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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 31.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189908310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990831
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-31
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Monat
1899-08
-
Jahr
1899
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3eter»kirche in Heise vom 27. zuge und seine beispiellose Be nit aller schul- >«n besten Ge- chn der Kirche, n, welche aber dem, daß die ihmen, und so fletrübniß von n 23. Dczem- Rom und c« g. Joseph II. och vorgenom- hschwingungcn Sewegung, al» kirche. lg verzeichnen , r französischen 'eich trat der gegen, um die m Urtheil der ilt präsentiren . August 1796 >e Unterschrift cch ein Dekret diese Konstitu- rrer und über sen Eid abzu- herau» und Nachthaber in denen Priester VI. mit Ber ste, und Ein- pstliche Gebiet rblik und dei nem, heiligem n französischen Republik an trüber sich die ifsener Gewalt gen die heilige wertracht, sah m, welche am Wände» von :ara, die Zita- Handschristen n Rom, Joses »alte: etwaige ten Tyrannei" inem Tumult, S französischen enden Kampfe nen tödtlichen forderte und en der Repu- betrautc Ge bauern Rom« öffnete. Zwei Zapstlhum ge- Verlhier diese dämmte. Da > nach Siena ! keine Ruhe >nee und Ei« in der Dau- ten schleppen, Vorbereitungen hwergeprüsten tird, ist seine digen, dem er r allein selig- rdienste aner- seinem Ponti- m« und der 'ken. nacht, ließ er ind, und dort seiner Hand fick bestimmte. >ar auch da ist. Er hat tthan. Leider ein, und ihm, i. n da« Schick- ihm die frohe teichcr Mann r, wa« er in i er todtkrank »eutung, wie -fsend er « in i, mir ist ein n Baumeister tführung und >n ihm uncr- »chte sie nicht n. Und den- t, wie er e« sen, Noth zu Person ist er > Kind; jetzt mmen. Run sannen gehen, nicht» sagen, Durch ein Geräusch wurde der Oberförster in seinen Ge danken gestört. Er blickte sich um und sah seine Tochter Hertha auf sich zukommen. .War schautest Du so sinnend über die Wiese, mein lieber Vater?" fragte Hertha und küßte seine Stirn. .Findest Du da» Gra» noch nicht hoch genug zum Mähen? Oder lauschest Du, wa» die plätschernden Wellen erzählen, die so hastig vorübereilen?" .Nein, mein Kind, ich sah und hörte nach beiden nicht, ich dachte nur daran, wie wir am Sonntage den Abschied Hehd» am würdigsten feiern werden." „Ja, warum haste er c» denn so eilig? Tante Doktor sagte mir eben, daß er vor einer Stunde hier war" »Seine Arbeiten werden heute geprüft und seine hohen Bor gesetzten sind zur Stelle. Er war hier, um sich noch einmal an unserem schönen Walde zu erfreuen," sagte ihr Vater lächelnd, ihr starke» Wellenhaar streichelnd. .Er läßt Dich übrigen» grüßen." Von der Lokomotive her ertönte da» bekannte Einfahrtssignal, und bald darauf hielt der Zug auf der kleinen Station. Auf Wildenau wird man schön überrascht sein, mich heute hier zu sehen, dachte der Ingenieur Hellmuth und bestieg eiligst den Hotelwagen de» »Deutschen Hause«", in dem er mit diesem Zuge der einzige Fahrgast war. Da» Gewitter hakte nachgelassen, aber e» regnete jetzt, wa« vom Himmel herunter wollte. Al« der Wagen vor dem Hotel hielt, verließ Hellmuth schnell denselben und sprang in wenigen Sätzen die niedrige Treppe hinaus. „Guten Morgen, Arthur, ich glaubte kam, Dich noch an wesend zu finden, aber cs ist mir doppelt lieb. Na, die Geschichte mit Walten war ja eine schöne Ueberrasch- ung im Kreise seiner traurig Hinterbliebenen Kameraden. Und wa« ist denn au« ihm geworden? Erzähle, erzähle mir, lieber Sohn." „Nimm nur erst Platz," bat Heyd. „Ja, wo denn, Arthur? Himmel! — wie sicht e« bei Dir aus, da« sehe ich ja jetzt erst! Du hast wohl heute große« Pfingstrcinemachen, Mottensest und dergl. Da liegt ja Alle» um her in tollster Harmonie: Kisten, Kasten, Zeichenrollen, Wäsche, Bücher, Strümpfe; himmlische Christine, solche Wirthschaft! Sage mal, mein Junge, wa« treibst Du denn eigentlich?" und der Ingenieur fing laut an zu lachen. „Nun, Karl, ich packe meine Habseligkeiten zusammen und am Montag, dann reise ich zum Thor hinau«, ade. Karl, Du kennst doch nock> da« Lied. Uebrigen« bei Deiner Trude sah e« gestern auch nicht viel besser au«, nur mit dem Unterschiede, daß dort noch mehr herumlag!" sagte Heyd und machte für seinen Freund einen Stuhl frei. „Na, die werden drüben schöne Augen machen, daß ich bei der Sinlfluth komme," bemerkte Hellmuth, während e« unaufhör lich an die Fenster goß. „Sic wollen nämlich heute alle nach Zoppot reisen und da bin ich ihnen gleich ein Endchen entgegengefahren." „Ich dachte mir e« schon, denn Dein Schwiegervater sagte mir, daß sie Alle auf einige Zeit dorthin wollten." „Und ich habe eine prächtige Villa gcmiethet in der "Nähe von Thalmühl, auch Alle« entsprechend vorbereitet, mein Junge, und Du wirst Dich auch einmal sehen lassen!" „Nun, ich kann mir wohl denken, daß Du e» beim Ein richten an Aufmerksamkeiten nicht hast fehlen lasten, und jetzt freust Du Dich, Du glücklicher Mensch, der schönen Stunden, die da kommen sollen, üb dien, freut Euch nur und wandelt durch die herrlichen Fluren und Wälder. Lauschet den Nachtigallen am Louiscnstein und versäumt auch nicht den AuSsichtSthurm auf dem Karlsberge!" .Ja, Arthur, da hast Du auch ganz recht, aber da gingen unsere Wege immer auseinander. Du konntest Dich lange Zeit an der Natur erfreuen, während ich inzwischen die nächsten Kneipen ausfuchte und mich am Stoff erfreute, der gerade am trinkbarsten war," entgegnete er und summte: „Wenn ich einmal der Herrgott wär'," da« nun einmal sein A und O bei all den seligen Erinnerungen urfideler Stunden war, und der ungetrübte Sonnenschein seine» Inneren spielte jetzt getreulich in seiner fröh lichen Miene. Freilich kenne ich die schöne Umgebung von Zop pot und Oliva in und auswendig und besonder» die vielen „Restaurant«," bemerkte er nach wenigen Sekunden, »aber bi» aus den Thurm, mein guter Arthur — gestehe ich zu meiner Schande — habe ich mich noch nicht verstiegen. Indessen e« steht schon auf dem Programm, sobald die Trude erst da ist." „Nun, e» wird Euch auch nicht leid thun. Tief zu Deinen Füßen siehst Du da» weite, weite Meer, dessen Fluthen sich au»- dehncn, bi» sie in weiter Ferne dem Auge entschwinden, und seine Wellen den Horizont zu bespülen scheinen. Und auf der Land seite wechseln schöne Waldungen mit freundlichen Ortschaften und grünen Fluren, und im Hintergründe erhebt sich malerisch da altehrwürdige Danzig mit seinen vielen Thürmcn. Fürwahr ein wunderbarer Fernblick von vort, an denen unser liebe« Vaterland doch so reich ist. — Aber sage mir Karl, wann gedenkt Ihr denn Hochzeit zu machen?" „Im nächsten Frühjahr, Arthur, dann lasten wir un» gleich vier Wochen lang von Italien» Sonne bescheinen. Wir gedenken nach dem schönen Palermo zu reisen. Erst fahren wir nach Lindau am Bodensee, dann durch die Schweiz, vielleicht bleiben wir auch dort — wer kann« wissen! Und wo wirst Du bleiben, mein lieber Baumeister?" „Vorläufig in Bromberg, doch können sich die Verhältnisse bald ändern! Gestern nahm ich gleich Abschied von den lieben Deinen und c« war Dein Schwiegervater so freundlich, mir einen Wagen nach Strakowo zu geben. Der alte Thielemann war sehr ver gnügt und hatte nicht» Eiligere« zu thun, al» ein paar Flaschen von dem bewußten katalonischcn Wein zu holen und dachten wir so recht an Dich." „Und ich, Arthur, dachte damal« beim sechsten Glase an meine gute Wirthin in Zürich, deren Geist mir plötzlich gegen- Überstand. O Vaterland! hat die mir damal» eine Epistel ge lesen! Aber den Anderen ist e» auch nicht viel bester ergangen!" sagte Hellmuth laut lachend. „Von dem Alten fuhr ich denn gleich noch zu Ribold, der Dich am Liebsten auch gesehen hätte, er hatte nämlich gerade drei Spiele neue Karten au» Thorn mitgebracht und da hätte er sie für sein Leben gern gleich einmal probirt!" bemerkte Heyd, und blickte fragend aus seinen Freund. „Hör' mal, Arthur, dann bin ich eigentlich recht froh, daß ich nicht dort war. Ich habe ja auch eine ziemliche Ruhe beim Skatspielen, aber dieser dicke Ribold ist ja überhaupt nicht todt m kriegen. Ich habe noch genug von damal« — zwei Mal Petroleum auf die Lampe gießen und dann immer noch einmal rum — nein, da» ist mir denn doch zu viel," erwiderte Hellmuth vergnügt und schritt zum Fenster. .Am nächsten Sonntag, Karl, nehme ich nun Abschied von Lindenhcim!" »Ja so. Du solltest mir doch sagen, wa» au» dem von Walten geworden ist, denn da drüben haben sie doch sicherlich eine Ahnung," bemerkte Hellmuth, wieder Platz nehmend. Heyd erzählte nun die Geschichte, soweit er sie auf Linden heim erfahren halte, und der Ingenieur war ob dieser Nachrichten so überrascht, daß er ein über da« andere Mal mit dem Kopse schüttelte. „Höre mal, Arthur," sagte er nach einer Weile, »Alle», Alle» die» hätte ich ihm ja schlimmstenfalls noch zugetraut, aber eine Feigheit! nun und nimmermehr." „Und gerade in diesem Falle, Karl, da muß ich ihn recht fertigen. Als ich damals von Dirschau wieder hierher zurückkam, fand ich wenige Zeilen von ihm vor, die mich vergeben und ver gessen ließen. Er beklagte schwer sein Unrecht und bat dringend um Entschuldigung. Nicht Feigheit sei c«, die ihn zu diesen Zeilen treibe, sondern Verhältnisse, von denen ich leider früh ge nug erfahren würde." Inzwischen hatte e« aufgehört zu regnen und der Himmel klärte sich wieder auf. Unter de» Nachbars Scheunendach, da» halb mit Stroh, halb mit Ziegeln gedeckt war, kamen die Sperlinge hervor und sammelten sich auf der hohen Pappel. Sie zwitscherten so wild durcheinander, al« hätten sie sich große Erlebnisse zu erzählen, al» wolle einer dem andern weiß machen, daß ihm solch ein Ge witterregen gar nicht imponiren könne. Der folgende Sonntag sah den Baumeister unter der hohen Tanne, wo er so oft gestanden, wieder, um der liebgewordenen Gegend Lebewohl zu sagen. Allmählich verflogen die leichten Nebelgcspinste, und aus Millionen von Thauperlen glänzte nun da» Sonncngold. Es war ein herrlicher Morgen und die Tiefe zeigte wieder da« Thal in seiner ganzen Pracht. Klar und deutlich schlängelten sich die Silbcrbäche dahin, und in der Ferne zog ein Güterzug seine lange Wagenrcihe langsam nach sich. Sinnend sah Heyd hinüber und setzte sich auf die Bank, von der die Bleistiftspuren längst verwischt waren. Und so langsam wie eben der Zug in der Ferne dahinzog, zogen nun vor seinem geistigen Auge die Tage vorüber, die er hier verlebt hatte. Gleichmäßig und ruhig, wie der Faden von der Spindel rollt, wollte er hier die Stille genießen. Er liebte die Zurück gezogenheit, um in seinen freien Stunden ungestört zu arbeiten oder zu wandern in Gotte« freier Natur; und darum kam er hierher. Seine Station war Bromberg und von dort au« konnte er seine Arbeiten leiten, wie es ihm beliebte, auch an Zerstreu ungen hätte e« ihm dort wahrlich nicht gefehlt, denn in seinen Kreisen war er gern gesehen und stet« mit offenen Armen. Aber von alle dem war er kein Freund, und dennoch war sein Leben seit einem halben Jahre ganz ander« geworden, al« er e« Anfang« erwartet hatte. Trübe Stunden und Sonnenschein waren ihm hier beschicken, und wenn er daran dachte, daß Lindenhcim der Punkt war, von dem ein gut Thcil seine« ferneren Geschicke« abhing, wurde e« ihm klar, daß hier ein sonderbares Verhängniß obwaltete. Warum, fragte er sich, mußte ich gerade sie sehen und immer wieder sehen, warum mußte ich gerade diesen Menschen mein Leben verdanken und warum mußte ich gerade von dieser Stelle mit Reichthum überschüttet werden, an dem mein Herz nicht hängt?! Und wenn er sich fragte, ob er die Menschen lieb hatte, die ihm stet« so selbstlos und aufrichtig entgegenkamen, so mußte er sich gestehen, daß dort der Rest seine« Herzens geblieben war und mochte er auch hinkommen, wohin er wollte, mochten es wiederum schöne Wälder, prächtige Thäler mit saftigen Fluren und wogen den Getreidefeldern sein, und mochten e« wieder barmherzige und liebevolle Menschen sein, die er wiederfinden würde, so könnte ihm Alle« zusammen da« nicht sein, wa« ihm Lindenhcim gewesen mit diesem in Ehren zu früh ergrauten Oberförster und seiner Tochter. In den thaufeuchten Laubwohnungen war e» längst lebendig, und ein vielstimmiger Chor schmetterte seinen Morgengruß in die Höhe, Heyd aber hörte nur mit halbem Ohr, er sah jetzt da« Farmhau« wieder mit Epheu umrankt, er sah die Schneidemühlen an reißenden Bächen nnd gedachte jene« edlen Manne«, der einst sein Chef war, den er geliebt hatte wie einen Vater, und den er verehrte wie einen Apostel der Liebe und Wahrheit. tFortletzung folgt.) Vermischte Vachrichten. — Der letztenun noch lebende Freiheitskämpfer ist der zu Wolgast in Pommern lebende, am II. Februar 1795 geborene Rentier August Schmidt. Er ist gegenwärtig 104 Jahre alt und wenn er, wa« bei seiner körperlichen Frische recht wohl erwartet werden kann, noch im nächsten Jahre am Leben ist, kann er sich rühmen, in drei Jahrhunderten gelebt zu haben. Mit 18 Jahren trat er al« freiwilliger Jäger in die Armee ein und nahm Theil an den Schlachten bei Bautzen, Groß-Beeren, Denne- witz, Leipzig, Ligny und Belle-Alliance. Zweimal hat er den Rhein überschritten, um mit seinem Truppentheil in« feindliche Frankreich einzudringen. Noch im Alter von 102 Jahren wurde ihm der Kronenordcn verliehen und alljährlich sendet ihm Kaiser Wilhelm einen Geburt-tagSgruß. — Einen Brillantschmuck im Werthe von 130,000 Mark im Straßenbahnwagen vergessen hat kürzlich in Berlin ein Kammerhcrr v. B. au« Potsdam. Er hatte nach der Rückkehr von der Sommcrreife den in Berlin in einem Bank hause hinterlegten kostbaren Schmuck, der au» einem Diadem nebst Aigrette, sowie au« einem Collier mit Brosche bestand, und ferner ein Packet Aktien im Werthe von 14,000 Mark von dem Bankhause wieder abgcholt und zur Fahrt nach dem Potsdamer Bahnhof einen Straßenbahnwagen benutzt. Beim Verlassen de« Wagen« hatte er jedoch sowohl die Aktien wie auch da« Etui mit dein Schmuck in dein Wagen liegen Wen, dessen Schaffner die beiden Stücke der Straßenbahnverwallung abliefcrte. Hier stellte sich der Kammerhcrr dann ein und nahm Schmuck und Aktien wieder in Empfang, dabei für den Schaffner, dem al« Angestellten der Straßenbahn ein nach rem Werth der Fvndobjekte zu bemessender gesetzlicher Finderlohn nicht zusteht, einen Betrag von 100 Mark zurücklassend. Dieser „Fund" ist der werthvollste, der in den Wagen der „Großen Berliner" bisher jemals gemacht worden ist. — Ein Tcmperenz-Restaurant in Pari«. Die Bewegung zur Bekämpfung de« Alkoholirmu« hat in Pari« eine merkwürdige Erscheinung gezeitigt: ein Restaurant, dessen Gäste zur Mäßigkeit erzogen werden. Nach dem letzten Anti-Alkoholiker- Congrcß eröffnete der Arzt vr. Legrain zusammen mit feiner Gattin eine Subskription, um in Pari« ein „Temperenz-Restaurant" zu begründen. Sic hatten Erfolg, eine anonyme Spenderin schenkte sofort 25,000 Frc«. Vor etwa 10 Monaten wurde da- erste Restaurant dieser An eröffnet. E« ist ein kleiner, freundlicher und nett eingerichteter Saal, in dem nicht«, weder die Wände, noch die Stühle, noch die Tische, an den Anblick eine« gewöhnlichen Restaurant« erinnert. Ladentisch und Zink- geräthc sind nicht vorhanden. Man könnte e» für ein Familien eßzimmer halten. Mahlzeiten werden hier von 6—8 Uhr de« Morgen«, von 11—1 Uhr Mittags und von 6—8 Uhr Abend» servirt. Den ganzen Tag kann man nichtalkoholischc Getränke bekommen: Kaffee, Tbee, Chocolade, Saft ic. Wein und Bier dürfen nur zu den Mahlzeiten und in begrenzten Mengen ge geben werden: ein Viertel Liter Wein und eine Kanne Bier. Eine größere Portion wird unter keinen Umständen verabfolgt. Liqueure sind überhaupt au»geschlossen. Die Preise sind sehr mäßig: die Mahlzeit kostet die Portion 40, 35- oder 15 Centime«, Kaffee 15, Chocolade 10, Thec 5 Centime». E» sind ungefähr 120 Besucher täglich im Restaurant, alle Stammgäste. Zu An fang tranken alle Bier oder Wein; heute haben zwei Drittel vollkommen auf diese beiden Getränke verzichtet; ohne besondere Agitation hat die Idee Anhänger geworben, e« genügte, daß einige von der Gefahr de» Alkohol« Ueberzeugte unter den Gästen waren, daß zahlreiche neue Anhänger gewonnen ivurden. Während der Mahlzeiten dreht sich die Unterhaltung der Arbeiter fast einzig um die Alkoholfrage. Am Abend kommen Familien, die schlecht wohnen, um einige Stunden im Restaurant zu ver bringen, wo sic Bücher, Journale, Schreibpapier und Tinte finden. Unter den Stammgästen de« Temperenz-Restaurant« hat sich ein Gefühl enger Gemeinschaft herauSgebildet und auch nack> Außen machen sie Propaganda gegen den Alkohol. Mme. Legrain kommt jeden Tag in« Restaurant, hütet sich aber zu predigen, sic wünscht nur strenge Ausführung de« Reglement«. Da« Hauspersonal trinkt weder Wein noch Bier, und diese« Beispiel ist stärker als alle Rachschläge. Da« Restaurant ist aber schon viel zu klein und muß viele Besucher abwciseu. Der „Verein der französischen Frauen gegen de» AlkoholiSmus" wendet sich daher in einem Appell jetzt an die Ocffentlichkeit, um neue Mittel zu erlangen, mit denen dieser Kampf fortgesetzt werden könnte. — Wieviel ein Destillateur verdient! Da« Ham burger Landgericht verurtheiltc den 25 jährigen Verkäufer Georg Karl Saage, der seinem Prinipal, dem Destillateur Schacht in der Niedernstrabe, seit Frühjahr 1894 bi« mit Mitte März d. I. täglich 50 bi« 60 Mk., inSgesammt etwa 100,000 Mk., aus der WirthschaftSkasse gestohlen hatte, zu 5 Jahren Gesängniß u. 5 Jah ren Ehrverlust. "Nur durch Zufall waren die Unterschlagungen entdeckt worden, indem eine Scheuerfrau Anfangs März dem Sch. mitthcilte, in dem Koffer de« Saage müsse viel Geld enthalten sein, und die Untersuchung die« bestätigte. Der Angeklagte, der al« Verkäufer bei freier Station mit 50 Mk. Monatsgehalt u. 100 Mark Weihnachtsvergütung angestellt war; ist geständig; er hat einen Theil de« veruntreuten Geldes durchgebracht, rund 60,000 Mark auf die Sparkasse getragen und etwa 26,000 Mk. wurden in baarem Gelde in Koffern und Palleten versteckt bei Bekannten in Stellungen aufgefundcn. Die Mutter de« Verurtheiltcn erhielt wegen Heblerei 8 Monate Gefängniß. Vier andere Angeklagte wurden von der Beschuldigung der Hehlerei frcigesprochcn. Der Destillateur muß jedenfalls ein gute» Geschäft machen, wenn er nicht einmal bemerkt, daß ihm während fünf Jahren jährlich 20,000 Mk. gestohlen werden. — Mit 72 Jahren umgesattelt! Die „Nog.-Ztg." erzählt: Der im Alter von 72 Jahren stehende Schneidermeister R. in Marienburg sattelte vor einiger Zeit um, indem er zu einem Glasermeister in die Lehre ging. Jetzt hat er die Glaser gesellenprüfung bestanden und empfiehlt sich nun für Arbeiten in seinem neuen Metier. LandwirthschaftlichcS. — Hilfeleistung beim Steckenbleiben von Fut terstücken im Halse. Nicht selten kommt e« vor, daß Rindern Futterstücke im Halse stecken bleiben. E« treten dann folgende Erscheinungen zu Tage: Speicheln, Würgen, leere Schlingbeweg ungen, Husten, häufiges Schütteln de« gestreckt gehaltenen Kopfe-, Unruhe und Angst; eingcschüttete Flüssigkeiten werden wieder au»- geworfen. Da im Wanste der Wiederkäuer sich ständig Gase ent wickeln, welche den naturgemäßen Ausweg durch den Schlund nehmen, derselbe aber durch Futterstücke geschlossen ist, liegt die Gefahr nahe, daß da» Thier durch gleichzeitige« Ausblähen in kurzer Zeit dem Tode verfällt. E» ist demnach in solchen Fällen möglichst rasche Hilfe geboten und kann man dieselbe in folgender Weise versuchen: I. Fall« der durch Betasten der Speiseröhre gefundene Körper von weicher Beschaffenheit ist, sucht man den selben durch vorsichtiger Drücken zu zertheilen. 2. Man versuche den Fremdkörper mit zu beiden Seiten de« Halse« angelegten Daumen hcraufzudrängen, wa« wohl bi« zum Schlundkopfe ganz gut geht, im weiteren Verlaufe, da« heißt bei Ueberwindung de« Schlundkopfe«, aber große Schwierigkeiten macht. 3. Auch unter lasse man nicht den Versuch, mittel« der Schlundröhre da« Futter stück hinabzustoßen. Große Vorsicht ist jedoch hierbei nöthig. Widersteht da« Futterstück einem mäßigen Druck, so ist von wei teren Versuchen mit der Schlundröhre abzusehen, denn e« ist dann bereits Krampf der Schlundmuskulatur eingetreten, welche da» Futterstück in Folge dessen fest umschließt. Mit Beendigung de» Krampfes und einlretendcr Erschlaffung der Muskulatur wird da» Futterstück in der unterdessen durch Einschütten von Speiseöl schlüpfrig gemachten Speiseröhre sich bald in Bewegung setzen und in den Magen wandern. Doch darf bei dem unterdessen weiter fortschreitenden Aufblähen die nöthige Vorsicht nicht außer Acht gelassen werden und ist event. der Pansenstich auszuführen. — Bei dem Tränken der Kälber kann man dadurch wesentliche Ersparnisse erzielen, daß man bereit« nach etwa 8 Ta gen, von der Geburt gerechnet, die volle Milch allmählich durch entrahmte ersetzt, die mit Stärkemehl angerührt ist. Von letzterem nimmt man auf ein Liter Magermilch etwa 50 gr und erwärmt unter Umrührung die Mischung bi« zum Aufwallen. Allmählich kann man dann die »olle Milch ganz durch entrahmte ersetzen. — Wie werden Hühner rasch und gut gemästet? An allen Hecken, Rändern und Mauern, ja auch an Steinhausm stehen als Unkraut die für Garten und Feld so unerwünschten Nesseln; diese Pflanzen mit ihren Samen bieten ein außerordent lich gute« Mastfutter in getrocknetem Zustande dar. Die dürren Blätter und Samen sind, zu Pulver gestoßen, mit Roggcnmehl und Kleie unter Zuguß von Wirthschast«wasser oder dem Abguß von geschälten Kartoffeln zu einem Teig zu kneten. Au« dem Teig werden handliche Nudeln hergestellt, die entweder durch Stopfung oder Vorwerfung in Brocken zum Verzehr gelangen. Nebenbei ist jeden Tag den Thiercn dreimal etwa« Hafer vor zuwerfen. Gesunde Thiere werden bei diesem Futter in drei Wochen überraschend fett. Da« Fleisch ist zart, dabei kräftig und recht wohlschmeckend. Da« Sammeln der Nesseln ist mit Müh« nicht verknüpft, ebensowenig deren Trocknung. — Der Kartofselpilz. Der Kartoffelpilz tritt meist bei einem zwischen stechender Sonnenhitze und starkem Regen wechseln-
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