Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 14.04.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190004142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000414
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000414
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-04
- Tag 1900-04-14
-
Monat
1900-04
-
Jahr
1900
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
nbahnzeitalter l Postkutsche" lgte", vorher ran tagelang a!S die- jetzt chrichten, die >rnS, da- der in der Stadt achteln, dann n" Lnkömm preußischen manische Erb- »-Lotterie 1518 21242 ^582 58687 NI 89 368S8 ll-31 80628 2305k 244kl >8472 64012 l0680 12K09 24767 24S0K 1K095 37921 12389 K4830 13238 63493 k6I82 79758 >3973 954K6 narmschast m über die md die Er» aae der Er« Königlichen on Mehl in säße in den > hinsichtlich wird ein rfbewahrung rstellung des Amtsgericht rden. Kinder- und genehmigt, r Abtretung t eine Ent gungStabelle der Bezirk-» u erklärt, er Bestimm» befürwortet, nstadt wird ir Genehmig» 1 Bauunter» r Errichtung ' für Ober- ngung zum Schönheide, «enehmigung ligung zum Genehnrrg rörterungen nrheide um : Albernau, zum Kaffee v. Oeser in tzers Albin lntersUitzen- zum Krip rm Erlaub neiders in chank, Carl »tweiilklein» nn Brannt- el örtlichen 8rui»dstücks r Dismem« lau jedoch n erfolgen ch w t >er Welt- de. <Lm Aufwand stgesetzten e Durch- uno In- »at, Un- ellungen, lttfanven, lellungen Uung an weit an ChampS hen und . für die M einen nex, weit avoptirr die da rren Ge- nur al- äsentuen atz mehr l einigen elche die ltelligenz tehung-- tr taffen rwähnen teingang 'hör des rau dar; )irb von Beilage zu Nr. 44 des „Amts- und Anzeigeblattes". Eibenstock, den 14. April 1899. Werspieke. Kulturgeschichtliche Skizze von L. v. Au e.« Von linden Lüften sanft getragen, Zieht ein im grünen Festgewand Nach langen, harten Wintertagen Der Frühling wieder in das Land, Und überall aus allen Wegen, In Flur und Wald, von fern und nah Jauwzt e« dem Kommenden entgegen: „Der Lenz, der holde Lenz ist da!" Wenn in Wald und Flur die ersten Knospen sprießen und junge«, zarte« Grün da« Werden de« Lenze» verlündet, dann feiert gleichzeitig mit der Natur auch die Kirche ihr Auferstehungs fest. Von den Kirchthürmen jubeln die Glocken ihr Halleluja, und die erhebenden, frohen Feierklänge finden tausendfachen Wiederhall in aller Herzen. Im Gedanken daran, daß nun die öde, frostige Zeit de« Winter« vorüber ist, erfüllt frohe Hoffnung unsere Brust. Wir empfinden die Wahrheit de« Dichterworle«: „Es ist ein inniges Erneue» Im Bild des Frühlings offenbart: Was dürr war, grünt im Weh'n der Lüste, Jung wird das Alte fern und nah, Der Odem Gottes sprengt die Grüfte: Wacht aus, der Ostertag ist da!" In dieser Zeit thut die Sonne nach unserm Volksglauben drei Freudensprünge und auch dem Menschenkinde lacht ob der Pracht, die e« draußen in dem herrlichen Tempel der Natur er schaut, da« Herz vor Lust im Leibe. Diese frische Lebenslust äußert sich in zahlreichen Spielen, die sich an da« fröhliche Oster fest knüpfen. Bei diesen Spielen, die man hauptsächlich in abgelegenen, vom Verkehr nur wenig berührten Gegenden antrifft, spielen von jeher die Ostereier eine wichtige Rolle. Bei den Sorben- Wenden de« Spreewälder z. B., die neben Sprache und Tracht auch noch die Sitten der Voreltern bewahrt haben, wird an den Osterfekrtagen „gewalkt." Ein sanft abfallender Platz ist die unerläßliche Vorbedingung für da« im freien vor sich gehende Spiel. Bereit« am Ostersonnabend wird hier mittel» Schnur und Hacke ein gleichschenkliche« Dreieck, dessen Spitze auf der Höhe und dessen Grundlinie an der tieferen Seite liegt, abge messen und eingezeichnet, worauf der Boden sorgsam geglättet wird. Am ersten Ostertage beginnt Mittag» da« Spiel, zu dem man sich vorher Eier von den verschiedensten Formen au«gewählt hat. Der angesehenste Bursche de« Orte«, der auch da» Dreieck hergestellt hat, setzt seinen Fuß an dessen Spitze und oberhalb desselben setzt jeder von denen, die sich an dem Spiel betheiligen wollen, ein gezeichnete« Ei hin. Zunächst wird nun die Reihen folge der Mitspielendcn festgesetzt, indem man die Eier abrollen läßt. Derjenige ist der Erste, dessen Ei am weitesten nach link rollt; die übrigen Burschen folgen in der Reihenfolge, die ihre Eier aus der Grundlinie einnahmen. Nachdem auf diese Weise die Zieleier sich selbst vertheilt haben, beginnt da« Spiel in der .Walk", wie die Bahn genannt wird. Der Besitzer de« unten am weitesten nach link« liegenden Ei« läßt ein weitere« hinunter laufen. Trifft er ein« der Zicleicr, so gehört dasselbe ihm und er darf weiter rollen, fehlt er dagegen, so ist da« gerollte Ei verloren. Auf da« Spiel, zu dem sich zahlreiche Zuschauer ein finden, folgt ein gemeinsamer Trunk im WirIHSHause. Einem anderen Spiel begegnet man im Hohenzollernschen. Hier legen die Kinder zwei Reihen Eier, jede« zwei Schritt von einander entfernt. Darauf wetten zwei Mitspieler, eine bestimmte Strecke weit zu laufen, ehe ein Dritter sämmtliche Eier ausge lesen habe. Der Gewinner erhält die Eier. In den Ostsee provinzen pflegt die Jugend zu Ostern auf den Edelhöfen eine große Decke im Zimmer hinzulegen und darauf ein Eierrollen — Shnlilb dem Walken im Sprcewalde — anzustellen. Jeder setzt ein Ei aus die Decke au« und einer beginnt zu zielen. So viele Eier er trifft, so viele gehören ihm; trifft er kein«, so bleibt auch sein Ei liegen und der Nachbar folgt. In verschiedenen Harzorten läßt man bunte Eier von kleinen Erhöhungen herab rollen und läuft daneben her. Anderwärts veranstalten die Knaben mit hartgekochten Eiern auf Wiesen ein Wettwerscn, wobei derjenige gewinnt, dessen Ei am längsten heil bleibt. Bei dieser Gelegenheit kommt e« ab und zu vor, daß man sich heim licherweise künstlicher Eier bedient, eine Täuschung, die aber meist eine Tracht Prügel einbringt. Weitverbreitet ist auch da« Eierschlagen, da« man in der Schweiz .dupfen", in Schwaben „dicken" und anderwärts „spicken", „kippen" oder „klippen" nennt. Zuerst wird da« Ei prüfend gegen die Zähne gestoßen, al»dann schlägt man zwei Eier mit den entsprechenden Enden aufeinander. Wenn dabei ein Ei zerbricht, so hat e« der Eigenthümer verloren. Jeder Mit spieler strebt nun danach, in den Besitz eine« starken Eie« zu gelangen, wobei sich mancher auch vor einem Betrüge nicht scheut, indem er in ein rohe« auSgeblasene« Ei Pech füllt. Wehe ihm jedoch, wenn er erwischt wird! Ein alte«, sehr beliebte« Volksvergnügen ist in manchen französischen Gegenden der sogenannte Eiertanz, bei welchem auf einem ebenen mit Sand bestreuten Platze die Jugend sich im munteren Reigen dreht und sorgfältig darauf achtet, daß kein« der dort in gewissen Abständen hingelegtcn Eier zertreten wird. Geschieht letztere», wa« natürlich meisten« der Fall ist, so wird da« Paar weidlich auSgclacht und tritt beschämt vom Tanzplatz ab, um einem anderen Platz zu machen. Gelingt indessen der heikle „Eiertanz", so gelten die beiden Tanzenden für Verlobte, die kein elterlicher Machtruf mehr trennen kann. Al« einst — zu Anfang de« 16. Jahrhundert« — keinem der tanzenden Paare der „Eiertanz" gelang, forderte der anwesende Herzog Philibert II. von Savoyen Margarethe von Oesterreich, die, auf einer Wall fahrt begriffen, nebst Gefolge auf Schloß Brou bei dem Städt chen Bourg Ausnahme gefunden hatte und an dem großen Volks feste theilnahm, da« Vornehm und Gering draußen im Freien bei Spiel und Tanz vereinte, zu dem verhängnißvollen Tanze aus und wirklich gelang e« dem hohen Paare, denselben zu be enden, ohne »on den hundert Eiern ein« zu zerbrechen. „Hoch Savoyen und Oesterreich I" schrie da« Volk begeistert und da fürstliche Paar schloß, sich der Volkssitte fügend, eine Ehe, welche sehr glücklich wurde. In vielen Gegenden Norddeutschland« und auch in Eng land ergötzt sich am Osterfeste alt und jung, reich und arm am Ballspiel. In Land«berg an der Warthe beginnt die Festlichkeit damit, daß am dritten Ostertage ein Bursche aus einem reich geschmückten Pferde durch die Stadt geführt wird, worauf man zur Festwiese zieht, um Ball zu spielen. Sehr häufig begegnet man auch der Sitte, die Kinder in aller Frühe de« Ostermorgcn» die für sic bestimmten Eier suchen zu lassen. In Schwaben macht man wohl ein Nest au« Moo« oder anderem Grün, auf da« man einen Hasen setzt und in Hessen legt man bisweilen alle Eier in ei» mit Spänen um zäunte» und mit Moo« oder Heu ausgefüllte« Gärtchen, da« am Tage vorher von den Kindern gemacht worden ist und Osler gärtchen heißt. Am ersten Ostertage eilt nun alle« in den Gar ten, um die Eier die der Osterhase gelegt hat, zu suchen. Jeder Winkel wird durchstöbert, bi« die einzeln versteckten Eier zusam mengefunden sind oder da« Nest entdeckt wird, au« dem den vor Freude in die Hände klatschenden Kleinen eine Menge Lier in allen Farben entgegenschimmert. Wakf Aarnekow. Eine mecklenburgische Erzählung von A. v. d. Oste n. 17. Fortsetzung. Eine Sekunde lang lähmte Alle der Anblick, dann schnellte der Doktor mit einer Plötzlichkeit empor, welche man ihm nicht zugetraut hätte, und beugte sich über den Getroffenen. Schafft ihn sort," sagte er leise, dann kehrte er zu dem ohnmächtig gewordenen Kurt zurück. Ralf öffnete mechanisch seine herabgesunkene Hand und ließ die Pistole zu Boden gleiten. Regungslos sah er zu, wie der Körper de« von ihm Getöteten in den Wagen getragen wurde. Düring trat zu ihm heran und reichte ihm die Hand. „Kops hoch!" sagte er freundlich tröstend zu dem Verstörten. „Sie haben sich tapfer gehalten, und wir alle bezeugen Ihnen, daß da« Unglück im ehrlichen Kampf geschehen ist. Aber wollen Sie nicht doch lieber gleich fort?" „Ja, ja," rief der Doktor, „machen Sie, daß Sie fortkommcn? Für nn« ist die Hauptsache, daß wir Bredow nach Hause schaffen." „Gehen Sie," drängte Düring. Ralf aber antwortete nicht und rührte sich nicht, er hatte da» dumpfe Bewußtsein, daß er noch hier eine Aufgabe zu erfüllen habe. Seine Blicke fielen auf Kurt, der die Augen wieder aufgeschlagen hatte und ihn wehmüthig ansah. Er ging zu ihm und kniete neben ihm in da» Gra». „Kurt, ich habe ihn getödtet, der sie verleumdet und Dich hier nicdergestreckt hat." Kurt drückte ihm mit einem Ausdruck von Rührung, Dank barkeit und Angst die Hand und flüsterte: „Wer sagt e« ihr?" „Da« war'«, wa» Ralf dunkel vorgestanden hatte. „Ich," antwortete er auf Kurt« Frage und stand schnell aus. „Ralf, willst Du wirklich?" „Aber, meine Herren," rief der Doktor ärgerlich, „e« ist die dringendste Noth, daß der Verwundete —" „Ich gehe schon," sagte Ralf, „ich bereite sie vor. Beruhige Dich, Kurt, ich komme schneller hin al« Du." „Und während Kurt vorsichtig ausgehoben wurde, flog Ralf schon dahin, den Weg zurück, ohne einen anderen Gedanken al« den, sein Versprechen zu erfüllen. Gesa halte in der Ehe die Gewohnheit de« Frühausstehen« beibehalten. Auch heute erwachte sie zeitig und erhob sich, ver wundert, daß Kurt schon aufgestanden sei, und sie e« nicht gehört habe. Sie suchte ihn im ganzen Hause und erstaunte noch mehr, al« sie ihn nirgend« fand. Allein kein Argwohn erwachte in ihrer Seele, die nur von einem ganz neuen Glücksgefühl beherrscht war, seit sic sich der Wandlung bewußt geworden, die sich still und unmerklich an ihr vollzogen hatte. Bi« gestern hafte sie ja nicht geahnt, wie lieb sic ihren Gatten, den treuen, redlichen Kurl schon lange hafte, erst die Angst uni ihn hatte sie ihr eigenes Herz verstehen gelehrt. Ein warme» Roth stieg ihr in da« Gesicht. So war die häßliche Szene mit Fineck zu etwa» gut gewesen, und daß der Streit bcigelegt sei, hafte Kurl ihr ja versichert. Und horch — ging da nicht die HauSthür? Sie flog hinaus'und prallte er schrocken in da» Zimmer zurück. Ein Mann war cingetreten, aber — „Ralf — Du?" stammelte Gesa fassungslos. Ralf sah sie vor sich und die Sprache versagte ihm einen Augenblick, denn e« fiel ihm Alle« ein, wa« er gestern in toller Vermessenheit gedacht hatte. Wie beschämend für ihn. Diese junge, strahlend schöne Frau in dem eleganten Morgenkleide und die Gesa, die er al« ihm gehörig hatte an sich reißen wollen, wie verschieden voneinander waren doch die beiden! „Ja, ich, Gesa," antwortete er endlich. „Du wunderst Dich wohl, wo ich so früh herkomme?" Gesa dachte nicht an die frühe Stunde, sie begriff nur nicht, daß Ralf überhaupt da war. Ein bange« Schweige» trat ein. „Kurt muß ausgegangen sein," begann Gesa endlich. „Kurt schickt mich ja eben," stieß Ralf heraus. Gesa« Augen wurden schreckhaft groß. „Kurt — Kurt schickt Dich? Aber — wo ist er denn?" „Er kommt schon. Er wird gleich hier sein," antwortete Ralf, ohne recht zu wissen, wa« er sagte. Gesa warf einen langen, prüfenden Blick auf ihn. „Ralf," sagte sie mit dem alten vertraulichen Ton, den er, ach, so lange nicht mehr gehört hatte, „wa« heißt die«? Du verbirgst mir etwa«. Wo hast Du Kurt gesehen? Warum schickt er Dich?" Plötzlich stieg ihr eine Angst heiß zum Herzen, sie sprang vor, ergriff seinen Art» und ries: „Was ist'«? Ich will e« wissen! Wa« ist mit Kurt ge schehen?" Ralf hörte au« ihrer Stimme die Todesangst um Kurt heraus und e« gab ihm einen Stich in« Herz. „Sie liebt ihn doch!" rief'« in ihm. „Wendel hat gelogen." Zorniger Gram verschloß ihm den Mund, aber Gesa sah ihn mit ihrem bleichen Gesicht und den angstvollen braunen Augen so flehend an, daß er wieder alle« Andere außer ihr vergaß. Ihm war, sic sei die kleine Gesa von einst und er mit ihr aus dem windumtosten Kahn. Er habe sie zu schützen und sicher an« Land zu bringen — sanft streichelte er die schmale, zitternde Hand, die noch immer auf seinem Arm lag. „Wes' man still, Gesing," kam e» tröstend von seinen Lippen, ,'ti« »ich schlimm. Kurt i« — hm — ja, de Kugel hett em drapen, äwer nich gefährlich, ganz und gor nich." Geisterbleich starrte Gesa ihn an. „Also doch!" Sie rang die Hände. „Und er sagte mir doch — erzähle mir Alle«, Ralf, die Wahrheit, die ganze Wahrheit!" Ralf kehrte au« seinem Traum in die Wirklichkeit zurück. Nicht die kleine Gesa stand vor ihm, sondern Kurt v. Bredow« Gattin, und er hatte eine Pflicht zu erfülle», keiner noch so schönen Phantasie nachzuhänge». „ES ist, wie ich sage," antwortete er. „Kurt und Baron Fineck haben sich duellirt. Kurt ist verwundet, aber nur leicht." „Beschönige nicht«, Ralf. Die Wahrheit, um Gotte-willen." „E» ist die Wahrheit, Gesa." Ein von Schluchzen halb erstickter Jubellaut war Gesa- Antwort. „Und der Baron?" fragte sie dann gefaßter. „Den — habe ich erschossen." Welche Macht da« klar ausgesprochene Wort hat. Al« ob seine Thal jetzt erst mit ihrer ganzen Wucht vor ihn hintrete, erbleichte Ralf und schwankte hin und her. „Ralf, Gott im Himmel!" Gesa umfaßte den fast Besinnungs losen und zog ihn aus einen Sessel nieder. „Komm zu Dir, Ralf." „Laß, laß," murmelte er, „e« ist nur ein Augenblick, e« geht schon vorüber. — Horch, der Wagen! — Sie kommen." Alle« vergessend, stürzte Gesa zur Thür. Da trugen sie Kurt schon herein und legten ihn vorsichtig «uf ein Sofa nieder. Gesa stieß keinen Laut au«. Sie weinte weder, noch klagte sic, stumm sank sie neben ihm auf die Kniee. „Kurt," flüsterte sie, „Kurt!" Weiler nicht«, aber Blick und Ton zeugte» von der Liebe, die im WeibeSherzen ewig ist. Kurt hob mühsam den Arm und sie kauerte sich hinein und küßte sein blasses Gesicht mit dieser Liebe die stumm spricht: „Tausend Wunden sollen in meiner Brust für Dich bluten, wärest Du nur unversehrt!" Ralf sah und verstand da« Alles. „Sie liebt ihn und ist glücklich — und also hat sie mich nie geliebt! Von Bitterkeit überwältigt, schloß er die Augen, um nichts mehr zu sehen, aber da erkannte er mit innerem Blicke um so schärfer und genauer die Täuschung, deren jetzt zerrissene Schleier seine Erkenntniß ge trübt hatten. Bon den Anwesenden schien ihn keiner mehr zu beachten. Doktor Sell und Leutnant Düring halten in ehrfürchtiger Rühr ung vor Gesa» Schmerz beiseite gestanden, jetzt aber näherte sich der erstere und sagte entschieden: „Gnädige Frau, unser Kranke muß zu Bett, ich habe nur einen Nothverband anlegen können." Gesa erhob sich sogleich und ordnete selbst im Schlafzimmer das Lager, aus welche« Kurt gebettet werden sollte. „Brauchen Sie meine Hilfe, Doktor?" fragte sie dann. „Mit Ihrer Erlaubniß, gnädige Frau, werde ich ihn mit Düring» Hilfe erst auSkleidcn und Sie dann zum Beistand beim Verband rufen. Ich vermuthe, Sie werden sich doch die Pflege nicht nehmen lassen, u. da ist'S gut, wenn Sic etwas davon verstehen." Gesa nickte Zustimmung. Eine dankbare Ruhe, daß e« .nicht schlimmer mit Kurt stand, war über sie gekommen, sie räumte daher vorläufig den Platz und ging wieder ins Wohnzimmer. Da saß Ralf noch immer — vergessen. Nein, nicht verges sen! Gesa» Herz flog dem alten Freunde zu, leise, fast zaghast rief sie seinen Namen. Er antwortete nicht. Nun trat sie zu ihm und legte den Arm um seine Schulter, indem sie sich zu ihm niederneigte. „Ralf, was hast Du für uns gethan! Wie sollen wir Dir jemals danken!" Diese Worte, mit innigem, tief bewegten Ton gesprochen, fielen wie Thau in Ralf» hart geprüfte» Herz und machten seine Erschütterung vollständig. Seiner nicht mehr mächtig, nahm ec Gesas Hand, preßte sie an seine Wange und ließ seine Thränen darauf fallen. Und diese jahrelang vereist gewesenen Thränen spülten endlich die Dornen au» seinein Herzen hinweg, die Dor nen der Verbitterung, seine verirrten Gefühle, seine Entfremdung von Gesa, ja selbst die Schauer der letzten schrecklichen Stunde. 'Nichts blieb von allem, al« ein wehmüthiger Schmerz, mit dem er aus Gesas Worte antwortete: „Nicks, Gesing, wat ick nich wcdder dauhn müßt, wenn'» nochmal so kem. Mi kem dat jo tau, al« Kurt nich mihr kann." Gesa verstand ihn vollkommen, und eine reine, himmlische Freude zog in ihr Herz. „Wir sind nun wieder Freunde, Ralf, und bleiben es für immer," sagte sic glücklich. „Was aber wirst Du jetzt thun?" Ja, das war die rechte Frage. Ralf stand rasch aus, e» galt jetzt da« Träumen abzulegcn und zu handeln. „Ich zeige mich natürlich selbst an," sagte er. Düring erschien auf der Schwelle. „Ich dachte mir wohl, daß Sie so etwa» vorhätten und ich kann Ihnen nicht ganz Un recht geben," sagte er. „Indessen bedenken Sie auch wohl, zehn Jahre Festung wären nicht unmöglich." Ralf« Antlitz verdüsterte sich, allein e« zeigte sich zugleich eine feste Entschlossenheit darauf. „Wenn e« sein sollte, so könnte ich e» nicht ändern," er widerte er. „Fliehen mag und will ich nicht." „Bravo, Ralf!" rief Gesa mit leuchtenden Augen. „Und wer weiß denn auch, wa» geschieht. Nur Muth bei Allem, wa« da» Leben un« spendet. Du hast Freunde —" „Das einzige, was mich quält," unterbrach sie Ralf, „ist, wie mein Vater es tragen wird. Wer wird e« ihm sagen?" Gesa verschlang krampfhaft die Hände. „Armer Onkel Barnckow! Ralf, Du weißt, wenn ich könnte — Du bist zu mir gekommen, um e« mir zu sagen, und ich würde auch zu Deinem Vater gehen —" „Wenn ich bitten dürste, gnädige Frau," rief der Doktor und Gesa eilte sort. Düring aber trat zu Ralf, drückte ihm warm die Hand und sagte: „Wenn Sie erlauben, so werde ich die« besorgen, ich werde nach der Fischerinscl fahren und Ihren Vater benachrichtigen." Ralf dankte ihm, und beide verließen da« Hau». Al» der Doktor am Abend wiedcrkam, erzählte er Gesa, daß Ralf, der brave Kerl, sich in Untersuchungshaft befände, und daß Düring sort sei nach der Fischerinsel. „Auch ein Prachtjunge," fügte er anerkennend hinzu. „Da» Duelliren soll der Kuckuck holen, aber man lernt doch die Leute dabei kennen." Gesa» Gedanken aber fanden nun verhältnißmäßig Ruhe, und in der Nacht, al« sie Kurls Fieberschlaf bewachte, «heilten sie sich sorgend zwischen dem geliebten Verwundeten, dem eingc- kcrkcrten Freunde und den bekümmerten Lieben in der Heimath. Doch trotz der düster» Gegenwart glaubte sie den Schimmer einer lichten Zukunft zu sehen, und sie vertraute gern dem tröst lichen Ahnen ihre« Herzen«. (Forts«»»», folgt.;
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)