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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 18.05.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190105186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010518
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010518
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-05
- Tag 1901-05-18
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Monat
1901-05
-
Jahr
1901
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— Da» Ober-Kommando meldet am 14. au-Peking: Truppen de» chinesischen General» Liu haben 45 Am. südlich von Paotingsu 1000 Boxer angegriffen und zerstreut. Bei einer Explosion von zu vernichtenden Waffen in Kalqan ist bi» jetzt festgestellt, daß Leutnant v. Summer und 3 Mann verwundet sind. Nähere Nachrichten sehlen noch. Locale und sächsische Rachnchlrn. — Eibenstock. Seine Majestät der König haben Aller- gnädigst geruht, Herrn Assessor Schilde vom 1. Juli 1801 an zum Landrichter beim Landgerichte Plauen zu ernennen. — Meißen, 15. Mai. In der vergangenen Nacht sind durch ein Grvßseuer in der Neugasse drei Häuser nebst Zubehör total eingcäschert worden. Lin Feuerwehrmann erlitt schwere Verletzungen. Der Besitzer eine» der Häuser, namen« Nitzsche, wurde unter dem Verdachte der Brandstiftung verhaftet. — Auerbach, 14. Mai. Line große Anzahl Bürger hiesiger Stadt hatte sich am Montag Abend im Centralhollen- saal versammelt. Die Tagesordnung lautete: l. Resolution in Sachen de» Herrn Stadtrach» Petzold. 2. Freie Diskussion. Gegen 8 Uqr war der Saal überfüllt. Um 9 Uhr erhob sich Herr Herm. Klauß hier und verkündete: »Ich mache hierdurch bekannt, daß die Versammlung auf Grund K 12 de» Vereinsgesetzc« verboten ist wegen muthmaßlichcr Gefährdung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit." (tj 12 de» Verein«-und Versammlungs recht» bestimmt: Bei dringender Gefahr für die öffentliche Ruhe, Ordnung und Sicherheil können Versammlungen, sowie öffentliche Auf- und Umzüge und Festlichkeiten verboten werden.) Hieraus verließen die Besucher ruhig den Saal. — Auerbach, 15. Mai. Vor dem BerwaltungSgerichtShof in Zwickau wurde gestern Mittag ein Prozeß auSgctragen, der bei dem Interesse, welche die hiesige Bürgermeister-Affäre in ganz Sachsen erregt, überall Aussehen erregen wird. Al» am 20. Mai 1893 der Siadtkassircr Stark starb, übernahm Bürger meister Kretzschmar die Kassenschlüssel und sagte nach Revision der Kasse zu mehreren Stadlräthen, daß alle» stimmte. Drei Jahre nach dem Tode Starks wurde e» ruchbar, daß in der Stadtkasse ein Defizit von über 17,000 Mark vorhanden fei. Erst al» die städtischen Kollegien an die Krei»haupmiannschafl sich wenden wollten, gab Herr Bürgermeister zu, daß ein Defizit vorhanden sei und bezichtigte den vor drei Jahren verstorbenen Stadtkassirer als den Thäler. Jnsolgedessen wurde auf Beschluß der städtischen Kollegien der Witlwe Stark die Weiterzahlung der Pension von 680 Mark jährlich verweigert, da durch die Untreue ihre» Manne» die Ansprüche aus Pension erloicken seien, während gegen den Bürgermeister ein Prozeß wegen Ersatz der defraudirten 17,000 Mark angestrengt wurde, da er von 1889 bi» 1893 keine Revision der Stadtkasse vorgcnommen hatte. Die Wittwe Stark verklagte nun die Stadt im Verwaltung» streit verfahren aus Zahlung der verweigerten Pension. Der Gerichts hof bestand au» den Herren Kreishaupimann v. Forker Schubauer, Oberregierungsrath Richter und Geheimralh 1)r. Ahrer. Die Parteien waren durch die Rechtsanwälte Ur. JahnS-Auerbach und Ur. Möller-Plauen vertreten. Bürgermeister Kretzschmar al» Betheiligter halte seinen juristischen Beistand Justizrath Schuricht au» Plauen mitgebracht. Auf die Ausführungen de« städtischen Vertreter» zur Begründung der verweigerten Pensions zahlung erwiderte Ur. Möller als Vertreter der Familie Stark, daß allerdings Unregelmäßigkeiten in der Auerbachcr Stadtkasse existiren, aber e» sei nicht erwiesen, baß Stark die Schuld habe, denn seine Bücher stimmen, nur die 17,000 Mark sind ver schwunden. Die städtischen Kollegien und die Bürgerschaft glauben an die Unschuld de» Verstorbenen und e» sei konsratirt, daß Bürgermeister Kretzschmar sich während der Krankheit und Stunde nach dem Tode Stark» habe die Kassenschlüssel holen lassen und allein der Kasse Gelder entnommen habe, indem er sich dabei jede Assistenz verbat: er wolle den Bürgermeister nicht beschuldigen, aber Nachweisen, daß auch andere unkontrollirlen Zugang zur Stadtkasse hallen. Habe ein Defizit existirt, so habe der Bürgermeister davon gewußt, weshalb er dann die» drei Jahre verheimlichte, wisse man nicht, jedenfalls sei er verant wortlich. Nach langer Berathung verkündete der Gerichtshof felgende« Urtheil: Es sind strafbare Thatsachen de« versterb. Stadt kassirer« Stark nicht bekannt und Hal die Stadtgemeinde Auerbach der Wittwe Stark die rückständigen PensionSbelrägc mit 4 Proz. Verzinsung und die JahrcSpension von 680 Mark in Monats raten weiter zu zahlen, sämmilichc Kosten fallen der Stadt zur Last." — Durch diese« Urtheil ist da« geheimnißvollc Dunkel über den Urheber des Defizits und den Verbleib der 17,000 Mark nicht gelichtet. Theater. Der Schlafwagencontrolleur, Schwank in 3 Akten von Julius Sünde bearbeitet, betitelt sich die Novität, die un« Herr Wolmcrod am Sonnabend den 18. Mai al» letztes Gast spiel bringt, denn am Mittwoch, den 22. Mai, endet die Tournee. — Der Schlafwagencontrolleur ist eine der hervorragendsten Novitäten der Gegenwart. Im Fluge hat derselbe seinen Weg an sämmtlichen großen Bühnen gemacht , unzählige Aufführungen in Berlin, Wien, Dresden, Leipzig erlebt, so daß wir auch hier aus ein volle« Hau« rechnen dürfen, zumal wir vielleicht auf Monate kein Theater mehr haben werden. 8. Ziehung 5. Klaffe 139. Königs. Sachs. Landes -Lotterie, gezogen am 14. Mai 1901. 15,666 Mark aus Nr. 45148. 16,666 Mark aus Nr. 98142. 5666 Mark aus Nr. 14597 88915 WSW 87784. 2866 Mark aus Nr. 2889 3285 «141 14791 19392 28857 23528 31831 31782 32185 SWS« 35877 4044« 42811 49482 59192 88144 82832 82895 71858 72SI7 88W7 88282 SI884 88842. looo Mark aus Nr. 8« 2182 2S83 4853 8758 8788 7558 8017 8588 11848 15854 15888 >7885 I888S 18848 21882 22888 25888 284S1 S1288 33814 33832 345N 38781 38884 37881 37827 41848 43554 47781 478SI 48584 57278 58228 «8488 88881 82788 «3544 83818 83884 84278 85548 87847 88488 73273 74824 77214 888II 83428 84188 88288 88737 81588 81578 81725 81888 83228 83788 95281 87818. 588 Mark aus Nr. 2885 8471 7217 8415 18834 12487 14334 14483 14887 15288 I55I8 15888 18358 18172 18438 >8583 28888 28888 22318 27423 27558 28581 28887 31388 35858 35219 35382 35858 37888 S88I2 38822 47188 58841 58678 56885 51363 53188 55381 58151 8118« «2278 84568 85585 88418 78277 78882 86981 8I88I 81587 81842 82718 83882 84878 85173 86845 85845 W758 88849 97SI4 97839 99222 98388 9981«. Amtliche Mittheiknngen «ns der Sitzung des Stadtrathes z« chibenliock vom 9. Mai l901. Anwesend: 4 RathSmitglieder. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Hesse. I) Die Borschläge de» Lauausschusses über u. Herstellung der Winkterstrage und n. einem Dankschreiben für Verwilligung einer Gratifikation, der Erfolglosigkeit zweier gegen die Stadt angestrengten Klagen. e. einer Verordnung, die Verwendung theergetränkter Dachziegel betreffend. 4) Der von dem Stadtverordneten - Eollegiom zur Anschaffung beschlossene Sprengwagen mit Nohrdraui« soll bei dem Fabrikanten Jakob - Plauen bestellt werden. 5» Eine Nachschätzung zur Einkommensteuer findet Erledigung. «1 Die Vorschläge des Sparkaffen - Ausschusses über die Verwendung des Reingewinne» der stäbt. Sparkasse im vergangenen Jahre erhebt der Nath zum Beschluß. Hiernach gelangen diesmal 13,866 Mk. zum DiS< Pofitions-Fonds, der damit aus 52,888 Mk. anwächst. 7> Ein Baudispensationsgesuch wird befürwortet. 8) Außerdem wurde Beschluß gefaßt über ein Gesuch um Straserlaß, ein Baugenehmigungsgesuch, ein Gesuch um Ertheilung von Schankkonzession, sowie über verschiedene andere Angelegenheiten, die des allge meinen Interesses entbehren bez. zur Veröffentlichung nicht geeignet sind. Hlnsichlöare Iiäden. Original Roman von Neinhold OrtmaNN. (lL. Fortsetzung.) »Ich will kein Urtheil über Ihre damalige Handlungsweise fällen, Herr Crafton," sagte sie, sich mühsam beherrschend, »und ich will Ihnen glauben, daß Sie sich jetzt von einer wohlwollen den Absicht leiten lassen. Aber ich muß Sie nun doch bitten, e« bei dem bewenden zu lassen, was Sie bisher gethan. Weder von Herrn Doktor Eichrodt, noch von mir dürften Sie Dank erwar ten für eine weitere Theilnahme an unserem Geschick." Sie mußte annehmen, daß er nach einer so unzweideutigen Zurückweisung seinen Besuch al» beende! ansehen würde ; aber er schien weder gekränkt noch eingeschüchtert und blieb ruhig auf sei nem Platze. „Ich konnte diese Aufnahme voraussehen, denn mein Be ginnen muß Ihnen naturgemäß al« eine ungeheuere Dreistigkeit erscheinen. Aber ich bitte Sie trotzdem, mich zu Ende zu hören. Wenn Sie da« Weltmeer zwischen sich und Herrn Doktor Eich rodt legen wollen, geschieht e» doch wohl nur, weil Sie ihm da mit auch die letzte Hoffnung zu nehmen beabsichtigen. Und sic thäten recht daran, fall« Sic wirklich aufgehört hätten, ihn zu lieben. Ist e» aber nur die Rücksicht auf seine Pflichten al» Ernährer der Familie, die Sic zu solchem Opfer veranlaßt, so dürfen Sie e« nicht bringen. Denn diese Pflichten werden, wie ich hoffe, bald von seinen Schultern genommen werden." „Und wie sollte da» geschehen?" „Wollen Sie mir versprechen, vorläufig al» ein Geheimniß zu bewahren, was ich Ihnen anvertrauc?" „Wenn ich mich damit gegen Niemand versündige, Herr Lraston — —" „Nun denn — ich selbst bin c«, der ihn von jener schweren Last befreien will." „Sie? — Ja, Sie glauben doch nicht etwa, daß Frau Eich rodt, die ihren Galten so innig betrauert, sich entschließen könnte —" Mit einem kleinen, etwas wehmüthigen Lächeln fiel er ihr kopfschüttelnd in die Rede. „Nein, nicht auf diese Art! „Die Zeiten, da ich mich hätte mit HcirathSgcdanken tragen dürfen, sind längst vorbei. Aber ich habe eine alte Schuld an die Familie Eichrodt zu zahlen. Und ich bin entschlossen, sie zu tilgen." Paula sah ihn zweifelnd an. Zum ersten Mal seit dem Beginn de» Gespräche» kam ihr der Verdacht, daß dieser bestän dig blinzelnde Mensch vielleicht nicht ganz zurechnungsfähig sei. Denn im Hause ihrer Pflcgeeltern war niemals von einem ande rem Schuldner die Rede gewesen, als von jenem Gumpert, den man al« den eigentlichen Urheber alle» über die Familie herein gebrochenen Unglückes anjah, und dessen Namen die Wittwe kaum jemals anders als unter bitteren Verwünschungen nannte. Des neuen Miether« aber hatte Frau Eichrodt erst in einem ihrer letzten Briefe Erwähnung gethan, als eine» stillen, bescheidenen, offenbar in recht dürftigen Verhältnissen befindlichen Manne», den das Leben sehr hart mitgenommmen zu haben scheine. Bon einer Schuld, die er ihr zu zahlen habe, hatte sie mit keiner Silbe gesprochen, und gerade jener Brief war erfüllt gewesen von den schmerzlichen Klagen über die Aussichtslosigkeit ihrer Lage. Die Worte de« Fremden mußten da« junge Mädchen darum in hohem Maße bedenklich stimmen, und Herrn Crafton gab ihrem Schweigen sogleich die rechte Deutung. „Sie mißtrauen mir," fuhr er fort. „Sie hallen mich viel leicht für einen Narren oder für einen Schwindler. Aber ich bin da« eine so wenig al« da« andere. Und e« ist mir heiliger Ernst mit dem, was ich soeben sagte. Durch mich sind vie Eich rodt'» dereinst um ihr kleines Vermögen und um die Aussicht auf eine behagliche Zukunft gebracht worden, und wenn ich auch nicht vollständig wieder gut machen kann, was ich an ihnen ge fehlt habe, so will ich doch verhindern, daß nun auch da» Lebens glück de« wackeren jungen Mannes daran Schiffbruch leide. Von einer seltsamen Ahnung durchzuckt, blickte Paula auf. „Mein Gott, wenn Sie mir nicht gejagt hätten, daß Sie Crafton heißen " „Fördern Sic keine weitere Aufklärung, liebe» Fräulein, und suchen Sie vorerst nicht zu ergründen, ob ich den Namen, den ich Ihnen da genannt habe, mit Recht führe oder nicht. Lassen Sie sich'« vielmehr genug sein an dem, wa« ich Ihnen im Vertrauen auf Ihre Verschwiegenheit jetzt gesagt habe. Auch Ihnen würde ich ja die» Geständniß nicht abgelegt haben, wenn ich nicht eben um jeden Preis verhindern möchte, daß Sie durch einen übereilten Entschluß sich selbst und den Dok tor unglücklich machen. Und halten Sie mich, bitte, nicht für einen Verbrecher, der von vornherein daraus au«ging, brave Leute um die Früchte ihrer Arbeit zu betrügen. Ich will meine da malige Handlungsweise nicht beschönigen; aber auch ich war mehr ein Opfer der Verhältnisse al« ein schlechter Mensch. Der unheil volle Einfluß eine» habgierigen Weibe« hatte mich aus die schiefe Bahn gedrängt, aus der c» dann kein Halten mehr gab, und schließlich verlor ich den Kopf. Hätte ich mich nicht von meiner Frau zur Flucht bereden lassen, sondern wäre geblieben u. ich hätte hier in der Heimath nur halb so viel gearbeitet, al« ich c« drüben in Amerika und später in Australien zur kümmerlichen Fristung meine» Dasein« lhun mußte, so hätte noch Alle« gut werden können. Die« hartherzige, unersättliche Weib war der böse Geist meine« Leben«. Und weil sic e« war, muß sic mir jetzt auch Helsen zu sühnen, wa« noch gesühnt werden kann." Er hatte sich in eine wachsende Erregung hineingesprochen, und er hatte in dieser Erregung offenbar viel mehr gesagi, al« e« seine Absicht gewesen war. Paula hätte von einer sehr lang samen Auffassungsgabe sein müssen, wenn ihr nicht bei seinen letzten Reden die volle Gewißheit gekommen wäre, daß der angeb liche Crafton und der von Frau Eichrodt so bitter gehaßte Gumpert eine und dieselbe Person seien. Die Vorstellung, daß dieser Mann jetzt gewissermaßen die Gastfreundschaft derer genoß, die er zu Grunde gerichtet, daß er an ihrem Tisch sitzen und vielleicht täglich die gegen den verschollenen Gumpert gerichteten Anklagen hören konnte, wollte ihr trotzdem nicht in den Sinn. „Ich vermag mich in alledem noch kaum zurecht zu finden," sagte sie. „Fürchten Sie denn gar nicht, daß Frau Eichrodt eine« Tage« entdecken könnte, wer Sic sind?" „Da« hab« ich nicht zu besorgen. Denn zu der Zett meiner Geschäft-Verbindung mit ihrem Manne, der ja in einer anderen Stadt lebte al« ich, Hal sie mich nie gesehen. Und überdie« würden wohl selbst meine guten Freunde von damal« heute einige Mühe haben, mich wieder zu erkenne«. An dem Tage aber, wo ich ihr in irgend einer Form zurückerstatten kann, wa» ich ihrem Gatten schuldig geblieben, wird sie natürlich auch er fahren, wer ich bin. Sie wird mich nicht »errathen, und auch Sie, mein liebe« Fräulein — nicht wahr, auch Sie werden e» nicht thun?" Au» ihrer bi»herigen Zurückhaltung herau«tretend, reichte Paula ihm die Hand. „Gewiß nicht, Herr Crafton! Ihre Absicht ist ja die beste und redlichste von der Welt. Gebe der Himmel, daß e» Ihnen gelingt, sic zur Ausführung zu bringen." ,E» muß mir gelingen, Fräulein Förster! Einzig zu diesem Zweck bin ich heute nach Dresden gekommen — ein Entschluß, der mir nicht leicht geworden ist, weil e» hier sehr Viele zicbr, die mich in vergangenen, besseren Tagen gut gekannt haben. Und e» wird mir auch gelinge». Denn ich halte da« Weib, da« die alte Schuld für mich zahlen soll, in meiner Hand. Sie hatte mich allzu früh zu den Todten gerechnet, und nun, da ich gegen ihren Wunsch und gegen ihre Hoffnung doch noch unter den Lebenden weile, nun weiß sie, baß er mich nicht mehr, als ein ein zige» Wort kostet, sie au« einer reichen Frau zur Bettlerin zu machen. Aber — verzeihen Sie — da» sind Dinge, die für Sie kein Interesse haben können. Habe ich Ihnen doch ohnehin schon viel mehr gesagt, al« Sie hören sollten. Nun aber werden Sie mir ver sprechen, vorläufig keinen Kontrakt nach BuenoS-Aire« oder einem anderen weit entlegenen Ort abzuschlicßen — nicht wahr?" Paula zögerte, ihm zu antworten. Ja, er Halle die Beweg gründe ihre» Entschlüsse» vollkommen richtig beurtheit. Nur weil sie auch da« letzte Band zwischen sich und Walter Eichrodt zer reißen, weil sie ihm La» Gefühl seiner vollen Freiheit wicderzeben wollte, hatte sie nach grausamen Kämpfen den Entschluß gefaßt, von dem der angebliche Crafton durch die Gesprächigkeit seiner Mithin Kcnntniß erhalten hatte. Aber sie hatte namenlo» dar unter gelitten, und mit dem ganzen, leidenschaftlich heißen Glück verlangen eine» liebenden weiblichen Herzen« hatte sic da» Wun der herbei gesehnt, da« ihr die Ausführung jene» Entschlüsse» ersparen sollte. Nun, da es sich wirklich zu ereignen schien, klammerte sich ihre Seele inbrünstig an die schwache Hoffnung, die sie plötzlich vor sich auftauchen sah, und e« drängte sie, dem fremden Mann zu erwidern: Ja, nun werde ich bleiben! Aber c» war ihr roch zugleich, al« ob sie damit ein Unrecht beginge, und deshalb blickte sie schweigend vor sich nieder. Der Besucher wartete ein paar Sekunden lang auf eine Entgegnung, dann trat er nahe auf sie zu und sagte: „Sie glauben nicht, daß ich Wort hallen werde, und ich darf Ihnen diesen Zweifel nicht verübeln. So versprechen Sie mir denn wenigsten«, daß Sie noch vierzehn Tage warten werden, ehe Sie etwa« Entscheidende« in dieser Sache lhun. Habe ich meine Zusage bi» dahin nicht eingelöst, so mögen sie mich für einen Lügner halten. Sie sehen, c» ist nicht all' zu siel Vertrauen, daß ich von Ihnen begehre." „Ein selche« Versprechen darf ich Ihnen allerdings ohne Weitere» geben, Herr Crafton, denn man hat mir ohnehin für meine endgiltige Entschließung eine Bedenkzeit von ungefähr drei Wochen bewilligt." „Das ist gut," sagte er sichtlich erfreut, „sehr gut! Um Ihre Verschwiegenheit bitte ich Sie nicht erst weiter, denn ich bin gewiß, raß Sic meine Absichten nicht durch eine Indis kretion durchkreuzen werden. Leben Sie denn wohl, mein liebe« Fräulein! Ich hoffe. Sie sollen bald und Gutes von mir hören." — Frau Ilona Matrasch beeilte sich, die etwas unbequeme Stellung zu ändern, zu der die Nothwendigkeit, ihr Ohr dicht an die dünne Wand zu legen, sie während der letzten Viertel stunde gezwungen hatte. Artig erwiderte sie den Gruß de« Fremden, der gleich darauf wieder in da« Empfangszimmer trat, um sich von ihr zu verabschieden. Und sicherlich würde sie un mittelbar nach seiner Entfernung damit begonnen haben, Paula durch klug gestellte Fragen noch weiter auszuhorchen, wenn nicht der Klang einer wohlbekannten Stimme sie plötzlich daran erinnert hätte, daß e« zunächst wichtigere Dinge zu thun gäbe, al« die». Früher al» sie e« zu hoffen gewagt hatte, kehrte Poldl nach Hause zurück. Und die sorglose Fröhlichkeit, mit der er die erste« Takte eine« Gassenhauer« vor sich hinträllerte, während er draußen im Korridor Hut und Ueberrock ablegtc, bewies, daß er da» Ver schwinden de« Geldscheine- au« seiner Westentasche noch gar nicht bemerkt hatte. „Grüß Gott, Schätzer!!" rief er schon von der Schwelle au« seiner Gattin zu. „Na, bist noch immer grantig weil ich mich gestern in der Schomajerbaje»*) a bissel verspätet habe?" Ilona wartete mit der Antwort, bi« Paula da« Zimmer verlassen hatte, dann trat sie raschen schritte» aus den verblüff ten Poldl zu, erfaßte mit ihren kleinen, markigen Fäusten seine beiden Handgelenke, indem sie ihn mit durchdringendem Blick ansah: „Schau mi an, g'rad in die Augen! Wann Du ml jetzt belügst, so i» au- mit un» zwei für alle Ewigkeit. Wo her hast Du da» Geld, daß ich in Deiner Gilcttaschen gesun den habe?" „Was für ein Geld?" fragte Poldl ausweichend, indem er sich zugleich in de» Herzen» Stille wegen seiner Unvorsichtigkeit mit einigen kräftigen Ehrentiteln belegte. Ilona aber gab eine seiner beiden Hände frei und zog mit blitzc-schnellem Griff da» Hundertfranc»billet au« ihrem Busen. (Fortsetzung folgt.) ") Kaffeehaus. (Budapester Gaunersprache.) Kirchliche Aachrichte« ans »er Mar«chie chibenSock vom 12. bi- 18. Mai 1S01. (vttauft: 110) Curt Ernst Göbler. III) Johanne Frieda Anger. 112) Johanne Marie Bleyer. 113) Clara Elsa Schmidt. 114) Lisbeth Susanne Knickte. 115) Johanne Elfriede Fuchs. 116) Klara Elise Preist, unehel. 117) Johanne Louise Höhlig in Wildenthal, unehel. Begraben: 81) Katharine Margarethe Hutschenreuter, geb. Kühnberger, Wittwe de- weil, lyottlob Heinrich August Hutschenreuter, Handarbeiter- hier, 6« I. 3 M. 20 °T. 82) Christian« Wilhelmine Jugelt geb. Flemming, Ehefrau de- Ernst Heinrich Jugelt, ans. BS. u. Handelsmann- hier, 63 I. 8 M. I T. Am Sonntage Lxrucki: Borm. Predigttext: Joh. 1ö, 26 bi» 16, 4. Herr Pfarrer Gebauer. Die Beichtrede hält Herr Diak. Rudolph. Nachw. I Uhr: 2. Unterredung mi« den konfirmirten Knaben diese« und der 2 vorigen Jahrgänge. Herr Pfarrer Gebauer. Kirchennnch richte» Schönheide. vom. bixLuäi (Sonntag, den 19. Mai 1901.) Früh 8 Uhr: Beichte u. heil. Abendmahl. Herr Diakonu» Wolf. Borm. 9 Uhr: Gottesdienst mir Predigt. Herr Pfarrer
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