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Md durch- ^DMK^siNweisen. möchte.-7 Italien. Frankreich hat sich an die Spitze der katholischen Christenheit gestellt und den Schutz der weltlichen Papstmacht übernommen. Der Papst selbst thut eben falls das Möglichste, sich selbst zu schützen. Er bringt die Zahl seiner Soldtruppen, wie es heißt, auf 24,000 Mann. Diese sind für die Einwohnerzahl des Kirchen staatsrestes, der noch 600,000 Einwohner hat, gerade genug, nämlich 4 Procent, ganz abgesehen davon, daß angeworbene Soldtruppen weit, weit theurer zu stehen kommen, als ausgehobene Landeskindcr. Es dürfte dem Papste sauer, wo nicht unmöglich werden, aus dem Ertrage des Peterspfennigs solch ein Heer zu erhalten, denn aus den Einkünften des gräulich verschuldeten Kirchenstaatsrestes kann er es unbedingt nicht. Es ist eine eigene Bewandniß mit der „ewigen" Stadt Rom. Das alte Rom wollte die damals be kannte Welt beherrschen, und es läßt sich nicht leug nen, es hat es so ziemlich zu Stande gebracht. An die Stelle der alten römischen Kaiser traten gar bald die Päpste, welche die Welt geistig zu beherrschen strebten. Und es ist bekannt genug, daß ihnen dies gelang und sie Jahrhunderte hindurch Könige und Kaiser sich unterthan zu machen verstanden. Allein däs alte und das neue, das weltliche und geistliche Rom verfielen in ihrer Allmacht in einen großen Fehler. Vor dem alten Rom durfte kein Volksthum, keine Nationalität bestehen, sie mußte untergehen in der Herrschaft der Weltmacht. Das gegenwärtige, geistliche Rom will ebenfalls alle Selbstständigkeit, alle Nationalität der Völker beschränken. Das Volks bewußtsein ist aber fast in allen romanischen, un bedingt in den germanischen Nationen zu erstarkt und kräftig, als daß es sich von einer Autorität beschränken ließ, welche die volksthümliche Entwickelung hemmen wollte. Eben so groß ist das Verlangen nach natio naler Selbstbestimmung, in deren Hintergründe das gewaltige Gewicht gemeinsamer, nationaler Bildung und" Wissenschaft steht. Wie soll sich die Bildung unserer Zeit selbst in katholischen Ländern, Spanien kaum ausgenommen, den konfessionellen Forderungen und Befehlen Roms untcrordnen! Gerade in Italien, dem. Sitze des Papstthums, überwiegt die nationale Idee bei weitem allen Glauben an das Oberhaupt der Kirche. Der Schutz Frankreichs für den Papst ist Wohl ein mächtiger; ob aber, wenn zwei oder vier Augen sich geschlossen und die Umstände sich geändert haben werden, ein nachhaltiger, das möchten wir bc- zweifeln. Die Nachrichten aus Italien klingen übrigens immer bedenklicher; die Aufregung soll namentlich im Süden ihren Höhepunkt erreicht haben; alle Parteien streben dem gleichen Ziele zu: Wiedererlangung der ehewaligen Autonomie des Königreiches beider Sicilien. Die separatistische Bewegung soll sich in Calabricn Und in den Abruzzen am Entschiedensten manifestiren. ldie italienische Regierung nimmt bereits ihre Maßregeln gegen etwaige innere Unruhen; Mantua soll zu diesem Behufe besonders armirt und das ganzeFestungSvierecknochschärferbefestigtworden sein. R r u ü «iss v e i ch . Die französische Regierung soll ein Cireular er lassen haben, in welchem sie die Anzeige wacht, daß sie das Conferenz-Project aufgegeben habe. England. Nach Regierungsmittheilungen aus Egypten wäre die abessinische Expedition sistirt, da König Theodor die Erfüllung der Forderungen Englands zugesichert habe. Vermischtes. — Aus Wien wird unterm 17. December ge schrieben: Am Sonnabend früh kam mit dem Prager Zuge ein Telegraphenbeamter, Namens Ziehrer, mit Familie, aus seiner Frau, einem 8jährigen Knabery einem zweijährigen und einem viermonatlichen Mäd chen bestehend, sowie mit zwei Dienstmädchen, einem Stubenmädchen und einer Amme, aus Bodenbach hier an und stieg im „Hotel zum goldncn Kreuz" auf der Wieden ab. Herr Ziehrer erzählte, er habe in Ostindien eine Erbschaft von 2,300,000 Gulden gemacht, und sprach davon, daß er heute Morgen nach Paris abreisen wolle, aber beabsichtige, sich zu vor eine Werthheim'sche Casse, sowie ein Paar Pferde zu kaufen. Heute Morgen zwischen 4 und 5 Uhr wurde das Stubenmädchen durch ein Wehegeschrei, das aus dem Zimmer ihrer Herrschaft zu ihr drang, aus dem Schlafe aufgeschreckt. Als sich das Weh klagen wiederholte, eilte das Mädchen in das Zim mer der Herrschaft und sah zu ihrem Entsetzen, wie der Herr seine Frau mit den Anzeichen höchster Wuth zu erwürgen suchte. Kaum erblickte der Herr das Mäd chen, als er auf dasselbe losstürzte und ihr mit einem sogenannten l.ise-piesever einen heftigen Schlag auf den Kopf versetzte, sodaß das Mädchen, betäubt vor Angst und Schmerz, das Heil in der Flucht suchte. Hierauf wendete sich der wie wahnsinnig Ge berdende gegen seine Frau und erschoß mittels eines Revolvers vorerst diese, dann seine zweijährige Tochter, sodann stürzte er mit dem läfe-presever auf seinen achtjährigen Knaben zu und wollte diesen wie sein vier Monate altes Mädchen erschlagen. Leider ge lang cs ihm, den Säugling zu tödten, während er an der Ausführung des beabsichtigten Mordes seines Sohnes durch das Hinzukommen der Hausleute ver hindert wurde; doch erlitt der Knabe einige lebens gefährliche Verletzungen. Diese Unthaten vollzog der Wüthcrich unter fortwährendem Toben; schließlich ergriff er neuerdings den Revolver und entleibte sich durch einen dritten Schuß. Der noch lebende Sohn und die vier Leichen wurden in das allgemeine Krankenhaus gebracht, wo man Hoffnung hegt, den Knaben am Leben erhalten zu können. Das Stuben mädchen dürfte mit einer leichten Contusion davon kommen. Wie es mit den Erbschaftsverhältnissen ansgesehen hat, mag die Thatsache beweisen, daß mau bei dem Unglücklichen im Ganzen nur eine Baar schaft von 2 Gulden und einigen Kreuzern ge funden hat. — Nach neueren Nachrichten hatten ihn hoffnungslose Aussichten aus die betreffende Erbschaft wahnsinnig gemacht. (Dieser entsetzliche Fall scheint mit der in Nr. 95 d. Bl. berichteten Erbschafts angelegenheit eines Bodenbacher Telegraphen-Btamttn identisch, zu sein.): Ä.