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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 08.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189907086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990708
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-08
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Monat
1899-07
-
Jahr
1899
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gestaltung der Schmalspurbahn-Tarife zugeschickt werden, E« wird darin erwähnt, daß den vielen Zeiten unter Hinweis auf die günstigeren Bedingungen bei den Bellspurbahnen eine Er mäßigung der Frachten und Gebühren auf den Schmalspurbahnen angestrebt werde und auch im Eisenbahnrathe da« gleiche Verlangen zum Ausdruck gekommen sei. Diese Beschwerden seien daher noch mal» eingehend geprüft worden. In dieser Hinsicht werden zu nächst die Frachtsätze auf den sächsischen Schmalspurbahnen mit denjenigen in Preußen, Baden und Mecklenburg (!) verglichen, um zu zeigen, daß namentlich im UebergangSverkehre zwischen voll- und schmalspurigen Bahnen, welcher etwa 80 Prozent de« Gcsammtgüierverkchr« der letzteren au-mache, die sächsischen Sätze überall niedriger sind al» die außersächsischen. Auch werde in Sachsen aus den Schmalspurbahnen Eilgutfracht nicht erhoben, obgleich die Beförderung kaum langsamer erfolge al« auf anderen deutschen gleichartigen Strecken, wo da» Doppelte der gewöhnlichen Fracht angesctzt werde. Im UebergangSverkehre zwischen Voll- und Schmalspurbahnen in Sachsen würden für die Beförderung auf den letzteren Bahnen nur die reinen Slreckensätze, d. h. die um die Abfertigungsgebühr gekürzten Binnensrachtsätze, zuzüglich einer mäßigen Umladcgcbühr erhoben, während auf den außer sächsischen Schmalspurbahnen theil« die vollen Binnensrachtcn ohne Einrechnung einer Umladegebühr, theils die vollen Binnen frachtsätze zuzüglich einer Umladegebühr berechnet werden, theil« wohl eine geringfügige Kürzung der Binnensrachtsätze cintritt, dafür aber ebenfalls Umladekosten angesetzt werden. Immerhin wird anerkannt, daß noch Unbilligkeiten betreffs der Fracht berechnung auf den Schmalspurbahnen im Vergleich zu derjenigen bei den Hauptbahnen auSzuglcichen bleiben. Die weiter spcziali- sirtcn Unterlagen für da« abzugebcnde Gutachten über die Herab- jetzung der Schmalspurtarisc soll nach den Vorschlägen de« HandclS- kammcrgrcmium» den Behörden zur Kennlnißnahmc überreicht werden. — Leipzig, 5. Juli. Herr Oberbürgermeister vr. Ditt- rich in Plauen hat die auf ihn gefallene Wahl zum Bürger meister der Stadt Leipzig unter der Voraussetzung angenommen, daß ihm eine Umzugsentschädigung von 15 Prozent seine» Gehalte» gewährt und eine Zahl der feither verbrachten Dicnstjahrc als pensionsberechtigt angerechnet werden. — Ehemnitz. Das hiesige königliche meteorologische In stitut ist vom königlichen Ministerium des Innern beauftragt worden, ein Verfahren auszuarbeiten, durch welches es möglich ist, die Beobachtungen der Witterung in Sachsen mehr als bis her den praktischen Zwecken der Industrie und Landwirthschaft nutzbar zu machen. Nach Ansicht des Institutes ist nur eine wirklich nutzbare Verwendung der Auszeichnungen auch für die Hochwasser-Meldungen erst dann möglich, wenn eS gelingen sollte, die täglichen Meldungen der Niederschlags- und Temperatur- Beobachtungen von einer genügend großen Zahl von Stationen zu erhalten; es hält darum eine Vermehrung von Stationen für solche Aufzeichnungen durchaus für nöthig. — Zwickau,». Juli. In der heutigen dritten Vierteljahrs sitzung des Kgl. Schwurgerichts wurde in die Verhandlung gegen den gegenwärtig hier in Untersuchungshaft befindlichen, früheren Post gehilfen Paul Hermann Sch. aus Schneeberg wegen schwerer AmtS- unicrschlagung und Unterdrückung von Briefen eingetretcn. Dem bisher noch unbestraften 21 Jahre alten, ledigen Angeklagten, der zuletzt bei dem Kaiserlichen Postamtc zu Schönheiderhammer beschäftigt war, wurde zur Last gelegt, 39 Mk. 14 Pf., die er in amtlicher Eigenschaft von dem Sohne des Materialwaarenhänd- lers Schwalbe in Schönheide zur Ablieferung an die Kasse des Postamts empfangen hatte, unterschlagen und in Beziehung auf diese Unterschlagung die zur Eintragung und Kontrolc bestimmten Bücher, nämlich das Annahmebuch l! für Postanweisungen und da« Abschlußbuch der Zweigkassc und Abrechnungsstellen unrichtig geführt, weiter auch einen der Post anvcrtrauten Brief — die Schwalb'sche Postanweisung — unterdrückt zu haben. Nach er folgter Beweisaufnahme erklärten die Herren Geschworenen den Angeklagten der ihn beigemesscnen Strafthaten schuldig, gewähr ten ihm aber mildernde Umstände. Gemäß ZK 246, 350, 351, 354 de» ReichSstrafgcsetzbuchS verurtheilte ihn darauf das Gericht zu 9 Monaten Gcfängniß, worauf es ihm einen Monat Unter suchungshaft anrcchnete. — Zwickau, 4. Juli. Dritte Strafkammer. Im Februar d. I. lud der Sattlermcister Gustav Paul G. in Schönheide den Zugführer Thieme daselbst ein, bei der Taufe seiner Tochter Pathenstelle zu vertreten, indem er ihm außerdem einen Gevatter brief übergab. Infolgedessen begab sich Thieme am 26. desselben Monat«, als am Tage der Taufhandlung, in die Wohnung G.'S, woselbst er von diesem zunächst auf da» Freundschaftlichste bewill kommnet u. dann von ihm in ein Nebenzimmer, in dem sich seine Ehesrau und sein Schwiegervater befand, geführt wurde. In Gegenwart der Letzteren setzte nun G. den nur zum Scheine als Gevatter geladenen Thieme über ein angeblich von diesem über die Ehefrau G.'S verbreitete« ehrenrühriges Gerücht zur Rede, beleidigte ihn ohne Weiteres und versetzte ihm dann einen so heftigen Faustschlag in da« Gesicht, daß ihm da» Blut über die Wangen floß. Wegen Körperverletzung und Beleidigung wurde G. am 24. Mai d. I. von dem Königlichen Schöffengericht zu Eibenstock zu 4 Wochen Gcfängniß und 30 Mark Geldstrafe, an deren Stelle im Falle der Uneinbringlichkeit 6 Tage Hast zu treten haben, verurtheilt. Bei dieser Bestrafung verblieb es auch in der Berufungsinstanz, da die von dem Angeklagten gegen da« schöfsengerichtliche Unheil eingelegte Berufung verworfen wurde. — Zwickau, 6. Juli. Der vormalige Rechtsanwalt Schrap« hier, bekannt durch seine vielen Prozesse wegen Beleidigung de« RichterstandeS usw., wurde vor einiger Zeit der Irrenanstalt Untergöltzsch zugcführt und neuerdings entmündigt. — Meerane. Die große Prämie der Aachener Dombau- Geldlotteric im Betrage von 300,000 Mark, die auf die "Num mer 30166 fiel, welche ein Gutspächter im nahen Schwanefeld spielte, scheint ein eigene« Verhängniß zu haben. Die Aachener Lotterie-Direktion weigert sich nämlich, den Gewinn auszuzahlen, weil der Gewinner nicht in dem Besitze der GlückSlooseS ist. Der Spieler hatte da» LooS nämlich vorher zurückgesandt, einige Tage daraus sich jedoch ander« besonnen und den Geldbetrag für da« LooS eingesandt; da« letztere selbst hatte er nicht in Händen. Nach dem jetzigen Stand der Dinge scheint e« nun zum Prozesse zu kommen. — Crimmitschau, 4. Juli. Bekanntlich wurden am 30. Mai d. I. früh in der 3. Stunde zwei starke Eisenbahnschwellen aus da« Bahnglei« der Strecke Crimmitschau Culten gelegt, um eine Entgleisung de« um diese Zeit dort durchgehenden Nord- Süd-Expreßzug« herbeizusührcn. Im Verdachte, den gemeinen Bubenstreich auSgcsührt zu haben, steht der 27 Jahre alte, etwa« geistig beschränkte, unrerheirathetc Zimmermann Hascher au« Neu kirchen, der deshalb gestern ebenfalls zu Haft kam. Weiter be merkt man, daß Hascher bereit« im Jahre 1895 wegen Brand stiftung sich in Untersuchung befunden hat, jedoch nicht bestraft werden konnte, weil er nicht normal war und deshalb in eine Irrenanstalt gebracht werden mußte. — Auerbach. Eine für Mittwoch von dem Stadtver ordneten und Fabrikbesitzer Petzoldt einberusenc Bllrgcrver- sammlung wurde aus Grund de» K 38 der Revid. Städteord nung verboten. Es sollte in dieser Versammlung da« Thema: „Aufklärungen bezüglich der zur Erhebung der städtischen Ein kommensteuer festgesetzten Quoten und der damit in Verbindung stehenden Defizitangelegcnheit" behandelt werden. — Markneukirchen, 5. Juli. Der Bahnhossinspcktor Ulbricht ist, da der gegen ihn vorliegende Verdacht bei den Erörterungen sich abgeschwächt hat, au« der Untersuchungshaft, welche er in Plauen verbüßte, entlassen worden. — Kottenhaide bei Schöneck. Die kleinste Schule Sach sens, ja ganz Deutschland» dürften wir wohl hier in Koltenhaidc haben. Sie wird gegenwärtig von drei Schulkindern und einem Fortbildungsschule! besucht. Den Unterricht ertheilt ein Hilfs lehrer. Der Ort selbst besteht außer den beiden Oberförstereien noch au» acht Häusern. Man hat hier deshalb eine Schule er richtet, weil unser Ort zu weit von anderen Schulgemeinden ent fernt liegt. — Da» Projekt der Errichtung einer elektrischenStra- ßenbahn von Schneeberg über Hundshübel, Rothenkirchen, Rodewisch, Auerbach nach Falkenstein-Plauen wird gegen wärtig in den einzelnen Gemeinden, einer Anregung der städtischen Kollegien zu Schneeberg folgend, wieder lebhaft erörtert. Wäh rend Viele die geschäftliche Durchführbarkeit sehr wohl für möglich und günstig halten, werden von anderer Seite Zweifel geltend gemacht. Da» Uebersteigen der bedeutenden Höhe Hundshübel- Rothenkirchen dürfte namentlich im Winter dem Betrieb nicht unerhebliche Schwierigkeiten bereiten. Hin Techniker der Madek. Zum 80. Geburtslage des Erfinders der Nähmaschine, Etias Howe, geb. am 9. Juli 1819. Von vr. L. Winsen. Nächst der Dampfmaschine und dem Telegraphen hat wohl keine Maschine der Neuzeit ein solch charakteristische« Gepräge gegeben, al« die Erfindung nicht nur, sondern auch die Anwend ung der Nähmaschine. Selbst die Entdeckung de« Dynamo- Prinzip« durch Werner Siemens und die damit verbundene prak tische Verwerthung der Elektrizität kann sich nicht mit der durch greifenden Popularität, die die Nähmaschine heutzutage sich errungen, messen. Die Nähmaschine ist heute die wichtigste, die unentbehr lichste Maschine in einem jeden nur Halbwegs besser situirten Haushalt. In dieser Beziehung hat sie allen übrigen Maschinen den Rang abgelaufen. Wenn wir am heutigen Tage EliaS Howe al» den Erfinder der Nähmaschine feiern, so müssen wir bekennen, daß die eigent liche Erfindung der Maschine schon viel früher erfolgte und daß Howe nur derjenige war, der die erste wirklich brauchbare Nähmaschine konstruirte. Die ersten Versuche, die man machte, um das Nähen aus rein mechanischem Wege zu bewerkstelligen, datircn rückwärts au« dem Ende de» vorigen Jahrhundert«. Schon um 1790 nahm Theodore Saint ein englisches Patent auf eine Maschine zum Sohlennähen. Der Erste, welcher zwei Fäden zur Bildung einer Naht verwandte und sich dem Verfahren de« Weben« anschloß, war ein Deutscher, Joseph MaderSberger in Wien. Er bediente sich auch der Nadel, die ihr Oehr an der Spitze hat und ge brauchte die Maschine zum Abnähcn von schweren Steppdecken. Diese Maschine gerieth, ihrer ungemeinen Schwerfälligkeit wegen, mit Recht in schnelle Vergessenheit, obwohl ihr Erfinder volle 32 Jahre auf ihre Konstruktion verwandt hatte. Mit wirklichem Erfolg löste erst der Amerikaner Elia« Howe im Jahre 1845 das Problem des Maschinennähens, weil er die richtige Idee zu dessen Lösung erfaßte und sie dieser gemäß konstruirte. Schon 1834 freilich hatte der Amerikaner W. Hunt in New-Jork die Mafchii.e nach Howe'schcm Prinzip gebaut, ohne indeß nenncnS- wcrthen Erfolg damit zu haben. Die Eigenthümlichkeit der Howe'schen Maschine bestand in der Nadel und dem Weberschiffchen. Der Nadclsaden mußte bei ihm, wenn die Nadel selbst den Stofs durchstochen Halle und au« ihm wieder empor wollte, eine Schlinge bilden. Diese Schlinge erreichte er dadurch, daß der im Stoff steckende Faden durch die Reibung zurückgehaltcn und dann durch die empor steigende Nadel wieder angezogcn wurde. Um nun eine Naht zu bilden, führte er durch die erzeugte Schlinge einen, in einem Weberschiffchen befindlichen, zweiten Faden hindurch, der e« ver hinderte, daß die gebildete Schlinge wieder au« dem Stoff herau«- gezogen wurde und c« ermöglichte, daß die aufeinanderfolgend gebildeten Schlingen mit einander verknüpft werden konnten. Zu dieser sicheren Verknüpfung war e« aber nöthig, Laß die Faden schlinge sich auch immer an derselben Stelle der Nadel bildete, um e« dem Schiffchen zu ermöglichen, sie jedesmal zu durchlaufen. Howe löste diese« Problem auf die genialste, weil einfachste, Weise dadurch, daß er der Nadel aus der einen Seite eine lange Furche gab, die Len von der Garnrolle kommenden Faden ausnehmen und vor der Reibung am Stoffe schützen mußte. Dadurch bildete sich die Schlinge stet« nur auf einer — der ungefurchten — Seite der Nadel und entstand also stet« an einer und derselben bestimmten Stelle. Diese« Prinzip der Schlingenbildung hat erst den Ausschwung der Nähmaschinen-Jnduslric und die immer weitere Einführung der Maschine in den Haushalt zum praktischen Gebrauch ermöglicht. Die Mechanik der Konstruktion der Howe- schcn Maschine hatte aber einen großen Fehler. ES war die un gleichmäßige Stoffverschiebnng. Sie geschah mittel» einer, Lurch Trieb- und Gehcstange bewegten, sogen. Heftplatte, auf welche der zu nähende Stoff immer streckenweise aufgesteckt und abge nommen werden mußte, sobald die betreffende Strecke genäht war. Diese, auf die Länge der Zahnstange beschränkte TranSportweisc, welche eben nur da« Nähen gerader Nähte gestaltete, erwie« sich lange Zeit al« ein große« Hinderniß der Verbreitung der Howe- schcn und damit der Nähmaschine überhaupt. Die durch die gewaltige Reibung an dem Stoffe hervor gerufene Erhitzung der Nadel, welche sich bei den früheren Kon struktionen fast bi« zur Verscngung de« Stoffe« steigerte, wußte Howe dadurch zu vermeiden, daß er die Nadel dicht hinter dem Oehrc dünner schliff, sodaß die Spitze und das Oehr ein größere« Loch, als der Durchschnitt der Nadel, in den Stoff stechen und so die Reibung de« eigentlichen Schafte» der Nadel aus ein Minimum herabbringcn mußte. Das sind die Hauplverdienstc Elia« Howe'» um die Näh maschine, Verdienste, die, ihrer Qualität wegen, seinen Namen auf immer mit dieser Maschine verknüpfen werden. Im Jahre 1819 am 9. Juli zu Spencer im Staate Massa chusetts geboren, finden wir den jungen Techniker schon mit 16 Jahren in einer Baumwollenspinnerei zu Lowell thätig, drei Jahre später, 1837, in Cambridge, wo er bei einem Bostoner Mecha nik»« in Arbeit war. Auf einer Landparthie in die Umgegend von Lowell müßte er in einem altenglischen Farmhause übernachten. Nach dem Abendessen zündete er sich eine Pfeife an und setzte sich aus einen Baumstumpf vor die Thüre. Bald hörte er die Tochter de« Hause» ein damals beliebte» englische» Volkslied singen. Ange zogen von der Melodie und den sic begleitenden — wie c» ihm schien — Taktschlägen, begab er sich in die Stube zurück und traf die« Mädchen am Webstuhl. Ohne sie zu stören, nahm er im Hintergründe Platz, sah ihr beim Weben zu und dachte über allerlei Erfindungen nach. Hier kam ihm die erste Idee zu einer Nähmaschine und auch gleich zur Anwendung de» Schiff chen». Früh Morgen» war er mit Sack und Pack verschwunden, nachdem er den Betrag seine» Logi«, in ein Tabaksbeutelchen gewickelt, auf dem Tisch seine« Zimmer» zurückgelassen hatte. Von nun an absorbirtc alle seine Gedanken nur immer die Konstruktion einer Nähmaschine, bi« e« ihm gelungen war, eine solche Maschine zusammenzustcllen. 1845 vollendete er dieselbe und ließ sie sich 1846 in Amerika patenliren, ohne indeß selbst weiteren Erfolg damit zu erzielen. 1847 ging er nach England und verkaufte seine Erfindung an W. Thoma«, welcher sich die selbe in England patenliren ließ. 1850 nach seinem Vaterland zurückgekehrt, fand er, daß Andere die Nähmaschine nachgcahmt und eingesührt haben. Er verklagte seine unehrlichen Konkur renten und eS gelang ihm auch, durch einen langwierigen Prozeß schließlich sein Urheberrecht zu beweisen. Jetzt erst wurde er be kannt, berühmt und — reich. Bi« zum Jahre 1867 hatte er schon über 2 Millionen Dollar» Einkünfte. Lange sollte er in dessen seine Reichthümer nicht genießen. Er starb am 3. Oktober de» Jahre» 1867 in seinem Palast in Brooklyn. — Welch riesigen Aufschwung die Nähmaschine al» solche dem Schneidcrhandwerk und damit der Mode geben mußte und gab, kann man schon daraus entnehmen, daß, während ein geübter Schneider in einer Minute vielleicht 40, eine firme Schneiderin im selben Zeitraum 50 Stiche mit der Hand machen kann, mit der Nähmaschine wenigsten» 500 Stiche fertig gestellt werden können. Mit den besten modernen Maschinen, die mit Elektro over Gasmotor getrieben werden, ist e« möglich, in gerader Naht bi« zu 4000 Stiche in der Minute zu machen — eine fabelhafte Geschwindigkeit, die nur in der, doch nie ganz zu vermeidenden, Erhitzung und damit Erweichung der Nadel ihre natürliche Grenze findet. Roch zu Lebzeiten Howe'« wurden Verbesserungen über Ver besserungen an der Nähmaschine eingesührt, wodurch sie immer mehr und mehr in Anwendung kam, dennoch hat Deutschland, wa« die Fabrikation von Nähmaschinen anbetrifft, allen zivilisirten Ländern der Erde bereit» den Rang abgclaufen und namentlich die amerikanischen Fabrikate längst in den Schatten gestellt. Während in Nordamerika sich heute etwa 40 große Fabriken für "Nähmaschinen befinden, besitzt da« kleine deutsche Reich deren allein fast 60. England folgt erst in dritter Linie mit 30, Frankreich in vierter Linie mit nur 15, die anderen Länder im Verhältniß niedriger. Schweden, Italien und die Schweiz führen nur je eine einzige Nähmaschincnfabrik. Jyr Uermächtnitz. Roman von Maximilian Moegetin. (I. Fortsetzung.) Ruhe wollte er sich schaffen durch fleißige« Arbeiten, um seinem Herzen den Frieden wieder zu geben. Er la« die goldenen Worte seines großen Kaiser«: Bei allem Guten, welche« mir zu Theil wird, will ich dank bar auf Gott blicken, und be> allem Nebel, wa« mich trifft, will ich mich Gott unterwerfen, fest überzeugt, daß er überall mein Bestes will. Und was der Oberförster so nöthig brauchte, wa« er bedurfte zum Weiterarbeiten und Vorwärtsstreben, da« wurde ihm — ein seliger Trost, eine innere Ruhe, ein stiller Frieden. Wenn die lichten Streifen am östlichen Horizont den neuen Tag verkündeten, dann war der Oberförster schon in seinen For sten und der Förster Rudow, in dessen Belaus die Oberförster«! lag, hat ihn oft in stiller Andacht unter jener hohen Buche am kleinen Weiher gesehen, die der LieblingSplatz seiner Frau war. Dem alten Förster aber wurde sehr weh um« Herz und mit Thräncn wandte er sich weg. Jahrelang bewahrte er die« sein Geheimniß, denn er liebte seinen Vorgesetzten und ehrte das Andenken jener Frau, die stet» lieb und freundlich zu ihm, wie auch zu Jedermann war. Wieder ist ein Jahr dahingegangen, und wer den Oberförster in dieser Zeit nicht gesehen, wird ihn nur schwer wiedercrkannt haben. Vollständig ergraut sah man ihn durch seine Forsten gehen oder reiten. Seine hohe Gestalt mit dem langen grauen Barte gab ihm dar Ansehen eine« Patriarchen, und obschon ihm die Regierung die Stellung eine« revidirenden Forstmeisters an geboten hatte, so lehnte er doch dankend ab, denn er wollte in Lindenheim leben und sterben. Als Hertha vier Jahre alt war, nahm der Vater seine Kousine, eine Frau vr. Weiler in Lindenheim, zur Erziehung seiner kleinen Tochter aus. Tante Doktor, wie sie Hertha nannte, war eine ältere Dame, die vor Jahren ihren Gatten, der Gymnasiallehrer in Königsberg war, verlor. Seit dieser Zeit lebte sie von ihrer geringen Pen sion bei ihrer Schwester, der verwittwcten Frau Kapitän Roberts daselbst, in Memel. Die beiden Damen lebten in stiller Zurückgezogenheit, und als auch Frau Roberts starb, hinterließ sie ihr gesammte» Ver mögen von zirka 35,000 M. ihrer einzigen Schwester. Frau vr. Weiler war eine äußerst sparsame und stolze Dame, die sich sehr bald in Lindenheim einlebte. Hertha erhielt eine sorgfältige Erziehung und kam mit dem 12. Jahre nach Königsberg in Pension. Der Oberförster, der mit der ganzen Liebe an seiner Tochter hing, wie auch diese an ihrem Vater, wollte es in ihrer Erziehung an nicht» fehlen lassen. In erster Linie sollte sie aber eipc tüchtige Hausfrau wer den. Nach ihrer Konfirmation war sie einige Zeit in Brombcrg, wo sie noch besonder« in der Musik ausgebildet wurde. Dann lauschte sic dem Lettc-Berein in Berlin verschiedene Künste ab und kehrte dann zurück nach ihrem freundlichen Lindcnheim, nach dem sic sich auch schon recht sehr sehnte. Mit inniger Freude betrachtete Steuer seine schöne Tochter, die wie die Haideblume heranwuch» und in der ganzen Umgebung die Rose von Lindcnheim genannt wurde. Um seine Tochter mit dem gesellschaftlichen Leben und Treiben vertraut zu machen, und um die Geselligkeit wieder zu pflegen, wurde mit einigen Nachbarn verabredet, wöchentlich einmal, und zwar de« Mittwoch« Spätnachmittag», eine Zusammenkunft zu arrangircn. So verlebte man den ersten Abend beim Rittergutsbesitzer von Wildcnau auf Wildenau, dem folgte der Amt»vorstehcr Thielemann, dann schloß sich der Mühlcnbesitzer Ribol» aus Haide fließ an, und den Schluß machte Lindcnheim. Diese Abende waren meist froh und heiter. Die Damen de« Hause« tauschten ihre Erlebnisse au«, die junge Welt musi- zirte, sang oder spielte, und die alten Herren vereinigten sich zum Skat, vergaßen aber auch die Landwirthschaft und die Politik
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