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Amts- lliü AnzeiBktt für den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschlietzl. der »Jllustr. Unterhaltung-bl." u. der Humor. Beilage „Seisen- blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - — 4«. Jahrgang. ' ' AAS Donnerstag, den 9. November «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 2b Pf. ISSN Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Reinigung bleiben die Rathscxpeditionen Wonlag, den 13. und Dienstag, den 14. Movemver 1899 geschlossen. Nur dringliche Angelegenheiten des Standesamtes werden an diesen Tagen Bormittags von 10 bis 11 Uhr erledigt. Eibenstock, den 8. November 1899. Der Rath der Stadt. Hesse. Gniichtcl. Sonntag, den 12. November 1899, früh V-8 Uhr findet eine Uebnng sür die Absperr- nnd Wachmannschaften der städtischen Pflicht feuerwehr statt. (Die Spritzenmannschaft ist nicht betheiligt.) Die Mannschaften stellen im Magazingarten. Abzeichen sind anznlegen. Unentschuldigtes oder nicht genügend entschuldigtes Ausbleiben, verspätetes Erscheinen, sowie jeder Ungehorsam gegen die Vorgesetzten, insbesondere das Rauchen im Dienste wird unnachsichtlich mit Geldstrafe bis zu 10 Mark oder entsprechender Hast bestraft. Mit Rücksicht auf die früheren mangelhaften Entschuldigungen weisen wir noch besonders darauf hin, datz Entschuldigungen vorher rechtzeitig bei dem betreffenden Zugführer unter Angabe der Gründe schriftlich oder münd lich anzubringcn sind. Eibenstock, den 7. November 1899. Der Rath der Stadt. Hesse. Flg. Bekanntmachung. Unter dem Viehbestände des Viehhändlers Karl Heinz zu Hundshübel, Brd.- Cat.-Nr. 103, ist die Schweinepest ausgebrochen. Eibenstock, den 8. November 1899. Der Rath der Stadt. Hesse. Müller. In Oesterreich nehmen die Dinge jetzt einen weniger stürmischen Verlauf und selbst die Ausschreitungen der Tschechen in Böhmen und Mähren haben durch da« ernstliche Einschreiten der Behörden ihr Ende gefunden. Graf Clarh ist zweifellos ein ehrlicher Mann, der es mit seiner überaus schwierigen Versöhnungsaufgabe ernst nimmt. In Wien ist da« Abgeordnetenhaus wieder zusammengetreten und seine erste Aufgabe war die Berathung de« von den Deut schen gestellten Antrages auf Revision bezw. gänzliche Aufhebung des Diktatur-Paragraphen 14. Graf Clarh hat den entgegen kommenden Standpunkt der jetzigen Regierung durch folgende Er klärung zu erkennen gegeben: „Die Anträge, welche in Verhandlung stehen, betreffen eine wichtige Frage des geltenden StaatSrcchtS, und ich erachte eS daher als geboten, schon in diesem Stadium den Standpunkt, welchen die Regierung diesen beiden Anträgen gegenüber einnimmi, dem hohen Hause kurz bekannt zu geben. Die Nothwendigkeit der Befriedigung unaufschieblicher Staatsbedürfnisse zu einer Zeit, wo die Volksvertretung nicht versammelt ist, hat zur Einführung der gesetzvertretenben Verordnungen Veranlassung gegeben, welche auch das VersassungSrecht anderer Staaten kennt. ES unterliegt keinem Zweifel, daß das NothverordnungSrccht, welches bei uns im K 14 des StaatSgrundgcsetzc« über die Reichsvertretung nieder gelegt ist, sich während de« Bestandes der Verfassung in den wiederholten Fällen, wie bei den sofort gewährten staatlichen Unterstützungen zur Linderung von Rothständen, den häufigsten Staatsbeiträgen zu Gunsten dringender gemeinnütziger Arbeiten als äußerst förderlich sür da« öffentliche Interesse im Allgemeinen, insbesondere aber sür das wirthschaftliche Wohl der Bevölkerung erwiesen hat. Da bei dieser Art der Anwendung der gesetzlichen Bestimmungen gegen den Bestand derselben ein grundsätzliche« Bedenken nicht erhoben wurde und ein derartiges Bedenken füg lich nicht erhoben werden kann, thatfächlich auch zugegeben werden muß, daß sich jederzeit wieder derartige Fälle ergeben können, bei welchen bei Eliminirung des 8 14 auf verfassungsrechtlicher Grundlage nicht mehr mit der gebotenen Raschheit cingcgrifsen werden könnte, vermag die Regierung den Anträgen der Abgg. DaSzhnSki, Verkauf und Rieger auf vollkommene Aufhebung de« 8 14 des StaatSgrundgesetzcS über die Reichsvertretung nicht zuzustimmcn. Für eine solche spezielle Vorsorge in den Verfassungs- Urkunden spricht in der That die Erwägung, daß gerade in der auSnahmSweiscn Uebertragung der gesetzgebenden Gewalt an die Regierung bei scharfer Begrenzung der AuSnahmefällc und bei genauer Anwendung der Voraussetzungen ein wirksamer Schutz für die Verfassung selbst gelegen ist. Anlangend die Anträge der Abgg. Pcrgelt und Genossen, welche die Anwendung des 8 14 auf wirthschaftliche Norh- sälle beschränken, glaube ich darauf aufmerksam machen zu müssen, daß sich aus der Fassung nicht mit voller Bestimmtheit ersehen läßt, in welchem Umfange die Aenderung der bestehenden gesetz lichen Bestimmungen beabsichtigt wird. Die Regierung behält sich daher vor, sofern da« hohe Hau« eine weitere Behandlung dieser Frage beschließen sollte, im Ausschüsse den Standpunkt der Regierung zu präzisiren. Die Regierung steht übrigen« nicht an, auch bei diesem Anlaß neuerding« zu betonen, daß sic von dem ihr durch die Bestimmungen der Verfassung klar vorgezeichneten Wege unter keinen Umständen jemals abweichen wird." Diese ehrlichen Darlegungen wurden allseitig mit Beifall ausgenommen, denn man darf nicht übersehen, daß auch für die den Deutschen feindliche Majorität die Gefahr besteht, daß der 8 14 einmal gegen sie „gemißbraucht" werden könnie. E» wurde renn auch der Antrag auf Abänderung de« 8 14 einstimmig angenommen und einem zu wählenden 48gliedrigcn Ausschuß »ach dem Antrag de« Abgeordneten Kaiser der Auftrag crtheilt, Vinnen vierzehn Tagen Bericht zu erstatten. Die Deutschen in Oesterreich können nun wieder etwa« freier athmeu. Ihr mann hafter Widerstand gegen die Sprachenverordnungen, dessen For men man nicht immer guiheißen konnte, hat schließlich zum Siege geführt, dessen Früchte aber nur dann gesichert erscheinen, wenn sie den Mahnruf beachten: „Seid einig, einig, einig!" Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hörte am Montag den Vortrag de» Chef« de« Marine-KabinetS Frhrn. v. Scnden-Bi- bran, sowie den de« Staatssekretär« Tirpitz, der in der letzten Sitzung de« Ministerrathe« diesem die Grundzüge der neuen Marine-Vorlage dargelegt hatte. — Berlin, 7. November. Die „N. A. Z." schreibt: Der Besuch, den die russischen Majestäten morgen unserem Kaiserpaar in der Residenzstadt Potsdam abstattcn, wird al« ein neue« Unterpfand der zwischen dem deutschen und dem russischen Herrscherhause wie dem Deutschen und dem Russischen Reiche bestehenden werlhvollcn FreundfchastSbeziehungen von allen Kreisen unsere« Volke« freudig begrüßt. Wir verehren in Kaiser Niko laus deut Zweiten einen hochbegabten, edclsinnigcn Monarchen, der die Geschicke eines mit Deutschland in bester 'Nachbarschaft lebenden Weltreiches zu großen Zielen lenkt, und der, weit über die Grenzen Rußlands hinaus, da« politische Leben und Denken aller Völker de« Erdballes an der Grenzscheide zweier Jahr hunderte mit neuen verheißungsvollen Anregungen befruchtet hat. Wir erblicken in dem erhabenen Vorkämpfer der besten mensch lichen Bestrebungen zugleich den erprobten Träger der altüber lieferten und ost bewährten Freundschaft zwischen Deutschland und Rußland. Aus dem durch die herzlichen Beziehungen der beiden Herrscher verbürgten und für beide Länder gleich segens reichen Einvernehmen zwischen Deutschland und Rußland beruht eS, daß die deutsche und die russische Macht in Europa friedlich neben einander wirken und sich, außerhalb diese« Welttheilc«, ver trauensvoll weiteren Aufgaben zuwenden können. In der festen Zuversicht, daß sich an den morgigen Tag sür die Wohlfahrt und den Frieden der Welt glückliche Folgen knüpfen werden, heißen wir den erlauchten Herrscher Rußland« und seine hohe Gemahlin als Gäste unsere« Kaiferpaare» ehrerbietig und herzlich willkommen! — Oesterreich-Ungarn. Vom nächsten Jahr ab soll die Civillistc de« Kaisers Franz Joseph durch ein neue« Gesetz aus zehn Jahre sixirt werden; danach soll jede ReichShälste 6 Millionen für den Hoshalt entrichten. Da« Motiv der Er höhung ist darin zu suchen, daß vor 30 Jahren, al» die Civillistc die gegenwärtige Höhe (4,650,000 Gulden) erhielt, die Herrscher familie bloß 33 majorenne männliche Mitglieder zählte, gegen wärtig dagegen 72, von denen nach dem HauSgcsetz jede« 50,000 Gulden Apanage erhält. — Amerika. Der Washingtoner Berichterstatter der Londoner „Morn. Post" erfährt, daß die Regierung der Ver einigten Staaten demnächst Schritte ergreifen werde, um die Stellung der Unionstaatcn im fernen Osten sicherer zu machen, wahrscheinlich werde ein starke« Kriegsgeschwader unter dem Befehl Dewey« nach den chinesischen Gewässern gesandt werden. Die Regierung wolle zwar kein Gebiet China« annek- tiren, c« sei denn, daß sie durch die Umstände dazu gezwungen werde, aber sie sei entschlossen, ihre Interessen in China eifer süchtig zu wahren und sie in jeder möglichen Weise zu vergrößern. — Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz. Vom Kriegsschauplatz liegt eine Fülle einander widersprechender 'Nach richten vor. Die englische Berichterstattung will Glauben machen, sie solle nicht« veröffentlichen, damit die Pläne de» General« Buller de» Buren nicht verrathen würden. Auch liegen wieder höchst zweifelhafte 'Nachrichten über englische Siege bei Ladhsmith vor. Trotz all dieser angeblichen Siege verschlimmert sich die Situation de« General» White mehr und mehr. Daß der Ge neral in Ladysmith völlig cingeschlossen ist, wird auch von eng lischer Seite nicht mehr in Abrede gestellt. Inzwischen dringen die Buren immer weiter nach Süden vor. Die Besetzung von Colenso wird bestätigt. E« ist die« nur ein au« wenigen Häu sern bestehender Ort, aber er ist von strategischer Wichtigkeit, weil er in der Nähe der Eisenbahnbrücke über den Tugelafluß lieg«, die die einzige Rückzug-linie für General White bildet. — Im Süden gehen die Frciftaatburen von ColeSbcrg weiter vor und die Engländer ziehen sich zurück. Da« große britische Lager bei Stromberg wurde auf Befehl Buller« geräumt. Die Engländer gingen nach O.ucen«town, 50 Meilen südlich, zurück. 3500 Oranje buren beherrschen die Bahnlinie nach East London, wo angeblich die englischen Verstärkungen landen sollen. — Die Annexion eines TheilcS von Natal soll bereits die Folge haben, daß viele Afrikander auch im Norden von Kapland zu den Buren über gehen. — Die Nachricht über einen gelungenen Ausfall der Eng länder nach Bestern-Hill ist noch nicht beglaubigt. Dieselbe lautet: London, 7. November. „Das „Reutersche Bureau" meldet vom 4. d. M. Mittag« au« Estcourt: „Hier ist soeben ein glaub würdiger Bote aus Ladysmith eingetroffen, welcher während der letzten Nacht durch den Linien der Buren gedrungen ist; derselbe berichtet, daß am Donnerstag ein heftiges Gefecht rund um Lady smith stattgefundcn hat. Am heißesten war der Kampf bei Ta- thams Farm, im Westen von Ladysmith. Die Engländer trieben die Buren, welche schwere Verluste erlitten, in ihr Lager zurück; 30 berittene Buren wurden zu Gefangenen gemacht. Am Frei tag wurde das Gefecht wieder ausgenommen. Die Buren feuer ten vom Nosdwathsana-Berg, in der Nähe von Pepworth Farm, au«. Der Feind wurde wiederum mit Verlusten nach dem Lager zurückgetricben. Ein starkes Kommando mit Artillerie hat an der linken Seite de« Lager« eine Stellung eingenommen, welche drei Farmen gegenüber Bester« Station beherrscht. Ein kleine« Kom mando hat an der Südseite bei Pieters Station ein Lager be zogen, welches die Eisenbahn beherrscht. Bei Colenso sind keine Verluste erlitten. Eine Abtheilung Marinemannschaften mit Ge schützen kehrt heute zum Schutze der Einwohner nach Pietermaritz burg zurück. Die Verluste der Buren an Todten, Verwundeten und Gefangenen in dem Gefecht bei ThatamS Farm sollen 800 Mann (?) betragen. — Als in den ersten Tagen de« Krieges da« unbegründete Gerücht aufflatterte, die Zulus hätten den Buren ihre bewaffnete Hilfe angeboten, erhob die englische Presse zornigen Protest da gegen, daß die Schwarzen in den Kampf der Weißen hineinge zogen würden und auch die den Buren freundlich gesinnte fest ländische Presse ermahnte die Buren eindringlich, nicht zu einem solchen ihre gute Sache schändenden Mittel zu greisen. Da war damals, al» da« vereinigte Königreich noch von Jubclge- schrci über den vermeintlichen Sieg bei Glencoe widerhallte und die Jingoc« noch von einer militärischen Promenade nach Prätoria zu den Diamant- und Goldfeldern träumen zu dürfen glaubten. Inzwischen ist dem Glencoer Siegesrausch die schmerzlichste Er nüchterung gefolgt und hat die militärische Lage in Natal sich derart gewandelt, daß eine Katastrophe der HeercSabtheilung de« General« White bei Ladysmith sehr wahrscheinlich geworden ist, während gleichzeitig die Gefahr einer Erhebung de« ganzen Burenthum« in der Kapkolonie wie in 'Natal mit jedem Tage bedrohlicher aufsteigt. Da plötzlich sendet da« „Bureau Reuter" die Meldung in die Welt hinaus, die Basuto« hätten sich gegen die Buren erhoben und von anderer Seite wird bereits gemeldet, sic schickten sich an, au« ihrem südöstlich an den Oranje freistaat grenzenden Bergland herabzustcigen und in die von wehr fähigen Männern entblößten Landschaften jenseits de« Caledon- flusse« einzubrecheu. „Eine amtliche Bestätigung dieser Nach richt steht noch au«", da« ist alle«, wa« da« „Bureau Reuter" seiner Meldung hinzuzusügen weiß. Vergebens lauschen wir bis her nach einer Zurückweisung der Zumuthung au«, England könnte, da e« ihm in Natal schlecht gehe, zu dem civilisation«- seindlichcn Mitteln greifen, die wilden mordlusiigen Basuto« auf wehrlose Frauen und Kinder von Weißen, von Christen loSzu- lassen. Sollte die englische Presse wirklich nicht« daran finden, wenn die Basuto» auf den Krieg«pfad gegen die Buren gehetzt würden, nachdem sie gegen eine Mobilmachung der Zulu« wider die Engländer so gewichtige, au« der Tiefe de« feinfühligsten christlichen und civilisatorischcn Gewissen» geschöpfte Gründe vor zubringen gewußt hat? H'rrn Chamberlain freilich wäre e« wohl zuzutrauen, daß er, um die arg gefährdete Lage und sich selbst zu retten, die Schwarzen aus weiße Weiber und Kinder hetzte. — Von großer Tragweite ist folgende Meldung der offizi ösen „Pol. Korrrsp." in Wien: Von unterrichteter Seite erfahren wir, daß die portugiesische Regierung an dem Entschlüsse, in Bezug aus den englisch-tran-vaalischen Krieg vollständige