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da» sie überall sammeln mögen bei Ellern, Verwandten u. Freun den, für die Witwen und Waisen, Frauen und Linder der Bu ren, auch sür die nothleidenden Familien der Missionare. Er ist auch bereit, wie damals, die gesammelten Gaben in Empsang zu nehmen und durch ganz sichere Hönde an die Nothlcidcn- den zu befördern. — Wir haben un« an da« reihe Kreuz ge wendet mit der Bitte, unsere nach China zur Pflege unserer deutschen Soldaten ausgesandten Diakonen, die aber jetzt frei werden, sofort nach Südafrika zu dirigiren, damit sie den Ver wundeten, Kranken und Hungernden auf den südafrikanischen Blutfeldern unsere Hilfe dringen, gedensall« ist un« schon jetzt eine ganz sichere Vermittelung der Hilfe sür Frauen und Linder durch holländische Diakonissen möglich, denen, wie wir er- fahren, fromme und barmherzige englische Generale und Offiziere, und deren giebt e« diele in der englischen Armee, gern Zugang ,u diesen Aermsten »erschaffen. — Zugleich werden alle Zeitungs- Redaktionen, die mit un« eine« Sinne« sind, freundlich ge beten, diesen Aufruf aufzunehmen und sich al« Sammelstellen anzubieten. D. O. Wir sind gern bereit, noch ein zweite» Mal sür die unglück lichen Buren Gelder in Empfang zu nehmen und diesmal an Herrn Pastor v. Bodelschwingh abzuliefern. Quittung erfolgt in unser« Blatte. Die Redaktion d. Amt«- u. Anzeigebl. chnkel und Neffe. Humoristische Erzählung von Arthur Roehl. ,ö. Fortsetzung.) .Ich bin über die Veränderung, die mit ihr vorgegangen, selber erstaunt," gab er zu. .Sie hat sich in überraschender Weise entwickelt. Ich hätte sie, wäre ich ihr unverhofft auf der Straße oder in irgend einer Gesellschaft begegne«, nicht erkannt, so ander» ist sic geworden. Ich sah eit. Sie haben sich eben leb haft mit ihr unterhalten. Sic haben Freundschaft miteinander geschlossen, sie hat Ihnen von Militsch erzählt?" .Jawohl — und mir von ihrer Liebe zu Ihnen gesprochen. — Sic blinder, garstiger Mann, der Augen und Ohren hat, um nicht zu sehen und nicht zu hören." „Sie belieben zu scherzen, gnädige Frau." „In der That, verdient haben Sie die Liebe de» holden Kindes nicht, Herr. Doch sie können gewiß sein, Sic undank barster der Männer, sic trägt Sie im Herzen. Und war an mir liegt, mein Freund, werde ich Ihun, die Kleine glücklich zu machen." „Da» heißt?" fragte Henkel. „Das heißt, daß ich nicht ruhen, nicht rasten werde, bi» ich Sie überzeuge, daß Ihnen in Militsch, in Ihrer Heimath ein Glück blüht, das aller Chancen und Freuden spottet, die Sie in Berlin finden können. Mit einem Wort, Herr Assessor, Sie werden kein Ruhe vor mir bekommen, bi» Sic mich zu Ihrer Hochz-it mit Ihrer Base einladen." Am unbehaglichsten fühlte sich in der Rolle, die ihm ausge drängt worden war, der Assessor Max Schindler. Der arg wöhnische Blick, den Onkel Gotthold Henkel auf ihn richtete, ent ging ihm nicht. Da» Schauspielertalent, da» Frau Rosa belhätigte, reizte ihn. Je natürlicher sie die liebevolle Gattin Adal bert Henkels spielte, desto ingrimmiger ward er. Al- sic gelegentlich aus dem Salon hinauStrat, schlich er sich von einer Anwandlung richtiger Eifersucht getrieben ihr nach. Hinter einer Portiere des Korridor» sagte er zu ihr: „Du übertreibst, Rosa, Du spielst Adalbert» Frau, al» ob ihr noch in den Flitterwochen lebtet. Dem Himmel Dank, daß der Abend bald überstanden, und daß wir morgen wieder unge- nirt und unbeobachtet ganz unter uns find. Länger hielte ich den Mummcnscherz nicht mehr au». Der alte Mann mit seinem forschenden Blick irritirt mich." Er zog Rosa an sich un» drückte rasch seine Lippe» auf ihren Mund. Er war noch immer wie ein Bräutigam in seine junge Frau verliebt. Der Kuß sollte ihn für die Entbehrungen des Abends entschädigen. Im nächsten Augenblick fühlte er sich von einem Paar fester Fäuste am Rockkragen in die Höhe gehoben. Gotthold Henkel stand hinter ihm. Der alte Mann war dem Hausfreund, wie er ihn verstohlen da» Zimmer verlassen sah, voller böser Ahnungen gefolgt. Hinter einer leicht angeleg ten Thür stehend, hatte er da» LicbcSgespräch auf dem Korridor und den Schall de» Kusse» vernommen. „Tod und Teufel," rief er, und dann stürzte er vor. Die Frau seine» Neffen und dieser Hausfreund, dem er von Anfang an nicht« Gute» zugelraut, hatte im töts-u-tvto in einer Ecke de« Halbdunkeln Flure«. Und dann diese Worte! Und dann dieser Kuß! Das ging ihm über den Spaß. „Mein Herr Assessor," stieß er draußen hervor, „und Sie, Madame, potz sapperlot, sind da» Berliner Sitten, die ich bedaure zu stören! Adalbert, Trude," rief er au» dem Erkerzimmer sei nen Neffen und seine Nichte herbei. „Komm her, mein Junge und sieh, wie mein Mißtrauen gerechtfertigt war und wie man Deine Vertrauensseligkeit belohnt." „Lieber Onkel, wa» hast Du? Wa» giebt e»?" kamen seine Verwandten auf den Flur hcrau». „Nicht« eben Verwunderliche»," sagte der Onkel höhnisch. „Lein Bein- und kein Halsbruch —" Assessor Max Schindler riß sich mit Gewalt von seiner Faust los. „Sind Sie toll, Herr? Wa» erlauben Sie sich," ries er. „Die» Extempore steht nicht in Ihrem Programm. Sag Deinem Onkel, Adalbert, daß er sich nicht lächerlich machen soll." „Was ist lo«, lieber Onkel?" „Da» sollst Du gleich hören —" Frau Rosa hielt sich, um nicht laut aufzulachen, ihr Taschen tuch vor den Mund. Max Schindler schien inteß von der Wend ung, die die Komödie nahm, wenig erbaut. Der Alke hatte ihm, wie er ihn beim Schopfe gepackt, fast den Kragen von seinem Rock abgerissen. „Die Situation wird gefährlich," brummte er. „Ich spiele nicht mehr mit." „Da» würde Ihnen auch übel bekommen, mein Herr. In Militsch machte ich mit Ihnen kurzen Prozeß." Er machte eine nicht mißzuverstehendc Geste mit der Hand nach der Lorridorthüre hin. * „Wetter noch Ein«!" rief der Assessor. „Wenn Sie au« der Rolle fallen, Herr, falle ich auch au« der Rolle." „Um Gotte» willen, Kollege," bat Adalbert Henkel. „Ich verstehe zwar den ganzen Zusammenhang noch nicht. Du ereiferst Dich, Onkel. Kollege Schindler blickt ärgerlich drein und Rosa lacht, beißt vor Lachen In ihr Batisttuch." .Wa« ich nicht ander» al» den Gipfel der Schamlosigkeit zu nennen vermag." „Gemach, gemach!" wehrte Schindler. „Ich ersuche Sie ernstlich, sich zu mäßigen, Herr. Sie haben den Namen Rosa« gar nicht in den Mund zu nehmen." .Da« werde ich mit meinem Neffen abmachen. In wa« mischen Sie sich —" .Hör einer an!" .Natürlich," rief Adalbert mit halb entschiedene«, halb flehendem Ton. „Er hat recht, Rosa ist meine Frau. Du bist der Hausfreund." .Papperlapapp, ich will e« aber nicht länger sein." „Ich bitte Dich Kollege, Du mußt! Du bist e«, Du bleibst e»!" ' Onkel Henkel war sprachlos. .Er mußl" Er schwang sich mit offenem Mund auf dem schweren Absatz seiner breiten Stiefel herum. .Er soll c» bleiben! Und da« sagst Du ihm. Ist e« menschenmöglich, daß so etwa« in der Welt vorkommt!" „Lieber Onkel," stotterte Henkel. „Ja oder nein?" fragte dieser. .Wirf den Mann vor die Thür." „Nun wird'« interessant," höhnte Max. „Wenn Sie da« interessant finden — vorwärts, mein Neffe!" „Wenn ich nur wüßte, warum, lieber Onkel." „Nun denn, wenn ich den Punkt auf da« i setzen soll. Gertrud," wandte er sich an seine junge Verwandte, die kein Wort von allem dem Reden begriff, „entferne Dich, Kind. Geh zurück, wo Du herkommst. Wa« hier vorgeht, ist sür Deine Ohren nicht geschaffen. Darum geh. Und Sie, Madame," wandte er sich an die Hausfrau, „gehen Sie mit, wenn Sie wollen. Ich will e» Ihnen ersparen, Ihre eigene Schande anzuhören." „Onkel Gotthold!" „Herr Henkel!" Die beiden Männer protcstirten, während die Damen ver schwanden, in einem Athem gegen die Auslassungen de» Borsten viehhändler». „Ich will mich kurz fassen," sagte Gotthold Henkel, al» sic drei allein waren. „Dein Freund, mein armer Neffe, ist der Freundschaft, die Du für ihn hegst, nicht wcrth. Er betrügt Dich." „Nun werde ich aber reden," erklärte Max Schindler. „Rere nicht, Max; ich bitte Dich, Max, rede nicht." „In der That, lassen Sic nur mich reden, mein Herr. Sie scharmuzirten mit der Frau meine« Neffen. Ich hörte die ver fänglichsten Worte. Endlich küßten Sie sie." „Er hat sie geküßt! Und wa» weiter, lieber Onket?" „Genügt Dir da» nicht? .Unter Kollegen, mein Onkel!" „Ja, unter Kollegen, Herr Henkel au» Militsch." „Sind Sie der Kollege meine» Neffen auf dem Gericht oder auch in seinem Hause?" „Natürlich, auch in seinem Hause." „Wa—a«!" stieß der Onkel Gotthold verblüfft ob der edlen Dreistigkeit hervor. „Und da» läßt Du Dir bieten. Dazu ver magst Du zu schweigen — mein Neffe! Wirf ihn hinaus! Wirf ihn hinaus!" sage ich Dir. „Ich werde Dir helfen." „Keine Brutalität, Onkel! Adalbert ergriff Schindler» Hand und bat ihn mit vcr- ständnißinnigen Blick. Er sagte leise: „Geduld, lieber Freund, und grolle dem alten Herrn nicht. Er weiß ja doch nicht —" In seiner Erregung hatte Adalbert jedoch nicht so leise ge sprochen, daß Onkel Henkels scharfe» Ohr nicht seine Worte vernahm. „Wa» weiß ich nicht?" rief er. .Du weißt nicht« von den Sitten der Großstadt, lieber Onkel." „Nette Sitten — fürwahr!" „Jndeß einmal Sitten, Herr Henkel." Adalbert drückte Max Schindler von Neuem die Hand. „Du bist mein Freund, Max. Wie soll ich Dir je Deine Standhaftigkeit danken?" „Allmächtiger im Himmel!" ries Gotthold Henkel. „Dem Räuber seiner Ehre auch noch zu danken! Ist die Menschheit so schamlos hier in Berlin? Dann will ich auch nicht eine einzige Nacht lang in diesem modernen Gomorrha verweilen. Gertrude! Komm'! Entfernen wir un» au» diesem Hau«! Er eilte an die Thür, hinter der sich Frau Rosa mit seiner Verwandten cingeschlossen. Er klopfte. „Gertrude," rief er. „Komm heraus. Wir sind in diesem Hause nickt» nütze. Hier herrschen Großstadtsitten und wir sind Bauern. E» geht heute Abend noch ein Zug nach unserem Bade. Komm, zieh Dich an, wir wollen nach unserem Hotel zurück fahren. Wenn wir un» beeilen, kommen wir noch zu dem Nacht zug zurecht. Wir wollen Berlin noch heute Abend verlassen. Ich will von Berlin mein lcbenlang nicht« mehr hören. Mein Lebtag werde ich Berlin nicht vergessen." Gertruv Schmollinz trat Arm in Arm mit Frau Rosa au« dem Zimmer hcrau«. Frau Rosa lächelte leicht verlegen, Gertrud aber strahlte. „Können Sie nicht verzeihen, lieber Onkel?" sagte sie. .Mag auch Adalbert nicht zu vertheidigen sein, indcß ist er nicht zu begreifen. Ich habe Alle» — ja lieber Onkel, ich habe Alle» von Frau Rosa gehört." »Wa» hast Du gehört." .Wa» haben Sie ihr gesagt, gnädige Frau? Sind Sic au» der Rolle gefallen?" .Konnte ich ander«, wenn auch Ihr draußen die Komödie ausgeben mußtet?" „Wer sagt, daß wir draußen die Komödie aufgabcn. Wir gaben sie nicht aus. Wir haben keine Theaterschulc besucht, indessen, wir haben un« dennoch al« bessere Schauspieler er wiesen." »Dann wissen Sie doch nicht Alle«, Onkel Henkel," begann Gertrud Schmolling. „Ich weiß genug," rief der Alte. »Ich weiß mehr al« ge nug, um keine Minute länger in diesem infamen Hause zu weilen. Beeile Dich, mir nach unserem Gasthofe zu folgen." Adalbert fuhr in seinen Paletot. Er konnte seinen Onkel nicht allein sortgehcn lassen. Gotthold Henkel bat ihn jedoch mit schneidender Stimme, sich seinetwegen nicht zu bemühen. (Schluß folgt.) Ht«»desamrril-e Zlachrichten »»» Hchöuheide vom 24. bi- mit 30. Mär- 1901. Gtburtsfälle: 98) Dem Schleifer Ernst Wilhelm Walther hier 1 T. 99) Dem Reserve-Lokomotivftihrer Richard Bruno Weber hier 1 S. 100) Dem Hilfsweichensteller Emil Kleider hier 1 S. 101) Dem Zimmermann Fran- Friedrich Firkel hier 1 T. 102) Dem Former Hermann Rudolph Tuchscherer hier 1 T. 103) Dem Bürstenfabrikarbeiter Karl Edmund Zimmermann hier I S. 104) Dem Eisengießer Hermann OSwin Fach- hier 1 T. Aufgebote: >». hiesige: 16) Der Holzschleifereiarbeiter Albert Max Baumann hier mit der Bürstenfabrikarbeiterin Clara Olga Weiß hier. 17) Der Maschinenschlosser Alfred Hugo Grommann hier mit der WirthschaftS« gehilfin Anna Marie Huster hier. 18) Der Kaufmann Franz August Leo« pold Gottfried Triebel hier, ein Wittwer, mit der Alma Emilie Neubert hier. d. auswärtige: 5) Der Kaufmann Johann Karl Pnrrucker in Falken stein i. B. mit der Haustochter Auguste Therese Bretschneider hier. Eheschließungen: Vacat. Sterdefälle: 44) Anna Selma, T. des Bürstenfabrikarbeiters Carl Gustav Röder hier, 10 M. 46) Fneda Helene, T. deS HandelSmannS Karl Friedrich Schott hier, 10 T. 46) Martha Elsa, T. deS Eisenbahnstrecken arbeiters Hermann OSkar Matthe- hier, 10 M. 47) HanS Emil, S. des Hilfsweichenstellers Emil Kleider hier, 1 T. 48) PriSka Gertrud, T. des Reserve-Lokomotivführers Ernst Emil Loße hier, 5 M. 49) Die Bürsten macherSehefrau Auguste Amalie Meinhvld geb. Ebert hier, 33 I. Mche»»achricht« aus Schönheide. Gründonnerstag, den 4. April I90l. Vorm. 9 Uhr: Gotte«dicnst in Verbindung mii der Feier de» heil. Abendmahl«. Herr Diakonu» Wolf. Charfreitag, den 5. April 1901. Vor«. 9 Uhr: Gottesdienst mil Predigt. Herr Pfarrer Hartenstein. Nachm. 9 Uhr: Liturg. Gottesdienst in Verbindung mit der Feier de» heil. Abendmahl». Herr Diakonu« Wolf. Anmeld ungen hierzu wolle man nach dem VormiltagSgotteSdicnst in der PsarramiSexpedition bewirken. Kirchmnachrichteu von Kundshühek. Mittwoch, den 3. April 1901. Vorm. 10 Uhr: Privatbeichtc der Katechumenen. Gründonnerstag, den 4. April 1901. Vorm. 9 Uhr: Beichte und heil. Abendmahl. Charfreitag, den 5. April 1901. Vorm. 8 Uhr: Beichte und heil. Abendmahl. 9 Uhr: Pre- digtgotteSeienst. Nachm. 9 Uhr: Liturg. PassionSfcicr «khtmaitztr Marktpreis« am 30. März 1901. - — P, big j, MI. 4» Pf. pro tin Kilo Weizen, fremde Sorten » Mk. - sächsischer Koggen, niederl., sächs. - preußischer - hiesiger - fremder Braugerste, fremde - sächsische Futtergerst« Hafer, sächsischer, - preußischer, Kocherbsen Mahl- u. Futtercrbsen Heu Stroh (Flegeldrusch) - (Maschinendrusch) Kartoffeln Butter 8 10 ' 8 » 40 , , » 7 60 « , 7 » 75 » » « 7 «o . - 7 p 5 s » e 7 30 » , 7 » xzO » » » 7 65 , » 7 » 80 « » » 8 50 « , 9 » 50 « » « 7 75 » » 8 p 25 »»» 6 50 , , 7 » 75 » , » 7 50 , , 7 » 80 » » » — —- L « — » —— M « « u 50 « . N « —— L a « 8 — » , 8 » 25 « « « 3 80 , . 4 , — , - , 3 50 , . 3 » 60 « » » r 60 « , 3 « — « « « 2 50 » . 2 » 60 » » » 2 40 . 2 « 70 . ,1 8-^ 8^8 Z xü Hleueste Nachrichten. (Wolff'S lelegraphische» Bureau.) — Zwickau, 31. März. Gestern Nachmittag spielte der 11 Jahre alte Schulknabe Richter mit einigen Gewehrpatroncn, welche er in die Mulde werfen sollte. Dabei explodirte eine der Patronen und vcrletz'c den Knaben sehr schwer. ES wurde ihm die rechte Hand abgerissen, die linke Hand verstümmelt, Kops und Unterleib verletz«. Ein zweiter, vabeistehender Schulknabe kam mit leichteren Verletzungen davon. — Berlin, 31. März. Se. Majestät der Kaiser em pfing heute Mittag das Präsidium des Herrenhauses. Im Namen de« Hause» sprach Vicepräsidem v. Manteuffel dem Kaiser seine Glückwünsche au» zur Errettung au» Lebensgefahr. Der Kaiser bat das Präsidium, dem Herrenhause für die Glück wünsche zu danken und führte, wie ein parlamentarischer Bericht erstatter meldet, ungcsähr Folgendes au»: Er h«be seine Sinnes art infolge de« Bremer Vorfälle« nicht geändert; er stehe in Gottes Hand, verfolge sein Ziel unentwegt und werde für da» Wohl de« Vaterlandes nach seinen Kräften weiterwirkcn. — Berlin, 31. März. Wie die Morgenblättcr melden, fand gestern in der Philharmonie, wie alljährlich, ein zahlreich besuchter BiSmarck-Co mm er« statt, bei welchem der Reich»tag»abgeordnetc Hieber-Stuttgart die Festrede hielt. — Berlin, 31. März. Der Portier Zumkeller wurde wegen Erpressung, welche er an dem verstorbenen Polizei direktor von Mcerschcidt-Hüllcsem kurz vor dessen Tode verübte, zu zwei Jahren Gesängniß und fünf Jahre Ehr verlust verurthcilt. (Berl. Morgenbl.) — Frankfurt a. M., 30. März. Der Direktor der Ak tiengesellschaft für Mühlenbetrieb in Neustadt a. d. Hardt, Jacob Gerson, ist, nachdem er sich Unterschlagungen und Wech selsälschungcn hat zu Schulden kommen lassen, nach Amerika ent flohen. Bisher wurde ein Fehlbetrag von 106,000 M. fest gestellt. (Kleine» Journal.) — Lüneburg, 30. März. Frau Rittmeister von Tun geln, eine Tochter Heinrich v. TreitschkeS, tödtcte Mittag» in Abwesenheit ihres Gemahls in einem Anfalle von Schwer- muth ihre drei kleinen Mädchen im Alter von 3, 5 und 7 Jahren mittelst Gift und nahm dann selbst Gift, dürfte aber wieder genesen. (Berliner Morgenblättcr.) — Petersburg, 30 März. Die Petersburger Gerichts kammer verurtheiltc heute den Kleinbürger Karpowitsch wegen vorsätzlicher Ermordung de» UnterrichtSministcr» Bogoliepow zu 20 Jahren Zwangsarbeit und dem Verlust aller Rechte. — Petersburg, 31. März. (Privattelegramm). Dem früheren Kommandanten der Chailarcr Truppen - Abtheilung, General v. Orlow, wurde vom Kaiser ein Verweis crtheili, weil er einen ihm nach der Einnahme von Tsitsikar im Septbr. ». I. ertheilten Auftrag zur Errichtung einer Etappenlinie Tsi- tstkar-Chailar nicht auSgesührt, sich vielmehr der Kavallerieabtheil- ung de« General» v. Rcnnenkamps in der Richtung nach Girin hin angcschlossen hatte. — London, 1. April. „Standard" meldet au» Shang hai vom 31. März: Wie au» Tokio berichtet wird, gab die russische Regierung der japanischen die Versicherung, da» Mand - schureiabkommen könne nicht zum Schaden Japan» wir ken. ES enthalte nicht», wa» darauf berechnet sei, die Interessen de« Kaiser» von Japan wesentlich zu beeinflussen. — New-Dork, 31. März. Nach einer telegraphischen Meldung de» Admiral« Remeh au« Cavite brach an Bord de»Krieg«schisfe» „Teterl" Feuer au«, wobei der Kommandant de« Schiffe» durch Ersticken den Tod sand. Der entstandene Materialschaden ist unbedeutend. — Kapstadt, 31. März. (Meldung de» „Reuterschen Bureau«.") General French setzt seine Operationen im Osten von Tran«vaal fort. In verschiedenen Scharmützeln wurden 17 Buren getödtet und verwundet, 57 gefangen genommen und 93 ergaben sich. Die Buren brachten zwei Eisenbahnzüge zum Ent gleisen, wurden jedoch bet dem Versuch, die Züge zu plündern, mit einem Verlust von 6 Tobten und 1 Verwundeten zurück- geschlagen. — Kapstadt, 31. März. (Meldung de« „Reuterschen Bureau«".) Weitere 12 Personen, darunter 4 Europäer, sind an der Pe ft erkrankt. — Accra, 31. März. (Meldung de» „Reuterschen Bu reau«.") 120 Soldaten gingen nach Cape Coast ab, infolge einer Meuterei von 300 Mann de« westasrikanischen Regi ment», welche au« Kumassi ankamen, wo sie desertirlen. Die Geschäfte in Cape Coast sind geschloffen, weil man eine Plünder ung befürchtet.