2. Wo die Berge so blau Aus dem nebligen Grau Schauen herein, Wo die Sonne verglüht, Wo die Wolke umzieht, Möchte ich sein! Leichte Segler in Und du, Bächlein, klein und schmal, Könnt mein Liebchen ihr erspähen, Grüsst sie mir viel tausend Mal! Seht, ihr Wolken, sie dann gehen Sinnend in dem stillen Thal, Lasst mein Bild vor ihr entstehen In dem luft’gen Himmelssaal. Hin zum sinnigen Wald Drängt mich Liebesgewalt, Innere Pein; Ach, mich zög’s nicht von hier, Könnt’ ich, Traute, bei dir Ewiglich sein! Wird sie an den Büschen stehen, Die nun herbstlich falb und kahl, Klagt ihr, wie mir ist geschehen, Klagt ihr, Vöglein, meine Qual! Stille Weste, bringt im Wehen Hin zu meiner Herzenswahl Meine Seufzer, die vergehen Wie der Sonne letzter Strahl. Liebesflehen, Flüstr' ihr zu mein Lass sie, Bächlein, klein und schmal, Treu in deinen Wogen sehen Meine Thränen ohne Zahl. Dort im ruhigen Thal Schweigen Schmerzen und Qual; Wo im Gestein Still die Primel dort sinnt, Weht so leise der Wind, Möchte ich sein! 3- den Höhen, Diese Wolken in den Höhen, Dieser Vöglein munt’rer Zug Werden dich, o Huldin, sehen — Nehmt mich mit in leichtem Flug! Diese Weste werden spielen Scherzend dir um Wang’ und Brust, In den seid’nen Locken wühlen — Theilt’ ich mit euch diese Lust! Hin zu dir von jenen Hügeln Emsig dieses Bächlein eilt; Wird ihr Bild sich in dir spiegeln, Fliess zurück dann unverweilt. 5- Es kehret der Maien, es blühet die Au, Die Lüfte, sie wehen so milde, so lau, Geschwätzig die Bäche nun rinnen. Die Schwalbe, sie kehret zum wirthlichen Dach, Sie baut sich so emsig ihr bräutlich Gemach, Die Liebe soll wohnen da drinnen. Sie bringt sich geschäftig von Kreuz und von Quer Manch’ weicheres Stück zu dem Brautbett daher, Manch’ wärmendes Stück für die Kleinen. Nun wohnen die Gatten beisammen so treu, Was Winter geschieden, verband nun der Mai, Was liebet, das weiss er zu einen. Es kehret der Maien, es blühet die Au, Die Lüfte, sie wehen so milde, so lau, Nur ich kann nicht ziehen von hinnen! Wenn Alles, was liebet, der Frühling vereint, Nur unserer Liebe kein Frühling erscheint, Und Thränen sind all’ ihr Gewinnen.