Volltext Seite (XML)
Amts- M AiUiBtlltt für den oiertelj. 1 M. 20 Ps. einschlietzl. wöchentlich drei Mal und zwar der »Jllustr. Untcrhultungsbl." Dienstag, Donnerstag u. Sonn, u. der Humor, Beilage »Seifen» « I , abend. Jnsertionspreis: die blasen" in der Expedition, bei , e L 6. kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im unfern Boten sowie bei allen 06^6)^ ^4E amtlichen Theile die gespaltene Reichrpostanstalten. ' l D Zeile 2S Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 46. Jahrgang. n 4? 141 Donnerstag, den 30. November ISSN Bekanntmachung. Die nachgenannten Herren, als: Aerger, Karl Theodor, Oeconom, Ilemig, Ernst Emil, Steueraufseher, Dein, Arthur Oscar, Restaurateur, Maigt, Otto Bernhard, Postassistent sind heute als Bürger der Stadt Eibenstock verpflichtet und ausgenommen worden. Eibenstock, den 27. November 1899. Der Rath der Stadt. Hesse. Gnüchtel. 4. Anlagentcrmin betreffend. Am 15. November ». I. ist der 4. Termin der diesjährigen städtischen Anlagen fällig gewesen. Zu dessen Entrichtung ist eine 3 wöchige Frist nachgelassen. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gegeben, daß nach Ablauf dieser Frist ohne vorhergegangene persönliche Erinnerung das Zwangsvollstrcckungsverfahren einge leitet werden wird. Eibenstock, den 20. November 1899. Der Rath der Stadt. Hesse. Bg. Erloschen ist die Maul- und Klauenseuche unter dem Viehbestände des Occonoms Gustav Adolf Werner hier, Brd.-Cat.-Rr. 118. Abth. Eibenstock, den 29. November 1899. Der Rath der Stadt. Hesse. Müller. Tagesgeschichte. — Deutschland. Ueber die Bedeutung der Kaiser reise nach England gehl dem .Reichsb." au« Pari« von wohlinformirter Seite folgende Zuschrift zu, die da« Blatt in gesperrtem Drucke an hervorragender Stelle wicdcrgiebt: »Der deutsche Kaiser ist in einem weltgeschichtlichen Momente nach England gereist, er hat die Fahrt dahin angetrctcn, nachdem ihm genaue Kenntniß darüber geworden, welcher Auffassung der Dinge Rußland und Frankreich huldigen. Die Sprache, welche der Zar und Graf Murawicff in Potsdam führten, sowie die Erklär ungen, die der französische Botschafter in Berlin dem Grafen Bülow gemacht hat, lassen darüber keinen Zweifel aufkommcn, daß weder Rußland noch Frankreich die weiteren Eingriffe und Präpotenz England« zu dulden gesonnen sind. Man verlangt von Deutschland nicht, daß e« aktiv eingreifen soll; dafür bietet man Deutschland ein weiße« Blatt, auf da« der Kaiser seine Desiderata, die Wohl jene seine« Volkes sind, schreiben könne. Al« hehrer FricdcnSsürst konnte Kaiser Wilhelm den Fuß auf Britanniens Gestade setzen, er kann eine große Mission erfüllen, gelingt e« ihm, da- unersättliche Britannien dazu zu vermögen, daß c« im Interesse de« Weltfrieden« vielleicht auch in seinem bestvcrstandcnen Interesse jene Grenzen anerkennt, welche seiner Alle« überfluthete» Machtgier gestellt werden müssen. Die Un abhängigkeit der südafrikanischen Republiken schützt die großen'In- teressen, welche nicht nur Deutschland, Frankreich, Belgien, son dern auch Rußland in Afrika zu wahren haben. Die Delagoa- bai, welche in Afrika nahezu jene Bedeutung hat, wie in Europa der Bosporus, darf nicht in die Hände England« fallen. Will sich England in Afrika ein Weltreich gründen, in begreiflicher Fürsorge für Indien, da« e« gewiß einst verlieren wird, so muß c« in jenen Grenzen sich halten, welche die anderen großen In teressen der allvort herrschenden Staaten peremtorisch bedingen. England muß sich sagen, daß e« den Imperialismus nicht auf Kosten Anderer zu verwirklichen vermag. Rußland und Frank reich, indem sie nicht weiter gesonnen sind, die Ausbreitungen England« zu dulden, wollen auch die Interessen aller anderen Staaten verthcidigen. Hat Amerika auch die Monroedoktrin r urchbrochen, so muß e« doch anerkennen, daß e« bei allen Sym pathien, welche e« gegenüber England haben kann, die Anslreb- u agcn Rußlands und Frankreichs gutheißcn müsse. Handelsein- siüsse kann England in Asien noch erreichen, territoriale Aneig- i ungen nicht mehr. — Mit Verblüffung erschaut die Welt, daß Britannien auf thönernen Füßen steh»; man erkennt mit Scham gefühl, daß jene Weltmacht, welche den fünf Welttheilen fast die Besetze diktirte, vor welcher man sich beugte, mit unbegreiflichen Taschenspieler-Künsten alle Welt gefoppt und eingeschüchtcrt Hai. Ein kleine» protestantische» Volk zeigte der Welt die wirkliche Macht England» und hat von seinem Angesicht die so geschickt getragene Larve abgerissen. Ein wuchtiger Schlag jetzt von Ruß land und Frankreich geführt, und Britannien Hal aufgchört, die Welt im Interesse von 10,000 Oberen England» auszuplündern. Holland« Größe, welche viel anständiger austrat und die Heuchelei nicht als obersten Grundsatz walten ließ, hat England zerstört; ein Ruck, und England« Weltmacht ist gewesen. Der Instinkt der verschiedenen Nationen nicht nur Europa«, welche alle gegen England sind, ahnt, daß Erlösung kommen könne, wenn Kaiser Wilhelm nicht „nein" sag«. Er hat die Entscheidung heute in der Hand. Von der Entscheidung, welche er fällen wird, werden nicht nur die Geschicke vieler Großstaaten abhängen, sondern auch da« Geschick jene« Deutschland, welche» Kaiser Wilhelm I. mit Bismarck und Moltke geschaffen hat." — Ueber da» Programm der Rückkehr de« Prinzen Heinrich au« Ostasien nach fast zweijährigem Aufenthalt daselbst veröffentlichen die Blätter, wie die »B. N. N." schreiben, durch aus unrichtige Angaben. Nach den jetzt feststehenden Disposi tionen beabsichtigt seine König!. Hoheit im Dezember an Bord seine« bisherigen Flaggschiff«, oe« Panzerkreuzer» .Deutschland", zunächst von Hongkong nach einem der siamesischen Haupthäfcn zu dampfen, um von diesem mit größter Wahrscheinlichkeit einen Besuch am siamesischen Hose auszuführen, der bekanntlich seit Jahr und Tag geplant war. In den siamesischen Gewässern dürfte Prinz Heinrich mit dem Prinzen Waldemar von Däne mark zusammentrcfsen, der vor einiger Zeit an Bord eine» dä nischen Kreuzer» von Kopenhagen nach den ostasiatischep Gewässern in See gegangen ist. Von den Küsten Siam» wird Prinz Hein rich alsdann an Bord der „Deutschland" nach Singapore gehen, um sich in diesem Hafen auf dem Mitte Januar daselbst fälligen Lloyddampser einzuschiffen und diesen zur Heimreise über Colombo (Ceylon), Aden, Suez :c. zu benutzen. Die Ausschiffung dürfte alsdann in einem italienischen Hafen erfolgen, um den Seeweg über Gibraltar zu ersparen. Von einer Fahrt der »Deutschland" mit Sr. König!. Hoheit an Bord nach San Francisco zur Aus führung der Heimreise über Amerika und den Atlantischen Ozean ist mithin nicht die Rede. Das Eintreffen de» Prinzen in der Heimath darf ungefähr Mitte Februar erwartet werden. — Rußland. »Daily Mail" meldet au» Petersburg: Vorige Woche wurde ein Vertrag zwischen Persien und Rußland unterzeichnet, wonach Rußland die Verlängerung des Bahnbau- Monopols in Persien auf unbestimmte Zeit und jedenfalls nicht unter zehn Jahre erhält. Die Lage Englands in Südafrika trug zur prompten Erledigung der Angelegenheit bei. Persien ist jetzt stark russenfreundlich und weitere antienglischc Schritte sind möglich. — Niederlande. Wie au« dem Haag gemeldet wird, findet heute Mittwoch in Vlissingen eine Begegnung des auf der Rückreife von England befindlichen deutschen Kaiserpaares mit der Königin Wilhelmine der Niederlande und der Königin-Mutter Emma statt. Au« anderweitigen Nachrichten geht hervor, daß die beiden Königinnen ihre Absicht, da« Kaiser paar in Vlissingen zu begrüßen, telegraphisch mitgetheilt und darauf vom Kaiser und der Kaiserin eine herzliche Dankdepesche erhalten haben. — Amerika. »Bureau Reuter" meldet au« Washington: Die Union lehnte ihre Zustimmung zu dem englisch-deutschen Samoa-Vertrag ab. ES handelt sich jedoch nicht um eine ernste Störung der Verhandlungen, und die Gründe der Ableh nung beziehen sich nur aus geringfügigere Punkte, die mehr die Form al« da« Wesen des Arrangements betreffen. Die Union hat ihrer seits auf Veranlassung England« und Deutschland« einen Ver tragsentwurf vorgelegt, welcher, wie gehofft wird, für alle drei Staaten annehmbar ist. Dieser Entwurf liegt jetzt den auswär tigen Aemtcrn in London und Berlin vor, und in Washington wird zuversichtlich geglaubt, daß er einstimmige Zustimmung aller Bethciligten erhalten werde. — Chicago, 27. November. Gestern fand die Weihe der den deutschen KriegSveteranen au« den Feldzügen 1864, 1866, 1870/71 vom Kaiser verliehenen Fahne statt. Der deutsche Bot schafter v. Holleben hielt die Weiherede, in welcher er sagte, Kai ser Wilhelm sende den alten Kriegern seinen Gruß und verleihe ihnen al» Zeichen seiner Huld eine Fahne, da» Symbol deutscher Treue und Soldatenehrc. Der Kaiser wisse, daß die meisten Deutschen, welche amerikanische Bürger geworden seien, trotzdem ihr alte« Vaterland lieben, er wünsche, daß die Beziehungen zwischen den stammverwandten Ländern Deutschland und Amerika gefördert würden. Die Krieger sangen die amerikanische und deutsche Nationalhymne und sandten an Se. Majestät den Kaiser eine Dankdepeschc nach Sandringham. — Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz. Vom westlichen Kriegsschauplatz wird gemeldet, daß der General leutnant Lord Methuen schon nach den Erfahrungen de» 23. November im Gefecht von Belmont seinen ursprünglichen Plan ohne Gepäck und Train in wenigen Gewaltmärschen Kimberley zu erreichen ausgegeben habe, weil er gesehen habe, daß auf dem ganzen Wege nach diesem Orte er aus den heftigsten feindlichen Widerstand zu rechnen habe. Seine Absicht soll jetzt dahin gehen, möglichst nur in der Nacht zu marschiren, die feindlichen Zwischen stellungen zu umgehen, oder sie unter dem Schutze der Dunkel heit zu überrumpeln, um die Truppen nicht mehr einem so mör derischen Feuer auszusetzen. In folcher Absicht zogen am Sonn abend, 2b. d. M., die englischen Truppen in der Stärke von 7bOO Mann auf der Landstraße vor und kamen ganz überraschend und ohne e» zu wollen in da« Gefecht von Graa«pan, über dessen Verlaus in der .Kabelkorrespondenz" folgendermaßen berichtet wird: Wir halten den Kaffir« Kop und Belmont glücklich um gangen, ohne angegriffen zu werden, und waren halbweg« zwischen letzterem und der Eisenbahnstation Graa«pan angelangt, al» un sere Nachhut plötzlich von den bOO am Kasfir« Kop lagernden Buren gestellt wurde. Fast gleichzeitig eröffnete ein auf IbOO Mann geschätztes Burcnkommanbo vor un« von einer leichten Bodenwelle her, welche sich hier etwa M Fuß hoch über die Straße hinzieht, ein mörderische« Feuer auf unsere Infanterie von der neunten Brigade, die nach kurzem Widerstande zurückfiel. Lord Methuen hatte indeß inzwischen die beiden Batterien in« Zentrum gebracht und warf unter ihrem Schutze und während sic die Burenstellung mit einem vernichtenden Feuer abfegte, dein Feinde Marinesoldatcn entgegen; gleichzeitig griff die Schisssbri- gadc mit ihren Geschützen die rechte Flanke der Buren an, wäh rend die Kavallerie deren Stellung umging und weit dahinter Posto faßte. Unsere Infanterie wurde auf beiden Flügeln zu einer UmgehungSbcwegung verwandt und zwei Stunden später, e« war 8 Uhr geworden, hatten wir den Feind dank unserer etwa fünffachen Uebermacht in einen großen Halbkreis genommen und beschossen ihn in Front, Flanken und Rücken. Trotzdem leisteten die Buren verzweifeltsten Widerstand. Sie halten sechs Siebenpfündcr in ihrem Zentrum, ein Maximgeschütz auf dem linken, und eine Nordenfeldkanone aus ihrem rechten Flügel, und schossen vorzüglich. Al« ihre Stellung so nicht zu nehmen war, befahl Lord Methuen den Sturm dagegen. Die Buren ließen unsere Leute bi« auf 30 Meter herankommen und gingen erst zurück, als die Füsiliere aus beiden Flanken ihre Reihen durch brachen und sie in Gefahr kamen, von ihrei^Pferden abgeschnitten zu werden. Sic ließen einige 20 Tobte zwischen den Steinblöcken zurück, welche ihnen Schutz geboten hatten, und galoppirtcn etwa 600 Meter zurück, um dort auf einer stärkere» Hügelrcihe sich wieder niederzuwerfen, während ein großer Theil von ihnen nach links schwenkte und dort auf einer anderen kleinen Höhe sich fest setzte. Unsere Umgehung war damit neutralisirt und unsere linke Flanke selbst sowie unsere ganze Stellung in ein Kreuzfeuer ge nommen und überdies unsere gesammte Kavallerie abgcschnitten. Zur Stunde haben wir von dieser keine Nachricht und- wissen nicht, ob sie gefangen genommen ist oder mit dem Feinde kämpft. Dieser nahm sein Feuer sofort wieder auf und um zehn Uhr brach General Methuen da» Gefecht ab, da die Marinesoldatcn und unsere Artillerie zu schwer gelitten hatten und auf die In fanterie zu einem weiteren Sturme mit dem Bajonnet kaum zu zählen war. So gingen wir jenseits der Straße zurück und be gannen unsere Verwundeten zu sammeln. Ob General Methuen den Kampf nach einer Ruhepause wieder aufzunehmen gedenkt, wissen wir natürlich nicht, ist aber wenig wahrscheinlich, zumal unsere Kundschafter melden, daß 20 km nordwärts weitere 3000 Buren stehen und ein starke« Korps überdies die Kolberghügel- kctte bei Honeynenestkloof hält. Cecil Rhode« hält in Kimberley einen Luftballon bereit, um gegebenen Falle« entfliehen zu können. Im Norden der Kapkolonie haben die Buren Stormberg besetzt. Bei Middelburg kreuzen sich die Eisenbahnen, die von Port Elisabeth über ColcSberg nach Bloemfontein und von Queenstown über De Aar nach Kimberley gehen. Bei Middel burg haben die Buren die Eisenbahnbrücke gesprengt, um den Vormarsch der britischen Streitkräfte von Port Elisabeth zu ver hindern. Günstiger für die Engländer lauten die in den letzten Tagen au« Natal eingetroffenen Telegramme. Die in Estcourt am 26. d. Mt«. ausgcgebcuen Depeschen beweisen durch ihre Ueber- mittelung allein schon, baß die telegraphische Verbindung nicht nur mit Mooi River, sondern auch mit Estcourt wieder hcrgellellt ist. E» müssen also Ereignisse eingetreten sein, die die Buren, nachdem sie erst am Mittwoch bei Estcourt einen Ausfall de« General» Hildyard nach Süden abgeschlagen hatten, inzwischen veranlaßt habe», die Umklammerung der in jenen beiden Orten cingeschlosscncn Brigaden zu lockern. Die Wiederherstellung der Verbindung mit Estcourt wird denn auch durch Reuter au« Dur ban vom 26. d. M. ausdrücklich bestätigt, und zugleich erfahren wir, daß von Mooi River eine .Aufklärungllruppc" auSgerückt, aber am Sonntag noch nick» zurückgekehrt war. Ferner berichtet eine diese Nachricht offenbar ergänzende Meldung de« »Daily Telegraph" au» Estcourt vom 26. d. M.: »Die englische Kolonne von Mooi River habe am frühen Morgen in Frerc sich mit den Truppen de« General» Hildyard vereinigt, der jetzt dort biwakire." Der Ort Fiere, wo die Bereinigung stattgesundcn haben soll, liegt nördlich von Estcourt, sodaß, fall» diese Meldungen zutreffen.