Lieder mit Pianofortebegleitung, gesungen von Herrn Scheidemantel. a) Auf dem Flusse (aus der »Winterreise«) von F. Schubert. Der du so lustig rauschtest, du heller, wilder Fluss, Wie still bist du geworden, giebst keinen Scheidegruss! Mit harter, starrer Rinde hast du dich überdeckt, Liegst kalt und unbeweglich im Sande ausgestreckt. In deine Decke grab’ ich mit einem spitzen Stein Den Namen meiner Liebsten und Stund’ und Tag hinein; Den Tag des ersten Grusses, den Tag, an dem ich ging; Um Nam’ und Zahlen windet sich ein zerbroch’ner Ring. Mein Herz, in diesem Bache erkennst du wohl dein Bild ? Ob's unter seiner Rinde wohl auch so reissend schwillt? Wilhelm Müller. b) Frühlingstraum (aus der »Winterreise«) von F. Schubert. Ich träumte von bunten Blumen, so wie sie blühen im Mai, Ich träumte von grünen Wiesen, von lustigem Vögelgeschrei, Und als die Hähne krähten, da ward mein Auge wach, Da war es kalt und finster, es schrieen die Raben vom Dach. Doch an den Fensterscheiben, wer malte die Blätter da? Ihr lacht wohl über den Träumer, der Blumen im Winter sah. Ich träumte von Lieb’ um Lieb«, von einer schönen Maid, Von Herzen und von Küssen, von Wonne und Seligkeit. Und als die Hähne krähten, da ward mein Herze wach, Nun sitz’ ich hier alleine und denke dem Traume nach. Die Augen schliess’ ich wieder, noch schlägt das Herz mir warm — Wann grünt ihr, Blätter am Fenster, wann halt’ ich mein Liebchen im Arm? Wilhelm Müller. c) »Es blinkt der Thau« von A. Rubinstein. Es blinkt der Thau in den Gräsern der Nacht, Der Mond zieht vorüber in stiller Pracht, Die Nachtigall singt in den Büschen, Es schwebt über Wiesen im Dämmerschein,i Der ganze Frühling duftet hinein, Wir beide wandeln dazwischen. O Lenz, wie bist du so wunderschön! In dem blühenden Rausch dahin zu geh’n, Am Arm seine zitternde Liebe, Mit dem ersten Kuss in dem Himmelsraum, Und fest zu glauben im thörichten Traum, Dass es ewig, ewig so bliebe. G. v. Boddien.