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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 04.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190106046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010604
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-06
- Tag 1901-06-04
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Monat
1901-06
-
Jahr
1901
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da» Wort zu ergreifen, währe»» er von den früheren, für die Engländer ungünstigen Gefechten kein Sterben«wörtlein Hal ver lauten lasten. Socalr und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Schon wieder wurden die Bewohner unsere» Orte» durch Feuerlärm au» dem Schlafe geweckt. Am Sonntag früh gegen 3 Uhr brannte da» der Gemeinde gehörige, früher R o senh au er'sche Hau» vollständig ab. Zur Zeit war dasselbe unbewohnt, sollte aber in Kürze von einem Kürschner al« Miether bezogen werden. — Trotz der unbeständigen Witterung »ar der Besuch auf dem Kuhberg in der Pfingstwoche ein be friedigender. Circa 1500 Erwachsene und 500 Kinder genossen die Aussicht vom Thurme. Da» Loncert am l. Pfingstfeiertag war gleichsall» gut besucht. — Schönheide. Sonntag Abend ' ,10 Uhr wurde unsere Feuerwehr abermal» alarmiert. E« brannte da« Kesselhaus der Bürstensabrik von Ed. Flemming L Eo. nieder. Zn demselben standen 2 Dampfmaschinen und mehrere elektrische Motore, welche theilweise vernichtet sind. Für die Arbeiter ist natürlich ein großer Nachtheil. Bermuthlich ist Blitzstrahl die Ursache. In einem gegenüberliegenden Hause harte der Blitz, ohne zu zünden, eingeschlagen. — Schönheide. Unsere wackere Feuerwehr faß noch bei einem stärkenden Trünke, da ertönte Montag früh nochmals Fcuersignal. Das im Hinteren OrtStheile bei der Flemming'- schen Fabrik gelegene HauS de« Viehhändler« Klötzer stand in Flammen. Darin betrieb noch der Sohn die Fleischerei. Da« Feuer dehnte sich auch aus die beiden Nachbarhäuser, dem Tischler Möckcl und der Wiltwe Günthel gehörig, au«. Ersterer hat versichert. In dem Hause der Wittwe waren nur böhmische Maurer im O.uartier. Die Gebäude hatten weiche Dachung und waren einstöckig. Man nimmr an, daß Funken de« vorangegangencn Brande« die Ursache sind. — Schönheiderhammer. Am Sonnabend beging der Eiscnhüttenwerksbesitzer, Landtagsabgeordneter, Ehrenritter de« Johannitterorden« und Mitglied der VandeSsynede Herr Edler Han« v. Quersurth mit feiner Gemahlin Emma v. Quersurth da« Fest der silbernen Hoch zeit. Die Bewohner unsere» Orte« halten es sich nicht nehmen lassen, dem werthgeschätzten Jubelpaare ihre Freude zu bezeugen. Ist doch da» Aufblühen unsere« Orte« mit dem Namen Quersurth eng verbunden, giebt doch da« hiesige Eisen hammerwerk vielen Arbeitern, auch solchen von Len Nachbarorten Arbeit und Brot. Desgleichen hat der Name Quersurth einen guten Klang Lurch die segensreiche Wirksamkeit seiner Träger auf dem Gebiete der inneren Mission. Hilfsbedürftige, Noth- leidende. Arme und Kranke wissen ein beredte« Zeugniß davon abzutegen. Am Vorabende fand ein solenner d'ampwn- und Fackel zug statt. Daran betheiliglen sich sämmtliche Vereine, die Be amten und Arbeiter. Der ansehnliche Zug, in welchem auch 3 Transparent« mit dem Hüttenzcichen, Familienwappen und »Hoch dem Jubelpaar", sowie die au« bunten Lämpchen gebildeten Buch staben II und I! und die Zahl 2b getragen wurden, bewegte sich nach dem Bahnhof, der Mulde entlang vor das Herrenhaus. Die Familie nebst Verwandten hatten auf der Freitreppe Platz genommen, um die Huldigung entgegen zu nehmen. Der Ge sangverein „Arion" trug den „Begrüßungsgesang für ein Braut paar" von Ruland Ahßlinger, „Nur im Herzen" von P. Merkel und „Da« treue deutsche Herz" von Otto vor. Der Bureauchef de« Hammerwerks Herr Kunsch begrüßte da- Jubelpaar im Namen der Vereine, Beamten und Arbeiter, beglückwünschte das selbe und brachte ein 3sache» Hoch aus. Mit Hilfe der Namens zeichen und der Zahl 2b bildete der Turnverein ein wohlge- lungenc» Gruppenbild. Im Namen seiner Familie dankte der Jubilar mit bewegten Worten für die ihm dargebrachte Ovation, betonte dar innige Verhältniß zwischen seiner Familie und den Bewohnern, resp. der Arbeiterschaft und versprach, auch fernerhin seine Kräfte zum Wohle de» Werk«, des Orte«, der Nachbarorte und de« Bezirk« einzusetzen. Dann bewegte sich der Zug nach der Villa de« Herrn Horst Edler v. Quersurth und zurück nach Hendel» Hotel. Der Garten war großartig illuminirt. Die Namenszüge und die Zahl 2b waren gleichfalls, aber durch elek trische bunte Flammen dargestellt. Ein imposante« Feuerwerk bildete an dem herrlichen Abend den Schluß. Am eigentlichen Festtage früh brachten der Gemeinderath sowie Deputationen der verschiedenen Korporationen ihre Glückwünsche dar. Die Beamten überreichten einen kostbaren Tafelaufsatz, die Arbeiterschaft silberne Brotkörbe. Nachmittag« war im Saale de« Hendcl'schen Hotel- Festtafel, zu welcher ein auserlesener Kreis von Gästen Einladung erhallen hatte. ES waren 7b Gedecke. Der Saal prangte im festlichen Schmuck und im Hintergründe war eine Theaterbühne errichtet. Bon allen Seiten waren eine beträchtliche Anzahl Gratulationen, Telegramme und zum großen Theil sehr kostbare Geschenke eingegangcn. Erwähnen wollen wir noch, daß vor Empfang der Deputationen durch Schwager« Hand die nochmalige Einsegnung erfolgte. Möge dem Jubelpaar auch da« goldene Fest beschicken sein. — Dresden, I. Juni. Da» ehrengerichtliche Verfahren gegen den Hauptmann im königl. sächs. Jägerbataillon Nr. 13, Freiherrn Horst von Beust, der mit der Ehefrau de» Dresdner Arzte» I)r. Schaumann intimen Verkehr gepflogen und sich de« Mißbrauch« der Dienstgcwalt, der versuchten Nöthigung unter Mißbrauch der Dienstgewalt und der Freiheitsberaubung schuldig gemacht hatte, scheint noch nicht beendet oder zu dessen Gunsten ausgefallen zu sein, und auch die vom Kriegsgericht der 3. Division Nr. 32 über ihn verhängte Gefängnisstrafe von drei Monaten drei Wochen scheint der Offizier noch nicht angetreten zu haben, denn am gestrigen Freitag Vormittag konnte man ihn in voller Uniform in den Straßen Dresden» erblicken. E» wäre sehr wünschenSwerth, wenn da« Verfahren in dem unliebsamen Falle etwas beschleunigt würde, denn weder der öffentlichen Moral noch dem Ansehen unserer Armee können au» dem jetzigen Zustande Vortheilc erwachsen, sondern e» werden sich daraus Urtheilc bilden, die im Interesse de» allgemeinen RechtSbewußt- sein» sehr zu bedauern sind. Es darf nur ein Recht geben und diese« muß für alle gleich sein. — Dresden. Gutem Vernehmen nach steht in der Familie Sr. Königl. Hoheit de» Prinzen Friedrich August abermal» ein freudige« Familienereigniß bevor. Die» dürfte auch die Erklärung dafür bilden, daß sich Ihre K. Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August den letztwintcrlichen Hoffestlich, keilen fernhielt und auch zur Zeil der Oeffentlichkelt fast gänzlich fern bleibt. — Bockwa, 31. Mai. Die »ogtländischen Geldmännel tauchen trotz de» scharfen ArzuSaugeS der Polizei immer wieder auf. So versuchte in einer hiesigen Wirthlckaft ein Fremder falsche« Papiergeld gegen echte« Geld an den Mann zu bringen. Einem in der Restauration anwesenden Zwickauer Fleischer bot da» Geldmännel einen falschen 500 Mark Schein gegen Zahlung von 20 Mark an. Der Fleischer war zedoch nicht auf den Kopf gefallen, hielt den Schwindler fest uno übergab ihn »er Polizei, welche denn auch noch «ehr „Blüthen" bei dem „Fabrikanten" fand. Derselbe wurde der Staatsanwaltschaft Zwickau in Be handlung gegeben. Er nannte sich Hofmann, will Maurer sein, gebürtig au« Taltitz i. B. — Schwarzenberg, 31. Mai. Heute morgen gegen 3 Uhr brannte in Antonlthal die Leistenfabrik von Weidenmüller gänzlich nieder. Der rasch eingreifenden Feuerwehr gelang e» nur, da« Wohnhau« zu retten. Ueber die Entstehung de« Bran de« ist bi« jetzt noch nicht« bekannt. — Auerbach, I. Juni. Bekanntlich war in der letzten Sitzung de« Stadtralhe« Herr Stadlrach Albert Petzoldt aber mal« zum stellvertretenden Bürgermeister gewählt worden. Jetzt ist nun hieraus demselben Folgende« zugestellt worden: „In Nach- gehung einer beute hier eingegangenen Verordnung der Königl. Krei-Hauptmannschast Zwickau auf sein, unterm 13. Mai an dieselbe gerichtete« Gesuch um Bezeichnung derjenigen, der gegen wärtig al« Stellvertreter de« Bürgermeister« zu Auerbach zu gelten hat, v. h. g. zu bescheiden, daß zum stellvertretenden Bürgermeister hiesiger Stadt vom Königl. Ministerium de« Innern der Bezirk»assessor bei der Königl. Amt-Hauptmannschafr hier, Herr Oi. von Heygendorf, ernannt worden und daß der selbe diese» Amt auf Kosten der Stadtgemeinde solange zu ver walten hat, bi» eine geeignete Wahl erfolgt." — Adorf, 31. Mai. Einem Schausteller, welcher auf dem hiesigen Sckützenplatze ein .schwebende« Medium" auistellle, wurde polizeilichcrseit« da« junge Mädchen, welche« al« „Me dium" dienen mußte und „freisckwcbend" vorgeführt wurde, weg- genommen. Da» Mädchen war von dem Schausteller al« Dienst mädchen angenommen worden; durch Hvpnotisiren hatte der Mann die BedauernSwerlhe sich geradezu sklavisch dienstbar ge macht. Zufällig betrat am zweiten Feiertag eine Schwester der Unglücklichen, deren Nerven schon arg zerrüttet sind, die Bude, erkannte die Schwester trotz de« ihr angehängten Flitterkram« und veranlaßte ihre Befreiung. Da« „Medium" ist die Tochter eine« vor längerer Zeit in Markneukirchen verstorbenen Bildhauer«. — Bezüglich der neuen Legitimations-Karten für Radfahrer fei darauf hingcwicfen, daß auch die Fahrer von sogenannten GeschäftSrädern, die also nickt Eigenihümer de» Rade« sind, sondern c« im Auftrage ihre« Arbeitgeber« benutzen, eine Radfahrkarte besitzen müssen. Es legitimirt also nicht die Firma, die sich in der Regel an allen derartigen Rädern be findet, sondern cs muß stets der jeweilige Fahrer de» betreffenden Rade« eine auf seinen Namen lautende Radfahrkarte besitzen. Die Karte ist nicht übertragbar. Eine seltsame Operation. Historische Novelerte von Alfred Emmy. Gräfin Alexiewna befand sich in ihrem Boudoir. Wie ein junger Maimorgen, herb und schön, strahlte sie im Glanze ihrer zwanzig Jahre. Sinnend und träumend spielte sie mit duftigen Rosen, die ihr au« dem Treibhause der Gärtner herausgebracht hatte. Da pocht c« leise an die Thür. Der würdig und vor nehm aussehende Diener meldet Fürst Simonowitsch, ihren Ver lobten. Er war Kapitän bei der eben erst gebildeten Kaisergarde PeterS de« Großen. Die bunte Uniform mit den goldenen Fangschnürcn stand dem stattlichen, hochgewachsenen Manne über aus gut. Da« Brautpaar war eine Zierde de« Petersburger Hofe«, der neuen Residenz, die den Namen ihres Regenten trug. Sie begrüßten sich herzlich und Alexiewna begann lebhaft zu plaudern. „Morgen ist großer Maskenball bei Hofe. Der ganze Adel ist geladen, ich freue mich darauf. Mama und ich haben schon die Masken gewählt. Ich sage e« Dir nicht, Simonowitsch, da mit wir Dick besser necken können." „Daraus wird wohl nickt« werden," entgegnete verdrießlich der junge Gardekapitän. „Ich habe Dienst. S« ist ärgerlich, aber nicht zu ändern." „Wie kann der staatlichste, schönste Offizier de» Zaren an einem Hoffeste Dienst haben," scherzte die Gräfin. „Wenn Du willst, wird e« schon gehen." „'Nein, Alexiewna. Beim Dienste hört da» Scherzen auf. Unsere Reglements sind streng, sehr streng. Der Kaiser versteht keinen Spaß. Ein Offizier seiner Garde sollte gegen seine Be fehle bandeln! Niemals. Meine Ehre verbietet mir da» " „Ich will aber, daß Du kommst," sagte da« junge Mädchen, ungeduldig mit ihren in goldenen, winzig kleinen Pantoffeln steckenden Füßchen den Boden stampfend. „Du ereiferst Dich vergeben», Alexiewna. Ich kann nickt." Nun begann die Komtesse zu weinen, wie ein verzogene« Kind. Jedes Trostwort ließ sie unbeachtet, bi» schließlich ter Kapitän e» für» Gerathenste hielt, sich still zu entfernen. Bestimmter denn je bezog der Fürst am nächsten Morgen an der Spitze seiner Kompagnie die Kasernenwache. Einen Tag und eine Nacht über auf den engen Raum der Wachtstube be schränkt zu sein, gehört niemals zu den Annehmlickkeiten Le» Militärdienstes. Wenn aber vollend» ein Hoffest bei solchem Dienst verloren geht, mag der Aerger und Unmuth de» jungen Offizier« um so berechtigter sein. Endlos dehnten sich die Stunden und als der Abend hcr- einbrach, gab er sich dumpfem Brüten hin. Da betrat der Sergeant seiner Kompagnie da» Zimmer und meldete: „Kapitän, ein Knabe ist hier. Dars er herein?" „Ohne Weitere»," entgegnete Simonowitsch. Der Sergeannt führte den Jungen herein. E» war ein Bote von Alexiewna mit einem Briefchen. Daffelbe lautete: Lieber Simonowitsch! Wir sind soeben zu Hofe angekommen. Wa» von Adel und Rang ist dort versammelt. Du solltest fehlen? Ach, ich ver misse Dich. Bin freudlo» unter den Frohen. Wer wird e» merken, wenn Du auf ein Stündcken Dich unter da« Gewühl der Marken mischt. Der Knabe bringt Dir einen Domino. Er ist mir an der rochen Schleife erkenntlich. Zieh ihn rasch an und komme. Deine Alexiewna. Die Verlockung war zu groß. Der Fürst vermochte nicht zu widerstehen. Rasch zog er da» Kostüm an und gab in der Wachtstube den Auftrag, einen Schlitten zu holen. „Sergeant, Du schweigst, in einer Stunde bin ich wieder zurück." Mit einem „Zu Befehl Kapitän!" beantwortete der Sergeant diese Aufforderung, während Simonowitsch den Schlitten bestieg, der ihn zum Palast brachte. In den goldgeschmückten, lichterfüllten Räumen brandete der tolle Mummenschanz. In froher und doch etwa« gemessener Lust wurde dem Tanz« gehuldigt, so daß dem jungen Fügten an der Seite seiner Braut die Zeit im Fluge entschwand. Auf der Wachtstube erschien unterdessen ein großer, breit- schulliger Mann mit blitzenden Augen, in einen schweren Rester- mantel gehüllt. „Wo ist der Kapitän?" fragte er den Sergeanten. „Ich will e» wissen." „Erst muß ich wiffen, «a« Dich da» angeht," entgegnete der Sergeant. „Ohne Umstände, herau» damit, wo ist der Kapitän?" „Wer giebt Dir da» Recht zu fragen?" „Der Kaiser!" „So sehen nicht de« Kaiser» Boten au«." „Schurke . . . nein doch nicht. Du haft Recht. Wackerer Soldat, sieh mich an. Sehen sie so au«?" Der Fremde schlug den Mantel zurück und zeigte sich in der Uniform eine- russischen General«, mit einem glitzernden Ordensstern auf der Brust. „Du bist General," antwoNete der Sergeant, „warum hast Du da» nicht gleich gesagt?" „Weil ich nicht wollte. Aber jetzt herau« mit der Sprache, wo ist der Kapitän?" „Ich weiß e« nicht und wenn ich e« wüßte, würde ich e« nicht sagen." „Warum nicht?" „Weil der Kapitän mir « verboten bat, und ich gewohnt bin, zu gehorchen." „Wie heißt Du?" „Lan-koi." „Und bist?" „Sergeant Major." „Wie lange dienst Du?" „Fünfzehn Jahre." „Hast Du Wunden?" „Bei Pultawa wurde ich schwer verletzt." „Du warst bei Pultawa?" „Und ob ich dabei war. Potz Blitz. Wie ging « da zu! Beim Väterchen; ich habe tüchtig mitgeholsen und ganz allein eine Standarte genommen. Ging'« nach Recht, ich müßte mehr sein al« Sergeant!" „Gieb mir die Hand, Bruder. Stoß an. Da ist Wutki. Du sollst leben!" „Auch der Kaiser soll leben?" „Meinetwegen auch der!" „Und mein Kapitän lebe. Stoßt an General auf seine Gesundheit." „Wa« ein Kapitän, der seinen Poften verläßt. Nimmermehr!" Der Sergeant wollte antworten, da trat der Kapitän in die Wachtstube. Kaum hatte er Len Fremden gesehen, jo warf er sich ihm zu Füßen. „Verzeihung Herr!" Streng blickte der Fremde Len jungen Fürsten an und sprach: „Uebcrgieb Dich sogleich dem Sergeanten al« Gefangenen. Keine Widerrede. Du, Lanskoi, bürgst mir für ihn, ich befehle e« Dir. Er bleibt bi» morgen Mittag hier und dich ernenne ich zu seinem Stellvertreter. Hast Du verstanden, Lan»koi? Morgen führst Du den Pflichtvergessenen dem Kaiser vor. Gute 'Nacht, Kamerad." „Gute Nacht, General." Am nächsten Mittag brachte nach Ablösung der Wache der Sergeant seinen Gefangenen in den kaiserlichen Palast. Die Flügelthüren wurden im Vorzimmer geöffnet und auf der Schwelle erschien Peter der Große in seiner imposanten Figur. „Sei gegrüßt, Kapitän Lanskoi. Hier Dein Patent. Wie geht» Dir? E» ist brav, daß Du meine Befehle befolgt hast, wie e» sich für den Soldaten schickt, dem Pflichtvergessenen ge hört da« Rohr." Peter ergriff ein spanische« Rohr, da« in der Nähe stand und wollte auf den jungen Fürsten, der zitternd und bleich mit einem Taschentuche seine Thränen barg, loSschlagen. „Warum verbirgst Du Dein Gesicht, Nichtswürdiger?" donnerte er Len Fürsten an. „Majestät, ich habe so furchtbare Zahnschmerzen," antwortete Simonowitsch. „Zahnschmerzen! Wo ist der Zahn, ich will ihn sehen?" „Hier, Majestät, der Eckzahn." „Wahrlich, der Zahn ist angefreffen. Er muß heraus, sonst steckt er die anderen an. Meine Instrumente! Komm her, Simonowitsch, setz Dich nieder und halte still." Peter nahm die Operation vor; e« war eine seiner Lieb lingsbeschäftigungen, aus die er sich gut verstand, wüt einem Ruck war der vermeintliche kranke Zahn draußen. „Seinem Mitmenschen zu helfen, ist Menschenflicht," wie« er die TankeSbezeugungen ab. Milde gestimmt rief er die im 'Nebenzimmer wartende Alexiewna herbei, ordnete deren sofortige Verheirathung mit dem Fürsten an und übertrug ihm eine Oberstenstelle an der türkischen Grenze. Die seltsame Operation hatte Simonowitsch vor entehrender Strafe gerettet. Flnsichlöare Jaden. <IS. Fortsetzung.) Der Bericht entfiel Warthmüller» Händen. Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und preßte die geballten Fäuste gegen die ungestüm hämmernden Schläfen. Wie von einem tollen Wirbelsturm durcheinander gejagt, arbeiteten die Gedanken in seinem Kopf. Im Herzen aber fühlte er einen bohrenden Schmerz, so wie man ihn nur am Grabe eine« geliebten menschlichen Wesen» ober einer theuren, beglückenden Hoffnung empfindet. Dieser Doktor Eichrodt, von dem da in dem Rapport de» Agenten die Rede war, er war ja ohne allen Zweifel derselbe, von dem Elfriede Liesing vor einigen Tagen mit einer so großen, beinahe zärtlichen Wärme gesprochen hatte. Und der ganze Be richt war de-halb in Erik Warthmüller« Augen nicht« Ändere st« eine in ihrer Unzweideutigkeit geradezu furchtbare Bestätig ung de« dunklen Argwohn», den er in seinem Innern nicht mehr hatte zum Schweigen bringen können, seitdem sie ihm so ent schieden jede Erklärung über die Herkunft und den Verbleib de« falschen Hundertsranc«billet« verweigert hatte. Vielleicht war der Schein, der da vor ihm auf dem Tisch lag, der nämliche, den er damal« in seinen Händen gehalten, denn in dem Bries de» Agenten fehlte jede Angabe über den Zeitpunkt, an welchem die Note au« Dresden abgeschickt sein sollte. Aber selbst wenn er au« irgend welchen Umständen die Ueberzeugung gewonnen hätte, daß e« nicht dieselbe seine könne, der Glaubt an Elfrieden» Schuldlosigkeit wäre ihm damit doch noch immer nicht zurückgegeben worden. Au» ihrem eigenen Munde wußte er ja, daß sie sich in hohem Maße für ihren ehemaligen Lehrer interessirte und daß sie die augenblickliche Nolhlage seiner Familie kannte. Wa« war natürlicher, al« daß sie die Gelegenheit wahrnah«, ihn heimlich zu unterstützen — diese günstige Gelegenheit, die durch ihre Be ziehungen zu den Banknotenfälfchern geboten war! Wohl schrie eine Stimme in ihm: Nein, e« ist unmöglich! Die« holde Antlitz, diese süßen Lippen, diese klaren, unschuld«- vollen Augen, sie können nicht lügen! Aber di« imerbittlich« Vernunft, die erbarmungllo» prüfend die offenkundigen Thatsachen
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