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Amts- M Anzchckck für deu Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschlietzl. des „Jllustr. Untcrhaltungsbl." u. der Humor.' Beilage „Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. S8. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ' 48. Zaßrgang. Dienstag, den 5. März «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die klcinspaltige Zeile l2 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. LS>«L Aus Blatt 247 des Handelsregisters für den hiesigen Landbezirk ist heute die „kapierkadrik IseiäNarätmtüLl Gesellschaft mit veschränkler Haft ung in Meidyardtstyal" eingetragen worden. Der Gesellschaftsvertrag ist am 14. und 18. Februar 1901 abgeschlossen worden. Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung und der Vertrieb von Holzstoff und Papier und Abschluß anderweiter Geschäfte, welche direkt oder indirekt hiermit Zu sammenhängen. Die Gesellschaft ist auf die Zeit bis zum 31. März 1910 beschränkt. Sie gilt um neun Jahre verlängert, wenn nicht bis zum 30. September 1909 von einem der Gesellschafter der Gesellschaftsvcrtrag aufgekündigt wird. Das Stammkapital beträgt Achthunderttausend Mark. Nach dem Gesellschaftsvertragc gewähren die Gesellschafter Herren'A u g u st Hart wig Wenzel und August Hermann Greifenhagen ihre Einlagen nach Höhe von 312,000 M. in den ihnen und der offenen Handelsgesellschaft in Firma ^«8 tzVvu»«! in Reidhardtsthal bisher gehörig gewesenen Grundstücken in Neidhardtsthal, Mulden hammer, Eibenstock und Hundshübel sammt allem todten und lebenden Inventar, Maschinen, Vorräthen u. s. w. Oeffentliche Bekanntmachungen sind in der Leipziger Zeitung zu erlassen. Geschäftsführer sind die Herren Fabrikbesitzer ^e»8"«>t Ilartrrlx HVem-el > und > in Aeidhardtsthal, sowie und > in Wollsgkün. liiert »riem« Ar«1»«I>i>eIcker I Willenserklärungen und Zeichnungen für die Gesellschaft sind verbindlich, wenn sie durch einen Geschäftsführer erfolgen. Eibenstock, den 28. Februar 1901. Königliches Amtsgericht. Ehrtg. Hg. Im Zeichen des Verkehrs. Auf volkswirthschaftlichem Gebiet hat seit Jahren keine Melk ung ein solches Aussehen hervorgerufen, al» die von dem drohen den Zollkrieg zwischen Rußland und der nordamerikanischen Union. Zucker und Eisen werden da gegeneinander ausgespielt und der Verlauf wird es zu erweisen haben, welcher von beiden Stoffen aus dem Weltmarkt die höhere Macht hat. Der Vorgang zeigt vor Allem die Spannung der nationalen Nerven in allen Fragen, die auf Zollgesetzgebung und internationalen Handel Bezug haben, und er ist umso auffälliger, al» Rußland und die Union als po litisch auf da» engste befreundet gelten durften, enger al» Ruß land und Frankreich, zwischen denen manche Interessen einander Widerstreiten. In China haben Rußland und Nordamerika stet» den gleichen Strang gezogen; beide haben vorzeitig ihre Truppen zurückbeordert, beide sind für eine milde Behandlung der Chine sen und gegen Japan sowie gegen gewisse englische Bestrebungen ausgetreten. Und nun dieser überraschend schnell eingctretene Zollkrieg zwischen den politisch befreundeten Mächten! Die Besteuerung de» russischen Zuckers in Amerika ist in Rußland sofort mit star ker Zollerhöhung auf amerikanische Eisenwaaren beantworte! wor den, so daß fortan die Einfuhr dieser Maaren amerikanischen Ursprungs nach Rußlano nicht mehr lohnt. Da« Merkwürdigste an der Sache ist, daß Rußland» ZuckerauSfuhr nach Amerika verschwindend gering war, der Schaden durch die Zollerhöhung also keineswegs erheblich in» Gewicht fiel, während Nordamerika eine sehr starke EiscnauSfuhr nach Rußland <besonder« in Ma schinen aller Art) hat. Rußland fühlt sich eben auch wirthschaft- lich so weit gestärkt, daß e« seine HandelSintercssen auch dort nicht schädigen lassen will, wo dieselben nur verhältnißmäßig ge ringfügig sind. Anderseits aber ist auch Amerika mit ganz anderem Maß stabe zu messen, al» andere Industrieländer. In England hat man nicht sowohl vor den amerikanischen Waffen, als vor dem amerikanischen Getreide, Fleisch und Eisen sowie vor der dortigen hohen Schutzzollpolitik Angst. Und nicht ganz mit Unrecht. Der Aufschwung Nordamerika« hat wirklich, wenn man die Kürze der Zeil bedenkt, in der er sich vollzogen hat, etwa« Märchenhafte«. Um 1850 konnte aus keinem Gebiet von einer Konkurrenz Ame rika« mit Europa gesprochen werden. Im Gegcntheil, Europa versorgte die Union mit Menschen und Waaren, mit Büchern u. Erfindungen. Der einzige Stapelartikcl Amerika» war damal« die Baumwolle der Südstaatcn. Der unaufhaltsame Strom euro- päischer Auswanderung, die Eroberung Kalifornien«, die gewal tigen Eisenbtchnbauten von Osten nach Westen, welche die Folge davon war, bilden die Grundlage der wirthschastlichen Blüthe der Vereinigten Staaten. Die strenge Schutzzollgesetzgebung hat da« Entstehen der verschiedenartigsten Fabriken und Industrien er möglicht und ihr WachSthum befördert. Ungeheure Strecken, bis her Steppen, Urwälder und Jagdgründe der Indianer, wurden durch die Eisenbahnen dem Verkehr eröffnet und durch die nach Westen wandernde Volksmenge in Getreideland umgeschafsen. Auf die Dauer erwies sich der Getreidebau, die Viehzucht noch einmal so lohnend, al« der Ertrag der kalifornischen Goldgräberei. Der weiten Ausdehnung der Vcr. Staaten entspricht die Frucht barkeit de» Boden», der Reichthum an Kohlen, Eisen, Silber u. Gold. Der wilde Westen hat sich mit blühenden Feldern und Gärten, mit Dörfern und Städten, der sonst so einsame Stille Ozean mit Schiffen bedeckt. Au« dem Staate, der 1850 kaum von den Politikern in Rechnung gezogen wurde, wenn e» sich nicht um ausschließlich amerikanische Dinge handelte, ist die Union jetzt eine Weltmacht geworden. Man möchte sagen, ohne Opfer und Anstrengung, denn wa« wollen die Opfer und Kosten der Kriege gegen Mexiko und Spanien, selbst die de« Bürgerkriege« zwischen dem Norden und dem Süden im Vergleich zu den jahr hundertelangen Kämpfen und Nöthen sagen, durch die England und Frankreich, Rußland und Deutschland ihre Stellung in der Welt und ihre Kultur erlangt haben. Die Union ist der durch da« Glück und die Natur begünstigte Emporkömmling unter den Rationen. Ueberall erkennt man in den Leben»gewohnheiten und Anschauungen de« Einzelnen, wie in dem Auftreten de» Staate« da« protzige Wesen de« Emporkömmling«. Unsere Handelsverträge müssen demnächst erneuert werden, j wenigstens die Unterhandlungen deswegen beginnen. Der russisch amerikanische Vorfall kam gerade noch zur rechten Zeit, um un- sern Staatsmännern die ganze Schwierigkeit ihrer Lage zu zeigen. Wir dürfen überzeugt sein, daß sie sich die interessanten Schlüsse zunutze machen, welche au« dem neuesten Zollkriege gezogen werden müssen. Tagesgefchichte. — Deutschland. Zu der von verschiedenen Zeitungen verbreiteten Nachricht, daß Kaiser Wilhelm zum 80. Ge burtstag de» Prinzregenten Luitpold am12. d. nach München kommen werde, wird gemeldet, an zuständiger Stelle in München sei davon nicht» bekannt. Da der Prinz- Regent diesen Tag nur im engsten Kreise begehen will, wurden alle derartigen Besuche dankend abgelehnt, so daß auch der öster reichische Kaiser sein Kommen absagtc. — Nach dem diesjährigen Herbstmanöver wird der deut sche Kronprinz die Universität Bonn beziehen, um etwa zwei Jahre hindurch dort dem Studium obzuliegcn. — In seinem sächsischen Wahlkreise Glauchau-Meerane hat sich „Genosse" Auer kürzlich in einer Rede als Flotten- und Kolonialsrcund entpuppt. Nach Blättermeldungen hätte er der verwundert lauschenden Versammlung Folgende« vorgctragen: »Man muß mit der Möglichkeit rechnen, daß wir uns mit den Waffen in der Hand gegen fremde Ucbergriffe zu verthcidigen haben. Ich rechne damit, und c« wird unter meinen Partei genossen nur wenige Schwärmer geben, die nicht damit rechnen, daß die» für die mitteleuropäischen Staaten auf absehbare Zeit hinaus gilt. Deshalb halte ich aufrecht, was ich in Hannover gesagt habe: wenn die Arbeiter einmal wirklich gleichberechtigt sind, wenn sie unter Verhältnisse kommen, daß sie als Gleich berechtigte sich fühlen, dann werden sie unter Umständen ganz gewiß auch zu der Nothwendigkeit kommen, für die Flotte zu stimmen. Denn wer sich al« gleichberechtigter Bürger fühlt, wird sich auch al» gleichverpflichteter Bürger fühlen .... Hin sichtlich der Kolonialpolitik theile ich ganz die Anschauungen meine» Freunde« Bernstein . . . Wenn die unzivilisirten Völker in den Bereich der Kultur gezogen werden sollen, werden sie sicher einer gewissen Bevormundung unterworfen werden und sich ihr unterziehen müssen." — England. Der englische Krieg»minister Brodrick hat dieser Tage im Unterhause bestätigt, daß diejenigen Frauen und Kinder der Buren, die sich mit ihren Männern den Engländern ergeben haben, in den Lagern besser verpflegt werden al» diejenigen Frauen, deren Männer noch gegen die Briten kämpfen. Diese Frauen und Kinder erhalten kleinere Rationen al« jene, um die Männer derselben zur Ueb-.rgabe zu bewegen. „Ich kann mir nicht denken," bemerkt hierzu ein Mitarbeiter der „Westminster Gazette", „daß ein erniedrigendere» Geständniß einem britischen Minister entlockt werden könnte, noch kann ich mir eine größere Entartung de» politischen Gewissen» vorstellen, al» sie dadurch kenntlich gemacht wurde, daß ein so erniedrigende» Geständniß mit dem Beifall seiner politischen Unterstützer ausge nommen wurde." — China. Die chinesische Frage ist in ein sehr be deutsame« Stadium getreten: Wie da« »Wolffsche Telegraphen bureau" am Freitag Abend verbreitete, hat Deutschland die chi nesische Regierung durch Li-Hung tschang wissen lassen, daß e» unrichtig sei, wenn China werthvolle nationale Vermögen»theile und Einkommenquellen durch Separat-Abkommcn mit einzelnen Staaten oder Gesellschaften weggäbc, solange die Verpflichtungen China« gegenüber der Gcsammtheit der Mächte nicht klargeslellt und vereinigt seien, und eine weitere Meldung scheint nach den schnell eingezogenen Erkundigungen de» Berliner Korrespondenten de» „Chemn. Tgbl." auch wichtig zu sein, daß nämlich England und Japan sich der Vorstellung Deutschland» angeschloffen haben. Daß dieselbe sich gegen da» chinesisch-russische Sonderabkommen über die Mandschurei richtet, ist ganz zweifelte», und e« ist wohl belanglos, wenn versichert wird, daß Deutschland nicht eine Vor stellung in Petersburg erhoben habe, sondern nur bei der chine sischen Regierung, dieselbe möge zunächst dafür sorgen, daß die Kriegsentschädigungen für alle Mächte da sind, ehe e» Konzessi onen u. s. w. ertheilt; wenn die Mächte aber befriedigt seien, könnte es thun, war e» wollte. Dieser magere Trost, welcher für Rußland darin liegt, daß es ja später die Mandschurei neh men kann, wenn die Kriegsentschädigungen bezahlt sind, wird das Zarenreich wenig befriedigen; er gleicht ganz verteufelt einer sehr ditteren Pille, die man mit einem zuckersüßen Lächeln reicht. Große Dinge werfen ihren Schatten voraus; wir wissen jetzt, we-halb Rußland seine Flotte in Ostasien bedeutend verstärkt hat und kennen einigermaßen und vielleicht den Grund der deutschen Annäherung an England. Wir sagen einigermaßen und vielleicht, denn e« ist uns nicht gegeben, die Erwägungen und Entschließ ungen der deutschen ReichSrcgierung zu errathen; klar muß aber sein, daß es Pflicht der deutschen Regierung war, dafür zu sorgen, daß China in einem Stande erhalten wird, welcher ihm erlaubt, den Forderungen aller Mächte — und auch denen Deutschland» — gerecht zu werden. Wollte Rußland sich Sondervortheile ausbedingen, welche die Forderungen der übrigen Mächte gefähr den konnten, so mußte ihm, auch wenn es unser bester Freund war, entgegengetreten werden; in Geldfragen hört bekanntlich die Gemüthlichkeit aus. So versteht man oder kann man sich vorstellen, weshalb wir zu England hinneigten, denn unter Um ständen konnte ein Schritt gegen Rußland unsere ganze bisherige Politik über den Hausen werfen, welche basirte auf den guten Beziehungen zum Zarenreich, und für einen solchen Fall mußten immer Trümpfe in Hinterhand bereit sein. Einstweilen aber glauben wir noch nicht, daß dieser Vorstoß zu einer dauernden Entfremdung zwischen Deutschland und Rußland führen könnte. Zu viele find der Fäden, welche uns mit dem Nachbarreiche ver binden, zu neu sind unsere Verbindungen zu anderen Staaten, al» daß wir leichten Herzen» mit dem großen Nachbar im Osten brechen könnten. E» wird die Aufgabe unsere» neuen Botschafter« in Petersburg sein, dort über die deutschen Schritte beruhigende Klarheit zu verbreiten, und dem alten Diplomaten Grasen Alven»- leben von der Birmarckijchen Schule wird da« hoffentlich gelingen. — Gencralfeldmarschall Graf Waldersee meldet am 28. v. Mt». au« Peking: Berittene Infanterie au» Tientsin hat am 2b. bei Huikiatschang (20 Km. südöstlich Nungtsinghsien) Zusammen stoß mit Räuberbande gehabt, die nach Verlust von etwa 100 Mann zersprengt wurde; die»seit» 2 Verwundete. — Der „Morning Post" wird au» P cking, vom 28. Fcbr. telcgraphirt: Der deutsche, französische und englische Befehlrhaber erließen Befehle, betreffend die Fortsetzung der Vorbereitungen zur raschen Absenduug einer Expedition, wenn China noch mal« gegen die Forderungen der Mächte sich störrisch verhalten wollte. — Südafrika. Die Ergebung de» General» Loui« Botha an Lord Kitchener ist auch heute noch nicht amt lich gemeldet worden. Nach Mittheilungen der Londoner Blätter scheint Lord Kitchener den dringenden Wunsch gehabt zu haben, am 27. Februar durch die Gefangennahme de» General» Botha an den Buren Rache zu nehmen für Majuba, wie e» sein Vor gänger Lord Robert» im vorigen Jahre durch die Gefangennahme von General Cronje mit 4000 Mann thun konnte. Vielleicht hat Kitchener nach Lage der Verhältnisse die Hoffnung gehabt, daß sein Wunsch Aussicht habe, in Erfüllung zu gehen und dieser Hoffnung unvorsichtig Ausdruck gegeben. Darau« mögen die falschen, namentlich von „Daily Chronicle" eifrig verbreiteten Gerüchte über die bereit» erfolgte Kapitulation de» burischen Oberseldherrn entstanden sein. — Der General De Wet und der Präsident Stejn haben gemeinschaftlich am 14. Januar d. I«. eine Proklama tion erlassen, die mit Anklagen über die bekannte grausame Art der auch auf Frauen, Greise und Sinder au«gedehnten eng lischen Kriegführung eingeleitet wird und dann weiter in wortge treuer Uebersetzung folgendermaßen lautet: Sie verkünden der ganzen Welt, die Republiken seien erobert, der Krieg fei au« und e« seien nur noch hie und da einige Räuberbanden übrig, die in unverantwortlicher Weise die Feindseligkeiten sortsetzten. Da« ist eine Lüge. Nein, die Republiken sind noch nicht erobert, der Krieg ist noch nicht vorüber und die Truppen der beiden Repu- piiken werden noch ebenso wie im Beginn de« Kriege« von ver antwortlichen Führern befehligt mit dem Willen der beiden Re-