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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 09.06.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190006095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000609
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
-
Monat
1900-06
- Tag 1900-06-09
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Monat
1900-06
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Jahr
1900
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chcn« Halle der Mcnich dem Kinde, um er am Schreien zu hindern, den Mund mit einem Tuche verstopft Da« sehr schwer verletzte Kind ist in« Krankenhaus gebracht worden. — Der Handels- und Gewerbelammer Plauen ist mit- gcthcilt worden, daß der McßauSschuß der Handelskammer Leip zig ein verzeichniß freistehender Mcßlokale herau-gegebcn hat, welche« von diesem kostenlos abgegeben wird. Da« Verzeichniß liegt auch aus dem Bureau der Kammer zur Einsichtnahme au«. — Pirna, 7. Juni. Der »Pirnaer Anzeiger" meldet: Früh 4 Uhr gericth da» Magazingcbiiude der Festung König stein in Brand. Trotz schneller Hilse verbrannten viele Vor- ralhc, besonder« militärische BekleidungSgegenstände. Ueber die Entstehung de« Feuer» ist nicht« bekannt. — Schwarzenberg, 6. Juni. Heute früh nach ti Uhr entstand im GutSgehöste der verw. Blechschmidt hier aus noch unermittelte Weise Feuer, da« in kurzer Zeit Wohnhaus, Stall und Scheune bi« auf den Grund cinäscherte. Nur mit Mühe gelang e«, da« Vieh au« dem Stalle zu treiben, während sämmilitbc« Mobiliar verbrannte. Leider fiel auch die vier jährige Enkelin der Besitzerin den Flammen zum Opfer. Die Mutter konnte nur unter großer Lebensgefahr ein in derselben Kammer ichlasende« kleinere« Kind noch retten; beim zweiten Male versperrten ihr die Flammen den Weg. — UntktmarxSgrün. Die ungewöhnliche Niststätte einer treuen Schwalbcnfamllie — der Regulator im hiesigen Timper- scheu Gasthofe — ist Heuer zum dritten Male bezogen worden. Jede« Jahr haben die Thic.chen auf da« von den Wirthsieuten und Gästen sorglich gchülete Nest eine „Etage" aufgesetzt, so daß diese« eine ungewöhnliche Tiefe und Geräumigkeit erhalten hat und gegenwärtig sind die Men bereit« bemüht, die erste Brut auszuziehen. Die Timperschen HauSschwalbcn brüten jährlich zweimal, nachdem sie je vier Eier gelegt haben — zwei Schwal ben konimen im Frühjahr und zehn ziehen im Herbste fort. Wenn die erste Brut flügge ist, wird ihr zwar der fernere Zutritt zum Neste von den Alten verwehrt, die Thierchcn fliegen aber trotz dem bi« zur Abreise durch ein Tag und Nacht offenstehende» Fenster ab und zu, übernachten auch regelmäßig mit in der Gast stube, woselbst sie keine Fliege auskommen lassen und durch ihr Gezwitscher und muntere« Wesen die Gäste unterhalten. — Au« Schnarrlanne wird mitgetheilt, daß am Mittwoch daselbst beim Feuerwachen mit Petroleum sich ein Pflegekind des Schuhmacher» Dürsch erheblich verbrannt hat. Am Aufkommen desselben wird gezweifelt. — Wie der „Freib. Anz." erfährt, soll nun auch da« Zwei pfennigstück aus dem Verkehr gezogen werden. Eine Neu- auSprägung solcher Münzen liege für absehbare Zeit nicht in der Absicht der zuständigen Stelle, vielmehr sollen dieselben für den Münzcnumlaus entbehrlich gemacht werden, indem eine reichliche Versorgung de« Verkehr» mit Einpfennigstücken geplant sei. Auch dieser Neuerung wird man im großen Publikum wenig Sympa thien entgegen bringen. — Die obligatorische Fleischbeschau, welche, wie bekannt, am 1. Juni d. I. in Kraft getreten ist, hat vor Allem auch den Zweck, die Gesundheit de« Volke« zu schützen. Wie nolhwendig diese Maßregel ist, mag daraus hervorgehen, daß nach statistischer Feststellung von den im Jahre 1896 in den 29 sächsischen Schlachthäusern geschlachteten 85,016 Rindern 22,723 mit Lungentuberkulose behaftet waren, da» sind 26,>e Prozent. Diese Zahlen beweisen zur Genüge die Nothwendigkeit einer ob ligatorischen Fleischbeschau, welche verhindert, daß gesundheitsschäd liche» Fleisch in den Handel kommt. — Da« Königl. Finanzministerium macht bekannt, daß vom 1. Juli d. I. ab die Untcrbehördcn für die Verwaltung der in direkten StaalSabgaben durchgehend die Bezeichnung Haupt zollamt und die Vorstände dieser Behörden sämmtlich den Amrriilel Oberzollinspektor zu führen haben. — Nach einer Verordnung de« königl. Ministerium» de« Innern besteht die dem Eigenlhümer eine» Grundstück« erlheilte Erlaubniß zum Schankbetriebe so lange fort, bis der Grundstücksbesitzer entweder auf die Erlaubniß ausdrücklich ver zichtet oder der Ausübung der Erlaubniß sich durch rechtSgiltige Veräußerung des Grundstücks begeben hat. — Da auf dem platten Lande, namentlich in kleineren Gemeinden, das Feuerlöschwesen sowie die polizeiliche Ueberwachung bei Brand fällen noch immer nicht so eingerichtet und zuverlässig sind, wie es nach den bestehenden Gesetzesvorschristen und gegenüber den zu schützenden wichtigen Interessen erforderlich erscheint und die nachtheiligen Folgen hiervon sich mehrfach insofern zeigen, als in Brandfällen öfters kein genügender Schutz gegen unberechtigte oder muthwillige Zerstörung und Beschädigung der Brandobjecte vorhanden ist, wodurch die Brandkalamitosen erheblich benach- theiligt werden können, weil die Landesbrandversicberungsanstalt für solche Schäden eine Vergütung nicht gewährt, hat das Königliche Ministerium des Innern in einer Verordnung Folgendes bestimmt: Die Sorge für das Feuerlöschwesen, sowie für die erforderliche Ueber wachung bei Brandfällen liegt in erster Linie der Ortspolizei behörde ob und es kann aus der Versäumniß der diesfallsigen Obliegen heiten den betreffenden Gemeindebeamten und ev. der Ge meinde selbst eine Haftung für den dadurch entstanden en S cha- den erwachsen. Es soll daher, soweit es nach der Größe der Gemeinden und den sonstigen örtlichen Verhältnissen angängig erscheint, die Errichtung einer geordneten, gehörig organisirten und geübten Feuerwehr angestrebt werden, wobei für kleinere benachbarte Gemeinden der Zusammenschluß zu Verbänden behufs ausreichender und zweckmäßiger Einrichtung des Feuer löschwesens in Erwägung zu ziehen ist. Die Feuerlöschspritzen nebst Zubehör sollen sich jederzeit in gutem und brauchbaren Stand befinden und auch im Voraus soll darauf Bedacht ge nommen werden, daß die zur Handhabung und Bedienung des Feuerlösch geräths erforderlichen und geeigneten Personen für den Bedarfsfall verfüg bar sind. Anlangend das von Privatpersonen zu beschaffende Feuerlöschgeräthe soll erwogen werden, inwiefern die bestehenden älteren Vorschriften zu ver vollständigen u. den gegenwärtigen, veränderten Verhältniffen anzupassen sind. Besonderes Augenmerk ist endlich darauf zu richten, daß thunlichst über all das für Löschzwecke erforderliche Wasser vorhanden oder leicht zu be schaffen ist, und zu diesem Behufe namentlich vorhandene Teiche oder sonstige zweckdienliche Anlagen in brauchbarem und geordneten Zustand gehalten werden, beim Mangel natürlicher Wasserabgabestellen aber Vorkehrungen zu treffen sind, daß an geeigneten Stellen Wasserbehälter aufgestellt und stets gefüllt gehalten werden. Hinsichtlich deS entstehenden Kostenaufwandes wird daran erinnert, daß den bedürftigen Gemeinden zur Einrichtung und vollständigeren Aus rüstung von Feuerwehren Beihilfen aus dem Feuerwehrfond gewährt werden können, wie auch, daß die Bewilligung unverzinslicher Darlehne zur An- schaffung von Fahrfeurrspritzen nachgelassen ist. Theater. Unsere Theater-Saison finrcl mit vem Ende der nächsten Woche ihren Abschluß. Es finden also nur noch wenige Vor stellungen stall. Das Ichmidr'schc Ensemble hat e» wie kein andere« verstanden, sich in der Gunst unsere» kunstliebendcn Publikum« sestzusetzen, und sind wir überzeugt, daß unseren wackeren, bald scheidenden Künstlern nicht nur ein herzliche« „Lebe wohl", sondern auch ein wirklich von Herzen kommende« „Auf Wiedersehen" zugeruscn werden wird. Eine der festesten Stützen de« Ensemble« ist Herr Otto Schmidt, der Vertreter de« Fache« der jugendlichen Liebhaber. In der letzten Theater woche, Dienstag, den 12. Juni, hat Herr Otto Schmidt sein Benefiz. Zu seinem Ehrenabend hat Herr Schmidt ein Stück gewählt, dessen Aufführung hier gewiß mit Freuden begrüßt werden wird. „Der Militärstaat" oder „ein Manöver mit Damen" ist unstreitig da» beste Werk unserer berühmtesten Lustspiel-Autoren Moser und Trotha. »Der Beilchenfresser" von Moser und .Hofgunst' von Trotha, hier sicher noch in guter Erinnerung stehend, haben hierorts einen so außerordentlichen Erfolg zu verzeichnen gehabt, wie ihn Eibenstock nur selten hatte. Wenn nun diese beiden genialen Schriftsteller sich vereinigt haben zu ihrem gemeinsamen besten Werk, so können wir mi' Bestimmtheit auch aus einen großen Erfolg dieser Lustspiel-Novität rechnen. Moser verkörpert im Militärstaat wieder seine stet« großartig gezeichneten Leutnant« und Gecken, und Trotha wie in Hofgunst, so auch hier, seine lhpiich gewordenen vorlauten ausgelassenen Backfische. Wir sind Herrn Schmidt dankbar, daß er un« noch so kurz vor Schluß der Saison mil einer Novität auswartet, auch hat der liebenswürdige junge Künstler so oft an den Er folgen de« Abend« partizipirt, daß wohl mit Bestimmtheit daraus zu rechnen ist, daß Herrn Schmidt zu seinem Ehrenabend der angenehme Anblick eine« ausverkauften Hause« zu Thcil wird. Aus den tollsten Schwank der Gegenwart: „Pension Schöller", der am Sonntag gegeben wird, wollen wir an dieser Stelle noch besonder« ausmerksam machen. Freunden de» Humor« sei diese Vorstellung ganz besonders empfohlen. Bor hundert Jahre«. 9. Auni. Am 9. Juni 1800 kam eS zur Schlacht bei Montebello zwischen den Oesterreicher»» unter General Ott u. den Franzosen unter General LanneS. Schon aus diesem ersten Zusammenstoß ließ sich auf den Fortgang und das Ende des Feldzuges schließen. General Ott nahn», als er auf die fran zösischen Truppen stieß, das Gefecht an, hoffend, daß ihn MelaS unterstützen werde, wie denn LanneS sich auf Bonapartes Hilfe verließ. Aber so sicher Lannes sich auf des Konsuls Unterstützung verlassen konnte, so wenig waren die österreichischen Heerführer gewöhnt, einander die Hände zu reichen. Ge nau das Princip, das 187071 deutsche Truppen den französischen gegen über befolgten, war 18 '0 für die Franzosen gegen die Oesterreicher giltig; sobald die französchen Heere Kanonendonner hörten, setzte»» sie sich in Be wegung, den Waffenbrüdern zu Hilfe zu kommen, gleichviel ob ihre Hilfe noch nöthig wurde oder nicht. Man weiß, von welcher Wichtigkeit dieses Prinzip im deutsch-französischen Kriege wurde. Auch im italienischen Feld zuge 1800 verdankten die Franzosen wesentlich dieser gegenseitigen Hilfe ihre Erfolge und in dieser Weise wurde auch die Schlacht von Montebello ge wonnen. General Ott wurde zurückgetrieben und erlitt zwar keine schwere Niederlage, aber mußte immerhin daS Feld räumen. 10. Luni. Schutzpocken - Impfung vor 100 Jahren. In diese Periode fallen die ersten Erfolge deS berühmten englischen ArzteS Edward Jenner, (geboren 17. Mai 1749 in Berkeley. England« welcher, aufmerksam gemacht durch die Aeußerung einer Bäuerin im Jahre 1799 seine ersten Versuche anstellte. Der Erfolg, welchen rr hatte, zeigte sich am evidentesten, indem sein Ruf und seine Methode sich trotz der damaligen schlechten Verkehrs- und Nachrichten-Verhältnisse in unglaublich kurzer Zeit über ganz Europa aus breitete. Eine getreue Spiegelung giebt sich in folgender Annonce eines vr. Ackermann in einer kleinen sächsischen Stadt wieder, welche besagt, daß er „Studienzwecke halber die Schutzblattern - Impfung umsonst vornehmen werde, ungleich seinen Collegen, welche die Schutzpockenimpfung als lucra- ob die anderen Aerzte wirklich so theuer waren? Uebrigens ist es merk würdig, daß der Meinungskampf über die Schutzimpfung vor 100 Jahren in derselben Weise tobte, wie heute. 11. )uni. Ehrlichkeit vor 100 Jahren. Ein sächsisches Blatt schreibt: Ein Franzose kaufte bei einem kleinen Krämer in Erfurt eine Tabakspfeife und vergaß beim Weggehen seine Börse einzustecken. Er reiste weiter und bemerkte erst am nächsten Tage seinen Verlust. Er kehrte sofort um und erhielt auch tatsächlich von dem armen Krämer die Börse mit ihrem erheb lichen Inhalte zurück. Die Zeitung schließt ihren Artikel folgendermaßen: „Möchte Gott den kleinen Handel dieses ehrlichen Mannes durch zahlreiche Kundschaft segnen! Er verdient es. Nachschrift: „Wir bitten um ähnliche Beispiele von lobenswerthen Handlungen aus unserm Vaterlande. Wir werden uns freuen, sie bekannt zu geben." — Wie man sieht, wurde damals etwas, was der heutigen Generation als selbstverständlich erscheint, als eine besonders lobenswerthe That öffentlich bervorgehoben und zur Nacheiferung angespornt. Der Schwedenhof. Erzählung von Fritz Brentano. (Schluß.) „Sv sei verflucht:" ries Gertruv in schneidendem Weh, „und nie möge Dir die Todsünde vergeben werden, die Du an mir begangen!" Einen Augenblick wankte der starke Mann unter dem Ge wicht dieser furchtbaren Worte, dann aber richtete er sich hoch auf, warf cin-n langen, tiefen Blick voll unendlicher Trauer und Liebe auf da« zürnende Weib und schritt hinaus. Der Vagabund hatte sich bei den ersten Worten Gertrud« bereit« salvirt. Er fühlte, daß hier alle« zu Ende sei und schlug, sich verwünschend, daß er die gebotene Summe nicht genommen, den Weg zur Stadt ein. Er ward nie wieder in der Gegend gesehen. Gertrud aber lehnte wie damals, al« sie in finsterem Trotz den Förster in die Waldnacht und den Tod getrieben, am Fenster und stierte hinaus in da» Weite. Der Sturm raste mit voll Macht und warf den Regen gegen da« Hau« — sie achtete dessen nicht. In ihrem Hirn tobte c» wie Wahnsinn und Ficbergluih und au» dem wüsten Chao« ihrer Gedanken fühlte sie nur da« eine heraus, — daß sie ein elende« — ewig verlorne« Weib, daß jede Hoffnung ihre« Leben« mit einem Schlage vernichte« sei! Stunde um Stunde verrann, sic regte sich nicht. Die Kälte der Herbstnacht durchschauerte ihren Körper, sie fühlte e« nicht. Die Lampe auf dem Tische hinter ihr brannte langsam au«, noch zwei-, dreimal flackerte die Flamme hoch aus, dann erlosch sie mit einem leisen, zischenden Laut und Nacht und Dunkel um hüllten die schweigende Gestalt am Fenster. — Ulrich war barhäuptig hinausgestürzt in« Freie. Dort stand er einen Augenblick, während der heulende Sturm ihn umbrauste, dann faßte er krampfhaft mit beiden Händen nach seinem Haupte und schlug den Weg quer über das Feld ein. Wohin er wollte — er wußte e» nicht. Nur fort — weit fort von dem Orte, wo diejenge, um die er die Ehre und Selig keit verloren, ihn verflucht halte. Jetzt war alle« zusammengc- brochen, was ihn noch stundenweise mühsam aufrecht erhalten hatte, der letzte Rest seiner Kraft war dahin, der furchtbare Kampf beendigt. Morgen mit Tagesanbruch wollte er sich dem Gericht stellen und der Gedanke an den seiner harrenden Tod dünkte ihm wie da« Morgenroth seiner Erlösung nach langer, langer Nacht der Verzweiflung und der Qual. Er schritt weiter und weiter, nicht achtend de« furchtbaren Wetter«, da« um ihn tobte. Ueber ihn jagten die schwarzen Nachtwolken in wilder gespenstischer Jagd dahin. Zuweilen riß sie der Sturm mit gewaltigem Hauch mitten auseinander und dann strahlte auf einen Augenblick der Mond hernieder und warf seinen bleichen schein aus den einsamen Nachtwanderer da unten. Aber wieder schloß sich die gespenstische Phalanx, einen kurzen Hagelschauer auf da« entblößte Haupt de« Mörder« sen dend, wieder heulte der Orkan sein schauerliche» Lied, e« klang ihm just wie die richtige Melodie zu dem Aufruhr in seinem Innern. Nacht, tiefe Nacht umgab ihn, denn der Wolkenvorhang oben hatte sich eben wieder dicht geschlossen. Aber mitten durch diese Nacht sah er da« blasse Gesicht Gertrud«, sah ihre drohend erhobene Hand und hörte durch da« Brausen de« Winde« die furchtbaren Worte: „Sei verflucht!" Und vorwärt« jagte ihn der Fluch — immer vorwärts. Eine dunkle Masse tauchte plötzlich vor ihm auf, al« er den Blick hob, den er bi« jetzt tief in die Erde gebohrt hatte — der Wald. Ein Schauer ging durch seinen Körper, al« er da« Rauschen der sturmbewegten Bäume vernahm, al« der Mond aus einige Sekunden wieder die wild sich wiegenden Gipfel erleuchtete. Da drüben lag der gefällte Stamm, aus dem er gestern noch mit dem Vagabunden gesessen und eben stieß sein Fuß an da» zerschmetterte Gewehr, daß e« einen klirrenden Laut gab. Er hob e« aus und betrachtete c« einen Augenblick mit stierem Blick, dann schleuderte er ei, wie von einem Fieber geschüttelt, und schritt weiter durch pfadlose Büsche, zwischen dichten, unwegsamen Bäumen — weiter. Sein Fuß strauchelte über die knorrigen zu Tage liegenden Wurzeln einer uralten Eiche und er stürzte. Aber er raffte sich aus, nicht achtend de« Blute«, welche« warm über sein Gesicht strömte und er setzte seinen ziellosen Weg fort, bi« der rasende Sturm so gewaltig zwischen den Stämmen cinherfuhr, daß er ihm den Athem versetzte und er abermals keuchend zur Erde sank, unfähig, sich nochmal« zu erheben. Hei, wie tobte er um ihn her! Um ihn krachten die Acste und da« wilde Rauschen und Wogen derselben übertönte sogar auf Augenblicke die gewaltige Stimme de« Sturme«. Mit einer krampfhaften Anstrengung raffte er sich nochmal« von der Erde auf und rannte blindling weiter. Eben erreichte er eine kleine Lichtung, al» wieder der Mond zwischen den geborstenen Wolken hervortrat und mit seinem Licht die Gegend mn ihn erhellte. Allmächtiger Gott! Vor ihm lag der kleine See, den er sechzehn Jahre lang geflohen — über ihm wölbte die Mordciche ihr Blätterdach und ihm war plötzlich, al« tauche da drüben im fahlen Dämmerschein de« Monde« der Jäger auf und winke ihm mit der Hanv zu — er wollte entsetzt weiter fliehen — aber ein mächtiger Anfall de« Sturme» — ein furchtbarer Krach und von einem schweren Schlag getroffen sank der Mörder betäubt zur Erde. Eine Stunde wohl tobte da« wilde Welter noch um den leblosen Körper, dann brach sich seine Wuth, der Friede kehrte in die Natur zurück — langsam verflogen die gespenstischen Wolkenzüge am Himmel oben und siegreich strahlte da» Mond licht herab aus den blutüberströmten Mann da unten, der mit zerschmetterten Gliedern, schwer athmend mit dem Tode rang. Ein frischer, heilerer Herbsttag war auf die wilde Sturm nacht gefolgt. Die GutSleute hatten am Morgen die Schweden- hosbäuerin gefunden, wie sic noch immer bewegungslos durch da» Fenster stierte. Aber ihre trotzige Kraft war gebrochen und willen-los ließ sie sich von den Mägden zu ihrem Lager geleiten. Die Knechte aber begaben sich hinaus auf die Suche nach ihrem Herrn und die Fußspuren, welche er in dem aufgeweichtcn Boden hinterlassen, al« er durch da« regendurchnäßtc Stoppel feld geflohen war, führten in den Wald und nach langem Um herirren auch zu der verrufenen Stätte, wo sich ihnen ein schreck licher Anblick bot. Der Sturm hatte die Mordeiche nullen aus einander gerissen; das stürzende Bordertheil hatte den Ulrich halb unter sich begraben, wärend der Hauptast ihn tödtlich am Kopf getroffen halte. Au« der klaffenden Oeffnung de« hohlen Baumes aber grinste ihnen ein Skelett entgegen, da« noch stellen weise von den verfaulten Lumpen einer Försteruniform umkleidet war, während zwei vollständig verrostete Jagdgewehre ihm zur Seite staken. Der Ulrich lebte noch, al« sie hinzutraten. Seine weit geöffneten Augen stierten auf die grauenvollen Ueberreste seine« einstigen Todfeinde«, langsam hob er leinen linken Arm — die Rechte, mit welcher er einst den tödtlichen Schuß abgcdrückt, lag zerschmettert unter dem Stamm — und deutete auf die Eiche, während sich seinen blassen Lippen mühsam die Worte entrannen: „Ich hab'« gethan! Der Wald hat ihn gerächt!" Nach einmal streifte sein brechender Blick seinen halbbcgra- bcnen Körper — die Linke griff krampfhaft nach dem zerschmet terten Haupte, dann schlossen sich die Augen für immer, er war todt! Schaudernd wandten sich die Umstehenden von dem Tobten ab und am Nachmittag bereit« durchlief da» Dorf die Kunde von dem furchtbaren Gericht, welche« da draußen an der Mord eiche die göttliche Gerechtigkeit gehalten hatte. Gertrud siechte langsam dahin und c« dauerte noch Jahre, bi« der Himmel sie au« der GeisleSnacht erlöste, die sich seit jener Stunde um ihre Sinne gelegt hatte. Den Mörder de« Förster» aber hatten sie neben den Resten der Mordciche eingescharrt. Und die Jahre zogen dahin, die Welt ging ihren gleichmäßigen, gleichgültigen Gang, der Wind rauschte wie immer über die Bäume und sic sangen da« geheim - nißvollc Lied von Blut und Thränen — da« Schmerzenslicd von der Rache Le« Walder! Vermischte Nachrichten. — Jütcrbogk, 7. Juni. Gestern Abend schlug der Blitz in den Pulverlagerschuppen Nr. 1 de« Schießplätze« ein unv zündete; gegen 8 Uhr erfolgte unter furchtbarem Getöse und Bildung einer mächtigen Feuerfäulc die Explosion. Da« Ge bäude, in dem 15,000 Kilogramm Pulver lagerten, ist vollständig zerstört; Menschenleben sind glücklicherweise nicht zu beklagen. — Der Betrieb der Reichrpostlinie nach Ostasicn wird durch den Norddeutschen Lloyd in Bremen abermal« eine Erweiterung erfahren. Die Verbindungslinie von Singapore nach Neu-Guinea wird über Neu-Guinea hinaus verlängert und zwar nach Australien über die Häfen Rockhampton, Brisbane und Sydney, so daß hier ein Anschluß an die Reichspostlinie de» Norddeutschen Lloyd nach Australien hergestellt, und eine Ver bindung mit Neu-Guinea in sech-wöchentlichen Zeiträumen ga- rantirt ist. Eine weitere Verbindung in sech-wöchentlichen Fristen wird dem genannten Schutzgebiet auf gleiche Weise durch eine neue Linie zu Theil werden, die der Norddeutsche Lloyd von Hongkong au« über Saipan (Marianen), Ponape (Carolinen), Friedrich Wilhelm-Hasen, Stcphan«ort, Finschhafen, Herbcrthshöhe und Matupi — die letzteren fünf Orte gehören dem Ncu-Guinea- Schutzgebiet an — nach Keppel Bay Rockhampton, Brisbane und Sydney und auf demselben Wege zurückführen und ebenfalls in zwölfwöchentlichen Zwischenräumen betreiben will. Durch letz- letzterc Linien erhielten auch die Marianen (Postagcntur in Sai pan) und die östlichen Carolinen (Postagentur in Ponape) die regelmäßige Verbindung wieder, die sic unter spanischer Herr schaft durch einen alle zwei Monate von Manila au« verkehren den Postdampser besaßen. Im Uebrigen ist der Zudrang von Fracht ur de« Nord! starker. - U vierten in Berliner Sonnaber Calle Bai vor dem Z sie dort einer mit ein ander« thümer« z zogen unt erste Ban 50,000 P« und alle nachsetzend der Verso! Räuber n AbzugSkan hatte, wu dem Voro hätten. T faktisch zu aber mil 1 - E meinen bei austritt, und verjck höchsten L Höhe. D vcrhältnissi schelkalk, dc den Boden bei starken unterirdisch er nicht m an die Ob daß der Se sondern sie blick gewäh in wenige, Zeit darau den zu sehe - U« „Zeitschrift merkungen: der LeibeSü Durch die gcsundhcitli die der Kr auch zu Hai am Klavier genug herv zustände, so sind bei u erschreckend, Erhebungen weniger deu Direl verseil! 8 m ca. 76 6„ „ 83 6. . 92 4„ „160 24 m zusai Ollk W v Porlofteii Lkltdamakl sind Alle, die e rosigen jugen sicht oSne So gebrauchen Sie Radebeul v. 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