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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 24.04.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190004245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000424
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000424
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
-
Monat
1900-04
- Tag 1900-04-24
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Monat
1900-04
-
Jahr
1900
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Jetzt erst sah der Großherzog auf. .Ich Weitz, ich weiß, lieber Ranzau.' Er trat einen Schrill vor mit einer Hand bewegung, welche den Kommerherrn entließ. Aergerlich verschwand dieser au« dem Gemach. Einen Moment sixirte der Großherzog den mit gesenkten Blicken vor ihm stehenden Ralf. Im seinem Gesicht stand ein ernster, aber kein strenger, ungnädiger Ausdruck zu lesen. .Sol" begann er endlich nach der Pause, in welcher Ralf« Herzschlag zu stocken drohte, »also nach der Residenz kommen und so mir nicht« Dir nicht« meine Barone niederschießen, da« können wir?' Ralf« Kopf suhr schneller empor, al« eine niedergehaliene Stahlfeder. Au« dem Ton klang etwa«, da« seine Muthlosigkeit in alle Winde zerstreute. .Königliche Hoheit!" wagte er zu sagen, ,c« war nur einer und der war —" »Ich weiß, ich weiß," unterbrach der Großherzog wie vorhin. Ein Lächeln, halb Wohlwollen, halb Geringschätzung flog über fein Antlitz und er murmelte halblaut: ,E» ist mir auch nicht viel an ihm gelegen. — Aber Du, mein Sohn, wa« willst Du nun von mir?" Da machte Ralf einen Schritt vorwärts, beugte sich ein wenig und bat mit glühender Innigkeit: .Gnade, königliche Hoheit. Um meine« alten Vater« willen und — weil ich doch nicht an der« gekonnt habe!" Da» Lächeln de« Landesherrn wurde wärmer, er betrachtete den Bittenden mit sichtbarem Wohlgefallen, aber noch hielt er da« erlösende Wort zurück, seiner beglückenden Macht gewiß. .Nicht ander» gekonnt. Hm! Und wa- können wir denn sonst noch, Herr — Bacchus?" Al« wäre der Scherz seine« gnädigen Lande«herrn ein Schlag auf seinen Kopf gewesen, so taumelte Ralf zurück. Die Erinner ung in dieser Stunde! An den Tag seiner tiefsten Erniedrigung und Schwäche! Wa« wußte der Großherzog davon! Hatte sein Vater —? E« wirbelte durch sein Hirn, da« klare Bewußtsein verließ ihn. Eine dämonische Lust kam ihn an, sich preiszugeben, alle« auf« Spiel zu setzen, sich zu verderben, denn jene Vergangenheit, sie ließ ihn ja doch nicht lo«! Mit Trotz in Haltung und Ton und mit rauher Stimme antwortete er: .Wa« ich sonst gekonnt habe, allcrgnädigster Herr, ist nicht viel besser gewesen. Durch unvernünftige Wirthschast habe ick den Fischfang in Ew. königlichen Hoheit Seen ruinirt, daß e« für die nächsten Jahre nicht« zu sangen giebt. Meinen Vater habe ich dadurch bis nahe an den Ruin gebracht, denn er muß die Pacht nun mit seinem geringen Kapital zahlen. Und au« dem Grunde, weil ich nicht« nütze gewesen bin, hat er mich fort geschickt, damit ich in der Welt Vernunft lerne." Ueberrascht zuerst, dann befremdet durch Ralf« Benehmen hatte der Großhcrzog zugehört. Al« jener schwieg, war jede« Wohlwollen au« seinem Antlitz verschwunden, herber Unwille malte sich darin und mit ungnädigem Tone sagte er: »Da« sind ja sonderbare Bekenntnisse von einem, der um Gnade wegen eine« Duellmordes zu bitten kommt." Ralf schwieg, die trotzige Aufwallung verflog schon wieder, Schreck und Reue packten ihn, er sah sich verloren. .Davon," suhr der Großherzog noch strenger fort, »hat Unser Pächter Barnekow Un« nicht« gesagt. Hätten Wir da« gewußt, so würde Unser Entscheid nicht zweiselhast sein." »Er machte ein nicht mißzuverstehendes Zeichen der Entlass ung für Ralf und kehrte sich ab. Ralf aber blieb stehen, wo er stand. Seine Glieder schienen wie von einem Krampf oder auch von einem eisernen Willen zu sammengepreßt, und von seinen Lippen rangen sich halbe Laute, wie in todcSmuthigem Flehen. .Ein Wort noch, allergnädigstcr Herr —" »Wa« hat Er noch zu sagen?" fragte der Grotzherzog, scharf erstaunt über da« Wagniß, seinem Befehle zu trotzen. Ralf« Aufregung hatte den höchsten Grad erreicht. Ging er so fort, so war Alle» verloren; koste e«, wa« e» wolle, er mußte seinen Fehler wieder gut machen. In der Verzweiflung griff er nach dem letzten Strohhalm, der ihn retten konnte. „Königliche Hoheit!" stieß er hervor, und seine Zähne schlugen wie im Fieberfrost auseinander. »Es hängt Alle« an der« zusammen. Verdammen mich Ew. königliche Hoheit nicht allzusehr. E« war ein Berhängniß, — Gesa, — ich meine Frau von Bredow —, war meine Jugendfreundin — und sie hcirachete Kurt — und dann zogen sie mich au« dem Wasser — und dann fing ich die unvernünftige Wirthschast an." — Wa« e« ihn kostete, so sein tief verschwiegene« Innere zu offenbaren, bewies die tödlich bleiche Stirn, von der klare Perlen rannen, und die ganze Haltung seines Körper». Der Landesherr aber fühlte sich nicht beleidigt durch da« Vertrauen seine« Unier- thancn, sondern betrachtete mit wieder erwachtem Interesse die einnehmende Gestalt de» vor ihm stehenden jungen Manne«. So also sah e« in den Herzen seine« Volke» au«? Gleich ihm selbst und den bevorzugten Klassen seine« Lande« empfanden auch sie Alle», wa« da» Herz empfinden kann, waren nicht, wie man ihm vielleicht oft gesagt hatte, eine stumpfe, gefühllose Masse, nur gut, um den Fuß daraus zu setzen? Wohl mochte da» den Herrscher lies gedankenvoll stimmen, doch der persönliche Anlheil, den er an dem Vermittler dieser Erkenntniß zu nehmen anfing, bewog ihn, denselben zum Fortfahren auszusordern. Ralf schöpfte neuen Muth darau« und sah wieder auf. „Und dann trat der Doktor Ulrici aus und behauptete, ich müsse ein andere» Feld für meine Arbeitskraft haben, in der Enge meiner Heimath müßte ich verkümmern. Er redete so lange, bi« Vater und ich, obwohl wir zuerst nicht wollten, endlich darauf cingingen. Ich sollte fort Der Schaden, den ich angerichtet, so sagte der Doktor, könne für alle künftige Zeit gebessert, der Ertrag der Seen zehnfach verdoppelt werden, wenn ich die künst liche Fischzucht erlerne und hier cinsühre. Da« würde ein Seger, für da« ganze Land werden." Auf« Neue überrascht, sah der Großherzog den Redenden an. „Ei," sagte er, „der Doktor da scheint ein kundiger Mann zu sein! Nun, und wie habt Ihr Euch die Sache weiter gedacht?" Die Frage, au« offenbarem Antheil hervorgegangen, ent fesselte Ralf« noch immer gebunden gewesene Gedanken. Al» komme Alle«, wa« an Nachdenken und Plänen, an Einsicht und Verständniß für da« Anfang« ihm widerstrebende Ziel sich in ihm gesammelt hatte, jetzt in Fluß, so strömte er e« vor dem LanvcSherrn au« und machte dabei die Erfahrung, daß ihm die Uebcrzeugung von dem Segen diese« Ziele« bereit« in Fleisch und Blut übergegangen sei. Daher riß er auch seinen hohen Zuhörer mit sich fort. »Wenn e« un« gelingt, so ist der Nutzen für unser wasser reiche« Land, dessen eine Hauptquelle de» Gedeihen» sein Fisch fang ist, unberechenbar, und e« muß gelingen, wenn unser aller gnädigster Landesherr selbst die Hand reicht, um dem guten Neuen das Thor seine« Reiche« zu öffnen. E« kann nicht Alle« immer bleiben wie e« war. Wir dürfen un« nicht abschließen gegen den Fortschritt, der draußen wächst und blüht, wir müssen mit vorwärts, mit aus die Höhe, aus daß spätere Zeiten, spätere Ge schlechter segnend auf unser Thun zurückblicken und nicht un« Vorwürfe über Trägheit und Verdummung machen dürfen." Er schwieg und blickte erwartungsvoll auf den sinnend zu hörenden Lande»vater. »Rulf Barnekow," sagte dieser endlich. »Du hast mich über zeugt oon-der Richtigkeit Deiner Idee. Aber ich fürchte dennoch. Du bist ein wenig Schwärmer und träumst nicht« von den Schwierigkeiten, die sich vor Dir austürmcn werden. Doch da die Sache durchführbar ist und obcnein braven Männern wie Dir befriedigende und lohnende Arbeit verheißt, so gebe ich nicht allein meine Zustimmung dazu, sondern gewähre Dir obenein die Mittel, zu reisen, Kenntnisse zu sammeln und die ersten erforder lichen Anstalten in Deiner Heimath zu errichten. — Außerdem," unterbrach er Ralf! stürmische DanleSbezeugungen, »schenke ich Deinem Vater für die nächsten zwei Jahre die Hälfte der Pacht, und hoffe, daß Du sie später um so pünktlicher zahlen wirst." Er reichte dem vor Freude Ueberwältigten die Hand zum Kusse, und Ralf, diesmal wirklich niederknieend, drückte sprachlo» seine Lippen darauf. Damit war die Audienz beendigt. Um Kurt« Krankenlager waren inzwischen die Freunde ver sammel!, welche versprochen hatten, hier Ralf« Rückkehr zu er warten. Da dieseme sich länger verzögerte, al« man gedacht hatte, so fing man an unruhig zu werden und halblaute Vermmhungen und Befürchtungen auszusprechen. Besonder« aber war es Eggert, der vor innerer Rastlosigkeit geplagt wurde und diese nur schlecht zu verhehlen vermochte. Ihm war, nachdem die erste Aufregung vorüber und er hoffen durfte, Ralf begnadigt zu sehen, nachträg lich noch einmal die ganze Schwere von dessen Thal aus« Herz gefallen. Wa« man auch sagen mochte, er hatte immer einen Menschen getödtet und da« war in Eggert« Augen eben eine Todsünde. Womit sollte sic gesühnt werden? Und wie konnte jemals da« Andenken daran an-gelöscht werden? Zum hundert sten Mal wälzten sich diese Fragen durch sein Hirn und zum zwanzigsten Mal lief er auf die Straße, um zu sehen, ob Ralf noch nicht käme. , Gesa verstand ihren alten Freund und trug bittere« Leid um ihn. Wer ihm doch seine Ruhe wiedergcben könnte! Da kam er eben wieder, setzte sich neben sie an Kurt« Bett und sagte: „Wer hadd dat dächt, Gesinz, dat ick so noch mal bi di sitten würd." „Selbst au» diesen einfachen Worten hörte sie den Stachel heraus. Wa« sollte sie ihm darauf antworten, ihr fiel so gar nicht« ein. „Onkel Barnekow, c« kommt so viele« ander», al« wir denken." Welcher Gemeinplatz! Sie schämte sich, ihn ausgesprochen zu haben. Doktor Sell, der gleich ihr den Alten errieth, kam ihr zu Hilfe. „Es war ein Unglück, daß Ihr Herr Sohn den Baron gleich tödtlich treffen mußte." „Unglück," erwiderte Eggert, „iS bloß, wat wi sülben dauhn." „Nun, dann sagen wir Zufall. Ihr Sohn versteht nicht« vom Schießen " .Taufall giwwt nich," unterbrach ihn Eggert. „Nun also," ergänzte Sell kaltblütig, „dann war« eine höhere Schickung, um einen Schuft zu strafen. Sie dürfen sich also zufrieden geben, alter Herr." Er sprach noch, da wurde die Thür aufgerissen und Ralf stand im Zimmer, keiner wußte wie. Er schleuderte seinen Hut in die Ecke, streckte seine Hände au« und jauchzte: „Vater — Gesa — Onkel Doktor!" Wie sie ihn umringten, wie sie über ihn hcrfielen mit Fragen und Rusen. Eggert und der Doktor hielten seine Hände, da« konnten sie ja sehen, daß er nicht« Schlimmere» zu berichten hatte, und er erzählte ja auch schon. Frei, frei, und nicht da« allein! Nicht nur begnadigt, sondern sogar auch begünstigt, unter stützt, aus die erste Sprosse ker Leiter gehoben, die ihm fo müh selig zu erklimmen gebäucht hatte. »Fat di man irst!" sagte sein Vater; aber er zitterte selbst wie ein Bäumchen im Aprilschauer, so sreudeahnend. Ja, da» war ein anderer Ralf, so wie er da stand, hochge hoben und leuchtenden Antlitze«, al- der von diesen letzten Jahren. »Sich' ihn doch an," flüsterte Gesa Kurt zu, „fällt Dir nicht der Ver« von Goethe ein, den wir neulich lasen: „Und so lang' du das nicht hast, Dieses: Stirb und Werde, Bist du nur «in trüber Gast Aus der dunklen Erde." .Ja," antwortete Kurt, „es paßt auf ihn. E« hat Alle« so kommen müssen. Sonst wärest Du ja auch nicht mein." Jetzt fiel auch Gesa da« richtige Wort für ihren alten Freund ein. Sie ging zu ihm, schlang den Arm um seinen Hal« und sagte innig: „Onkel Barnekow, siehst Du e« denn nun nicht ein, daß die Kugel au» seiner Pistole nicht nur den Baron, sondern auch den alten Ralf getödtet hat, damit der neue au« diesem Blut- und Feuerbade auferstchen könne? Nun giebst Du doch gewiß von Herzen Deine Einwilligung zu seinen Reisen, denn im Grunde bist Du c« ja selbst, der durch seinen Sohn die Neuerungen im Lande cinführt. Aljo Onkel Barnekow, giebt e« jetzt kein Wider streben mehr, und wa« wirst Du nun zu dem Allen sagen?" Da lachte der Alte streichelte ihr die Wangen und antwortete mit dem vor Jahren so oft von ihm gehörten Scherzwort: „Na, denn man rin in't Bergnäugen!" lffons-hun , tolgt.) Vermischte Nachrichten. — Wilde Pferde in den Vereinigten Staaten. Ein New-gorker Blatt schreibt: Während in manchen anderen Theilcn unsere« Westen« und Südwesten«, die vor noch nicht langer Zeit durch die Menge umherslreifender wilder und halb wilder Pferde bekannt waren, dieselben meisten» verschwunden, respektiv in der einen oder anderen Weise auSgerottet sind, giebt c« in einem Theile Utah« wilde Pferde noch in großer und sehr lästiger Anzahl. In der sandigen Wüste südlich von Milsord in Counth Bcnver liegen die warmen Quellen an der alten Landstraße, welche einst von Frachtsuhrwerken benutzt wurde, um Pioche zu erreiche», al» dasselbe in seinen glorreichsten Berg bau-Tagen stand. Südlich von diesen wannen Quellen konnte man vor 2b Jahren VA, den Frachtsuhrwerken au« imposante Rudel von wilden Pferden sehen, welche bei der Annäherung von Menschen hastig davonstoben und mächtige Staubwolken aufwar- sen, während sie über Sanddünen und die mit Gestrüpp bewach senen Vertiefungen dahinrastcn. Da« westliche Ende dieser Wüste ist durch sehr steil abfallende Berge eingesäumt, die da und dort tiefe Schluchten zeigen, — einfach gewaltige Risse in dem schwar zen vulkanischen Fcl«gestein. Ein erfinderischer Kopf suchte sich mehrere solcher Schluchten au«, die seinem Zweck am besten paß ten, brachte an dem einen Ende eine starke Pforte au« Fichten stämmen an, und dann wurden oft ganze Haufen jener rasch- füßigen und auf gewöhnliche Weise gar nicht einfangbaren Thiere in eine solche Schlucht hineingejagt und die Sperrpsorte geschlos sen. Die Schluchtwände waren zum Hinaufspringen zu steil. Gewöhnlich wurden die solcherart gefangenen Nenner nach einiger Zeit ziemlich traktirbar, — wenigsten« zahm genug für jene Cow- boh«, welche regelmäßig ihren Vorrach an Sattelpferden au« die sen Wüstenrosscn ergänzten. E« muß damal« eine große Masse im Ganzen weggefangen worden sein. Gleichwohl aber haben sich die übrigen dermaßen vermehrt, daß sie heute da« Land förmlich überlaufen und die Viehweiden für Rinder, Schafe und andere werthvolle Thiere geradezu zerstören. In neuerer Zeit haben daher die betroffenen Viehzüchter gelegentlich Vernichtung«-Streis< züge organisirt; doch haben sic ihren Zweck noch lange nicht er reicht. — Eine geistreiche Rache. Von dem Grasen Szvchv- nhi, dem »ersten Ungar", erzählt der „P. L." nach einem Briese Ferdinand Nürnberger» eine niedliche Anekdote, die von dem Hel len Geiste de« Grasen Zeugniß ablegt. Der Graf erzählte einst (so heißt e« in dem erwähnten Blatte), aus einer Reise durch Ungarn sei er an einem Orte eingekehrt, wo der Wirtb ihm eine unverschämt übertriebene Rechnung gemacht hätte. »Die Reib nung verdroß mich ungeheuer", sagte er, „aber wa» sollt' ich lhun? Ich konnte doch nicht handeln mit dem Beutelschncidcr und ebensowenig könnt' ich den Kerl über die Bank legen lassen, wie man hier in Wien so gern glaubt, daß e« die ungarischen Magnaten im Brauche hätten. Aber gerächt hab' ich mich doä>. Nämlich ich stcUte mich, al« fände ich die Rechnung beispiellos billig, ich war ganz außer mir vor Verwunderung, daß er c« so billig thun könnte; ich sagte, ich habe e« wenigsten« doppelt unv dreifach so stark erwartet. Damit zahlte ich und suhr fort. Dem Kerl habe ich zeitlebens den Stachel hinterlassen: Warum hast du den Grasen Szochonhi nicht besser geschoren? Wa« für für ein Esel warst du, wa« für ein Esel! Und so habe ich ihn doch noch gestraft. — Ein erkenntlicher Klient. Ein junger Rechts anwalt in Charkow hat vor Kurzem einen Fall erlebt, der einzig in seiner Art sein dürfte. Der Anwalt hatte ein de« Diebstahl beschuldigte« Individuum zu Vertheidigen. Seine Rede wirkte so überzeugend auf die Geschworenen, daß ihr Spruch auf »nicht schuldig" lautete und der Angeklagte vom Gericht sreigesprochen wurde. Der erkenntliche Klient dankte seinem Vertheidiger unter Thränen zuerst im GcrichtSsaale, darauf in dessen Wohnung. Bald nach dem Fortgänge seine« „Klienten" vermißte der Advoka: eine große Anzahl Kleidungsstücke und verschiedene andere Gegen stände. Der dankbare Klient hatte sich nicht gescheut, seinen Vertheidiger, dem er die Freisprechung verdankte, in frechster Weise zu bestehlen. Der Dieb wurde zwar bald daraus ergriffen, doch hatte er schon Zeit gehabt, die meisten Sachen loSzuschlagcn. Die Unverschämtheit de« Menschen ging aber noch weiter. Während der Untersuchungshaft schrieb er dem Advokaten unv bat ihn, auch diesmal seine Bertheidigung zu übernehmen. . . — Eingegangcn. Reisender (auf einer Station in ein Coupee steigend, in welchem nur ein Platz am Fenster frei ist, den jedoch der gegenübersitzende Passagier mit seinen Gepäckstücken belegt hat): „Gehören diese Sachen Ihnen?" — Passagier (schlau): „Nein, die gehören einem Herrn, der nur aus einen Augenblick au«gestiegen ist!" — In diesem Moment setzt sich der Zug in Bewegung. — Der Reisende, die List durchschauend, packt sämmt- liche Sachen und wirft sie zum Fenster hinaus): Passagier (ent setzt): „Um Himmelswillen, wa« machen Sie denn?" — Reisen der (sich gemächlich wieder setzend): »Na, wenn der Herr schon den Zug versäumt hat, so wird« ihm doch lieber sein, er hat sein Gepäck bei sich!" — Mitleid. Er: „Denke nur, mein Schatz, mein böser Rheumatismus ist jetzt ganz verschwunden." — Sie: „O wie schade, jetzt werden wir nicht mehr wissen, wann sich da« Wetter ändert." LandwirthschaftlicheS. — Tiefpflügen. Erfreulicher Weise komm! neuerdings das tiefe Pflügen auch bei den kleineren Landwirthen immer mehr zur Anwendung, während man früher befürchtete, dadurch den todten Boden nach oben zu bringen. Die Hauptsache bei der Bestellung ist, wie der „Prakt. Wegw." Würzburg schreibt, neben tüchtiger Düngung die Bodenlockerung, und daher treten beim flachen Pflügen viel eher Mißernten ein, weil die Pflanzen in da« untere Erdreich nicht eindriugen können, um von hier die 'Nahrung auszunehmen. Den todten Boden, welcher sich in tie feren Schichten befindet, kann man in Pflanzcnnährboden ver wandeln, wenn man ihn durch tiefe« Pflügen an die Luft bringt. Mit dem tieseren Pflügen steigt auch die wasserhaltende Kraft de« Boden«, und eine Pflanze, welche infolge besserer Bodenlocke rung ihre Wurzel tiefer senken kann, ist sowohl gegen Nässe al« Trockenheit widerstandsfähiger. — Beförderung des Haarwechsels der Hau«- thie re. Das Abhaaren findet zu bestimmten Zeiten im Früh jahr und im Herbst statt. Beim Pferde und beim Rinde voll zieht sich der hauptsächlichste Haarwechsel im Frühjahr, ein weil geringerer im Herbst. Zur Zeit de» Haarwechsels im Frühjahr zeigen die Thiere größere Mattigkeit unv sind sehr empfänglich für Witterung«- und andere schädigende Einflüsse. E« ist daher zur Zeit diese« Vorgänge«, der im regsten Zusammenhänge mit den konstitutionellen Lebensverhältnissen steht, eine besondere Pflege angezeigt. Diese« umsomehr noch bei jungen im WachSlhum be findlichen Thieren, bei welchen der Haarwechsel am lebhaftesten vor sich geht. Man hat dabei folgende Punkte zu beachten: Eine leicht verdauliche, eiweißreiche Nahrung, weil da» Haar al« stick- stoffreichc« Gebilde zum Aufbau viel Eiweiß gebraucht ; fleißige» Putzen, leichte Arbeit, Schutz gegen Erkältungen und gegen jeden raschen Wechsel in der Fütterung-weise. Will der Haarwechsel auch unter diesen Verhältnissen nicht regelmäßig von statten ge hen, so muß man eine Störung der Gesundheit befürchten. Ge wöhnlich lieg! eine gesunkene Hautthätigkeit zu Grunde, welche durch innere, die Verdauung und die Blmbildung beeinträchtigende Krankheiten bedingt wird. Neben richtiger Diät sind kleine Ga ben von Salz, Schwefel oder auch von Arsenik angezeigt. Ger slenschrot, Leinkuchen, Erdnußkuchen mit kleinem Zusatz von Kock salz werden edcnsall« mit bestem Erfolge verabreicht. Wo eiweiß- und fettreiche» Futter gereicht wird und die Stallungen bi« aus 13—14 Grad Celsius warm gehalten werden, tritt der Haar wechsel um mehrere Wochen früher ein, sodaß er bereit« überstan den ist, wenn die Frühjahr«»: beiten beginnen; da« ist von sehr großem Einflüsse auf da« Wohlbefinden der Thiere. — Kaninchenzucht. Zur Kaninchenzucht wähle man nur Thiere im Alter von acht Monaten bi« zu drei Jahren. Beim Kauf derselben achte man daraus, daß der Rammler etwa« älter sei al« die Häsinnen, und daß die Tvicre glänzende, klare Augen und ein glatte« Fell haben. Die Farbe de« Fell» hat mit dem größeren oder.geringeren Werlh de» Thiere« nichi« zu
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