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Amts- M AWWblutt für deu Abonnement vierlelj. 1 M. 20 Pf. einschlictzl. des „Jllustr. Untcrhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. ötjilk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. IN»» «« Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hanncbohn in Eibenstock. ' 48. Jahrgang. — - Donnerstag, den 6. Juni Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Bürstcnsabrikantcu k'«»I 8»»>e in Schönheide ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlutzverzeichnitz der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht vcrwcrthbaren Ver- mögensstücke der Schlußtermin aus den 4. Inti 190l, Wormittag 11 Ayr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Eibenstock, den 31. Mai 1901. Der Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Bekanntmachung. Diejenigen unbemittelten Einwohner hiesiger Stadl, welche die Erlaubnitz ziem Leseholzsammeln in den Staatsforftrebicren Ancrsberg und Eibenstock für nächstes Jahr nachsuchen wollen, werden hiermit aufgefordert, sich längstens bis zum 22. Juni 1901 in unserer Ralhsregistratur zu melden. Später eingehende Gesuche finde« keine Berücksichtig»»««. Im Uebrigen wird bemerkt, daß nur bedürftige und unbescholtene Personen Leseholzscheine erhalten können. Eibenstock, am 21. Mai 1901. Der Rath der Stadt. Hesse. Lpm. Hröeiterunruyen in Aukland. Da« Gespenst der .sozialen Frage" zieht immer weitere Gebiete in seinen Bannkreis und verschont selbst Rußland nicht, wo keine Arbcitervercinigungen größeren Stils existiren und die Staatsgewalt eine starke Verkörperung in Militär und Polizei besitzt. Gerade aber au« diesen Gründen zeigen die Arbciterun- ruhcn in Rußland ein wesentlich ernsteres Aussehen, als in den westlichen Kulturstaaten. Erst seit Aufhebung der Leibeigenschaft (1863) fand die Industrie in Rußlaad größeren Eingang. Da« hochherzige Werk Alexander« de« Zweiten mußte unvollendet bleiben, weil e« nicht in der selbstherrlichen Macht de« Zaren lag, die freigewordenen Landbewohner mit soviel Ackerland auSzustattcn, al« sic zu ihrer nolhwendigsten Existenz brauchten. Dadurch aber wurde im Wesen der Leibeigenschaft wenig geändert; nur der Name wurde abgeichafft; die sonstigen Aenderungen aber waren keine Wohl- that für da« Volk, dem mit einem Male die Sorge sowohl um das tägliche Brot, wie auch die Fürsorge für Zeiten der Mißernten, Arbeitslosigkeit, Krankheit und da« Alter zufiel. Dafür hatten bisher die Grundherren sorgen müssen und halten e« schlecht und recht gclhan. Die Aufhebung der Leibeigenschaft zerschnitt die patriarchalischen Bande und damit begann die Zeit der HungerSnöthe, die man früher trotz weit geringerer Verkehrs mittel in solcher Ausdehnung und Häufigkeit nicht gekannt hatte. So ist ein ländliche« Proletariat entstanden, da« aus den GutS- hören um kargen Tagelohn Arbeit verrichtet. Bei dem Massenangebot von ArbeitSkrast und dem Mangel jeglicher Organisation war an eine Lohnaufbesserung nicht zu denken, wenngleich naturgemäß in den letzten 28 Jahren auch in Rußland die Preise der Lebens mittel ziemlich stark angezogen haben. Nun haben zwar in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Hände in den neuentstandenen Fabriken deS Lande« Beschäftigung ge funden; aber an die Fabrik kann sich der rufsischc Arbeiter nur schwer gewöhnen. In der ersten Zeit besaßen sic auch nicht die genügende Geschicklichkeit und Handfertigkeit; die ersten und bes seren Stellen in den Fabriken sind heute noch mit Ausländern, namentlich Deutschen, besetzt. Die russische Regierung hat sich redliche Mühe gegeben, die Arbeit«verhältnisse von StaatSwegcn zu verbessern. Im Jahre 1882 brachte der damalige Finanz minister Bunge da« Verbot der Arbeit von Kindern durch; ebenso ein Gesetz, da« die Nachtarbeit der Frauen und jugend lichen Personen einschräukte. 1886 wurde regierungsseitig sogar der Versuch gemacht, die Arbeitsbedingungen und die Löhne einer gesetzlichen Regelung zu unterziehen und 1897 wurde ein Maxi- malarbeit«tag für alle Arbeiter festgesetzt. Allerdings: die wohl meinenden Absichten sind meisten« auf dem Papier stehen ge blieben, denn .Rußland ist groß und der Zar ist weit." Kein Land der Welt kann sich den Gesetzen de» Weltmärkte» entziehen. Auch in Rußland folgen nach guten Jahren schlechte, in denen der Arbeitslohn naturgemäß sinkt. Aber den russischen Arbeitern sehlt jene soziale Einsicht, die dem besonneneren Arbei ter der westlichen Kulturländer eigen ist; der russische Arbeiter ist meist unwissend, de« Lesen« und Schreiben« unkundig, dem SchnapSteusel mir Haut und Haar ergeben und damit einer von außen kommenden Verhetzung leicht zugängig. Da ihnen zudem politisch die Möglichkeit nicht gegeben ist, sich in öffent lichen Versammlungen zu besprechen, sich ausklären zu lassen und dann gemeinsam handeln zu können, sc kommen sie bei Arbeits stockungen in ihrer Lage schnell zurück und greisen in ihrer Ver zweiflung zu Gewaltmaßregeln, die sich meisten« oder doch sehr häufig gegen die Fabriken und Maschinen richten. Da ist e« denn unausbleiblich, daß .die Flinte schießt und der Säbel haut." Aber man predige mal einer blöden Menge Vernunft, die von dem Schreckgespenst de« langsamen Hungertode« bedroht ist und da« Todtgeschossinwerden nicht für da« Schlimmste hält. Ein verzweifelte« Element bei den Arbliterunruhen in Ruß land ist da« unter den Arbeitern sehr zahlreiche jüdische Prole tariat. Ta den Juden in Rußland der Aufenthalt auf dem Lande untersagt ist, sc finden sich die jüdischen Arbeiter auf wenige Bezirke in den westlichen Städten zusammengedrängt. Ist in den Städten genügend Arbeitsgelegenheit, so empfinden sie da« Drückende ihrer Aufenthaltsbeschränkung weniger; mangelt e« aber an Arbeit und sie sehen ihre christlichen Mitarbeiter aus« Land ziehen und dort Arbeit suchen, während ihnen diese Mög lichkeit versagt ist, so keimt in ihren Kreisen am ehesten der Groll und die Unzufriedenheit und io finden sich denn bei den rusfiichen Arbciterunruhen überall die Juden in der ersten Reihe. Man ersieht au« allen diesen Verhältnissen und Umständen, daß da« Regieren in Rußland selbst bei den besten Absichten de« Zaren und seiner Rathgeber durchaus keine leichte Sache ist. Die »Ruhe und Stille der großen Massen," auf die der Zar Nikolaus 1. einst so stolz hinwie«, ist in ihr Gegcntheil umge- schlagen; Erbitterung und Erregung ist an ihre Stelle getreten und die soziale Frage klopft auch an die Thore de« „heiligen Rußland" mit ehernem Finger. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Königin Wilhclmina von Holland und ihr Gemahl haben den Hof de« deutschen Kaiser paare» wieder verlassen. Kaiser Wilhelm hak dem Prinzen Heinrich der Niederlande den Schwarzen Adlerorden, der Königin Wilhclmina den Luisenorden verliehen. — Berlin, 4. Juni. Die .Nordd. Allg. Zig." schreibt: Nachdem die zwischen den Mächten und China geführten Ver handlungen in den Hauptpunkten zu einem grundsätzlichen Ab schluß gediehen sind, ist die im Juli vorigen Jahres eingcsührte Ueberwachung deS telegraphischen Verkehr« der hiesigen chine sischen Gesandtschaft aufgehoben worren. — Die Beisetzung der sterblichen Hülle de« Ober präsidenten Grafen Wilhelm Bismarck hat Montag Vor mittag 11 Uhr in Varzin stattgefunden. Die einfach schlichte Feier war von schönem Wetter begünstigt. Fürst Bismarck und die Verwandten waren anwesend, als Vertreter Sr. Majestät des Kaisers war Generaladjutant Generalleutnant von Kessel er schienen, ferner der Minister des Innern Frhr. von Hammerstein, der zugleich im Auftrage de» Reichskanzler« Grafen Bülow einen Kranz am Sarge niederlegte. Außerdem waren vertreten: die Provinz Ostpreußen durch ihren Provinzialdirektor und den Landeshauptmann, die Königsberger AlbertuS-Universität durch eine Deputation, ebenso das l. Gardedragoner-Regiment, in ressen Reihen Graf Bismarck den Feldzug von 1870,71, nament lich die Attacke von Mars la Tour mitgcmacht halte, und dem er al« Major L in snito der Armee angchörtc, ebenso hatte da« Blücherschc Husarcn-Regiment in Stolp eine Abordnung ent sandt. Den offiziellen Abordnungen schloß sich ein großer Kreis von Freunden und persönlichen Bekannten an. Die Beisetzung erfolgte vorläufig in dem Gartenhauie, da« im Jahre 1894 die sterbliche Hülle seiner Mutter, der Fürstin Johanna Bismarck, aufnahm. Die Erbauung eine« Mausoleum« ist vorgesehen. — Anläßlich der ihm über den Saatenstand in den öst lichen Provinzen Preußens zugegangcnen bedrohlichen Nachrichten hat der Ministerpräsident Graf von Bülow die Mi nister de« Innern, der Finanzen und für Landwirthschaft ersucht, alsbald eine gemeinsame Bereisung der gefährdeten Bezirke vor zunehmen. — Belgien. Der Uebergang der Kongostaate« auf den Staat Belgien kann jetzt al» unmittelbar bevorstehend betrachtet werden, nachdem der ehemalige Präsident de« Ministe rium« und der Kammer, Bernaert, einen bezüglichen Antrag in der Repräsentantcnkammer cingebracht hat. Eine tiefgehende Agitation der belgischen Presse hat diese Frage in der Oeffent- lichkeit bearbeitet und ihr einen Boden bereitet. Der Plan, der volle zehn Jahre gebraucht hat, um reis zu werden, ist auch hin sichtlich der Zeit, in der er zur Ausführung kommen soll, beachten»- werth und von weitgehender Bedeutung. Belgien übernimmt eine große afrikanische Kolonie in dem Augenblick, in welchem England mit seiner ganzen Landmacht gebunden in Südafrika fcstliegt, ohne auch nur vermuthen zu können, wann c» die Frei heit seiner Bewegungen wieder erhält. Die Gesammtlage der europäischen Kolonialstaatcn in Bezug auf ihre afrikanischen Ko lonien hat sich von Grund au» verändert. Bor zwei Jahren war nicht nur die britische Regierung, sondern auch viele andere, überzeugt, daß e» nur eine» ernstlichen Griffe« bedürfe, um ganz Südafrika zu unterwerfen und so die britische Herrschaft über Afrika selbst hcrzuftellen. Diese Aursich' ist jetzt verschwunden. Großbritannien muß entweder seinen unterschätzten Gegnern die Unabhängigkeit zugestehen oder e» sieh! einem jahrelang dauernden Kampfe entgegen, der seine eigenen Kräfte noch mehr -usreidt, al» e« schon geschehen ist. Dadurch wird die Lage aller an die englischen Besitzungen angrenzenden Kolonien eine gesichertere und festere. Zunächst kommen hierbei in Betracht: Deutjch-Südwest- Afrika und die portugiesischen Provinzen Mosambik und Angola, weiterhin der Kongoftaat und Deutjch-Ostafrika. Mil der An cignung de» KongostaalcS thut jetzt Belgien einen Schritt, durch den die Kolonie in ein feste» staatsrechtliche» Verhältniß auch gegenüber den europäischen Mächten gelangt. Der Kongostaat ist vor allen anderen Kolonien im tropischen Afrika zu einem werthvollen Besitze geworden, dessen hohe Erträgnisse sich fort dauernd steigern. Diesen reichen Besitz hat man vem weiten Blicke de« König» zu danke», und e» wird in beachtenSwerthcn Kreisen ganz ernstlich darüber »erhandelt, welche Entschädigung dem König Leopold dafür zu gewähren sei. — England. Eine schwere Meuterei, die allerdings im englischen Heere nicht zu den Seltenheiten gehören, ist in dem Truppenlager von Shorncliffe am sonntag auSge- brochen. Er kam zwischen den Aufrührern und der Wache, die den Befehl hatte, die Ordnung wieder herzustellen, zu einem Zu sammenstoß. Die meuternden Soldaten gaben auf die Wache mehrere scharfe Schüsse ab und widersetzten sich dann mit auf gepflanztem Bajonet ihrer Verhaftung. Zwei Mann von der Wache erlitten durch Bajonctslichc erhebliche Verwundungen. Zehn Dublin-Füsiliere wurden in Haft genommen. — China. „Wolffs Telegr. Bureau" meldet au« Tient sin, 2. Juni: In der letzten Nacht kam es in der hiesigen etwa« berüchtigten Takustraße zu einem Zusammenstoß zwischen englischen Polizeisoldaten und französischen Soldaten. Die letzteren griffen mit dem Bajonet und Steinwürscn die Engländer an, welche darauf Feuer gaben. Die Engländer erhielten pflichtmäßige Un terstützung von der deutschen Polizei. Nachdem den Franzosen japanische und, wie c» heißt, auch einzelne deutsche Soldaten zu Hilfe kamen, entwickelte sich ein Krawall, wobei angeblich ein Franzose getödtet und etwa 10 Seidenen verwundet wurden. Detail« fehlen vorläufig noch. Auch die japanische Polizeistation wurde angegriffen. — Peking, 3. Juni. Generalfeldmarschall Graf Wal de r s c e ist heute von hier abgereist. Die Abreise gab den Anlaß zu einer großen Parade der hier liegenden Truppen der verbündeten Mächte. Die Artillerie seuerle Salut, die Musik korp» spielten und dar ganze diplomatische Korps war zur Ver abschiedung von dem Felvmarschall auf dem Bahnhöfe anwesend. Oberleutnant v. Rauch verbleibt noch hier, um seiner Zeit den Prinzen Tsching nach Berlin zu begleiten, wo dieser da« Be dauern de- Kaiser» von China über die Ermordung de» deutschen Gesandten au-sprechcn soll. Gras Waldersce begiebt sich über Taku nach Kobe. Die Gesandten erörtern gegenwärtig die Frage, wieviel Jahre Frist China zur Bezahlung der Entschädigung« summe an die Mächte zu bewilligen sind. — Tientsin, 3. Juni. Wegen der Untersuchung über den gemeldeten Vorfall in der Taku-Straße hat der Feldmarschall Graf Waldersce die Abreise von hier verschoben. — Die Unterhaltung von Garnisonen für die Peking mit der See verbindenden Stationen wird Deutschland, England und Frankreich allein zufallen, da Rußland die Theiinahme an den Beralhungen der militärischen Behörden über diese Frage abgelehnt hat. Auch Amerika hat sich ge weigert, seine Truppen anzuweifen, diesen Dienst zu übernehmen. — Südafrika. Nach einer Drahtmcldung au« London berichtet Lord Kitchener, e« habe sich nunmehr herau»gestclll, daß in dem Gefecht bei Blakfontein am 29. Mai noch zwei Offiziere getödtet seien. Einer Werve vermißt. Vielleicht stellt sich nachträglich auch hcrau«, daß die Angabe de« englischen Verluste« an Mannschaften, von denen 174 al« „Todle und Verwundete" gemeldet wurden, ebenfalls hinter der Wirklichkeit zurückblieb. — Ein vom 30. Mai au« Pretoria datirte« Tele gramm meldet, daß ein britischer Proviantzug, bei dem sich viele Burenfrauen und -Kinder befanden, am Sonnabend aus dem Wege von Bethel nach Standerton angegriffen wurde. Die Buren, die den Angriff mit großer Energie au« führten, waren ziemlich zahlreich und standen unter dem Kom mando Viljoen« und Spruyt«. Die britische E«korte bestand au« 700 Mann von den Rohal Munster Füsilier» und der Somerset Light Jnsantrh, sowie 150 Mann berittener Infanterie; ferner einigen Leuten von den Imperial Bushmen und den 10. und 12. Husaren ; endlich hatten sie zwei Frldartillerie-Geschütze bei sich. Die Buren griffen den Transport mit großer Gewalt an und kamen, offenbar in der Hoffnung, die britischen Geschütze erbeuten zu können, wiederholt bi« aus 50 Schritte heran. Der Kamps mit der britischen Arrii-r» Garde bauen» dann noch zwei