Volltext Seite (XML)
Amts- Wil Aiizchebllitt Mr deu Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Ps. einschließl. der „Jllustr. Unterhaltungkbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. SV. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltigc Zeile 10 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 2b Ps. L8SN Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 46. Aahrgaag. Dienstag, den 4. Juli Nr. 3t und 53 des Verzeichnisses der unter das Schank- und Tanzstättenverbot gestellten Personen sind zu streiche«. Stadtrath Eibenstock, den 3. Juli 1899. Heste. Der Jiriede und die drei Kaisermächle. Der Friede Europas wird bewacht durch zwei große Bünd nisse, die zwar nicht dem Namen, aber doch der Sache nach gegen einander gerichtet sind: der Dreibund (Deutschland, Oesterreich, Italien) und der Zweibund (Rußland und Frankreich). Beide große Bundesgenossenschaften aber haben heute kaum eine andere, al« historische Bedeutung. Die Spannung zwischen Frankreich und Deutschland ist wesentlich gemildert, kein Mensch glaubt noch im Ernste daran, daß Rußland seine Hand bieten würde, um dem französischen Revanchegedanken zu dienen. Auch die zeitweilige Spannung zwischen Frankreich und Italien hat mit Abschluß de« neue» Handelsvertrages geendet. Nun weiß man aber, daß zwischen den Mächten noch andere Abmachungen bestehen, besonder« zwischen Rußland und Oester reich wegen der Balkan-, zwischen England und Italien wegen der Mittelmcer-Politik. Diese Abmachungen aber sind direkt aus den Frieden gerichtet, wie ja auch der Dreibund begründet wurde, um den Frieden zu sichern. Der südöstliche Wetterwinkel Europas, die Balkanhalbinsel, hat in der jüngsten Zeit wieder, wie schon so oft, dunkle« Gewölk gezeigt und bei dieser Gelegenheit hat die tonangebende Presse de« Auslände« wieder allerlei Verdächtigungen gegen die Auf richtigkeit der Beziehungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Ruß land auszustreuen versucht. Dem gegenüber nimmt der „Petersburger Herold", da« Organ de« russischen auswärtigen Amtes, Stellung und schreibt mit Bezug auf die serbisch-türkischen Grenzverletzungen der jüng sten Zeit: In einem Theil der nichtsriedlich gesinnten auswärtigen Presse ist der Versuch gemacht, die letzten bedauerlichen Zwischen fälle an der serbisch-türkischen Grenze dahin auszunutzen, da» Vcrhältniß zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn al« „getrübt" hinzuslellen. Es wurde angedeutet, daß die beiden Mächte auf dem Balkan jede für sich eine diplomatisch einander entgegengesetzte Aktion unternommen hätten. Die« ist die alte Geschichte, Rußland gegen Oesterreich oder Oesterreich gegen Rußland aus dem Balkan gegen einander au»- zuspielen und den dortigen Kleinstaaten eine kleinlich-egoistische Jntcressenpolitik zu ermöglichen, welche zeitweise für den von Rußland gewünschten Frieden äußerst gefährlich werden kann. Um nun aber bezüglich des serbisch-türkischen Konflikt« jede „Legendcnbildung" sofort im Keime zu ersticken, sind wir in der Lage, folgendes mitzutheilen: Sofort nach Bekanntwerden der blutigen Zusammenstöße zwischen Serben und Türken beauftragte der Minister de« Auswärtigen, Graf Murawiew, unsere diplo matische Vertretung in Belgrad, bei der serbischen Regierung freundschaftliche Vorstellungen zu erheben. Im Auftrage des Grasen Goluchowski schloß sich auch sofort der österreichische Vertreter in Belgrad diesem Vorgehen seines russischen Kollegen an, und beide Diplomaten überreichten gleichlautende Vorstell ungen. Dasselbe geschah dann auch in Konstantinopel. — E« cxistirtc also und existirt eine russisch-österreichische Parallelaktion, und da« Balkanübereinkommen zwischen Rußland und Oesterreich- Ungarn hat sich auch diesmal wieder glänzend bewährt und giebt im Verein mit der friedlichen Politik des Deutschen Reiches der Welt die Zuversicht aus einen langen und sicheren Frieden. Diese letztere Versicherung au« halbamtlicher russischer Quelle ist besonder« werthvoll und entspricht durchaus den thatsächlichen Verhältnissen. Manchem einfachen Mann mag es vielleicht natürlicher erscheinen, wenn Deutschland seinen engeren Anschluß mi die ihm volklich näher verwandten Staaten der angelsächsischen Rasse, an England und Nordamerika, suchen würde. Aber bei unparteiischer Erwägung kommt man doch dazu, einzusehen, daß die englische Politik zu sehr auf den Grundton de» Egoismus gestimmt ist, um eine Annäherung an England einer solchen an Rußland vorzuziehen. Rußland wahrt sein Interesse energisch, wir auch! Da« ist selbstverständlich. Aber ebenso selbstverständ lich ist in der Politik da« „Leben und Lebenlasscn!" Aus der Balkanhalbinsel hat Deutschland so gut wie keine Interessen. Ihm muß allerdings daran liegen, daß dort der Friede gewahrt bleibt, weil auch die kleinste Flamme einen großen Brand entstehen lassen kann. Die Nationalitätchen auf der Balkanhalbinsel sind nicht im Stande, jede für sich einen Staat zu bilden. Macevonier und Albanesen, Großserben und Armenier haben ja kaum in der heutigen Türkei noch Raum zu Staaten bildungen; sie würden bald übereinander hersallen und einer den andern auszufressen versuchen. Da« darf nicht sein, um des all gemeinen Frieden« willen nicht, und diesen Standpunkt hat Deutsch land von je eingenommen. Die Erklärung de« „Herold" zeigt zudem, daß die frühere Nebenbuhlerschaft Oesterreich« und Rußland« auf der Balkan halbinsel einer gemeinsamen Haltung beider Mächte hat weichen müssen und damit ist ein neue« werthvolle« Unterpfand für die Erhaltung de« Weltfrieden« gegeben. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die deutsch-spanische Verein barung über gegenseitige Gewährung der Meistbegünstigung tritt laut Bekanntmachung de« Auswärtigen Amts in beiden Ländern mit dem 1. Juli in Geltung. Auch der Karolinenvertrag ist am Freitag im „Reichsanzeiger" veröffentlicht worden. — Bekanntlich finden die Kaisermanöver diese« Jahr in Süddeutschland unter Bctheiligung de« württembergischen, ba dischen und elsässischen Armeekorps statt. Außer ihnen werden aber in Lothringen in der letzten Hälfte de« August auch noch große Bclagerungeübungcn ebenfalls in Gegenwart de« Kaisers zur Ausführung kommen. Als Schauplatz dafür ist au»- ersehen die kleine Festung Dicdcnhofen in der nordwestlichen Ecke Lothringens am linken User der Mosel. Es nehmen daran preuß ische und bayrische Truppen lheil, u. A. das in Metz garnisonirendc Rheinische Fußartillerie-Regimcnt Nr. 8 und da« König-Jnfan- terie-Regiment Nr. 14ö. Auch werden zahlreiche auswärtige Offiziere zu den Hebungen erwartet. — ES wird allgemein anerkannt, daß die Entfaltung und das Einschreiten einer starken m ilitärisch en Macht im Kohlen revier von Herne sehr wesentlich zur schnellen Niederschlagung der Exzesse und in Verbindung damit auch zur Verhütung eines durch den Terrorismus der Aufrührer erweiterten Stritt» gewirkt hat. So lesen wir in einem Bericht der „Köln. VolkSztg.": „Das Militär wurde allseitig freundlich behandelt. Die Haltung des Militärs war entschieden ernst, aber ohne verletzende Schärfe. Die auf den Zechen stationirten Truppen sind angewiesen, den Arbeitswilligen den weitestgehenden Schutz angedeihen zu lassen, und sic, wenn nothwcndig, bi« aus ein Kilometer Entfernung von und zur Zeche zu begleiten." Von allen Seiten wird be stätigt, daß die große Zahl der Ausständigen vom Dienstag und Mittwoch zumeist daraus zurückzuführcn ist, daß viele Bergleute sich vor den Rohheiten der jungen polnischen Raufbolde fürchteten. Obwohl also da« genannte Zentrumsorgan selbst konstatirt, wie die Arbeitswilligen des weitestgehenden militärischen Schutzes be durften, stimmt e« doch in den Chorus der freisinnigen und sozial demokratischen Blätter ein, welche leugnen, daß die Vorkommnisse in Herne auch nur im Geringsten zu Gunsten de« Gesetzentwurf» zum Schutz de« gewerblichen Arbeitsverhältnisses sprächen! Wenn übrigens von anderer Seite die dauernde Verlegung von Garni sonen in das Kohlenrevier angeregt wird, so liegen gegen eine solche Maßregel sehr ernste militärische Gründe vor. Und gerade die Gegner des vielvcrjchriencn „Militarismus" müßten aner kennen, daß man bürgerlichen Exzessen, wenn irgend möglich, auf Grund der bürgerlichen Gesetze und der staatlichen Zivilgewaltcn bcikommen sollte. Thatsächlich hat die Gendarmerie bei Herne in den kritischen Tagen nach den meisten Berichten da« Menschen mögliche geleistet. Die Befürchtungen über Ausdehnung de» Strike» scheinen sich glücklicherweise nicht zu bestätigen. Die Be erdigung der Opfer des Zusammenstoßes vom Dienstag hat Sonnabend Morgen um 6 Uhr stattgesunden. Den Särgen folgten nur wenige Leidtragende. Zur größeren Sicherheit waren Polizeibcamtc am Wege aufgestellt. Auf dem Friedhöfe wurde eine kurze Leichenfeier abgehalten. — Im koburg-gothaischen Landtag hat am Freitag Staatsministcr v. Strenge erklärt, daß der Herzog von Eonnaught für sich unbedingt zu Gunsten de« Herzogs von Albany verzichtet, sein Sohn, der Prinz von Eonnaught, nur bedingt auf sein Erb recht verzichtet, indem sich letzterer da» Erbrecht vorbehält für den Fall, daß der Herzog von Albany vorzeitig stirbt oder dessen Mannesstamm erlischt. Der Vormund de« Herzog« von Albany ist der Erbprinz von Hohenlohe-Langenburg. Außerdem ist dem Landtag da« RegentschaftSgeietz zugegangen. Dasselbe verlang«, daß der Vormund auch RcgierungSverwcscr sein soll, fall« der Herzog von Albany etwa in minderjährigem Alter zur Regierung gelangen sollte. Die bezüglichen Vorlagen wurden an die Ver fassungs-Kommission überwiesen. — Prinz Heinrich weilt gegenwärtig in Japan. Er traf ain Donnerstag in Jokohama ein und setzte alsbald die Reise nach Tokio fort, um dem Kaiser von Japan einen Besuch abzustatten. Zur Begrüßung war ein japanische« Geschwader im Hafen von Tokio anwesend. — Die Unruhen bei Kiautschou sind der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge nach jetzt eingetroffenen -Nachrichten fast völlig be endigt. Der chinesische Provinz-Gouverneur hat eine Kommission von Beamten berufen, der es zur Ausgabe gemacht ist, in Kaumi die völlige Ordnung wiedcrherzustellcn. Der Erfolg der deutschen Expedition ist hiernach nicht zu bezweifeln. — Oesterreich-Ungarn. Ueber eine Flottcnverstärk- ung für Oesterreich-Ungarn wird berichtet, das gemeinsame Bud get werde außer der gewöhnlichen Steigerung de» Hecresbubget« um etwa 3'/, Millionen auch eine nicht unbeträchtliche Erhöhung de« Marinebudget« für Schifs«bautcn behuf» allmählicher Ver wirklichung de« Flottenprogramm« enthalten. — Frankreich. Dreyfu« Hal in der Nacht zum 1. d. Gnüchtcl. wieder französischen Boden betreten. E« wird darüber aus Ren ne«, 1. Juli, berichtet: Potizcidirektor Viguin begab sich gestern Abend von hier nach Quiberon. Um 9 Uhr Abends erhielt da« dort liegende Stationsschiss „Eaudan" Befehl, dem Kreuzer „ Sfax", welcher von hoher See signalisirt wurde, cntgcgenzufahrcn. Da« Wetter war sehr schlecht. Die beiden Schiffe konnten lange Zeil nicht an einander anlegen, endlich wurde gegen lUhc Nachts von dem „Eaudan" ein Ruderboot abgelassen, dem cS gelang, an den „Sfax" heranzukommcn. Da« Boot nahm Dreyfu« an Bord und kehrte sodann nach der Küste zurück, wo eine Eompagnie Infanterie Ausstellung genommen hatte. Dreyfu» wurde nun mehr an Land gebracht und dem Polizeidirektor Viguiü übergeben, welcher alsbald mit Dreyfu» und zwei SichcrheitSinspektoren in einem bercitstchcndcn Wagen nach dem Bahnhof fuhr. Noch im letzten Augenblick vor der Abfahrt de» ExtrazuzeS, welcher Drey- fu« von Quiberon nach Rennes führte, entstand ein Zwischenfall dadurch, daß ein Beamter de« Gesundheitsamts Dreyfu« nicht abrcisen lassen wollte, weil er von den Kolonien komme. Selbst verständlich wurde diese Angelegenheit schnell geregelt. Augen zeugen, welche Dreyfu« bei seiner Ankunft hier flüchtig sehen konnten, versichern, daß er sich sehr gerade hielt und keineswegs krank aussah. — Heute Morgen wurde Frau DreyfuS in die Gcfängnißzclle ihre« Mannes zugclassen. Das Wiedersehen war tiefbewegend. — Belgien. In Belgien wird wahrscheinlich der Versuch gemacht werden, den Sturm durch einen Ministerwechsel zu be schwören. Die Konferenz, welche der König am Donnerstag Vor mittag mit dem Ministerpräsidenten und dem Justizministerium gehabt hat, wird dahin gedeutet, daß das Kabinet Vandcnpeerc- boom seine Entlassung nehmen und durch ein Ministerium Dc- londtSheer ersetzt werden soll. Ob aber ein Ministcrwechsel ohne gleichzeitige Zurückziehung des Wahlgesetzes genügen wird, die Ruhe wieder herzustcllen, darf mehr als zweifelhaft erscheinen. In Brüssel haben in den letzten Tagen allabendlich bis tief in die Nacht erhebliche Ruhestörungen stattgesunden, bei denen c» Todte und Verwundete gab und auch sonst großer Sachschaden angerichtel wurde! — Brüssel, 1. Juli. Die Bürgermeister von Brüssel, Antwerpen, Lüttich und Gent wurden heute Mittag vom König in Audienz empfangen und erklärten demselben, sie könnten nicht mehr für die Aufrechterhaltung der Ordnung einstehcn, wenn das Ministerium die Wahlvorlage nicht zurückziehc. In seiner Antwort stützte sich der König auf die Konstitution, welche ihm sein Verhalten verzeichne. — Italien. In den italienischen politischen Kreisen, ins besondere aber in den Reihen der Armee ist man, wie aus Rom berichtet wird, von der Strenge der über den General Gilet la verhängten Strafe sehr peinlich berührt worden. In den italie nischen Blättern wird einhellig betont, daß die Ahndung der Ver gehens, dessen man den General allenfalls schuldig finden könnte, eine ganz unverhältnißmäßig scharfe sei. Man halte zwar in Anbetracht der gegenwärtig in Frankreich herrschenden Stimmung eine Vcrurtheilung vorauSgeschen, jedoch durchaus nicht ange nommen, daß sic so hart aussallen werde. Allgemein wünscht man die Eventualität, daß sich aus diesem Zwischenfalle eine die freundlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern trübende Verstimmung ergebe, vermieden zu sehen und giebt sich der Hoff nung hin, daß eine baldige Begnadigung de« General« platz greisen werde. — Spanien. Barcelona, 1. Juli. Bei der Eröffnung de« Munizipalraths in Badalona wurden au« der Mitte der Menschenmenge heran« Schüsse auf die Räthe abgegeben; drei derselben wurden getödtet, neun verwundet. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die Gesammt-Au«suhr nach den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika au« dem District der Consular- Agcntur Eibenstock betrug in der Zeit vom 1. Juli 1898 bi« 30. Juni 1899 : 2,829,983,« Mark. Da« Jahr 1898 99 hat gegen da« Jahr 1897,98 eine MchrauSfuhr von 272,732,»» Mark zu verzeichnen. Da» zweite Quartal diese« Jahre«, näm lich vom 1. April bi» 30. Juni, hat gleichfall» 486,971,» Mark mehr al« dasselbe Quartal im vorigen Jahre auszuweisen. — Eibenstock. Am verg. Sonnabend beging da« Eduard Preiß'sche Ehepaar Hierselbst im Kreise seiner Kinder sowie zahl reicher Enkel und Urenkel da« Fest dec goldenen Hochzeit. Da« Jubelpaar erfreut sich trotz seine« beiderseitigen Alter« von 80 Jahren noch großer körperlicher und geistiger Frische und wünschen auch wir demselben noch einen langen und freundlichen Lebensabend. Noch wollen wir bemerken, daß die Zahl der Enkel 40 und die der Urenkel 20 beträgt. — Schönheide. Am Sonnabend hatte sich hier der Plauensche Lehrergcsangverein, welcher aus einer Sängerreise be griffen war, eingesunden. Derselbe hatte im „Gambrinu«" einen Commer» veranstaltet, zu welchem auch da« hiesige Lchrcrcollegium und der Männcrgesangvercin Einladung erhalten hatten. Zum Empfang de« zuerst genannten Verein» hatte da» kehrercollegium