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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 05.03.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190103057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010305
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-03
- Tag 1901-03-05
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Monat
1901-03
-
Jahr
1901
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gierungen. Die Burenkommando« können nicht durch Be hauptungen von Robert» und kitchener in raubende Streisbanden verwandelt werden und ebensowenig wird, solange fortdauernd gekämpft wird, dem Kriege ein End« gemacht durch die Versicher ung, daß e« au« sei. Wann war denn der Krieg au«? Nach dem Schlag am Spivnrkop? Nach Paardeberg? Nach der Be setzung von Bloemfontein oder Pretoria? Oder gar nach den Gefechten bei Dewet«dorp und kommandonek, wo die Freiwilligen gefangen genommen und die Engländer gänzlich geschlagen wurden? Die Buren würden die Namen Menschen nicht verdienen, wenn sie die Engländer nicht züchtigten, die Frauen mißhandeln und au» bloßer Zerstörung«wuth Hau« und Herd verwüsten. Daher haben wir wieder einen Theil unserer Burgher« nach der kapkolonie geschickt nicht nur um Krieg zu führen, sondern auch um im Stande zu sein, Rache zu üben. Wir warnen also die englischen Ossiziere, daß, wenn sie nicht mit dem Zerstören von Privateigenthum in den beiden Republiken aushören, wir un« durch die Zerstörung de« Eigenlhum« englischer, un« nicht wohlgesinnter Unterlhanen in der Kapkolonie rächen werden. Aber um allen Mißverständnissen zuvorkommen, erklären wir hier öffentlich, daß wir die Frauen und Kinder nicht belästigen werden, wa« auch die englischen Truppen den unsrigcn angcthan haben mögen. Wir fordern nicht« von unseren Brüdern in der kapkolonie, aber wir appelliren an sie und an die ganze zivilisirte Welt, un« im Namen der Menschlichkeit und Le« Ehristenthum« zu helfen, der barbarischen Kriegführung der Engländer ein Ende zu machen. Wir werden allezeit beten, daß der Gott unserer Väter un« nicht in diesem schrecklichen Ringen verläßt. Locale und sächsische Nachrichten. — Stützengrün. Am Mittwoch früh entstand in dem OrtStheil Nculehn Feuer, wodurch die beiden Anwesen der Wittwe Stoll und de« Gutsbesitzer« Fr. Päßler, bestehend je au« Wohnhaus und Scheune, vollständig eingeäschert wurden. Ent- stehungSurjache unbekannt. Die Kalamitosen hatten versichert. — Dresden. Nach Miltheilung Dresdner Blätter sollten bekanntlich die der Denkmalsschändung in der Berliner Sieges allee verdächtigten Personen kürzlich in Dresden ermittelt, feftgc- nommen und überführt worden sein. Da« ist ein Jrrlhum. Wohl haben in den letzten Tagen Berliner Kriminalbeamte im Einvernehmen mit der Dresdner Kriminalpolizei nach dieser Richtung hin Nachsorschungen angestellt, doch hat weder der ver dächtige Kellner, noch der ebenfalls verdächtige frühere Student der Thal überführt werden können. — Leipzig, l. März. Heute Morgen kurz vor 7 Uhr wurden die Bewohner unsere« Nachbarslädtchen« Zwenkau durch eine heftige Detonation erschreckt. E« stellte sich heraus, daß die im DiebeSgrund bei Zwenkau gelegene Pulvermühle der Firma W. O. Weber in die Lust geflogen war. Zum Glück hatte der Betrieb noch nicht begonnen, sodaß kein Menschen leben zu beklagen ist. Die Mühle selbst ist durch die Explosion vollständig zerstört worden und in den nächstgelegenen Häusern wurden zahlreiche Fenster eingedrückt. Die Mühle wurde bereit früher einmal durch eine Explosion vernichtet. — Tharandt, 1. März. Der Vorstand de« Forstrent amt« ist nicht, wie einem Dresdner Blatt geschrieben wird, wegen Unterschlagung im Amte verhaftet worden, sondern auf Grund einer Denunciation, die sich auf 2 angeblich fehlerhafte Buchungen im Vorjahre gelegentlich zweier Holzauktionen bezieht. Ein Rechenfehler, der dem Beamten, der 42 Jahre dem Staate gedient hat, unterlaufen sein soll, hat einen Fehlbetrag von 9 M. 20 Pf. veranlaßt. — Döbeln, 2. März. Unserer Kriminalpolizei ist es in den letzten Tagen gelungen, einer jugendlichen Diebesbande da« Handwerk zu legen. In Frage kommen fünf hiesige Jungen, Schüler der Volksschule, vic kommende Ostern die Schule ver lassen werden. Die sämmtlich bereit« vorbestraften Bürschchen hatten sich wohlorganisirl und bei ihren Diebereien planmäßig und zielbcwußt opcrirt. ES konnten den Jungen eine ganze Reihe von Diebstählen nachgewiesen werden, die zum Theil in so rasfinirter Weise ausgeführt waren, wie besser sie nicht einem alten »cingcarbcitetcn Kunden' zugctraut werden können. Die jugendlichen Taugenichtse hatten al- ihr Operationsfeld u. A. eine Messerhandlung in der Bahnhofstraße auSerwählt, wo sie wiederholt wcrlhvolle Messer stahlen und sogar der Ladenkasse einen Besuch obstaueten; weiter hatten sie sich in einer Waffen handlung 3 gute Revolver anzueignen gewußt und damit Schieß versuche angestellt. In einer Eisenwaarenhandlung hatten sie wieder Schlittschuhe und Holzschuhe, in einer Delikatessenhand lung die beliebten .echt Frankfurter" und Honig al» willkommene Beute gewählt. Insbesondere betrieben die jugendlichen Diebe auch die Plünderung von Ladenkasscn, wobei ihnen mehrfach Be träge von 4 bi« 21 M. in die Hände gefallen find. In welch rasfinirter Weise sie hierbei zu Werke gingen, thcilt der „Döb. Anz." mit: Während die übrigen Jungen sog. .Schmiere" stan den, gingen zwei Jungen in den Laden. In dem Augenblick, in dem der Verkäufer noch nicht anwesend war, legte sich der Eine glatt auf die Diele vor den Ladentisch, sodaß er von dem Ver käufer nicht gesehen werden konnte, der andere Junge kaufte eine Kleinigkeit und verließ dann den Laden. Sobald nun auch der nicht« ahnende Verkäufer sich wieder in sein Privatgemach zurück gezogen hatte, erhob sich der noch im Laden anwesende Bursche, plünderte die Ladenkasse und nahm dann mit seiner Beute Reiß aus. Da« gestohlene Geld wurde gemeinsam getheill und ver nascht. Hoffentlich wird den Bürschchen durch eine exemplarische Bestrafung die Achtung vor dem 7. Gebot begreiflich gemacht. Alle« gestohlene Gut konnte au« den verschiedenen Verstecken herbeigeschafft und den Eigenthümern wieder zugestellt werden. — Mittweida, 28. Februar. Im Leben, wie im Tode vereint ist da« in der Burgstraße wohnende Ehepaar Klaschke. Im Alter von 89 und 86 Jahren haben gestern Abend Beide La« Zeitliche gesegnet, nachdem sie 63 Jahre mit einander gelebt haben. Die Dahingeschiedene war seit 3 Tagen krank, während ihr Ehemann, der Webermeister Klaschke, über die Krankheit sei ner Leben«genossin aufgeregt, sich gestern Mittag zu Bett legte, bi« sie Beide Abend«, nur 3 Stunden nacheinander, ihr Leben »««hauchten. — Falk en stein, 28. Febr. Unsere hauptsächlichsten In dustriezweige, die Schiffchenstickerci und die engl. Gardinenfabri- kation, haben gegenwärtig eine krisi« zu überstehen. In der Schiffchenstickerei gehen die Aufträge nur spärlich ein, und Ma- schinenbesitzer, welche schon lange Jahre in diesem Fache thätig find, berichten, daß sie um die jetzige Jahre«zeit noch keine so auffällige Geschäftsflaue erlebt hätten; diese Erscheinung trat bi« jetzt erst in den Sommermonaten in den Vordergrund. Auch bei einzelnen Gardinenfabriken ist der Geschäftsgang ein lang samer, und e» sind de«halb schon die Schichten gekürzt worden; andere sind noch gut beschäftigt. — Au« dem Vogtland«. Die Rindviehzucht und der Bi eh handel werden in demjenigen Theile de« Vogtland«« in dem die drei Städte Plauen, Oel«nitz und Adorf liegen, eifrig und mit merklichem Erfolge betrieben. Von der Bedeutung der in den genannten Städten regelmäßig statlfindenden Rindvieh märkte zeugt die Thatsache, daß am 26. Februar in Oel«nitz 522 Ochsen und Kühe zum Verkauf zugetrieben und zahlreiche Käufer au« dem Königreiche und der Provinz Sachsen, au« Altenburg und anderen thüringischen Staaten anwesend waren. In den Jahren 1899 und 1900 war die Frequenz der Viehmärkte eine geringere al» in den früheren Jahren; im Jahre 1898 aber wurden aus den vogtländiichen Viehmärkien 23,053 Rinder, 11,879 Schweine und Saugferkel und 2300 Schafe zum Verkauf gestellt, und im Jahre 1901 werden diese Ziffern, fall« nicht — wie 1899 und 1900 — die Maul- und Klauenseuche einen Strich durch die Rechnung macht, vielleicht noch überschritten. Die Preise für Rindvieh bewegten sich seit Beginn diese« Jahre« zwischen 28 und 36 M. für 100 Psd. Lebendgewicht. In den amtShaupt- mannschaftlichen Bezirken Plauen und Oel«nitz beläuft sich der Rindviehbestand nach den letzten Zählungen auf etwa 38,000 Stück, während im ganzen Königreich Sachsen Ende 1900 knapp 668,000 Ochsen, Kühe und Kalben vorhanden waren. — Ucber den Zeitpunkt, wann in diesem Jahre die Land tagswahlen staltfinden und die Stände zusammenlrcteu, werden ganz irrige Mitiheilungen verbreitet. Eine Korrespondenz be hauptet sogar, die Wahlen würden schon im Monat August vor genommen. Da« ist natürlich vollkommen «»«geschlossen. Mög lich, ja wahrscheinlich ist dagegen, daß man an maßgebender Stelle sich mit dem Gedanken trägt, die Eröffnung de» Landtage» um zehn bi« vierzehn Tage früher anzuberaumen und daß umscviel zeitiger der Wahltermin angeictzt wird. Eine feste Entschließung darüber ist zur Stunde jedoch noch nicht gefaßt. Die König!. Staatsregierung wünscht baldige Einberufung der Kammern, da mit die Vorlage, betr. den WvbnungSgeldzuschuß, möglichst früh zeitig zur Verabschiedung gelangt und bei Beginn de« Jahre« 1902 in Kraft treten kann. Amtliche Mittheilungeu ans der Sitzung des Htadtrathes z« Eibenstock, vom 18. Februar 1901. Die Haushaltung«-Schule für Mädchen aus dem Arbcitcrstande. Wie im Staate ein wohlgeordneter Haushalt die Basis sei ner stetig fortschreitenden Entwicklung ist, so hat man in jeder, besonder« aber in der Arbeiterfamilie eine gute, d. h. eine den gegebenen Verhältnissen mit Verständniß angepaßte Haushalt ung als einen der wichtigsten Faktoren eine« glücklichen Fami lienleben« anzusehen. Hier aber ruht der weitaus größte Theil der Verantwortung aus der Hausfrau. Denn wenn der Mann einer Arbeiter familie stet« an erster Stelle der Erwerbende ist, so hat dagegen die Frau den wahrlich nicht leichten, dafür aber auch in hohem Grade dankbaren Beruf, einerseit« den Erwerb de« Manne« nach Möglichkeit zusammcnzuhalten, andererseits aber auch dem Er nährer der Familie sein Heim so zu gestalten, daß er sich hier am wohlsten fühlt und darum seine Erholung nicht mit Vorliebe an Orten sucht, welche ihm zwar Zerstreuung (zumeist recht zweifel haften Wcrthe«) nicht aber wirkliche Erholung bieten. Um nun ihren Beruf in der angedeuteten Weise erfüllen zu können, muß die Frau und zwar vor ihrem Eintritte in die Ehe hierzu erzogen werden. — Erfreulicher Weise ist ja auch in dem Hause de» Arbeiters eine tüchtige Hausfrau keine Seltenheit: Wo könnte deshalb unter dieser Voraussetzung die Tochter eine bessere hauswirthschastliche Unterweisung erhal ten, als durch ihre umsichtige, fleißige Mutter? Leider gestalten sich aber in Wirklichkeit diese Verhältnisse ganz ander«. Nur in höchst seltenen Fällen wird nämlich die Tochter, al« einzige« Kind, die geborene Stütze ihrer Mutter sein, um im steten Umgänge mit derselben sich durch tägliche Uebung aneignen können, wa« sie einmal zur erfolgreichen Führ ung ihre» eignen, kleinen Haushalt« nöthig hat. Die Regel ist vielmehr, daß sie mehrere Geschwister neben sich hat und darum sich alsbald nach ihrer Entlassung au« der Schule vor die Frage de« Miterwerben« gestellt sicht. Zu diesem Zwecke sucht sie nun entweder al» bleibender Kostgänger de« Elternhause« Be schäftigung in der Industrie, Landwirthschast rc., oder sie entlastet wenigsten« den Haushalt dadurch, daß sic al« Dienstmädchen in ein besser siluirte« Hau« eintrilt. In dem einen wie dem anderen Falle wird sie der mütter lichen Anleitung entrückt und wenn so ein Mädchen gleichwohl bisweilen eine tüchtige Arbeitcrsfrau wird, so geschieht die« au» ihrer besonderen Veranlagung zu Umsicht, Fleiß und Ordnungs liebe. Nun könnte man ja sagen, daß ein Mädchen im Dienst- verhältniß genügende Gelegenheit zu seiner hauSwirthschastlichen Ausbildung finde; man kann die» gern zugcbcn und gleichwohl behaupten, daß die« für den kleinen Haushalt eine« Arbeiter« nur eine sehr geringe Garantie bietet, denn wa» so ein Mädchen in seinem dienenden Vcrhältniß gesehen und gelernt hat, stützt sich aus ganz andere, vornehmlich finanzielle Voraussetzungen, al« solche im Hause de« Arbeiter« gegeben sind; und außerdem ist e« ja bekannt, daß in der Haushaltung ein Hinausschrauben der Bedürfnisse leicht, ein Herabschrauben aber sehr schwierig ist. Nach diesen hier nur in aller Kürze berührten Verhältnissen resultirt La« wenig erfreuliche Ergebniß, daß von den vielen Mädchen, welche im häufig noch recht jugendlichen Alter die Ehe mit Männern au« dem Arbcitcrstande eingeden, nur ein kleiner Theil mit dem vertraut ist, wa« die Führung eine« solchen Haus stande« erfordert. Und wenn dann so geschlossene Ehen nach wenigen Jahren schon durch Unfrieden in« Wanken gerathen und schließlich gar in Auslösung gänzlich zerfallen, so ist die« in überwiegender Zahl eben daraus zurückzuführen, daß die Frau entweder überhaupt nicht oder doch nur ungenügend in der Haushaltung unterrichtet war. Die große soziale Bewegung der letzten beiden Decennien, welche, der Initiative Kaiser Wilhelm« I. und seine« großen Kanzler« solgend, so bedeutungrvolle Wohlfahrtleinrichtungen, vor- .nehmlich für den Arbeiterftand in« Leben gerufen hat, mußte die Aufmerksamkeit auch aus diese wichtige soziale Frage lenken. welche zunächst durch den unvermeidlichen, selbstlosen Eifer dreier Männer in Fluß gebracht wurde, deren Namen hier wohl ge nannt werden dürfen: e« waren Prof. vr. Kamp, Oekonomie- rath Herstadt in Frankfurt a. M. und Fritz Kalle in Wiel baden, welche zuerst die Gründung einer Hau«haltung«schule für Mädchen au» dem Arbeiterstande in Angriff nahmen. E« ist hier nicht Raum für eine Schilderung der in der Sache selbst liegenden Schwierigkeiten, welche den Genannten bet Ueber- sührung ihre« Gedanken« in die Thal entgcgentraten. Dieselben sind überwunden, die Hau«haltung«schule in Frankfurt a. M. hat sich ihrer Aufgabe durchaus gewachsen gezeigt und be reit» vielseitige Anregung zur Nachfolge gegeben. Jene Schule arbeitet nun — und hierin liegt wohl ein wesentlicher Grund ihre« Erfolge« — nach einem sehr knappen, von aller theoretischen Belastung frcigehaltenen Programme: Die Mädchen erhalten durch hau«wirthschaftlich bewährte Frauen au« dem Arbeiterstande Unterweisung 1) in Zubereitung schmackhafter, kräftiger Speisen unter Zu grundelegung der im Hau-stande eine« Arbeiter« gegebenen Durchschnitt-mittel; 2) in denjenigen Hausarbeiten, die zur Führung ihre« künf tigen Haushalte«, wo sic Hau-frau und Dienstmädchen, Mutter und Kinderwärtcrin rc. in einer Person sein müs sen, unbedingt nöthig sind, wie Nähen, Ausbessern, Waschen, Bügeln, Reinhalten rc. Diese Einrichtung bedingt aber auch einen eigenen Haus halt der Schule, d. h. die jungen Mädchen bilden in diesem Sinne eine große Familie, für deren Bedürfnisse sie in entsprech enden Abheilungen und bei wöchentlichem Wechsel der Beschäf tigung selbst zu sorgen haben, und zwar so, daß, während in der einen Woche die eine Abtheilung die Speisen bereitet, die andere die erforderlichen Hausarbeiten und eine dritte da« Wa schen und Bügeln übernimmt. Natürlich wird sich, jedoch immer unter Wahrung de« leitenden PrincipS, diese« Programm nach den anderen Oit« gegebenen Verhältnissen modificiren lassen. Von der sehr richtigen Voraussetzung ausgehend, daß eine gute Führung seine« Haushalt« den Arbeiter nicht nur körper lich kräftigt, sondern auch sittlich hebt, indem er dadurch mehr an sein Hau« gefesselt wird, haben in neuerer Zeit auch größere industrielle Etablissement« bereit« Einrichtungen für die hau«- wirthschastlichc Erziehung ihrer Arbeiterinnen und Arbeiterlöchter getroffen und können schon jetzt erklären, daß die gebotene Ge legenheit mit Lust und bestem Erfolge von den Betheiligten er griffen wird. Wie man hört, soll auch die »ManSseldschc Gewerk schaft", welche in ihrem Arbeiterstande mehr al« 6000 Köpfe vereinigt, die Einrichtung von Haushaltungsschulen für Töchter ihrer Berg- und Hüttenarbeiter in Erwägung ziehen. E« wäre die« ein Vorgehen von weitreichendem allgemeinen Interesse, da man mit Sicherheit darauf rechnen kann, daß die Direktion, welche bekanntlich bet allen auf die Wohlfahrt ihrer Arbeiter ge richteten Anregungen stet« aus die offene Hand der »Deputation der ManSfeldschen Gewerkschaft" rechnen kann, auch hier wuster- giltige Einrichtungen zu treffen wissen wird, welche ihren Arbei terfamilien zum Segen gereichen. Koch Aurenland! Original-Roman von Arnim Betho. <6. Fortsetzung.) »Nun, wie haben Sie die erste Nacht geruht, Mr. van Gapern," sprudelte der Engländer in seiner hastigen Sprechweise hervor. » Nachdem Sie so lange ein anständige« Nachtlager ent behrt haben, gewiß recht gut?" »Ich muß offen gestehen, nicht so, wie Sie vielleicht vcr- muthen. Das Ungewohnte mag daran schuld sein, weil ich nie ein solche» -Nachtlager kennen gelernt habe," entgegnete der junge Mann offenherzig. »Wir werden von Kindheit auf an ein recht harte« Lager gewöhnt, e« schläft sich aber ganz prächtig auf einem solchen, wenn man nur da- richtige Ruhebcdürsniß hat." »Ja, ja, va« muß man sagen, anspruchlo« sind die Buren alle, obwohl viele unter ihnen einen Reichlhum besitzen, der ihnen eine bessere Leben-Unterhaltung gestatten würde," sagte Mr. Bart lett mit einem lauernden Seitenblick auf Johanne« van Gapern. »Wenn ich nicht schlrathe, zählt Ihr Vater auck zu den Reichen im Lande mit, was ich wenigsten« darau« schließe, daß man Euch eine bessere Bildung angedeihen ließ." „Darüber kann ich wirklich nicht« sagen, über Geld und Gut ist bei uns nie gesprochen worden. Aber da alle meine Brüder schon mit die Farm meine« Vater« theilen, so wurde ich für einen anderen Beruf bestimmt." „Damit ist es wohl nun vorbei — da« heißt, so lange der Krieg anhältl" verbesserte sich Mr. Bartlett; eigentlich hatte er wohl sagen wollen, Transvaal braucht überhaupt keine Beamten mehr, da« besorgen wir Engländer schon. »Wollen doch nicht hoffen —" Ein dumpfe« Rollen wie ferner Donner und ein leise« Klirren ließ Johanne» van Gapern plötzlich verstummen. Fragend blickte er zu dem Engländer auf. »Unsere Geschütze", meinte dieser mit einem überlegenen Lächeln. »Von englischen Geschützen sollte der Donner herrühren?" fragte Johannes van Gapern zweifelnd. »Er klingt aber doch so entfernt." »Freilich, Sie können e« ja nicht wissen, Ihre Leute sind in einem weiten Umkreise zurückgedrängt und unsere Geschütze dementsprechend vorgerückt — ach, wie ich sehe, haben Sie noch gar nicht« genossen — lassen Sic sich nicht erst noch nöthigen. Leider kann ich Ihnen nicht viel bieten." Dieser Aufforderung konnte sich Johanne« van Gapern nicht entziehen und so langte er nach dem bisher noch unberüht stehen gebliebenen Morgcnimbiß. »Also wie ich schon sagte, sind unsere Soldaten im Besitze de« Rahon« um die Stad«, die Belagerung ist eigentlich so gut wie aufgehoben!" nahm der Engländer den unterbrochenen Faden de« Gelpräch« wieder aus. »Unmöglich!" rief der junge Mann entsetzt au«. »Schade, daß ich Sie nicht durch den Augenschein überzeugen kann, denn e« ist der Livilbevölkcrung auf da« Strengste verboten, außerhalb de« Weichbild«« der Stadt sich erblicken zu lasten. Doch halt, ich habe e»; wie ich annehme und e< auch begreiflich finde, interessiren Sie sich sehr für den Fortgang der Belagerung. Wir wollen un» doch diese Nacht einmal heimlich hinau«begeben. Ja, ich hätte große Luft, vorläufig nicht wieder hierher zurück zukehren und Sie begleiten mich nach England bi« nach dem Fricdensschluß. Sie wissen sicher, wo oie Ihrigen nicht so starke Posten ausgestellt haben, also ein Durchkomwen möglich ist." Johanne« van Gapern ließ die Schaale, welche er eben zum Munde führen wollte, wieder sinken und schaute den Sprecher betroffen an. Doch Vesten gleichgiltige« Gesicht ließ einen in ihm ausgestiegenen verdacht wieder schwinden.
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