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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 03.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190005034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000503
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000503
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-03
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Monat
1900-05
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Jahr
1900
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den verursachten finanziellen Verluste trifft da» Londoner Kriegs amt allein die Schuld. Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, I. Mai. Aus Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät de« König« wird der feierliche Schluß de« gegenwär tigen Landtage« Sonnabend, den 12. Mai 1900, Nachmittag» 1 Uhr, in dem Ihronsaale de« Königlichen Schlosse« stattfinden. — Leipzig, 29.April. Einen VerzweiflungSsprung machte in letzter Nacht eine von auswärt« gebürtige Frauensperson, die verhaftet werden sollte. Al« man sie in einem Obergeschosse eine« Hause« am Brühl sestnchmen wollte, öffnete sie plötzlich da« Fenster und stürzte sich auf den Hof hinab. Lebensgefährlich verletzt — sie hatte sich einen Schädelbruch zugezogen — mußte man die Person nach dem Stadtkrankenhause bringen. — Zwickau. Schlecht bewährt hat sich ein Mittel, da« Schnarchen zu bekämpsen, welche« einer Dame von einer »klugen" Frau empfohlen worden war. Al» in einer der letzten Nächte der Herr Gemahl wieder einmal mit Emsigkeit dabei war, .Bret ter zu sägen", warf sie ihm plötzlich ein vorher in kalte« Wasser getauchte« Tuch über den Kops. Der Mann, der sich angegriffen glaubt, sprang auf und schlug um sich. Der Nachttisch fiel um und dessen Marmorplatte zerquetschte der hilfreichen Schwieger mutter drei Zehen. Die junge Frau aber erhielt einen Schlag in« Gesicht, der da« Einsetzen eine« neuen Gebisse« zur Folge haben dürfte. — Plauen. Die Buchdruckerei-Besitzer de« Königreich- Sachsen hatten am Sonntag Vormittag im .Theaterrestaurant" hicrselbst eine Zusammenkunft, in welcher außer verschiedenen an deren technischen Angelegenheiten auch die nothwendige Erhöh ung der Druckprcisc zur Sprache kam. In der Erkenntniß, daß ihnen die Uebernahme der eingetretencn Theuerung aus die eigenen Schultern nicht mehr möglich ist, haben die Buchdruckcreibesitzer nicht nur de« Königreich« Sachsen, sondern ganz Deutschland« sich entschlossen, die Druckpreise um den Betrag dieser Theucning slO bis 15 Prozent) zu erhöhen. E» darf wohl erwartet wer den, daß dieser Beschluß im Publikum freundliche Aufnahme findet, umsomehr, al« er sich in seinen Anforderungen in den bescheidensten Grenzen hält und auf einer chatsächlichen Nothlagc beruht. Da« Buchvruckgeivcrbe ist durch die bedeutenden Preissteigerungen, die in den letzten Zähren aus tem Papicrmarkt, sowie aus dem Me tall- und Maschinenmarkt eingelreten sind, ferner durch die thcil- weise Steigerung der Arbeitslöhne, durch die Aufwendungen, welche die BundeSraihsverordnung über den Betrieb und die Ein richtung der Buchdruckereien und Schriftgießereien im Gefolge hatte, und Andere« derart belastet worden, daß c« nicht mehr möglich ist, zu oen bisherigen, auf ganz andere Verhältnisse be gründeten Preisen für die Kundschaft zu arbeiten. — Plauen. »Die Häuser wachsen wie Pilze au« der Erde!" So hört man oft hier sagen. Da« Wort hat eine ge wisse Berechtigung. Nach allen Himmelsrichtungen hin vergrößert sich unsere Stadt. So stehen jetzt z. B. schon neue, recht ge fällige Häuser weit hinten zwischen der Reißiger- und Hammer straße. Der neue Schlachthof, der noch im Laufe diese« Jahre» eröffnet werden soll, steht durchaus nicht mehr vereinzelt da, neue Häuser und neue Straßen sind ihm lchon ganz nahe ge rückt. Im OrtStheile Haselbrunn wäre man mit dem Häuserbau, der übrigen« auch hier flott betrieben wird, noch weiter, wenn die Baupläne schon allenthalben genehmigt wären. Im Westen unserer Stadt wird demnächst mit reu Erdarbeiten für den Kasernenbau begonnen werten ; nicht weniger al« 50O Cubicmtr. Masse müssen täglich bewältigt werten. Der Bau schöner neuer Straßen wird auch hier flott betrieben. In der Ostvorstadt ist man darüber, an der Stöckigterstraße und auf dem in der Nähe dieser Straße gelegenen Gelände, von welchem au« man eine herrliche Aussicht auf den Reusaer Wald und auf den Kemmler genießt, Häuser zu bauen. Auch in dem hochgelegenen neuen Stadttheilc zwischen der Reusacrslraße, der neuen Reichenbacher straße und dem alten Chrieschwitzer Weg erhebt sich schon man cher stattliche Bau, und es wird an der Errichtung neuer Straßen und neuer Häuser auch hier fleißig gearbeitet. — Reichenbach, 30. April. 28 kroatische Arbeiter langten gestern Mittag, mit dem 1 Uhr-Personenzug von Eger kommend, auf dem hiesigen oberen Bahnhof an. Hier stellte sich aber heraus, daß sie wahrscheinlich infolge eines JrrthumS ihr Reise ziel verfehlt resp. verwechselt hatten. Sie wollten nicht nach unserer Stadt Reichenbach i. V., sondern nach Reichenbach in Schlesien. Da nun aber die Leute völlig mittellos und ohne weitere» Reisegeld waren, konnten sic natürlich auck> ihre Reise nicht sortsetzcn noch sonst ein Unterkommen finden. Sic richteten sich einstweilen an einer Stelle des Platzes vor dem Bahnhose hier ein, versuchten, telegraphisch Reisegeld von ihrem zukünftigen Brotherrn zu erhalten, was jedoch bis zum Abend nicht gelang. Da nun aber die Leute nicht die Nacht über auf dem Platze liegen bleiben konnten, wurden sie gestern auf polizeiliche Anord nung einstweilen in hiesiger Herberge zur Hcimath untergebracht. Dort hielten sich die Leute noch heute Vormittag auf mit Aus nahme von dreien, die, weil der deutschen Sprache etwa« mächtig, bei hiesigen Arbeitgebern um Arbeit nachfragen gingen. Inzwischen langte aber vom Arbeitgeber da« nöthige Reisegeld an, sodaß die Kroaten heute Mittag ihre Reise nach dem verfehlten Reise ziel fortsetzen konnten. — Gera, 30. April. »Der Gerichts-Vollzieher in der Klemme" könnte man den Inhalt einer Verhandlung nennen, die gestern da» hiesige Schöffengericht beschäftigte. Wegen Ueber- trctung der landesherrlichen Verordnung zum Schutze der Sing vögel hatte sich vor dem Schöffengericht der Gerichtsvollzieher zu verantworten. Er halte, wie man der »Voss. Zig." schreibt, in seiner amtlichen Eigenschaft einem Schuldner Singvögel abgc- pfändet und diese in einer amtlichen Auktion öffentlich versteigert. Da aber die landesherrliche Verordnung da» Feilhalten und Ver kaufen von Singvögeln mit Strafe bedroht, wurde er vom Stadt rath mit einer Sirasversügung über 5 Mk. bedacht. Er erhob dagegen Einspruch, fand aber beim Schöffengericht wenig Gegen- liebe. Diese» stützte sich auf den Wortlaut der landesherrlichen Verordnung, wonach »alle«" Feilhalten und Verkaufen von Sing vögeln verboten sei, erklärte auch .amtliche" Aukiionen von Sing vögeln für unzulässig und bestätigte lediglich den stadträthlichen Strasbcsehl. Da aber der Gerichtsvollzieher und seine vorgesetzte Behörde sich bei dem Ausspruch de» Schöffengericht« nicht be ruhigen wollen, dürften sich auch noch Höhere Instanzen mit dem interessanten Fall beschäftigen. Theater. Die gestrige Vorstellung .Die schöne Ungarin', eine vielgenannte und sattsam bekannte Berliner Posse, war zu unserer Freude recht gut besucht. Namentlich war e« da» Damenpublikum, welche» den 1. und 2. Platz fast lückenlos auSfüllte. Dieser stei gende Erfolg der Schmidt'schen Theatcrgcsellschaft ist ein wohl verdienter; wir haben e« hier mit einer vollwcrthigen Gesellschaft zu lhun, von der wir noch manchen angenehmen Abend erhoffen. Wir verzichten für heute darauf, au» dem Personal der Mit spielenden Namen herauSzugreifen, wir müßten sonst den ganzen Zettel abdrucken. Ein Jeder der Darstellenden that seine volle Pflicht und Schuldigkeit. Nur auf ein« wollen wir aufmerksam machen: auf die geschmackvollen und reichen Toiletten der Damen, welche sich namentlich im Quodlibet im 3. Akt recht angenehm bemerkbar machten. Auch die Bühnenausstattung war eine ge fällige. Auf die Donnerstag stattfindende Aufführung de» .Lorle vom Schwarzwald" von Charlotte Birch-Pfeiffer, die e« wie Keine verstand, zu rühren und zu fesseln, sind wir gespannt. Ist un« für unsere Person da» Stück auch voll und ganz bekannt, so werden doch Viele in unserer Stadt sein, die e« noch nicht gesehen haben. Alle diese verweisen wir auf die morgige Vor stellung. Dieser Abend, in unscrm Theater verbracht, ist kein verlorener, namentlich dann nicht, wenn man ein gute« gehalt volle» Stück mit heiteren Scencn sowohl, wie auch mit mächtig packenden Momenten einer oft gehaltlosen Novität vorzieht. Vor hundert Jahre«. ». Mai. Am 3. Mai 1800 kam eS auf dem deutschen Kriegsschauplätze bei En gen und Stockach zur ersten Schlacht zwischen den Oesterreicbern und Fran zosen. Der französische General Moreau siegte über den österreichischen Gene ral Kray. Die mörderische Schlacht wurde erst nach Itt Stunden durch die Ankunft der französischen Division Richepanse entschieden. Die französische Armee bestand aus 12 Divisionen. — Auch in dieser Schlacht, wie in so vielen der Napoleonischen Kriege, wurde die Entscheidung durch das noch gerade rechtzeitige Eingreifen frischer Hilfstruppen herbeigeführt, wofür daS schlagendste Beispiel die wenige Wochen später in Italien geschlagene Schlacht von Marengo liefert. 4. Mai. An diesem Tage vor 100 Jahren ist LouiS Hachette, der Begründer der weltberühmten französischen Buchhandlung gleichen NamenS in Pari-, zu Rethel «Ardennen) geboren. Er hat sich die Hebung des Unterrichtswesens und der Volksbildung durch Herausgabe von Hand- u. Lehrbüchern, pädago gischen Zeitschriften, französischen, griechischen und lateinischen Klassikern mit Noten von namhaften Gelehrten, Wörterbüchern rc. zum Zweck gesetzt. Da große Littre'sche französische Wörterbuch ist bei ihm erschienen. Selbst schriftstellerisch thätia, ist er unermüdlich für den Schutz des literarischen u. artistischen Eigenthums thätig gewesen. Heute heißt die auch in Deutsch» land wohlbekannte Firma Hachette L Co. Schönheitspflege. Von Or. mack. R. Kehn. I. Schönheitsmittel. Schönheitspflege ist nicht« andere» al» Gesundheitspflege, denn gesund sein beißt auch schön sein. Was krank ist, kann nicht schön sein. Die Kunst der IchönbcitSpflege erstreckt sich, wenn sie eine richtige sein soll, nicht nur auf die Oberfläche de» Körper«, auf die Hautpflege, sondern auch auf den ganzen Organismus. Viele Menschen verstehen unter Schönheitspflege nur die äußerlichen Mittel, die Anwendung der üblichen kosmetischen Mittel, welche der Haut eine schöne Farbe, den sogenannten .guten Teint" geben sollen. Darum wird der Arzt al« Kosmetiker nie oder nur höchst selten benutzt, aber sogenannte Schönheitsmittel, wenn sie ordent lich durch die Reklame in Szene gesetzt sind, werden vielsach be- gebrt, selbst zu lächerlich hoben Preisen. Wa« wird heute nicht durch die Reklame angepriesen? Die Schönheitsmittel einer Aspasia, einer Ninon de Lcnclo« und anderer weltberühmter Schönheiten, waren kalte» Wasser zum Waschen und rauhe Tücher zum Abtrocknen. Bei ihnen floß die Schönheit au» der natürlichen Quelle, au« der voll kommenen Gesundheit. So behielten sic diese« Geschenk einer gütigen Natur bi» in da» hohe Alter. Jeder schlechte Teint ist eine Krankheit der Haut oder der Wiedererscheinung einer Störung innerer Organe und allgemeiner Funktionen. Alle Verunreinigungen de» Tein» sind daher al» primäre oder seflindäre Hautleiden zu betrachten, welche, wenn sie nicht blo» vorübergehend durch Erkältung, Magenverderbniß oder der gleichen bedingt sind, al» Leiden zu behandeln sind und nicht durch äußerliche Teintmittel. Deshalb soll man so wenig wie möglich Teintmittel gebrauchen, denn wer einen gesunden Teint bat, bedarf oer künstlichen Nüttel nicht. Freilich ist vollkommene Gesundheit b'utzutage etwa» sehr Seltene», und viele Menschen können Hilfs- und Heilmittel nicht entbehren. Um die Haut in einem normalen Zustand zu erhallen, muß man die Bildung saurer oder ranziger Zersetzungsprodukte vermeiden. Al» unschäd liche« äußerliche» Mittel dient dazu am besten der Borax. Dieser ist da» mildeste Alkali, welche» Säure und Fett bindet, also unschädlich macht. Borax ist milder al« die gewöhnliche Seife, welche stet» überschüssige Soda enthält, welche der Haut schädlich ist. Der Borax verbindet sich mit dem über Nacht säuerlich gewordenen Hautsett zu einem reizlosen Reinigungsmittel, zu einer Art milden Seife. Nebenbei wirkt er kühlend und ent zündung-widrig. Eine Lösung von 40 Gramm Borax aus ein Liter Wasser ist die geeignetste, die man auch al» Mund- und Zahnwasser gebrauchen kann. Wer eine empfindsame, leicht rauh werdende Haut hat, reibe dieselbe mit Glycerin ein. Nach wenig Minuten kann mail diese Einreibung schon mit Seife abwaschen und hat eine günstige Wirkung. Je länger da« Glycerm mit der Haut in Berührung bleibt, desto besser ist e». Auch Benzoii hat einen Ruf al» Teintverbessercr. Die berühmte .Jungfernmilch" besteht au« einem viertel Liter Mandelmilch, der man 30 Gramm Benzoö-Tinktur zugesctzt hat. Die im Handel vorkommende und Ihcure französische Iungsernmilch „Init virginal" ist eine Mischung von 1b Gramm .Tolu- Balsam Tinktur", welcher man tropfenweise ein Liter Rosenwasscr zugesetzt hat, wodurch eine milchige Mischung entsteht. Die deutsche Jungfernmilch ist ebenso gut und viel billiger. Die Engländerinnen ersetzen die Jungsermich durch einen kalten Auszug von Mcerrettig durch Milch. Ein beliebte« Toilettenmittel ist da» Schminken oder Pudern. Ein weißer Teint mit schwach rolhen Wangen war schon bei den alten Kulturvölkern La« Ideal von Schönheit. Selbst da» Tätto- wircn wilder Völker läuft auf den Zweck der Verschönerung und de« Jmponircn« hinau«. Zum Aufträgen de« Puder« bedient man sich in der Regel eine« Büschel» au» dem Flaum de» Schwan« oder auch der Gan». Alle Schmink- und Puderstoffe sind unschädlich, solange sie keine metallischen Bcstandthcile enthalten. Unschädliche Puder- oder Schminkmittel sind Reis stärke, Talk, Speckstein, geschlemmte Kreide. Schädliche Mittel sind dagegen Bleiwciß, Zinkweiß, Magnesia und Wi«mutoxhd. Ein viel gebrauchte«, unschuldige« Teintpulver ist folgende Misch ung: ein halbe« Kilo Reisstärkemehl, lb Gramm Jriipulver, zehn Tropfen Ambraessenz und etwa» Rosenöl. Da» »Blanc francai«' ist ebenfalls ein empfchlen«werthe« Pulver, welche« sich Jedermann selbst machen kann, da c« nur au» gleichen Thcilen von geschlemmten Talk und Speckstein besteht. Alle Schminken oder Pulver, welche Metalloxyde enthalten, zersetzen sich auf der Haut, namentlich im Ballsaal, wo Hitze und Ausdünstung die Zersetzung noch beschleunigen. Da wun dern sich manche Damen, wenn ihre Haut frühzeitig welk, gelb bi« bräunlich wird, wenn sie fortwährend Metall-Schminke oder Metall-Puder gebrauchen. Freilich verleihen gerade au« weißen Metalloxyden bereiteten Schminken der Haut eine brillante Weiße, auch decken sie manche Runzel zu, aber der Schaden bleibt nicht au«. Die Haut wird mit der Zeit trocken, spröde, fettlo«, runzelig; sie neigt zu Aut- schlägen und kleinen Geschwüren. Mit der Zeit treten sogar chronische Vergiftung-erscheinungen auf, die sich in Abmagerung, Kopfschmerz, Krampf und Rheumatismus zu erkennen geben. Aehnliche Erscheinungen kann man beobachten bet Personen, die ihr Haar mit metallischen Substanzen, namentlich mit Blcisalzen, färben. Die rothen Schminkmittel sind weniger schädlich al« die weißen. Die gebräuchlichen sind da« Karmin- und da» Saflor- Roth. Karmin wird au» der Cochenille gewonnen. Die Cochenille sind die getrockneten Weibchen einer SchildlauSart, welche in Mexiko heimisch ist. Der Farbstoff der Cochenille ist die Karmin säure, welche fabrikmäßig durch Säurebchandlung in Karminroth und Zucker gespalten wird. Da« Saflorroth wird au« den getrockneten Blüthcn von »Carthamu« ttnctoriu«" gewonnen. Diese Pflanze ist im Orient zu Hause, wird aber auch bei un« gezogen und .falscher Safran" genannt. Diese beiden rolhen Schminken, Karmin und Saflor sind sehr Iheuer und daher sehr der Verfälschung unterworfen. Viele Personen gebrauchen Zinnober al» rothe Schminke. Da» ist sehr schädlich, denn Zinnober ist rothe« Schwesel-Ouecksilbcr. Da» Quccksilbcrmetall aber und seine Salze sind dem mensch lichen Organi»mu» sehr schädlich. Eine» der fürchterlichsten Gifte ist da» Quecksilberchlorid oder auch Sublimat genannt. Der Schwedenyof. Erzählung von Fritz Brentano. (I. Fortsetzung.» .Und für den Jammer Deiner alten Mutter hast Du kein Gefühl?" fragte schmerzhaft bewegt die Bäuerin. .Meinst Du, ich empfinde nicht eben so tief, wa» in Dir vorgeht und trage nicht gleiches Leid, wenn ich e« auch nicht wie Du in alle Welt hinausschreie! Glaubst Du, die Mutter lese nicht im Herzen de» Kinde»! — O, Ulrich, seit sie Deinen Vater in der Hcrbstnacht nach Hause brachten und da« todwunde, liebe Angesicht im rothen Fackelschein vor mir lag, habe ich keine schmerzlichere Stunde er lebt, al» da, wo c» kund ward, daß die Gertrud Dir da» Wort gebrochen und sich dem Jäger angelobt habe. Und auch in mir erwachte damals derselbe Groll — der Trotz, da« Erbtheil aller derer vom Schwedcnhos, regte sich in mir gegen alle Welt, und säst hätte auch ich Schiffbruch an Glauben und Menschenliebe in der Einsamkeit de« Hofe« gelitten. Aber da» alte Bibelbuch, da« mir schon einmal in schwerster Zeit Trost verliehen, hat mich aufrecht erhalten, und je mehr ich mich an den langen Winter abenden, wenn Hau« und Hof eingeschneit waren, in dasselbe vertiefte, desto mehr tobte der Kampf in meinem Innern au«. Längst wäre der Friede wieder bei mir cingekehrt, wärst Du ander» gewesen, Ulrich, hättest auch Du Dein Herz dem Trost de» Glaubens erschlossen. Aber Dein finstere» Schweigen, Deine nächtlichen Gänge zum Wald, um die ich längst ivußtc, ehe Du e« ahntest, und so manche« andre ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Der Blick aber, den Du mich heute in Dein Innere« thun ließest, zeigt mir die ganze Tiefer Deiner Verblendung gegen Gott und Welt und läßt mich zurückschaudern vor dem Abgrund, an dem Du stehst. O Ulrich, Ulrich, hättest Du der Mutter früher Dein Herz erschlossen, ehe da» Gift so tief in Dich hineingefressen, e« wäre so weit nicht gekommen. Vielleicht ist e« noch Zeit — komm mein Sohn, lege die Mordwaffe ab und bleibe." Er war auf dem Schemel gesunken und küblte seine brennende Stirn an dem Gewehrlauf, den er mit beiden Händen umfaßt hielt. Die Mutier war zu ihm getreten und legte wie segnend die Hände auf sein Haupt. Einen Augenblick schien »«, al» zöge der bessere Geist in sein kranke» Herz. »Du bleibst?" fragte sic leise. Da tönte ganz in der Ferne ein Schuß vom Wald herüber und schreckte ihn auf. „Nein, nein!" ries er aufspringend. .Heute nicht — ein andermal, morgen, Mutter!" .Ulrich!" schrie sie auf. »Ich suche ihn nicht auf, verlasse Dich darauf," sprach er, und wehrte die Hand der Mutter ab, mit der sie ihn vergeblich zu halten versuchte. .Schlaf wohl!" Schon war er draußen. Die Nacht war längst angebrochen. Durch da« Brausen de» Herbstwinde« klangen vereinzelte Glockenklänge vom Dorf herüber — die Bäuerin aber faltete die Hände, und wie unbe wußt flüsterten ihre Lippen: »Führe un« nicht in Versuchung!" 3. Der Förster war langsam auf da« alte Forsthau» zugeschritten. Da unten lag e» vor ihm. Zwischen den Bäumen schim merte da» einsame Licht der Wohnstube durch die Nacht — noch wenige Schritte, und er war daheim. Aber immer zögernder wurde sein Gang, immer dunkler der Schalten auf seiner Stirn. Ein alte», halb verwitterte« Steinbild — kein Mensch wußte e« zu deuten — lag seit undenk licher Zeit hier am Wege. Er betrachtete e« sinnend mit frem den, starren Blicken, al« ob er es nie gesehen, dann nahm er mechanisch die Büchse von der Schulter und setzte sich auf den umgestürzten Stein. Er mochte nicht älter sein, al» drüben der Ulrich vom Schwedcnhos, und doch wie alt, wie müde sah er au», al» er hinübcrschautc nach dem flackernden Licht de» Jägerhäuser. E« war nur ein nebelhafter, bleicher Dämmerfibein, der von dort zu ihm herübcrdrang, keinen Blick in die Stube gestattend — um ihn her war e« still und lodt, und dennoch sah er, hörte er Alle«. Er sah beim Schimmer der Lampe da« blasse junge Weib dort an dem alten eichengcschnitzten Tisch sitzen, sah sie thränen- losen Auge« nach der leeren Wiege hinüberstarren, au» der sie vor wenigen Tagen da» todte Kind hinauSgetragen hatten in den herbstlichen Wald — er hörte da« gleichmäßige, schwere Ticken der uralten Wanduhr, wie er e» von Kindheit auf gehört hatte im stillen Vaterhau». So saß er lange, da« Haupt zur Erde gebeugt, bi« ein ferner Ton ihn aufschreckte. Die Dorfuhr schlug sieben, und fast feierlich klang langsam Schlag um Schlag durch die Nacht. Er erhob sich und schritt in da» Hau». .Da war Alle», wie er c« draußen im dunklen Wald ge schaut. An dem Tisch da» junge Weib — drüben an der Wand die leere Wiege — und zwischen den beiden Fenstern die alte Uhr. Tick — tack — tick — tack!
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