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,1867 Mittwoch, den 13. November. schwanden, wo sonst die Anhänger Napoleons mit den Legitimisten und Republikanern dem Fluge der kaiserlichen Adler, weil sie französische waren, mit ungetheiltem Herzen folgten, wo sogar die mexikanische Expedition anfangs in ganz Frankreich populär war, daß da jetzt eine etwaige Niederlage der blau-weiß- rothen Tricolore durch die Garibaldianer gar nicht so ungetheilt das nationale Ehrgefühl empört hätte, als man wohl glauben dürfte. Der Römerzug Na poleons war gar nicht nach dem Geschmacke der Massen in Frankreich, über eine Niederlage hätten gewisse Parteien sogar schadenfroh gejauchzt. Die ganze Expedition stand ja im Widerspruch mit dm Ueberlieferungen und den Gefühlen Frankreichs. „Italien frei bis zur Adria!" war einst eine Loosung Napoleon's und heute wirft er die Italiener nieder, die sein früheres Programm erfüllen wollen. Dazu kommt die Spannung, auf die wir schon obm hin deuteten, zwischen dem päpstlichen Stuhle und seinem Cabinet. Die Hauptschwierigkeiten kommen erst: es war leichter, die schlechtbewaffneten Banden Gari- baldi's mit Hilfe des zum ersten Mal ins Feuer gekommenen mörderischen Chassepot-Gewehres aus reiben, als den starren Widerstand der päpstlich«! Curie gegen Reformm in der Verwaltung des Kirchenstaats zu brechen, die allein es verhindern werden, daß sich solche Catastrophen wieder erneuern. Was endlich die übrigen Mächte anlangt, so hat in dieser Frage Oesterreich eine sehr vorsichtige Haftung eingenommen; als vorzugsweise katholischer Staat wünscht eS natürlich dem Papst seine weltliche Macht erhalten zu sehen. England aber hat es entschieden abgelehnt, irgendwie an einem Congresse sich zu be theiligen, welcher bestimmt sein soll, diesen weltlichen Besitz zu garantiren. Preußen endlich (Rußland hat noch nichts von sich verlauten lassen) beobachtet ein tiefes Schweigen, über seine Anschauungsweise; man wird nicht daraus klug, ob es mehr mit Italien, als mit Frankreich sympathisiert. — Haben wir so in großen Umrissen den Eindruck gezeichnet, welchen dye Verlauf des Schauspiels in Italien, welch«! ins besondere der Kampf bei Tivoli auf alle die gemacht hat, die zunächst an der brennenden Streitfrage bei theiligt sind, so ziemt es jetzt wohl, das Gebiet der für : H Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -es Königlichen Verichtsamtes und -es Stadtrathes zu Difchofswer-a. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabend«, und kostet vierteljährlich 12'j, -kgr Inserate werden nur bis Dienstag« und Freitags früh 8 Uhr angenommen. Nach der Catastrophe von Tivoli läuft das Schau- Mel im Kirchenstaate rasch seinem Ende zu. Derer aber, welche vollständig von seinem Ausgange befriedigt wären, sind nicht Viele, vielleicht ist es Niemand. Daß die Italiener nicht sonderlich über die französische Intervention erbaut sind, bedarf keiner Erörterung; die „hehre Mutter Roma", wie sie Gari baldi so oft in seinen Proklamationen nannte, ist als Hauptstadt Italiens ihnen auf lange Zeit unmöglich ge worden; Garibaldi selbst, anstatt unter den Mauern Roms zu sterben, wie er prahlte, sitzt dumpf brütend in einer kleinen unzugänglichen Seefestung, die er vielleicht nur verlassen wird, um in Nordamerika Vergleiche anzustellen zwischen der großartigen Energie eines wirklich freien Volkes und dem Strohfeuer einer Nation, die durch den Uebergang zum Einheits staat verarmt, ausgesogen, schwach und entnervt wor den ist. Der Papst, gerettet durck den Sieg der rothen Hosm über die rothen Hemden, statt darüber nachzudenken, wie er sein armes überschuldetes Land vor dem gänzlichen Bankerotte retten kann, entzweit sich bereits mit seinem Wohlthäter, überwirft sich mit Napoleon, ohne den er wie der ewige Jude nach der Einnahme Jerusalems auf der Erde oder dem Meere umherirren würde, um sein Haupt irgendwo zu bergen. Ihm ist es nicht genug, daß der älteste Sohn der Kirche die revolutionären Banden aus dem Kirchenstaat vertrieben hat; es graut ihm vor den Plänm Napoleons, die darauf ausgehen, die innere Verwaltung des Kirchenstaates und Roms ein wenig nach modernen Anschauungen von Völkerwohl umzu gestalten; der Gedanke, daß das seinem Krummstabe unterworfene Gebiet nicht blos Bettler und Mönche, sondern freie Bürger tragen soll, verursacht ihm Blutandrang und Herzklopfen. Er setzt allem Dränge» Napoleons nach Reformen in der Verwaltung das starre: Aon possumus! entgegen. Aber auch Na poleon und Frankreich sind mit der italienische» Tragödie nicht zufrieden. Line eigenthümliche Er scheinung ist eS, daß in Frankreich,, wo sonst bei piurm auswärtigen Kriege alle Partei-Uuterschieye S«eümdt«aatt-ß»r Jahrgang