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Amts- Mil AnzchMM Ar den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. de« »Jllustr. Unterhaltung-bl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspallige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 2b Pf. ISS. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - - 4«. Jahrgang. ------ Donnerstag, den 28. Dezember ISSN Versteigerung. Donnerstag, den 28. Dezember 1899, Nachmittags 4 Uhr sollen im Gasthaus zum Deutschen Kans hier daselbst untergebrachte Pfänder, nämlich: ein Pianino, «ine Taschenuhr und ein goldener Ring an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgerichte Eibenstock. Akt. Kirsch. Jaljresrundschau für das Königreich Sachsen. Bon dem bedeutsamen Wendepunkte zwischen zwei Jahrhunderten au« schauen wir diesmal zurück auf oa« vor seinem Abschlüsse stehende Jahr, da« letzte de« 19. Jahr hundert«. Tiefgreifende Wandlungen hatte auch unser engere« Vaterland, gleich dem übrigen Deutschland und wie schließlich der gesammte Welttheil überhaupt, in seinen staatlichen Geschicken während de« nun scheidenden Jahrhundert« verzeichnen müssen. Al» die bemerkenswcrthesten unter diesen Wandlungen erscheinen wohl die von Napoleon l. verfügte Erhebung Sachsen« vom Kurfürslenlhum zum Königreich 1806, die auf dem Wiener Con- grcß 1815 beschlossene Theilung Sachsen«, wobei bekanntlich die nördliche, größere, Hälfte de« Lande« an Preußen fiel, der Ein tritt Sachsens in den Norddeutschen Bund infolge der kriegerischen Ereignisse von 1866 und endlich der Eintritt Sachsen« in da» durch den herrlichen Sieg der deutschen Waffen im Kriege von l87O/7l geschaffene neue deutsche Reich al« der dem Range nach dritte Bundesstaat. Wenn in den Herzen der sächsischen Patrioten der Schmerz anläßlich der gewaltsamen Lostrennung alter Theile de« Vaterlandes begreiflicher Weise noch lange nachzitierte, so ist diese tiefe Verstimmung durch die Verwirklichung der deutschen Einheitsidee denn doch gründlich beseitigt worden. Nimmt doch unser Sachsenland unter den anderen Bunderstaalen eine wichtige und hochgeachtete Stellung ein, Dank seiner ausgezeichneten Ver waltung und seinem hierdurch bedingten Blühen und Gedeihen aus allen Gebieten und so freut man sich in allen national fühlenden Kreisen de« Sachsenvolke« aufrichtig der Wendung der Dinge, welche die gewaltigen Ereignisse von 1870 in den Ge schicken Deutschlands hervorriesen. Wenn wir Sachsen aber stolz auf die hervorragende Stell ung unsere» engeren Vaterlande« im Reiche sind, so wissen wir, daß wir diese« Ansehen Sachsen« der kraftvollen, weisen und gesegneten Regierung unsere« vielgeliebten König« Albert wesentlich mit zu verdanken haben. Unermüdlich wirkt der hohe Herr für seine« Volke« und Lande« Wohlergehen, unbeirrt durch sein vorgerückte« Lebensalter die Pflichten de« ihn, vor nun sechsundzwanzig Jahren gewordenen verantwortungSrcichcn Hcrr- jcheramteS nach wie vor voll erfüllend. Erfreulicher Weise ist cS dem erlauchten Monarchen vergönnt, in ungebrochener körper licher Rüstigkeit und bewundernSwerther geistiger Frische in das anbrechende Jahrhundert einzutrelen und das Nämliche darf von seiner treuen Lebensgefährtin, der Königin Carola, gelten. Auch während de» nun ablaufenden Jahre» unternahm da» Königspaar vereint größere und kleinere Reisen über die Grenzen Sachsens und auch über die Reichsgrenzen hinaus. Bon be sonderem Interesse war der gemeinsame Besuch der Majestäten in Bremen im Oktober anläßlich der Probefahrt de« neuen Llohddampser« »König Albert", an dessen Taufact in Stettin der König im Juni thcilgencmmen hatte. Der königliche Herr unternahm mit dem seinen Namen tragenden stattlichen Ozean dampfer vom Bremerhaven au« eine etwa achtstündige Seefahrt, welche trotz ziemlich stürmischer Witterung glücklich verlief. — Am 27. Januar weilte König Albert anläßlich de« Geburisfeste« de« Kaiser», wie schon seit Jahren, am kaiserlichen Hofe in Berlin, begleitet von den Prinzen Georg und Johann Georg, während Kaiser Wilhelm dafür zum 23. April unserem König den eben falls traditionell gewordenen Geburtsbesuch in Villa Strehlen von der Wartburg au» abstattete. Zu einem hochfestlichen Er eignisse für die Stadt Chemnitz und deren Umgebung gestaltete sich der Besuch König Atbcit« und der Prinzen zur Theilnahme an der Einweihungsfeier der im »sächsischen Manchester" errichte ten Denkmäler Kaiser Wilhelm« I., de« Fürsten Bismarck und de« Generalseldmarfchall« Grafen Moltke ani 22. Juni. — Leb hafte Theilnahme im ganzen Lande rief der Unfall hervor, der dem Prinzen Friedrich August bei einer Jagd in der Nähe Großenhain« in Gestalt eine« Sturze« mit dem Pferde zustieß; der Prinz trug hierbei eine Gehirnerschütterung davon, deren Folgen der erlauchte Herr jetzt indessen glücklicher Weise wieder gänzlich überwunden hat. Al« da« politisch wichtigste Ereigniß, welche« da« Jahr 1899 für Sachsen zeitigte, sind die stattgefundenen Erneuerungs wahlen zur zweiten Kammer zu betrachten. In den Tagen vom 27. bi« 29. September wurden die Urwahlen voll- zogen, worauf am 10. Oktober die Wahlen der Abgeordneten selbst nachfolgten. Da« Wahlergebniß entsprach im Allgemeinen den hierüber gehegten Erwartungen; e« wurden 21 Conservative, mit Einschluß eine« vom Bunde der Landwirthe al« Vertreter desselben speziell ausgestellten Candidaten, 7 Nationalliberale, 1 Fortschrittler und 1 Wildliberaler gewählt. Die Sozialdemokratie vermochte keine einzige ihrer Candidaturen durchzusetzen, infolge dessen die Zahl der Vertreter der Umsturzpariei im sächsischen Landtage nunmehr auf 4 herabgcsunken ist. Im ganzen zählt die erneuerte zweite Kammer auf Grund der jüngsten Wahlen bl Conservative, 22 Nationalliberale, 4 Fortschrittler, 4 Sozial demokraten und 1 Wildliberalen. Am 7. November trat dieselbe zusammen, am 9 November erfolgte die feierliche Eröffnung de« Landtage« durch König Albert. Die Thronrede de« Monarchen kündigte zahlreiche und zum Theil wichtige Vorlagen an; jeden falls wird der Landtag zur Aufarbeitung de« ihm unterbreiteten Arbeit-material» noch mindesten« bi« Ostern versammelt bleiben müssen. Immerhin hat die 2. Kammer schon in dem vorweih nachtlichen Session-abschnitte verschiedene Vorlagen definitiv erledigt, unter denen sich z. B. die Gesetzentwürfe über die Er richtung eine« Oberverwaltungsgericht« und über den Neubau eine« Ständchause« in Dresden befinden. Speziell mit der Ver abschiedung letzterer Vorlage ist endlich die seit zehn Jahren schwebende Angelegenheit der Errichtung eine« neuen und würdigen Landtagsgebäude» in ihr Schlußstadium eingetreten; zweifellos wird da« künftige Ständehau«, welche« nach dem genialen Wal isischen Entwürfe zur Ausführung gelangt, die Haupt- und Residenzstadt Dresden um eine imponirende architektonische Zierde bereichern. (Schluß folgt.) Tagesaeschichte. — Deutschland. Die amtliche Jahrhundertwende wird in Berlin natürlich auch militärisch gefeiert werden. Abgesehen von den üblichen NeujahrSbräuchen, Reveille, Parolc- auSgaben usw. erfolgt Vormittag« um 10 Uhr im Lustgarten im Beisein de» Kaiser«, der kaiserlichen und königlichen Prinzen, der Generalität und Admiralität, der höheren und hohen Hofchargen, der Geistlichkeit w. die Weihe der Fahnen der im Lause der letzten Zeit neu formirtcn Truppcnkörper (Telegraphenbataillone rc.). Im Anschluß hieran oder an die ParolcauSgabe soll eine große Parade der ganzen Garnison stattfinden. — Der Kaiser wohnte am Sonnabend Mittag der Ent hüllung des Denkmal» des Kurfürsten Georg Wilhelm in der SiegcSallee bei und theilte hierbei dem Bürgermeister Kirschner dessen Ernennung zum Oberbürgermeister von Berlin mit. — Der Ausschuß der deutschen Turnerschafl hat an den Reichrtag eine Petition gerichtet, in der gebeten wird, zu 8 1l de« Wehrgesetzc« folgende« zu beschließen: »Die Berechtig ung zum einjährigen Heeresdienst wird in Zukunft nur denjenigen Bewerbern zuerkannt, welche außer den zu erlangenden Kenntnissen ein ausreichende» Maaß turnerischer Ausbildung Nach weisen können. Dieser Nachweis gilt bei Zöglingen höherer Lehr anstalten für erbracht, wenn da» Zeugniß über die bestandene Abschlußprüfung die turnerischen Leistungen mindesten« al« ge nügend ohne Einschränkung bezeichnet. In allen andern Fällen entscheidet — die sonstige Befähigung vorausgesetzt — der Aus fall einer besonderen Turnprüsung vor Antritt der Dienstzeit." — Oesterreich-Ungarn. Da« neue Ministerium Witek ist ein reine» »Beamtcn-Ministerium" ohne ausgesprochenen politischen Anstrich. E« wird also auch nur ein UebergangS- ministerium sein und durch seine Einsetzung ist die Krisis nicht beendet, sondern nur hinauSgeschoben. — Frankreich. In gut unterrichteten Pariser Kreisen wird versichert, daß die Regierung den von der Kommission an genommenen Antrag Lockroh nicht nur annimmt, sondern eine Erhöhung de« Kredit« für die Verstärkung der Flotte von 500 auf 600 Mill. Frank befürworten dürfte. — Türkei. Aus die an die Großmächte gerichtete Note der Pforte, worin die Aufhebung verfremden Postämter in der Türkei verkündet wird, sobald die Reorganisation ve« türkischen Postwesen« vollendet sein würde, haben nach Berichten au« Kon stantinopel nunmehr Deutschland, Rußland und England geant wortet, während Frankreich und Oesterreich Ungarn keine Notiz davon genommen hatten. Die drei genannten Mächte erklären, daß sie bereit seien, ihre Postämter im türkischen Reiche aufzuheben, sobald sie den Bewei« hätten, daß da« türkische Postwcsen voll ständig neu organisirt und daß die Verwaltung desselben zur Zu friedenheit aller Mächte geleitet würde. — Vom südafrikanischen Srieg«schauplatz. Der englische Telegraph, der doch sonst so redselig zu sein pflegt, schweigt jetzt in allen Tonarten, da angeblich, wie nach allen britischen Niederlagen, da« eine Kabel zerrissen ist. Eine andere Meldung ist aber so unvorsichtig, mitzutheilen, baß auf dem westlichen Kabel die Absendung von Privatdepeschen sich verzögere, weil übermäßig viel offizielle Telegramme abzufertigen seien. E« erhellt daran« zweifellos, daß zahlreiche amtliche Meldungen vom Kriegsschau platz eingetroffen sein müssen, welche so ungünstig sinl> daß sie vom KricgSamte verschwiegen werden. Besonder» muß e« aus fallen, daß von den belagerten Plätzen Kimberley, Mafckinz und Ladysmith seit mehreren Tagen keine einzige Nachricht mehr be kannt geworden ist, sodaß man Grund zur Annahme hak, daß diese Städte sich in den Händen der Buren befinden. Da« wäre nur eine naiürtiche Folge der Katastrophe am Tugelafluffe, der sich voraussichtlich in nicht allzulanger Zeit die Kapitutalion des völlig umzingelten Lord Methuen anschticßen dürfte. Inzwischen sucht man in London da» Volk über da« Mißliche der Lage durch tönende Kundgebungen der leitenden Kreise und neuen Befehls haber etwa« hinwegzutäuschen, und Lord Roberts erläßt sogar eine Botschaft an die Amerikaner und Kanadier, in der er ihnen den Dank für die Sympalhiebezeugungen ausspricht und sich für da« Ehrgefühl der englischen Truppen verbürgt, welche für eine gerechte Sache zu Felde ziehen. Mit schönen Worten läßt sich aber kein Sieg erkämpfen, zumal wenn man über solche Truppen verfügt, wie sie Lorv Robert» zu Gebote stehen werden. Der Andrang von Freiwilligen ist kein so großer, wie man allgemein erwartet hatte; der Brite, der nur einigermaßen zu leben hat, scheut da« Kriegshandwerk und bleibt lieber hinter dem Ofen, während er den Tod für« Vaterland armen Teufeln überläßt, die sonst nicht« zu brechen und zu beißen haben. Wie sehr aber Noch am Mann ist, beweisen die von allen Seiten eintrefsenden 'Nachrichten vom Austauchcn englischer Werber, sowohl in Deutsch land, wie in Belgien und der Schweiz, obwohl der britische Heeresdienst dem Gesetze nach nur englischen Unterthanen zugäng lich ist. Die Heerschau, die der neue Oberkommandirendc bei seiner Ankunft in Südafrika abhalten wird, dürste also nicht hervorragend ausfalleu. ES ist übrigens interessant zu erwähnen, daß Lord Roberts bereit» einmal der Oberbefehl in Südafrika übertragen war, nämlich im Jahre 1881, al« er aber in Kapstadt ankam, erfuhr, daß bereit» der Friede geschlossen sei. Kundige Thebaner hatten cS nicht für ganz unmöglich, daß dem Feld marschall diesmal etwa« ähnliche« passirt. — ES wird noch Fol gende« gemeldet: Durban, 17. Dezember. Wie sich jetzt herauSstcllt, sind in der Schlacht am Tugela sämmtliche von Oberst Long befehligten Geschütze mit Ausnahme von zweien, deren Rettung dem Haupt mann Schofielb gelang, verloren worden. Die BedienungS- mannschast ist fast durchweg gefallen oder in Gefangenschaft ge- rathen. London, 23. Dezember. Aus Sterkslrom wird berichtet, daß die englische Abtheilung bei Stromberg die weiße Fahne zeigte und sich ergab. Die übrigen englischen Abtheilungcn wurden nach und nach gefangen genommen, al« sie ihre Geschütze zerlegt und die Rohre vergrabe» hatten. Die Buren gruben aber nach und fanden sie wieder. Weitere Verstärkungen an der Kapkolonic sind zu den Buren gestoßen, die in dem fremden Gebiet da» Getreide abmähten und mit sich nahmen. London, 23. Dezember. General Buller scheint zur weiteren Flucht au« Lhicvelcy nach dem Süden gezwungen worden zu sein. »Daily Mail" meldet vom Sonntag, angeblich au« Chiveley dalirt, sotgende«: Jnsolge de« Wassermangel« (?) kehrte ein Theil der Truppen nach Fröre zurück. Die Feinde hatten Geschütze ausgestellt, um un« zu belästigen, aber wir haben die Stellung gewechselt und ihren Zweck vereitelt. Bekanntlich war früher nie von Wassermangel in Chiedeley die Rede. Die« erklärt da« Schweigen de» Krieg-Ministerium« über Buller. Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, 2l. Dezbr. Auf einer Schlittschuhbahn am Königlichen Großen Garten kam e» am Sonnabend Nachmittag zu einer Schlägerei zwischen einigen Kaufleuten und meh reren Engländern. Die Ersteren, welche mit einigen Damen eine »Kette" gebildet hatten, wurden mehrmals von einem Sohne Albion« angerempelt, der auch jedesmal, ohne sich zu ent schuldigen, lachend wcitersuhr. Beim nächsten Zusammentreffen stellte ihn ein Herr au« der »Kette" zur Rede, und da der Eng länder ihn beiseite schieben wollte, rief der Kaufmann: »Lümmel, infamer, anstatt hier anständige Leute zu insultiren, schiffe Dich lieber nach Afrika ein!" Da« war da« Signal zum Angriff; im Nu scharrten sich sech« bi« acht Engländer um den Freund, im Handumdrehen waren die Schlittschuhe abgcschnallt, und nun sollte c« auf den Dresdner Prügel regnen. Um diesen hatten sich ebenfalls viele andere Herren gesammelt und da der Engländer um Entschuldigung gebeten sein wollte, riß der Geduldsfaden der Anderen. Ohne Notiz von seinen englischen Freunden zu nehmen, war der junge Mann von den Kaufleuten emporgehoben worden und flog in hohem Bogen über den Zaun in den tiefsten Schnee hinein. Seinem Versuche, wieder zur Bahn zurückzukehren, be gegnete man mit einigen schlagenden Beweisen. — Dresden, 23. Dezember. Da« evangelisch-lutherische