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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 03.01.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190101037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010103
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-01
- Tag 1901-01-03
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Monat
1901-01
-
Jahr
1901
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de« Jahre« zum ersten Borwand dienen wühle. Ferner Hai die am 18. März erfolgte Ermordung de« Ghmnasiasten Ernst Winter in Koni, eine Bedeutung gewonnen, die weit über den traurigen lokalen Charakter hinau.ging, ohne »ah e« bisher gelungen wäre, die Thiiter zu ermitteln. An großen Katastrophen brachte da« Jahr da» furchtbare Brandunglück in den Dock« de« Norddeut schen Lloyd in Hoboken, da« vernichtende Unwetter von Äalveston und kur, vor den Weihnacht»seiertagen den Untergang de« deut schen Schulschiffe« .Gneisen«»". Selbstverständlich ist mit dem bisher Angeführten noch nicht einmal da« Wichtigste dessen er schöpft, wa« un« da« Jahr 1900 gebracht hat, aber die gegebene Skizze schon wird hinreichen, um zu zeigen, daß da« verflossene Jahr aus da« Prädikat .gut" keinen Anspruch machen kann. Hoffentlich beschämt da« Jahr 19(1 l seinen Vorgänger. Tattesneschichte. — Deutschland. Prinz Heinrich von Preußen ist vom 1. Januar ab für einige Zeit zu seiner Information nach Berlin kommandirl worden. Dem Wunsch Kaiser Wilhelm« ent sprechend, wird Prinz Heini ich während dieser Zeit auch mit dem Auswärtigen Amt in nähere Berührung treten. — Die A n a r ch i st e n - K o n f e r e n z, die auf den »dritten Feiertag" nach Berlin einberufen worden war, ist au« sicherheit-polizeilichen Gründen verbalen worden. Die Theil- nchmer sanden da« Lokal, in dem der Kongreß stalifinden sollte, von Polizeibeamten umstellt und mußten unverrichteter Sache wieder umlehren. Von den von au«wärt« gekommenen Anarchisten wurden einige sistirt, alsbald aber wieder freigelassen. Die Bahnhöfe und Lokale, in denen Anarchisten zu verkehren pflegen wurden von Polizeibeamten überwacht. > — Die Annahme, daß die neue Kanalvorlage dem preuß. Landtage bald nach dessen Zusammentritt zugehen wird, bestätigt sich. Die Vorlage lag bereit« schon im Sommer nahe zu fertig auSzearbeiiet vor, doch ließen die großen Kosten de« China-Feldzuge« e« der Regierung angezeigt erscheinen, auch im preuß. Landeö-HauShalt die größte Sparsamkeit walten zu lassen. Daher wurden in der Vorlage noch verschiedene Abstriche vorge- nommen. Die Kompensationen sür die Landwirihschaft de» Osten« (Groß Schifffahrtsweg Berlin-Stettin, Warthe u. Oder-Reguür- ungen, masurischer Seckanal rc.) werden aber durch diese Abstriche wenig oder gar nicht berührt werden. Die Gesammtsorderungcn der Regierung für Kanalbauten und Regulirungen betragen etwa 420 Millionen Mark. — Oesterreich-Ungarn. Schwere Soldaten- Exzesse in Trient erregen allgemeine Entrüstung. ES ist festgestellt, daß sie durchweg von tschechischen Soldaten verübt worden sind, die seit vielen Jahren die Garnison Trient» bilden. Die Soldaten durchzogen in der Christnacht betrunken die Stra ßen, überfielen, mißhandelten und verwundeten zahlreiche Ein wohner ohne die mindeste Veranlassung. Der Stadt-Komman dant sagte den Beschwerdeführern eine strenge Bestrafung der Schuldigen zu. Die Aufregung der Bevölkerung machte sich am nächsten Tage in lärmenden Kundgebungen vor den Kasernen und Wohnungen der Generale und Obersten Lust. — Italien. Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und der französischen Regierung haben sich in letzter Zeit verschlechtert wegen dc« vom Kabinet Waldeck-Rousseau ein gebrachten Gcsctzeniwurf« gegen die geistlichen Orden, der nach Neujahr in der Kammer berathcn werden wird. Der Papst hat seiner Meinung hierüber schon jetzt Ausdruck gegeben und vie Fran zosen darauf hingewicsen, daß ihr Anspruch auf die Schutzherrschast über die Katholiken im Orient gegebenen Fall« auf Deutschland übergehen könnte. — China. Au« Peking liegt folgende bedeutsame Meld ung vor: Peking, 30. Dezember. Prinz Tsching und Li Hung- Tschang theilten den Gesandten ein Kaiserliche« Edikt mit, in welchem der Kaiser erklärt, China nähme die Note der Mächte an, er ermächtige Tsching und Li-Hung-Tschang, die Verhandlungen zu eröffnen und bitte um Einstellung der Feind seligkeiten. Prinz Tsching und Li-Hung-Tschang erklären, der Kaiser von China habe den Wunsch geäußert, die Unterhandlun gen und die Unlericichnung de« FriedenSverirag» zu beschleunigen; er wünsche Ende Februar nach Peking zurückzukehren. — Hoffent lich kommt nicht wieder ein hinkender Bote hinterher, der durch verschiedene Wenn und Aber die ersreuliche Entschließung de« Kaiser« Kwangsü illusorisch macht. — Die Nachricht, daß der Kaiser Kwangsü den chinesischen Unterhändlern den Befehl hat zuachen lassen, die FriedciiSbeding- ungen anzunehmcn, ist, wie die .B. N. N." schreiben, amtlich be stätigt worden. E« wäre erfreulich, wenn somit der wesentlichste Schritt zur Beendigung der Krifi«, die seit mehr al« einem hal ben Jahre anhält, gelhan wäre. Hoffentlich hat Kaiser Kwangsü auch wirklich die Macht, die Erfüllung der übernommenen Ver pflichtungen durchzusctzen. — Generalfeldmarschall Graf Walder see meldet au« Pe king »cm 29. Dezember: Die nach Süden entflohenen chinesischen Truppen sind von der Eskadron Prieß bi« Hohkien (ca. 150 Kilometer südwestlich von Peking) verfolgt worden, wo sie sich aufgelöst und «heil« nach Süden, Iheil« in südwestlicher Richtung geflüchtet lind. Die Kolonne Grueber fand bei Linnantschoenn große Voiräthe von Kriegsmaterial, Kruppschen Schnellladekano nen, Maschinengewehren rc., die von Truppen dort zurückgelassen waren. — Peking, 31. Dezember. Der Mörder de«Freiherr» von Kct teler, der Unteroffizier in der Mandschu-Truppe Enhai, ist nunmehr zum Tode verurtheilt worden. Man hatte den Ur- theil«spruch bi« jetzt ausgeschoben in der Hoffnung, noch genauere Einzelheiten über die Anstifter de« Verbrechen« au» dem Ver hafteten herau«zubringen. Die Vollstreckung der Todesstrafe wird wahrscheinlich an derjenigen Stelle der früheren Haiamen-, jetzigen Kettelerstraße, erfolgen, wo der deutsche Gesandte ermordet wurde. — Südafrika. Die britischen Truppen sind von einem neuen Mißgeschick bei Helvetia, in der Nähe der Delazoabahn, elwa 15 Kilometer nördlich von Machadodorp, betroffen. Lord Kitchener» Meldung darüber ist nicht ganz ver- stündlich, indem sie die Mittheilung enthält, daß der Oberst Kitchener dem Feinde auf dem Fuße folge. Gewöhnlich folgen die Truppen nur dem geschlagenen, nicht aber dem siegreichen Feinde, der sich eben in einer eroberten Stellung festgesetzt hat. Die Meldung lautet: London, 31. Dezbr. Lord Kitchener meldet: Der englische Poften in Helvetia, einer starken Stellung an der Bahn von Machadodorp nach Lhvcnburg, ist gestern früh von den Buren genommen worden. Die Engländer verloren 50 Todte und Verwundete und 200 Gefangene. Oberst Kirche- ner melde«, er folg» dem Feinde mit einer kleinen Abtheilung auf dem Fuße. — Lord Kitchener meldet weiter vom 29. Dezbr.: Die Lage in der Kolonie ist wenig verändert. Dl« öftlicke der in die Kolonie eingedrungenen Burenabtheilungen hat sich an scheinend in kleine Ablheilungen gespalten, die weftlich, rückt. scharf verfolgt, aus Carnavon vor. Clement» meldet, er sei aus der Straße nach Rustenburg aus Widerstand gestoßen. Die nach Osten führende Bahnlinie sei in der Nähr von Pan in dir Luft gesprengt. Aus der Linie nach Standerton lei heute früh bei Baolftation ein Zug ausaehalten worden. Die Generale Knox und Boyer« hindern de Wet an einem Durchbruch nach Süden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 2. Januar. Gestern Nachmittag gegen 3 Uhr trug sich in der Bretschneider'schen Papierfabrik in Schönheide ein ircht bedauerlicher Unglückösall mit tödt- lichem Ausgange zu. Der im 43. Lebensjahre stehende Fabrik arbeiter Hilmar Döiffel war damit beschäftigt, einen im Gang befindlichen TranSniissionSriemen auszulegen, sofort wurde er von demselben erfaßt und herumgeschleudert, sodaß der Tod auf der Stelle eintra«. Der Verunglückte, ein treuer, braver Arbeiter, hinterläßt Frau und 4 Kinder. — Schönheide. Am NeujahrStage hatten wir den Ge nuß, von dem hiesigen „Männergesangverein" ein Concert zu hören. Für gewöhnlich besitzen derartige Concerte eine be deutende Anziehungskraft. Auch diesmal war der Saal de» .GambrinuS" gefüllt. Sämmtliche Darbietungen ließen an exakter Ausführung nicht« zu wünschen übrig, wozu die geistvolle Durch arbeitung selten de« Dirigenten wesentlich beitrug. Insbesondere h-ben wir hervor die Sologesänge: „Erscheine noch einmal", .Ihr lichten Sterne" v. Curschmann, gesungen von Hrn. Lehrer Gerlach, seiner mehrere Duette: „O wie selig" v. Mendelssohn, „Nimm hin die Seele mein' v. Weber, vorgctragen von Fräu lein Gevrai und Herrn Lehrer Gerlach, Chorduette: „Abschsid der Vögel" und „Maiglöckchen und die Blümelein" v. Mendels sohn, gesungen von 8 jungen Damen. Desgleichen sprachen sehr an die Männerchöre: „Mein Lieben" v. Adam, „Schön Rohtraut" v. Veit, „Im Feld dc« Morgen« früh" v. Burkhardt. Der Män- nerchor „Speisezettel" v. Zöllner erzielte gewaltigen Beifall und mußte wiederholt werden. An da« Concert schloß sich ein ge mächlicher Ball an. — Dresden. Wiederum sind zwei Verurtbeiltc de« Löbtau er BaukrawallprozesscS begnadigt wor den. Da« vom Schwurgericht Dresden zu Anfang de« Jahre« 1899 gefällte Urtheil erregte wegen der außerordentlichen Höhe der Strafen, die von 4 Jahr Gesängniß bi« zu 10 Jahr Zucht hau« reichten, große« Aufsehen. Die zu 4 Jahr Gesängniß ver urlheilten Arbeiter Geißler und Hecht find bereit« vor einiger Zeit begnadigt worden; am Freitag sind nun auch die zu 6 Jahr Zuchthaus verurtheilten Bauarbeiter Pfeifer und Leiber au» dem Zuchthaus zu Waldheim entlassen worden. E« verbleiben noch von den Verurtheilten jene« Prozesse« fünf im Zuchthaus, von denen zwei zu 7, je einer zu 8, 9 und 10 Jahren verurtheilt ist. — Leipzig, 30. Dezember. Da« seit zwei Jahren hier ausgestellt gewesene Schlachtenpanorama „Kampf der Sachsen um St. Privat" wird am 13. Januar geschlossen. Wiedcreröfsnet wird da« Panorama einige Wochen später mit der Schaustellung einer süddeutschen Waffcnthal — der Erstürmung von Weißen bürg. — Burkhardtsdorf, 29. Dezember. Wie bekannt sein wird, soll die Strecke CH em nitz-Aue in den nächsten Jahren zweigleisig auSgebaut werden, weil sich der Ver kehr in ganz bedeutendem Maße gehoben hat. Vom Landtage sind die erforderlichen Mittel zur Umgestaltung der Linie vor der Hand bi« Meinersdorf schon bewilligt worden. Während von Chemnitz auswärts noch nicht« gethan worden ist, um den Ausbau durchzuführen, sind hier und weiter abwärts bereit« die ersten Arbeiten vollendet ober noch in der Ausführung begriffen. Schon vor länger». Zeit hat man an Uebergängen die Absperr- schianken soweit zurückgestillt, daß noch ein Gclei« in dem Zwi schenraum uutcrgcbracht werden kann. In den letzten Wochen aber hat auch die Verbreiterung von Brücken ihren Anfang ge nommen, sodaß an verschiedenen derselben, die zwischen den Bahn- hösen von Burkharvtscorf und Dittersdorf liegen, gebaut wird. Die verlangsamte Fahrt der Züge an den betreffenden Stellen kann die Aufmerksamkeit jede« Reisenden aus die Bauthätigkcit lenken. Wo die Umgestaltung der Flußbellüberführungcn noch nicht begonnen hat, liegen zum Theil Baustoffe aus Vorraih. Wie so die Verbreiterung der Strecke in Angriff genommen in, hat auch der hiesige Bahnhof bereit« eine Veränderung erfahren, die mit dem zweigleisigen Ausbau zusammenhängt und sich wegen dc« Mehrverkehre« von Zügen nothwcndig macht. L« ist näm lich durch den Bahnhof hindurch ein dritte« Parallelgelei« gelegt worden, sodrß die Ausstellung eine« Zuge« oder der Zugwcchscl leichter möglich ist. Erfreulicherweise hat seinerzeit die Gesellschaft, die die Chemnitz Aue-Adorser Bahn gebaut Hal, die jetzige Ver breiterung schon gut vorbereitet, denn die Grundstücke, die gebraucht werden, sind vorhanden. Wird die Legung de« zweiten Geleise« beendet sein, dann ist umso leichter die Möglichkeit geboten, die Anregungen zu befolgen, die in einem Aussatze der .Deutschen Eisenbahn Beamten-Zeitung" wegen Einführung dc« SchncllzugS- verkehre« aus der Linie Chemnitz Aue-Adorf al» einer der kür zesten sür den Weg nach München und den westlichen böhmischen Bädern gegeben waren. — Schneeberg, 30. Dezember. Der am Schlachthof wohnende Bergmann Weber gerieth gestern Abend mit seinem ungefähr zwanzig Jahre alten Sohn, ebenfalls dem Bergmanns stande angehörig, in Streit. Hierbei stieß der Vater, welcher betrunken war, seinem Sohne ein scharfe« Messer durch den Hal« in den Kopf. Der Schwerverwundete verstarb nach kurzer Zeit, während sich der Thäter in sein Belt legte und dorthin auch da« blutige Messer mitnahm. Die Mutter fand bald darauf den Sohn in seinem Blute liegend vor und holte ärztliche Hilfe herbei, die jedoch zu spät kam. Bald darauf wurde der Mörder seine« Sohne« durch die Polizei vcihaslet. Was der Feldwebel Krause zu Weihnachten bekam. Humoreske von Fritz Ernst. (Schluß.) Fräulein Hulda erkundigle sich genau nach dem Geschäft, wo die heißbegehrte Flöte zu haben war, meinte aber schließlich, daß e« doch ein Unsinn sei, sich wegen eine« versagten Wunsche« so zu grämen, da könne sie ihrem Bräutigam eben auch nicht Helsen. .Hm," dachte Feinkorn, al« er der Kaserne zujchritt, »ein gefädelt ist die Sache zwar, und ich glaube, unsere Braut will auf den Köder beißen, wenn sie auch, um die Ueberraschung nicht zu verderben, so thut, al« sändc sie die Geschichte lächerlich. Na, die Freude an der Ueberraschung kann man ihr ja schließlich gönnen, also muß ich meinem . Spieß" gegenüber hübsch den Mund halten. Sicher ist aber sicher, und doppel reißt nicht. Muß doch mal sehen, wa« die Einjährigen zu der Sache sagen." Bald hatte er Gelegenheit, di» seih« Einjährig-Freiwilligen der Kompagnie, di» d»n lusligkn Patron all» gut leidrn mvchtrn und ihn häufig traklirt»n, beisammen zu finden und legte ihnen den Fall klar, natürlich ohne seinen Feldwebel bloßzustellen. Hier ging er direkt aus'« Ziel lo», er macht» den Kameraden begreif lich, daß e» für sie doch von Vortheil sei, wenn der .Spieß" ihnen wohlwolle und da st, ihm doch sicher etwa» zu Weihnachten schenken würden, sollten sie nur etwa» tief in den Beutel greifen, zusammenlegen und die Flöte kaufen. Der aufopfernde Mu»ketier blieb auch hier im Unklaren über den Erfolg seiner Mission, und so sagte er sich, daß, fall« ihm Gelegenheit geboten sein sollte, er dem Oberleutnant, einem liebenswürdigen Herrn, den Fall mit möglichster Feinheit und Schonung seine« Feldwebel«, ganz al« au« lhm selbst stam mend, vortragen wollte, da schoß ihm plötzlich der Gedanke durch den Kopf, ja, wenn nun alle seine Versuche in der Angelegenheit erfolgreich wären, dann bekäme ja sein Feldwebel wirklich ein ganze» Sortiment von Flöten, und daß wäre schließlich ebenso schlimm, wie gar kein-.- Flöte, denn eine brauchte er ja doch nur, und statt der Anderen hätte er doch dann andere gute Dinge bi kommen können. Aber nein, da» stand nicht zu erwarten, Han delle c« sich voch hier nicht um eine beliebige, sondern um eine ganz bestimmte Flöte, und die konnte doch nur einer kaufen, wählen» der, der Ipäter kam, dann schon ganz von selbst ein an dere« Geschenk wählen würde. Gerade al« er, mit diesen Gedanken beschäftig«, die Straße entlang ichriti, begegnete ihm sein Hauptmann. Der Musketier machte stramm Front, der Vorgesetzte aber kam auf ihn zu. .Sagen Sic mal, Feinkorn, Sie sind ja wohl bei Feldwebel Krause?" „Jawohl, Herr Hauptmann." „Hm, na, für den Dümmsten in der Kompagnie halte ich Sie ja nicht, aber können Sie wohl über etwa«, da« man Ihnen anveriraui, ichweigcn?" »Zu Befehl, Herr Hautmann." „So, dann sagen Sie mal, e« ist Ihnen vielleicht bekannt, daß ich in Gcineinichajt mit den Herren Offizieren der Kompag- nie dem Feldwebel zu Weihnachten ein Geschenk mache." .Zu Befehl, Herr Hauptmann." In Feinkorn« Augen leuchtete e« freudig auf. „Hm, wir wissen nun nicht recht, wa» wir diesmal dem Feldwebel auf den Weihnachtstisch legen sollen. Könnten Sie nicht mal mit aller Vorsicht zu ermitteln suchen, wa« der Feld webel gerne hätte? „Mit Lrlaubniß, Herr Hauptmann, ich wüßte bereit« etwa«." „So? 'Na, Mensch, dann schießen Sie doch los, wenn'« kein Rittergut ist, soll er'« haben." »Herr Hauptmann wissen vielleicht, daß Herr Feldwebel Kraule Flöte spielt." .Allerdings, diese musikalische Ader ist mir nicht fremd." .Der Herr Feldwebel hat aber nur eine kleine Pikkelflöte, und nun ist er ganz verliebt in die Flöte, die dort drüben im Schaus-nster liegt ; ich habe schon mehrzach Andeutungen von ihm gehört, daß er die Flöte gerne kausen würde, wenn sie ihm nicht zu lhcuer wäre. „Glimmt da« auch?" „Ganz sicher, Herr Hauptmann." „Nun, dann ist ja ihm und un« geholfen. Aber Mund hallen, verstanden?" „Zu Befehl, Herr Hauptmann." Feinkorn jubelte innerlich. Jetzt war seinem Feldwebel die Flöte sicher, aber nun wollte er auch seine Privalsreude haben. Hatte Krause so lange gezappelt, konnte er auch noch die vier Tage bi« Weihnachten zappeln, und so theilie er ihm dann mit der beliübiesten Miene mit, daß e» ihm nicht gelungen sei, die Sache zu fördern. — Krause verzweifelte. Der Weihnachtsabend kam, und der 3. Kompagnie wurde in Gegenwart ihrer Offiziere einbeschccrt. Ueberall herrschte Freude, und ter einzige Mißgestimmte wa: wohl Feldwebel Krause. Jetzt wurde er zum Hauptmann gerufen. „Nun, mein lieber Feldwebel, ich will hoffen, daß ich mit den Herren Offizieren viermal im Weihnachtsgeschenk Ihre Wünsche getroffen habe. Wa« würden sie denn zu der Fülle drüben all dem Schaufenster sagen?" Damit überreichte der Hauptmann an Krause einen langen, runden Gegenstand. Dem Feldwebel schlug der freudige Schreck förmlich in die Glieder, sodaß er nur mit Mühe eine militärische Haltung be wahren konnte, und sein Gesicht seuerroth wurde. Nur stammelnd konnte er seinen Dank Vorbringen, und den Osfizieren machte die Seligkeit de« Manne« offenbar viel Vergnügen. In seiner Stube angclangt fiel Krause dem schon dort be findlichen Feinkorn um den Hai«. „Die Flöte! Meine Flöte! Mensch, Feinkorn, da« Haden Sie gemacht!" .Nun ja, Herr Feldwebel, aber ich wollte doch nun auch die Ueberraschung nicht verderben." »Da« toll Ihnen gedankt werden, Feinkorn, da« werde ich Ihnen nie vergessen! Aber jetzt soll sie doch gleich probirt wer den!" Er kam nicht dazu, denn e« klopfte, und ein Dienstmann brachte ein Packet und einen Brief. Die Einjährig Freiwilligen der dritten Kompagnie gestatteten sich ihrem hochverehrten Herrn Feldwebel eine Kleinigkeit zum WeihnachiSangebiude zu senden. — Wa» mochte in dem Packet sein? Der Form nach ein Buch oder ein große« Etui. Schnell waren Bindsaden und Papier zer schnitten. Richtig, ein Etui mit — einer Flöte. Sie war zwar in Theile zerlegt, aber man sah doch aus dem ersten Blick, daß sic jener von den Herren Offizieren glich wie ein Ei dem andern. Feinkorn machte bei dieser Entdeckung ein grenzenlos dumme» Gesicht, und der Feldwebel sah auch nicht gerade recht geistreich au». Er wußte nicht recht, sollte er hier an eine Ironie dc» Schicksal« oder an eine hämische Absicht dc» Musketier« glauben. Seine jubelnde Freude war jetzt vermindert, al« er jetzt seinen Mantel nahm, um zu seiner Braut zu gehen. Er war zroh, daß er damals Feinkorn nur von den Einjährigen und Osfizieren ge sprochen hatte, denn sonst mußte er ja darauf gefaßt sein, von seiner Braut auch noch eine Flöte zu erhalten. Daß Feinkorn in seinem Eifer sür die Sache de« Feldwebel« gerade hier den ersten Angriff gewagt hatte, wußte er ja nicht, und so traf ihn der Schlag, von seiner Braut thalsächlich die dritte ganz gleiche Flöte ausgebaut zu erhalten, um so unerwarteter. — Fräulein Hulda war stark enttäuscht, al» ihr Bräutigam offenbar gezwungen dankte sür ihr Geschenk. Sic merkte, daß hier etwa« dahinter steckte, und al» sie in den Feldwebel drang, erfuhr sie denn mit aller Au«sührlichkeit die Geschichte von den drei Flöten. Den Argwohn Krause« gegen Feinkorn «heilte sie aber nicht, und e« gelang ihr nicht nur, da» Renommö dc« Musketier» zu retten, sondern auch den Bräutigam über sein übergroße« Glück zu trösten. — Al» Krause aber aus dem Heimwcg sich nicht enthalten konnte, vor der Autlage der Instrumentenhandlung stehen zu bleiben und sich die noch immer do« liegende Flöte anzusehen, da trat der Besitzer de« Geschäft» heran« unv meinte, wenn der Feldwebel dle Flöt», die er sich doch schon so ost angesehen hätte, kaufen wolle, müsse er sich beeilen, denn da« Exemplar im Schaufenster, da« Letzte von der Sorte, werde bald weg
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