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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 18.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189907183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990718
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-18
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Monat
1899-07
-
Jahr
1899
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— Dresden, 14. Juli. Durck» einen unbegreiflichen Leichtsinn gcrieth gestern in dem nahen Dorfe Obergorbitz ein junge« Menschenleben in Gefahr. Der 17 jährige Sohn de» Kirschpächier« Fritzsche legte zum Schuß ein frei daliegende« Ge wehr auf seinen gleichaltrigen Gefährten John an, ohne zu wissen, daß die Waffe geladen war. Den Worten: .Passe auf, ich schieße Dich jetzt todt!" folgte sofort ein Schuß au« nächster Nähe. Die Schrotladung drang dem jungen Menschen durch die Wange, zerriß die Zunge und verletzte noch andere Jnnentheile der Mund höhle. Einige Schrolkdrner drangen auch in den Hal«. Wenn John mit rem Leben davonkommt, wird er ohne Zweifel die Sprache ganz oder theilweise verlieren. — Plauen. Am hiesigen Postschalter wurde der Ehemiker vr. L. verhaftet. Er hatte sich mit seiner Frau mehrere Monate lang in Grimma in der Sommerfrische ausgehalten. Beide er lebten dort Mitte Mai durch die Geburt eine« Töchterchen« Elternfreude, feierten fröhliche Taufe und ließen sich auch sonst wohl sein. Am 25. Juni reisten sie jedoch während der Abwesen heit ihrer Wirthin Plötzlich mit vollem Gepäck ab, ohne etwa« andere« zu hinterlassen, al« viele Schulden, zwei Dienstmädchen und da« zwei Monate alte, in Seide und Spitzen gebettete Kind chen. Da die in Aussicht gestellte Rückkehr wegen Erkrankung der Frau ebenso auSblieb, wie unter allerlei Ausflüchten die Bezahlung, so wurde aus Ersuchen der hiesigen Polizeibehörde l)r. L. verhaftet. Er hatte sich nach Plauen von Jocketa aus begeben, wo er mit seiner Frau sich im Hotel zur v^gtländischen Schweiz aufhielt. Für da» verlassene Kind aber suchte der Grimmaer Stadtrath Unterkunst, iir. L. stammt aus Nordböh- men und ist, ebenso wie seine Frau, anscheinend au« guter Familie. — Buchholz, 15. Juli. In der gestern Abend abgchaltcnen öffentlichen Sitzung der Stadtverordneten wurden die Vermächt nisse des im Mai verstorbenen Fabrikbesitzer« Hermann Adler bekannt gegeben. Sic stellen der patriotischen und idealen Ge sinnung, welche der Heimgegangene schon bei Lebzeiten wiederholt bethätigt, ein letztes ehrende« Zeugniß au«. In seinem letzten Willen stiftete er aus seiner Hinterlassenschaft 2060 M. für den Armen- und Krankcnpflcgcverein durch Diakonissen, 2000 M. für die Klcinkinderbewahranstalt .Amalienstift" mir der Bestimm ung, die Zinsen den Kindern an dem Geburtstag de« Kaisers und des König«, sowie am Sedanfeslc verbesserte Kost, Kuchen und Chokolade, sowie in der Osterwoche Eier zu verabreichen, 1000 M. für ein Bürgcrhospital, 1000 Bk. für ein Nolksbad, 3000 M. für die Armenkasse mit der Bestimmung, daß die Zinsen des Betrages solange zum Kapital geschlagen werden, bis sie ausreichen, alljährlich im Februar sür die hiesigen Armen einen Toppclwagcn Braunkohlen anzuschaffen, 1000 M. für die Buchholzer Bürgerschule zur Anschaffung von Lehrmitteln, 500 M. für den Kaufmännischen Verein zur Verwendung der Zinse» als Beitrag zu Vorträgen, 500 M. für den VcrschönerungSverein zur Instandhaltung der Wald- und Waldschlößchcnanlagen und 1000 M., von deren Zinsen alljährlich Buchen angepflanzt werden sollen, um dadurch der Stadt wieder die Begründung ihrer Namensabstammung (früher Buchenholz genannt) zu geben. Die Stadtverordneten nahmen unter Ausdruck der Anerkennung und des Dankes die Stiftungen an. — Wie weiter mitgetheilt wurde, hat der selig Entschlafene auch 1000 M.sür kirchliche Zwecke bestimmt. — Crimmitschau, 13. Juli. Der gegen den 28 jährigen Zimmermann Hascher ausgetretene Verdacht, daß derselbe der Urheber des in der letzten Mainacht gegen den 'Nord-Süd-Expreß zug verübten Attentats sei, bestätigt sich nicht. Hascher wurde kürzlich wegen eine« Sittlichkeitsvergehen« verhaftet. — Limbach, 15. Juli. Vorgestern wurden hier mehrere Schüler des Technikums in Gewahrsam genommen, welche in der Nacht zum 2. Juni in hiesiger Stadt groben Unfug und Sachbeschädigungen verübten und verdächtig erscheinen, auch in selbiger Nacht die zum hiesigen Rittergute gehörige, in der Nähe des Bahnhofs errichtete Lustscheunc, welche mit Stroh, Heu und anderen leicht brennbaren Vorräthcn angefüllt war, vorsätzlich in Brand gesteckt zu haben. Drei der Schüler wurden gestern Vormittag wieder entlassen, während zwei, ein gewisser Nickel au« Crimmitschau und ein gewisser Claiso aus Breslau, von denen der eine die That verübte, und der andere den Brennstoff (Streichhölzer) lieferte, in Untersuchungshast genommen wurden. Die Strafe dürfte bei den übermüthigen Burschen, welche noch nicht dar 20. Lebensjahr erreicht haben, nicht gering auSfallcn, da der damalige Brand den Tod einer Menschen verursacht hat. Wie noch erinnerlich sein dürfte, hat in fraglicher Nacht der von der Polizei gesuchte Arbeiter Freitag au« Oberlungwitz in der Lustscheunc genächtigt und bei dem Brande so schwere Wunden davongctragen, daß er tag» darauf im hiesigen Krankenhause verstarb. Wetterpropheten aus dem Hyierreich. Von vr. L. Zieg ler. Der Glaube an den Einfluß de« Wetter« aus Len Körper und Geist de« Menschen ist lein leerer Wahn, e« darf vielmehr als unbestreitbare Thalsache gelten, daß der Witterungswechsel, also die Ad- und Zunahme der Feuchtigkeit und de« Drucke« der Lust, die größere oder geringere elektrische Spannung der un« umgebenden Luftschicht, auf die menschliche Stimmung u. Gesund heit einwirkt. Dieser ost tiefe Einfluß, sowie die Erkenntniß, daß eine sichere WittcrungSkunde von großem und unabsehbarem Nutzen nicht nur für die Landwirlhschaft, sondern auch für La» mensch liche Dasein sein würde, ließ schon vor Jahrtausenden in der Menschenbrust den Wunsch entstehen, da» Wetter auf möglichst lange Zeit Voraussagen zu können. Auf welche Irrwege unsere Urväter dadurch gelangten, kann man in alten Büchern genugsam lesen. So erklärte beispielsweise noch zu Ansang de« 17. Jahr hundert« der berühmte Arzt und Forscher Tbeophrsstu« I'uru- eelsu8 in seinem Werke über die Meteoren, die Nebensonnen seien messingene, von Luftgeistern angefcrtigte Becken, die Sternschnuppen seien Exkremente der Gestirne, welche au» der Verdauung ihrer astralischen Speisen ent stünden. Solchen Unsinn schrieb ein Arzt, von dem heilsame Tink turen noch in der heutigen Apotheke vorräthig gehalten werden, der al« Arzt große Erfolge zu verzeichnen hatte. So hoch die moderne Meteorologie auch steht, ihre Wetter berichte lassen immer noch Viele« zu wünschen übrig. Auch unser Barometer irrt sich manchmal, so ist es denn kein Wunder, daß die Menschen, besonder« die Ackerbautreibenden, immer noch darauf bedacht sind, gewisse Veränderungen in ihrer Umgebung, die einen bevorstehenden Witterungswechsel ankündigen, sich zu merken, um sie al« Wetterpropheten zu verwerthen. AIS solche spielt da» Thierreich eine große Rolle. So weiß jeder Jäger, daß da« Wetter umschlagen wird, wenn sein Hund plötzlich träge und faul wird und geringe Freß lust zeigt. Der Hund ist dann wetterlaunig, d. h. er ist unwohl und strömt einen widerlichen Geruch au«, wodurch unfehlbar kommender Regen engczeigl wird. Ebenso sicher zieht ein Gewitter aus, wenn di« Schafe anscheinend ohne Grund blöckend und lär mend hin und her laufen. Hirsche und Rehe werden bei einem nahenden Gewitter sehr unruhig und stoßen kurze, eigenartige Laute au»; sie .schrecken", wie der Weidmann sagt. Vorzügliche Wetterpropheten sind die Eichhörnchen. Sie fürchten Regen, Sturm und Gewitter in hohem Grade und zeigen diese« schon lange vorher an. Schon einen bi» anderthalb Tag vorher zeiget: sie Unruhe durch beständige« Umherspringen auf den Bäumen, wobei sie «in ganz eigcnihümliche« Pfeifen und Klaschen vernehmen lafsen, welche- man nur bei großer Erregung bei ihnen wahrnimmt. Noch ehe ein Mensch schlechte« Weller ahnt, zieht sich da» Eichhörnchen in sein Nest zurück, verstopft bei drohendem Sturm da« Au»gang«loch und wartet so Sturm und Unwetter ab. Auch die Vögel liefern zahlreiche Wetterpropheten. Wenn Enten und Gänse unter großem Geschrei und Ge schnatter viel tauchen und auf dem Wasser erregt plätschern, wenn unser Haushahn ungewöhnlich ost kräht, wenn die Tauben in unbehaglicher Stimmung auf dem Dache hocken, dann ist binnen 24 Stunden Regen zu erwarten. Dagegen kann man aus klare« und trockene« Wetter rechnen, wenn Krähen und Raben sich aus dem Felde zusammenschaaren, wenn im Walde die Holztauben fleißig schreien, wenn Abend« die Fledermäuse emsig umherflattern. Al« berühmte Wetterpropheten haben von jeher die Schwalben gegolten. Sie werden stet« gute Propheten bleiben, weit sie ja nach Witterung höher oder niedriger fliegen müssen, da ihre Nahrung, die Insekten, je nach dem Druck der Lust hoch oder niedrig umherschwirren. Schlechtes Wetter giebt e«, wenn die Schwalbe stumm dicht über dem Erdboden fliegt, gutes Wetter giebt e« oder bleibt e«, wenn sie unter fortwährendem Geschrei in hoher Luft dahinjagt. Unter den Amphibien gilt der Frosch als der berühmteste Wetterverkünder. Gewöhnlich wird ein Laubfrosch in ein Ein- machegla« gesperrt, das zum Thcil mit Wasser ungefüllt ist, aus dem eine kleine hölzerne Leiter bi« an die mit Gaze überzogene Oefsnung de« Glase« cmporragt. Läßt nun der Frosch von der Spitze seiner Leiter herab die bekannten melodischen Töne erklingen, so tritt schlechtes Wetter ein; sitzt der Frosch unten, so bleibt da« Wetter gut. Leider sind seine Prophezeiungen nicht so zuverlässig, wie man allgemein glaubt; er ist vielmehr sehr oft ein unzuverlässiger Patron, der sowohl bei gutem wie auch bei schlechtem Wetter schreit und e» mit seinem Aufenthalt in oder außerhalb de« Wasser« nicht so genau nimmt. Da ist unser gewöhnlicher medizinischer Blutegel ein weit zuverlässigerer Prophet, was noch viel zu wenig bekannt ist. Liegt der Blutegel ruhig und lang auf dem Boden seine« Gefäßes, ähnlich wie dasjenige de» Frosche«, so ist schöne« Wetter zu erwarten, desgleichen, wenn er mit ruhigen Bewegungen schwimmt. Steht Regen bevor, so kriecht der Blutegel an den Rand de« Gefäßes, gewöhnlich außerhalb des Wassers. Bei drohendem Sturm oder Gewitter macht er auffallend rasche und unregelmäßige Bewegungen und Kreise in seinem Wasser. Auch unter den Fischen befindet sich ein guter Wetter prophet, e« ist diese« der Wetterfisch, auch Schlammschmcrtc oder Schlammbeißer genannt. Dieser Fifch ist sehr empfindlich gegen die elektrischen Einwirkungen der AtSmosphäre. Schon 24 Stunden vor einem Gewitter gebettet er sich höchst unruhig. Sonst immer unten im Schlamm sich aushaltend, kommt er bei drohendem Ge witter an die Oberfläche de« Wasser« und schwimmt unter be ständigem Luftschnappen aufgeregt hin und her. Er wird in Gegenden, wo er vorkommt, vielfach von den Landleutcn al« Wetterprophet in einem großen Glase gehalten, dessen Boden etwa 5 ein hoch mit Kie« belegt ist. Er hält sich so leicht, indem man ihm Semmelkrumchen al« Futter und im Sommer zweimal, im Winter einmal wöchentlich fris-be« Wasser giebt. Bon den Insekten zeigen die Bienen und WcSpen Ge witter stundenlang vorher an, indem sie große Unruhe und Ge reiztheit zeigen. Wenn die Bienen nicht mehr recht ausfliegen, sondern nach kurzem Flug mit wenig Nahrung zurückkehren, so tritt sicher bald Regen ein. Kurz vor Regenwetter sind Mücken und Stechfliegen am zudringlichsten. Je nach der Höhe der Luftschichten, in denen an Sommerabendcn die Mücken schwärmen, kann man analog dem Barometer auf die kommende Witterung schließen. Bewährte, von Falb und Prof. Hellmann in Berlin bestätigte, Bauernregeln sind: Auf einen milden Winter folgt ein nasser, kühler Sommer; aus einen sehr milden Winter folgt ein recht warmer Sommer. Jeder milde Winter beginnt schon in der Milte der zweiten Hälfte de« November«. Rath einer Mutter an die Tochter nach der Hochzeit. Liebe Tochter! Tu bist in den Stand getreten, der Glück wie Elend bringen kann. Du bist mit einem ehrenvollen Manne von offenem und edelmülhigem Charakter verbunden. Dir stehen also alle wesentlichen Bestandlheile häuslichen Glücke« zu Gebote, e« kann Dir nicht verloren gehen, wenn Du von nun an Deine Aufmerksamkeit auf da« Benehmen richtest, wenn Du den Pfad erkennst, von dem nie abzuweichen Dein fester Entschluß sein muß. — Unser Benehmen ist oft da« Resultat von Grille und Laune, verursacht un« ost viel Leiden, bis wir erkennen, wa« da« PrciSwürdigste und Wesentlichste zum Glücke ist. Die erste Regel, welche Du Deinem Sinne tief einprägen mußt, ist die, nie zu versuchen. Deinen Gatten durch Widerstand oder ein son stige« Zeichen von Zorn zwingen zu wollen. Ein Mann von Verstand, Einsicht, tiefer Empfindung duldet keinen Widerstand irgend einer Art, der von einem zornigen Blick oder Au-druck begleitet ist. Seine Zuneigung wird geschwächt, er empfindet den tiefsten Verdruß, er fühlt sich in seinen eigenen Augen herabgesetzt und, glaub' wir, die Frau, welche erst einmal dergleichen Gefühle in de« Galten Brust erregte, wird nie den festen Grund und Boden wieder erlangen, den sie bewahrt haben möchte und müßte; denn wenn er sie heirathct und ein guter Mann ist, so erwartet er eine freundliche, aber keine mürrische Miene von ihr, hofft in ihr kein Wesen zu finden, welche« ihn meistert, ihm die Freiheit nimmt, zu handeln, wie e« ihn sein gesunde« Urthcil eingiebt, sondern da« so viel Vertrauen in ihn setzt, zu glauben, daß nur seine Klugheit der beste Führer ist. — Kleinigkeiten, die an sich nicht« weiter al« Lappalien sind, geben oft zu Uneinigkeiten, ja selbst zu Streit Anlaß. Laß also dergleichen nie Gegenstand de« Zanke« werden; füge Dich freundlich mit einem liebenden Lächeln darein, die» bezaubert Deinen Mann und nimmt ihn ganz sür Dich ein. Einen Streit mit Deinem Galten mußt Du mit al» da« größte Unglück betrachten, vor welchem Du Dich also aus da« Sorgfältigste hüten mußt ; e« ist ein böser Dämon, den Du nie in Deine Behausung dringen lasten darfst, in der nur Frie den, unverletzte« Vertrauen und herzliche Liebe heischen sollen. — Wa« kann überdie« eine Frau durch ihren Widerstand oder ihre Gleichgültigkeit auch gewinnen? Nicht da» Geringste; im Gcgentheil, sie verliert Alle«, sie verliert die Achtung ihre« Gatten vor ihren sonstigen Tugenden, sie verliert seine Liebe und damit die Aussicht künftigen Glück«. Sie verursacht sich also selbst Unglück und überläßt sich dann eitlen und lhöriglen Klagen »er geben«. — Die Liebe eine« Gatten kann nur durch die hohe Meinung bewahrt werden, die er von der Herzen»güte seine» Weibe«, ihrem liebenswürdigen Charakter, der Sanflmuth ihre« Gemüth», ihrer Klugheit und Liebe zu ihm hegt. Laß bei keiner Gelegenheit diese Meinung geschwächt werden; im Gegentheit, sie muß täglich fester wurzeln, der Mann muß immermehr Ver anlassung finden, sein Weib dieser Eigenschaften wegen zu be wundern, die da» tugendhafte Weib in einen Lichtschimmer hüllen, wenn ihre persöhnliche Anziehungskraft dahin ist. — Dein Gatte blieb länger au», al« Du e« erwartest, empfange ibn bei seiner Rückkehr wie den Genossen Deine« Herzen«. Er täuschte Deine Erwartungen in Bezug auf etwa«, vielleicht auf Putz, HauSgerälhe oder Gemächlichkeit; laß deshalb nie Unzufriedenheit blicken und nimm seine Entschuldigung sreundlich aus. — Du bist haushäl terisch, und er ladet, ohne Dir vorher etwa« gesagt zu haben, Gesellschaft ein oder bringt einen Freund al» Gast mit. Wie auch immer die Mahlzeit beschaffen, wie knapp sie auch und un möglich e« sei, reichlicher vorzusetzen, empfange Deine« Manne» Gäste mit heilerem Gesicht, decke sreunvlich Deinen Tisch und bewillkommne den Galten und seine Gäste mit Herzlichkeit; die« wiegt alle» Fehlende mehr al« genug auf; e« zeigt von Liebe für Deinem Galten, eigenem Verstände und feiner Sitte und verleiht der einfachen Kost eine höhere Würze, al« womit sonst aller Luxu« Prahlen kann; nie zeige Dich bei einer solchen Ge legenheit auch nur im Geringsten mürrisch. — Deine Untergebe nen lehre Dich achten und lieben, während Du von ihnen eine vernünftige Erfüllung der ihnen zukommenden Pflichten erwartest; quäle nie Dich selbst oder sic mit Zank, denn diese verabscheu- ungSwürdige Gewohnheit hat nie eine andere Folge gehabt, als sie unzufrieden und grob zu machen; ermahne sie daher mit ruh iger Festigkeit. — Bilde Deinen Geist durch die Lektüre solcher Bücher, die zugleich bilden und unterhalten. Geschichtliche, poe tische, moralische (worunter die «Stunden der Andacht" obenan- stchen), Lebens- und Reisebeschreibungen werden gewiß Deinen Verstand schärfen, Dich zu einer geistreichen und angenehmen Gesellschafterin machen und überdies Deine Tugend kräftigen. — Gegenseitige Artigkeit ist unter den innigsl verbundenen Freunden zu der Harmonie wesentlich, die nie gestört oder unterbrochen werden sollte. Wie wichtig ist die Harmonie daher nicht zwischen Ehegatten. Je inniger die Liebe ist, desto weniger wollen Beide irgend vernachlässigt oder mit der geringsten Roheit und Ver nachlässigung behandelt werden. Und wenn diese Höflichkeit auch an sich keine Tugend, ist sie doch mindestens ein Mittel, Uneinig keit und selbst Streit zu verhüten! Sie ist da» Oel der Ver bindung, entfernt Rauheiten und verleiht Allem einen angenehmen und ungestörten u. freundlichen Fortgang. — Ich füge noch hinzu, daß eheliche« Glück nicht von Reichthum abhängt; nein, suche e« nicht in irdischen Gütern, sondern in Gesinnungen, die zu den beiderseitigen Lagen passen und sich vereinbaren. Ich meine damit nicht. Dein Gatte solle nicht darauf bedacht sein, sein Vermögen auf jede mögliche und empsehlenSwcrthe Art zu ver- werthen; nein, ich möchte vielmehr wünschen, ihn recht thätig in dieser Absicht beschäftigt zu sehen, weil Beschäftigung und emsige Thätigkcit zur Erreichung eine« lobenSwerthcn Zweckes wesentlich zum Glücke erforderlich ist. — In der Verwaltung der häuslichen Angelegenheiten lasse nur Klugheit und weise Sparsamkeit vor herrschen. Laß in allen Deinen verschiedenen Geschäften Sauber keit, Ordnung und Verstand blicken. Verbinde Freigiebigkeit mit vernünftiger Sparsamkeit, bewahre immer etwa» für milde Zwecke und verschließe Deine Thür der leidenden Menschheit nicht. Ihr Vermächtnis. Roman von Maximilian Moegelin. <S. Fortsetzung.) „Mein Kind, wir haben eine bewegte Woche hinter uns," sagte der Oberförster zu Hertha, al« sie dem Hause zuschrittcn. „Und eine segensreiche Woche, mein lieber Vater; doch nun wirst Du Dich auch recht schonen, denn Du hattest ja alle Sorgen um den Kranken auf Deine Schultern genommen." „Nun, darum gräme Dich nur nicht, meine Tochter, denn c« war nicht anstrengender al« da« Reiten durch die Forsten, besonders im Winter zur Zeit de« Holzfchlage«, aber sage nur, Hertha, wie gefiel Dir dieser Herr?" Mit ihren großen blauen Augen sah sie ihren Vater be troffen an. „Mein guter Vater," sagte sic anscheinend ruhig, „zu un« kommen viele Männer, von hohem Adel bi« zum ein fachsten Landmannc, aber sie alle erscheinen mir nicht so edel wie dieser Mann in seinem einfachen und würdevollen Auftreten. Findest Du nicht selbst, daß diese« ungekünstelte Wesen und seine natürliche Bescheidenheit ihn überall beliebt und gerngcsehen machen müssen! Und wie zufrieden mögen wohl die Leute sein, die mit und unter ihm zu arbeiten haben! Wa« sagst Du nur zu dem herrlichen Liede, da« seine wundervolle Stimme weit in den Wald hincintrug? Hast Du je etwa« Schönere« gehört? Und diese« Lied, das so wunderbare Erinnerungen in mir wachrief — da» ist sein Lied. Als die Herren da waren wegen der Wcgebauten, und Du un« kurze Zeit verließest — da erfuhr ich c». Ach mein guter Papa, unser Wald ist herrlich, so herrlich wie er weit und breit nicht ist, aber etwa« fehlt ihm — da« Meer, da« seine Wellen an unsere Abhänge oder Grcnzhügel wirft. — Als ich vor zwei Jahren auf der Oberförstern Warnow war, da haben Hildegard und ich täglich stundenlang hinabgeschaut von den Buchenhöhcn Wollin« aus da» majestätische Meer, oder an Len Ufern der Wellen gelauscht, wa« sie erzählten von fernen Ländern und dem Reichthum und der Pracht de« Meeresgründe«. Wenn die goldene Sonnenschcibe mit ihrem Purpur in ihrer erhabenen Ruhe hinabstieg in die ewigen Fluthen — ach lieber Vater, alle diese schönen Erinnerungen zogen an meinen Augen vorüber in feinem Liede." „Nun, meine Tochter," sagte der Oberförster, „ich bin ganz Deiner Meinung, konnte ich mir doch schon Dein Urtheil denken. Er ist ein edler Mann. In meinem Leben habe ich viele gute Menschen kennen gelernt, aber so sympathisch, wie dieser Mann, war mir selten einer. Aber sage mir, Hertha, woher kennst Du diesen Mann?" Hertha sah ihren Vater überrascht an. „Woher weißt Du nur, Vater, Laß ich diesen Herrn kenne? Noch habe ich mit keinem Menschen davon gesprochen!" „Nun, mir war e« nur so — al» wenn Du ihn längst kennen müßtest!" „Ja, lieber Vater, ich kenne ihn allerdings, aber nur zwei mal im Leben ist er mir begegnet. Al« ich damals von Tante Wallen kam, al« sich der Zug verspätete, stieg er in da« näm liche Coupe; doch fuhr er nur zur nächsten Station; dann sah
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