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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 26.04.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190004264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000426
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-04
- Tag 1900-04-26
-
Monat
1900-04
-
Jahr
1900
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ck, daS darin len. ißen Wassers falls sie er» ffür erhalten nd Gebäude- mmandanten tten. Fenster und vorzubeugen. nndienste zu a. Von der von jährlich se nach dem ) besonderen ässe geleistet, ehr sind für uerlöschkasse ligen Feuer- :afe bis zu :e gesetzliche lten Mann- chtrath ein- ben, sofern Straferlaß- :s irrthüm- ten. rst. SV, S3S1 , bei Scha rfer Bücher Ser Bücher Kl. ld. d sollen k, 10, !, 44, benftoek, Zerkach. Deutsche königlichen itzung der der Eisen- hnhof«- leister l)r. jcn: Die tbestehen; gst abgc- ntcressine : sie habe bedcutcn- bare Ge- möglich je zu cr- »ie Hand »Minister n Wenn st. preuß. Interesse ipjig, so llkommen s herrscht bei der endlichen ie Sache seit« bei c Jahren i lassen, r Wahl )a» eine rach der ! andere mgefiihr sich bc- ire Zeit rg, und königlich bahnhof ebt, sich lentral- rung zu zge der en über nn zu- Deta«. en der Bahnhöfe und dergleichen, ist e« noch gar nicht gekommen. Ich kann nur versichern, daß die königl. iächsiche Siaalr-Regier'Ung nicht nur jederzeit bereit ist, mit der königl. preußischen Regier ung Wetter zu verhandeln, sondern auch bemüht sein wird, einen günstigen Abschluß der ganzen Angelegenheit, soweit sie e« ver mag, herbeizuführen. Die Regierung wünscht namentlich auch im Interesse der Stadt Leipzig einen solchen Abschluß dringend; denn sie erkennt da« Bedürfniß nach einer Erweiterung und Vereinheitlichung der BahnhosSanlagen in Leipzig vollkommen an. — Schneeberg, 22. April. Da» Empfang«gebaude de« neuen Bahnhöfe« in Niederschlema soll am l. Mai dem öffent lichen Verkehr übergeben werden. Ende Mai soll, mit gleich zeitiger Einsührung de« zweigleisigen Betriebe« zwischen Nieder- schlema und Stein-Hartenstein, der Mittelbahnsteig sür die Schwarzenberg-Zwiitauer Linie und der diesen mit dem Empfangs gebäude verbindende Personentunnel in Betrieb genommen werden. Durch den großen Tunnel zwischen Niederschlema und Aue kann voraussichtlich im Juni der Verkehr geleitet werden. Der Bahn hof Niederschlema erhält Beleuchtung durch Spiritu«glühlichi. Da« alte Stationsgebäude wird demnächst abgebrochen werden. Die Verkehrsverbefferungen werden freudigst begrüßt. — Döbeln, 23. April. Bei der Ueberfahrt über die Mulde zwischen Klosterbach und Maibusch ertranken gestern Nachmittag der hiesige Oberlehrer Vogel und Frau. Da« Boot kenterte in Folge starker Strömung. Der Fährmann rettete sich an der Kette. Vor hundert Jahren. 2V. April. Etwas vom Jnseratenwesen. Wenn unsere heutigen Zeitungs inserenten, die ja manchmal an Satz, Schrift, Platz des Inserates u. Preis recht weitgehende Forderungen stellen, einmal die Inserate in einer großen Zeitung des Jahres 1800 sähen, sie würden staunen, lächeln und mit den heutigen Leistungen sehr zufrieden sein. Besondere, verschiedene Schriftgat' tungen, Fettdruck, gesperrten Druck, große hervortretende Ueberschriften gab es nicht, allenfalls einmal in besonderen Fällen Antiqua < lateinische) Schrift. Die Zeile läuft über die ganze Quartseite, die so eng bedruckt ist, daß dem Leser die Augen flimmern; oft ist kaum Ende des einen und Anfang deS anderen Inserates erkennbar. Das Gros der Anzeigen sind amtliche Be kanntmachungen und halbamtliche Inserate ähnlicher Art, Auktionen u. dergl. Familien Anzeigen, oft recht absonderlicher Art und in schwülstigem Stil ge halten, sind ebenfalls stets vorhanden. Geschäftsanzeigen, wie man sie heute kennt, giebt es nicht; in höchstens 10 Zeilen werden allenfalls Gelder zu leihen oder zu verleihen gesucht, einige kaufmännische Fortschrittler preisen wohl auch ihre neu angekommenen Maaren an, einige Gesindegesuche, einige wenige Wohnungsan-eigen, ab und zu Verlorenes und Gefundenes, endlich Theater und Concerte, — weiter nichts. Heirathsgesuche gab es nun schon gar nicht und andere Inserate zweifelhaften Inhaltes erst recht nicht. In dieser Beziehung war es allerdings die „gute alte Zeit". 27. April. Die leidige Conkurrenz. Diese und die „Schleuderpreise' waren schon vor 100 Jahren Gegenstand beweglichster Klage, wie solche auch in einer Anzeige in einem kleinen Blatte Sachsens erhoben wird. „Da die Fa briken das Recht haben, mit ihren Galanterie-Uhren dergestalt zu marchan- diren, daß stets ein Händler den anderen jagt. Es bleibt daher dem Klein- Uhrmacher nur das Flicken der Uhren übrig, will man neue fertigen, so kosten die Gehäuse ebensoviel als die ganze Fabrik-Uhr, Wie kann da ein Meisterrecht bestehen? Da es ein offenbar frecher Galanterie-Handel mit Fabriken-Uhren ist, welcher so ungescheut getrieben wird, als der Handel in Butter und Käse." Dieser Schmerzensschrei, ausgehend von einem „Klein uhrmacher" zu Meißen, ist gewissen Klagen unserer Zeit nicht so unähnlich. Schlag auf Schlag. Zum lOO. Jahrestage des Einfalls Moreau's in Süddeutschland (am 25. April 1800). Von Or. I. Scharff. Kaum hatte Bonaparte seine Herrschaft al« erster Konsul befestigt, al« er eigenhändig an den Köniz von England einen Brief schrieb, worin er seinen Regierungsantritt anzeigte und die Hand zum Frieden bot. »Soll der Krieg, der seit acht Jahren die vier Welttheile verheert, ewig dauern?" so hikß e« darin. .Wie ist e« mög lich, daß die beiden aufgeklärtesten Nationen Europa« da« Ge deihen de« Handel«, die innere Wohlfahrt unv da« Glück der Familien dem eitlen Begriff der Größe zum Opfer bringen! Sollten sie nicht begreifen, daß der Friede sowohl da« höchste Bedürfniß, wie der höchste Ruhm ist?" Ebenso schrieb Bonaparte an den Kaiser von Oesterreich, dem er die früheren Beziehungen zu ihm in« Gevächtniß zurück ries und die Herstellung de« Frieden« von Oumpo kärmio anbot. Aber der ungewöhnliche Schrillt de« Corsen fand wenig Anklang. Man erklärte ihm, der einzige Weg zum Frieden sei die Wiedereinsetzung der verbannten Dynastie und die Rückkehr zu den allen Grenzen. Man glaubte, in dem Entgegenkommen Bona parte'« ein Zeichen der Erschöpfung Frankreich« zu erkennen und daß c« nicht im Stande sei, einen längeren Kamps durchzuführen. Da« Antwortschreiben von Wien war gemäßigter gehalten al« da« von London, lehnte aber gleichfalls die Vorschläge de« Ersten Konsul« ab. Bon mehr Erfolg gekrönt waren Bonaparte« Bemühungen, den König von Preußen und den Kaiser von Rußland aus seine Seite zu ziehen. Sein Adjutant Düroc sand bei Friedrich Wil helm III. eine gute Aufnahme. Und wenn auch da« angebotcne Bündniß nicht zu Stande kam, so beschloß man doch in Berlin, in der bisherigen Neutralität zu verharren. Noch freundschaft licher gestaltete sich da« Verhältniß Bonaparte« zu Paul I. Na poleon wußte die Verstimmung de» launenhaften Zaren über seine ehemaligen Bundesgenossen und seine Vorliebe sür da« Heer »resflich zu benutzen. Er schickte mehrere Tausend russische Ge fangene neu gekleidet und bewaffnet unter eigenen Anführern ohne Lösegeld durch Deutschland in ihre Heimalh zurück, al» Beweis wie er tapfere Männer zu achten wisse. Von der Zeit an fühlte Paul I. die lebhafteste Zuneigung für den steggekrönten Feldherrn und blieb fortan der Bewunderer und der Freund Bonaparte«. Daß e« dem Ersten Konsul mit seinen Friedensanträgen ernst war, darf man mehr als bezweifeln. Aber die schroffe Zu rückweisung von Seiten England» und Oesterreich« hob ihn in den Augen seiner Nation und mehrte seine VolkSthümlichkeit. Run fiel ja die ganze Schuld der weiteren Feindseligkeiten, die ganze schwere Verantwortlichkeit für ihre Folgen nicht mehr auf ihn und seinen maßlosen Ehrgeiz, sondern auf da« Ausland und — da« wollte er wohl nur haben, da« waren die eigentlichen Absichten seiner Friedensanträge. Nun erhob sich bei dem feu rigen Volk der Franzosen ein Sturm von Begeisterung und Kampflust. Vor. allen Seilen strömten dem waffenkundigen Obcr- seldherrn tapfere Krieger zu, sodaß Frankreich in ein gewaltige« Feldlager sich verwandelte. Napoleon bildete in größter Heimlichkeit ein streitbare« Heer, da« er an verschiedenen Orten in der Nähe de« Genfer See« samwelie, indeß die in Dijon ausgestellte sogenannte Reserve armee unter Berthier die Welt täuschte und den Spott der Eng länder hervorrief. Zugleich er»heilte er dem General Moreau, der da« Rheinthal von Straßburg bi» Basel besetzt hielt, den Beseh!, den Strom zu überschreiten und gegen die Schwarzwald armee »orzugehen, die sich in einer Stärke von über 100,000 Mann von Vorarlberg bi« zum Rhein und Neckar hinzog Und nach dem freiwilligen Rücktritt de« genialen Erzherzog« Carl vom österreichischen Feldzeugmeister Kray befehligt war, indeß der kühne und seurige Maffena angewiesen wurde, die Küstenstriche von Nizza und Genua zu schützen und die Oesterretcher unter Mela« vom Uebergang über die Päffe de« Apennin abzuhalten. General Lccourbe sollte in der Umgebung von Schaffhausen die Verbinduyg zwischen beiden Armeen aufrechlerhalten und je nach dem die Umstände e« erforderten, sich nach Süden oder nach Norden wenden. So wurde denn ein Feldzug in« Werk gesetzt, der die Er rungenschaften von Lump» I'orinio wieder einbringen und den EroderungSangriff gegen Oesterreich von Neuem beginnen sollte. „Edler Freund, wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort» Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden Und das neue öffnet sich mit Mord. So klagt Schiller, aber seine Klage verhallte in dem Raffeln der Trommeln, und dem Rollen und Donnern de« Gewehr- und Geschützfeuer«, da« durch die Thäler de« Schwarzwalde« dahinklang. Der Erfolg de« ganzen kriegerischen Unternehmen« hing größtentheil« von Moreau ab, und Napoleon versäumte nicht«, den General durch freundliche« Entgegenkommen zu einem auf richtigen Eingehen in seine Pläne und Interessen zu bewegen, obwohl er da« Gefühl hatte, da« der vorsichtige, behutsame und zurückhaltende Mann ihm nicht au« voller Hingebung zugethan sei. Moreau liebte e«, seine eigenen Wege zu gehen. Nur zögernd und widerstrebend ging er auf die Pläne Bonaparte« ein. E« fehlte eben auf deioen Seiten der warme Herzschlag sür einander. Dennoch erfüllte Moreau die Pflichten u. Aufgaben eine« Heeiführcr« mit Geschick, Einsicht und Gewissenhaftigkeit. Am 25. April 1800 setzte er mit der Rheinarmce bei Breisach über den Strom und fiel in Baben ein u. hier gelang e« ihm, in Verbindung mit Lccourbe, die sich ihm entgegenwerfenden Oesterreicher unter ihrem Oberbefehlshaber Kray nacheinander in mehreren blutigen Gefechten zu schlagen. Bei dem Dorfe Engen kam e« am 3. Mai zum ersten Zusammenstoß, der nach tapferer Gegenwehr von Seiten der Oesterreicher mit dem Rückzug derselben endigte. Schon am 5. folgte ein Treffen bei Meßkirch, welche« die tapferen Oesterrcichcr wieder verlöre». Sie mußten zurück, da» Nachdrtngen der begeisterten französischen Schaaren war zu heftig; überdies war eine Ueberflügelung von Seiten der Kolonnen Lecourbe'S zu fürchten und man mußte seine rückwärtigen Verbindungen sichern. Daß der Sieg der Franzosen hier kein durchschlagender gewesen, muß der zögernden Haltung St. Ehr'«, der mit Moreau in Mein ungsverschiedenheiten gerathen war, und überhaupt mit ihm in keinem guten Einvernehmen stand, zugeschrieben werden. Um so glänzender jedoch waren die Waffenthaten St. Ehr'« am 9. Mai bet Biberach und am 10. Mat bet Memmingen aus dem Mcltenberg, wo der österreichische Führer Kray, in der Mei nung, die ganze französische Armee vor sich zu haben, durch St. Ehr'« kühne« Vorgehen zum eiligen Rückzug an die Iller gezwungen wurde und hinter den Schanzen von Ulm eine gedeckte Stellung suchte. Furchtbare Verluste erlitten die Oesterreicher in diesen so schnell auseinander folgenden Aktionen, die ihnen kaum Zeit ließen, Athem zu schöpfen. Ihre Armee war fast aus die Zahl der Truppen Moreau'» zusammengcschmolzen; obwohl eine Adtheilung derselben, etwa 16,000 Mann, unter General Moncey nach dem Gotthard abgetrennt worben war, um die mittlerweile in Italien kämpfenden französischen Abtheilungen zu verstärken. Vergebens aber suchte Moreau den österreichischen Oberbefehlshaber Kray au« den Verschanzungen von Ulm herauszulocken; Kray blieb in seinen gedeckten Stellungen. Erst al« der französische Heerführer eine Strecke unterhalb Ulm mit großer Kühnheit da« linke Stromuser besetzt und in einer Reihe scharfer Gefechte gegen die feindlichen Hceradthcil- ungcn behauptet halte, sah sich Kray genölhigt, um nicht von der Rückzugslinie nach den Erblanden abgeschnitlen zu werden, seine geschützte Position bei Ulm zu räumen nnd sich unter fortwähren den Kämpfen nach Nördlingen und von da nach Neuburg durch- ,»schlagen. Nach vielen blutigen Kämpfen, welche beide Gegner ermatteten, kam e» zu dem Waffenstillstand von Parsdorf, der den Feind seligkeiten im südlichen Deutschland ein zeitweilige» Ende setzte. Htalf Jarnekow. Eine mecklenburgisch- Erzählung von A. v. d. Osten. 20. Fortsetzung. 12. Am nächsten Tage traten der Doktor, Eggert und Ralf die Heimreise an. E» war hohe Zeit. Vier Tage halte ihre Ab wesenheit gedauert und da» war noch nie vorgekommcn. Rals halte jetzt weit umsassendere Reisevorbereitungcn zu treffen, al« vorher, er fühlte, jetzt erst habe er bei seinen Plänen wirklichen Grund unv Boden unter den Füßen, seit die Sache der künst- lichen Fischzucht gewißermaßen eine offizielle und er ihr Vertreter geworden war. Aber noch etwa« andere» beschäftigte seine Gedanken. Hin ter ihm lag ein Jrrthum, dessen Erinnerung ihm die Röihe der Scham in die Wangen trieb. Gott sei Dank, da» keiner darum wußte, al« er allein. Vor sich aber glaubte er eine Aufgabe zu sehen, deren Erfüllung alle seine Beschämung au«löschen konnte. Unablässig, seit er sich selbst wieocrgesunden hatte, schwebte ihm Wendel« Bild vor, wie er sie im Walte gesehen, so verändert, so traurig und sanft. Immer hörte er ihre bittende Stimme: „Hast Du kein anderes Wort für mich? — Habe mich nur ein wenig lieb, — ein wenig nur!" Er hatte ihr versprochen, sich ihrer anzunehmen, er mußte sein Wort halten. Aber ander«, al» er e« damals gedacht hatte. Er meinte ihr zu einem guten Fortkommen behülflich sein zu wollen, ihr vielleicht gar einen braven Mann zu verschaffen. Aber jetzt wußte Ralf plötzlich, daß da« sür Wendel keine Wohlthat sein würde. Die Augen waren ihin eben aufgethan worden. Sie hatte ibn wahrhaft lieb, und was war er, daß sic zu schlecht für seine Frau sein sollte? Auch die beiden Alten auf dem rasch hcimwärl« rollenden Wagen sprachen nicht viel, nur gelegentlich fragten sic einander mit bedeutungsvollem Lächeln: „Wat sei wull tau Hu« seggcn warden?" Sie wußten am besten, ob da» eine wichtige Frage sei — denn sie kannten ihre Land-leute. E« war viel Reden« über alle die seltsamen Ereignisse auf der Fischeriniel gewesen, seit dem Besuch de« Landesherr». Im Allgemeinen neigten sich die An sichten noch sehr denen Eggert Barnckow« zu, wa« die Mißacht ung de« Neuen betraf. Ueber Ralf hatte man stark den Kopf geschüttelt; al» er aber gar aus Reisen ging, da entfesselte sich die stille Mißbilligung in einem Sturm der Entrüstung über eine solch' unerhörte Idee. Zudem wußte man ja gar nicht, wozu diese« Vornehmen dienen sollte? — Wa« in aller Welt wollte Rals Barnckow aus Reisen? Man erschöpfte sich in neugierigen Vermuthungen, man rieth hin und her, und wenn nicht der oder jener Kopf dabei wirklich zerbrach, so war c« sicherlich nicht seine Schuld. Zuletzt wurde man ärgerlich und schalt auf die Geheimthuerei, denn über den eigentlichen Zweck der Reise bewahrten die Bethciligten noch strenge Verschwiegenheit, so viele Fallen man ihnen auch stellte. Die Neugierde steigerte sich zum Fieber. Man kam Abend« bei Kannegießer zusammen, nicht, um wie sonst zu politisiren und Whist oder Billard zu spielen, sondern um darüber Rath zu Hal- ten, wie Ralf darauf käme, auf Reisen zu gehen. Er, so meinte Mancher, wäre selbst wohl nie darauf gekommen, aber der Dok tor und seine Tochter, die hätten von jeher etwa» Besondere» sein wollen und sie würden auch die« angezetlelt haben. Die Weisen ergingen sich in räthselhasten Andeutungen, die ungefähr so lauteten wie: „Schuster bleib bei deinrw Leisten!" und die ehrbaren und tugendhaften Bürger meinten: „Bleibe im Lande und nähre dich redlich!" sei ein schöner Spruch. Die jungen Mägdelein aber, die lange auf den stattlichen jungen Fischer ge sehen hatten, kannten da« schöne Lied noch nicht: „Er wird Wohl gar in da» Welschland geh'». Und die Frauen sind dort so falsch und schön. O mög ihn der Himmel bewahren. — —" sonst würde c« in jenen Tagen sicher in schwermüthigen Tönen au« jedem Hause erklungen sein. Einmüthig aber waren alle in der Prophezeiung, daß e« ein böse« Ende nehmen würde. Da kam die Unglücksnachricht von Düring überbracht, und nun triumphirtcn die Propheten. Da» hatte man ja gewußt, e« war genau so gekommen, wie man e» vorher gesagt hatte. Gott steuert den Ziegen, daß ihnen die Schwänze nicht zu lang wachsen! Trotzdem aber streckten sich alle Hände freundschaftlich und mit ungeheuchelter Theilnahme Eggert unv dem Doktor entgegen, den in der Trauer wie in der Freude hielten alle treu zu ein ander, unv als am andern Morgen jene bciven abreisten, da folg ten ihnen viel herzlich gemeinte Ermahnungen, den Kopf oben zu behalten. n Von Allen aber war e« eine, auf welche die Nachricht von dem, wa« in der Residenz geschehen war, einen tiefen, schrecklichen Eindruck machte, da« war Wendel. Nachdem sie sich im Walde von Ralf getrennt, war sie muthig in da« Dors gegangen und halte nach einem Dienst gesucht. Da» Glück war ihr günstig gewesen, denn sie sand noch an demselben Tage Einlaß in eine brave, wohlhabende Handwerkersamilie, welche da» Dienstmädchen entlassen halte. Nun galt c» für Wendel, Ralf» Wort zu befol gen. „Halte Dich brav," hatte er gesagt, „wenn ich wiederkomme, werden wir weitcrschen!" Darin lag eine Verheißung, die Wendels Herz mit einer geheimen unaussprechlichen Hoffnung erfüllte. „Arme» Märchen!" hatte er zu ihr gesprochen und sie glaubte noch seine schmeichelnde Hand auf ihrem Haar zu fühlen. Er hatte also Mitleid mit ihr, er wollte sie nicht ganz verstoßen, sondern sich ihrer anneh men. Er hatte sie doch wohl noch ein bischen lieb. Dieser Gedanke verließ sic Tag und Nacht nicht, er hob sic hoch über sich hinaus. Die Familie, bei der sie ausgenommen worden war, hatte die« sicherlich nur au» Noch gethan, denn Wendel« Andenken war noch unvergessen im Dorfe. Aber sie hatte e« nicht zu bereuen. Wendel entfaltete nach ihrer zweijäh rigen Abwesenheit nicht nur eine erstaunliche Geschicklichkeit und Sicherheit in allen möglichen Fertigkeiten, sondern auch ein so gesittete» und taktvolles Benehmen, daß de» Bewundern» über sie kein Ende war. Schon nach zwei Tagen tönte ihr Lob durch da» ganze Dorf. „Sie muß auswärts in die richtigen Hände gerathen sein," hieß c», „jetzt sicht man erst, wa« in ihr steckt, und wa« eine gute Anleitung thut." Den besten Lehrmeister, der an Wendel arbeitete, die stille tiefe Liebe in ihrem Herzen mit ihrer Hoffnung und Sehnsucht, kannten die guten Leute nicht. Als die SchreckenSkunde ihr Ohr traf, fand sie anfang» keinen Glauben bei ihr. DaS war unmöglich. Ralf tödiete keinen Menschen! Aber immer wieder in jedem Winkel de« Dorfes, wo zwei zusammen, hörte sie cS, wie sie flüsternd Ralf einen Mörder nannten unv sich heimlich bekreuzten und segneten, daß sie mit einem solchen Menschen nicht» zu thun hätten. Wendel fühlte sich wie gelähmt. Sie wellte rufen, schreien, e» sei nicht wahr, Ralf sei kein Mörder! Aber die Zunge klebte am Gaumen, ihr Herz hörte auf zu schlagen, ihre Gedanken ver wirrten sich. Und immer umkreiste sie da» schreckliche Gerücht, bi» auch sie nicht mehr an feiner Wahrheit zweifeln konnte. Da wurde c« finster in ihr und alle«, wa« sie aufrecht ge halten, versank in einem schwarzen Abgrunde. Ralf ein Mörder! Wendel wußte recht wohl, wa» sie gethan hatte, al« sic Marten zum Morde anstiftete. Sie wußte, daß Marten dafür verurtheilt worden wäre, entweder zum Tove, oder doch zu lebenslänglicher Haft. DaS gleiche mußte jetzt Ralf treffen, so glaubte sie, denn sie war nicht erfahren genug, um zwischen beiden Fällen zu unterscheiden und der Gedanke, der alle« andere in ihr beherrschte, war der: Ralf würde nicht wieder zu ihr kommen, sie hatte ihn verloren für immer und der kurze Schimmer von Glück und Hoffnung, der ihr Leben gestreift hatte, war dahin für ewig. Dunkel empfand sie auch in diesem Schicksal die Strafe sür ihre schuld. Eine grenzenlose Verzweiflung packle das einsame Mädchen. Stunde auf Stunde der Nacht saß sie in ibrer Kammer, da« Gesicht in die Hände vergraben in dumpfer Erstarrung über ihr Elend. Au« diesem gab c» keinen Weg mehr heraus, al« nur einen! Die Ueberzeugung erhellte endlich Wcnvel» Bewußtsein ein wenig. Sie stand auf und schwankte zum Fenster. Es war rabenschwarze Nacht draußen, matte Steine nur blitzten durch da« Gewölk und der Wind fuhr über da» kaum sichtbare Wasser hin, daß c» gurgelte und schäumte. Die HauSthür war fest ver schlossen, das wußte Wendel, aber der Sprung au» dem Fenster ja leicht sür da« gewandte Mädchen. Schon war sie unten, und nun flog sie hinab zum Ice, von ihren in Jammer aufgelösten Haaren umweht, daß sie dem Nachtvogel glich, der lautlos durch die Lust fährt. Todtenstill war e« ringsum, die Menschen in den Häusern schliesen den Schlaf ihrer Gerechtigkeit, nur in den nächstliegen den Wohnungen glaubten einige, ihr süßer Traum sei durch einen entsetzlichen Klageschrci gestört worden und fuhren im Bett auf, um zu horchen. Aber nein, eine Täuschung! und sanft schlum merten sie wieder ein. Erst am nächsten Morgen, al» sich da» Gerücht verbreitete. Wendel sei verschwunven und als dann ein kleine» bunte» Tuch, da« man al» va» ihrige erkannte, am Ufer gesunden wurde, da erinnerten sie sich de« Schreie«, durch den eine traurige Vermulhung alsbald zur Gewißheit wurde. Mehrere kräftige, crnstblickende Fischer machten sich an da« Werk, da« sie nicht zum ersten Mal in ihrem Leben au«übten, die Ertrunkene zu suchen, während sich die UnglückSstclle all mählich mit einer Menge von Menschen füllte. Still und scheu standen sic da, und nur geflüsterte Worte wanderten von einem zum andern. Man Halle e» wieder einmal gewußt, daß c« so
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