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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 08.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189908083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990808
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-08
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Monat
1899-08
-
Jahr
1899
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Früher wurde die Uhrensabrikation, namentlich die von Wand- und Thurmuhren, betrieben, und viele Leute zogen in die Welt hinaus zum Verlauf derselben. Die Frauen gelten al« geschickte Arbeiterinnen sür Weißnähcrei, die sie nach Eibenstock liefern. Fremde finden im .grünen Baum' gute« Unterkommen, beim .Arnold' ein echte« .Liebotschaner'. — Holzschleifereien liegen an dieser Eisenbahn: Schwächere« Klotzholz, bei Auktionen .Schleif hölzer' benannt, lagert in Mengen vor diesen Fabriken. Da« Holz wird .geschnitzt', d. h. von Rinde und noch hervorstehenden Aesten befreit, in etwa 50 cm lange Stücke geschnitten und in Zellen gesteckt, die um einen Schleifstein gestellt sind. Mittelst eiserner Kolben werden diese Holzklötzer gegen den Schleifstein gepreßt und so die Holzfasern abgeschliffen. Der abgeschliffene Holzstoff wird von fließendem Wasser fortgespült und gereinigt. Um ihn noch feiner herzustcllen, wird er in einen zweiten Mahl gang gebracht. Endlich gelangt er an einen gazeähnlichen Stoff, an dem er sich festhält und sich dann an einer großen Walze aufrollt; von ihr au« schneidet man ihn schließlich gleich in Tafeln ab. — Der große Holzreichthum hat bewirkt, daß da« ganze Muldenthal nebst seinen Nebenthälern mit Holzschleifereien, Pappcn- und Papierfabriken bebaut ist. Von Wilzschhau» und Carl«seld au« lassen sich lohnende Ausflüge in die herrliche Umgebung mit echtem Gebirg«charakter unternehmen. Wer den Duft de« Fichtenwalde« und die reine Bergesluft athmcn, am rauschenden, murmelnden Bache ruhen und vom Geräusche der großen Stadt fern sein will, der findet im Wilzschthalc seine Rechnung und wird Land und Leute lieb gewinnen. Ihr Vermächtnis. Roman von Maximilian Roegelin. (14. Fortsetzung.) In bester Harmonie verliefen nun die Stunden. Ueberall hörte man sagen: Solch ein schöne« Waldfest haben wir noch nie gehabt. Auch der Himmel selbst schien sein Theil dazu beitragen zu wollen. Kein Wölkchen stand am blauen Himmelsdome, kein Lüftchen rührte sich. Von dem herüberhängenden Zweig einer Tanne sah ein Eichkätzchen dem fröhlichen Treiben zu; eS mußte sich wohl sehr wundern über da» lustige Leben in seinem Revier. Hoch in den Lüsten umkreiste der große Bussard im langsamen Fluge den Thalkessel, auch ihm schien e» heute gar sonderbar in dem sonst so stillen Tannenforste. Gertruds silberhelles Lachen erfreute den Ingenieur, der lustige Ränke und Schwänke aus seiner Jugendzeit erzählte und die tollsten Dinge zu Tage förderte. Sie wanderten unter den finsteren Tannen bis zum nächsten Gestell, wo der Laubwald beginnt. Hellmuth sah beständig suchend nach den Wipfeln der Bäume. „Aber Herr Ingenieur, was haben Sie denn eigentlich? Sie suchen ja so emsig herum, als halten Sic dort oben etwa« verloren," sagte Gertrud lustig. „Ich suche auch wirklich etwa«, Fräulein v. Wildenau, näm lich die Eiche, von der ich kürzlich geträumt', erwiderte Hellmuth, ruhig weiter suchend. Gertrud« silberhelle« Lachen klang noch lauter denn zuvor. .Also auch Sie, Herr Ingenieur, glauben an Träume, die doch Schaume sind." „Lachen Sie nur!" entgegnete Hellmuth scherzend und drohte mit dem rechten Zeigefinger. „Sie, Fräulein v. Wildenau, wer den nur diesen Traum noch deuten und Sie werden dann wohl sehr ernst sein! — Hier — hier war e«!" rief Hellmuth plötzlich. „Dieter Baum ist eS" und er betrachtete ihn, in die Höhe sehend, den Kopf bald nach recht«, bald nach link« haltend. „Ja" — sagte er dann, „eigentlich ist er e« doch nicht, denn jener Bauni, von dem ich träumte, war doch viel schöner, wie imr der Wald überhaupt im Traume auch viel schöner er schien al« in Wirklichkeit. Aber wenn dieser Traum in Erfüllung ginge, dann wäre wieder die Wirklichkeit viel schöner als mein Traum." Gertrud war überrascht, denn so ernst, fast feierlich hatte sic den Ingenieur noch nie gesehen, noch nie sprechen hören und fragend sah sie ihn an. „So hören Sic denn, gnädige» Fräulein," begann Hellmuth: „An jenem Tage, bevor ich da« erstemal nach Wildenau kam, da träumte ich einen gar sonderbaren Traum: Ich wandelte lange durch einen herrlichen Wald und war recht froh und glück lich gestimmt. Die Vögel sangen so schön, so wunderbar, wie ich sie nie zuvor gehört. Bon den Ufern eine« idyllischen Waldsee« folgte ich dem Rufe einer Taube, einer gleichen, auf deren Locken ich Sie aufmerksam machte, al« wir da« Gestell überschritten. Als ich mich endlich in der Nähe glaubte, da verstummte der Ruf und lange suchte ich den Vogel in den Wipfeln der Eichen. Allein e« war vergeben». Doch am Stamme eines hohen Baume«, der weithin seine Zweige ausbreitete, fand ich Sie, gnädige» Fräulein, schlafend im weichem Moose im hohen Farren- kraut! Mit inniger Rührung habe ich Sie lange betrachtet; an Ihrem Busen trugen Sic eine weise Rose, umgeben von Vergiß meinnicht. Auf meine Knie fiel ich nieder und wollte sprechen, aber ich fand keine Worte, und al« ich dennoch sprechen wollte — da erwachte ich. — Al« ich am Tage daraus zu Ihnen kam, da brachte ich Ihnen ein Bouquet mit den nämlichen Blumen, vielleicht erinnern Sie sich noch? Ich sah, daß Ihnen diese Blumen Freude machten und war hoch beglückt." Still hatte Gertrud Liesen Worten gelauscht; ein heiliger Ernst blickte so feierlich au« ihren edlen Zügen, al« ginge sie zum Tisch de« Herrn am Lharsreitage. „Herr Ingenieur," sagte sic tief ergriffen, „ich erinnere mich wohl Ihrer Blumen, — noch an demselben Tage habe ich sie dem Bouquet entnommen — und aufbcwahrt. Alle Morgen und alle Abende halte ich sie in meinen Händen," sprach sie mit kaum hörbarer Stimme und gesenkten Augen, — .und wenn ich auf diese Blumen blicke, dann denke ich an Sie." .Aber diese Blumen werden welken," entgegnete Hellmuth, der deutlich ein Hämmern im Innern fühlte. ,E» schadet nicht«, sie sind mir dann ebenso lieb," erwiderte Gertrud und ihre Augen suchten da« Hcibcblümchen, da- zwischen Moo« emporsproßte,' — „hat doch ein welle« Rö«chen im ver gangenen Jahre, am Tage der silbernen Hochzeit meiner Eltern, eine gar bedeutende Rolle gespielt." .Und wenn ich Ihnen nun für diese welken Blumen etwa» anbicte, da« immer frisch bleibt, so lange c« Gott gefällt," und er legte die Hand aus sein Herz, ,wa« würden Sie dann sagen?" »Dann — dann," erwiderte sie mit zitternder Stimme, .dann würde ich e« dankbar annehmen." „Ach Gertrud — meine liebe, liebe Gertrud," ries Hell muth leidenschaftlich und umschlungen hielt sich ein Paar in seligen Angcnblickcn; ein Paar, da» keine Worte fand und deren Gefühle auSzudrücken nur die Sprache vermag, die da« Herz durchs Auge spricht. .Mein Karl", sagte sie leise und Freudenthränen glänzten in ihrem Auge. Glückliche Menschen standen unter der hohen Eiche, die wie schützend ihre Zweige auSbreiiete. Liebevergessen standen sie lange und empfanden, wie stürmisch die Wellen de» Herzen« hervor brachen den Götterfunken, der so lange in der Tiefe geschlummert und nun zur Höhe steigt, die ihn einst gegeben. .Laß un«, meine liebe Gertrud, alle Jahre nach dieser Stelle gehen, wo wir un« heute Liebe und Treue für da« ganze Leben gelobt!" Ties in die Eichenrinde schnitt Hellmuth zwei verschlungene Herzen, dann traten sie eiligst den Rückweg an. „Wir wollen unserer lieben Gesellschaft noch nicht« merken lassen, hörst Du, Gertrud, e« soll eine Ueberraschung werden. Und so der Papa au« Marienburg zurückkommt, so schreibst Du e« mir sogleich, meine liebe wilde Trude." Die Abendsonne warf die schrägen Schatten der hohen Tannen bi« in die Hälfte de« Thalkessel» und man rüstete sich langsam zum Ausbruch. Lauter Jubel erschallte, al« „da« Ganze" zum Sammeln geblasen wurde. Wie der Zug gekommen, so setzte er sich auch wieder in Bewegung nach dem Schulhause. Vor aus nun die Musik, die patriotische Lieder spielte, welche von der nachfolgenden Schaar begleitet wurde. Durch da« Dorf ertönte dann der Preußenmarsch und Jung und Alt stimmten fröhlich ein. Kräftig klang c» au« dem Gefolge der Erwachsenen, da« dreimal länger war als der Zug der Kinder. Nach einer kurzen Ansprache de» ersten Lehrer« war die Feier sür vie Kinder — aber nur für die Kinder — beendet, die nun vergnügt nach Hause gingen. Jetzt ging e« zum lustigen Tanz. Der Bauer Sommerfeld, der die größte Stube im Dorfe hatte, stellte dieselbe gern zur Verfügung. Tisch, Kommode und Betten wurden schnell nach dem Garten gebracht und alsbald fanden sich die Bauernsöhne und -Töchter, die Inspektoren, die jungen Forstleute, auch verschiedene junge Damen und Herren dort ein. Die beiden Lehrer mit ihren Frauen folgten auch sehr bald und wenn diese auch schon nut fünf oder sieben Kindern aufwarten konnten, so fegten sie doch ganz gern noch einmal über die Dielen. Der kleine Inspektor Helm führte die Polonaise an, nach den lustigen Klängen des Radetzkymarsches. Aber der kleine Helm war ein Schalk. Er führte die Ge sellschaft au» der Stube in den Garten, und durch die bunte Bohnenlaubc ging es am Gänsestall vorüber, wo sic mit dem lauten Geschnatter empfangen wurden, da» diese Thicre schon im alten Rom zu einer historischen Berühmtheit gemacht. Unter Pflaumen- und Apfelbäumen ging e» zurück, den Weg entlang zwischen Runkelrüben- und Gurkcnbecten, dann an den hohen Sonnenblumen am HauSgiebel vorbei und zum vorderen Eingang wieder hinein. „Wilhelm," sagte Mutter Sommerfeld, „nun krauch mal in den Rauch und hole mal den großen Schinken und die dicke Wurst herunter, wir wollen unseren Gästen — so nannte sie die Gesellschaft — auch etwa» vorsetzen. Vater, der ohnehin dazu nicht zu gebrauchen ist, ist von der Musik nicht wegzukriegcn. Viele Erinnerungen waren e», die in Vater Sommerfeld wieder auftauchten; war e» doch die Musik seine» Bataillon», die ihn zum heißen Kampse geführt und wenn auch nur noch wenige dabei waren, welche die glorreiche Zeit mitgemacht, so war doch vor Allem der Dirigent ein alter Kriegskamerad. Zwei Brode schnitt Wilhelm unverdrossen zu Stullen und auch „die Gäste" ließen sich nicht lange nöthigen. Für einige Faß Bier hatten die jungen Manner inzwischen gesorgt, da« sie eiligst von dem Gastwirlh herbeigeholt. Nun kam der Tanz erst gründlich an die Reihe und alle Winkel wurden tüchtig ausgekehlt. Polka, Walzer und Galopp, auch Rheinländer und Damenengagemeni, jo ging e» dann egal fort, lustig und vergnügt, bi» die Sonne von gestern Abend von der anderen Seite de» Hause» in die Fenster schien. Aber auch im Kruge war heute .Ballmusik". Dort fanden sich die Holzschläger, Knechte, Mägde und die sogenannten kleinen Leute ein. Nach Harmonika und Geige drehten sich die Paare nach der wilden polnischen Mazurka. Besonder» oft wurde Kra kowiak gespielt und bei dieser Polka sang dann die ganze Gesell schaft in polnischer Sprache mit ; denn wa» bei dem feinen Polen der in Rußland verpönte „Lensenmarsch" ist, der dort nur hin und wieder verstohlen gespielt wird, denn der Himmel ist hoch und der Zar ist weit, da« ist bei dem gewöhnlichen Polen „Krakowiak". Und Krakowiak spielt die Fiedel auf dem Jahrmarkt, die Flöte de« Hirten und die Harmonika an lauen Sommerabenden vor der Hütte oder im Kruge beim Tanz. Aber die Pfeifen ließ man beute auch nicht auSgehen, und von außen war kaum die Hängelampe zu erkennen, die mitten in der Stube hing und da» Licht spendete; sic sah so von Wolken überzogen au«, wie der Mond, der einen Hof hat. Al» dann später die Fenster geöffnet wurden, da kam eS so hoch, al« wenn der kleine Mann auf dem Lande bäckt und da» Holz noch grün ist. Aber auch hier herrschte die denkbar beste Stimmung; und als am Hellen Morgen endlich Harmonika und Geige Ruhe sanden, da hatten sich schon Verschiedene im Freien auSgeschlasen und Andere gingen im Schlangenlause nach Hause. Alle blickten aber froh zurück auf da» gestrige Waldsest und nicht zum wenigsten Frau Rendant und Frau Kontrolleur, denn nun hatten sie wieder Stoff auf lange Zeit. Heute wird nun da» Fest erst richtig vorgenommcn; und so nicht« Besondere» vorfällt, so wird e» da« Thema sein noch drei Wochen lang bi» zum nächsten Jahrmarkt. XI. Zu den Gewohnheiten de» Baumeister» Hcyd gehörte ein späte» zur Ruhe gehen und ein frühe» Erheben. Al» großer Naturfreund und ganz mit sich selbst zufrieden, konnte er stunden lang Felder, und Wälder durchstreifen. Hundertmal konnte er dasselbe sehen, dasselbe hören, und sein Interesse und seine Freude daran waren immer dieselben. Wenn die goldene Abendsonne de» Sonnabend« einen schönen Tag prophezeite, dann war er schon besonder» früh aus und jein Ziel war gewöhnlich die Waldc«höhe bei Jagen 14 und 15. E» war ihm eine innige Freude, zu sehen, wie die grauen Nebel in die Höhe stiegen, wenn die Sonne in ihrer majestätischen Er habenheit den jungen Tag begrüßte, wenn Hirsche und Rehe au» dem Walde treten, scheu umhcrspähen, dann ruhig am Wiesen rande ihr Frühstück suchen. Amseln und Finken melden sich dann vereinzelt, wenn der Wald erwacht. Bald ruft dann der Kuckuck, dann wird e« lebendiger in den grünen Laubwohnungen. Immer mehr Sänger finden sich, immer Heller klingen die Stimmen, bi» sie endlich einem Liede gleichen, da» die Vogelschaar zum Himmel sendet. Seit de« Baumeister« Anwesenheit in dieser Gegend war e« heute da» erste Mal, daß er zu späterer Stunde aus der Anhöhe erschien. Dienstlich war er verhindert, — e» mochte elf Uhr sein; aber er wollte nicht auf sein gewohnte» Vergnügen verzichten, um so mehr, da seine Arbeiten hier zu End« gingen und er nicht wußte. wie oft er noch von hier hinabsehen konnte in die ihm heimisch gewordene Landschaft. Unter der hohen finsteren Tanne erblickte er heute zum ersten Mal eine Bank — ein abgehobelte» Brett aus zwei in die Erde gerammte Pfähle befestigt. Lange konnte sie noch nicht stehen. Wer mag Sie nur hergebracht haben, fragte sich Heyd. Vielleicht der alte Rudow, vielleicht war e» auch der Herr Ober förster, der sie herbringen ließ. Einen Ver« mit Bleistift geschrieben bemerkte der Baumeister auf derselben, er bückte sich und la»: Wandrer wenn du müde bist - Laß dich ruhig nieder, Denn vielleicht du niemals siehst Dieses Plätzchen wieder! — „Denn vielleicht du niemals siehst diese« Plätzchen wieder," wiederholte Heyd nachdenkcnd und setzte sich auf die Bank. Sinnend sah er hinaus über Waldabhang und Wiesenrain; er konnte nicht müde werden, diese» Panorama zu bewundern, dessen herrlicher Anblick ihn immer und immer wieder anzog. In seinen stillen Betrachtungen störte ihn da» Geräusch eine» Wagens, da« vom Kreuzwege her zu kommen schien. ES wird wohl Jemand nach Lindenheim fahren, sagte er sich und sah den Fußweg hinab, der zum Dorfe führte. Bon Weitem sah er jetzt einen Menschen de« Wege« kommen. Er blickte aufmerksam hin und wieder hin. Wenn mich nicht Alle» täuscht, dachte er, so ist e» deS Oberförster« Tochter. Hcyd hatte sich nicht getäuscht. «Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — In wenigTagen werden wir neugierig zu dem Him mel aufschaucn, da in den Nächten de« 8. bis 12. August der große Stcrnschnuppcnschwarm der Perseiden am Himmel erscheint. Diese winzigen Weltkörper, („Weltslaub" nannte sie ein Weiser) beginnen bei 150—IVO Kilometer Höhe über un» infolge größerer Reibung in der dichteren Atmosphäre zu glühen und zu leuchten und bei 80 bi« 85 Kilometer Entfernung wieder zu dunkeln. Oft zerplatzen sie und die herabsallenden Stücke geben den gefürchteten Steinregen. Diese schwarzbraunen, oft wie verschlackt au-schenden Meteorsteine enthalten gewöhnlich VL Theile Eisen, 12 Theile Nickel, sowie wenige Beimengungen von Kupfer, Phosphor, Magnetkies, Mangan, Schwefel, Olivin, Augit, Kiesel erde und Chromeisenstein. — Dr Wind schlä't im. Eine vogtländische Dialcktprobe. „Endlich treffe ich Sic einmal, inein lieber Herr Löchlcr!" Dr Schuster macht en tiefen Knix und kreislet san dicken schwarzen Schnurrbort. — „Zweifellos, mein weither Herr Löchlcr, haben Sie einen bedeutenden laufenden Bedarf an Leder," Hub dr Le- derhannler a'. „Ich bin in der Lage, Ihnen ein höchst vortheil- hasteS Angebot zu machen. Tausend Centner hochfeines Schuh leder, extraprima, sind wir täglich zu liefern im Stande: Kalb, Rind, Juchten, Kip« oder Quintessenz! Kulanteste Bedienung, nicht KonvenirendeS nehmen wir bereitwilligst zurück. Sohlen leder unzerreißbar! Versuchen Sie es mit unserer Primawaare? Wieviel Centner darf ich in Nota nehmen? Fünf, zehn, zwan zig, fünfzig? — Rauchen Sie? Darf ich mir erlauben. Ihnen eine Importe, Marke „Mein Liebling" anzubieien? Bitte keine Umstände! Also, wieviel Centner darf ich notircn, verehrtestcr Herr?" — „Lader brauch ihch scha," söget geschmeichelt dr Läch ler» Schuster, „ober dach net su viel wie " „Herr Löchlcr! — Welche Bescheidenhcid? — Welche unendliche Bescheidenheit! — Welche Größe liegt in solch edler Selbsterniedrigung!" rief feierlich wie e' Schauspieler dr Laderhannler au«. „Oder soll ich," fuhr er fort, Ihre Aeußerung czuasi al« Abweisung auffassen? Ich will nicht hoffen! Mein Gott, man macht doch gern Ge schäfte! Versuchen Sie e«, bitte, mit einigen Centnern von je dem Genre. — Wieviel GeschästSfilialen haben Sie momentan, Herr Löchlcr?" — „GeschäftSfilialn! — Ihch! — Na, e Spaßet ho ihch immer verstanne, Harr Kunz", lachet dr Löchlcr. „Welche Verstellung!" riefet dr Laderhannler au«. „Fünfmal, sage und schreibe fünfmal an fünf verschiedenen Stellen habe ich Heuer Ihr Firmenschild: „Anton Lächler, Schuhmacher," prangen sehen! Nun verleugnen Sie noch Ihre Größe, wenn Sie e» können. Sie Großindustrieller!" — Dr Schuster wachsest de Forb. Be- traten stand r do — wa« sott er soz'n! Ober e Antwort mußt r gab'n. „Sogst dei Sach grod raus!" dacht r. „Harr Kunz", stotteret r draus, „Se warn entschulding, de Sach iS annerschter. Ihch ho heicr scha de fimstc Wahning mit manetlicher Kündigung, bie dreimohl nauSgesctzt wur'n und amohl mußt ihcd geleich wieder auszieh, weil mer dr HauSwcrth verwag'n Hau»- zinSschulden en Usen vur dr Nos' wackgcrissen heet. — 'S Schild war allemohl 'S nämliche, Se warn« a niemolr ze geleicher Zeil an verschiedenen Heisern gesah Hom. Kenne Se mer net en Tholer borgn. Harr Kunz, ze Brut und Zin«? — Lader namm ihch aa, ober mit dreißig Manet Ziel, franko in» Hau». Könnt a übersch Ziel nauSschießcn! Ze Suhl» könnten Se eweng zukumme lo'n — nei» Schuhwerk mach ihch net; ihch flick und besuhl nähr, wenn ihch Lader, Ncgel, Zwern und Auf- treeg ho. Pach iS noch soht do! Jtze könnt ihch grad eweng Suhlnleder gebrauch'«, ho aff c Paar Tuchpantoffeln Ladersuhln zu machen, übermorg'n kumme aa e Paar Kinnerstiefeln zen Besuhln vum ZerbelS Karl. — Ober es Nietigste iS e Tholer ze Brut un Zins!" Bei geben Wort war en Kunz sei Gesicht im en Zoll gewachsen, zeletzt mußt r siech dra ne Gartenzaung eweng «'halten. Wie r vum „Großindustriellen" O'schied nahm, drücket r im c Mark nei de Hand Aff- Ladergeschaft wott r verzichten. E. Leinweber im „Vogtl. Anz." — Der Bursche eines Tilsiter Offiziers klopft vor der Thür Hosen und Rock seine» Herrn au». Ein vorüber gehender Langfinger betrachtet mit Wohlgefallen die schönen Bein kleider. Er tritt an den Burschen heran, schreibt auf einen Zettel einige Worte, steckt ihn in ein Couvert und übergiebt dasselbe dem Burschen mit der Bitte, e» doch sofort dem Herrn Leutnant zu bringen. Der Bursche geht und läßt die Kleidungsstücke unten. Der Offizier liest die räihselhaften Worte: „Gelingt e«, ist c« gut; gelingt c» nicht, ist e» auch gut" und schickt den Burschen hinunter, den fremden Herrn zu fragen, wa« er denn eigentlich wolle, er möchte doch hinaufkommen. Aber der Fremde war in dessen verschwunden, und weinend kommt der Bursche zurück mir den Worten: „Herr Leutnant, e« ist ihm gelungen. Er ist mit Hosen und Rock davongegangen." — Ein Mißverständniß. In Waitzen (Ungarns ist dieser Tage in hohem Alter der dortige Bischof Konstantin Schuster gestorben. Au« diesem Anlaß erzählt da- „Neue Wiener Journal" salzenden Vorfall: Vor einigen Jahren weilte der Kirchenfürst einmal in Wien und meldete sich im Hotel al« „Bischof Kon- stantin Schuster an« Waitzen". Da» Amt»organ, da« die Frem denmeldung überwachte, hielt „Bischof" für den — nach unga rischem Braucd — vorgesetzten Familiennamen, und am nächsten Tage la» man in der Fremdenliste: „Konstantin Bischof, Schuster au» Waitzen."
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