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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 05.02.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190102056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010205
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
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Monat
1901-02
- Tag 1901-02-05
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Monat
1901-02
-
Jahr
1901
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et gelungen wäre, die Brandslister zu ermitteln. Und solche Frevelthaten geschehen zu einer Zeit, wo der Friede »vor der Thür steht!' E» wird den Verbündeten nicht« ander« übrig bleiben, al« zu Wasser und zu Lande »in Exempel zu statuiren. Sonst kann e« kommen, daß, wenn der Streitsall osfiziell beige- legt ist, und die Kämpfer der Hcimath zufteuern, die Fremden- versolgungcn aus« Neue und vielleicht mit verdoppelter Wuth beginnen. — Südafrika. Da« kühne Unternehmen de« Buren general« Dcwet, mitten durch die britischen Truppen hindurch, fast den ganzen Oransestaat zu durchziehen, um in die Kapkolonie einzubrechcn, scheint thatsächlich erfolgreich gewesen zu sein, ob gleich eine amtliche Meldung darüber, daß er den Oranjcfluß überschritten hat, von Seiten de« südafrikanischen Oberkommando« bi« zur Stunde noch nicht vorliegt. Nachdem Dewet am 23. Januar die Eisenbahn zwischen Hvlfontein nnd Benter«durh Road zerstört hatte und einem Kamps mit dem von Kroonstad herbeieilenden General Bruce Hamilton geschickt au«gewichen war, traf er am 29. Januar bei Welcome, etwa 160 Kilometer südlich von VenterSbuih, aus den Genera! Knox, der ihn zu einem mehrstündigen Kampfe zwang und seinen Vormarsch wohl ein wenig verzögern, jedoch nicht verhindern konnte. Dem ver wegenen Burengeneral solgt aber von Venter«burh au« mit Ausbietung aller Krast in Tag- und Nachtmlirschen der General Bruce Hamilton. Dieser hatte auch da« Glück, daß Dewet beim Ueberschreilen der Eisenbahn südlich von Smaldeel in nur ge ringer Entfernung an ihm vorbeimarschiren mußte; Hamilton war aber anscheinend wegen völliger Erschöpfung seiner Truppen nicht im Stande, sich auf einen Kampf mit dem Burensührcr einzulassen und mußte ihn innerhalb weniger Tage zum zweiten Mal entwischen lassen. Dewet ist damit, wenn nicht alle An zeichen trügen, wieder den Nachstellungen seiner Verfolger ent gangen und befindet sich außer Gefahr, da der Südwesten de« Oranjestaate« von englischen Truppen zur Zeit frei sein soll. Nach dem Ueberschreilen der Eisenbahn südlich von Smaldeel wird er am 29. Januar vom Oranjefluß noch elwa 200 Kilo meter entfernt gewesen sein und kann somit mit seiner berittenen etwa 3000 Mann starken und sehr beweglichen Truppe gegen wärtig sein Ziel schon erreicht haben. — Unter den in St. Helena zur Bewachung der gefan- genen Buren garnisonirenden indischen Truppen sind ernste Ruhestörungen vorgekommen. Jetzt brauchen die auch eine Bewachung. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. In Nachfolgendem bringen wir eine Uebersicht über die Thätigkeit der hiesigen Schutzmann- lchajt im Jahre 1900. Im vergangenen Jahre sind in«gesammt 50b Anzeigen erstattet worden. Die Anzeigen vertheilen sich wie folgt: Betteln, Landstreichen, Obdachlosigkeit 2b ; grober Unfug 36; Trunkenheit, nächtliche Ruhestörung 71; Revisionen 2ü; Verfolgung bez. Festnahme im Gendarmericblatt gesuchter Per sonen 14; Diebstahl, Hehlerei und Betrug 37 ; Uebertretung de» Schankslättenvcrbot« 18 ; Slraßenkontravention 56; Verbotener Besuch öffentlicher Tanzstätten durch jugendliche Personen 15; GrwerbSunzucht, Uebertretung de« ProslitutionSregulativ« b; unbefugter Gewerbcbetiieb 7 ; Körperverletzung 8; Witerstand, Beleidigung 7 ; Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch 7; Vogel stellen 10; Brand bez. Brandschäden 4; Unfälle 4; Concubinatc 20 ; Uebertretung de« MelderegulativS 38; Sittlichkeitsverbrechen 1; sonstige polizeiliche Uebertretungen und Dienstsachen 97. Seit I89b ist die Anzahl der Anzeigen wie folgt gewachsen: I89b: 200, 1896: 247, 1897: 327, 1898: 438, 1899: 402, 1900: bob. — An Kreuzottern sind 22b Stück an die Polizei abgeliesert worden. — An b46 HandwcrkSburschen wurde da« Ortsgeschenk verabreicht. — An Bestellungen beziehentlich Be händigungen sind 5074 Stück durch die Schutzleute besorgt ; an Stcuerzetteln ca. 6000 Stück, an Erinnerungen ca. 3000 Stück ausgetragen worden. — Dresden, l. Februar. Die Besserung im Befinden des Prinzen Georg schreitet nach dem .DreSd. Journal" in erfreulicher Weise fort. — Dresden, 2. Februar. Ihre Majestät die Königin bereitete 1300 Dresdner armen Schulkindern eine große Freude, indem sie vor ihnen am heutigen Sonnabend Nachmittag 4 Uhr das Weihnachtsmärchen „Die Wunderglvcke" aufführen ließ. Die gesummten Plätze des Königlichen Schauspielhauses waren zum freien Eintritt der Kinder reservirt worden, und zwar halte Ihre Majestät zu dieser Vorstellung die Kinder von Beamten und Livrecdienern der Königlichen und prinzlichen Hofhaltungen, sowie des Josephinenstiste», de« Stadtwaisenhause«, der Taub stummenanstalt, der PestalozzististSanstalten, de« VincenziuSashl«, de» Ehrlichschen Gestist«, de« Krüppelheim», der Blindenanstalt, de« Amalienhause« und sämmtlicher Bezirksschulen mit Eintritts karten beglückt und denselben damit einen großen Festtag bereitet. Die LandeSmutter erschien selbst im Zuschauerraum und mag an rem freudigen Jubel der Kinder den schönsten Lohn für diese edle Thal erhalten haben. — Plauen. Dem »CH. Tgbl." wird von hier berichtet: Die hiesigen Schiffchenmaschinenbesitzer erlassen folgende Erklär ung: .Unsere Herren Sticker wollen streiken, weil wir nicht mehr in der Lage find, die un» seinerzeit diktirten hohen Löhne zu bezahlen. Bei den jetzigen von den hiesigen Herren Fabri kanten gezahlten niedrigen Löhnen kann bei un« von einem Ver dienste keine Rede sein. Da unseren Herren Stickern jede Ein sicht abgcht, so wollen wir einmal den Spieß umdrehen, indem ivir ihnen am Sonnabend 16 Pf. für 1000 Stiche bieten. Sind sie dann nicht gewillt, hierfür zu arbeiten, so stellen wir den Betrieb ein. — Demgegenüber haben die Schiffchensticker in einer öffentlichen Versammlung erklärt, daß sie unter dem im vorigen Jahre festgesetzten Lohntarif — 19 und 21 Pf. per 1000 Stiche — nicht arbeiten werden. ES wurde eine Kommission gewählt, welche Schritte einleilen und energisch gegen die Verkürzung de« Lohne« vorgehen soll. Die Sticker, welchen der Lohn reduzirt werde, wollen die Arbeit einstellen. Bezüglich de« angegebenen schlechten Geschäftsgänge« wurde sestgestellt, daß von einem solchen gegenwärlig keine Rede sein könne. Auf diese Weise spitzt sich der Kampf zwischen Sticker und Slickmaschinenbesitzer immer — Bad Elster. Gesuche um die von der Königlichen KreiShauptmannschast Zwickau zu vergebenden Freistellen in dem Augustu«stist zu Bad Elster sind bi« den 15. März diese« Jahre« schriftlich daselbst einzureichen; später eingehende Gesuche müßten unberücksichtigt bleiben. Den Gesuchen sind bei- zusügen: 1. ein von einem approbirten Arzte au»gestellle« Arank- heittzeugniß, zu welchem au«schließlich da« von den B»zirk«ärzlen »der »on der Badedireklion zu Bad Elster zu beziehende Formu lar zu verwenden ist, 2. eine Mittheilung über die Staatsange hörigkeit, 3. ein obrigkeitliche«, die Angabe de« Alter« und der Familienverhältnisse de« Kranken enthaltende« Zeugniß, au« wel chem hervorgeht, daß der Kranke, bei Ehefrauen auch, daß der Ehemann nicht in der Lage ist, die Kosten der ärztlich verord neten Kur in Bad Elster ohne besondere Unterstützung zu be streiten. Die Kurzeit dauert vom 1. Mai bi« Ende September. Die Freistellen werden aus jedelmal einen Monat verliehen. — Au« dem Vogtland«, 2. Februar. Auf dem Rück wege von Wernitzgrün nach Schönwald hat sich am Donnerstag Abend der Gut«besitzer Ritschel im dichten Schneegestöber verirrt. Er ist, wie di» Fußspuren nachwiesen, so lange im Kreise herumge gangen, bi« er ermattet zu Boden sank. Die am Freitag früh zum Suchen aulgesandten Nachbarn sanden Ritschel todt auf. Er hinterläßt eine starke Familie. — An Strafanstalten besitzt Sachsen ein Zucht hau«: in Waldheim, vier Gefängnißanstalten: in Zwickau, Hohen eck, Sachsenburg (für Jugendliche) u. Vogt«berg b. Oel«nitz, außer dem drei Koriekiion«anstalten: in Hohnstein (sächs. Schweiz), Sachscnburg (für Jugendliche) und Grünhain, da« ebenfall« «Heil weise mit jugendlichen und zwar weiblichen Personen besetzt ist. Im Zuchlhause zu Waldheim befanden sich am Schluffe de« ab gelaufenen Jahre« 1874 Züchtlinge, in den vier Strafanstalten 2651 Gefangene, von denen 304 Personen weiblichen Geschlecht« aus VogtSbcrg kommen. In den KorrektionSanstaltcn waren 643 Personen untergebracht. Heimarbeit. D r A tr^ ist ,b' , se^c» F nmd , bn den " h r können. Wenn seine Anhänger gleichwohl an ihm festhalten zu sollen mei nen, weil sie wenigstens eine erzieherische Wirkung auf die Arbeitgeber von ihm erwarten, so geben sie sich einer^ großen Täuschung hiin. Bon ^seiner sagen: „Ich darf Euch keine Arbeit mitgeben, habt Ihr aber Angehörige oder Bekannte, die zu Hause für mich arbeiten wollen, so schickt sie her, sie koinien Arbeit beko,nmen.^ ^Die Ar^cüerinnen sin^ dann schon ^allein kkig keit der Eltern usw. gezwungen ist, neben ihrem Verdienste als Fabrikat bi terin, wenn sie sonst die Pflichten gegen die Ihrigen erfüllen will, noch auf anderen Verdienst bedacht zu sein, wenn er selber einer solchen Arbeiteritt diesen Verdienst durch Gewährung von Hausarbeit zuwendet? Weiß er doch, daß sie, wenn er ihren Wunsch nicht erfüllt, sich einfach au einen an deren Fabrikanten wenden wird, für den, da sie bei ihm nicht arbeitet, nicht daS geringste Bedenken besteht, ihr Arbeit mitzugeben. Und ist seine Hand lungsweise etwa weniger .zu billigen, wenn die Bitte der Arbetterin ui^ zur Uebernahme von Hausarbeit veranlaßt, obwohl er weiß, daß ihre Kraft durch die Thätigkeit in der Fabrik bereit- erschöpft ist und daß die Arbeit daher auch nur unter Hintansetzung ihrer Gesundheit von ihnen ihre Arbeiterinnen ^mit Hausarbeit nur noch in dem gesetzlich zugelassenen Umfange zu beschäftigen, so würden sie durch die Wirklichkeit sehr bald zu einer anderen Meinung von den: „erzieherischen" Einflüsse derartiger Gesetzes ¬ werden sich von einer mißbräuchlichen Ausnutzung der Arbeitskraft einer Arbeiterin durch Gesetzesvorschrifren, die thalsächlich nur auf dem Papier stehen^ würden, gewiß nicht abhalt^ Verwirk! chung die weitere wirthschaftliche Entwicklung unseres Volkes^schwer gefährdet werden würde. ES ist das die Anschauung, daß es zu den Auf gaben der Gesetzgebung mit gehöre, der häuslichen Thätigkeit der arbeiten den Bevölkerung innerhalb der eigenen vier Pfähle in Bezug auf Zeit und Art in gleicher Weise Schranken zu ziehen, wie dies hinsichtlich der Fabrik arbeit bereits geschehen ist. Gewönne diese Anschauung bei den gesctzgeben- großer Industriezweige, von deren Gedeihen das Wohl und Wehe ^vieler Tausende abhängt, völlig in Frage gestellt werden. Ganz besonder- würde dies für die sächsische Stickerei- und Spitzen- Industrie zu gelten haben. Zahlreiche in dieser Industrie erforde liche Ne benarbeiten, wie das Zäckeln, Ausspachteln, Wiebeln und Nachbessern von Stickereien, das Zusammennähen von Kragen, Shals und dergl., werden jetzt fast ausschließlich außerhalb der Fabrik ausgeführt. Die in den Fa briken beschäftigten Wieblerinnen, Zäcklerinnen, Spacbtlerinnen, Plätterinnen, Legerinnen, Näherinnen rc. lassen sich fast durchweg Arbeit der genannten Art mit nach Hause geben. Die Zahl dieser Arbeiterinnen wird allein in Plauen, dem Hauptsitze der sächsischen Stickerei- und Spitzen-Industrie, ohne Uebertreibung auf niedrere Tausend geschätzt werden dürfen. Nun herrscht aber schon jetzt in dieser Industrie seit Iabren ein äußerst empfindlicher Arbetterinnenmangel, sodaß der unterzeichnete Verein, um den Zuzug fremder Arbeiterinnen zu erleichtern, bereits zur Errichtung eines eigenen, in erster Linie zur Aufnahme fremd zuziehender Arbeiterinnen bestimmten Arbeiter innenheims geschritten ist. ES sind auch bis jetzt keinerlei Anzeichen vor handen, daß der Bedarf an weiblichen ArbeltSlräft.n wieder zurückgehen werde. Fällt daher für die Fabrikanten die Möglichkeit fort, die in den Fabriken beschäftigten Legerinnen, Wieblerinnen usw. auch außerhalb der in der Fabrik verbrachten Arbeitszeit noch mit Nebenarbeiten der bereits ge nannten Art zu beschäftigen, so würden sie sich dadurch, namentlich zu Zei- ten flotten Geschäftsgangs, außer Stande gesetzt sehen, mit dem Auslande (der Schweiz, England und Frankreich) in Bezug auf Schnelligkeit und Pünktlichkeit in der Ausführung der übernommenen Aufträge noch mit Er folg zu konkurriren. Da zu solchen Arbeiten bereits alle Arbeitskräfte, die überhaupt zur Verfügung stehen, in der Fabrik sowohl wie im Hause in Anspruch genommen sind, so würde diejenige Industrie, auf welcher der Wohlstand Plauen- beruht, die jetzt weiten Kreisen der hiesigen arbeitenden Bevölkerung lohnende Beschäftigung giebt und ein gute- Auskommen sichert, allmählich konkurrenz- und damit lebensunfähig werden, nicht auS Mangel, sondern so widersinnig eS klingt, au- Ueberfluß an Arbeit, weil eS ihr an Arbeitskräften fehlen würde, diese Arbeit au-zuführen. Noch eine andere Folge würde eintreten, wenn die beantragten Be schränkungen auch für die hiesige Stickerei- und Spitzen-Jndustric angeordnet werden würden. Schon jetzt ist vielfach die Neigung vorhanden, zur Ver einfachung des Betriebes gewisse Arbeiten aus dem Fabrikbetrieb« au-zu- sondern und in getrennten, kleineren Betrieben auSsühren zu lassen. Bei spielsweise sind in Plauen in den letzten Jahren besondere Legereien und Plättereien entstanden, die nicht fabrikmäßig, sondern hau-industriell betrie ben werden und daher auch den beschränkenden Bestimmungen der Fabrik arbeiterschutzgesetzgebung nicht unterworfen sind. Je enger die Schranken werden, welche diese Gesetzgebung der Bewegungsfreiheit der Fabrikanten zieht, desto mehr werden diese hau-industriellen Betriebe, die weder in Be zug auf die Beschaffenbeit und Einrichtung der ArbeitSräume, noch in Be- zug auf die Arbeitszeit einer behördlichen Kontrolle unterstehen, an Zahl zunehmen, eine Folge, die von den Freunden einer gesunden Sozialpolitik gewiß nicht als Wohlthat begrüßt werden würde. Zu diesen Freunden einer gesunden und maßvollen Sozialpolitik ge hört auch der unterzeichnete Verein. Aber eben de-halb, weil er die Be deutung einer solchen Politik auf dem Gebiete der Arbeiterversicherung wie auch auf dem der Arbeiterschutzgesetzgebung zu würdigen weiß, ist er ein Gegner aller gesetzgeberischen Maßregeln, die schließlich auf nichts weiter hinau-laufen, als die mannigfachen Beschränkungen, durch die sich der Fa brikunternehmer schon jetzt in seiner Bewegungsfreiheit behindert sieht, noch um eine weitere Fessel zu Vennehren, und zwar ohne daß dadurch demjenigen Stande, der geschützt werden soll, dem Arbeiterstande, thatsächlich auch nur der geringste Nutzen erwächst. Wenn auch die Arbeitgeber auf dein bereits angedeuteten Wege leicht in der Lage sind, derartige Gesetzesvorschriften durch Uebertragung der Arbeit an Angehörige und Bekannte der Arbeiter« innen illusorisch zu machen, so sind doch damit Scherereien und Umständ lichkeiten für sie verbunden, die den Betrieb ganz unnütz erschweren. Aach denjenigen Arbeitgebern, welche bisher Anhänger einer besonnenen Arbeiter schutzgesetzgebung waren, wird dadurch, wie nochmals nachdrücklichst hervor« gehoben werden muß, die Lust zur weiteren Unterstützung der auf die weitere Ausbildung dieser Gesetzgebung gerichteten Bestrebungen genommen. Durch derartige Maßnahmen wird die Arbeiterschutzgesetzgebung nicht gefördert, son dern in Mißkredit gebracht. Hinzu kommt schließlich noch, daß solche Vorschriften eins der besten Mittel sein würden, die leider schon jetzt vielfach vorhandene Kluft zwischen Arbeitgebern nnd Arbeitern insofern noch weiter zu vergrößern, als sie, eben weil eine behördliche Kontrolle unmöglich ist, dem Denunziant en thum Thür und Thor öffnen würden. Und schließlich darf doch, wenn es wirklich möglich sein würde, auf dem beantragten Wege zu verhindern, daß Fabrikarbeiterinnen außerhalb de»- Fabrik noch mit Ha -sarbeit beschäftigt würden, auch die Wirkung eines solchen gesetzgeberischen Vorgehens auf die wirthschaftliche Lage der davon betroffenen Arbeiterinnen nicht ganz außer Acht gelassen werden. Man darf doch über der an sich gewiß zu btlttgenden Sorge für die Erhalt ung der Gesundheit der arbeitenden Bevölkerung nicht vergessen, daß durch die angeftrebten Beschränkungen der Hausarbeit die davon betroffenen Ar beiterkreiie in vielen Industriezweigen in sehr empfindlicher Weise in ihrem Einkommen geschmälert werden und sich so zu Einschränkungen ihrer Lebensführung genötbigt sehen würden, die in ihren gesundheitsschädlichen Wirkungen hinter den in dieser Beziehung durch die lange Dauer der Ar» beitszcit etwa verursachten Nachtheilen voraussichtlich kaum Zurückbleiben würden. Will man den Arbeiterinnen vorschreiben, wie lange sie nach Schluß der Fabriken noch zu Hause thätig sein dürfen — denn thatsächlich laufen die beantragten Bestimmungen, wenn strafrechtlich auch der Arbeit geber sür ihre Einhaltung verantwortlich gemacht wird, auf nicht anderes als solche Vorschriften für die Arbeiterinnen hinaus —, so müßte inan ihnen wenigstens gleichzeitig die Mittel und Wege zeigen, wie sie den dadurch ent stehenden Verdienftausfall wieder ausgleichen könnten. Alle 'diese Erwägungen veranlassen uns zu der ernsten und dringen den Bitte, daß allen derartigen, völlig werthlosen und undurchführbaren Versuchen, die Fabrikarbeitergesetzgebung auf die HauS-Jndustrie zu übertragen, durch eine entschiedene Ablehnung von Seiten der gesetzgebenden Faktoren endgültig und ein für allemal ein Ende gemacht werden möge. Der Vorstand des Fabrikanten-Vereins der Stickerei- und Spitzen-Jndustrie »u Plauen i. V. Wilhelm Verkling, Vorsitzender. Die vorstehenden Auslassungen de- Fabrikanten Vereine- in Plauen entsprechen den thatsächlichen Verhältnissen auch in der Eibenstocker Industrie und eS wäre bedauerlich, wenn die neuen Bestimmungen, die ja für andere Industriezweige vielleicht am Platze sein mögen, schablonenmäßig auch für hier zur Einführung gelangten. ES ist deshalb auch von den hiesigen Fabrikanten eine ähn liche Petition an den Reichstag abgegangen. Aber auch die Arbeiter, bezw. die an der Heimarbeit inter- essirten und der Benachteiligung am meisten ausgesetzten Sticker innen sollten vollzählig dagegen austreten; denn die Interessen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind in diesem Falle die glei chen! Gelegenheit dazu ist jeder Stickerin und jedem Inter essenten gegeben durch Unterschrift der unter den Arbeitern cir- culirenden Petitionen. Wachte der Kinkerniß. Roman von Helmuth Wolfhard t. <IS. Fortsetzung.) Rasch verschwand da« Entsetzen von Elisabeth» lieblichem Antlitz, und ein tiefer Athemzug der Erleichterung hob ihre Brust. .Dem Himmel sei Dank! Wenn e« nicht da« ist, Papa — und da ich Dich selber stark und gesund vor mir sehe, so bin ich darauf gefaßt, Alle«, wa« Du mir mittheilcn kannst, muthig zu vernehmen." „Mein arme« Kind! Du ahnst eben nicht, wa» e« ist! Aber ich kann e« Dir nicht ersparen, wie c» mir auch da eigene Herz zerreißt. — Eine« vor Allem: der Packmeister Mi- low ist todt!" Jede Art von Heuchelei war Elisabeth« wahrhaftigem Wesen fremd und sie war weit davon entfernt, einen heftigen Schmerz zu zeigen, welchen sie der Natur der Dinge nach unmöglich em pfinden konnte. .Ich beklage e» um Bernhard« willen", sagte sie einfach. .Ihn wird der Verlust tief erschüttern, wie aufrichtig auch dem armen Kranken die Erlösung von seinem schrecklichen Leiden zu wünschen war." Rodewald gab ihre Hände frei und machte schweigend ein paar Schritte durch da« Zimmer. Ihrer Ahnungslosigkeit gegen über fehlte ihm der rechte Muth und da» rechte Wort sür seine grausame Forderung. Aber er war fest entschlossen, auf diese Forderung nicht zu verzichten und so kam sie jetzt in der Ver wirrung vielleicht rauher und härter von seinen Lippen, al« e« seine Absicht gewesen war. .Laß un« nicht von den Todten sprechen, Elisabeth," er widerte er. .Wa« srommt e«, über einen zu richten, der nicht mehr unter den Lebenden weilt! Nicht um ihn handelt e« sich, sondern um den Mann, der bi« zu dieser Stunde al» Dein künf tiger Gat'e gegolten." Befremdet und ungläubig blickte Elisabeth zu ihm auf. Noch fehlte ihr da« »olle Berständniß für die ganze Tragweite dieser wenigen, aber inhaltsschweren Worte. »Willst Du Dich nicht deutlicher erklären, Papa?" fragte sie. ,E» betrifft also dennoch Bernhard?" .Ja! Du mußt Dein Verlöbniß mit ihm al« aufgehoben ansehen." .Da« ist nicht Dein Ernst! Bernhard kann nicht» gethan haben, da« mich dazu zwänge." .Ich erhebe auch keinen Borwuf gegen ihn. Nicht sein Verschulden, sondern ein düstere« Verhängniß ist e«, da« Euch trennt." »Aber ich werde doch wohl gefragt werden müssen, ob ich gesonnen bin, mich einem solchen Verhängniß zu unterwerfen. Du host bi« zu diesem Tage so innigen Antheil genommen an meinem Glück, wa« — um de« Himmel« willen — ist geschehen,
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