eingesandt mit seinem vollen Namen unterzeichnet hatte. Da» Landgericht Frankfurt a. M. hat Herrn Ohlcnschlager am 25. Januar wegen Beleidigung zu 50 M. Geldstrafe verurtheilt und angenommen, daß er zwar berechtigte Interessen vertreten, aber durch die ge wählte Form seine Absicht, zu beleidigen, zu erkennen gegeben habe. Dagegen hat der Angeklagte Revision eingelegt. Der ReichSonwalt erklärte: E« sei nicht gut denkbar, daß ein Mann, der den Muth habe, mit seinem Namen an die Oeffentlichkeit zu treten, die Absicht gehabt haben sollte, zu beleidigen, und sich mit sehenden Augen einer Beleidigungsklage auSzusetzen. Es gehöre doch ein gewisser Muth dazu, im Interesse de» Publikums einen Mißstand öffentlich zu rügen, und zwar mit vollständiger NamenSunterschrist. E« sei in Deutschland eine Seltenheit, daß Jemand bei derartigen Gelegenheiten nicht anonym bleibe. Eine beleidigende Form sei in dem inkriminirlen Artikel nicht zu finden. Dem Antrag de» Reichsanwall« enlsprechcnd, erkannte da» Reichs gericht aus Aufhebung de« Urlheil» und Zurückweisung der Sache an da» Landgericht. — Vom Deutschen Central-Komitee zur Errichtung von Heilstätten sür Lungenkranke ist eine von Or. S. A. Knopf, Arzt in New Dork, bearbeitete PreiSschrist, betitelt: .Die Tuber kulose al» Volkskrankheit und deren Bekämpfung' herauSgegebcn worden, dessen möglichste Verbreitung da» Königliche Ministerium de« Innern wünscht. — Diese Schrift kann zu verhältnißmäßig niedrigem Preise — 10 Stück zu 1 Mk. 20 Pf., 100 Stück zu 9 Mk. und 1000 Stück zu 80 Mk. — von der Geschäftsstelle de» Central Komitee« zur Errichtung von Heilstätten für Lungen kranke — Berlin W, Wilhelmplatz 2 — bezogen weiden. Unsichtbare Kaden. Original-Roman von Reinhold Ortmann. <1. Fortsetzung.) »Doch — ich kann e« mir vorstellen, Frau Eichrodt,' sagte er leise, und e» war vielleicht eine Folge seine» Augenleidens, da» er die Lider fast ganz geschlossen hielt. Und e« gelang Ihrem Manne nicht, sich wieder emporzuarbeiten?' »Al« wenn da» so leicht wäre nach einem solchen Schlägl Wohl versuchte er wieder von vorne anzufangen, aber e» war nicht mehr dasselbe wie da« erste Mal. Er hatte Schulden, und die Geschäftsleute, aus die er angewiesen war, kamen ihm mit Mißtrauen und e» w werden, d< Raube gen verwünscht- befaßte sich viel eintrv eine guie < nicht die S kleine Sun barer Sich Mißgeschick mein gute: wa« soll i stand, daß beweist Jh> Sie s Mann gle! ihre Verhä kein Vertan MiethSvert er sich mit seinen Hab an ihre hä: genug war. Sie s MittagSmal Besitzthüme und der T nicht allzusi zeigte sich i nehmen wa dem er die genommen, die etwa» am Tische, den Kinderi ihm vorher neintc dant die Witlwe Thür Hinte bis die Dur einsteüte, ih da« Sopha von, daß er Um di: Hause zurl! hastige« Mi bescheidenen beit seiner i Mutter da« dem Dasein er hatte üb der Treppe im Wohnzil nen, al« c öffnen, und Lippen, als geworfen, di »Paust wirklich und .Still, »man kann Er ha> herein. „Niemc von übermäi „Allein kommen?' .Sie k- Sie wa aus dem S erhellt war. wartete Bc sich und sag! „Nicht .Wie s sten» wirst ! .Nein, allein zu fin die» den Wr Sie ha sichtlich bcfri .Dazu sage mir vc habe. Du l halten könnet Sic wi .Sch b Besorgung fi zuge schon ft .So b, in dem Gedi .Du n Auch wenn lassen müßte dürfen. 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