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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 01.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189906011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-01
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Monat
1899-06
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Jahr
1899
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l. Feiertag mit ihren beiden Kindern in den Teich sprang, wo bei die Kinder um« Leben kamen, ist am Freitag wieder an der Haft entlassen worden. Ob sie wirklich geistig nicht normal ist, ist nicht bekannt. — Fallenstein. Wie die König!. Eisenbahnbetrieb-direktion Zwickau jetzt bekannt giebi, sind am Morgen de« 12. Mai bei Station 287 -s- 50 der Eisenbahnlinie Zwickau-Falkenstein von unbekannter Hand drei 6 m lange, 30 cm breite und 2ö mm starke fichtene Breiter quer über den rechten Schienenstrang ge legt worden. Die genannte Eisenbahnbehördc sichen demjenigen, der, ohne selbst im Dienste der StaatSeisenbahnverwaltung zu stehen, den Thiiter zuerst dergestalt zur Anzeige bringt, daß dessen Bestrafung erfolgen kann, eine Belohnung von 50 M. zu. — Kirchberg. Am Sonnabend Abend kurz vor 7 Uhr entstand in dem Trockenraume der C. A. Wölfischen Fabrik auf noch unermittelte Weise Feuer. Dark der schnellen, energischen Hilfe der hiesigen Feuerwehr und der von Lcuter«bach und SauperSdorf konnte da« Feuer auf seinen Hecrd beschränkt wer den, sodaß da« Hauptgebäude intakt blieb. — Oberwiesenthal, 28. Mai. Eine interessante Probe fahrt stellte man gestern aus der schmalspurigen Eisenbahnlinie Eranzahl-Oberwiesenthal an. Man versuchte zum ersten Mal. einen normalspurigen Eisenbahnwagen auf die Schmal spurbahn hinüberzunehmen und aus dieser zu «ran«portiren. Dem Versuch lag die Annahme zu Grunde, daß der breitspurige Wagen größere Kalkvorräthe für Wiesenthal enthalte, die man vor Umladen schützen wollte. Wie man berichtet, gelang dieser Versuch zur vollen Zufriedenheit. Da an Festtagen und schönen Sommertagen die Oberwiesenthaler Bahn sehr zahlreich benutzt wird und zu solchen Zeiten — wie auch da« verflossene Pfingst fest lehrte - nie da» schmalspurige Wagenmaterial zur Ausnahme der Passagiere auSreicht, so würde, könnte man an besonder« vcr- kchr«reichen Tagen nvrmalspurige Wagen für schmalspurige Strecken umstellen, darin auch ein sehr gute« Hilfsmittel zur jederzcitigcn Bewältigung de« Personenverkehr« zu erblicken sein. — Au« dem Vogtlandc. Am Dienstag vor Pfingsten hatte, wie der ,Gr. Ztg." au« dem Vogtlande geschrieben wird, die Frau de« Handwebcr« M. in P. einen feisten „Kuhhasen" (Kaninchen) durch einen kräftigen Schlag in« Genick gctödtct und al« FeiertagSbraten vorgcmerkt. Wie sie « beim Nachbar, dem Jagdpächtcr X., im letzten Winter oft beobachte«, ließ sie den Kuhhasen einstweilen im Fell und hing da« Thier zu dem nicht allzu hohen Giebelfenster hinaus, schlang jedoch als vorsichtige Frau um den Hal« de» Thiere« noch eine Schnur und befestigte diese im Innern de« Hause«. Sehnsüchtig hingen die Blicke der Mitglieder einer am Donnerstag durch« Dorf ziehenden Zigeuner bande an dem verlockenden Braten; doch da man dem fahrenden Volke au« triftigen Gründen scharf auf die Finger sah, so war« ihnen nicht möglich, sich gegen da« siebente Gebot zu vergehen, wa« sie andernfalls ohne jegliche Gewissen«krupel gethan haben würden. Zur gleichen Zeit mit den Zigeunern aber war von der baye rischen Grenze her ein „Bruder Straubinger" im Dorf einge wandert, und dieser baute auf den „langfingerigen" Rus, in dem die Zigeuner allerwärt« stehen, einen schwarzen Plan. Al« die Schatten der Nacht auf da« friedliche Dörfchen herabzusinken begannen, al« der Hausherr und Besitzer des geschlachteten und noch mehrerer lebender Kuhhascn sich in« Gasthaus begeben hatte, „wo man einen Guten schänkt", da klopfte der obenerwähnte HandwerkSbursche bescheiden ans Fenster der M'schen Wohnung. Er machte der herauSschaucnden Frau M. flüsternd die Miltheil ung, soeben habe er einen Zigeuner vorbcischleichen und begehr liche Blicke zum FeiertagSbraten, „aufgehängt so hoch da droben", emporsenden sehen. „Besser i« besser; nemmt fei Eiern Hosen ro." Mit einem DankeSworte schloß die Frau da« Parterre fenster und eilte die Oberbodentreppc hinaus, um den gefährdeten „Kuhhasen" seiner Fesseln zu entledigen. Darauf hatte aber der scheinheilige Rathgcber nur gewartet; denn sowie die Frau den Hasen in der Hand hielt, versetzte ihr der Urian mit einer be reit gehaltenen Stange einen heftigen Schlag auf die Finger spitzen, und mit einem Wchelaut ließ die Frau da« Thier fallen. Dasselbe aufheben u. mit der Beute im Dunkel der Nacht verschwin den, war für den Gauner da« Werk eine« Augenblicks. — „Die Maiendüste wallten auf und nieder, den Hasen brachte keiner wieder." — Da« sächsische BereinSgesetz verbietet bekanntlich nach den Beschlüssen de« letzten Landtag« Minderjährigen die Thcil- nahme an Vereinen, welche sich mit öffentlichen, bezw. politischen Angelegenheiten befassen, läßt aber die Theilnahmc an Vereins einrichtungen nach, welche, wie Lehr- und Fortbildungskurse, Ver gnügungen :c., dieses Gebiet nicht berühren. Nunmehr hat da» Ministerium letztinstanzlich die Verfügung einer Polizeibehörde bestätigt, daß Minderjährige auch von VereinSvcranstaltungen nichtpolitischen Charakter« fernzuhallen sind, wenn der Verein ein notorisch politischer ist. Dem in Frage kommenden Verein ist die Auflösung angedroht worden, wenn er die Minderjährigen nicht vollständig ausschließt. 1K. Aiehmrg 5. Klaffe 135. Köuigl. Sachs. Eautes-Lotterie gezogen am 27. Mai 1899. LOOO Mark aus Nr. 30884 34471 882«. 3000 Mark auf Nr. 13» 271 47« 1714 «79« 4301 4834 »748 7«I8 1««41 I«797 I8I44 17334 «4«00 «5300 «SIS« «7134 «7831 «8799 32550 34101 33798 37717 3784« 39319 3998« 4081« 48440 »2399 80990 «2484 «3188 83558 70030 70908 79479 8081« 88210 9239» 92804 9717« 98719. 1000 Marl auf Nr. 1391 «249 4S7« IIII4 13783 18010 17238 180«« I849I 18739 «2349 22429 23987 33079 33392 3479« 38338 39« 13 39889 41374 47797 32070 32584 33480 53830 58393 58981 »8400 81848 82513 84878 «3942 70808 70859 71383 71880 78407 78014 78812 79880 79918 80858 80714 81378 81595 82L14 82938 83940 84508 85828 85924 88831 90957 93705 95904 98097 97193 97487 99479. LOO Marl aus Nr. 79« 1491 3527 3783 7094 9178 II528 11894 14545 14853 17889 18294 18790 20312 «0978 «1287 25130 2798« 28475 28750 «8758 «9317 «9878 31758 3S4II 33537 35315 3951« 40999 43310 44577 47S79 48879 50110 50597 544S3 58059 58934 5754« 57788 «0318 «1777 83139 «8144 70949 7II87 75498 78359 80188 8088« 81878 8312« 8885« 87757 88248 89030 90275 90748 977S4 98893. 300 Mark auf Nr. 1387 545« 7747 8127 8977 IOI«O 11705 117«« IL104 13995 I4S0« 155II 15888 17089 17305 17855 I8S83 18323 1852« I9L98 20349 2040« «0888 «1818 2SS88 «291« «3295 «4478 «80«7 «808« «««91 «7788 «8220 28307 28351 29843 30425 3219« 33040 34787 35« 15 38778 39531 39758 40401 41478 4I7I7 42277 42430 44371 48573 49078 5«558 52981 53103 54859 5491« 55211 55835 58257 58801 81848 81«48 82378 82599 8299« 83239 83841 83908 84580 «5204 85588 «805« 88990 89173 70288 70347 70391 70883 70884 70992 72884 73851 73717 7383« 77744 7828« 7901» 79SI0 79313 8143« 84889 85II0 83»7« 87000 88041 88885 88979 89054 90853 91038 91237 9IS79 91880 92408 94234 94950 9570« 95983 9805« 98780 97MI 98154 9952« 9971« 99934. 17. Ziehung, gezogen am 29. Mai 1899. 100,000 Mark auf Nr. 57840. 50,000 Mar» auf Nr. 18343. 15,000 Mark aus Nr. 82588. 5000 Mar« aus Nr. 81000. 3000 Marl aus Nr. 1713 1889 23»! 278« 322« 5301 7017 9134 10809 II877 15218 1527« 15370 19243 2737» 31049 32294 3708« 4071I 53788 57483 «1870 «2838 «7798 88805 89014 7842« 78808 8I4I4 87385 90088 95087 9558« 97388. 1000 Mark aus Nr. 844 3394 7842 810« I««75 12539 13480 157«« 17884 >9029 1912« «10«» «3982 25349 «8415 «7448 28139 «9759 34013 34330 37933 38402 39445 4281« 48285 488II 4979« 51805 54349 55582 58043 58797 58348 58483 80979 84431 «8498 «8971 72888 74334 7739» 79188 84851 85124 88070 8931» 90738 92378 95098 97907 98934. LOO Mark aus Nr. 5155 14948 17804 «30«3 24982 32914 33057 38844 40881 44223 47859 5043« 58497 58525 5725« 57471 5788« 58848 59057 «0595 83238 «8445 «915« «9874 70378 72080 73489 75857 80584 80723 809»7 81941 8-850 8277« 8510« 88042 90018 9172« 93152 93822 »5810 99182. ZOO Mar« aus Nr. 400 724 9890 3183 3253 3884 3988 5598 8718 8888 919« 9998 10440 I05I1 II818 II905 I204I 12452 I40I0 14403 18478 1885« 17938 21317 2I73I «1977 24IS0 «4748 «5352 30955 32939 3324« 34190 34511 34890 38294 41195 44338 4440« 4455« 44«29 44988 45124 45274 45913 48747 48887 47322 47898 48294 48830 50980 55I0I 55522 55988 5818» 56286 5«422 58343 58479 58815 59405 83247 «3397 «4003 «449« «4513 «490« «5314 «5449 «5488 «5817 «7043 «7724 «8287 «9924 70S80 7150« 72034 7»I75 72403 72«8I 74488 74521 7«7I8 78124 79195 7919« 79832 7999« 82332 8488« 85555 85883 87I9I 88551 88820 89854 90043 92333 92789 93803 93843 97043 97318 99378. Amtliche Mittheilnage» ans der Sitzung des Stadtratßes z» Eibenstock vom 18. Mai 1899. Anwesend: 3 Rathsmitglieder. Vorsitzender: Herr Stadtrath Justizrath Man nimmt Kenntniß 1) von der Verordnung des ev. luth. LandesconsistoriumS vom 28. März 1899, die Darleihung von 2200 Mark aus dem Kirchen «Aerar an die Kirchengemeinde betreffend, sowie 2) von der Offerte des Kammerjägers Gödel in Geyer mit dem Beschlüsse, zunächst wegen Betheiligung eine Bekanntmachung zu erlassen. 3) Von der Verbreiterung des Weges nach der Gasanstalt wird abgesehen. Wegen ordnungsmäßiger Herstellung des jetzigen Weges giebt man die Sache an den Bauausschuß ab. 4) Mit der Verpachtung der Grasnutzungen am Rosinenberg, Kriegerdenkmal und Kreuzlerweg an den Jagdaufseher Siegel und der an der alten Schneebergerstraße an den Schuhmacher Fuchs ist man einverstanden. 5) Im Interesse der hiesigen Grundstücksbesitzer beschließt man, gegen die Verordnung, die Errichtung von Gebäuden in der Nähe der Staats Waldungen betreffend, vorstellig zu werden. neut erlassen werden. Die Düngerabfuhr M in der Zeit vom 1. April bis Ende September bis Vormittags 10 Uhr und vom 1. Oktober bis Ende März bis Vormittags I I Uhr erfolgen. 7) Mit der Unterstellung mehrerer Schulgeldrestanten unter das Schank und Tanzstättenverbot ist man einverstanden. 8) Die Urlaubsgesuche der städtischen Beamten werden genehmigt. 9) Von der Gewährung einer Staatsbeihilfe für die Kochschule und für den Handfertigkeit-Unterricht, sowie von den Prüfungsergebnissen der Pensions-, Schuldentilgung- , Rathssportel-, Wasserwerkskaffen-Rechnungen auf das Jahr 1898 und der Pfarrvakanzkassen Rechnung nimmt man Kenntniß. Außerdem kommen noch verschiedene Sachen zur Erledigung, die des allgemeinen Interesses entbehren, bez. zur Veröffentlichung nicht geeignet sind. Amtliche Miltljeikungeu aus der 4. äffeutlichen Sitzung des Stadtvcrordueteu-Koffcgiums am 19. Mai 1899, Abends 8 Uhr im RaihhauSfaale. Vorsitzender: Herr Vorsteher Schumann. Anwesend: 17 Stadtverordnete, entschuldigt fehlen 4. Der Rath ist vertreten durch Herrn Bürgermeister Hesse und Herrn Justizrath Stadtrath Landrock. Herr Vorsteher Schumann theilt mit, daß die Versammlung beschluß fähig ist. Sodann wird zur Tagesordnung übergegangen. 1) Verwilligung der Mittel zur Einrichtung einer Prüfungsstation für Wassermeffer. Herr Bürgermeister Hesse legte den Sachverhalt näher dar, worauf die Herren Vorsteher Schumann, Stadtverordneter Meichsner, Männel und Hannebohn in dieser Sache sprachen. Man beschließt alsdann, die Beschlußfassung in dieser Sache bis zur nächsten Sitzung auszusetzen. 2) Der Rath hat nach Gehör des Bauausschusses beschlossen, dem Oeco- nomen Gustav Becher die Genehmigung zum Aufbau seines Gutes unter Wahrung der Zugänglichkeit mit der Bedingung zu ertheilen, daß er das Wegeareal vor seinem Grundstücke zum Preise von I M. 25 Pf. pro <in> und das vor dem Axmann'schen Grundstücke zum Preise von I M. 50 Pf. pro pm auf Verlangen des Stadtrathes jederzeit zur Wege herstellung an die Stattgemeinde abtritt. einverstanden. 3) kommt zum Vortrag, daß der Stadtratb beabsichtige, den Wasserbottich in der Lohgasse wegzunehmen, vorher aber die Meinung des Stadtver ordneten-Eollegiums hören wolle. Herr Hannebohn erklärt sich für Belassung des Bottichs. Hc:r Hermann Müller bittet, den in dieser Gegend wohnhaften Einwohnern Frist -um Anschluß an die städtische Wasserleitung zu ge währen und deshalb den Bottich solange zu belassen, die Anwohner essenten aber hiervon in ^Kenntniß zu setzen. 4) kommt der Rathsbeschluß, wonach bei Berechnung des Wasserzinses für Neubauten Keller und Dachboden mit gerechnet und für den Quadrat meter Grundfläche 8 Pf. erhoben werden sollen, zuuz Vortrag. Herr Stadtverordneter Kieß beantragt eine weitere Herabsetzung des Wafferzinses bei Neubauten, während Herr Stadtverordneter Unger im Interesse der Rentabilität des Wasserwerkes für Belassung des oben genannten Satzes von 8 Pf. ist. Bei der hierauf vorgenommenen Abstimmung wurde dem Raths- beschlusse einstimmig beigetreten. 5) Im Einverständniß mit dem Schulausschusse hat der Rath beschlossen, den 13 ständigen Lehern nicht eine Gehaltszulage von jährlich je 150 Mk. ab 1. April 1899 zu bewilligen, sondern eine solche von je 100 M. oereits vom 1. Januar dieses Jahres ab zu gewähren. Das Collegium tritt auch diesem Beschlüsse einstimmig bei. 6) Von der Verordnung über Verwendung des Sparkassenreingewinnes vom Jahre 1897, sowie von der Uebersicht der Sparkasse auf das Jahr 1898 nimmt man Kenntniß. 7) Die Nachprüfung der Schulgelder-, Armenkaffenrechnungen, sowie der Anlagenrechnung übernimmt Herr Stadtverordneter Tittel, die der Koch schulrechnung Herr Hermann Müller und die der Biersteuerrechnung Herr Döhler. den HandfertigSkeitsunterricht nimmt man Kenntniß. 9) Die Nachprüfung der Rathssportel- und Wafferwerkskassenrechnung übernimmt Herr Hirschberg, die der Schuldentilgungskassenrechnung Herr Herm. Müller und die der Pensionskassenrechnung Herr Döhler. 10) Von der vom Rathe auf Vorschlag des Bauausschusses beabsichtigten Entwässerung des JndustrieschulgrundstückS nimmt man Kenntniß. 11) Herr Stadtverordneter Meichsner regt eine Verbesserung der Abort und Pissoiranlage im Rathhause an und bittet um baldige Abhilfe. Hierauf geheime Sitzung. An die Wähler des 21. Sachs. Reichstagsmhlkrciscs. E« war mein Wunsch, mich in diesen Tagen mit einem Theile der Wähler meine« Wahlkreise« über einige Fragen mündlich auszusprechen. Nach der mir gewordenen Mittheilung würde aber vielen eine Versammlung jetzt nicht erwünscht sein. Ich verschiebe deshalb die Ausführung meine« Plane« aus eine spätere Zeit. Dagegen möchte ich meine Stellung und meine Abstimmung bei Berathung de« Entwürfe« eine« Gesetze», betreffend die Abänder ung de« Bankgesctze« vom 14. Mär; 1875 (Gestaltung der Rcichrbank), schon heute durch einen kurzen schriftlichen Bericht darlegen und begründen. Mir ist daran deshalb besonder» ge legen, weil auch mein Verhallen von einer verbreiteten Sächsischen Zeitung abfällig kitisirt woiden ist. Bei der Berathung diese« Entwürfe« handelte e« sich in erster Linie um die Frage, ob da« bisherige Vcrhältniß weitere zehn Jahre sortbeftchen oder ob c» bi« zum 31. Dezember 1899 für den 31. Dezember 1900 gekündigt werden sollte. Wird da» Verhältniß gekündigt, so kann da» Reich entweder die Rcichrbank aufhedcn und die Grundstücke der Rcichrbank gegen Erstattung de« Buchweithe« erwerben oder da« Reich kann die sämmtlichcn Antheile der Rcichrbank zum Nennwerth übernehmen (Z 41 de« Gesetze«). Eine Aushebung der Reichsbank wurde von Niemandem be absichtigt. Dagegen trat bei den Berathungen auch diesmal wieder da« Bestreben oder doch der lebhafte Wunsch zu Tage, die Reich«bank zu verstaatlichen. Dieser Wunsch ist nicht in Erfüllung gegangen. Auch ich habe gegen alle Versuche, eine Verstaatlichung oder doch eine theil- weise Verstaatlichung herbeizuführen, gestimmt. Denn ich würde eine reine Verstaatlichung für einen schweren Fehler halten. E« ist nur nöthig, daß dem Reich eine Oberaufsicht über die Bank und ihre Geschäftsführung zusteht. Diese ist vorhanden. Unter dem Reichskanzler wird die Rcichrbank von dem RcichSbank- Direktorium geleitet. Die Mitglieder de» Direktorium« werden vom Kaiser auf Vorschlag de« BundeSrath« ernannt. Die Auf sicht de« Reich« wird durch da» Curatorium auSgeübt. Da« Curatorium besteht au« dem Reichskanzler und vier Mitgliedern, von denen eine« der Kaiser und drei der BundeSrath ernennt (8 25 ff. de« Gesetze«). Die Rechnungen der Bank werden vom Rechnungshof de» Deutschen Reich« geprüft (8 29 de» Gesetze«). Die AntheilSeigner können sich durch ihren CentralauSschuß in der Hauptsache nur gutachtlich äußern (8 30 ff. de« Gesetze«). Eine« weiteren Einflüsse« de« Reiche» bedürsen wir nicht. Welche Gefahren aber würden entstehen, wenn die Bank eine Staatsbank würde? E« ist zu befürchten, daß die Geschäftsführung dann mehr auf fiskalische Interessen, al« aus die Bedürfnisse de« Verkehr« Rücksicht nehmen würde, daß sie mehr bureaukratisch gebunden wäre und sich den Anforderungen de« Verkehr« nicht wie die« nöthig ist anbequemen würde. Die politischen Parteien würden versuchen und erreichen, auf die Verwaltung in den verschieden sten Beziehungen (Währung) Einfluß zu gewinnen. Jede Aender- ung de« Diskont« würde Anlaß zu lebhaften Auseinandersetzungen geben. Zu welchen Verwirrungen würde da« führen! Aber auch die Finanzverwaltung kc« Reich« würde die Reichsbank al« Ver suchsfeld benutzen. Die Regierung hätte da» Recht der Papier- geldau«gabe. Zur Zeit eine« Kriege«, auch innerer Unruhen, ist eine Bank, die al« Privatanstalt anzusehen ist, besser geschützt al« ein rein staatliche« Unternehmen. Die« baden die Erfahr ungen wiederholt bewiesen. Thier« erklärte 1871, die Bank von Frankreich hat da« Vaterland gerettet, weil sie keine Staatsbank ist. Man wendet nun ein, durch die jetzige Einrichtung entgehe dem Reiche ein Thcil de« Gewinne«, der jetzt ohne Berechtigung den Antheil«eignern zukomme. Man hat diesen Gewinn auf drei bi« fünf Millionen jährlich berechnet. Darauf ist aber zu er widern, zuerst: daß c« sehr fraglich ist, ob derselbe Mehrbetrag erzielt würde, wenn die Rcichrbank eine reine Staatsbank würde, — dann aber, daß die drei oder fünf Millionen nicht in Betracht kommen den vielen Nachtheilen gegenüber, die eine Verstaatlich ung im Gefolge haben würde. Würde die Reichsbank verstaat licht, dann müßten auch — da« wäre die selbstverständliche Folge — alle Privatnotenbanken verstaatlicht werden oder sie müßten doch ihr Privilegium der Notenausgabe aufgeben müssen. Wer also anerkennt, raß unsere Privatnotenbanken Industrie, Handel und Gewerbe manche Erleichterungen gewähren und wer deshalb ihren Fortbestand wünscht, der muß schon deshalb sich gegen reine Ver staatlichung der Reichsbank erklären. Diese Erwägungen waren für mild auch der Grund, gegen die Versuche, eine theilweise Verstaatlichung herbeizusühren, zu stimmen. Zu diesen Versuchen rechne ich den Antrag, daß da« neu aufzunebmende Kapital die neu zu begründenden Antheile vom Reiche selbst übernommen werden. E« kann keinem Zweifel unterliegen, vaß durch eine solche theilweise Verstaatlichung eine Verwirrung in der Verfassung unv der Geschäftsführung der Bank eintreten würde, ein Wider streit der Interessen de« Fisku«, der Bank und de« Verkehr«. Da« Reich würde Theilhaber der Bank und doch zugleich Aufsichts behörde sein. In die Reihe dieser Versuche gehört aber auch der Antrag, den Gewinn der AntheilSeigner nach oben hin zu begrenzen. E« würde zu weit führen, die« hier näher zu begründen. Der Reichstag hat alle diese Versuche abgelehnt und durch Annahme der Kommissionsbeschlüsse an den bisherigen — wie ost anerkannt wurde — bewährten Grundsätzen de» Bankgesetze« fesigchakteu. Dagegen enthalten die angenommenen Beschlüsse mancherlei Aenderungen verschiedener Einzekbestimmuugeu de« Bankgesetze«. "Nach dem Beschluß de« Reichstag« soll zunächst da« Grund kapital um 60 Millionen (nicht blo« 30, wie die Regierungs vorlage wollte) also auf 180 Millionen erhöht werden. Die von der Regierung geforderte Erhöhung wurde mit der Ausdehnung de» Geschäftsbetrieb« und der fortschreitenden Belastung de« Grundstückrkonto« begründet. Eine weitere Erhöhung wurde von der Regierung al« unnöthig und nicht erwünscht bezeichnet. Ich würde deshalb lieber gesehen haben, wenn die Erhöhung die vorgeschlagene Grenze nicht überschritten hätte. Denn e« scheint mir schon nicht unbedenklich zu sein, durch solche Maßregeln große Mengen flüssiger Gelder dem Verkehre, den Bedürfnissen der Industrie und Le» Handel» zu entziehen, dadurch da« dort nöthige Geld zu vcrtheuern. Daraus wird vielleicht erwidert: diese« große Stammkapital werde aber anderer seits die Folge haben, daß der Diskont ermäßigt werden könnte. Dem vermag ich nicht beizutreten. -Einer solchen Ansicht wider sprechen, glaube ich, Zweck und Wesen der Reichsbank und die Gründe de« Diskont«. Gegen diese Annahme spricht aber auch der Umstand, daß die Bank von England niedrigen Diskont gewährt, wiewohl sie kein Kapital in ihrem Geschäft stecken, ihr gesammte« Kapital vielmehr der Regierung dargeltehcn hat. Die Hauptaufgabe der Reichsbank besteht doch, wie 8 12 de« Gesetze« besagt und wiederholt anerkannt wurde, darin, den Geldumlauf im gcsammten Reichsgebiet zu regeln, die Zahlung«- au«gleichungcn zu erleichtern, für die Nutzbarmachung verfügbaren Kapital« zu sorgen und die Währung zu hüten, die Umlaus«- mittel durch da« elastische Vcrkchr-werkzeug der Banknoten zu ergänzen. Die Rcichrbank ist nicht und darf nicht sein eine Kreditbank, die ihre Ausgabe darin sieht, möglichst großen Kreisen einen möglichst umfassenden Kredit zu gewähren, und die dieser Ausgabe um so besser genügen könnte, je mehr Mittel ihr zur Verfügung stünden. Sie wird schon deshalb auch nicht in der Lage sein, den Diskont zu bemessen je nach dem Umfang ihrer Betriebsmittel. Bei der Festsetzung de« Diskont« wird sie überhaupt nicht willkürlich verfahren können. Sie wird vielmehr dabei nur den allgemeinen wirthschaftlichcn Verhältnissen Rechnung tragen müssen, für die, soweit die Verhältnisse im Geldmarkt zum Ausdruck kommen, der Di«kont nur der Barometer ist. Ich glaube, e« ist durchaus richtig, wenn gesagt wird, daß eine große Bank, vor allem eine Centralnotcnbank wie die Reichsbank den Diskont nicht willkürlich, einseitig bestimmt, sondern den im Durchschnitt schon bestehenden nur seststellt.
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