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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 06.04.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190104065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010406
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010406
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-04
- Tag 1901-04-06
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Monat
1901-04
-
Jahr
1901
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Naturgesetze« auch wieder eine vorwärt» dringende folgen muß, der die Zukunft gehört, da« ist der tröstliche und ermuthigende Klaube, zu welchem Ostern, da« leuchtende Siege»sesl un« aus- sordert. Möge e« die ob der Ungunst der Zeit verzagenden und verzweifelnden daran mahnen, daß jede gute und gerechte Sache Feuerproben bestehen muß, und daß die» gerade der Weg ist zu ihrem endlichen Sieg, der für eine große Sache in der Welt niemals aus der breiten Heerstraße, sondern aus dem beschwer licheren Wege von Unten her nach der Höhe hin errungen werden kann. Möge c« in un« da« Bewußtsein lebendig erhalten, daß wir, und wiire e« auch an dem bescheidensten Platze, im Dienste einer großen Idee und herrlicher Ideale, im Dienste de« Volke» stehen, und daß eben darum Arbeit und Treue, Au«harren und Opfer nicht vergeben« sind, daß wir vielmehr damit eine Saat' säen, die wie da« Samenkorn scheinbar verschwindet, aber darum »och nicht verloren geht, sondern, weil e« ein edle« Samenkorn, »oll Leben ist, keimen und wachsen wird, um schließlich eine reiche trnte zu bringen. Ob wir sie selber schneiden und einführen werden — wir wissen e« nicht. Aber daß daran Alle« gelegen ist, an der Treue und Hingebung, mit der einer guten Sache gedient wird, daß ohne sie auch die beste Wahrheit nicht durch dringen kann, mit ihr aber da« Kleine groß und stark wird und »nrchdringen muß trotz aller Hindernisse und Mächte, die ihm entgegenstehen — da» ist die leuchtende Wahrheit, die un« La« Osterfest al» ein mächtige« Signal vor die Augen stellt. Tageskeschichte. — Deutschland. Der BundeSrath wird sich als bald nach Ostern mit dem ihm zugcgangenen Entwurf der Ver ordnung betreffend die Beschäftigung von Gehilfen und Lehr lingen in Gast- und Schankwirthschasten befassen und denselben voraussichtlich unverändert annchmcn, obwohl einzelne Vorschriften al« nicht weitgehend genug bemängelt werden; e« kommt dem BundeSrath darauf an, wa« die Regelung der Ar beitszeit anbetrifft, auch in diesem Gewerbe einmat einen Schritt nach vorwärts zu lhun und Erfahrungen zu sammeln. Die Ver ordnung wird möglicherweise schon am l. Juli d. in Kraft gesetzt. — Uebcr einen Unfall de« Panzerschiffes „Kaiser Friedrich III." wird rem „B. T." au« Kiel, 4. April, ge meldet: Von 2 verderbenbringenden Elementen bedroht, schwebte da« imposante Admiralschiff de« Prinzen Heinrich, der „Kaiser Friedrich III ", in sehr ernster Gefahr. Die Aussagen der vor wenigen Stunden hier cingctrofsenen Mannschaften bringen Ein zelheiten über den Vorgang, der für die Kaltblütigkeit und Ent schlossenheit de» Prinzadmirals und seiner Osfizierc und für die gute Disziplin der Bemannung ein neuer Beweis ist. „Kaiser Friedrich III." stieß zuerst mit dem Vordertheil, kurz darauf noch heftiger mit dem Hinterschiff aus. Die Untersuchung ergab arge Beschädigungen; 5 Abteilungen füllten sich mit Wasser. Noch war der Umfang der Havarie nicht festgestcllt, da ertönte der SchreckenSruf: „Feuer im Schiff!" Prinz Heinrich, der muthig und gefaßt die Maßregeln zur Bekämpfung der doppelten Gefahr leitete, gab zunächst den Befehl zum Klarmachen aller Boote an Bord des „Kaiser Friedrich III." und de» in der Nähe befind lichen „Kaiser Wilhelm II.". Gleichzeitig beorderte er die Mann schaften an die Pumpen. Da« Feuer nahm seinen Ausgang »eben dem Majchincnraum; es brannten unter Anderen die für die Dampfheizung bestimmten Vorrichtungen. Wie e« heißt, brach das Feuer gleichzeitig an zwei Stellen au». Man nimmt al» Ursache die furchtbare Erschütterung oe« Panzerkolosse« durch den Giundstoß an. Starker Rauch drang au« den Räumen und erschwerte die Löscharbcit. Zwei Stunden hindurch ergossen sich mächtige Wassermassen in die gefährdeten Räume und löschten die Gluth. Da sich keine weiteren Ablheilungen füllten, so war Dank einer tresflichen Leitung und fast übermenschlicher Anstreng ung die Feuers- und Wassersgefahr beseitigt. Prinz Heinrich sprach der Mannschaft für die bewiesene Ausdauer und Ent schlossenheit seine wärmste Anerkennung au«. Dann setzte sich „Kaiser Friedrich III." aus eigenem Kiel mit langsamer Fahrt nach Kiel in Marsch, wo die Ankunft gestern Vormittag II Uhr erfolgte. — Die „Südd. ReichSkorr." bringt eine Auslassung au« München über die finanziellen Beziehungen zwischen Reich und Bundesstaaten. Der Artikel geht au» von den Anträgen Richter und Müller-Fulda, von denen der Erstere, in der zweiten Lesung vom Reichstage bereit« angenommene Antrag die Verwendung etwaiger Uederschüsse im eigenen Haushalt de« Reich» zur Minderung der Reichsschuld durch da« Etal»gesetz, der Letztere durch einen Zusatz zu dem SchuldentilgungSgesctz fest legen wollte. Nach Anführung der staatsrechtlichen und finanz politischen Bedenken gegen diese Anträge gelangt der Artikel zu folgenden Schlüssen: Daß da« Reich endlich einmal an eine aus giebigere Tilgung seiner Schulden herantreten müsse, ist ein Ver langen, dessen Berechtigung die Bundesstaaten zur Genüge dadurch anerkannt haben, daß sie aus die ihnen zustehcnden Mehreinnah men au« den Ucbcrweisung-ftcuern schon seit einer Reihe von Jahren nahezu vollständig verzichteten. Bedarf da« Reich, sei e» zum Zweck der Schuldentilgung, sei e« für andere Zwecke, weiterer Mittel, so darf e» diese nicht von den Bundesstaaten cinheben, dann muß es sich vielmehr selbst neue Einnahmequellen erschlie- ßen, dann muß aber auch — und diese Forderung ist im Inter esse der Einzelstaaten immer wieder zu erheben — eine definitive finanzielle Auseinandersetzung zwischen dem Reich und den Bun desstaaten ftattfinden, und zwar auf der einzig richtigen Bast«, daß keiner von den beiden Theilen an den anderen mehr zu zahlen hat, al« er von demselben empfängt. . . Man wird daher wohl die Hoffnung aussprechen dürfen, daß bi« zur Wiederaufnahme der Verhandlungen über den Antrag Müller-Fulda sich die Ueber- zeugung von der Nothwendigkeit einer organischen Finanzreform Bahn gebrochen habe, welche dem Reiche gewährt, wa» de« Reiche« ist, aber auch den Bundesstaaten läßt, wa« ihnen gehört. — Au« Bamberg, I. April, wird der „Franks. Zig." gemeldet: Bei der heutigen Kontrolversammlung gab der dienst habende Offizier vom Bezirk«kommando bekannt, daß Mannschaften der Reserve und Landwehr, die gesonnen sind, im kommenden Sommer al« Ersatzmannschaften nach China zu gehen, sich sosort oder spätesten« zum 30. April beim Hauptmeldeamt melden können. In Betracht kommen nur Leute, die sich gut geführt und keine nennenrwerlhen Strafen «litten haben. — Auch in Berlin ist, wie dortige Blätter melden, bei den Kon- trolvcrsammlungen diese Msttheilung gemacht worden. — Frankreich. Der «»»stand in Marseille scheint sich seinem Ende zu nähern. Die Arbeit auf dem Quai« ist in größerem Umfange wieder ausgenommen worden. Die Zahl der Montag früh eingestellten Tagelöhner beläuft sich aus etwa 3600. Die Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung werden immer noch sehr streng gehandhabt. — Rußland. Ueber die stärkere Berücksichtigung der heimischen Industrie seiten« der russischen Regierung bei Lieferung»- austrägen für Staatsbetriebe sind in der letzten Zeit verschiedene Nachrichten verbreitet worden. Jetzt melden Petersburger Blät ter, daß die Minister der Finanzen und der Verkehrsanstalten 200 Lokomotiven und 5000 Waggon» sür die Staatsbahnen aus schließlich bei inländischen Fabriken in Bestellung gegeben haben. Offerten vom Au«landc wurden abgelehnt. — England. London, 4. April. Da« Krieg«amt giebt bekannt, daß nach dem 30. April 6 Milizbataillonc einbe rufen werden sollen. — Oslasien. Die Diplomaten zwar nicht, aber die Völker im Osten sind etwa« ncrvö« geworden, wenn e« die Diplomaten auch nicht wahr haben möchten. Seitdem den Japa nern nach ihren Erfolgen von I89b etwa« die Zügel angelegt wurden, hat diese» intelligente, jetzt 48 Millionen zählende Volk einen Haß auf die Russen geworfen und sich auf die Ansicht festgelegt, e« müsse erst noch eine Abrechnung mit Rußland halten, ehe e« die Bahn frei bekäme sür eine weiterere Entwickelung, denn Las ist jedem Japaner klar, daß sein Vaterland die Vor machtstellung in Ostasien haben müsse und nicht etwa Rußland oder England. Vielleicht träumen manche Japaner auch von einer Entente mit China; weitsichtige japanische Staatsmänner sprechen sich in der That mit besonderer Vorliebe au« über die großen Folgen, welche die jetzigen Ereignisse in China in Bezug auf die Wiederbelebung de« chinesischen Volke» haben müssen und sie sehen in China sieh große Kräfte entwickeln. Daß dabei immer der geheime Wunsch rege ist, daß Japan der Führer dieser neu erwachenden Kräfte sein wird, ist wohl selbstverständlich. Jcmehr in Japan solche Gedanken rege sind, desto mehr eben sieht man darauf, daß Rußland nicht da« chinesische Faß allzu- siark anbohre. Die Japaner haben e» wohl ersaßt, wa« Ruß land nach Osten drängt, daß c» einzig der Wunsch ist, Menschen material au» China zu ziehen zur Hebung der gewaltigen Schätze, welche das ungeheure Sibirien birgt; in Sibirien sicht Rußland da« Neu-Amerika der Zukunft. Schon au« Indien dachte der russische Koloß sich Meirichen zu holen, aber er fand diesen Bienenkorb zu gefährlich und ging darum nach dem chine sischen Bienenkörbe. Der russische Bär ist nun etwa« nervös geworden, er ha! schon lange gewartet und sein Appetit ist umso reger, al» e» in seinem Leib gar nicht gut aussieht. Das russische Reich ist sehr in die Breite und Höhe gewachsen, aber es leider an chronischem Blutmangel und muß unbedingt frische Zufuhr haben. Bei Len entsetzlichen Zuständen in seiner Landwirthschast muß Rußland neue Hilfsquellen umso mehr und umso schneller erschließen, al» man aus die Erschließung dieser Quellen schon rasend hohe Anleihen gemacht hat. Rußland ist in der Lage eine» Lebemannes, oer auf die Erbschaft von einem Onkel schon hohe Schulden gemacht hat. — China. Da» Neutersche Bureau meldet vom Mittwoch aus Peking: China gab Rußland bekannt, daß e» nicht in der Lage sei, da« Mandschurei-Abkommen zu unterzeichnen, indem e» dabei den Wunsch au-drücktc, zu allen Nationen freund lichc Beziehungen beizubehallen. China erklärte ferner, e« mache gegenwärtig die gefährlichste Periode der ganzen Geschichte des Kaiierrciche» durch, deshalb müsse c» nolhwendig die Freundschaft Aller haben. So gern China nun auch dazu bereit sein würde, so würde c» doch unmöglich sein, einer einzelnen Macht gegen den Einspruch der übrigen Mächte irgendwelche Svnderprivilcgien zu bewilligen, um sich so die Freundschaft einer Mach! zu er werben, indem e» sich zugleich die Sympathien aller übrigen Mächte entfremde. — Lihungischang erklärte, diese Mitlheilung stelle die Angelegenheit endgiltig klar, Rußland sei in diesem Sinne am 27. Marz inoffiziell verständigt worden. Prinz Tschinz sagte, mit Ausnahme Llhungtschang» sei jeder Chinese gegen die Unterzeichnung de» Mandschurei Abkommen» gewesen. — Gcneralfeldmarschall Graf von Waldersee meldet aus Peking: Von Tientsin rückte ein Detachement von 3'/, Kompagnien und je I Zug Reiter uno reitender Artillerie unter Führung de» Oberleutnant» Petze!, Kommandeur« de- b. ostasia- lischen Jnfanlcrie - Regiment«, in die Gegend de» Tsilihaisee», nordwestlich von Tientsin, ab, von wo neuerding» Räuberbanden gemeldet werden Da« Detachement stieß aus eine Räuberbande mit Geschützen und verfolgte sie in südlicher Richtung, während berittene Detachement» in Tientsin und Tongku einzugreifen suchen. Auf Wunsch der chinesischen Ort»bchördcn wurde ferner eine Kompagnie von Tientsin nach Hwangtiun und Lintingkon, 20 bczw. 17 Kilometer südöstlich von Paulissin, verlegt, uni die Be völkerung vor Räubern zu schützen. — China wird in seiner Weigerung, da» Mandschurei- Abkommen zu unterzeichnen, auf da« nachdrücklichste von Ja pan unterstützt. Einer Metdung au» Peking zufolge hat Japan China die schriftliche Vcrncherung abgegeben, daß c« die Folgen der Weigerung China« theilen werde, selbst wenn diese Weigerung einen Krieg nach sich ziehen sollte. — Südafrika. Die englische Regierung soll mit der Absicht umgehen, jetzt, nachdem der General Loui» Botha die ihm von englischer Seite angebotenen Friedensbeding ungen abgelehnt hat, sich mit neuen Anerbietungen an die einzelnen Unterführer der Buren zu wenden. E» wird sogar behauptet, daß diesen Kommandanten für ein etwaige» Eingehen auf die englischen Vorschläge Gcldabfindungen zugesagt werden sollen. Solche Vcrmuihungen scheinen dadurch entstanden zu sein, daß an Bord Le» Schnelldampfer« „Gibraltar" sich ein Staatskurier mit geheimen, sehr wichtigen Austrägen für Lord Kitchener nach Südafrika eingeschifft habe. — Kapstadt, 3. April. Die Gesammtzahl der Vi« jetzt hier vorgckommencn Pestsälle beträgt 31b. An der Pest ge storben sind 107 Personen, darunter 22 Europäer. — Kapstadt, 4. April. Der Friedens Unterhändler Meyer de Koch wurde am 12. Februar in Belfast von den Buren wegen Hochvcrralh zum Tode verurtheilt und erschossen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten von Amerika au» dem hiesigen Consular-Bezirk betrug im Monat März 302,546,«» M., also 260,614,,i M. weniger al» in demselben Monat de» vorigen Jahre«. — Die Ausfuhr sür da» erste Quartal I90l, vom I. Januar bi» 31. März, be trug 1^72,302,«» M., also 222,822,« M. weniger al« in dem selben Quartal 1900. — Chemnitz, 4. April. Gestern Abend in der 6. Stunde stürzte auf der Oststraße in Vorstadt Gablenz ein 4'/, Jahre atte« Mädchen au« dem Fenster de« ersten Stockwerke« in den Hofraum und blieb mit zerschmettertem Schädel todt liegen. Die Mutier befand sich mit dem unglücklichen Kinde in der Wohn stube, von wo au» da» Letztere, ohne daß e« die Mutter bemerkt halte, in den Alkoven gegangen war, dort auf da« Fensterbrett geklettert und -bgestürzt ist. Eine Hautbewohnerin trug der ahnung«losen Mutter da» todte Kind zu. — Lommatzsch, 3. April. Gestern fand in unserer Stadl di» Weihe der neuen Kirchenglocken statt. Dieselbe» sollen da» alte 400jährige Geläut ersetzen und wurden durch eine er greifende Taufrede de« Herrn Pastor Gündel ihrer Bestimmung übergeben. Oberhalb de« Glockenstuhle«, etwa in einer Höhe von 3b Metern, war mittel» einer Versteifung von eisernen Trägern ein mächtiger Flaschcnzug angebracht worden, indem die zum Heben der Glocken dienenden Doppelseile liefen. Ein Zei chen und da« Ausziehen der ersten, der kleinsten Glocke begann. Zu Hunderten standen die Menschen um die Kirche herum und in den angrenzenden Straßen, denn da« Glockenweihfest ward al» ein wahre« Volk»fest der ganzen Sirchfahrt begangen, und von diesen Hunderten legten die meiste», Jung und Alt, Weib und Mann, beim Glockenaufzug mit Hand an, indem sic mit vereinter Kraft an dem Seile zogen. Ohne jede Stock ung ging so der Aufzug der kleinen wie der mittleren Glocke glücklich von statten. Der Aufzug der großen (drittens Glocke war auch bereit« bi» zur Höhe de» Glockcnstuhle» bewirkt worden. D>e Glocke stand mit ihrem unteren Rande auf der granitnen Fensterbank, der Meister mit leinen Gesellen versuchte sic Herrin in den Glockcnstuhl zu ziehen, aber sie saß fest. Ein Wink an die untenstehende, da« Seil noch in den Händen haltende Menge, welche die Glocke durch Anziehen uock um ein Wenige« heben sollten — und da» Verderben ging leinen Gang. Die gutwilligen, aber im Seilziehen gänzlich ungeübte» Menschen da unten zogen nicht nach und nach, sondern im lauten FcsteSjubel mit einem plötz lichen Ruck an. Die Glocke mit ihrer vielcentncrigen Last sprang sörmlich empor, schlug mit ihrer eisernen Bekrönung wider da» Aufzug»geftell, die Spannung Le« Seiles konnte den jähen Doppctbruck nicht aushalten, die Glocke stürzte mit einem mächtigen durch Mark und Bein gehenden Krach herab und wühlte sich lief in« Erdreich. ES war, wie wenn ein Stich Lurch die Herzen ginge. Stumm, still stand die Menge angesichts des geschehenen Unglück«, bei dem noch vom Glück geredet werden konnte. Denn kein Menschenleben war verunglückt und die Glocke war nicht aus da« Steinpflaster des Kirchplatze« gesallen, sondern aus den vcrhältnißmäßig weichen lehmigen Erdboden, von Leni Schlosser meister Klette Großenhain kurz vorher zweck« Anbringung der Blitzableiter der Kirche da« Steinpflaster halte cnljernen lassen. Da lag nun die Glocke, mi: beschädigtem Helm ganz auf der Seite, die Glockenösfuung der Kirchenwand zugefthrt und mit ihr lagen im ersten Moment die au 200 Lommatzscher Einwohner und Einwohnerinnen, die an dem Seile gezogen hatten, auf dem Rücken, die Sohlen zum Himmel cmpoikehrcnd, denn da« jähe Reißen Le» Seile» mußte ja — Ernst und Scherz liegen ja so ost dicht bei einander — auch diese Folge haben. An ein Glockenoste'.läuten, auf da» sich ganz Lommatzsch gefreut hatte, war und ist nickt zu denken. Welchen Schaden die Glocke davon getragen, ließ sich noch nicht fcststellcn, jedenfalls muß sie um gegossen werden. — Markneukirchen, 3. April. Von einem schweren Schicksaisschiage wurde am Sonntag die hiesige Familie Sand- ner betroffen, indem die einzige Tochter, die an diesem Tage coufirmirt werden sollte, Morgen« 9 Uhr verschied. Das Mäd chen, da» einem Lungenlciden erlegen ist, hakle den Wunsch ge äußert, zur Confirmation in die Kirche gesahren zu werden; der Wunsch konnte ihr aber mit Rücksicht auf ihr fchwerc« Leiden und ihren schnellen Verfall nicht gewähr» werde». Bemerken»- wcrth ist c«, daß die bcklagenSwcrthen Eltern bereit» 8 Kinder in annähernd gleichem Alter durch den Tod verloren haben. — Nach neueren Meldungen sollen die diesjährigen Herbst- Manöver de» XIX. Armeekorps für die 2. Division Nr. 24, Regimenter 139, 179, 106 und 107, in den Bezirken Plauer, und Oelsnitz, für die 4. Division Nr. 40, Regimenter 104, 133, 134, 181, und 1. Kompagnie Unterosfizickschtiler, in den Bezirken Oschatz und Döbeln ftattfinden. 2. Ziehung 4. Klaffe 139. Kiiuigk. Sachs. Laubes-Lotterie gezogen am 2. April 1901. 80,000 Mark aus Nr. 84182. 40,000 Mark aus Nr. 88215. 30,000 Mark aus Nr. 28728. 20,000 Mar« aus Nr. »SW». 10,000 Mark aus Nr. 40315. 5000 Mark aus Nr. 27337. 2000 Mark aus Nr. 1057 22551 31557 41535 44841 5I5I7 80188 78058. 1000 Mark aus Nr. «180 8754 8071 11730 22204 23021 23851 20114 38801 38888 33188 44347 57000 83031 87418 72872 73803 82810 83082 80874 00240 01355 01533. 500 Mark aus Nr. 1885 2803 2070 3502 4474 5122 5808 «430 7718 0400 IIL50 1128« 11878 1172« 1231« 14408 1474« 14840 15853 1858« 17471 17085 18400 18747 18052 18887 10013 20070 2.381 22721 22770 22082 23235 24544 24848 24084 25SI3 20008 20880 30534 31074 31750 33040 33802 33058 35020 35841 37288 37487 38031 38571 38335 38841 41328 42828 44088 45700 4817« 48455 50508 51383 54270 54800 54831 570.5« 57308 577«1 «030« «275« «5887 88804 «7888 «8742 «8883 70308 71128 72853 74000 74014 75100 78240 77004 77328 78812 7832« 81747 82138 83888 84481 88140 80854 81105 01818 82382 05237 85552 08120 88821 07382 07001 88305. Vermischte Mchrichien. — Auszeichnung eine« Chinakämpfer». Dem Inhaber de« Hotel« „Großherzog von Mecklenburg" in Hamburg ging vom Grafen Waldersee folgende« Schreiben zu: „Peking, Winterpalast, den 12. 2. 1901. Euer Wohlgeboren beehre ich mich ergebens» mitzuiheilen, daß ich die von Ihnen gesandte Uhr dem Gefreiten Höllein der 4. Eskadron Ostasiatischcn Reiter- Regiment« mit nachstehender Widmung verliehen habe: „Dem Gefreiten Höllcin, 4. Eskadron Ostasialischen Reiter-Regi ment«, für tapfere« Verhallen im Kampfe gegen Chinesen ge widmet von H. Butzloff, Homburg." Gefreiter Höllein sprengte bei Gelegenheit einer Osfizier-Patrouille mitten in einen Hausen Chinesen hinein und stach zwei Chinesen mit der Lanze nieder, die auf den Osfizicr-Führer der Patrouille angelegt hatten, un bekümmert um da» auf ihn gerichtete Feuer. Er wurde hierbei durch einen Schuß in den rechten Arm schwer verwundet und sein Pferd gelödtet. Euer Wohlgeboren spreche ich für Ihre patriotische Gesinnung meinen aufrichtigen Dank au«, gez. Graf Waldersee, Generalfcldmarschall." Herr Butzloff hatte zu Anfang der China-Expedition die goldene Uhr im Werlhe von 300 Mk. dem Generalseldmarschall Grasen Waldersee mit der Bitte über sandt, er möge sic einem deutschen Soldaten verleihen, der sich durch besondere Tapferkeit auSzetchne. — Daß Einer bei sich selbst streikt, dürfte doch wohl zum ersten Male vorkommen. Ein Fachblatt berichtet hier über Folgende«: „Sin Berliner Maurermeister hatte durch mündlichen Vertrag sür einen seiner Leute, nämlich seinen Polier, die Ausführung eine» Wohnhause» übernommen. Nach der Ver einbarung sollte der Bauherr auch bei dem Bau seine« Amte« al« Polier walten und Mithilfen, da« Hau« bi« zum 1. April d. I , wie verabredet war, fertigzuftellen. Die Förderung der Arbeit ging »ine Zeit lang planmäßig von statten. Da kam ein Streik, die Maurer und Bauarbeiter legten di« Arbeit nieder. Die Streikleitung forderte den Polier auf, sich mit de» übrige» Arbeitern solidarisch zu erklären und die Arbeit gleichfall» einzu stellen. Der Polier kam, obwohl e» sich um die Fertigstellung seine» eigenen Wohnhause» handelte, der Aufforderung nach. Anderseft» wachte aber der merkwürdtge Mann, der bei sich selbst
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