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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 03.04.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190004039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000403
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
-
Monat
1900-04
- Tag 1900-04-03
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Monat
1900-04
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Jahr
1900
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lroß ergänz! und wegen der eingctroffenen Verstärkungen fast verdoppel! werden müsse. Endlich müffc auch die für da« Heer erforderliche Winterau«rüstung abgcwartel werden. Bei dem Vcriuch, Maseking zu cnlsetzcn, scheinen die Truppen de« Lord Methucn am Baalslusse dasselbe Schick sal erleben zu sollen, da« Lord Mcthuen selbst am Modder-River Ende vorigen Jahre« erfuhr. Die Enlsatzlruppen von Maseking sitzen am Baalfluß bei Warrenlon an der Bahn Kimberley— Maseking schon seil Wochen fest und können den Uebergang nichl erzwingen. Nach den jüngsten „Reuter"-Meldungen ist da« euglische Lager in der Nach! zum Donnerstag „außer Schußwrile de« Feinde« verleg!' worden, d. h. auf deutsch: die Engländer haben sich zurückziehen müssen. Bor Maseking ha! Präsident Krüger da« Kommando kürzlich seinem Enkel, dem Hauptmann Karel Elofs, übertragen, welcher, von Schiel und anderen deutschen Offizieren militärisch erzogen, kein Anhänger der unter den Buren üblichen einfachen Defensivtaktik ist. Von ihm hofft Krüger die Einnahme de« Platze«, von welcher er sich einen großen moralischen Eindruck auf die Buren verspricht. In Maseking ist die Nolh aus« Höchste gestiegen. Der Hunger wüthet, namentlich unter den Kindern, entsetzlich, und die schaarenweise in die Stadt geflüchteten Schwarzen, die bei jedem Versuche Baden Powell«, ihrer lo« zu werden, von den Buren mit Gewalt zurückgclrieben werden, sterben in Massen, da sie ihren Abscheu vor Pferdefleisch, da« jetzt die Hauptnahrung Maseking« bildet, nicht überwinden können. Die Besatzung dürste von 1000 Mann auf etwa 500 zusammengeschwunden sein, und die Artillerie besteht au« wenigen altmodischen Kanonen. Nur die Scheu der Buren vor jedem «Sturmangriff auf einen be festigten Platz hat e« ermöglicht, daß Maseking sich bi« jetzt gehalten hat. Präsident Krüger übernahm an Stelle de« verstorbenen General« Joubert da« Oberkommando über sämmtliche Burenstreilkräfte. Am Freitag Nachmittag fand die Leichenfeier für General Joubert statt, an der alle Klassen der Bevölkerung, sowie die fremden Militärattache«, Letztere in Uniform, theilnahmen. Die al« Gefangene in Pretoria befindlichen englischen Offiziere hatten Blumenkränze an der Bahre niederlegen lassen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Brauer'« Roßweiner Sänger (Original- Muldenthaler, gegr. 1854), welche wohl die beliebteste Gesellschaft dieser Art von jeher gewesen ist, haben auch unter ihrer neuen (Brauer'«) Leitung ihren alten Ruf bewahrt, indem sie ihrem alten Mottoi „Humoristisch aber streng anständig- treu geblieben find. Wir sind in der angenehmen Lage berichten zu können, daß die begabten Sänger am Mittwoch, den 4. April im „Feld schlößchen' Hierselbst auftretcn und mit neuestem, humoristischen, abwechslungsreichen, streng decenten Familien Programm auf warten werden. — Wildenthal, l. April. Fünf Waldarbeitern de» Wildenthalcr StaatSforstrcviere«: Wilhelm Götz in Steinbach, Loui» Weigel in Sauschwemme, Ludwig Ziencr in Earlsscld, Joses Kragel und Joses Schwab in Hirschenstand, wurde da« Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit vom Königlichen Ministerium verliehen und am heutigen Tage im Auftrage der Königlichen Obersorstmeisterci vom Revierverwalter, Oberförster Schneider, feicrlichst überreicht. — Dresden. Ein Armeebefehl Sr. Königl. Hoheit de» Prinzen Georg an da« XII. sächsische Armeekorps lautet: „Dresden, den 26. März I9OO. Im Begriffe, da» Kommando de» XII. Armeekorps abzugeben, drängt er mich, dem Armeekorps ein herzliche« Wort de« Abschiede« zuzurusen. E» sind nun über 26 Jahre her, daß ich da« Kommando de» Armeekorp» führe, und vorher hatte ich die Ehre, e« während de» größten Theile» der ruhmreichen Kriegsjahre 1870/71 vor dem Feinde zu führen. Immer haben sich die Truppen des Armeekorp», wie sie tapfer und ausdauernd im Kriege waren, so auch im Frieden durch Disziplin, Pflichttreue und Eifer, e» in der Ausbildung allen deutschen Armeekorp« gleich zu thun, ausgezeichnet. ES war mein Stolz und meine Freude, mich Führer de« Xil. Armee korps nennen zu können. Mit Schmerzen scheide ich au« diesem schönen Verhältnisse. Möge, da« ist mein herzlicher Wunsch beim Abschiede, der bisherige schöne Geist im Armeekorps erhalten bleiben, zur Freude unseres König« und Kriegsherrn und zum Wohle de» Vaterlandes. Da« walte Gott! gez. Georg, H. z. S., Gencralfeldmarschall.' — Dresden, 30. März. Da« „DreSdn. Journ.' schreibt: In Bezug aus die Errichtung neuer Apotheken ist von dem Königl. Ministerium de» Innern kürzlich eine Verordnung erlassen worden, wonach die Behörden dieser Frage künftig nicht nur dann näher treten sollen wenn au« den bethciligten Kreisen ein Anstoß dazu gegeben wird, sondern auch von AmISwegcn prüfen sollen, wo und wann ein Bedürfniß nach einer neuen Apotheke sich herausstellt. Dabei sei zwar, wie bisher, davon auszugehen, daß die Lebensfähigkeit der neuen Apotheke gesichert sein müsse und diejenige der bestehenden Apotheken nicht gefähr det werden dürfe, eS sei aber dabei, namentlich iu industriellen Ortschaften, sowie in den Vororten und äußeren Stavltheilen der großen Städte nicht allzu ängstlich darauf zu sehen, daß be reit« im Anfänge eine bestimmte Einwohnerzahl auf die neue Apotheke entfalle, da erfahrungsgemäß durch das schnelle Anwach sen der Bevölkerung in solchen Orten und OrtSthcilen der etwa nöthige Ausgleich in dieser Beziehung rasch herbeigesührt zu wer den pflege. Nach Vorstehendem kann die von un« schon früher ausgespiochene Mahnung zur Vorsicht beim Ankäufe realberech- tigtrr Apotheken nur dringend wiederholt werden, da nicht darauf gerechnet werden darf, daß ein gezahlter hoher Kaufpreis durch die Zunahme des GcschästSumsange« sich mit der Zeil verzinsen werde. Denn wenn eine solche Apotheke einen bedeutenderen Ge- schästSumfang anzunehmcn beginnt, werden regelmäßig auch die Voraussetzungen vorliegen, wonach dem Obigen zufolge eine neue Apotheke in der Nähe zu errichten ist. Noch mehr aber ist zu warnen vor dem Ankäufe bloß persönlicher Apoihekenkonzessionen für unvcrhältnißmäßig hohe Preise, da die Erwerber derartiger Konzessionen nicht einmal Aussicht darauf haben, daß ihnen spä ter ebenfalls wieder der Verkauf der Apotheke werde gestattet werden. Vielmehr geht unsere« Wissen« an maßgebender Stelle gegenwärtig die Absicht dahin, derartige Weiterveräußerungcn persönlicher Apoihekenkonzessionen auf« äußerste einzuschränken, um auch den unvermögenden älteren Apothckergehilsen lhunlichst die Möglichkeit zu bieten, sich selbstständig zu machen. — Dresden. Zur Feuerbestattung liegt folgender Erlaß de« LandeSkonsistorium« vor: „Nach Vernehmung mit dem Königlichen Ministerium de« Innern, sowie naL Gehör de« ständigen Ausschüsse« der Landc«shnode haben wir in Uebcrein- stimmung mit der jetzt von der Konferenz deutscher evangelischer Kirchenregicrungcn eingenommenen Stellung beschlossen, nicht weiter zu verwehren, daß Gesäße mit den Ueberrestcn durch Feuer bestatteter Leichen aus Gotterackern (kirchlichen Begräbnißplätzen) unter die Erde gebracht werden, wenn e« ohne Feierlichkeit und unauffällig auch ohne nochmalige äußere Kennzeichnung der Unterhringung-stätte al» einer solchen, die ein Aschengesäß herge, geschieht. Die Entschließung im einzelnen Falle wird hiermit Kircheninspektionen überlassen, die aber die Bewilligung nicht ohne vorherige Zustimmung de« Kirchen-Borftande» ertheilen wollen.' Da« „Neue Sächsische Kirchenblatt' bemerkt dazu: „Wir freuen un« mit allen folgerichtig evangelisch denkenden Gliedern unserer Kirche diese« ersten Schritte« zu einer gedeih lichen Ordnung der leidigen Angelegenheit. Hoffentlich bleibt man nun nicht aus halbem Wege stehen, sondern räumt durch einfache Gestattung der kirchlichen Feier nach stattgesundener Verbrennnng der Leiche auch mit dem letzten Reste jener gut römischen Tradition aus, nach welcher Christenmenschen, welche zwar arme Sünder, wie andere auch, gewesen sind, aber im speziellen Falle der Bestattung«form keinerlei religiöse, sittliche oder kirchliche Pflicht verletzt haben, dennoch dafür noch an ihrem sterblichen Leibe gestraft und ander« behandelt worden sollen, al- andere, und schlechter al« Selbstmörder.' — Kirchberg. In der Nacht zum Mittwoch ist ein ver pachteter, dicht am Psarrwalde gelegener Teich, der sogenannte GottlobSteich, von noch Unbekannten abgegraben und die darin befindlich gewesenen Karpfen und Schleien gestohlen worden. — In Rodewisch wird seil Dienstag Herr Loui» Män- nel, Vater mehrerer Kinder, der am Vormittag des genannten Tage« nach Wildenau ging, vermißt. Die Angehörigen haben für die Ausfindigmachung de« Genannten eine Belohnung von 50 M. 'auSgesetzt. — Da« „Chemn. Tgbl.' schreibt unterm 31. März: In Folge Schneeverwehung wurde der Gesammtverkehr auf der Linie Johanngeorgenstadt-Karlsbad eingestellt. Bor hundert Jahren. .1. Hprlk. Medizin aus dem Jahre 1800 (II). Unter den Streitfragen, welche öffentlich auf medizinischem Gebiete erörtert wurden, befand sich noch der thierische Magnetismus, dessen Anwendung als Heilmittel viele Anhänger und Gegner fand. Sodann wird gegen die „entzündliche Lungenfucht" Schwefel« leber und Kohlenpulver zu gleichen Theilen gemischt empfohlen Als Mittel gegen Augen-Entzündungen empfiehlt ein 1)r. Ehisholm in Grenada den Saft aus der Wurzel von Bignonia, der die hartnäckigsten Leiden heile. — l)r. Stütz in Schwäb. Gmünd giebt seine neue Kurmethobe gegen Wundstarr krampf bekannt. Diese besteht in der innerlichen wechselweisen Anwendung des vegetabilischen Alcali und des Opiums und in der äußerlichen Anwen dung des warmen alkalischen Bades. Der genannte Mediziner erklärt, daß er durch die Erhaltung und Rettung so vieler Menschen reichlicher belohnet werde, als wenn er auf einen solchen Lohn, „wie neuerlich ein oder der andere Entdecker von Geheimmitteln gethan hat, Spekulation gemacht hätte. 4. Hprik. Ein Kriegs bild vor hundert Jahren. Man braucht nur wörtlich den Bericht der (Tübinger) Allgemeinen Zeitung anzuführen, um sofort ein Bild der Zeit und der Kriegsführung vor hundert Jahren zu bekommen: „Gestern früh sind einige Hundert Soldaten von Kehl herüber gekommen und haben das eine halbe Stunde von StraSburg gelegene Dorf Neuhof größtentheils ausgeplündert. Auf die Vorstellungen, die ihnen dagegen ge macht wurden, antworteten sie, daß sie seit Langem nicht bezahlt wären und sich daher bei den Bürgern entschädigen müssen." Der Präsident von Stras burg hat sich nun an den Kommandanten gewendet, der Abhilfe verspricht. Man muß bedenken, daß eS französische Truppen waren, die französischen Besitz plünderten! Was ist schön? Von ür. L. R. WohIert. Nur feiten noch hört man da» alte Wort: „Es ist ein Un glück, dumme Knaben und häßliche Mädchen zu haben.' Heute spielt der Mammon die Hauptrolle, er ersetzt Alle». Wenn im alten Griechenland eine Mutter von den Göttern da» höchste Glück für ihre Kinder e:flehte, so erbat sie in erster Linie Schön heit für dieselben. Im alten Griechenland war der Kultur de« Schönen so ausgebildet, daß er noch heute wie ein leuchtender Schimmer über jenem Lande liegt. Wenn in jenen alten Zeiten irgend Jemand die griechischen Weisen gefragt hätte, was Schönheit sei, so würden sic auf die goldene Statue der Ph'yne gewiesen haben, die von Praxiteles geschaffen, im Apollo-Tempel stand. Welcher Weise würde heule eine solche Antwort geben? Wer könnte sie geben bei der immer weiter schreitenden Vernachlässig ung de« menschlichen Körper«? Schämten sich doch die sogen. Ncuplatoniker sogar, daß sie überhaupt einen Körper besaßen. So lassen sich für alle Epochen und für alle Nationen Be weise erbringen, daß der Schönheitsbegriff ein sehr veränderlicher war und noch ist. Da« deutsche Gretchen, heute noch da« Ideal vieler Deutschen, wird vielleicht nur wenigen Franzosen gefallen. Und umgekehrt, mancher Deutsche wird für die gefeierteste Pariser Schönheit keine Begeisterung finden. Je ander« da» Klima, die Umgebung, der Wclttheil, desto größer der Unterschied in den Vorstellungen von dem, wa» schön ist. Diese Ansichten stehen sich manchmal so entgegengesetzt gegen über, daß e» komisch wirkt. Wir halten weiße Zähne für ein Zeichen der Gesundheit und Schönheit. Die Einwohner auf dem malayischen Archipel färben ihre von Natur sehr schönen Zähne schwarz, roth und blau. Sic schämen sich, weiße Zähne zu haben „wie ein Hund'. Bei un« läßt sich die bekannte „Belle Irene' für Geld sehen. Man bewundert die kunstvolle Tätowirung auf dem Leibe der Dame, aber welche unserer jungen Damen würde den Wunsch hegen, ähnlich geschmückt zu werden? Wohl keine einzige. Dage gen giebt e» nicht ein einzige« große« Land, von den Polargegendcn im Norden bi» nach Neu-Seelanv im Süden, wo sich die Ur-Ein- wohner, Männlein wie Weidlein, nicht tätowirtcn. Bei un« wird da« Antlitz seiner Schönheit wegen bewun dert und sorgfältig gepflegt und geschont. Bei den Wilden ist e« der bevorzugte Platz der Verstümmelung. Hätten nicht Rei sende wie Humboldt, Darwin und andere Autoritäten die Sachen bestätigt, man würde Manche« nicht glauben. So werden in vielen Tbeilen der Welt bei den Menschen die Nasenscheidewand, manchmal auch selbst die Flügel derselben, durchbohrt, um Ringe, Stäbchen, Federn und andere Zierrate in die Löcher einzuführen. Hierher gehört auch da« „Pelele' der Frauen im Sambesi gebiet, welche« beim Lachen die Lippe bi« über die Augen empor hebt. Bei den Botokuven ist da« Loch in der Unterlippe so groß, daß eine Holzschcibe von vier Zoll Durchmesser hincingethan wird. Al« der berühmte Reisende Livingstone erstaunt nach dem Zwecke de« Pelele, diese« seltsamen Zierrate», frug, erhielt er die erstaunte Gegenfrage: „Da« ist doch schön?' Der amerikanische Indianer verlangt von seiner Schönen, daß sie ein breite», platte«, glatte« Gesicht, kleine Augen, hohe Wangen, niedrige Stirn, breite« Kinn, eine klobige Hakennase und eine gelbbraune Haut besitzt. Da« ist sein Ideal einer weiblichen Schönheit. Und wie steht e« in dieser Hinsicht bei un« ? Möglich ist e«, daß wir un« innerhalb eine« Jahrzehnte«, innerhalb unserer Grenzxfähle über die Schönheit einer Dame, einigen und sie allgemein anerkennen. Wenn wir aber unser« Grenzen überschreiten, wechselt da« ästhetische Ideal wie die Wolken über un«. Bei un« gelten starke, dunkle Augenbrauen und Wimpern al« eine Schönheit. Die Indianer von Paraguay aber reißen beide« au«, indem sie diese sonderbare und schmerzhafte Operation damit begründen, daß sie nicht autsehen mögen wie ein Pferd. Die Eingeborenen de« oberen Nil» schlagen sich die vier Schneide zähne au«, indem sie sagen, sie möchten nicht aurschauen wie Thtere. Ihrem Beispiel folgen auch die südlich von ihnen wohnenden Bata ko«, da« heißt nur zum Theil, denn sie be gnügen sich meist damit, sich nur die oberen der beiden Schneide zähne au«zuschlagen, wa« ihrem Gesicht, infolge de« Vorspringen« der unteren Kinnlade, ein wilde» und widrige« Au»sehen giebt. Diese Völker halten da« Vorhandensein der Schncidezähne für äußerst unschön und beim Anblick von Europäern riefen sie au«: „Seht wie garstig, diese großen Zähne!' In verschiedenen Theilen Afrika» spitzt man die Schneidezähnc durch Feilen zu. Man ist in einem großen Jrrthum, wenn man annimmt, daß unsere weiße Gesichtsfarbe den Wilden imponlre oder gefalle. Bei allen farbigen Rassen gilt die weiße Haut al« garstig. Selbst europäische Reisende haben behauptet, daß willen im tropischen Urwald die schwarze, blanke, sammetnc Haut de« Neger« ästhetisch prächtig wirke, während die weiße Haut de« Europäer« den Ein druck de« Krankhaften mache. Darwin schreibt: „Unwillkürlich war meine Empfindung: wie unnatürlich und krank erscheint doch unsere bleiche Farbe unter dieser heißen Sonne, in dieser Blüten pracht de« Uiwalvc«, inmitten unserer Brüder mit der Heller oder dunkler braunen, sammetnen Haut.' So erscheint c« klar, daß die Frage, wa» ist schön, von je dem Menschenstamm ander« beantwortet werden wird. Jeder Stamm hat seinen besonderen Apoll und seine Aphrodite. Unsere bezopften Brüder im Innern ihre» großen Lande« China halten alle Europäer für häßlich, weil sie eine weiße Haut und vorspringende Nasen haben. Auch unsere Augen gefallen ihnen nicht. Der Reisende Vogt bemerkt dazu, daß die schräge Stellung der Augen, welche den Japanern und Chinesen eigen- lhümlich ist, auf den Gemälden dieser Völkerschaften absichtlich übertrieben werde, um die volle Pracht und Schönheit dieser Stellung hervorzuheben. Ein Kaff.r würde e« al« ein sehr schlechte« Kompliment be trachten, wenn man ihm sagte, er sähe au« wie ein weißer Mann. Darwin schreibt: „Ich habe von einem unglücklichen einge borenen Mann gehört, der so hell war, daß ihn kein Mädchen heirathcn wollte. Einer der vielen Titel de« Zulu-König« ist: „Ihr, der Ihr schwarz seid." Die Nubier hallen die weiße Hautfarbe für einen Fehler. Man kennt sogar Fälle, wo der Anblick eine« Weißen Ekel und Abscheu erregte. Al« Negerknaben den Reisenden Burton landen sahen, riesen sie: „Sehl den abscheulichen weißen Mann! Sieht er nicht au« wie ein weißer Affe?!' U.berall auf der ganzen Erde schafft der Mensch sich sein Schönheitsideal nach seinem Ebenbild«. Da« ist eine Thatsache, die nicht zu leugnen ist und für die ungeheure Eitelkeit de« Men schen spricht. Eitelkeit ist eine der ursprünglichsten Eigenschaften der menschlichen Seele, mag sie in einem weißen, gelben oder schwarzen Körper wohnen. Al« Darwin einem nackten frierenden Feuerländer au« Mit leid ein Stück Tuch schenkte, sah er zu seiner Verwunderung, wie derselbe da« Tuch nicht al« schützende Hülle verwandle, sondern e» in kleine Stücke riß, um sich und seine Genossen damit zu schmücken. An der Eitelkeit de» Menschen scheitert die universelle Beantwortung der Frage: wa« ist schön? Man muß sich mit der Antwort begnügen: „Schön ist — wa« gefällt.' Walf Aarnekow. Sine mecklenburgische Erzählung von A. v. d. O ste n. 13. Fortsetzung. Ralf stand inmitten de« geschäftigen Treiben» und traf alle beschließende Anordnungen mit kurzen und scharfen Worten, die im Gegensatz zu ver schlichten einfachen Arbeit die Ironie eine« Zuschauer« hätten herauSsordern können, wäre ein solcher außer Eggert dazewejcn. Und Ralf« Vater hütete sich vor Ironie, wie vor einem Eingreifen überhaupt; denn Ralf duldete e» nicht, er hatte die Herrschaft völlig an sich gerissen. Der Alte hatte gut Monologe halten und versichern, daß c« nicht so weiter gehe, — da» Mitleid mit dem Sohne schloß ihm immer wieder den Mund und die unvernünftige Wirtschaft ging doch weiter. Al« die Käufer mit ihren vollgestopften Behältern nach Hause eilten und die Fischer sich mit müden schwerfälligen Schritten entfernten, kam auch Ralf langsam vom See herauf und setzte sich neben seinen Vater. Eggert paffte heftiger, aber keiner sprach ein Wort. Der Abend dunkelte stark und noch immer hingen Beide ihren stummen Gedanken nach. Endlich stand Ralf auf. „Ich will heut Nacht die Netze im Ringsec legen lassen und vorher ein paar Stunden schlafen.' Eggert ließ die Pfeife sinken und schaute bekümmert zu ihm auf. „Lat di doch einmal Nacht« Rauh,' bat er, „Du hölst dal jo nich ut, dal ewige Hasten und Jagen!" Ralf lachte kurz und rauh aus. „Au-Halten — ich? Hält' ich nur mehr Arbeit, viel mehr! Die« ist ja nicht«.' Er wollte mit einem kurzen Gutenacht in da« Hau» gehen, aber sein Vater rief ihn zurück. „Ralf — ick möt di dat scggen — Du darfst so nich wider wirlhschaften. Du makst den ganzen Fang taunicht — dat kann ick nich taugewen, ick darwt nich. Std twei Johren heft Du allen« fungen, wat sichten« nich dörch de Maschen gung, kein Schonttd heft Du Hollen — äwer Johr war'n wi nick« a« Gründ ling« fangen — un wovon fall ick denn de Pacht betahlen?" Ralf wollte bei den ersten Worten auffahren, dann wurde er bei den ruhig und sachlich ausgesprochenen Gründen stutzig und endlich erwiderte er abwehrend: „So schlimm ist'« nicht, Vater. Die Seen sind übervoll von Fischen, e« muß ihnen Luft gemacht werden.' „Dorin irrst Du di, min Söhn," erwiderte Eggert sehr be stimmt. „Ick kenn min Seen nu std dörlig und mehr Johren un weit, wovel Asgawen fei liwern käncn." „Wa« soll ich denn aber thun? Womit soll ich mich be schäftigen?' kam e« mit halbersticktem Zorn von Ralf« Lippen. „Ich habe keine andere Arbeit, habe nicht« andere« gelernt, al« fischen, und wenn ich keine Arbeit habe, viel Arbeit, bei der ich mich müde machen kann, so — so kann ich e» überhaupt nicht mehr aushalten und wollte lieber, ihr hättet mich damal» nicht aus dem Wasser gezogen!" Vor Schreck erstarrt hörte Eggert diesen Ausbruch lang verhaltenen Sturme« an. Er war so betreten über die Bitter keit und den zornigen Schmerz in Rals« Worten, über die un gerechten Vorwürse darin, daß er in hilflosem Schweigen sich
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