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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 09.02.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190102097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010209
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-02
- Tag 1901-02-09
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Monat
1901-02
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Jahr
1901
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zwanzigpsennigstücke nicht vor dem I. Januar 1903 außer Kur« gesetzt werden. Ander« stehl e« mit den goldenen Fünf- Markstücken. Diese sind seit dem ersten Januar d. I. für den allgemeinen Verkehr außer Sur« gesetzt, werden aber bei den Staatskassen noch bi« zum Jahrelschluß angenommen. — Vorläufige« Ergebniß der V»lk«zähl- ung am 1. Dezember 1900 im lichen Bezirke Schwär, Aue mit Klösterlein 18.228 Eibenstock 7459 Lößnitz 8415 Neustädte! 4715 Schneeberg 8742 Albernau"b"S 1318 Alberoda 1275 Beierfeld 2032 Bermsgrün 1849 Bernsbach 2870 Blauenthal 215 Bockau 3177 Breitenbrunn 2355 Breitenhof 280 BurkhardtSgrün 307 CarlSfeld 1866 Crandvrf 1182 Erla 248 DitterSdorf 393 Griesbach 577 Grüna 78 Grünhain 2178 Grünftädtel 647 Hundshübel 1528 Jugel 338 Langenberg 300 Lauter 4481 Markersbach 904 mtthauptmannschast- nberg: Mittweida los« Neidhardtithat IM Neudörsel IW Neuheide 500 Neuwelt 977 Niederaffalter 515 Niederpsannenstiel 66 Niederschlema 2062 Oberaffalter 598 Oberpannenstiel 674 Obersachfenfeld 945 Oberscklema 2444 Oberstützengrün 1487 Pöhla 1680 Raschau 2914 Rittersgrün 2559 Schindlers Werk 63 Schönheide 7449 Schonheiderhammer U04 Steinbach 203 Steinheidel 279 Streitwald 338 Tellerhäuser 146 Unterstützengrün 876 Waschleilhe 469 Wilkenau 496 Wildenthal 422 WittigSthal 316 WolfSgrün >50 Zschorlau 3630. 2. Ziehung 2. Klasse 139. Könitzl. Sachs. Landes-Lotterie gezogen am 5. Februar 1901. 20,000 Mark auf Nr. 45136. 10,000 Mark auf Nr. 16331. 5000 Mark auf Nr. 75434. 2000 Mark auf Nr. 3562 28201 58158 69027 69104 77905 85394. 1000 Mark auf Nr. 20710 26933 63010 83653 87734 88963 95301 97530. 500 Mark auf Nr. 4524 4849 11022 12149 19531 21904 24297 26606 31873 32040 43518 43620 46650 50517 64245 67413 76234 84535 94768 200 Mark auf Nr. 73 1153 2600 3618 3848 6122 9127 9457 1 0272 12929 13168 13728 17885 19965 22208 23788 27004 28212 29329 30389 30731 3i075 33328 34108 34985 35415 36120 36137 39411 39950 40900 42566 44677 45973 48112 48322 48398 51638 53699 54889 54966 55587 56141 56884 59787 61803 63000 63233 63304 64076 64707 68238 69086 69561 69567 69722 69835 69850 70827 71407 71536 72141 74431 74663 76007 76022 76577 77559 77884 78438 79311 80181 81847 82405 83207 84259 84695 85799 86044 86771 88406 89444 90810 91564 91913 95492 96439 96768 97368 99524. Amtliche Mittheiluugen aus der 1. öffentlichen Sitzung des Stadtverordueteu-tzollegiums zu Kiveussock. vom 2. Januar 1901. Hesse, von Punkt 3 der Tagesordnung ab Herr Stadtverordneten-Vorsteher Diersch. Der Rath ist außer dem Vorsitzenden vertreten durch die Herren Stadträthe Justizrath Landrock, Alfred Meichßner, Eugen Dörffel, Commer zienrath Wilhelm Dörffel. Herr Bürgermeister Hesse eröffnet die Sitzung mit einer Ansprache. 1) Hierauf wird zur Wahl des Stadtverordneten-Borstehers verschroten. Als Wahlvorsteher fungiren die Herren Tittel und Löscher. Durch Stimmzettel wird als Stadtverordneten Vorsteher gewählt: Herr Stadt verordneter Diersch mit 19 Stimmen. Herr Hirschberg erhält 1 Stimme. 2) Als Stadtverordneten-Vice»Vorsteher wird Herr Fritzsche mit 17 Stimmen gewählt. Je 1 Stimme erhalten die Herren Sckeffler, Maennel und Hirsckberg. Die Herren Diersch und Fritzsche nehmen die Wahl dankend an. Herr Bürgermeister Hesse übergledt und Herr Stadtverordneten 3) Wahl der ständigen Ausschüsse. Die Vorschläge der Commission zur Vorbereitung der Wahlen werden allenthalben acceptirt. In den In« dustrieschulausschuß wählt das Stadtverordneten-Collegium die Herren Stadtverordneten-Vice-Vorsteber Fritzsche, Stadtverordnete Bahlig und Hermann Müller. Amtliche Mittheiluugen aus der Sitzung »es Htadlrathes zu Kiveuslock, vom 10. Januar 1901. Anwesend 4 Rathsmitglieder. Vorsitzender Herr Bürgermeister Lesse. 1) Von dem Dankschreiben des Herrn Pastor Gebauer für Beglückwünsch ung zu seinem Amtsjubiläum nimmt der Ratb Kenntniß. 2) Den Bauausschußvorschlägen, einige Straßen und Schleußenherstellungen beziehentlich Reparaturen noch einige Zeit hinauszuschieben, wird zuge^ stimmt. 3) Ein Quantum offerirte Steine will man ankaufen. 4) Hierauf kommt der BauauSschußvorschlag betreffs der Verbreiterung des SchulgäßchenS zwischen Nord- und Schneebergerstrabe zum Vortrag. In der Erwägung, daß von dem Areale der Frau Hulda Dörffel auf absehbare Zeit hinaus eine Abtretung zum Zwecke der Straßenver dreiterung nicht in Aussicht steht, beschließt der Rath, das Gäßchen wenigstens auf die Breite der Schulgasse zwischen Nordftraße und Cchulstraße (9 m) zu bringen, dies der König!. Oberpostdirektion nach, träglich mitzutheilen und die Stadtverordneten um ihre Zustimmung zu dem Beschlüsse zu ersuchen. 5) Von den Kassenübersichten der Stadt- und Sparkaffe auf den Monat Dezember 1900 wird Kenntniß genommen. 6) Der Restaurateur Oskar Edelmann wird als Stellvertreter des Restau rateurs Mothes in der Ausübung der Schankkonzession in Hotel „Stadt Dresden" bestätigt. 7) Dem Erzgebirgsverein gewährt man auch für 1901 eine städtische Bei hilfe von 100 Mark. 8) ES wird Kenntniß genommen ». von der Abrechnung über die Herstellung der Schleuste von der Südstraße nach dem Nehmerbachc, 1). desgl. über die Herstellung des Fußweges von der Schulstraße nach dem Windisckwege. 9) Der Geburtstag Sr. Maj. des Kaisers soll dieses Jahr in herkömmlicher Weise gefeiert werden. 10) In die ständigen Ausschüsse wählt der Rath die bisher daran betheil- igten Rathsmitglieder. 11) Die Bezirks-Vorfteher werden für die nächstm 3 Jahre wiedergewählt. 12) Dem Restaurateur Emil Scheller crtheilt man die Genehmigung zur Abhaltung eines VolksmaskenballeS am 7. Februar 1901. 13) Von den Zuschriften der Gesellschaft für VolkSbäder wird Kenntniß ge nommen. 14) Einige Nachschätzungen zu den Stadtanlagen finden Erledigung. 15) Der Kochherd im Hotel Rathhaus soll umgetauscht, jedoch nur die Hälfte der entstehenden Frachtkosten von der Stadt übernommen werden. Außerdem kommen noch verschiedene Angelegenheiten zur Erledigung, die deS allgemeinen Interesses entbehren bez. zur Veröffentlichung nicht ge eignet sind. Hin theurer Friede. Ium lOO. Jahrestage de« Frieden« zu Luneville am 8. Februar 1801. Von vr. H ans R. S e es en. Die auf beiden Seiten so au«gezeichnet geführte und mit rühmen«würdigstem Heldenmuthe geschlagene Schlacht bei Hohen- linden am 3. Dezember 1800 hatte für Oesterreich unheilvoll geendet. Die österreichisch-bayrische Armee hatte an Todten, Ver wundeten und Befangenen einen Verlust von rund 20,000 Mann und den grSßten Thetl ihrer tapferen Artillerie eingebüßt. In »ollster Auflösung - hatten sich die geschlagenen Truppen in ein zelnen Haufen über den Inn, die Salza, die Traun zurückgezogen, immer «erfolgt von den Franzosen, die ihnen aus dem Fuße nachrückten. Selbst der geniale Erzherzog Sarl, der aus die Schreckenskunde wieder zum Oberbefehlshaber ernannt worden war, hatte die entmuthigten Abtheilungen zu keinem erfolgreichen Widerstande zu vereinigen vermocht. Um Weihnachten hatten die französischen Truppen die En« überschritten und Niemand war da, der ihnen den Weg nach Wien erfolgreich Hütte sperren können. Nicht bester war e« im Süden gegangen. Hier halte Mac- donalb mitten im Schnee und Ei« den Splügen überstiegen, um durch da» Veltlin den Weg nach Südtirol zu gewinnen und die Bewegungen zu unterstützen, die am Mincio und an der Etsch durch Brune vorgenommen wurden. In dieser äußersten Bedrängniß war dem Erzherzog nicht übrig geblieben, al« durch den Vertrag von Steher wenigsten« dem unaufhaltsamen Borrücken de« Gegner« ein Ziel zu setzen, so ungünstig die Bedingungen auch lauteten. Oesterreich hatte sich bereit erklären wüsten, mit oder ohne seine Verbündeten Frie den zu schließen und mußte zum Zeichen seiner ehrlichen Absich ten die Festungen Würzburg, Braunau, Kufstein, die Scharnitz und andere befestigte Orte den Franzosen au«liesern, so daß die Erblande dem Feinde schutzlos offen lagen. Eine Demarkations linie, die sich von Würzburg, Regensburg nach Steiermark und Südtirol erstreckte, «rennte da« westliche Reichsgebiet von der österreichischen Monarchie. Jene« blieb unter dem .Schutze" der französischen Armee und hatte schier unerträgliche Bedrückungen, Plünderungen und Erpressungen zu leiden, so daß sich Alle« nach Frieden sehnte, und manche kleinere Fürsten, wie Hessen- Homburg, Nassau, Isenburg u. a. schon jetzt eilten, dem allge meinen FriedenSschluß zuvorzukommcn und durch Sonderverlräge mit dem Befehlshaber der .Schutzarmee" noch etwas Weniges zu stbützen vor den langen Fingern der „Beschützer". Und so sah sich auch schließlich Oesterreich selbst gezwungen, in einen Frieden zu willigen, der in seinen maßlosen Forderungen noch weit über den von Lumpv b'ormio hinausging. Die deut schen Fürsten und ReichSstände waren bereit, von dem Ersten Konsul Frieden und Freundschaft um jeden Preis zu erkaufen und in die Stellung der Abhängigkeit einzulreten. War e« unter solchen Umständen zu verwundern, daß der Erste Konsul in Luneville al« Schiedsrichter und Gebieter auf trat und verlangte, daß nicht, wie in Rastatt, die Sache Deutsch land« und Oesterreich» getrennt behandelt werden dürste, sondern daß vielmehr der Kaiser als gemeinsame« Oberbaupt beider an zusehen sei und sein Stellvertreter, der Graf Cobenzl, für die österreichische Monarchie wie für da« deutsche Reich einzustehcn habe und daß der Erste Konsul nur in einen Frieden willigen werde, welcher den Thalweg deS Rhein« und der Etsch al« Gren zen Frankreichs anerkenne und al» Fundamenlalbcdingung fest setze ? — Vergeben« suchte der österreichische Unterhändler einige Milderungen zu erkämpfen, insbesondere die drei geistlichen Kur fürsten, die auf dem Reichstag in der Regel auf Seite Habsburg» standen und der kaiserlichen Politik als Stütze dienten, von dem vernichtenden Schlag der Säkularisirung zu retten, und dem Großhcrzcg von Toskana, de« Kaiser» Bruder, sein Erbland zu erhalten; die französischen Forderungen wurden immer schroffer und gebieterischer, so daß Cobenzl, sollte ander« oa» deutsche Ge biet von der lästigen und drückenden Besetzung erlöst werben, Punkt für Punkt nachgeben und schließlich die Friedensbeding ungen annehmen mußte, wie sie Napoleon gleich zu Beginn der Verhandlungen festgestellt hatte. So erfolgte denn mit blutendem Herzen am 9. Februar 1801 die Unterzeichnung de« Luneviller Frieden«, der dem fran zösischen Reich die GebietStheile gab, welche die nationale Be gehrlichkeit seit Jahrhunderten als die „natürlichen Grenzen" ge fordert, aber bis jetzt nickt zu erlangen vermocht hatte, und über diese Grenzen hinaus Vasallenstaaten schuf oder anbahnte, welche der Konsular-Rcpublik das politische Ucbergewichl in dem euro päischen Slaatensystcm verliehen. Die in Oumpo I'ormio festgesetzten Friedensgrundlagen wurden bergestelli und in der Art erweitert und ergänzt, daß der österreichische Einfluß in Italien fast gänzlich verschwand, daß unter Frankreich» vorherrschender Machtstellung da« bonapartische, republikanische Interesse allmählich die Oberhand gewann und dynastische Rechtsansprüche verdrängte. Für die Abtretung von Belgien, der Lombardei und der linksrheinischen Gebiete, welche Oesterreich in Luneville von Neuem zugestehen mußte, erhielt der Kaiser als Entschädigung Venetien östlich der Etsch nebst Istrien und Dalmatien, mußte aber geschehen lassen, daß die dem Hause Habsburg verwandten Fürsten ihrer italienischen Länder verlustig gingen, sowohl ter Herzog von Modena, dem schon früher der österreichische Breisgau zugctheilt worden war, al« der Großherzog von Toskana, der ebensall» auf deutsche« Gebiet an gewiesen war. In Bezug auf Deutschland hieß e« im 6. Artikel: „Der Kaiser von Oesterreich willigt sowohl in seinem „eigenen, wie de« Reiche« Namen ausdrücklich ein, daß „die französische Republik fortan mit voller Souvcränilät „und al« Eigenthum die Gebiete am linken Rheinuser, „die zum Reich gehörten, in der Weise besitze, daß in Zu- „kunst der Thalweg Le« Rhein« die Grenze zwischen der „Republik Frankreich und dem deutschen Reich bilde". Im 7. Artikel hieß c« dann weiter: „Da aber infolge dieser Bestimmung mehrere Fürsten „und Stände de» Reich« sich ganz oder Iheilweise au« „ihrem seitherigen Besitz gesetzt sehen, so ist der Kaiser „mit der französischen Regierung übereingekommcn, daß „im Einklang mit den in Rastatt ausgestellten Grund- „sätzen da» Reich in seiner Gcsammtheit gehalten sei, „den erblichen Fürsten für die auf dem linken Rheinufer „erlittenen Verluste eine Entschädigung im Schooße de« „Reiche» selbst zu gewähren". Daß unter diesen Ersatzgedietcn säkularisirte Kirchengüter und aufgehobene Reichsstädte zu verstehen seien, war schon längst eine offenkundige Sache, nur wie die Entschädigung zu vollziehen und auSzusühren sei, blieb weiteren Verhandlungen und Anord nungen Vorbehalten. Mit dem Frieden zu Luneville wurde dem römischen Reich deutscher Nation nach einem tausendjährigen Bestand die Axt an die Wurzel gelegt. Deutschland verlor im Ganzen 1150 Ouadratmeilen Gebiet und beinahe 3,500,000 Bewohner, ein Verlust in dem Gesammtkörper der Nation, der zugleich ihre politische Unabhängigkeit aus'« Aeußerfte bedrohte. Noch ehe da» langwierige Geschäft der Ausgleichungen und Entscheidungen auf dem Reichstag in Regensburg in Angriff genommen werden konnte, verkündete eine Proklamation der Konsulregierung dem rheinländischen Volk, daß e» fortan unter Frankreich« Schutz, Verwaltung und Rechtspflege gestellt und aller Errungenschaften der Revolution, deren sich die französische Nation zu erfreuen habe, theilhaftig werde. Mächte der Ziinkerniß. Noman von Helmuth Wolf Hardt. (Schluß.) Ohne da« der gebrechliche, heftig schaukelnde Lahn umge schlagen wäre, brachte er die anscheinend schon dem Tod« Ueber- lieserten, eine dem Bauernstand« angehörige Frau und ihren etwa elfjährigen Knaben glücklich in da« Boot und nach kurzer Zeit ge langten sie — fast eine halbe Meile unterhalb der Stelle, von der sie abgefahren — mir den fast erstarrten und halb bewußt losen Geretteten todte«matt, aber wohlbehalten an da« Gestade. Und al« sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten, reichte Rodewald dem jungen Mann die Hand. „Ich danke Dir, Bernhard," sagte er, umsonst bemüht, seine Bewegung zu bemeistern, „und ich glaube, ich habe Dich noch nicht einmal begrüßt." Der Ingenieur ergriff die dargcbotene Rechte mit herzlichem Druck; aber e« war etwa« wie ein sanfter Vorwurf in seiner Stimme, al« er erwiderte: „Deinen Dank habe ich gewiß nicht verdient, denn damit, daß Du Dich entschlossen, mich zu begleiten, »halcst Du viel, viel mehr als ich. Ich konnte Dich ja nicht daran hindern; aber c« fiel mir schwer auf die Seele, al» ich sah, welcher Gefahr Du Dich aussetztest. E« wäre der Betrübniß genug gewesen für Elisabeth, wenn sie mich verloren hätte!" Mit inniger Rührung sah ihm der weißhaarige Alte in» Gesicht. „Ja, e« wäre schon viel zu viel Betrübniß gewesen!" sagte er mit saft erstickter Stimme, während er beide Hänve auf Bern hard« Schultern legte. „Aber Gott hat e« anders gewollt; nun soll sic un« beide behalten, so lange e» ihm gefällt." Die Sorge sür ihre Schützlinge hinderte sic, sich noch weiter auszusprechen. Die Frau hatte sich bald leidlich erholt; der Knabe war außer Stande, auch nur einen einzigen Schritt zu gehen. So nahm ihn denn Bernhard kurz entschlossen in seine Arme, während Rodcwald im Weiterschreiten die Frau so gut als möglich unterstützte. Natürlich kamen sie unter solchen Um ständen nur sehr langsam auf der Höhe de« Deiche« vorwärts, und die ersten der Männer, welche ihrer ansichtig wurden, starr ten die Todtgeglaubten an wie au« dem Grabe erstandene Ge spenster. Al» man sich überzeugt hatte, Laß man e« wirklich nicht mit übernatürlichen Erscheinungen zu thun habe, brachen der Jubel und die Freude um so lebhafter au«, so daß Rodewald und Bernhard Muhe hatten, sich den ehrlich gemeinten, aber fast allzu stürmischen Glückwünschen und sonstigen Huldigungen zu entziehen. Obwohl sie sich tapfer aufrecht hielten, waren sie doch beide zu durchnäßt und angegriffen, um noch länger hier im Freien bei den Dammarbeiten zu verweilen. Und ihre Anwesenheit er schien überdies minder dringend geboten al» vorher, denn während ihre» Fernsein« war die ermuthigende Entdeckung gemacht worden, daß der Fluß in ziemlich raschem und stetigem Fallen begriffen sei. Wenn die Gesahc auch damit noch nicht al« ganz beseitigt angesehen werden konnte, so war sie doch jedenfalls erheblich ge mindert, und — wa« für den Augenblick da« wichtigste war — der saft erschöpften Arbeiter halte sich neue« Vertrauen und festere Zuversicht aus den glücklichen Erfolg ihrer aufreibenden Tätig keit bemächtigt. Bernhard wollte zwar in da« Hau« seines todten Vaters zurückkehren, aber Rodewald gab e« nicht zu. Er bestand auf seinem Verlangen, daß der junge Mann ihn sogleich nach Sand hofen begleite und sich dort zunächst von den Strapazen der letzten Stunden erhole, mit so eigenthümlichem Nachdruck, daß Bernhard es schon nach den ersten Versuchen aufgab, ihm zu widersprechen. Auch trieb ihn sein Herz ja mächtig genug dem geliebten Mädchen entgegen, und die freudige Gewißheit, sie heute noch in leinp^Arme zu schließen, brachte die strafende Stimme seine« Gewissen«, welche ihm neuen Mangel an Pietät gegen den lobten Vater vorwersen wollte, bald zum Schwelgen. Rodewlld ging mit seltsamer Haft voraus, al« sie in ihren nassen Kleidern die Zimmer de« Herrenhauses von Sandhosen betraten. Bernhard sah, daß seine Hand zitterte, als er sie auf den Griff der Thüre legte, welche in da» von ihm mit besonderer Vorliebe benutzte Wohngemach führte. Elisabeth saß am Tisch und hatte die Stirn in die Hand gestützt, al« wäre sic eingeschlummcrt. Bei dem Geräusch der näher kommenden Schritte aber fuhr sie hastig empor, und bei dem Anblick ihre« Adoptivvater» glitt ein schwacher Freudenschim- mer über ihr todtenbleiche«, verweinte» Gesicht. Sie ging ihm einige Schritte entgegen, um ihn zu umarmen; Rodewald wehrte jedoch sanft ihre Liebkosung ab und sagte, indem er zur Seite trat, um dem auf der Schwelle stehenden Bernhard Raum zu gewähren: „Da bringe ich Dir Deinen Verlobten, Liesbeth! Ich konnte mir die Freude nicht verjagen, nach all' der harten Arbeit dieser Tage inmitten meiner thcuren Kinder zu vergessen, wa« hinter un« liegt an Leid und Stürmen und HcrzenSkämpfen!" Wohl wußte die Ueberraschte sür die Dauer weniger Augen blicke nicht, wie sic diese Worte zu deuten und den seltsamen Wech sel seiner Gesinnung zu erklären habe; aber sie war auch nicht geneigt, sich lange in müßigem Grübeln darüber da« Köpfchen zu zerbrechen. Sie sah ja den Geliebten leibhaftig vor sich, sie sah, daß er in Rodewald» Gesellschaft gekommen war und daß dieser keinen Versuch machte, sich drohend wie der Geist einer unerbitt lichen Vergeltung zwischen sie zu stellen. Da« war genug, um sie au« dem tiefsten Abgrund verzweifelter Hoffnungslosigkeit zum Himmel de« höchsten Glücke« zu erheben. Ja laut aufjubelnder Seligkeit seinen Namen rufend, warf sie sich an die Brust de« geliebten Manne« und ihre weichen Arme umschlangen seinen Nacken so fest, al« fürchte sie, daß er ihr dennoch entrissen wer den könne, und al« wolle sie ihn jetzt nimmermehr freigeben, wer auch immer solche» Opfer von ihr fordern möge. Für die Bewohner von Rothhaide ging die fürchterliche Ge fahr der Ueberschwemmung, die sich schon in so drohender Gestalt gezeigt hatte, noch einmal glücklich vorüber. Am folgenden Mit tag erst erfuhr man, auf welche Ursache da« Plötzlich auffallende Sinken de» Flusse« zurückzusühren sei. Weiter stromabwärt« und nahe der Mündung, wo da» Wasser im weithin au«gedehnten flachen Moor- und Heideland« nicht sonderlich viel Schaden an richten konnte, war in der Thal «in Dammbruch erfolgt und halte der Aluth damit einen natürlichen Abfluß »erschafft, der die oberhalb liegenden Ortschaften und Ländereien vor einer Wieder holung de« einstigen Schicksal» rettete. Die Einwohnerschaft von Rothhaide und seiner nächsten Umgebung hielt sich nichtsdestoweniger überzeugt, daß sie nur dem entschlossenen und thatkrästigen Eingreifen de« jungen Ingenieur« die günstige Wendung zu verdanken habe, denn ohne seine ebenso energischen al« zweckmäßigen Anordnungm würde e» ihrer Mei nung nach nicht mögiich gewesen sein, den schon zur Hälfte fort- gerissenen Damm noch so lange zu behaupten. Al« man mit nicht geringer Ueberraschung erfuhr, daß der wackere Helfer de« ehemaligen Packmeister« Milow Sohn gewesen
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