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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 11.05.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190105116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010511
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010511
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
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Monat
1901-05
- Tag 1901-05-11
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Monat
1901-05
-
Jahr
1901
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Hitzung des Aezirksausschnsses der Königlichen Amtshanpt- mauuschast Hchwarzenierg, vom 6 Mai 190>. Der Bczirksausscktttz beschließt - 1) den Erlaß einer Bekanntmachung, worin auf die Schädlichkeit des Hal tenS von Singvögeln in zu engen Käfigen hingewiesen und auf die unter Umständen eintretende Beurtheilung der Benutzung zu enger Käsige als Thierquälerei aufmerksam gemacht wird, 2) nimmt K'nntniß von dem Protokolle über die Revision der Kasse der Bezirksanstalt Grünhain. 3> stimmt den Vorschlägen der Königl. Amtshauptmannschaft, Vertheilung der Wegebauunterstützuugen betr., zu, 4) befürwortet u. das Ortsgesetz über die Erhebung von Abgaben bei Besitzveränder ungen in Oberschlema, l>. das Ortsgesetz über Erhebung von Bauabgaben von den Grund stücken an der Bahnhofstraße in Bernsbach, o. das Regulativ über die Erhebung der Besitzveränderungsabgaben zu den öffentlichen Kassen in Pöhla und 6. das Regulativ über die Biersteuer der Gemeinde Bockau, 5) ertheilt zu den Dismembrationen der Grundstücke Blatt 37 für Ditters- dorf und Blatt KN und 51 für Sosa die erforderlichen Dispensationen, 6) beschließt ». wegen des Gesuchs der Direktionen der Königl. LandeSanstalten zu Großhennersdorf und Nossen um Bewilligung einer Beihilfe aus Bezirksmitteln zur Fürsorge für die entlassenen Zöglinge der- selben Vorlegung unter dem Vorschläge der Gewährung einer laufenden Beihilfe von 30 Mark an die Bezirksversammlung und I>. wegen Anlegung des Reservistenfonds Anfrage bei der hiesigen Sparkassenoerwaltung, e. wegen des I V. Nachtrags zum Ortsstatute der Stadt Johann georgenstadt Rückgabe zur nochmaligen Berathung und Erläuterung, 7) hält wegen des Gesuchs der Ziegeleibesitzer Leistner u. Georgi in Zschor lau uni Erlaubniß zum Kantinenbetriebe bezüglich des Lokals die An stellung weiterer Erörterungen für geboten, laubnis; zum Ect ankwirthschaftsbelriebe in seinem neu zu erbauenden Hause an der Haltestelle Bernsbach die erbetene Concession in Aussicht, 9) genehmigt и. das Regulativ über Erhebung von Abgaben bei Tanzmusiken in Pöhla, aufführungen für Breüenhof, >l. den ortsstatutarischcn Beschluß des Gemeinderaths Schönheide, den Gehalt des Gemeindevorstandes betr., das Ortsstatut, die Errichtung einer Freibank in Sosa betr., t. das Regulativ der Gemeinde Pöhla, die Ausschließung säumiger Abgabenpflichtiger von öffentlichen Vergnügungsorten betr.. ze. die Vertheilung der Zinsen von den Beständen der Schwarzenberger und Eibenstocker Amtsarmenkasse auf das Jahr 1900, Ii. die Bestimmungen über das Feuerlöschwesen in Schönhelderhammer, 10) die Gesuchs s s * R ch d Kleinviehs § ch 8 ch l>. des Gasthofsbesitzers Gustav Emil Trommer in Sosa um Geneh migung zur Errichtung einer gleichen Anlage, e. der Firma F. E. Weidenmüller in Antonsthal, Veränderung der Stauanlage am sogen. .Hüttenwehr betr., bedingungsweise und 11) lehnt die^ Gesuche^ Branntwein in verschlossenen Originalslaschen, des Restaurateurs Linus Baldauf in Schönheiderhammer um Er- theilung der Erlaubniß zum Branntweinschank, t. Wilhelm Zeeh's in Bockau um Genehmigung zum Bier und Kaffeeschank, -r. der Firma Loreiiz u. Eomp. in Bockau um Erlaubniß zum Kan torei und к. R. Grimm s in Raschau (Katbarina) um Erlaubniß zum Bier und Branntweinschank und Krippensetzen in seinen, neu zu erbauen den Wohnhause — sämmtlich im Mangel örtlichen Bedürfnisses — ab und erledigt Amtliche Mittheikungeu aus der 4. öffentliche« Hitzung des Stadtverordnete» - Kollegiums zu Kikenftock am 29. April 1901, Abend« 8 Uhr im Rathhaussaalc. Vorsitzender: Herr Stadtverordneten-Vorsteher Diersch. Anwesend: 17 Stadtverordnete. Entschuldigt fehlen 2, unentschuldigt 2. Der Rath ist vertreten durch Herrn Bürgermeister Hesse. 1) Dem Rathsbeschlusse, die Ausgaben des städtischen Wasserwerks in Zu jährlich dem Wertbe der Wasserleitung zuzuschreiben, tritt das Collegium bei. 2) Die erforderlichen Herstellungen am Bürgermeisterzimmer und an der Registratur einschließlich der Einlegung von Dielung in der letzteren werden genehmigt und die entstehenden Kosten verwilligt. 3) Die Fluchtlinie deS Reutherweges legt man, wie im bezüglichen Lage- 4) Vom Erlöse der Versteigerung von Hölzern aus den städtischen Anlagen nimmt das Collegium Kenntniß. Man beschließt den verbleibenden Ueberschuß dem Fonds zur Herstellung von Anlagen zuzuschlagen. Herr Stadtverordneten Vorsteber Diersch spricht Herrn Stadtver ordneten Oberförster Bach für seine umsichtige fachmännische Leitung der Arbeiten zur Fällung der Bäume rc. in den Anlagen den Dank dcS Collegiums aus. 5) Das Collegium nimmt hierauf einen Bericht des Herrn Bürgermeister Hesse über den Stand der Eisenbahnsache entgegen. V) Man nimmt ferner Kenntniß von der Verwilligung einer Staatsbeihilfe für den Handfertigkeitsunterricht. 7) Die Schul und die Feuerlöschkaffenrecknungen für das Jahr 1900 wer den Herrn Stadtverordneten Ziegler zur "Nachprüfung überwiesen. 8) Die von dem Hernr Stadtverordneten Paul Müller nachgeprüfte Wasser werkskassenrechnung spricht das Collegium richtig. 9) Der Herr Stadtverordneten Borsteber Diersch giebt darnach bekannt, daß vom Stadtrath die ortsgesetzlicbcn und statutarischen Bestimmungen, soweit sie in genügenden Druckexemplaren vorhanden waren, an die Herren Stadtverordneten vertheilt worden sind. Das Collegium nimmt davon Kenntniß. 10, Beim Stadtverordneten-Collegium ist eine Eingabe des Vorsitzenden des Erzgebirgsverein- eingegangen, eine Anregung zur Errichtung einer Unterkunftshütte bez. eines Logirhauies aus dem Bühle betr. Nachdem sich das Collegium über die Sache ausgesprochen und Herr Flemmig erbittet sich bis zur nächsten Sitzung genauen Be scheid. in welcher Weise diese Revision-gelder verwendet werden. 12) Das Collegium nimmt sodann davon Kenntniß, daß die Wiebel und Nachstickschule Ostern 1901 in- Leben getreten ist. Man beschließt, den Auswand für Heizung und Beleuchtung für die Schule auf die Stadt ru übernehmen. 13) Das Collegium schließt sich dem Rathsbeschluffe an. dem zu Control Versammlungen u. Aushebungen kommandirten militärischen Unterpersonal außer den gesetzlichen Leistungen noch eine Auslösung von I Mk. pro Mann und Tag zu gewähren. Außerdem kommen noch verschiedene Angelegenheiten zur Erledigung, die deS allgemeinen Interesses entbehren, beziehentlich zur Veröffentlichung nicht geeignet sind. Htrvas üver den König. So viel der Honig von Fabriken und Konditoreien zu di versen Süßigkeiten verwendet wird, zum Hausgebrauch findet er von den Hausfrauen noch immer nicht die gebührende Würdig ung. kaum daß sie ihn zur Winterszeit hin und wieder al« Mittel gegen Husten anwenden, da» ist aber auch Alle«, und ist ein Gläschen Honig verspeist, wird selten ein zweite» gekauft, denn, hat er für den Husten geholfen, ist ein weiterer Honig genuß nicht nothwendig, und, hat er nicht geholfen, so Hilst wohl ein zweite» Gla» auch nicht«. De» Honig« Leichtverdaulichkcit und Nährkraft wird leider bedeutend unterschätzt, und sein andauernder Genuß wäre be sonder» alten Leuten und Kindern sehr zu empfehlen. Kleinen, blassen Schwächlingen sollte viel und oft Honig gegeben werden. Morgen« und Abend» in jede Tasse Milch ein Löffclchen, und ganz besonder» jeden Bor- und Nachmittag auf ein Stück Schwarzbrot Butter und Honigbelag. Nach einigen Wochen solcher Honigkur werden die Kleinen sichtbar lebhafter, blühen der und kräftiger. Wenn Kinder eine Borliebe für Honig ha ben, so spare die Hausfrau nur ja nicht damit. Sie gebe ihnen so oft sie davon wollen, freilich immer nur kleine Por tionen und die in größeren Pausen, damit der Magen nicht verdorben wird; aber sie sollte selbst bestrebt sein, dem kleinen Körperchen so lange al« möglich Honig zuzuführen, da die Vor liebe für Honig bereit» ein Zeichen ist, daß die Natur ihn braucht. Wenn die Hausfrau sparen muß, so spare sie an Fleisch; Kinder bcnölhigen seiner nicht so sehr, al- Milch, Brot, Butter, Honig und Obst. Alte Leute sollten besonder« deshalb viel Honig genießen, weil er neben seiner Leichtverdaulichkeit auch ungemein wärmt und kräftigt. Können sie ihn in Milch nicht vertragen, sollte man ihnen ein Honiggetränk bereiten. Jeden Morgen und Abend löse man einen kleinen Löffel voll Honig in einem Schoppen kochenden Wasser« auf und gebe diesen Thec noch warm zu trinken. Beim Einkauf de« Honig« sehe man daraus, daß er dick und klar, also rein und unverfälscht ist. Ein mit Met, Mehl oder Syrup gesälschter Honig ist den halben Prei« werth und enthält natürlich verminderte Nährkraft. Man kauft ihn daher am besten da, wo für seine Reinheit garantirt wird. E« giebt weißen und braunen Honig. Der weiße stammt von Bienen, welche ihre Nahrung auf Kleefeldern suchten, der braune von Heidebienen. Auch da« Aroma de« Honig« ist verschieden und hängt von den Blüthen ab, au« denen er ge sammelt wurde. Honig sollte stet« in einem kühlen, luftigen Raum aufbewahrt werden, welcher auch im Sommer 14" II. nicht übersteigen darf. Wird der Honig alt, so daß er seine Klarheit und Flüssigkeit verliert und sich zu krystallisircn beginnt, so unterlasse man jede Verdünnung mit Met, Syrup >c., sondern stelle da« Honiggla» einfach in warme« Wasser, und gar bald wird er wieder flüssig und erhält feinen Wohlgeschmack wieder. Eigentlich kann man Honig da« ganze Jahr genießen. Da er aber im Sommer leicht in Gährung übergeht, ist er während der heißen Mo nate nicht beliebt, seine Hauptzeit tritt ein, sobald sich Nebel, Regen und Schnee einstellen und der Winter sein strenge« Re giment beginn«. Unsichtbare Kaden. Original-Roman von Reinhold Ortinann. l10. Fortsetzung.) Di« ««fälschte Banknot«. Ein sehr eleganter, stark parsümirter Briefbogen war c«, den Elfriede au« dem Umschlag zog. Aber er hatte nicht den einzigen Inhalt desselben gebildet, sondern in seiner Falte barg sich noch eine Einlage, ein länglicher, schmaler Kaffenschein, der in blauem Druck die Ausschrist .100 Franc»' und in seiner rechten unteren Ecke eine liegende Fraucngestalt zeigte. Natürlich war dieser Fund nur darnach angethan, Eisrieden« Erstaunen und ihre 'Neugierde zu erhöhen. Sie la« zuerst die Unterschrift .Ilona Matrasch" und dann den kurzen, augenscheinlich in großer Hast hingeworfenen Brief, dessen Schreibweise nicht gerade eine hohe Meinung von der Bildung der Verfasserin erwecken konnte. Denn die Zuschrift lautete: »Mein liebe» gnädige» Fräulein Liesing! Schauen« Ihnen nur mal da« französische Papier an, und schreiben « mir war da« ist, denn Sie verstehen ja die französische Sprache, die ich leider in meiner Jugend nicht gelernt habe. Und ich weiß grod in diesem Augenblick keinen, an den ich mich mit meinem Anliegen wenden könnt al« Ihnen. Schicken» mir bitte sofort Antwort durch denselben Dienstmann, den ich schon für den Heimweg bezahlt hab, und sagen» ihm, daß er keinem Menschen den Brief giebt außer mir — am wenigsten meinem Mann. Und reden« um de» Himmel« Willen zu Niemand, denn e« ist eine Verlrauen«sache und meine Seelcnruh hängt davon ab. Denn ich fürchte, daß ich ein unglückliche» Weib bin und schändlich betrogen. Mit Hochachtung Ilona Matrasch." Kopfschüttelnd betrachtete Elfriede da« sonderbare Billet. Daran, daß e« wirklich an sie gerichtet war, konnte sie nun ja nicht mehr zweifeln; aber da« Begehren der Absenderin war ihr durchau« unverständlich. Ihre Bekanntschaft mit dieser Frau Matrajch war ja eine so oberflächliche, daß sic fürwahr alle» Andere eher erwartet hätte, al« von ihr in einer vertraulichen Angelegenheit zu Nathe gezogen zu werden. Sic war ihr ein paar Mal während der letzten Wochen im Hause der Frau Lie sing begegnet und hatte au« dem Munde der Tante gehört, daß sie ihre beste Freundin sei. Aber trotz der großen Freundlichkeit, welche die hübsche Oefterreicherin dabei jede-mal gegen sie an den Tag gelegt, hatte da« junge Mädchen kein rechte« Gefallen an ihr finden können, und war herzlich froh gewesen, daß die Tante sie immer unter irgend einen Vorwand rasch au« dem Zimmer zu entfernen gewußt hatte. Mußte e» sie unter solchen Umstän den schon überraschen, daß die Frau überhaupt wußte, wo sie sich in Stellung befand, so war e« ihr vollend« unbegreiflich, wie sie dazu kam, sich mit ihrem seltsamen Anliegen gerade an sie zu wenden. Und wenn sie wenigsten» über die eigentliche Natur diese« Anliegen» hätte in'« Klare kommen können! Aber der Bries mit seinem schlechten Deutsch und seinen grammatikalischen Fehlern erschien ihr geradezu al» da« Geisteterzeugniß einer Närrin. Um zu erfahren, daß der Geldschein, den sie ihr da schickte, eine belgische Hundertfranc»nole sei, hätte sich Frau Malrasch doch nur an den ersten besten Gefchästtmann zu wenden brauchen. Und wa» eine Uebersetzung »er dem Schein ausgedruckten Worte mit der Seelenruhe der Absenderin zu schaffen haben sollte, dünkte ihr vollend» unerfindlich. So stand sie dem merkwürdigen Ansuchen gänzlich rathlo« gegenüber, und ihr anfängliche» Erstaunen verwandelte sich mehr und mehr in eine Empfindung lebhaften Unbehagen». Am lieb sten hätte sie Frau von Brutengaard um ihre Meinung befragt; aber die Freundin der Frau Liesing hatte ja in den eindringlich sten Worten an ihre Verschwiegenheit appellirt, und Elfriede hätte sich dadurch unter allen Umständen verpflichtet gefühlt, die Ange legenheit al« ein unverbrüchliche» Geheimniß zu bewahren, wie thöricht oder wie bedenklich sie ihr auch immer erscheinen mochte. So wollte sie sich denn darauf beschränken, die Aufschrift de» Kassenscheine« wortgetreu in» Deutsche zu übertragen und ihn mit dieser Uebersetzung an die Eigenthümerin zurückzuschicken. Aber während sie eben den Brief der Frau Molrasch zum fünften oder sechsten Mal Überla», um darin vielleicht doch noch einen verborgenen Sinn zu entdecken, öffnete Frau von Bruten gaard die Thür und ersuchte sie, auf einen Augenblick heran« zu kommen. Rasch schob Elfriede da« Blatt und — wie sie meinte — auch die Banknote in den Umschlag und steckte denselben in die Tasche ihre» Kleide«, um der Aufforderung unverzüglich Folge zu leisten. Ein paar Minuten lang blieb da-Zimmer leer; dann trat Erik, der dem geliebten Mädchen nunmehr Zeit genug für die Lektüre de» Briefe» gelassen zu haben glaubte, wieder unter die GlaSthür, fest entschlossen, seine vorhin auf so unerwünschte Art unterbrochene Erklärung jetzt zu beenden. Er war schmerzlich überrascht, al» er sah, daß Elfriede gar nicht mehr im Gemach anwesend war, und eben wollte er, aus ihre baldige Rückkehr hoffend, zur Beschwichtigung seiner brennen den Ungeduld noch einmal nach der Zeitung greisen, al» seine Augen ein bläuliche« Papier streiften, da» neben dem Tisch auk dem Boden lag. Er erkannte e» auf den ersten Blick al« eine belgische Note und bückte sich voll äußersten Erstaunen«, e» auf- zuhebcn, da e« ihm zunächst ganz unerklärlich war, wie ein solcher Schein hierher kommen konnte. Seine erste Vcrmuthung war, daß er selbst ihn verloren habe; aber ein rascher Blick in seine Brieftasche überzeugte ihn, daß keine« der in seinem Besitz befind lichen HundertfrancSbillet» fehlte. Aufmerksam betrachtete er die gefundene Note, die noch ganz neu schien, wenn auch deutliche Spuren verriethen, daß sic wiederholt recht sorglo» zujammengc- knittert war. Und plötzlich schoß ihm da» Blut in'« Gesicht, während seine Augen sich weiter öffneten und ein halblauter Aus ruf der Bestürzung seinen Lippen entfuhr. Al» argwöhne er, daß die etwa« unsichere Beleuchtung ihn getäuscht habe, trat er ganz nahe an da» Fenster heran und unter zog da» Papier einer peinlich genauen Prüfung. Sein Kops schütteln und der Ausdruck einer hochgradigen Spannung in seinen Zügen bewiesen, daß er da eine höchst überraschende Entdeckung gemacht haben mußte — eine Entdeckung — die für ihn zunächst noch eiir unlösliche» Räthscl zu bedeuten schien. Er hatte seine Untersuchung noch nicht beendet, al- hinter ihm der Klang eine» leichten, raschen Schritte» laut wurde, und er, sich umwendend, in Elsricden« erschrockene» und aufgeregte« Antlitz blickte. „Ach, Gott sei Dank, Sie haben den Schein gesunden," sagte sie mit einem Aufathmen der Erleichterung, indem sie zugleich ihre Hand nach dem Papier auSstreckte, da« sic in seinen Fingern sah. »Welche Unachtsamkeit von mir, daß ich e« verlieren konnte." Aber Erik Warthmüller zögerte noch, ihr die Note zurück zugeben. »Diese« HundcrtfrancSbillet gehört also Ihnen?" fragte er, indem er sie forschend ansah. Und e» war ihm ersichtlich sehr angenehm, al« sie verneinend den Kopf schüttelte. »Aber Sie sagten, daß Sie es hier verloren hätten. E» ist also vermuthlich da» Eigcnthum meiner Tante. Und ich bitte Sie, mir zu erlauben, daß ich e« ihr selbst einhändige." »Nein, der Schein gehört auch nicht Frau von Brutengaard. Und ich möchte nicht, daß Sie ihr etwa« von Ihrem Fund er zählen." »Warum nicht, Fräulein Elfriede? Sie haben doch sicher lich keinen Anlaß, ihr in Bezug auf die« Papier irgend etwa« zu verheimlichen." E« verletzte sie, daß er eine solche Frage an sie richtete, statt ihr einfach Diskretion zu versprechen, wie sie e» erwartet hatte. Und c« mochte darum wohl ein wenig trotzig klingen al» sie erwiderte: »Da e» sich um eine fremde Angelegenheit handelt — aller dings. Und Sie hätten ja auch gar kein Interesse daran, ihr davon zu sprechen." »Da« wohl nicht. Sie braucht durchau« nicht» davon zu erfahren, vorausgesetzt, daß Sie die Freundlichkeit haben, mir zu sagen, wie dieser Schein in Ihre Hände gelangte." (Fortsetzung folgt.» Vermischte Nachrichten. — Berlin. Einen dreifachen Mord unter grauen haften Umständen hat der Agent und Cigarrenhändlcr Johann Bobbe au» Berlin in dem nahen Mariendors am Montag Nach mittag verübt. Er hat die Ehefrau de» Hausbesitzer» Hemmling, seine» Wirthc«, und die 7 bezw. 9 Jahre alten beiden Knaben seiner Geliebten Frau Stäger erschaffen, hiernach die Leiche der Frau entkleidet und diese nackt in eine unterirdische, von ihm selbst hergcstellte Höhlung unter dem Fußboden de» Zimmer«, zu dem eine Fallthür führte, geworfen. Ebcndorthincin hat er die Leichen der beiden au« der Schule kommenden Knaben ge packt, die ihn wohl bei seinem Verbrechen überrascht haben, sodaß er die Schußwaffe gegen sie kehrte. Den Ehemann der Frau Hemmling, der nach Verübung der Thal zu Hause eintraf und sich nach seiner Gattin erkundigte, lud er zu einer Tasse Kaffee ein und verwundete ihn hierbei durch zwei Schüsse am Kopf und im Rücken. Hiernach ergriff er die Flucht. Bei seiner bald darauf erfolgten Festnahme erschoß er sich. Der Thäter ist derselbe Bobbe, welcher in seinem Moabiter Laden eine Men- schenfalle angelegt hatte, derentwegen er 1890 zu acht Jahren Zuchthau» verurtheilt worden war. Die Thal de» Bobbe war von langer Hand vorbereitet. Er hatte die Absicht, nach Bei seiteschaffung der Hau«bcsitzcr»leute sich die Papiere anzueignen und auf Grund dieser den Verkauf zu bewerkstelligen. Zwischen dem Mörder und der Frau Hemmling muß ein erbitterter Kampf stattgefunden haben. In der Wohnung sand man zahlreiche Wäschesetzen zerstreut, die Leiche wie» im Ganzen sieben Stiche auf. Frau Stäger, seine Geliebte, ist in Untersuchungshaft be halten worden, da sic sich durch ihr Verhalten bei Auffindung der Leichen verdächtig gemach; hatte. Auch wird angenommen, daß Bobbe nicht ohne ihr Wissen und ohne ihre Hilfe die Höhle habe graben können. Auch die Ehefrau de« Bobbe wurde zuerst verhaftet, mußte aber mangel» eine» ernsthaften Verdachte« wieder freigelassen werden.
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