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Mts- il»S AnzeMblktt für den Abonnement niertelj. 1 M. 2V Ps. emschlietzl. der „Jllustr. UnterhaUungSbl." u. der Humor. Beilage „Seisen- klasen" in der Expedition, bei anlern Boten sowie bei allen Reichspostanstallen. Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Ps 14» Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 46. Jahrgang. — Dienstag, den 5. Dezember 18SS Oessentliche Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg Wonlag, den 11. dls. Ms. von Nachmittags 3 Uhr an im Verhandlungssaale der unterzeichneten Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in der Hausflur des amtshauptmann schaftlichen Dienstgebäudes zu ersehen. Schwarzenberg, am 1. Dezember 1899. Königliche Amtshau-tmannschast. I. V.: vr. Perthen, Regierungs-Assessor. Stadtverordneten-Wahl bett. Es wird hiermit nochmals besonders darauf aufmerksam gemacht, daß die ausge stellt« Liste der Stimmberechtigten und der Wählbare« für die am 11 Dezember 1899 stattfindende Stadtverordnetenwahl bi» mit 8. Dezember 1888 für jeden Betheiligten zur Einsicht an Rathsstelle ansliegt. Eibenstock, den 1. Dezember 1899. Der Rath der Stadt. Hege. Gnüchtel. Versteigerung. Dienstag, den 5. Dezember 1899, Nachmittags 3 Uhr gelangt im Hotel „Stadt Dresden" hier ein dort eingestelltes Pianino an den Meist bietenden gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgerichte Eibenstock. Akt. Hirsch. Aus der Woche. In Frankreich blüht gegenwärtig die Karikalurenzeichnung und es ist für England nicht besonders schmeichelhaft, daß gerade seine Königin Gegenstand dieser heiteren KunstgcnreS sein muß. Man ist nämlich in Frankreich, wenn auch aus ganz andern Gründen wie in Deutschland, seclenvergnügt über die englischen Mißerfolge in Südafrika, wie es denn wohl keine Nation auf Gottes weiter Welt giebl, die nicht aus vollem Herzen unfern „angelsächsischen Vettern" eine derbe Lektion gönnten. Nur Ihut man unrecht daran, die Königin Viktoria für die englische Politik verantwortlich zu machen; denn bekanntlich hat dort ein König oder eine Königin in die Politik nicht« dreinzuredcn, die wird einfach von den dem Parlament verantwortlichen Ministern ge macht und der jeweilige Träger der Krone hat dann einfach Ja und Amen zu sagen. Für das in hohem Grade ungerechte Morden in Afrika ist vor Gott, Menschheit und Geschichte nicht die Königin Viktoria verantwortlich, sondern die Geschäftsleute Salisbury, Chamberlain und RhodcS, denen man nicht — wie es die Franzosen durch ihre Karikirung der englischen Königin lhun — den Ehrenplatz am Galgen der Weltgeschichte streitig machen sollte. — Vom Kriege die alte Leier! Daß das Vor dringen der numerisch schwachen Buren ein Ende haben werde, sobald die überlegenen englischen Streitkräfte auf dem Kriegs schauplätze cingetroffen sind, wurde ja allseitig vorausgesagt. Auf allen drei Kampfgebieten ziehen jetzt die Burensührcr ihre vor geschickten BeobacbtungSkorpS ein, um die Zugänge zum Oranje Freistaat zu vcrtheidigen und den Entsatz der cingeschlossenen englischen Garnisonen in Kimberley, Mafeking und Ladysmith zu verhindern. Ob ihnen da« gelingt, ist gegenüber den Massen, in denen die Engländer aufzutreten vermögen, noch zweifelhaft. Die unbedingte Ucberlegenhcit der Buren über ihre Feinde beginnt erst, wenn die englischen Söldner den Boden Transvaal» betreten, wohin e« aber hoffentlich gar nicht kommt. Da» zum Theil bergige, zum andern Theil aber moorige Terrain diese» Lande» ist für die Taktik der Buren wie geschaffen. Dort sind sie zu Hanse, kennen Weg und Steg, haben alle Hilfsquellen in un mittelbarer Nähe und können den Krieg so dirlgiren, wie e» ihnen, nicht wie e» den angreifendcn Söldnern paßt. Die Lügen- berlchte der Engländer, selbst die amtlichen, haben „kurze Beine" und berechtigen vollauf zu dem Witzwort: „Verloren wir gleich Kanonen und Sabel, uns bleibt zum Glücke noch da» Kabel!" Besonder» Lord Methuen, der gegen Kimberley hin operirt, ist ein solcher Held de« Kabel». Dreimal schon hat er die Buren gründlich besiegt, bloß die eingehenderen Berichte zeigen dann immer, daß e« mit dem Siege nicht weit her ist, daß weder Gefangene gemacht, noch Geschütze erbeutet sind und daß auch die Straße nach Kimberley nicht frei wird. Am Modder Flusse haben seine Truppen zehn Stunden lang gekämpft — ohne Wasser und Nahrung bei SO Grad Celsius Hitze!" Der Modder-Fluß ist nach demselben Bericht „angeschwollen" — sein Wasser scheint aber für die englischen Soldaten nicht gut genug zu sein, da ,a auch die Buren ihren Durst nur mit Champagner löschen. Methuen wollte nach diesem Siege den Uebergang über den Modder-Fluß erzwingen — da» ist aber nur einer „kleinen Schaar" von ihm gelungen, deren Schicksal natürlich ebenso besiegelt ist, wie da» de« 9. Lanzer-Regiment«, da« bei der Verfolgung der Auren nach einem der brillanten Siege „spurlos verschwand". In Prätoria wird man schon Bescheid geben können, wo dasselbe geblieben ist. Da sind doch die Lanzer« au« New Süd-Wale», die herbcigecilt waren, um den Truppen Ihrer Majestät wirksame Hilfe zu bringen, ganz andere Kerl«. Als sie hörten, daß die Buren scharf schießen, sind sie schnell auf» Schiff zurückgekchrt und schiffen nun wieder den hcimathlichen Gestaden entgegen. Noch nie hat sich England» militärische Schwäche so glänzend gezeigt, wie in diesem Kriege und da» kann nicht ohne Rückwirk ung auf die Politik bleiben. Da« hat die Lösung der Samoa frage erleichtert, da» befördert den russischen Einfluß in Persien und Afghanistan, und da« Gerechtigkeitsgefühl der Völker hofft, daß der offizielle englische Raubzug der Engländer da« gleiche schmähliche Ende nehmen möge, wie vor vier Jahren der angeb lich „private" Jameson«. Daß übrigen« die Sympathie für die Burensache in Deutschland nicht an sich einem Haß gegen die Engländer entspringt, zeigt die Genugthuung, die die deutsche Presse einmüthig über die Besiegung und Tövtung de« Kalifen im Sudan äußert. Dort hat England ein Kuliurwerk verrichtet und dafür soll ihm die Anerkennung nicht versagt werden. Tagessseschichte. — Deutschland. Die Kaiserin empfing am Sonn abend im Neuen Palais die SanitätSabtheilung, welche in Ham burg gebildet worden ist, um im Auftrage des Centralkomitce« der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz nach Südafrika abzu gehen. Dieselbe besteht au» den Doktoren Ringel und Fiockmann, vier Pflegerinnen vom Allgemeinen Krankenhause Eppendorf, der Genossenschaft der freiwilligen Krankenpflege im Kriege und einem ehemaligen Sanitätsoffizier der Schutztruppe. Die SanitätSab theilung geht heute nach Neapel ab, um sich nach Südafrika emzuschifsen. — Die deutsche Diplomatie und deutscher Unternehmungs geist haben in mehrjähriger gemeinsamer Arbeit endlich den gro ßen Erfolg gehabt, ein gewaltiges Unternehmen in der asiatischen Türkei zu sichern, dessen spätere Vollendung für den Fortschritt europäischer Kultur von großer Bedeutung sein wird. Der Ana- tolischen Gesellschaft ist vom Sultan die Konzession für den Bau der Bagdad-Bahn ertheilt worben. — Ra witsch. Ein peinlicher Vorgang hat sich in der hiesigen katholischen Kirche au» Anlaß der Vereidigung der Re kruten zugetragen. Der mit der Militärseelsorge betraute Probst DulinSki verlangte von dem befehlenden Offizier, daß die Fahne au« der Kirche gebracht werve, da sie nicht geweiht worden sei. Die Fahne blieb jedoch in der Kirche und nun schrieb der Probst an den Regiments-Kommandeur einen Brief folgenden Inhalt»: „Auf Grund welcher Bestimmungen ist der grobe Unfug befohlen worden, daß eine ungeweihtc Fahne in die katholische Kirche ge bracht wird und neben derselben vor dem Altar Soldaten mit dem Helme auf dem Kopf und mit entblößtem Degen Aufstell ung nehmen? Seine Heiligkeit ver Papst haben darüber wieder holt ihr Mißfallen ausgesprochen." Wie nun die „Post" mittheilt, ist in Zusammenhang mit diesem Vorfall Probst DulinSki, der bisher am Gymnasium zu Rawitsch den katholischen Religions unterricht ertheilt hat, von diesem Amte enthoben worden. — Rußland. In der russischen Presse wird die Reise de» deutschen Kaiser« nach England fortdauernd sehr ruhig erörtert. So schreibt die „Nowojc Wrcmja" in ihrer 'Nummer vom 28. v. MtS.: „Die Uebertreibungen der Londoner Presse bezüglich der Ziele und möglichen Folgen der Englandreisc Kaiser Wilhelm» werden schwerlich Jemanden irrefübren. Die Berliner Regierung hat gar kein Interesse daran, der englischen Po litik in Transvaal ihre Sympathie zu erklären. Sie weiß sehr wohl, daß, wenn der Krieg in Südafrika damit endigt, daß Trans vaal und die Oranjerepublik in englische Kolonien verwandelt werden, Deutschland daraus keinen Vorlhcil ziehen wird — im Gegentheil, e« wird viel Geld für die Verstärkung seiner west afrikanischen Kolonien «»«geben müssen. Was China betrifft, so muß die Erfahrung der Vergangenheit Kaiser Wilhelm gelehrt haben, daß e« für ihn durchaus vortheilhaft und bequem ist, sich im fernen Osten mit Rußland und Frankreich in guten Bezieh ungen zu befinden, so sehr auch dieselben England unangenehm sind. Im Allgemeinen kann man sagen, daß der Kaiscrbesuch in Windsor für die durch die Nachrichten vom Kriegsschauplatz ge- drückte Stimmung und peinliche Lage der britischen Jingoe» spur los vorübergehen wird. Durch da» halbstündige Gespräch de« Kaiser« mit Chamberlain kann sich die Lage in Natal nicht än dern. Welche Resultate der neue Feldzug General Buller« haben wird, kann man nicht wissen, aber auf seinen AuSgang kann der Gedankenaustausch zwischen dem Grafen Bülow und Chamberlain in Windsor jedenfalls nicht den geringsten Einfluß haben." — Die „Nowoje Wremja" nennt die Konzession für die Eisenbahn nach Bagdad ein Ereigniß von historischer Be deutung für den kleinasiatischen Osten. Da« Blatt bedauert, daß die russische Diplomatie den Bau nicht habe verhindern können. Durch da« kolossale Unternehmen gekört die Zukunft der astatischen Türkei Deutschland trotz der Zehntausend« von l russischen Soldaten, die ihr Leben in den Türkenkriegen verloren. I Rußland bleibe nur noch übrig sich den Weg zum Ozean in Persien zu sickern und daselbst keinen fremden Einfluß zu dulden. — England. ES ist männiglich bekannt, daß man jahre lang in England nicht gut auf Deutschland zu sprechen war und e» läßt sich ebensowenig verkennen, daß bei den Deutschen die Sympathie für die Engländer durch den ungerechten Krieg gegen die Buren auf ein Mindestmaß zurückgegangcn ist. Aber gerade in neuester Zeit, in der da« Ansehen und die Machtstellung England» durch die Mißerfolge in Südafrika eine erhebliche Ein buße erleiden, besinnt man sich in England darauf, daß e» doch eine schöne Sache wäre, wenn mau Deutschland zum Freunde hätte. So har auch der Kolonialm-mster Chamberlain am Don nerstag in Leicester eine Rede vom Stapel gelassen, worin er von einem Dreibund der gcrmaniscken Rasse (Deutschland, England, Nordamerika) spricht. Besonder« erfreulich seien, so führte er au«, nachdem er gesagt hakte, alle Engländer schuldeten Lord Salisbury tiefe Dankbarkeit für seine Führung der auswärtigen Politik und für die Verbesserung der internationalen Lage Eng lands in letzter Zeit, die freundlichen Beziehungen zwischen den beiden Zweigen de» großen angelsächsischen Stamme», denn ein gute« Elnvcrnehmen zwischen England und der Union bedeute eine Garantie de» Weltfrieden«. Andererseit sei e» von höchster Wichtigkeit, daß England auf dem KontinenS nichtgisolirt bleibe und sein natürlicher Alliirier sei da» große Deutsche Reich. Eng land habe zuweilen Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten mit Deutschland, im Grunde aber seien die englischen Interessen dieselben wie die deutschen. England könne sich beglückwünschen, daß die schlimmsten Anfeindungen in der kontinentalen Presse nicht in deutschen Blättern gestanden hätten. Ein neuer Drei bund zwischen Deutschland, England und Amerika werde die Zu kunft der Welt in tiefgehender Weise beeinflußen. — London, 2. Dezember. Selten Hai ein Minister von der ganzen Welt einschließlich seine» eigenen Landes solche Grob heiten zu hören bekommen, wie jetzt Herr Chamberlain wegen seiner Leicester - Reve. Nach Meldungen aus New-Jork und Washington bespricht die amerikanische Presse diese Rede durch weg» abfällig. „Evening Sun" sagt, e« sei wahrhaftig über raschend, Chamberlain von der Wahrung de» Weltfrieden« reden zu hören. „Evening Post" meint, einem solchen politischen Wetter hahn brauche man nicht ernstlich zu folgen. Chamberlain schmeichle der Königin wohl nur, um den AdelStitet zu erhalten. Die „New-Aork Time«" erklärt, es sei nicht wahr,fldaß ein geheime» Bündniß exislire. Nachdem Chamberlain den Krieg in Südafrika unvermeidlich gemacht habe, wende er jetzt die Methode einer in Europa ganz neuen Diplomatie an. Eine diplomatische Persön lichkeit sagte: „Diesem Mann überließ man die für England vitalen Verhandlungen mit Transvaal und versucht nun vor Eng land da» nationale Unglück und vor der Welt den verwerflichen Krieg zu rechtfertigen, den seine diplomatische Itümpcrhafligkeit herbeigcführt Hal!" — Türkei. Konstantinopel, 2. Dezember. Kaiser Wilhelm richtete au» Vlissingen an den Sultan ein Telegramm, worin er seiner hohen Befriedigung über die Vergebung der der Konzession für die Bagdad-Bahn an die Anatolische Gesell schaft Ausdruck giebt. Der Kaiser erblickt hierin einen neuen Beweis de» Vertrauen» de» Sultan» zur deutschen Industrie und sprich« seine Dankbarkeit hierfür au«. Da» große Werk, welche» der Weisheit de« Sultans seinen Ursprung verdanke und da» nur dem Frieden zu Gute kommen könne, werde zur Annäherung aller Völker bei tragen. Der Kaiser erfleht den Schutz de» All mächtigen für diese« Werk und den Sultan, den er seiner auf richtigen Freundschaft versichert. Der Sultan dankte in einem Antworltelcgrainm an den Kaiser Wilhelm. Er wisse, daß die Bedingungen von der deutschen Industrie in deren eigenem In teresse ehrlich erfüllt werden würden. Schließlich versichert der Sultan den Kaiser seiner unwandelbaren Freundschaft und giebt seinem Dank für die von dem Kaiser ihm entgcgengebrachten srcundfckaftlichen Gefühle wärmsten Äuldruck. — Aegypten. Offiziere der Sudan-Armee erzählen, daß der Kalif, al« er sah, daß e» unmöglich sei, zu entkommen, seine Emire aufgesordert habe, bei ihm zu bleiben und mit ihm zu sterben. Er habe sodann ein Schaffell auf den Boden au»ge-